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Es ist keine Schande, sich um Ihre psychische Gesundheit zu kümmern

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    Das letzte Jahr ...
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    war die Hölle.
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    (Lachen)
  • 0:09 - 0:12
    Ich aß zum ersten Mal
    Nigerianischen "Jollof".
  • 0:12 - 0:14
    (Lachen)
  • 0:15 - 0:17
    Im Ernst:
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    Ich habe einige persönliche
    Turbulenzen durchgemacht.
  • 0:21 - 0:23
    Angesichts von enormen Stress
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    erlitt ich eine Angstattacke.
  • 0:27 - 0:29
    An manchen Tagen
    konnte ich nicht arbeiten.
  • 0:30 - 0:32
    An anderen Tagen
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    wollte ich einfach nur
    im Bett liegen und weinen.
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    Meine Ärzte fragten,
    ob ich nicht mit einem Spezialisten
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    über meine psychische
    Gesundheit sprechen mochte,
  • 0:42 - 0:45
    über meine Angst und meinen Stress.
  • 0:45 - 0:46
    Psychische Gesundheit?
  • 0:47 - 0:51
    Ich machte dicht und schüttelte
    protestierend meinen Kopf.
  • 0:53 - 0:57
    Ich fühlte tiefgreifende Scham.
  • 0:58 - 1:02
    Ich fühlte das Gewicht von Stigma.
  • 1:03 - 1:05
    Ich habe eine liebevolle
    und unterstützende Familie
  • 1:06 - 1:08
    und sehr loyale Freunde,
  • 1:08 - 1:11
    doch ich konnte mich nicht
    mit der Idee anfreunden,
  • 1:11 - 1:14
    mit jemandem über meine
    schmerzhaften Gefühle zu sprechen.
  • 1:16 - 1:20
    Ich fühlte mich erstickt
    von der rigiden Architektur
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    unserer afrikanischen Maskulinität.
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    "Leute haben echte Probleme, Sangu.
  • 1:26 - 1:27
    Reiß dich zusammen!"
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    Als ich erstmals von
    "psychischer Gesundheit" hörte,
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    war ich Schüler eines Internats
    an der Peddie-Schule in New Jersey,
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    ein Neuankömmling,
    frisch vom Boot aus Ghana.
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    Ich hatte gerade die furchtbare
    Erfahrung durchgemacht,
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    sieben mir nahestehende Personen
    im selben Monat zu verlieren.
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    Die Schulkrankenschwester
    war beunruhigt darüber,
  • 1:49 - 1:50
    was ich durchgemacht hatte
  • 1:50 - 1:52
    -- Gott hab sie selig --,
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    und fragte daher nach meiner
    geistigen Gesundheit.
  • 1:55 - 1:57
    "Ist die verrückt?", dachte ich mir.
  • 1:58 - 2:01
    Weiß sie denn nicht, dass ich
    ein afrikanischer Mann bin?
  • 2:01 - 2:02
    (Lachen)
  • 2:02 - 2:04
    Wie Okonkwo in
    "Okonkwo oder Das Alte stürzt",
  • 2:04 - 2:08
    äußern und verarbeiten wir afrikanischen
    Männer unsere Emotionen nicht.
  • 2:09 - 2:11
    Wir gehen mit unseren Problemen um.
  • 2:11 - 2:12
    (Applaus)
  • 2:13 - 2:15
    Wir gehen mit unseren Problemen um.
  • 2:15 - 2:20
    Ich rief meinen Bruder an und lachte
    über "Oyibo"-Leute -- weiße Leute --
  • 2:20 - 2:22
    und deren komische Krankheiten --
  • 2:22 - 2:25
    Depressionen, ADHS und
    diese "komischen Dinge".
  • 2:26 - 2:29
    Als jemand, der in Westafrika
    aufgewachsen ist,
  • 2:29 - 2:33
    dachte ich an jemanden Verrückten,
    wenn ich den Begriff "psychisch" hörte,
  • 2:33 - 2:35
    jemanden mit schmutzigen Rastalocken,
  • 2:35 - 2:38
    der halb nackt auf
    der Straße herumwurstelt.
  • 2:39 - 2:41
    Wir alle kennen diesen Mann.
  • 2:41 - 2:43
    Unsere Eltern warnten uns vor ihm.
  • 2:44 - 2:45
    "Mama, warum ist der verrückt?"
  • 2:45 - 2:47
    "Drogen!
  • 2:47 - 2:49
    Wenn du Drogen auch nur ansiehst,
    wirst du am Ende so wie er."
  • 2:50 - 2:50
    (Lachen)
  • 2:51 - 2:53
    Erkranken Sie an einer Lungenentzündung,
  • 2:53 - 2:56
    fährt Sie Ihre Mutter
    direkt ins nächste Krankenhaus,
  • 2:56 - 2:57
    um behandelt zu werden.
  • 2:58 - 3:01
    Trauen Sie sich allerdings,
    sich zur Depression zu bekennen,
  • 3:01 - 3:05
    wird Ihr örtlicher Pastor
    Ihre Dämonen austreiben
  • 3:05 - 3:07
    und den Hexen des Dorfs
    die Schuld zuweisen.
  • 3:07 - 3:10
    Der Weltgesundheitsorganisation zufolge
  • 3:10 - 3:13
    geht es bei psychischer Gesundheit darum,
  • 3:13 - 3:15
    mit den Stressfaktoren
    des Lebens umgehen zu können,
  • 3:16 - 3:19
    um produktiv und ertragreich zu arbeiten,
  • 3:19 - 3:23
    und einen Beitrag zur Gemeinschaft
    leisten zu können.
  • 3:24 - 3:28
    Psychische Gesundheit umfasst
    unser emotionales, psychologisches
  • 3:28 - 3:30
    und soziales Wohlbefinden.
  • 3:31 - 3:36
    Weltweit befinden sich 75 %
    aller Fälle psychischer Erkrankungen
  • 3:36 - 3:38
    in Ländern mit geringerem Einkommen.
  • 3:38 - 3:41
    Dennoch investieren die meisten
    afrikanischen Regierungen
  • 3:41 - 3:44
    weniger als 1 % ihres Gesundheitsbudgets
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    in psychische Gesundheit.
  • 3:47 - 3:48
    Schlimmer noch,
  • 3:48 - 3:52
    wir haben einen akuten Mangel
    an Psychiatern in Afrika.
  • 3:53 - 3:57
    Nigeria zum Beispiel hat beinahe 200 --
  • 3:58 - 4:01
    in einem Land mit fast
    200 Millionen Einwohnern.
  • 4:02 - 4:04
    In ganz Afrika
  • 4:04 - 4:08
    haben 90 % unserer Einwohner
    keinen Zugriff zu Behandlungen.
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    Daher leiden wir in Einsamkeit,
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    vom Stigma zum Schweigen gebracht.
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    Wir Afrikaner reagieren auf psychische
    Erkrankungen gewöhnlich mit Abstand,
  • 4:23 - 4:24
    Ignoranz,
  • 4:25 - 4:26
    Schuldgefühlen,
  • 4:26 - 4:27
    Furcht
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    und Wut.
  • 4:30 - 4:35
    In einer Studie von Arboleda-Flórez
  • 4:35 - 4:39
    wurde gefragt: "Was ist die Ursache
    psychischer Krankheiten?"
  • 4:40 - 4:45
    34 % der nigerianischen Bevölkerung
    antworteten mit Drogenmissbrauch;
  • 4:46 - 4:52
    19 % meinten Gottes Zorn und Gottes Wille.
  • 4:52 - 4:53
    (Lachen)
  • 4:56 - 4:59
    12 % sagten Hexerei
    und geistige Besessenheit.
  • 5:00 - 5:04
    Aber nur wenige äußerten bekannte
    Ursachen psychischer Krankheiten,
  • 5:04 - 5:06
    so wie Genetik,
  • 5:06 - 5:08
    sozio-ökonomischer Status,
  • 5:08 - 5:10
    Kriege,
  • 5:10 - 5:11
    Konflikt
  • 5:11 - 5:13
    oder der Verlust eines Geliebten.
  • 5:14 - 5:17
    Die Stigmatisierung
    psychischer Erkrankungen
  • 5:17 - 5:21
    führt oft zur Ausgrenzung und
    Verteufelung der Leidtragenden.
  • 5:22 - 5:26
    Fotojournalist Robin Hammond hat
    einige dieser Missbräuche dokumentiert,
  • 5:26 - 5:28
    in Uganda,
  • 5:29 - 5:30
    in Somalia
  • 5:31 - 5:33
    und hier in Nigeria.
  • 5:36 - 5:41
    Für mich ist dieses Stigma persönlich.
  • 5:45 - 5:48
    2009 erhielt ich mitten in der Nacht
    einen hektischen Anruf.
  • 5:49 - 5:52
    Mein bester Freund auf der Welt --
  • 5:52 - 5:57
    ein brillanter, philosophischer,
    charmanter und hipper junger Mann --
  • 5:57 - 5:59
    wurde mit Schizophrenie diagnostiziert.
  • 6:01 - 6:03
    Ich habe miterlebt,
    wie einige der Freunde,
  • 6:03 - 6:06
    mit denen wir aufgewachsen sind,
    begannen sich zurückzuziehen.
  • 6:07 - 6:09
    Ich hörte das Kichern.
  • 6:10 - 6:11
    Ich hörte das Geflüster.
  • 6:12 - 6:15
    "Hast du schon gehört,
    dass er verrückt geworden ist?"
  • 6:15 - 6:18
    (Kru-Englisch) "Er ist verrückt geworden!"
  • 6:18 - 6:22
    Herabwürdigende, demütigende
    Kommentare über seine Verfassung --
  • 6:22 - 6:26
    Wörter, die wir niemals über jemanden
    mit Krebs äußern würden,
  • 6:26 - 6:28
    oder über jemanden mit Malaria.
  • 6:29 - 6:32
    Wenn es um psychische Gesundheit geht,
  • 6:32 - 6:35
    macht unsere Ignoranz
    jegliches Mitgefühl bedeutungslos.
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    Ich stand an seiner Seite,
    als seine Gemeinde ihn isolierte,
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    aber unsere Liebe wankte niemals.
  • 6:46 - 6:49
    Stillschweigend erwachte in mir eine
    Leidenschaft für psychische Gesundheit.
  • 6:50 - 6:53
    Inspiriert von seiner Notlage half ich,
  • 6:53 - 6:56
    die Interessengemeinschaft
    psychischer Gesundheit
  • 6:56 - 6:58
    an meiner Hochschule zu gründen.
  • 6:58 - 7:01
    Und während meiner Zeit
    als Studienleiter an meiner Hochschule
  • 7:01 - 7:03
    half ich vielen Studenten
  • 7:03 - 7:05
    mit ihren psychischen
    Gesundheitsproblemen.
  • 7:05 - 7:08
    Ich sah afrikanische Studenten,
    die Probleme hatten
  • 7:08 - 7:10
    und mit niemandem sprechen konnten.
  • 7:11 - 7:15
    Selbst mit diesem Wissen und
    ihren Geschichten im Schlepptau,
  • 7:15 - 7:17
    hatte ich selbst noch Schwierigkeiten,
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    und fand, dass ich mit niemandem
    über meine eigenen Ängste sprechen konnte.
  • 7:21 - 7:25
    So tief ist unsere Angst davor,
    der Verrückte zu sein.
  • 7:28 - 7:29
    Wir alle --
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    aber insbesondere wir Afrikaner --
  • 7:33 - 7:36
    müssen erkennen, dass
    unsere psychischen Probleme
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    unsere Männlichkeit nicht beeinträchtigen
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    und unser Trauma nicht
    unsere Stärke beschmutzt.
  • 7:43 - 7:46
    Wir müssen erkennen,
    dass unsere psychische Gesundheit
  • 7:46 - 7:49
    genau so wichtig wie unsere
    physische Gesundheit ist.
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    Wir müssen aufhören, im Stillen zu leiden.
  • 7:54 - 7:58
    Wir müssen aufhören,
    Krankheiten zu stigmatisieren
  • 7:58 - 8:00
    und Betroffene zu traumatisieren.
  • 8:02 - 8:03
    Sprechen Sie mit Ihren Freunden.
  • 8:04 - 8:06
    Sprechen Sie mit Ihren Geliebten.
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    Sprechen Sie mit Gesundheitsexperten.
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    Seien Sie verletzbar.
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    Tun Sie es mit der Zuversicht,
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    dass Sie nicht alleine sind.
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    Geben Sie sich zu erkennen,
    falls Sie Probleme haben.
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    Ehrlich bezüglich unserer Gefühle zu sein,
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    macht uns nicht schwach,
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    es macht uns menschlich.
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    Es ist an der Zeit, das Stigma
    psychischer Krankheiten zu überwinden.
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    Wenn Sie also das nächste
    Mal "psychisch" hören,
  • 8:41 - 8:44
    denken Sie nicht sofort
    an jemanden Verrückten.
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    Denken Sie an mich.
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    (Applaus)
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    Vielen Dank.
  • 8:49 - 8:53
    (Applaus)
Title:
Es ist keine Schande, sich um Ihre psychische Gesundheit zu kümmern
Speaker:
Sangu Delle
Description:

Als der Stress für Unternehmer Sangu Delle zu viel wurde, musste er seinen eigenen, tiefgründigen Vorurteilen gegenübertreten: dass Männer sich nicht um ihre psychische Gesundheit kümmern sollten. In einem persönlichen Gespräch erzählt Delle, wie er gelernt hat, mit Angst in einer Gesellschaft umzugehen, die sich gegenüber Emotionen unbehaglich fühlt. In seinen Worten: "Ehrlich in Bezug darauf zu sein, wie wir uns fühlen, macht uns nicht schwach -- es macht uns menschlich."

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:53

German subtitles

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