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Abtreibung und Scheinheiligkeit | Diana Whitten | TEDxAmazonia

  • 0:17 - 0:20
    Ein ägyptischer Arzt namens
    Mahmoud Fathalla sagte einmal:
  • 0:20 - 0:24
    "Frauen sterben nicht an Krankheiten,
    die wir nicht heilen können.
  • 0:24 - 0:27
    Sie sterben, weil unsere Gesellschaft
    noch nicht entschieden hat,
  • 0:27 - 0:29
    dass ihr Leben die Rettung wert ist."
  • 0:29 - 0:31
    Ich möchte heute über ein Thema reden,
  • 0:31 - 0:33
    das vielen vielleicht unangenehm ist.
  • 0:33 - 0:37
    Das Thema betrifft aber sicher
    jemanden, den Sie lieben,
  • 0:37 - 0:39
    ob Sie es nun wissen oder nicht.
  • 0:39 - 0:44
    Ungefähr die Hälfte der
    42 Millionen Abtreibungen jährlich
  • 0:44 - 0:46
    finden in illegalem Rahmen statt.
  • 0:46 - 0:49
    Das Gesetz hat absolut
    keine Kontrolle darüber,
  • 0:49 - 0:51
    ob Abtreibungen stattfinden oder nicht.
  • 0:51 - 0:55
    Das Gesetz kann nur sicherstellen,
    dass sie sauber durchgeführt werden.
  • 0:55 - 0:57
    Und das werden sie nicht,
  • 0:57 - 1:00
    besonders in den Ländern,
    in denen sie illegal sind,
  • 1:00 - 1:02
    also hauptsächlich
    auf der Südhalbkugel.
  • 1:02 - 1:04
    Alle 8 Minuten stirbt eine Frau
  • 1:04 - 1:06
    an den Folgen einer unsauberen Abtreibung.
  • 1:06 - 1:09
    Das ist ungefähr ein
    Flugzeugabsturz pro Tag.
  • 1:09 - 1:14
    Darum gibt es im Untergrund
    ein Netzwerk -- das war immer so --
  • 1:14 - 1:20
    von Anbietern, von Müttern und Schwestern,
    Heilern und zugeflüsterte Informationen,
  • 1:20 - 1:23
    die Frauen geholfen haben,
    sicherere Alternativen
  • 1:23 - 1:27
    zu riskanten Praktiken und
    ungewollter Schwangerschaft zu finden.
  • 1:27 - 1:31
    Vor 20 Jahren entdeckten Frauen selbst
    die medikamentöse Abtreibung.
  • 1:31 - 1:33
    Angeblich geschah das hier in Brasilien,
  • 1:33 - 1:39
    als Frauen die Gegenanzeigen
    zum Medikament Misoprostol durchlasen.
  • 1:39 - 1:40
    Laut Beipacktext sollte man es
  • 1:40 - 1:43
    nicht bei Schwangerschaft nehmen,
    da es zu Fehlgeburten führt.
  • 1:43 - 1:46
    Also nahmen sie die Tabletten
    zur Abtreibung,
  • 1:46 - 1:47
    wenn sie ungewollt schwanger waren.
  • 1:47 - 1:51
    Körperlich war es dieselbe Erfahrung
    mit denselben Gesundheitsrisiken
  • 1:51 - 1:53
    wie bei einer normalen Fehlgeburt,
  • 1:53 - 1:58
    die ohnehin bei durchschnittlich
    15 - 20 % der Schwangerschaften auftritt.
  • 2:00 - 2:02
    Diese Behandlung wurde mit der Zeit
  • 2:02 - 2:06
    häufiger als die traditionellen Methoden.
  • 2:06 - 2:09
    Sie brauchten keinen illegalen Arzt dafür.
  • 2:09 - 2:12
    Und wenn man die Tablette
    unter die Zunge legt,
  • 2:12 - 2:16
    kann niemand die Fehlgeburt
    auf die Tablette zurückführen.
  • 2:16 - 2:20
    Seitdem wurde Misoprostol
    genauer erforscht
  • 2:20 - 2:24
    und von der WHO auf die Liste der
    unentbehrlichen Arzneimittel gesetzt,
  • 2:24 - 2:29
    und zwar sowohl für seine eigentliche
    Funktion gegen Magengeschwüre,
  • 2:29 - 2:31
    dazu wurde es eigentlich verkauft --
  • 2:31 - 2:33
    als auch als zur Abtreibung.
  • 2:33 - 2:35
    Ebenso ist es ein Wundermittel
  • 2:35 - 2:37
    gegen Nachgeburtsblutungen,
  • 2:37 - 2:40
    die häufigste Ursache
    für Müttersterblichkeit.
  • 2:40 - 2:43
    In vielen Ländern, in denen Abtreibung
    noch immer ein Verbrechen ist,
  • 2:43 - 2:45
    sind diese Medikamente erhältlich.
  • 2:45 - 2:49
    Man kann sie über den Ladentisch
    zu einem leistbaren Preis kaufen,
  • 2:49 - 2:51
    und sehr oft ist kein Rezept nötig.
  • 2:51 - 2:54
    Frauen fragen nur oft
    aus Unwissenheit nicht danach.
  • 2:54 - 2:56
    Ich mache Filme
  • 2:56 - 3:00
    und arbeite derzeit an einer
    Dokumentation namens "Vessel" [Schiff].
  • 3:00 - 3:05
    Darin geht es um die internationale
    Organisation "Frauen auf den Wellen",
  • 3:05 - 3:10
    die ein Schlupfloch im Gesetz gefunden
    hat und eine radikale Methode einsetzt,
  • 3:10 - 3:12
    um Frauen von
    diesen Tabletten zu erzählen.
  • 3:12 - 3:15
    "Frauen auf den Wellen" segelt
    mit einem Schiff um die Welt,
  • 3:15 - 3:17
    in Länder, in denen
    Abtreibung illegal ist.
  • 3:17 - 3:21
    Sie arbeiten mit Organisationen vor Ort,
    die Frauen 19 km vor die Küste
  • 3:21 - 3:25
    in internationale Gewässer bringt,
    wo sie auf Hoher See abtreiben können.
  • 3:25 - 3:27
    Das funktioniert, denn
    außerhalb des Küstenmeers
  • 3:27 - 3:32
    gilt für ein Schiff das Recht
    des Landes, aus dem es kommt.
  • 3:32 - 3:34
    In den Niederlanden ist Abtreibung legal,
  • 3:34 - 3:35
    also auch auf einem Schiff
  • 3:35 - 3:38
    aus den Niederlanden in
    internationalen Gewässern.
  • 3:38 - 3:42
    Ziel ist, ein Spektakel zu veranstalten,
    von dem die Medien berichten,
  • 3:42 - 3:45
    damit Leute Bilder des Schiffes sehen --
  • 3:45 - 3:47
    rechts sehen Sie ein Bild davon --
  • 3:47 - 3:51
    und sie die Nummer der Hotline
    auf dem Schiffsbanner sehen,
  • 3:51 - 3:53
    das ist ihre Hotline.
  • 3:53 - 3:57
    Ich zeige Ihnen einen kurzen Ausschnitt
    aus "Vessel", an dem wir gerade arbeiten,
  • 3:57 - 3:59
    der die Gründerin der
    Frauen auf den Wellen,
  • 3:59 - 4:02
    Rebecca Gomperts, und ihre Crew
    bei ihrer Ankunft
  • 4:02 - 4:06
    letztes Jahr in Valencia in Spanien zeigt.
  • 4:06 - 4:09
    Video: Hier geschieht etwas Seltsames,
  • 4:09 - 4:12
    es ist eine niederländische
    Pro-Abtreibungs-Gruppe,
  • 4:12 - 4:17
    die eine Abtreibungsklinik an Bord
    eines Schiffes eingerichtet hat.
  • 4:17 - 4:20
    Ja, das alles ist Teil der Organisation
    "Frauen auf den Wellen".
  • 4:20 - 4:23
    Sie sind pro-Abtreibung.
    (Rufen und Hupkonzert)
  • 4:23 - 4:26
    Mann: Sie müssen
    den Hafen jetzt verlassen.
  • 4:26 - 4:26
    Frau: Nein.
  • 4:26 - 4:27
    Mann: Gehen Sie!
  • 4:27 - 4:28
    Frau: Warum?
  • 4:28 - 4:30
    Mann: Das ist unser Hafen.
  • 4:30 - 4:32
    Es ist kein öffentlicher Hafen.
  • 4:32 - 4:33
    Frau: Okay.
  • 4:35 - 4:37
    Wir bleiben nur eine Stunde lang.
  • 4:37 - 4:40
    Wo ist das Problem?
  • 4:40 - 4:43
    Mann: Dann muss ich die Polizei rufen!
  • 5:42 - 5:47
    Menschenmenge: Terrorist! Faschisten!
  • 5:48 - 5:51
    Frau: Haben wir ein Messer an Bord?
  • 6:16 - 6:18
    Dieses Schiff rechnet sich nicht,
  • 6:18 - 6:20
    es kann nur wenigen Frauen helfen,
  • 6:20 - 6:21
    aber die Medien berichten davon,
  • 6:21 - 6:23
    und hunderte Frauen sehen die Hotline
  • 6:23 - 6:26
    in der Zeitung und rufen an.
  • 6:26 - 6:28
    Dort antworten ausgebildete
    freiwillige Helfer,
  • 6:28 - 6:31
    die über diese Tabletten informieren,
    wie man sie nehmen soll,
  • 6:31 - 6:33
    in Ruhe bei sich zu Hause,
  • 6:33 - 6:37
    ohne die Hilfe eines Arztes,
    ohne Hetzjagd und Verfolgung,
  • 6:37 - 6:40
    und was man im seltenen Fall
    einer Komplikation tun soll.
  • 6:40 - 6:43
    Wenn eine Anruferin keinen
    Zugang zu den Tabletten hat,
  • 6:43 - 6:46
    weil sie im Register gelöscht wurden,
    oder aus anderen Gründen,
  • 6:46 - 6:51
    werden sie zu einer Schwesterorganisation
    namens "Women on Web" weitergeleitet.
  • 6:51 - 6:53
    Das ist eine Online-Organisation,
  • 6:53 - 6:56
    die im Rahmen einiger anderer
    Schlupflöcher im Gesetz handelt,
  • 6:56 - 6:59
    einem Risikominderungsmodell,
  • 6:59 - 7:01
    und die Tabletten per Post verschickt.
  • 7:01 - 7:05
    Der Zulauf zu "Women on Web" steigt
    jedes Jahr um Tausende von Menschen,
  • 7:05 - 7:07
    inklusive hunderter aus Brasilien.
  • 7:07 - 7:13
    Die Dreharbeiten zum Film "Vessel"
    haben wir abgeschlossen,
  • 7:13 - 7:15
    und er sollte irgendwann
    nächstes Jahr fertig sein.
  • 7:15 - 7:18
    Ich hoffe, Sie können ihn sehen.
  • 7:18 - 7:21
    Als ich die Aufnahmen durchsah,
  • 7:21 - 7:24
    wurde mir klar, dass der Film
    nicht nur eine Geschichte,
  • 7:24 - 7:27
    sondern auch ein Werkzeug ist.
  • 7:27 - 7:32
    Szenen wurden auf Spanisch,
    Portugiesisch, Urdu, Suaheli
  • 7:32 - 7:34
    und anderen Sprachen gedreht.
  • 7:34 - 7:36
    Sie zeigen freiwillige Helfer,
  • 7:36 - 7:39
    -- keine Ärzte --, die lernen
    und andere ausbilden,
  • 7:39 - 7:42
    wie diese einfache Behandlung
    mit Misoprostol aussieht.
  • 7:42 - 7:46
    Diese Szenen werden in Zwei-
    bis Drei-Minuten-Segmente unterteilt,
  • 7:46 - 7:50
    die im Internet und über SMS
    weiter verbreitet werden können.
  • 7:50 - 7:52
    Die Informationen sollen
    auf breiter Basis an Frauen gehen.
  • 7:52 - 7:55
    Diese Infos sind bereits online.
  • 7:55 - 8:00
    Man findet sie bei Organisationen und
    Veröffentlichungen unter Privatrecht
  • 8:00 - 8:03
    und beispielsweise auch
    auf der Seite von "Women on Web".
  • 8:03 - 8:06
    Das hier, auf Portugiesisch,
    ist die gesamte Behandlung,
  • 8:06 - 8:10
    sie steht auf deren Website
    in verschiedenen Sprachen,
  • 8:10 - 8:12
    und Leute werden zum Besuch
    dieser Website ermutigt,
  • 8:12 - 8:16
    und auch, sie in Form eines Stickers
    auszudrucken und öffentlich anzubringen.
  • 8:16 - 8:22
    Diese Techniken sind wie
    internationale Gewässer,
  • 8:22 - 8:24
    Gebiete mit verhandelbarem Hoheitsrecht.
  • 8:24 - 8:27
    Sie sind keine langfristige Lösung,
  • 8:27 - 8:30
    aber es sind Wege, die Diskussionen
    auf radikale Art anzustoßen
  • 8:30 - 8:34
    und damit das Tabu bloßzustellen.
  • 8:34 - 8:37
    Vielleicht führt das
    zur langfristigen Lösung,
  • 8:37 - 8:40
    denn egal, wann das Leben
    Ihrer Meinung nach beginnt,
  • 8:40 - 8:41
    sind wir uns vielleicht einig:
  • 8:41 - 8:44
    Eine Frau, die eine ungewollte
    Schwangerschaft beenden will,
  • 8:44 - 8:47
    das könnten Sie, Ihre Schwester
    oder Ihre Tochter sein,
  • 8:47 - 8:50
    ist ganz unbestritten
    selbst sehr lebendig.
  • 8:50 - 8:52
    Diese kleinen innovativen Tabletten können
  • 8:52 - 8:55
    sie am Leben erhalten, bis
    das Gesetz die Realität erkennt.
  • 8:55 - 8:56
    Danke.
  • 8:56 - 9:00
    (Applaus)
Title:
Abtreibung und Scheinheiligkeit | Diana Whitten | TEDxAmazonia
Description:

Dieser Vortrag wurde bei einem nicht von den TED-Konferenzen ausgerichteten, örtlichen TEDx-Event gehalten.
Diana Whitten ist Regisseurin des Films "Vessel", der die Geschichte einer Pro-Abtreibungs-Aktivistengruppe erzählt. Diese Leute gehen mit ihrem Boot in der Nähe von Ländern vor Anker, die Abtreibung untersagen, und bieten die Behandlung auf internationalen Gewässern an.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
09:03
  • 02:09 Ja, "Tablette" passt vermutlich besser.

German subtitles

Revisions