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Raghava KK: Schütteln Sie Ihre Geschichte durch

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    Hallo.
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    Ich bin Künstler und Vater – schon zum zweiten Mal.
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    Danke.
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    Und ich möchte mein jüngstes Kunstprojekt mit Ihnen teilen.
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    Es ist ein Kinderbuch fürs iPad.
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    Es ist ein wenig skurril und albern.
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    Es heisst "Pop-it".
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    Und es geht um die Dinge, die kleine Kinder mit ihren Eltern anstellen.
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    (Musik)
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    Hier lernt man, aufs Töpfchen zu gehen –
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    wie die meisten von Ihnen hoffentlich wissen.
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    Man kann die Matte kitzeln.
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    Man kann das Baby pupsen lassen.
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    Man kann all diese spassigen Dinge tun.
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    Man kann Blasen zerplatzen lassen.
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    Man kann zeichnen, was wir alle tun sollten.
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    Aber wissen Sie, ich habe ein Problem mit Kinderbüchern:
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    Ich finde, sie sind voller Propaganda.
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    Zumindest wenn ein Inder in Park Slope versucht, eines dieser amerikanischen Bücher zu kriegen.
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    Ich bin nicht so aufgewachsen.
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    Also habe ich mir gesagt, ich werde mit meiner eigenen Propaganda kontern.
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    Wenn Sie aufmerksam sind, sehen Sie,
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    dass hier ein homosexuelles Paar ein Kind aufzieht.
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    Sie mögen es nicht?
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    Schütteln Sie es und Sie kriegen ein lesbisches Paar.
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    (Gelächter)
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    Schütteln Sie es, und Sie bekommen ein heterosexuelles Paar.
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    Wissen Sie, ich glaube nicht einmal an das Konzept einer idealen Familie.
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    Ich muss Ihnen von meiner Kindheit erzählen.
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    Ich besuchte diese sehr ordentliche christliche Schule,
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    wo Nonnen und Pater, Brüder und Schwestern unterrichteten.
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    Grundsätzlich wurde ich zu einem guten Samariter erzogen,
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    und das bin ich auch.
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    Und am Ende des Tages ging ich zurück in ein traditionelles Hindu-Haus,
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    wahrscheinlich das einzige Hindu-Haus
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    in einer islamisch geprägten Nachbarschaft.
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    Grundsätzlich habe ich jede religiöse Funktion ausgeübt.
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    Wenn es in der Nachbarschaft eine Hochzeit gab,
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    bemalten wir alle unsere Häuser für die Hochzeit.
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    Ich erinnere mich, dass wir heftig weinten,
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    als die kleinen Ziegen, mit denen wir im Sommer gespielt hatten,
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    zu Biryani wurden.
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    (Gelächter)
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    Wir mussten zu Ramadan alle fasten.
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    Es war eine sehr schöne Zeit.
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    Aber ich muss sagen,
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    ich werde nie vergessen, was geschah, als ich 13 Jahre alt war.
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    Babri Masjid –
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    eine der schönsten Moscheen in Indien,
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    ich glaube, im 16. Jahrhundert von König Babur erbaut –
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    wurde von hinduistischen Aktivisten zerstört.
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    Das führte zu heftigen Kämpfen in meiner Stadt.
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    Und zum ersten Mal
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    war ich von diesen
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    Unruhen in der Gemeinde betroffen.
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    Der fünfjährige Nachbarsjunge
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    rennt in unser Haus
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    und ruft, "die Wut, die Wut,
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    weisst Du, die Hindus töten uns Muslims. Sei vorsichtlg."
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    Und ich so, "Mann, ich bin Hindu."
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    (Gelächter)
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    Und er so, "Huh!"
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    Wissen Sie, meine Arbeit ist
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    von Ereignissen wie diesem inspiriert.
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    Sogar bei meinen Galerieausstellungen
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    versuche ich, historische Ereignisse
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    wie Babri Masjid zu thematisieren,
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    nur die emotionalen Überreste zu destillieren
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    und mir mein eigenes Leben vorzustellen.
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    Stellen Sie sich vor, Geschichte würde anders gelehrt.
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    Erinnern Sie sich an dieses Kinderbuch,
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    das man schüttelt und die Sexualität der Eltern sich ändert.
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    Ich habe noch eine andere Idee.
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    Ist ist ein Kinderbuch über die indische Unabhängigkeit –
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    sehr patriotisch.
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    Aber wenn man es schüttelt, bekommt man die Perspektive von Pakistan.
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    Schütteln Sie es wieder und Sie kriegen die britische Perspektive.
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    (Applaus)
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    Man muss die Fakten von den Vorurteilen trennen.
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    Sogar meine Bücher über Kinder
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    haben zwar niedliche, flauschige Tiere.
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    Aber sie spielen Geopolitik.
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    Sie spielen Israel-Palästina,
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    Indien-Pakistan.
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    Wissen Sie, ich habe ein sehr wichtiges Argument.
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    Und dieses Argument ist,
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    dass wir nur Kreativität lehren können,
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    wenn wir Kindern so früh wie irgend möglich
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    Perspektiven beibringen.
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    Letztlich sind Kinderbücher Gebrauchsanweisungen für die Erziehung,
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    also gibt man ihnen besser Kinderbücher, die Perspektiven lehren.
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    Und im Gegenzug
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    wird ein Kind nur dann in der Lage sein
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    sich in die Lage von jemandem zu versetzen,
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    der anders ist als es selber,
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    wenn wir ihm Perspektiven beibringen.
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    Ich bin überzeugt, dass Kunst und Kreativität
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    ganz essentiell dafür sind, Empathie zu entwickeln.
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    Wissen Sie, ich kann meinem Kind
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    kein Leben ohne Vorurteile versprechen –
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    wir sind alle vorurteilsbelastet –
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    Aber ich verspreche, dass ich meinem Kind Vorurteile aus verschiedenen Perspektiven mitgebe.
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    Vielen Dank.
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    (Applaus)
Title:
Raghava KK: Schütteln Sie Ihre Geschichte durch
Speaker:
Raghava KK
Description:

Der Künstler Raghava KK demonstriert sein neues Kinderbuch auf dem iPad mit einer lustigen Funktion: Wenn man es schüttelt, verändert sich die Geschichte und die eigene Perspektive. In diesem charmanten Kurzvortrag lädt er uns alle ein, unsere Perspektiven mal ein wenig durchzuschütteln.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
04:10
Karin Friedli added a translation

German subtitles

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