Was am Ende des Lebens wirklich zählt
-
0:03 - 0:06Wir brauchen alle
einen Grund aufzuwachen. -
0:07 - 0:10Ich brauchte dafür nur 11 000 Volt.
-
0:11 - 0:15Ich weiß, Sie sind zu höflich zu fragen,
also erzähle ich weiter. -
0:15 - 0:18Es war eine Nacht
in meinem 2. Studienjahr. -
0:18 - 0:20Es war Herbst.
-
0:21 - 0:24Ein paar Freunde und ich alberten herum
-
0:24 - 0:28und wir beschlossen, auf einen geparkten
Eisenbahnwagen zu klettern. -
0:28 - 0:31Er stand einfach da,
mit seinen Oberleitungen. -
0:31 - 0:35Irgendwie erschien uns
das damals als gute Idee. -
0:35 - 0:37Wir hatten schon Dümmeres gemacht.
-
0:38 - 0:41Ich huschte die hintere Leiter hoch,
-
0:41 - 0:43und als ich aufstand,
-
0:43 - 0:47schoss der elektrische Strom
in meinen Arm, -
0:47 - 0:50schoss runter und raus
aus meinen Füßen, und das war's. -
0:52 - 0:55Sie werden's nicht glauben:
die Uhr funktioniert noch. -
0:56 - 0:57Hält was aus!
-
0:57 - 0:59(Gelächter)
-
0:59 - 1:01Mein Vater trägt sie jetzt,
aus Verbundenheit. -
1:03 - 1:07Ab dieser Nacht begann meine offizielle
Beziehung mit dem Tod, -
1:07 - 1:09mit meinem Tod,
-
1:09 - 1:13und meine lange Laufbahn als Patient.
-
1:13 - 1:14Ein gutes Wort.
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1:14 - 1:17Es bedeutet "einer, der leidet".
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1:17 - 1:20Ich schätze, wir sind alle Patienten.
-
1:20 - 1:22Das amerikanische Gesundheitssystem
-
1:22 - 1:25hat eine gewaltige Menge an Problemen --
-
1:25 - 1:28und sicher auch seine gute Seiten ...
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1:28 - 1:32Ich bin jetzt Arzt, spezialisiert
auf Hospiz- und Palliativmedizin. -
1:32 - 1:35Ich habe Pflege von beiden Seiten erlebt.
-
1:35 - 1:39Und glauben Sie mir: Fast alle, die
im Gesundheitswesen tätig werden, -
1:39 - 1:43haben gute Absichten --
ehrliche Absichten. -
1:43 - 1:46Aber wir, die darin arbeiten,
-
1:46 - 1:48sind ungewollt auch
Vertreter eines Systems, -
1:48 - 1:52dass Patienten zu oft im Stich lässt.
-
1:52 - 1:53Warum?
-
1:54 - 1:57Es gibt sogar eine recht einfache
Antwort auf diese Frage -
1:57 - 1:59und sie erklärt einiges:
-
1:59 - 2:02Das Gesundheitswesen wurde konzipiert
-
2:02 - 2:06mit Krankheiten,
nicht Menschen, im Mittelpunkt. -
2:06 - 2:10Das heißt, natürlich,
dass es schlecht konzipiert wurde. -
2:10 - 2:16Und nirgendwo sind die Auswirkungen
schlechter Konzepte so herzzerreißend -
2:16 - 2:20und die Chance für gute
Konzepte ist so überwältigend, -
2:20 - 2:22wie am Ende des Lebens,
-
2:22 - 2:26wo alles so klar und konzentriert ist.
-
2:26 - 2:29Da gibt es keine zweiten Versuche.
-
2:30 - 2:35Meine Absicht heute ist, mich übergreifend
an alle Wissenszweige zu wenden, -
2:35 - 2:39und zu einem großen Gespräch über die
Gestaltung neuer Konzepte einzuladen, -
2:39 - 2:45das bedeutet,
Gestaltungswillen und Kreativität -
2:45 - 2:48in das Erlebnis des Sterbens einzubringen.
-
2:49 - 2:53Vor uns liegt eine riesige Chance.
-
2:53 - 2:58Wir stehen vor einer der wenigen
universellen Herausforderungen, -
2:58 - 3:01sowohl als Einzelpersonen
als auch als Zivilgesellschaft: -
3:01 - 3:06dass wir umdenken und neu gestalten,
wie das mit unserem Sterben ist. -
3:07 - 3:10Also lasst uns am Ende anfangen.
-
3:12 - 3:16Für die meisten ist das Schrecklichste
am Tod nicht, tot zu sein -- -
3:16 - 3:18es ist das Sterben, das Leiden.
-
3:18 - 3:20Ein wichtiger Unterschied.
-
3:20 - 3:23Um das besser zu verstehen,
ist es hilfreich zu unterscheiden -
3:23 - 3:27zwischen dem Leiden,
das wirklich notwendig ist, -
3:27 - 3:30und dem Leiden, das wir ändern können.
-
3:30 - 3:36Ersteres ist ein natürlicher, wichtiger
Teil des Lebens, der Preis des Lebens. -
3:36 - 3:41Für diesen Teil müssen wir Raum lassen,
müssen uns anpassen, damit wachsen. -
3:43 - 3:46Es kann eine wirklich gute Sache sein,
-
3:46 - 3:49Kräfte zu erkennen,
die größer sind als wir selbst. -
3:49 - 3:52Sie helfen Dinge einzuordnen,
-
3:52 - 3:55in den gesamten Kosmos.
-
3:57 - 4:00Als ich meine Gliedmaßen verloren hatte,
-
4:00 - 4:04wurde dieser Verlust
eine Tatsache, feststehend, -
4:04 - 4:07ein notwendiger Teil meines Lebens.
-
4:07 - 4:13Ich lernte, dass ich diese Tatsache ebenso
wenig ablehnen kann, wie mich selbst. -
4:15 - 4:18Es dauerte eine Weile,
aber schließlich lernte ich es. -
4:19 - 4:21Großartig in Bezug auf
notwendiges Leiden ist, -
4:21 - 4:25dass es genau das ist,
-
4:25 - 4:30was Patient und Pfleger verbindet --
-
4:30 - 4:32beides menschliche Wesen.
-
4:33 - 4:37Wir erkennen schließlich:
Genau hier geschieht Heilung. -
4:38 - 4:41Ja, Mitleid -- ganz wörtlich,
wie wir gestern hörten -- -
4:41 - 4:43zusammen leiden.
-
4:45 - 4:48Aber andererseits ist
auf der Seite des Systems -
4:48 - 4:52so viel Leiden unnötig hausgemacht.
-
4:52 - 4:55Es dient keinem guten Zweck.
-
4:55 - 4:57Aber die gute Nachricht ist:
-
4:57 - 5:01Da diese Art Leiden hausgemacht ist,
können wir daran etwas ändern. -
5:02 - 5:05Darauf wie wir sterben,
haben wir tatsächlich Einfluss. -
5:06 - 5:11Das System zu sensibilisieren
für diesen grundlegenden Unterschied -
5:11 - 5:14zwischen notwendigem
und unnötigem Leiden, -
5:14 - 5:18ist die Grundlage für drei erste Ideen
für Gestaltungsprinzipien. -
5:18 - 5:23Schließlich sollen wir als Pflegende,
als Menschen, die sich kümmern wollen, -
5:23 - 5:28Leiden mildern und nicht
zusätzliche Belastungen schaffen -- -
5:30 - 5:33ein Grundsatz jeder Palliativmedizin.
-
5:33 - 5:36Ich sage das als moralischer Unterstützer,
-
5:36 - 5:39genauso wie als behandelnder Arzt.
-
5:39 - 5:45Kurze Anmerkung: Bei Palliativmedizin
-- wichtig, aber oft missverstanden -- -
5:45 - 5:48geht es auch, aber nicht nur,
um die Pflege am Ende des Lebens. -
5:48 - 5:51Es geht nicht nur um Hospize.
-
5:51 - 5:55Es geht um Wohlfühlen
und gutes Leben in jeder Phase. -
5:55 - 5:58Sie müssen also nicht
kurz vorm Tod stehen, -
5:58 - 6:01um Palliativmedizin zu genießen.
-
6:01 - 6:04Ich möchte Ihnen nun Frank vorstellen --
-
6:06 - 6:07als gutes Beispiel dafür.
-
6:07 - 6:09Ich behandle Frank seit mehreren Jahren.
-
6:09 - 6:13Er hat fortgeschrittenen Prostata-Krebs
und ist seit langem HIV-positiv. -
6:14 - 6:17Ich behandle seine Knochenschmerzen
und Erschöpfung, -
6:17 - 6:21aber meistens denken wir zusammen
laut über sein Leben nach -- -
6:21 - 6:23über unsere Leben.
-
6:23 - 6:25So kann Frank trauern.
-
6:25 - 6:27So kann er Schritt halten
mit den Verlusten, -
6:27 - 6:29die ständig auf ihn zukommen,
-
6:29 - 6:33so dass er für den nächsten
Augenblick bereit ist. -
6:34 - 6:39Verlust ist eine Sache,
aber Bedauern noch etwas anderes. -
6:39 - 6:41Frank war immer ein Abenteurer.
-
6:41 - 6:44Er sieht aus wie auf einem Bild
von Norman Rockwell -- -
6:44 - 6:46und ist kein Fan von Bedauern.
-
6:47 - 6:49Also war nicht überraschend,
als er eines Tages ankam -
6:49 - 6:53und sagte: "Ich will mit dem Floß
den Colorado River runter." -
6:53 - 6:55War das eine gute Idee?
-
6:55 - 7:00Mit all den Risiken und seiner Gesundheit
würden viele sagen: Nein. -
7:00 - 7:03Sagten sie auch, aber er
machte es, als er noch konnte. -
7:04 - 7:08Es war ein toller, wundervoller Ausflug.
-
7:09 - 7:14Eiskaltes Wasser, glühende Hitze,
Skorpione, Schlangen, -
7:14 - 7:20wilde Tiere und ihr Geheul
vor der Kulisse des Grand Canyon, -
7:20 - 7:24die großartige Seite der Welt
jenseits unserer Kontrolle. -
7:24 - 7:26Franks Entscheidung war wohl dramatisch,
-
7:26 - 7:29ist aber genau das,
was viele machen würden, -
7:29 - 7:35wenn wir Hilfe dabei hätten rauszukriegen,
was für uns jeweils das Beste ist. -
7:37 - 7:41Vieles, über das wir jetzt reden,
ist eine Verschiebung der Perspektive. -
7:43 - 7:45Nach meinem Unfall
ging ich zurück auf die Uni -
7:45 - 7:48und fing mit Kunstgeschichte an
-
7:48 - 7:53Ich dachte, bei visueller Kunst würde
ich etwas über das Sehen lernen -- -
7:54 - 7:57eine wichtige Lektion für einen Typen,
der nicht so viel ändern konnte -
7:57 - 7:59von dem, was er sah.
-
8:01 - 8:04Perspektive, diese Art von Alchemie,
mit der wir Menschen spielen dürfen, -
8:04 - 8:08die Angst in eine Blume verwandeln kann.
-
8:10 - 8:14Jetzt arbeite ich an einem
tollen Ort in San Francisco -
8:14 - 8:16namens "Zen Hospice Project".
-
8:16 - 8:18Dort haben wir ein kleines Ritual,
-
8:18 - 8:20das bei einer
Perspektivenverschiebung hilft. -
8:20 - 8:23Wenn einer unserer Bewohner stirbt,
-
8:23 - 8:28kommen die Bestatter, und während wir
den Leichnam durch den Garten schieben, -
8:28 - 8:30machen wir eine Pause kurz vor dem Tor.
-
8:30 - 8:32Jeder, der das möchte,
-
8:32 - 8:35Mitbewohner, Familie,
Pfleger, Eherenamtliche, -
8:35 - 8:37auch die Bestatter
-
8:37 - 8:42können eine Geschichte,
ein Lied oder Schweigen beisteuern, -
8:42 - 8:45während wir den Leichnam
mit Blüten bestreuen. -
8:45 - 8:48Es dauert nur ein paar Minuten.
-
8:48 - 8:53Es ist ein schönes, einfaches Bild,
um die Trauer voller Wärme einzulassen, -
8:53 - 8:55eher als die Abscheu.
-
8:56 - 9:01Halten wir dagegen das typische Erlebnis
in einem Krankenhausumfeld. -
9:01 - 9:06Etwa so: Ein Raum mit Neonlicht
voller Schläuche und piepender Maschinen -
9:06 - 9:10und blinkende Lichter, die weiterblinken,
selbst wenn der Patient stirbt. -
9:11 - 9:14Reinigungskräfte stürmen rein,
der Leichnam soll schnell raus, -
9:14 - 9:20und es fühlt sich an, als ob
die Person nie existiert hat. -
9:21 - 9:24Dient natürlich einem
guten Zweck, der Keimfreiheit. -
9:24 - 9:27Aber Krankenhäuser greifen
all unsere Sinne an, -
9:27 - 9:33bestenfalls können wir dort
nur noch auf Betäubung hoffen. -
9:33 - 9:37Anästhesie -- buchstäblich
das Gegenteil von Ästhetik. -
9:38 - 9:43Krankenhäuser können eine Menge
erreichen; deshalb bin ich noch am Leben. -
9:44 - 9:47Aber wir verlangen
zuviel von Krankenhäusern. -
9:47 - 9:51Sie sind richtig für akute Verletzungen
und behandelbare Krankheiten. -
9:51 - 9:55Sie sind keine Orte zu wohnen und sterben.
Dafür sind sie nicht konzipiert worden. -
9:58 - 10:00Wohlgemerkt -- ich gebe
die Hoffnung nicht auf, -
10:00 - 10:04dass unsere Einrichtungen
menschlicher werden können. -
10:04 - 10:07Schönheit kann überall gefunden werden.
-
10:09 - 10:12Während eines Aufenthalts
auf einer Verbrennungsstation -
10:12 - 10:14im St.Barnabas-Hospital
in Livingston, New Jersey, -
10:14 - 10:18wurde ich wirklich immer optimal gepflegt,
-
10:18 - 10:21einschließlich guter Schmerzbehandlung.
-
10:21 - 10:24Eines Nachts fing es
draußen an zu schneien. -
10:25 - 10:29Die Krankenschwestern beschwerten sich
über die üblen Straßenverhältnisse. -
10:30 - 10:32Und in meinem Zimmer gab es kein Fenster.
-
10:32 - 10:36Aber es war toll sich vorzustellen,
wie der Schnee langsam fiel. -
10:37 - 10:41Am nächsten Tag schmuggelte eine Pflegerin
einen Schneeball für mich ein. -
10:41 - 10:43Sie brachte ihn an mein Bett.
-
10:45 - 10:50Mit unvorstellbarem Entzücken
hielt ich ihn in meiner Hand -
10:50 - 10:53und die Kälte drang
in meine brennende Haut. -
10:53 - 10:56Es war wie ein Wunder --
-
10:56 - 11:00die Faszination, als ich zusah, wie er
schmolz und sich in Wasser verwandelte. -
11:03 - 11:05In diesem Moment
war es wichtiger für mich, -
11:05 - 11:10ein Teil dieses Planeten
in diesem Universum zu sein, -
11:10 - 11:12als die Frage, ob ich leben
oder sterben würde. -
11:12 - 11:16Dieser kleine Schneeball enthielt
die Inspiration, die ich brauchte, -
11:16 - 11:19um sowohl leben zu wollen,
als auch den Tod akzeptieren zu können. -
11:19 - 11:23Im Krankenhaus ist so etwas
ein gestohlener Augenblick. -
11:24 - 11:28In meiner Arbeit habe ich
viele Menschen kennnengelernt, -
11:28 - 11:30die bereit waren zu gehen, zu sterben,
-
11:31 - 11:36nicht weil sie einen endgültigen Frieden
oder Transzendenz gefunden hatten, -
11:36 - 11:41aber weil sie so einen Abscheu hatten vor
dem, was aus ihrem Leben geworden war -- -
11:43 - 11:47isoliert, hässlich ...
-
11:51 - 11:58Eine Rekordzahl an Menschen lebt mit
chronischen und tödlichen Krankheiten, -
11:58 - 11:59und wird dabei immer älter.
-
12:00 - 12:05Wir sind absolut unvorbereitet
für diesen "Silber-Tsunami". -
12:07 - 12:11Wir brauchen eine Infrastruktur,
die dynamisch genug ist, -
12:11 - 12:15diese erdrutschartigen Änderungen
in der Bevölkerung zu verkraften. -
12:16 - 12:19Jetzt ist die Zeit, etwas Neues,
etwas Lebenswichtiges zu schaffen. -
12:19 - 12:21Wir können das, weil wir es müssen.
-
12:21 - 12:24Die Alternative ist einfach unannehmbar.
-
12:24 - 12:26Und wir kennen die wichtigsten Zutaten:
-
12:26 - 12:29Strategie, Bildung, Schulungen,
-
12:29 - 12:32Systeme und ihre Umsetzung in die Praxis.
-
12:33 - 12:36Wir haben jede Menge Input
für Designer jeglicher Art. -
12:37 - 12:39Wir wissen z. B. aus der Forschung,
-
12:39 - 12:43was am wichtigsten für Menschen ist,
die dem Tod näher sind: -
12:43 - 12:47Sie wollen sich
wohl fühlen und unbeschwert -
12:47 - 12:50und wollen ihren Liebsten keine Last sein;
-
12:50 - 12:55existentiellen Frieden und ein Gefühl
von Staunen und Spiritualität. -
12:57 - 13:01In den fast 30 Jahren im Zen-Hospiz
-
13:01 - 13:05haben wir von unseren Bewohnern
noch vieles mehr im Detail gelernt. -
13:06 - 13:08Kleine Dinge sind gar nicht so klein.
-
13:09 - 13:11Zum Beispiel Janette.
-
13:11 - 13:14Sie hat ALS, und es fällt ihr
jeden Tag schwerer zu atmen. -
13:14 - 13:16Und man glaubt es kaum --
-
13:16 - 13:20aber sie will wieder anfangen zu rauchen,
-
13:20 - 13:22ausgerechnet französische Zigaretten --
-
13:25 - 13:27nicht aus selbstzerstörerischer Neigung,
-
13:27 - 13:30aber sie will das Gefühl haben,
-
13:30 - 13:33dass ihre Lungen gefüllt sind,
während sie die noch hat. -
13:33 - 13:34Prioritäten ändern sich.
-
13:36 - 13:39Oder Kate -- sie braucht
nur die Gewissheit, -
13:39 - 13:42dass ihr Hund Austin
am Fußende ihres Betts liegt -- -
13:42 - 13:46seine kalte Schnauze
an ihrer trockenen Haut, -
13:46 - 13:49Anstatt noch mehr Chemo,
die durch ihre Adern strömt -- -
13:49 - 13:50das hat sie hinter sich.
-
13:51 - 13:56Sinnliche, ästhetische Bereicherung,
die uns jede Minute, -
13:56 - 14:00jeden Moment dafür belohnt,
dass wir einfach sind. -
14:03 - 14:08Oft geht es nur darum, dass wir unsere
Lebenszeit lieben, über die Sinne, -
14:08 - 14:13über den Körper, der ja genau das ist,
was lebt und was stirbt. -
14:14 - 14:18Wohl der wichtigste Raum
im Zen-Hospiz ist unsere Küche. -
14:18 - 14:20Das erscheint merkwürdig,
wenn man bedenkt, -
14:20 - 14:24dass soviele unserer Bewohner nur wenig
oder gar nichts essen können. -
14:24 - 14:30Aber wir wissen, dass wir Nahrung
auf mehreren Ebenen anbieten: -
14:30 - 14:33Geruch, eine symbolische Ebene.
-
14:34 - 14:39Ja, trotz all der richtig harten Sachen,
die bei uns passieren, -
14:39 - 14:43ist eines der am besten bewährten
Maßnahmen bei uns: -
14:43 - 14:47Plätzchen backen.
-
14:58 - 15:00Solange wir unsere Sinne haben
-
15:00 - 15:02-- und wenn es nur einer ist --
-
15:02 - 15:05haben wir zumindest
die Möglichkeit, den Zugriff auf das, -
15:05 - 15:09was uns menschlich macht,
was uns verbindet. -
15:11 - 15:14Stellen Sie sich die Folgen
dieser Vorstellung -
15:14 - 15:18für Millionen Menschen, die
mit Demenz leben und daran sterben. -
15:18 - 15:20Ursprüngliche Sinnesfreuden,
die die Dinge "sagen", -
15:20 - 15:22wofür wir keine Worte haben,
-
15:22 - 15:25Impulse, die uns in der Gegenwart halten,
-
15:25 - 15:28ohne die Notwendigkeit
von Vergangenheit oder Zukunft. -
15:30 - 15:36Die erste Grundidee war also, unnötiges
Leiden aus dem System zu verbannen. -
15:39 - 15:41Die Würde zu unterstützen, über die Sinne,
-
15:41 - 15:45über den Körper
-- der Bereich des Ästhetischen -- -
15:45 - 15:47das wäre das zweite Grundprinzip.
-
15:48 - 15:52Damit kommen wir unmittelbar zum dritten
und für heute letzten Grundprinzip: -
15:52 - 15:59Nämlich so anspruchsvoll zu werden,
dass es uns um Wohlbehagen geht, -
15:59 - 16:02so dass es bei Leben, Gesundheit
und dem Gesundheitswesen -
16:02 - 16:04darum geht, das Leben
wunderbarer zu machen -
16:04 - 16:07und nicht nur weniger schrecklich.
-
16:08 - 16:09Wohltätigkeit.
-
16:11 - 16:13Hier geht es genau um den Unterschied
-
16:13 - 16:18zwischen einem Krankheits-zentrierten und
einem Patienten-zentrierten Pflegekonzept. -
16:18 - 16:22Und damit wird Pflege
zu einer kreativen, produktiven, -
16:22 - 16:24ja sogar spielerischen Tätigkeit.
-
16:25 - 16:27"Spiel" klingt hier etwas komisch.
-
16:28 - 16:31Aber es ist eine unserer
höchsten Formen von Anpassung. -
16:31 - 16:35Betrachten wir mal alle größeren
menschlichen Bedürfnisse: -
16:35 - 16:38Das Bedürfnis nach Essen
hat die Kochkunst geschaffen. -
16:38 - 16:41Das Bedürfnis nach Schutz
hat die Architektur geschaffen. -
16:41 - 16:43Das Bedürfnis nach Bedecken: die Mode.
-
16:43 - 16:45Und weil wir dem Ticken
der Zeit unterworfen sind, -
16:45 - 16:49haben wir die Musik erfunden.
-
16:52 - 16:55Da Sterben ein notwendiger
Teil des Lebens ist -- -
16:55 - 16:58was können wir daraus erschaffen?
-
17:00 - 17:03"Spiel" heißt nicht, dass wir Sterben
auf die leichte Schulter nehmen, -
17:03 - 17:06oder dass wir eine bestimmte Art
des Sterbens anpreisen. -
17:06 - 17:09Es gibt unverrückbare Berge des Kummers.
-
17:09 - 17:12Auf die eine oder andere Art
werden wir alle vor ihnen knien. -
17:13 - 17:18Ich fordere nur, dass wir Raum lassen --
physischen wie geistigen Raum --, -
17:18 - 17:22in dem sich das Leben
bis zum Ende entfalten kann, -
17:22 - 17:26so dass wir Altern und Sterben
nicht aus dem Weg schieben, -
17:26 - 17:31sondern sie zu Prozessen werden lassen,
die sich bis zum Ende steigern. -
17:33 - 17:37Das Problem "Tod" können wir nicht lösen.
-
17:38 - 17:41Ich weiß, einige von Ihnen arbeiten daran.
-
17:41 - 17:44(Gelächter)
-
17:45 - 17:47In der Zwischenzeit können wir ...
-
17:47 - 17:49(Gelächter)
-
17:49 - 17:52Wir können dementsprechend gestalten.
-
17:52 - 17:53Teile von mir starben schon,
-
17:53 - 17:56und das gilt für uns alle,
mehr oder weniger. -
17:57 - 17:59Ich musste mein Leben
entsprechend umgestalten, -
17:59 - 18:03und es war eine wirkliche
Befreiung zu erkennen: -
18:03 - 18:06Man kann immer wieder
Schönheit oder Bedeutung finden -
18:06 - 18:08in genau dem Leben, das man noch hat,
-
18:08 - 18:11wie der Schneeball,
einen perfekten Moment lang, -
18:11 - 18:14während er die ganze Zeit weiter schmolz.
-
18:15 - 18:21Wenn wir solche Augenblicke
leidenschaftlich lieben, -
18:21 - 18:23dann können wir vielleicht
lernen, gut zu leben -- -
18:23 - 18:25nicht ungeachtet des Todes,
-
18:25 - 18:27sondern wegen ihm.
-
18:31 - 18:33Es soll der Tod sein, der uns fortnimmt,
-
18:33 - 18:36nicht der Mangel an Fantasie.
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18:37 - 18:38Danke.
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18:38 - 18:46(Applaus)
- Title:
- Was am Ende des Lebens wirklich zählt
- Speaker:
- BJ Miller
- Description:
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Was wünschen wir uns für das Lebensende? Für viele ist es einfach nur Wohlbehagen, Respekt und Liebe. BJ Miller ist ein Arzt in einem Hospiz, der intensiv darüber nachdenkt, wie er seinen Patienten ein würdevolles Lebensende bereiten kann. Nehmen Sie sich die Zeit, diesen bewegenden Vortrag zu genießen, der große Fragen darüber stellt, wie wir über den Tod denken und das Leben würdigen.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 19:07
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Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for What really matters at the end of life | |
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Nadine Hennig accepted German subtitles for What really matters at the end of life | |
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Nadine Hennig edited German subtitles for What really matters at the end of life | |
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Nadine Hennig edited German subtitles for What really matters at the end of life | |
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Angelika Lueckert Leon rejected German subtitles for What really matters at the end of life | |
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Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for What really matters at the end of life | |
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Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for What really matters at the end of life | |
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shweta sonawane accepted German subtitles for What really matters at the end of life |