Alain de Botton: Eine freundlichere, sanftere Erfolgsphilosophie
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0:00 - 0:03Normalerweise habe ich Karriere-Krisen,
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0:03 - 0:05ziemlich oft sogar, sonntagabends,
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0:05 - 0:07wenn die Sonne gerade untergeht
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0:07 - 0:10und die Kluft zwischen dem, was ich mir für mich selbst erhoffe,
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0:10 - 0:14und meiner Lebenswirklichkeit so schmerzhaft auseinander geht,
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0:14 - 0:17dass ich normalerweise zum Schluss in ein Kissen weine.
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0:17 - 0:19Ich erwähne dies,
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0:19 - 0:22Ich erwähne es, weil ich glaube, dass dies nicht nur ein persönliches Problem ist.
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0:22 - 0:24Vielleicht glauben Sie, ich liege damit falsch.
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0:24 - 0:26Aber ich denke, dass wir in einer Zeit leben, in der unsere Leben regelmäßig
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0:26 - 0:28von Karrierekrisen unterbrochen werden,
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0:28 - 0:30von Momenten also, in denen das, was wir glaubten über
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0:30 - 0:32unsere Leben und unsere Karriere zu wissen,
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0:32 - 0:36mit einer bedrohlichen Wirklichkeit in Berührung kommt.
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0:36 - 0:39Es ist heutzutage vielleicht leichter als jemals zuvor, sich ein gutes Auskommen zu sichern.
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0:39 - 0:42Es ist vielleicht schwieriger denn je zuvor,
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0:42 - 0:45ruhig und frei von Karriereangst zu bleiben.
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0:45 - 0:47Ich möchte nun, wenn ich darf,
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0:47 - 0:49einige Gründen beleuchten, warum
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0:49 - 0:52wir vielleicht Karriereangst verspüren.
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0:52 - 0:54Warum wir vielleicht Opfer dieser Karrierekrisen sind,
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0:54 - 0:58während wir in unsere Kissen weinen.
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0:58 - 1:01Einer der Gründe, warum wir vielleicht leiden,
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1:01 - 1:03ist, dass wir von Snobs umgeben sind.
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1:03 - 1:06Nun, in gewisser Hinsicht habe ich schlechte Nachrichten,
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1:06 - 1:09insbesondere für diejenigen, die aus dem Ausland nach Oxford kommen.
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1:09 - 1:11Snobismus ist ein echtes Problem.
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1:11 - 1:13Denn manchmal glauben Menschen von außerhalb Großbritanniens,
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1:13 - 1:15dass Snobismus ein vornehmlich in Großbritannien auftretendes Phänomen ist,
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1:15 - 1:18das sich um Landsitze und Titel dreht.
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1:18 - 1:20Die schlechte Nachricht ist, dass das nicht stimmt.
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1:20 - 1:22Snobismus ist ein globales Phänomen.
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1:22 - 1:24Wir sind eine weltumspannende Organisation. Es ist ein globales Phänomen.
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1:24 - 1:26Es existiert. Was ist ein Snob?
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1:26 - 1:29Ein Snob ist jeder, der ein kleinen Teil von jemandem nimmt,
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1:29 - 1:32und diesen benutzt, um zu einem Gesamtbild der Person zu gelangen.
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1:32 - 1:34Das ist Snobismus.
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1:34 - 1:36Und die heutzutage vorherrschende Art des Snobismus
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1:36 - 1:38ist der Berufs-Snobismus.
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1:38 - 1:40Man begegnet ihm nach wenigen Minuten auf einer Party,
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1:40 - 1:43wenn die berühmt-ikonische Frage des
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1:43 - 1:46frühen 21sten Jahrhunderts gestellt wird: "Was machen Sie beruflich?"
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1:46 - 1:48Und je nachdem, wie man diese Frage beantwortet,
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1:48 - 1:50sind Menschen entweder unglaublich froh, einen zu sehen,
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1:50 - 1:52oder sie schauen auf ihre Uhr und entschuldigen sich.
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1:52 - 1:53(Gelächter)
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1:53 - 1:56Nun, das Gegenstück eines Snobs ist Ihre Mutter.
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1:56 - 1:58(Gelächter)
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1:58 - 2:01Vielleicht nicht unbedingt Ihre Mutter, oder meine.
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2:01 - 2:03Aber die ideale Mutter.
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2:03 - 2:05Jemand, dem egal ist, was man erreicht hat.
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2:05 - 2:07Doch leider sind die meisten Menschen nicht unsere Mütter.
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2:07 - 2:10Bei den meisten Menschen besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem, wie viel Zeit
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2:10 - 2:12und, wenn Sie mögen, wie viel Liebe - nicht romantische Liebe,
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2:12 - 2:14obwohl das auch was wäre -,
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2:14 - 2:16sondern Liebe im Allgemeinen, Respekt,
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2:16 - 2:19sie bereit sind, jemandem entgegen zu bringen, und dessen
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2:19 - 2:21Position in der gesellschaftlichen Hierarchie.
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2:21 - 2:24Und das sind schon gute Gründe, warum wir uns so viele Sorgen über unsere Karrieren machen.
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2:24 - 2:28Und warum wir damit anfangen, uns soviel um materielle Güter kümmern.
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2:28 - 2:31Wissen Sie, es wird oft gesagt, dass wir in materialistischen Zeiten leben,
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2:31 - 2:33dass wir alle gierige Menschen sind.
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2:33 - 2:35Ich glaube nicht, dass wir besonders materialistisch sind.
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2:35 - 2:37Ich glaube, wir leben schlichtweg in einer Gesellschaft,
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2:37 - 2:39die bestimmte emotionale Belohnungen an die
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2:39 - 2:42Anhäufung materieller Güter geknüpft hat.
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2:42 - 2:45Wir wollen nicht die materiellen Güter. Wir wollen die Belohnungen.
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2:45 - 2:47Und das ist eine neue Art Luxusgüter zu betrachten.
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2:47 - 2:49Das nächste mal, wenn Sie jemanden einen Ferrari fahren sehen,
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2:49 - 2:51denken Sie nicht: "Das ist ein gieriger Mensch".
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2:51 - 2:54Denken Sie: "Dies ist jemand, der unglaublich verwundbar ist und Liebe braucht."
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2:54 - 2:59Anders ausgedrückt -- (Gelächter)
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2:59 - 3:01haben Sie Mitleid anstelle von Verachtung.
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3:01 - 3:03Es gibt andere Gründe --
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3:03 - 3:04(Gelächter)
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3:04 - 3:06Es gibt andere Gründe, warum es heutzutage vielleicht schwieriger
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3:06 - 3:08denn je ist, ruhig zu bleiben.
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3:08 - 3:11Ein Grund - und das ist paradox, weil es mit etwas Schönem zusammenhängt -
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3:11 - 3:14liegt in den Hoffnungen, die wir für unsere Karrieren haben.
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3:14 - 3:16Niemals zuvor waren die Erwartungen von dem,
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3:16 - 3:19was Menschen in ihrer Lebenszeit erreichen können, höher.
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3:19 - 3:22Man bekommt von vielerlei Seiten gesagt, dass jeder alles erreichen kann.
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3:22 - 3:24Wir haben das Kasten-System abgeschafft.
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3:24 - 3:26Wir leben jetzt in einem System, in dem jeder zu der
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3:26 - 3:28Position aufsteigen kann, die ihm gefällt.
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3:28 - 3:30Und das ist eine schöne Idee.
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3:30 - 3:34Hinzu kommt ein Art Geist der Gleichheit. Im Grunde sind wir alle gleich.
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3:34 - 3:36Es gibt keine strikt definierten
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3:36 - 3:38Hierarchien.
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3:38 - 3:40Dabei gibt es jedoch ein großes Problem.
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3:40 - 3:42Diese Problem heißt Neid.
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3:42 - 3:45Neid - es ist ein echtes Tabu, Neid zu erwähnen -
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3:45 - 3:48aber wenn es ein vorherrschendes Gefühl in der modernen Gesellschaft gibt, dann ist es Neid.
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3:48 - 3:52Und es hängt mit dem Geist der Gleichheit zusammen. Lassen Sie mich das ausführen.
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3:52 - 3:55Ich denke, es wäre höchst ungewöhnlich, wenn irgendjemanden hier, oder irgendein Zuschauer,
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3:55 - 3:57die Königin von England beneidete.
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3:57 - 4:00Obwohl sie viel reicher ist als jeder von Ihnen.
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4:00 - 4:03Und sie hat ein sehr großes Haus.
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4:03 - 4:07Der Grund, warum wir sie nicht beneiden, ist, dass sie zu komisch ist.
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4:07 - 4:09Sie ist einfach zu seltsam.
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4:09 - 4:11Wir können keine persönliche Beziehung zu ihr herstellen. Sie spricht komisch.
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4:11 - 4:13Sie kommt aus einem sonderbaren Ort.
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4:13 - 4:17Wie können keine persönliche Beziehung zu ihr herstellen. Und wenn man das nicht kann, beneidet man die Person auch nicht.
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4:17 - 4:20Je mehr sich zwei Menschen ähneln, hinsichtlich des Alters, des Hintergrunds,
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4:20 - 4:23des Identifikationsprozesses, desto größer ist die Gefahr des Neids.
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4:23 - 4:26Deshalb sollte man im Übrigen auch nie zu Klassentreffen gehen.
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4:26 - 4:29So gibt es doch keinen stärkeren Vergleichspunkt
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4:29 - 4:31als die Leute, mit denen man auf der Schule war.
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4:31 - 4:34Doch das allgemeine Problem der modernen Gesellschaft ist, dass es die ganze Welt in
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4:34 - 4:36eine Schule verwandelt. Jeder trägt Jeans, jeder ist gleich.
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4:36 - 4:38Und dennoch: man ist es nicht.
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4:38 - 4:41Es gibt also einen Geist der Gleichheit, kombiniert mit tiefgehenden Ungleichheiten.
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4:41 - 4:44Daraus resultieren -- können sehr stress-behaftete Situationen resultieren.
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4:44 - 4:46Wahrscheinlich ist es heutzutage ebenso unwahrscheinlich,
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4:46 - 4:48so reich und berühmt wie Bill Gates zu werden,
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4:48 - 4:50wie es im 17. Jahrhundert war,
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4:50 - 4:53in die Ränke des französischen Adels aufzusteigen.
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4:53 - 4:55Doch der springende Punkt ist: es fühlt sich nicht so an.
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4:55 - 4:58Es wird das Gefühl vermittelt, von Zeitschriften und anderen Medien,
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4:58 - 5:01dass wenn man Energie hat, ein paar kluge Ideen im Technologie-Bereich,
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5:01 - 5:05eine Garage, dass auch man selbst eine große Sache aufziehen könnte.
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5:05 - 5:06(Gelächter)
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5:06 - 5:09Man kann die Folgen dieses Problems in Buchhandlungen nachvollziehen.
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5:09 - 5:12Wenn man in eine große Buchhandlung geht und sich dort in der Selbst-Hilfe-Abteilung umsieht,
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5:12 - 5:14so wie ich das manchmal tue,
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5:14 - 5:16wenn man dort die Selbsthilfebücher analysiert,
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5:16 - 5:18so gibt es in der heutigen Welt grundsätzlich zwei Arten.
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5:18 - 5:21Die eine Sorte sagt Dir: "Du kannst es schaffen! Du wirst es hinkriegen! Alles ist möglich!"
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5:21 - 5:24Und die andere Sorte sagt Dir, wie Du mit dem,
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5:24 - 5:27was wir freundlich "geringes Selbstwertgefühl", oder
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5:27 - 5:29unfreundlich, "sich selbst gegenüber äußerst ungut fühlen" nennen.
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5:29 - 5:31Es gibt einen echten Zusammenhang,
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5:31 - 5:35eine echte Korrelation zwischen einer Gesellschaft, die ihren Bürgern vermittelt, sie könnten alles erreichen,
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5:35 - 5:37und dem Vorhandensein von geringem Selbstwertgefühl.
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5:37 - 5:39Dies ist also eine andere Art, auf welche etwas, das eigentlich recht positiv ist,
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5:39 - 5:41einen fiesen Rückschlag haben kann.
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5:41 - 5:44Es gibt noch einen weiteren Grund, warum wir möglicherweise
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5:44 - 5:48unseren Karriere, unserem Status in der heutigen Welt, ängstlicher gegenüberstehen als je zuvor.
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5:48 - 5:50Und wiederum hängt es mit etwas Gutem zusammen.
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5:50 - 5:53Und dieses Gute ist eine Sache genannt "Meritokratie".
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5:53 - 5:55Heute ist sich jeder, alle Politiker, ob links oder rechts,
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5:55 - 5:57einig, dass Meritokratie gut ist,
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5:57 - 6:01und dass wir alle bemüht sein sollten, unsere Gesellschaften wirklich, wirklich meritokratisch zu machen.
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6:01 - 6:05In anderen Worten, was ist eine meritokratische Gesellschaft?
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6:05 - 6:07Eine meritokratische Gesellschaft ist eine, in welcher man,
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6:07 - 6:09wenn man das Talent, die Energie und den Willen hat,
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6:09 - 6:11an die Spitze aufsteigt. Nichts sollte einen davon abhalten.
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6:11 - 6:14Es ist eine schöne Idee. Das Problem ist,
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6:14 - 6:16wenn man wirklich an eine Gesellschaft glaubt, in welcher
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6:16 - 6:19diejenigen, die sich verdient gemacht haben, um an die Spitze zu gelangen, auch tatsächlich dort landen,
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6:19 - 6:22glaubt man gleichzeitig implizit auch daran - auf eine viel garstigere Weise -,
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6:22 - 6:25dass diejenigen, die es verdienen, an das untere Ende der Gesellschaft zu gelangen,
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6:25 - 6:28auch dort landen und bleiben.
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6:28 - 6:31In anderen Worten, die eigene Position im Leben erscheint somit nicht zufällig,
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6:31 - 6:33sondern verdient.
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6:33 - 6:36Und das macht es umso vernichtender, wenn man versagt.
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6:36 - 6:38Wissen Sie, im Mittelalter, in England,
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6:38 - 6:40wenn man jemanden traf, der sehr arm war,
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6:40 - 6:43nannte man diesen einen "Unglücklichen".
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6:43 - 6:47Wörtlich, jemanden, dem das Glück, das Schicksal, nicht hold war: ein Un-Glücklicher.
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6:47 - 6:49Heutzutage, insbesondere in den Vereinigten Staaten,
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6:49 - 6:51wenn man jemanden am unteren Ende der Gesellschaft trifft,
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6:51 - 6:54wird er unter Umständen unfreundlich als „Verlierer“ bezeichnet.
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6:54 - 6:57Es gibt einen echten Unterschied zwischen einem Unglücklichen und einem Verlierer.
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6:57 - 7:00Und dies zeigt sich in 400 Jahren gesellschaftlicher Entwicklung und
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7:00 - 7:03unserem Glauben, wer für unser Leben verantwortlich ist.
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7:03 - 7:06Es sind nicht länger die Götter, wir sind es. Wir sitzen hinterm Steuer.
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7:06 - 7:08Und das ist aufregend, wenn es einem gut geht,
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7:08 - 7:10und sehr niederschlagend, wenn dem nicht so ist.
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7:10 - 7:13Das führt im schlimmsten Fallen, in der Analyse von Soziologen
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7:13 - 7:17wie Emil Durkheim, zu einer größeren Suizidrate.
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7:17 - 7:20Es gibt mehr Suizide in entwickelten individualistischen Ländern
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7:20 - 7:22als irgendwo sonst auf der Welt.
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7:22 - 7:24Und ein Teil des Grundes hierfür ist, dass sich Menschen das, was ihnen
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7:24 - 7:26zustößt, extrem persönlich zu Herzen nehmen.
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7:26 - 7:30Ihr Erfolg. Aber eben auch Ihr Versagen.
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7:30 - 7:32Gibt es irgendeine Möglichkeit, ein bisschen dieses Drucks,
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7:32 - 7:34den ich gerade skizziert habe, abzulassen?
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7:34 - 7:36Ich glaube ja. Ich möchte mich nun einigen widmen.
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7:36 - 7:38Nehmen wir Meritokratie.
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7:38 - 7:41Die Vorstellung, dass jeder dort zu landet, wo er verdient hat zu landen.
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7:41 - 7:44Ich halte das für eine verrückte Vorstellung, völlig verrückt.
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7:44 - 7:46Ich unterstütze jeden linken oder rechter Politiker,
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7:46 - 7:48der eine halbwegs vernünftige meritokratische Vorstellung hat.
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7:48 - 7:50Ich bin Meritokrat, so ist es halt.
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7:50 - 7:52Dennoch glaube ich, dass es verrückt ist zu glauben, dass wir
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7:52 - 7:56jemals eine wirklich meritokratische Gesellschaft haben werden können. Ein unmöglicher Traum.
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7:56 - 7:58Die Idee, dass wir eine Gesellschaft herbeiführen können,
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7:58 - 8:00in der buchstäblich jeder eingestuft wird,
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8:00 - 8:02die Guten an die Spitze und die Schlechten ans untere Ende,
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8:02 - 8:04und das dieser Vorgang genauso, wie es sein soll, durchgeführt wird, ist unmöglich.
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8:04 - 8:06Es gibt einfach zu viele Zufallsfaktoren.
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8:06 - 8:08Unfälle, Unfälle bei der Geburt,
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8:08 - 8:11Unfälle, bei denen Menschen Dinge auf den Kopf fallen, Krankheiten, etc.
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8:11 - 8:13Wir werde sie nie einstufen können.
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8:13 - 8:15Niemals so einstufen können, wie es sein müsste.
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8:15 - 8:18Das erinnert mich an ein schönes Zitat des Heiligen Augustinus aus "De civitate Dei",
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8:18 - 8:22in der er schreibt: "Es ist eine Sünde, den Menschen entsprechend seiner Stellung zu beurteilen."
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8:22 - 8:24Im modernen Englisch hieße das:
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8:24 - 8:26es ist eine Sünde, sich eine Meinung zu bilden, mit wem man sprechen sollte,
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8:26 - 8:28lediglich aufgrund deren Visitenkarte.
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8:28 - 8:30Es sollte nicht die Stellung sein, die zählt.
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8:30 - 8:32Und nach Augustinus
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8:32 - 8:34kann auch nur Gott allein wirklich jedem seinen Platz zuweisen.
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8:34 - 8:36Und das wird er beim Jüngsten Gericht machen
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8:36 - 8:38mit Engeln und Trompeten, und der Himmel wird sich öffnen.
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8:38 - 8:41Ein verrückte Idee, wenn man, wie ich, Sekularist ist.
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8:41 - 8:43Nichtsdestoweniger beinhaltet diese Idee etwas sehr wertvolles.
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8:43 - 8:47In anderen Worten, halte Dich zurück, wenn es um die Beurteilung anderer Menschen geht.
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8:47 - 8:50Man kennt nicht notwendigerweise den wahren Wert einer Person.
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8:50 - 8:52Das ist ein unbekannter Teil von ihnen.
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8:52 - 8:55Und wir sollten uns nicht so verhalten, als wäre er bekannt.
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8:55 - 8:58Es gibt hierin eine weitere Quelle des Trosts.
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8:58 - 9:01Wenn wir über Versagen im Leben nachdenken,
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9:01 - 9:03so ist einer der Gründe, warum wir Angst vor Versagen haben, nicht nur
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9:03 - 9:05der Verlust von Einkommen oder Status.
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9:05 - 9:09Was wir fürchten, ist die Abwertung durch andere und deren Spott. Und diese Dinge gibt es.
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9:09 - 9:11Wissen Sie, das Organ des Lächerlich-machens Nummer eins ist
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9:11 - 9:13heutzutage die Zeitung.
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9:13 - 9:15Und wenn man die Zeitung aufschlägt, egal an welchem Tag,
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9:15 - 9:17so ist sie voller Menschen, die ihr Leben verbockt haben.
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9:17 - 9:20Sie haben mit der falschen Person geschlafen. Sie haben die falsche Substanz zu sich genommen.
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9:20 - 9:22Sie haben die falschen Gesetze verabschiedet. Was auch immer.
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9:22 - 9:25Und somit sind sie geeignet, der Lächerlichkeit ausgesetzt zu werden.
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9:25 - 9:28In anderen Worten: Sie haben versagt. Und sie werden als "Verlierer" beschrieben.
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9:28 - 9:30Nun, gibt es dazu irgendwelche Alternativen?
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9:30 - 9:32Ich glaube, dass die Westliche Tradition uns eine ruhmreiche Alternative aufzeigt.
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9:32 - 9:35Und diese ist die Tragödie.
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9:35 - 9:38Die Tragödie, so wie sie sich im fünften Jahrhundert vor Christi,
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9:38 - 9:40in den Theater der griechischen Antike entwickelt hat, war im Kern eine Kunstform, die
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9:40 - 9:43sich damit beschäftigte, die Art und Weise, wie Menschen scheitern, nachzuvollziehen.
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9:43 - 9:47Und ihnen somit auch einen gewissen Grad an Mitleid entgegen zu bringen.
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9:47 - 9:51Mitleid, welches wir ihnen im Alltag nicht notwendigerweise entgegen bringen würden.
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9:51 - 9:52Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Jahren darüber nachgedacht habe.
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9:52 - 9:54Und ich ging zur "Sunday Sport",
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9:54 - 9:57einem Boulevardblatt, das ich Ihnen nicht empfehle zu lesen, wenn
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9:57 - 9:59Sie es bislang noch nicht tun.
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9:59 - 10:01Und ich habe mit den Mitarbeitern über
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10:01 - 10:04die großen Tragödien der abendländischen Kunst geredet.
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10:04 - 10:06Und ich wollte wissen, was sie aus den Grundkomponenten
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10:06 - 10:09gewisser Geschichten machen würden, wenn diese in Form von Pressemitteilungen
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10:09 - 10:12am Samstagnachmittag hereinkämen.
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10:12 - 10:14So habe ich ihnen von Othello berichtet. Sie hatten noch nie von ihm gehört, waren aber fasziniert.
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10:14 - 10:15(Gelächter)
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10:15 - 10:18Und ich bat sie, eine Schlagzeile für die Geschichte von Othello zu schreiben.
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10:18 - 10:21Sie dachten sich "Liebestoller Einwanderer bringt Senatorentochter um"
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10:21 - 10:23als Überschrift aus.
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10:23 - 10:25Ich erzählte ihnen dann die Handlung von Madame Bovary.
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10:25 - 10:27Wiederum ein Buch, das zu entdecken sie begeistert waren.
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10:27 - 10:32Und sie schrieben: "Kaufwütige Ehebrecherin nimmt Arsen nach Kreditbetrug".
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10:32 - 10:33(Gelächter)
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10:33 - 10:35Und schließlich mein Favorit.
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10:35 - 10:37Diese Leute besitzen wirklich ihre ganz eigene Art von Genie.
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10:37 - 10:39Meine Lieblingsschlagzeile ist "König Ödipus" von Sophokles:
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10:39 - 10:42"Blendender Sex mit Mutti"
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10:42 - 10:45(Gelächter)
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10:45 - 10:47(Applaus)
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10:47 - 10:50Wenn Sie also wollen, so haben wir quasi am einen Ende des Spektrums des Mitgefühls
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10:50 - 10:52die Boulevardzeitung.
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10:52 - 10:55Am anderen Ende des Spektrums haben wir die Tragödie.
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10:55 - 10:57Und ich denke, was ich sagen will, ist, dass wir ein wenig daraus lernen sollten,
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10:57 - 10:59was in der Tragödie passiert.
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10:59 - 11:02Es wäre wahnsinnig, Hamlet einen Verlierer zu nennen.
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11:02 - 11:05Er ist kein Verlierer, wenngleich er Verlust erlitten hat.
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11:05 - 11:07Und ich glaube, dass dies die Botschaft der Tragödie für uns ist,
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11:07 - 11:10und warum sie, wie ich meine, so unglaublich wichtig ist.
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11:10 - 11:12Die andere Sache, die es mit der modernen Gesellschaft auf sich hat
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11:12 - 11:14und warum diese Angst auslöst,
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11:14 - 11:17ist, dass nichts Nicht-Menschliches in ihrem Zentrum steht.
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11:17 - 11:19Wir sind die erste Gesellschaft, die in einer Welt lebt,
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11:19 - 11:22in welcher wir nichts außer uns selbst anbeten.
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11:22 - 11:24Wir haben eine hohe Meinung von uns selbst. Und das sollten wir auch.
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11:24 - 11:27Wir haben Menschen auf den Mond gebracht. Wir haben allerlei außergewöhnliche Dinge erreicht.
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11:27 - 11:29Und so sind wir geneigt, uns selbst anzubeten.
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11:29 - 11:31Unsere Helden sind menschliche Helden.
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11:31 - 11:33Das ist eine sehr neue Situation.
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11:33 - 11:35Im Zentrum der meisten anderen Gesellschaften stand
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11:35 - 11:37die Anbetung irgendetwas Transzendentalem. Einem Gott,
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11:37 - 11:39einem Geist, einer Naturgewalt, des Universums.
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11:39 - 11:42Was auch immer, auf jeden Fall etwas anderes, was angebetet wird.
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11:42 - 11:44Wir haben diese Gewohnheit so ziemlich abgelegt.
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11:44 - 11:46Deshalb, glaube ich, zieht es uns auch in die Natur.
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11:46 - 11:49Nicht unserer Gesundheit wegen, auch wenn es oft so dargestellt wird.
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11:49 - 11:53Sondern weil es eine Flucht vom menschlichen Ameisenhaufen ist.
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11:53 - 11:55Es ist eine Flucht vor unserer eigenen Wettstreiterei,
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11:55 - 11:57vor unseren eigenen Dramen.
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11:57 - 11:59Und deshalb schauen wir auch so gerne Gletscher und Ozeane an,
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11:59 - 12:03und denke über die Erde von außerhalb ihrer Grenzen nach, usw.
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12:03 - 12:07Wir möchten gerne das Gefühl haben, mit etwas Nicht-Menschlichem in Kontakt zu stehen.
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12:07 - 12:11Und das ist uns so unglaublich wichtig.
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12:11 - 12:14Worüber ich, denke ich, wirklich gesprochen habe, ist Erfolg und Versagen.
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12:14 - 12:17Und eine der interessanten Dinge im Zusammenhang mit Erfolg
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12:17 - 12:19ist, dass wir glauben, wir wüssten genau, was Erfolg bedeutet.
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12:19 - 12:21Wenn ich Ihnen sagen würde, dass dort jemand sehr, sehr erfolgreiches
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12:21 - 12:24hinter der Bühne stände, würde dies sofort bestimmte Vorstellungen hervorbringen.
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12:24 - 12:26Sie würden vielleicht denken, dass die Person viel Geld verdient hat
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12:26 - 12:29oder eine besondere Reputation in einem Fachgebiet hat.
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12:29 - 12:31Meine eigene Theorie des Erfolgs, und ich bin jemand,
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12:31 - 12:34der sehr an Erfolg interessiert ist. Ich will wirklich erfolgreich sein.
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12:34 - 12:36Ich denke immer: "Wie könnte ich noch erfolgreicher sein?"
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12:36 - 12:38Doch nun, da ich älter ich werde, habe ich auch sehr differenzierte
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12:38 - 12:40Vorstellungen davon, was das Wort "Erfolg" bedeuteten könnte.
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12:40 - 12:42Dies ist eine Einsicht, die ich über Erfolg gewonnen habe:
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12:42 - 12:45Man kann nicht bei allem erfolgreich sein.
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12:45 - 12:47Man hört viel über die Balance zwischen Berufs- und Privatleben.
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12:47 - 12:50Unsinn! Man kann nicht alles haben. Geht nicht.
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12:50 - 12:52Und so muss jede Vision von Erfolg auch
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12:52 - 12:54anerkennen, was ihr fehlt,
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12:54 - 12:56was ihr verloren geht.
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12:56 - 12:59Und ich glaube, dass jede weise Person akzeptieren muss, dass
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12:59 - 13:02wie ich glaube, es immer ein Element gibt, in dem wir keinen Erfolg haben.
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13:02 - 13:04Und die Sache mit dem erfolgreichen Leben ist die, dass
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13:04 - 13:06sehr oft, unsere Vorstellungen
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13:06 - 13:09von dem, was erfolgreiches Leben meint, gar nicht unsere eigenen sind.
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13:09 - 13:11Wir übernehmen sie von anderen Leuten.
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13:11 - 13:13Männer hauptsächlich von ihren Vätern.
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13:13 - 13:15Und Frauen von ihren Müttern.
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13:15 - 13:18Die Psychoanalyse posaunt diese Botschaft schon seit ungefähr 80 Jahren heraus.
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13:18 - 13:21Doch hört niemand genau genug zu. Ich jedoch glaube sehr, dass dies wahr ist.
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13:21 - 13:23Wir übernehmen auch Botschaften
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13:23 - 13:25vom gesamten Rest der Umwelt, vom Fernsehen über Werbung
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13:25 - 13:27zum Marketing, etc.
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13:27 - 13:29Dies sind unglaublich mächtige Einflüsse,
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13:29 - 13:33die definieren, was wir wollen, und wie wir uns selbst sehen.
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13:33 - 13:36Wenn man uns vermittelt, dass Banker ein respektabler Beruf ist,
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13:36 - 13:38wollen viele von uns Banker werden.
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13:38 - 13:41Wenn Banker dann nicht mehr so respektable ist, verlieren wir Interesse daran.
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13:41 - 13:44Wir lassen uns sehr leicht Dinge suggerieren.
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13:44 - 13:47Ich plädiere also nicht dafür, unsere Vorstellungen von
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13:47 - 13:49Erfolg aufzugeben.
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13:49 - 13:51Doch sollten wir sicherstellen, das diese auch wirklich unsere eigenen sind.
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13:51 - 13:53Wir sollten uns auf unsere eigenen Vorstellungen konzentrieren.
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13:53 - 13:56Wir sollten sicherstellen, dass es unsere sind,
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13:56 - 13:58dass wir wirklich die Urheber unserer eigenen Ambitionen sind.
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13:58 - 14:00Denn es ist schon schlimm genug, nicht das zu kriegen, was man will.
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14:00 - 14:03Doch ist es noch schlimmer, eine Vorstellung von dem zu haben,
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14:03 - 14:06was man will, nur um dann am Ende der Reise herauszufinden, dass das
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14:06 - 14:09überhaupt nicht das war, was man eigentlich für sich selbst gewollt hatte.
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14:09 - 14:11Ich möchte also meinen Vortag hiermit schließen.
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14:11 - 14:14Doch was ich wirklich betonen möchte:
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14:14 - 14:16Erfolg - auf jeden Fall. Ja!
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14:16 - 14:18Aber lassen Sie uns anerkennen, wir komisch einige unserer Vorstellungen sind.
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14:18 - 14:21Überprüfen wir kritisch unsere Erfolgsvorstellungen.
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14:21 - 14:25Stellen wir sicher, dass unserer Vorstellungen von Erfolg auch wahrlich unsere eigenen sind.
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14:25 - 14:27Haben Sie vielen Dank!
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14:27 - 14:43(Applaus)
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14:43 - 14:45Chris Anderson: Das war faszinierend. Wie vereinbaren Sie diese
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14:45 - 14:50Vorstellung von jemanden --
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14:50 - 14:53dass es schlecht ist, von jemandem als einem Verlierer zu denken,
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14:53 - 14:57mit der Vorstellung, die von vielen Leuten gemocht wird, nämlich dass man selbst die Kontrolle über sein Leben ergreift.
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14:57 - 15:00Und das eine Gesellschaft, die dies bestärkt,
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15:00 - 15:03vielleicht Gewinner und Verlierer haben muss.
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15:03 - 15:06Alain de Botton: Ja. Es ist jedoch diese Zufälligkeit, die
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15:06 - 15:08den Prozess des Gewinnens und Verlierens bedingt, die ich betonen will.
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15:08 - 15:10Denn heutzutage liegt doch das Hauptaugenmerk so sehr
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15:10 - 15:12auf der Gerechtigkeit von allem.
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15:12 - 15:14Und Politiker sprechen immer über Gerechtigkeit.
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15:14 - 15:17Nun, ich glaube stark an Gerechtigkeit. Nur glaube ich auch, dass diese unmöglich ist.
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15:17 - 15:19Wir sollten alles, was wir können,
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15:19 - 15:21alles, was in unserer Macht steht, daran setzen, dieses Ziel zu verfolgen.
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15:21 - 15:23Doch schlussendlich sollten wir uns immer gewahr sein, dass es,
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15:23 - 15:26wem auch immer wir uns gegenübersehen, was auch immer in unserem Leben passiert,
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15:26 - 15:29ein starkes Zufallselement gibt.
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15:29 - 15:31Und dem versuche ich Platz einzuräumen.
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15:31 - 15:33Andernfalls kann es ganz schön klaustrophobisch werden.
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15:33 - 15:35Chris Anderson: Ich meine, glauben Sie, dass man Ihre sozusagen
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15:35 - 15:37freundlichere, sanftere Arbeitsethik mit einer erfolgreichen
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15:37 - 15:41Wirtschaft in Einklang bringen kann?
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15:41 - 15:43Oder denken Sie, dass das nicht möglich ist.
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15:43 - 15:45Oder ist es schlichtweg egal, wie sehr wir unser Augenmerk darauf richtig?
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15:45 - 15:48Alain de Botton: Es ist ein albtraumhafter Gedanke, dass die
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15:48 - 15:52beste Möglichkeit, Arbeit aus Menschen herauszuholen ist, sie einzuschüchtern.
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15:52 - 15:55Und dass, irgendwie, je grausamer die Umwelt,
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15:55 - 15:57desto eher Menschen Herausforderungen bewältigen werden.
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15:57 - 16:01Sie möchten sich Vorstellen: Wen hätten Sie gerne als idealen Vater?
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16:01 - 16:04Und Ihr idealer Vater ist jemand, der zwar hart, aber doch freundlich ist.
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16:04 - 16:06Und es ist sehr schwierig, hier zwischen die richtige Linie zu ziehen.
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16:06 - 16:10Wir brauchen Väter, also die beispielhaften Vaterfiguren in der Gesellschaft,
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16:10 - 16:12die beide Extreme vermeiden.
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16:12 - 16:16Das ist die autoritäre, disziplinierende Option auf der einen Seite,
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16:16 - 16:20und auf der anderen, die lachse, regelfreie Option.
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16:20 - 16:22Chris Anderson: Alain de Botton.
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16:22 - 16:24Alain de Botton: Haben Sie vielen Dank.
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16:24 - 16:34(Applaus)
- Title:
- Alain de Botton: Eine freundlichere, sanftere Erfolgsphilosophie
- Speaker:
- Alain de Botton
- Description:
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Alain de Botton untersucht unsere Vorstellungen von Erfolg und Versagen -- und hinterfragt die diesen Urteilen zugrundeliegenden Annahmen. Ist Erfolg immer verdient? Ist Versagen? Ein eloquentes und geistreiches Plädoyer dafür, Snobismus zu überwinden, um zu wahrer Freude an unserer Arbeit zu finden.
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- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 16:39