-
34C3 preroll music
-
Herald: Dann sage ich noch einmal:
Herzlich Willkommen, Frieder Bronner!
-
Applaus
-
Frieder Bronner: Dankeschön. Bin ich schon
zu hören, ja? Alles gut. Guten Tag. Ich
-
freue mich, euch meine Dissertation
vorstellen zu dürfen. Es ist WHWP - Walter
-
Höllerer bei Wikipedia. Ist eine
Doktorarbeit im Fach Medienwissenschaft
-
der Technischen Universität Berlin.
Das Motto des 34. Chaos Communication
-
Congresses passt sehr gut zu meinem
Vortrag über einen einzelnen Artikel in
-
der deutschsprachigen Wikipedia: Tuwat. Ja
gerne! Wer etwas gegen Fake News tun will,
-
kann Wikipedia unterstützen und lernt viel
über die Herstellung und Verbreitung von
-
Wissen. Wikipedia ist eine Mitmach-
Enzyklopädie. Es genügt, Wikipedia zu
-
konsumieren, das machen viele. Besser ist
die aktive Beteiligung an diesem System
-
zur Produktion von global verfügbarem
Wissen.
-
Walter Höllerer war von 1959 bis 1988
Professor für Neuere Deutsche Literatur an
-
der TU Berlin. Er hat 1953 mit Hans Bender
die Literaturzeitschrift "Akzente"
-
gegründet. 1961 hat er die Zeitschrift
"Sprache im technischen Zeitalter" - kurz
-
Spritz genannt - gegründet. Walter
Höllerer war Mitglied der Gruppe 47. Auf
-
dem Foto sitzt er neben Erich Fried und
Marcel Reich-Ranicki. Eines der letzten
-
Treffen der Gruppe 47 fand 1966 in
Princeton statt. In Princeton wurde 1945
-
die Von-Neumann-Architektur entwickelt.
Renate von Mangoldt, die Lebensgefährtin
-
von Walter Höllerer, hat viele der
Tagungen der Gruppe 47 fotografiert und
-
ist so zu deren Bildarchivarin geworden.
Gemeinsam haben Walter Höllerer und Renate
-
von Mangoldt internationale Künstler nach
Berlin gebracht, z.B. 1963 das "Living
-
Theatre" mit der legendären Aufführung von
"The Brig" in der Berliner Akademie der
-
Künste. Ebenfalls in 1963 hat Höllerer das
literarische Colloquium Berlin gegründet
-
und 1977 gründete er das Literaturarchiv
in Sulzbach-Rosenberg Oberpfalz. Höllerer
-
war Philologe und seine Arbeitsweise wird
noch heute von seinen Freunden und
-
Kollegen die Höllerer-Methode genannt. ich
verstehe darunter: dekonstruieren,
-
auseinandernehmen, in Einzelteile
zerlegen, diese Teile einzeln betrachten,
-
keine Verallgemeinerungen, keine
Schablonen.
-
Friedrich Knilli auf den Stufen zum Haus
von Heinrich Mann in Los Angeles. Er hat
-
den Studiengang Medienwissenschaft an der
TU gegründet und meine Dissertation
-
initiiert und laufend betreut. In
Verbindung mit Höllerers zahlreichen
-
Aktivitäten entstand 1972 das Fachgebiet
Medienwissenschaft an der Technischen
-
Universität Berlin und der
Forschungsschwerpunkt
-
Technikdokumentation. In den Projekten
ging es um die Geschichte von
-
Bedienungsanleitungen und Theoriebildung
und um praktische Versuche. Die
-
Dissertation "WHWP - Walter Höllerer bei
Wikipedia" entstand aus dieser Tradition.
-
2008 hatte ich bei Professor Knilli
bereits eine Diplomarbeit über den Lion-
-
Feuchtwanger-Artikel bei Wikipedia
erstellt. Feuchtwanger hat in seinem Roman
-
mehrfach über die historische Enzyklopädie
von Diderot und d'Alembert berichtet.
-
Eine Enzyklopädie ist eine
Wissenssammlung. Wikipedia ist demnach ein
-
System zur Produktion von global
verfügbarem Wissen. Im dritten Kapitel
-
meiner Dissertation gibt es eine Sammlung
von Fußnoten im Stil der historischen
-
Encyclopédie: Versteckt zwischen den
sachlichen und gelegentlich auch
-
stumpfsinnigen Artikeln, nicht alle waren
ausgezeichnet und nicht alle korrekt,
-
fanden sich wilde und äußerst persönliche
Eskapaden, während andere Texte die Leser
-
in ruhigem Ton von Dingen zu überzeugen
versuchten, von denen sie eigentlich nicht
-
überzeugt werden wollten, als sie das Buch
aufschlugen. Die Encyclopédie kann in
-
Berlin angefasst werden. Im Lesesaal der
Uni-Bibliothek der Humboldt-Universität
-
darf jede/jeder nach Anmeldung einen Blick
in die originale Encyclopédie werfen.
-
Nehmt Riechsalz mit, falls ihr
geruchsempfindlich seid. Beim Blättern in
-
der Encyclopédie kann es nach modrigen
Berliner Kellern riechen.
-
26. Chaos Communication Congress "here be
dragons", Berlin 2009. Der Audio-Vortrag
-
"Privacy, openness, trust and transpareny
on Wikipedia: How the free encyclopedia
-
project deals with sockpuppets" brachte
die Untersuchung zu WHWP richtig in die
-
Gänge. Der Wikipedia-Admin HaeB hatte in
diesem Vortrag erklärt, wie die Special
-
Forces der Wikipedia-Security bei der
Suche nach Manipulationsversuchen,
-
Vandalen und Sockenpuppenspielern
vorgehen. Sockpuppets, Accounts mit
-
falschen Identitäten, werden zu
Manipulationszwecken betrieben. Mich
-
bestätigte der Vortrag in meiner
Vermutung, dass es viel zu erfahren gibt
-
über die scheinbar unbekannten Autoren der
Wikipedia, auch ohne Admin-Zugang.
-
Klicken & Blättern von Notizen
-
Wikipedia benötigt 5 wesentliche
Einzelmaschinen, die zusammen das
-
Wikipedia-Aggregat bilden und die Benutzer
mit Wissen versorgen: Erstens das Internet
-
- läuft mit Strom - zweitens Mediawiki,
ein kollaboratives Online-Schreib-
-
Programm, drittens die Creative Commons
Licence, viertens freiwillige Autoren und
-
fünftens Wikipedia gehört der WMF, der
Wikimedia Foundation. Die Beschäftigung
-
mit Mediawiki und Dokuwiki im Rahmen von
Openmedia 44 war eine wichtige
-
Voraussetzung für diese Untersuchung.
Installation, Administration, Accounts
-
verwalten, Inhalte anlegen und pflegen,
Spam bekämpfen, PHP, MYSQL, Datenbanken
-
verwalten. Für WHWP habe ich auch noch die
Tiki Wiki ausprobiert und ausgiebig mit
-
der Semantik-MediaWiki-Erweiterung
rumgespielt und viel dabei gelernt. Was
-
ist zu sehen, welche Bereiche werden
untersucht. Das typische Wikipedia-Fenster
-
- alles, was rot ist, wurde nicht
untersucht. Das sind die linke Menü-Spalte
-
mit Wikipedia-Befehlen, die Fußspalte mit
Disclaimer und Ähnlichem und die
-
Menüleiste im Kopf jeder Wikipedia-Seite.
Die Webadresse des Walter-Höllerer-
-
Artikels in der deutschsprachigen
Wikipedia. So sieht der Artikel über
-
Walter Höllerer aktuell aus. Wer die
Webseite WHWP aufruft, trifft mittlerweile
-
auf einen Artikel wie er auch in anderen
Enzyklopädien vorkommen könnte. Kurze
-
Unterbrechung, umschalten, jetzt gehen wir
kurz auf einen Film. Möchte euch was
-
zeigen und zwar. Was ich nicht untersucht
habe ist eben die Geschichte der
-
verschiedenen Versionen der Texte. Wie
sich die Texte nacheinander verändern,
-
dazu gibt es ein schönes Beispiel, das ich
kurz vorstellen will. Da hat jemand schon
-
2004 gezeigt, in einem kleinen Fim
hintereinander einfach die Versionen, die
-
sich ergeben, wenn der Artikel verändert
wird, die nächste Version, die nächste
-
Version, die nächste Version. Ich will da
jetzt nicht groß darauf eingehen, aber so
-
ein bisschen zeigen. So, das tut sich dann
über die Zeit. Das war in dem Fall in
-
einem Jahr. Hier war Spam. Schnell wieder
weg. So das als Eindruck für etwas, was
-
auch erzählt werden kann, aber was ich
nicht erzähle. Zurück.
-
Klicken
-
2010 hat der Londoner Künstler James
Bridle die Veränderungen in einem einzigen
-
Wikipedia-Artikel in elf Bänden auf Papier
gedruckt. An dem englischen Wikipedia-
-
Artikel über den Irak-Krieg wurden von
2004 bis 2009 insgesamt 12.000
-
Veränderungen vorgenommen. Gedruckt sind
das etwa 7000 Seiten Papier. In der
-
Artikel-Menüleiste für jeden Wikipedia-
Artikel ist nur der Button
-
"Versionsgeschichte" für diese Arbeit von
Interesse. Dieser Button führt zu einer
-
Liste aller Veränderungen am Höllerer-
Artikel. Über den nächsten Button
-
"Ausgewählte Versionen vergleichen"
gelangen wir zu den Veränderungen. Diese
-
Veränderungen, die von einer Version zur
nächsten führen, habe ich ausdrücklich
-
"Edits" benannt. Damit soll sichergestellt
werden, dass eindeutig bezeichnet ist, was
-
untersucht wurde. Edits im WHWP sind die
Aktivitäten der Autoren, die
-
Veränderungen, die WHWP weiterentwickeln.
Die alte Ansicht zum Vergleichen zweier
-
Versionen, zum Feststellen, welche
Veränderungen vorgenommen wurden. Der rot
-
markierte Text wurde im zweiten Edit von
Autor "Inquisitiveness" dem Urtext der
-
ersten Version von WHWP hinzugefügt. Von
2003 bis 2015 wurde der Walter-Höllerer-
-
Artikel insgesamt 113-mal verändert.
Die ersten zehn Veränderungen am Artikel
-
in der Darstellung "Versionsgeschichte".
Die dritte Zeile unten von links zeigt
-
Uhrzeit 18:06 Uhr am 3. November 2003, von
dem Autor mit der IP-Adresse 62.104.210.87
-
angelegt. Am 24. November um
22:22 Uhr wurde dieser Text von dem Autor
-
"Inquisitiveness" mit Edit 2 zum ersten
Mal verändert, zu sehen in der vieren
-
Zeile von unten.
Der erste Versionsunterschied im neuen
-
Design. In dieser Darstellung sind
eigentlich zwei ganz verschiedene
-
Ansichten untergebracht. Unten die Ansicht
der Version nach der Veränderung ist mir
-
persönlich zu viel. Beim Sammeln der Daten
zu WHWP fiel irgendwann auf, dass einige
-
Zahlen durcheinander waren. Das kann an
den Systemeinstellungen zur Sommer- und
-
Winterzeit liegen. Und es gab auch noch
andere als Zeitprobleme. Es gab überhaupt
-
eine Menge Probleme mit den Anwendungen.
Hier: Mediawiki selbst hat da eine Sprach-
-
Problematik. Mediawiki, mit dem Wikipedia
betrieben wird, ist in Englisch
-
programmiert und bei den lokalen
Anpassungen ereignen sich bekannterweise
-
Übertragungsfehler. In der deutschen
Version heißt der Button oben rechts
-
"Versionsgeschichte", in der englischen
Originalversion wurde dieser Button als
-
"View History" bezeichnet, was etwa
"Geschichte anschauen" bedeutet. Im alten
-
Design der deutschen Wikipedia war in der
Menüleiste noch "Versionen/Autoren" statt
-
"Versionsgeschichte" zu lesen. Das verrät,
dass die Benennung "Versionsgeschichte"
-
unzureichend ist. Der Hinweis auf Daten zu
den Autorenaktivitäten ist in der
-
deutschen Wikipedia verloren gegangen.
Nach diesen Vorbemerkungen begeben wir uns
-
jetzt in den Backstage-Bereich des Walter-
Höllerer-Artikels.
-
Trinken
-
Welche herkömmliche Redaktion einer Enzyklopädie, einer
Zeitung oder anderer Medienprodukte lässt
-
sich so wie Wikipedia beim Arbeiten über
die Schulter gucken? Wer sonst lässt sich
-
beim Texten und Gestalten von der ganzen
Welt beobachten? Wer legt die Produktions-
-
Logbücher in der Öffentlichkeit aus,
sodass alle sehen können, wer getextet und
-
gestaltet hat?
Anderes Bild: Diesen Text inklusive 10
-
Wikipedia-Links hat der anonyme Autor
62.104.210.87 am 3. November 2003 als
-
ersten Text den Urtext von WHWP
eingegeben. Derselbe Text in der Online-
-
Ansicht "Versionsunterschied". Zu jedem
Edit gibt es in der Dissertation einen
-
Datensatz mit den wesentlichen Basisdaten:
Editnummer, Linkadresse, Autor des Edits,
-
Datum, Uhrzeit, kleine Änderung ja/nein,
Zeichen vorher, Zeichen nachher, Zeichen
-
zugefügt/gelöscht, Änderungsbemerkung. Von
Anfang an hatte ich meine Probleme mit dem
-
Text des Autors 62.104.210.87. Seine
Formulierungen wirken äußerst holprig.
-
Nach Monaten verschiedenster Recherchen
bin ich dann über den Nachruf zum Tod von
-
Walter Höllerer im "Spiegel" gestolpert.
62.104.210.87 hatte sich beim "Spiegel"
-
bedient. Ausführliche Untersuchungen dazu
werden später auf der Wikipedia-Seite von
-
team WHWP veröffentlicht.
Jetzt ein Blick in die Arbeit selbst, will
-
ich nicht lange vorstellen, das lässt sich
dann auch herunterladen. Noch nicht jetzt,
-
nächstes Jahr bald. So sieht es aus. Die
Edits, wie sie im Buch in der Dissertation
-
zu sehen sind: Jeder Edit hat seinen
eigenen Datensatz und besonders
-
bemerkenswert sind eben die Bemerkungen
unten. Dazu später noch mal. Viel
-
vorstellen will ich gar nicht. Da ist Edit
43 zum Beispiel, da war Nazi-Spam. Auch
-
sowas, der wird von den meisten, sowas
wird von den meisten Benutzern gar nicht
-
wahrgenommen, weil der wurde innerhalb von
einer Minute - in derselben Minute war der
-
schon wieder gelöscht. Wegen der Zeit gehe
ich da nicht weiter darauf ein, aber
-
nochmal kurz: 2012 hat es in der Wikipedia
eine große Design-Änderung gegeben.
-
Seitdem ist der Blaustich auf den
Wikipedia-Seiten eingezogen und alles
-
sieht irgendwie moderner verwaschen aus.
Einige dieser Neuerungen waren keine
-
Verbesserung. Mit dem aktuellen Design
muss in der Darstellung
-
"Versionsunterschied" viel aufwendiger
gesucht werden. WHWP ist überwiegend durch
-
viele kleine Schritte gewachsen, mit
unterschiedlichen Zeitspannen zwischen den
-
Edits. Mal über Monate hinweg nichts,
keine Aktivität, mal mehrere Edits
-
monatlich über mehrere Monate hinweg. Im
Juni 2010 ereignete sich ein plötzlicher
-
Sprung. Der Umfang hatte beträchtlich
zugenommen. Mit einem einzigen, dem Edit
-
71, hatte "Posta" 2464 Zeichen und dabei
19 Werke von Walter Höllerer eingefügt. Im
-
Oktober 2012 hat es noch einmal einen
ähnlichen Sprung gegeben. Insgesamt waren
-
es nie mehr als 15 Edits pro Jahr.
Die Skizze aus dem Notizbuch von Charles
-
Darwin zeigt ein Baumdiagramm, den "Tree
of life", die visuelle Darstellung
-
biologischer Entwicklung. Hier das Bild
eines typischen Baumdiagramms, der
-
Darstellung von Datenbank-Relationen. Und
hier der Versuch von Micalai Sabel Farbe,
-
Bewegung, Verknüpfungen, Leben in der
Editgeschichte eines Wikipedia-Artikels
-
darzustellen. Links die historisch-
chronologische Darstellung der
-
Editsgeschichte, die ich für meine
Dissertation angewendet habe, rechts die
-
Baumdarstellung einer Editsgeschichte, die
das wirkliche Geschehen hinter der Bühne
-
von WHWP dynamischer zeigen kann. Die
Editsgeschichte ist der Schatz dieser
-
Arbeit. Zur Bewertung jedes einzelnen
Edits wurden bereits Autorendaten
-
berücksichtigt. Soweit möglich wurden die
Edits in WHWP verglichen mit weiteren
-
anderen Edits derselben Autoren, um Muster
in deren Aktivitäten zu finden. Die
-
umfangreichen Recherchen zu jedem Edit
liefern qualitative Daten, die
-
überraschend deutliche Geschichten zur
Erstellung des Höllerer-Artikels in der
-
Wikipedia erzählen.
Zur Charakterisierung der 89 an WHWP
-
beteiligten Autoren wurden die
Erkenntnisse aus den Editsgeschichten
-
erweitert mit Daten zu diesen Autoren, um
daraus Autorenprofile zu erstellen. Der
-
Account-Typ ist eine wichtige Information
über die Autoren, aber der Account-Typ
-
sagt nicht zwangsläufig etwas über die
Aktivitäten der Autoren aus. Es gibt sogar
-
Autoren mit anonymen Accounts, über deren
Aktivitäten viel bekannt ist.
-
62.104.210.87, der Autor von Edit 1, hat
monatelang dieselbe IP-Adresse benutzt und
-
dadurch mehr über sich preisgegeben als
viele andere Autoren mit Pseudo- oder
-
Realnamen-Accounts. Auch die Autoren mit
Pseudonymen teilen viel über sich mit. Der
-
Blick in die Liste ihrer Beiträge, auf die
Benutzer- und Diskussionsseite zeigt oft
-
Muster, Wiederholungen, Regelmäßigkeiten.
Und es gibt AutorInnen, deren Realnamen
-
bekannt sind, die eigene Webseiten
betreiben, über die es einen Wikipedia-
-
Artikel gibt. Entsprechend zu den Edits
habe ich ein Autorenprofil erstellt, in
-
einem eigenen Kapitel von A bis Z
zusammengefasst und die Verbindung des
-
Schlüsselfeld zur Editstabelle, das ist
die Editnr. WHWP, hier der Autor
-
84.89.61.50, hat zweimal editiert in WHWP,
Edits Nr. 23 und 24. Auf der Suche nach
-
den Autoren... Moment. Autorenprofil. Das
schauen wir uns nochmal an. Noch mal hier
-
rein, aber dann gehen wir jetzt ein Stück
weiter... Gerne würde ich einfach den
-
ersten [Edit] finden. Hier ist er. 0815
heißt er. Hat sich den Namen selbst
-
gegeben und hat es damit geschafft sich im
Alphabet vorne an die erste Stelle in dem
-
Kapitel über die Autoren zu spielen. So
ist ein typischer Datensatz über ihre
-
Autoren, da will ich jetzt auch zeitlich
bedingt nicht weiter darauf eingehen, aber
-
die sind alle verzeichnet. 89 mit da unten
dann einer ganzen Menge über das, was sie
-
gemacht haben. Da sind also Daten mit
drin, die noch teilweise aus dem Web
-
anderswo stammen, aber viel sind es die
Beiträge, vor allem was die Autoren sonst
-
noch für Beiträge abgegeben haben, die
viel darüber
-
sagen, wie der Edit in WHWP zu
verstehen ist. So, hier die Autoren mit
-
den meisten Edits in WHWP. Aber die Zahl
der Edits sagt nichts über die Qualität
-
der Edits. Hier die Autoren, die die
meisten Zeichen in WHWP eingegeben haben.
-
Auch die Anzahl der Zeichen sagt nichts
über die Qualität des eingegebenen Textes
-
aus, aber die Kenntnis dieser
quantitativen Aussagen hilft bei der Suche
-
nach den qualitativ wertvollen Beiträgen.
Der feinste Filter, durch den ich die
-
Daten der Editsgeschichte gequetscht habe,
ist die Frage: Welche Autoren haben im
-
Kapitel "Leben" formuliert, dem
eigentlichen Text im Höllerer-Artikel. Der
-
grüne Bereich zeigt diesen Freiform-
Textblock unter dem Inhaltsverzeichnis.
-
Darunter die Listen der Werke,
Quellenangaben und Links liefern auch
-
Informationen zu Walter Höllerer. Mit Edit
71 greift Autor "Posta" in WHWP ein, das
-
ist auf der rechten Seite der Edit, da
alles was blau ist. Dieses große Feld in
-
der Mitte: alles neu eingegeben. Nach
seinem massiven vorbereiteten Eingriff ist
-
WHWP quasi nicht mehr wiederzuerkennen. Im
Artikeltext im Kapitel "Leben" formuliert
-
er ein Satzungetüm aus dem Urtext so um,
dass es den Eindruck macht, als wäre er
-
ein Höllerer-Versteher. Außerdem fügt
"Posta" insgesamt 19 Werke von Walter
-
Höllerer und einen Literaturhinweis zu
Höllerer ein. 5 Sachbücher, 6 literarische
-
Werke, 8 unter Herausgeberschaft. Vor Edit
71 von "Posta" war in WHWP zu lesen:
-
"Obgleich seine Gedichte und Romane,
darunter "Die Elefanten", ziemlich
-
erfolgreich waren, lag sein Augenmerk auf
der Kritik, Publikation und Förderung von
-
Büchern." Nach dem Edit 71 von "Posta":
"Neben der wissenschaftlichen Arbeit
-
veröffentlichte er eigene Gedichte und
Romane, verfasste Kritiken und Nachworte."
-
Der feinste Filter - die Autoren, die im
Kapitel "Leben" formuliert haben - hat
-
gezeigt, dass etwa ein Drittel aller
beteiligten Autoren Inhalte beigetragen
-
haben, über 30 von 89. 89 Autorinnen und
Autoren haben über 12 Jahre den Artikel
-
über Walter Höllerer bis zur
heutigen Form entwickelt. Vielen Dank an
-
alle Autorinnen oder Autoren, die sich an
WHWP betätigt und so auch die Grundlage
-
für meine Arbeit geliefert haben. [Klatschen] Für die
Autoren.
-
Applaus
Danke!
-
Wie kommt Qualität in Wikipedia zustande?
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich eine
-
Erklärung: Benutzer sind das
Qualitätssicherungssystem der Wikipedia.
-
Die Mehrheit der Autoren von WHWP hat nur
ein einziges Mal editiert. Von 89
-
beteiligten Autoren haben 75 nur eine
einzige Veränderung vorgenommen. Das
-
unterstützt die These der vielen Augen und
weist darauf hin, dass viele an WHWP
-
beteiligte Autoren zuerst Leserin oder
Leser des Walter-Höllerer-Artikels waren.
-
Warum auch immer sind sie durch das Lesen
von WHWP zu Aktivität, zur Beteiligung an
-
der Weiterentwicklung von WHWP veranlasst
worden. Es war etwas falsch, es hat etwas
-
gefehlt, es wurde eigenes Wissen geteilt.
Allerdings sind nur wenige von den
-
täglich zwischen 20 und 40 Lesern von WHWP
zu Autoren konvertiert.
-
Es ist leicht darstellbar, dass ein Text
auch noch funktioniert, selbst wenn die
-
meisten Vokale fehlen. Tim Weber hat auf
einem Panel zur Relevanzdebatte in
-
Wikipedia beim 26. Chaos Communication
Congress 2009 die Qualitätsfrage sehr
-
treffend aus Benutzersicht formuliert. Er
ist Informatiker und nimmt nicht den Umweg
-
über Google sondern geht gleich zu
Wikipedia. "Wenn ich irgendwas über
-
irgendeine Software erfahren will, dann
gehe ich nicht auf die Webseite dieser
-
Software, dann gehe ich auf die Wikipedia-
Seite zu dieser Software, weil ich genau
-
weiß, da stehen neutrale Informationen und
nicht irgendwelcher Marketing-Blabla. Da
-
hilft auch ein Artikel, der drei Zeilen
lang ist." Professor Knilli hatte am
-
Anfang der Untersuchung über WHWP den
Walter-Höllerer-Artikel im Bereich der
-
Trivialliteratur angesiedelt.
"Schundromane im Kollektiv geschrieben".
-
Das Bild Fontanepreis wurde von den beiden
Autoren "Weg100" eingefügt und von "lumo"
-
aktueller untertitelt. Nach Professor
Knilli hatten die beiden keine Ahnung vom
-
Ursprung dieses Bildes. Sie haben dieses
Bild ordentlich in Wikipedia eingefügt,
-
aber ohne einen inhaltlichen Zusammenhang
herzustellen. Über Walter Höllerer gibt es
-
tausende von Fotos. Warum wurde dieses
Bild in den Artikel eingefügt und keines
-
der vielen anderen Bilder? Meine Vermutung
ist, es wurde das erstbeste Foto
-
verwendet, das online verfügbar und
gemeinfrei war. Es wird deutlich, dass die
-
Qualität der Experten, beispielsweise
eines Medienwissenschaftlers, eine andere
-
ist als die Qualität der Enzyklopädie-
Autoren.
-
In Caso Umberto Eco. Ein Glücksfall: der
weltbekannte italienische Semiotiker hat die
-
italienische Wikipedia-Seite über sich
selbst editiert, weil ihm einiges daran
-
nicht gefiel. Egal wie gut formuliert
wurde, die Funktionalität ist das
-
wichtigste Kriterium des enzyklopädischen
Stils. Der sollte kurz statt ausschweifend
-
und bestenfalls emotional umgefärbt die
Informationen zur Person Walter Höllerer
-
darstellen. Den caso Umberto Eco werde ich
jetzt nicht weiter darstellen leider, ihr
-
wisst davon jetzt, es ist ein Experte
Experte. Es ist schön zu sehen, wie er mit
-
seinem eigenen Artikel umgegangen ist.
In den Edits 88, 89 und 90 haben sich die
-
beiden Autoren "Schönhaar" und "Garnescha"
über die Zusammensetzung der Gruppe 47
-
sozusagen verdiskutiert. Besser wäre es
gewesen, sie hätten sich im Höllerer-
-
Artikel nicht weiter um die Gruppe 47
gekümmert. Ein Link genügt. Diese
-
Problematik lässt sich im Datenbank-
Jargon darstellen, wie ihr gerade sehen
-
könnt. Die Abbildung zeigt Ähnlichkeiten
zwischen enzyklopädischer Text-Syntax und
-
Datenbank-Syntax. Im Datensatz mit
Textfeld werden strukturierte
-
Informationen in einer üblichen
Datensatzdarstellung zuerst angezeigt. Sie
-
sind ausschlaggebend für die maschinelle
Datenverarbeitung. Im Text mit Anhang
-
waren zu oberst die unstrukturierten
Informationen angezeigt, sie scheinen
-
wichtiger für die menschliche
Datenverarbeitung. Die Entwicklung des
-
Textes WHWP vom Urtext Edit 1 zu seiner
aktuellen Form zeigt eine zunehmende
-
Strukturierung des Textes und erinnert
jetzt visuell an die Darstellung eines
-
Datensatzes in einer Datenbank.
Zur Feststellung der Qualität des Walter-
-
Höllerer-Artikels ist es notwendig,
mindestens drei verschiedene Ansprüche,
-
Arten von Qualität, festzustellen: Die
Qualität der Experten wurde schon
-
erläutert, die Qualität der Autoren steht
im Mittelpunkt dieser Arbeit, die Qualität
-
der Benutzer hat Tim Weber treffend
bezeichnet: "Da manchmal oft hilft auch
-
ein Artikel, der drei Zeilen lang ist." Es
gibt demnach mindestens drei Qualitäten in
-
WHWP: Experten-Qualität, Autoren-Qualität
und Benutzer-Qualität. Es konnten zwischen
-
den WHWP-Autoren Experten für das
Publizieren, Editieren, Archivieren,
-
Sprache und Literatur nachgewiesen werden.
De caso Umberto Eco hat gezeigt, dass
-
sogar Experten Experten in der Wikipedia
mitarbeiten. Ich habe in WHWP weder einen
-
Chefredakteur gefunden noch habe ich einen
vermisst. Jede AutorIn ist gleichzeitig
-
RedakteurIn, LektorIn, BildredakteurIn und
zuständig für die Verschlagwortung. Die
-
Autoren übernehmen voneinander
Redaktionsaufgaben, wenn sie sich
-
gegenseitig korrigieren, Edits zu anderen
weiterentwickeln und miteinander
-
diskutieren. Die klassischen
Rollenzuweisungen funktionieren für
-
WHWP nicht mehr. Das Wissen in WHWP,
Inhalte über Walter Höllerer, die
-
erfolgreich in WHWP eingebracht wurden,
war vorher verteilt in der Menge der 89
-
Autoren. Als Ergebnis meiner Untersuchung
kann ich feststellen, dass das Wissen zu
-
Wallter Höllerer in WHWP von etwa 30
Autoren beigebracht wurde.
-
Das ist jetzt sozusagen das Ende meiner
Vorstellung der Dissertation. Hier kommen
-
noch zwei Bilder. Der Größenvergleich von
Alfred Sciuto zeigt verschiedene
-
Monitorgrößen. Ich will darauf anspielen:
Wenn jemand versucht, hier auf dem kleinen
-
Smartphone, das da irgendwo mittendrin
ist, einen Wikipediatext zu editieren -
-
das ist ganz schwierig, da einen Wiki-Link
oder einen Literaturnachweis einzufügen.
-
Da gibt es ein Problem. Vieles waren
Sexbots, zu beobachten hier, die waren
-
völlig unauffällig als solche
gekennzeichnet unter die menschlichen
-
Akteure gemischt. Durch die Beobachtung in
WHWP kann festgestellt werden, dass Bots
-
sinnvolle Tätigkeiten übernehmen und diese
unglaublich schnell abarbeiten können,
-
meistens ohne Gefahr für die anderen
Mitarbeiter. Entscheidend sind die
-
Fähigkeiten der Bot-Meister. In Wikipedia
sind die Bot-Programmierer erreichbar und
-
erklären die Funktionsweise ihres
digitalen Hilfsarbeiters. Kein Grund zum
-
Weltuntergang, der Autor dieser
Dissertation hat ein Herz für Bots. Die
-
letzte Abbildung jetzt hier ist aus
WikiData, es ist der Artikel über Walter
-
Höllerer in WikiData, die Semantik-
MediaWiki-Erweiterung, die für Wikipedia
-
gewählt wurde. Die blauen Markierungen
zeigen Edits von Bots, in WikiData machen
-
Bots die meiste Arbeit. So geht die
Geschichte weiter, indem sie auf einer
-
anderen Stufe wieder von vorne beginnt:
Der WikiData-Artikel über Walter Höllerer
-
ist seit 2012 im Netz. Vielen Dank, ich
mache es jetzt ganz kurz, das ist jetzt
-
der Schluss: Hier geht es weiter, ihr
könnt die Dissertation und die weiteren
-
Unterlagen auf der Webseite Wikipeda dann
gerne herunterladen im nächsten Jahr, das
-
ist schon bald. Vielen Dank fürs Zuhören,
fürs aufmerksame Zuhören.
-
Applaus
Herald: Vielen herzlichen Dank dafür. Da
-
wir aufgrund der Translatoren ein bisschen
spät angefangen haben, ein bis zwei Fragen
-
lasse ich zu, wenn es schnelle und kurze
sind. Ist das Internet schon munter
-
geworden, haben wir Fragen aus dem
Internet? Keine Fragen aus dem Internet.
-
Jemand bei den Mikrofonen? Ja, nein? Nein.
Gut, dann.
-
Frieder Bronner: Keine Fragen, darf ich nochmal
kurz? Ich hab noch...
-
Herald: Nein. Dann sage ich: Vielen
herzlichen Dank, Frieder Bronner!
-
Applaus
Danke euch auch
-
Applaus
-
34C3 Abspannmusik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!