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35C3 Vorspannmusik
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Herald-Angel: In unserem vorherigen Talk
haben wir schon ein bisschen Einblick
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erhalten, was denn so an Technologie da
ist, um unsere Grenzen zu beschützen. Aber
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jetzt stellt sich die Frage: Was passiert
denn tatsächlich vor Ort? Wie steht es um
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die Flüchtenden und was machen die Leute,
die den Leuten tatsächlich helfen? Um da
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einen Einblick zu schaffen, sind jetzt
hier Nico und Nina. Eine Runde Applaus bitte.
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Applaus
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Nina: Wir begrüßen euch zu unserer
Präsentation über die europäischen
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Außengrenzen. Wir geben euch einen
Überblick über die drei großen
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Mittelmeerrouten auf denen Menschen
flüchten und eine Zusammenfassung der
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Ereignisse dieses Jahres bis hin zur
aktuellen Situation. Speziell die letzten
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Monate waren ganz klar Teil der tödlichen,
europäischen Grenzpolitik, welche wir euch
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heute zeigen wollen. Nico und ich haben
beide im Mittelmeer wie in Griechenland
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geholfen und berichten euch aus unserer
eigenen Erfahrung. Heute sprechen wir
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jedoch nur über die Seegrenzen, die Grenzen
auf welchen Flüchtende mit Booten nach
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Europa gelangen. Diese Grenzen sowie
unsere Arbeit sind jedoch nur ein ganz
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kleiner Teil des Ganzen. Es gibt viel mehr
Arbeit vor und nach uns, welche andere
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Organisationen machen und ebenso wichtig
ist wie unsere und nötig ist. Daher
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sollte man diese nicht außer Acht lassen
und sich auch über diese informieren und
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sie unterstützen. Auch wenn die Medien
sich in letzter Zeit so auf die Seegrenzen
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alleine fokussiert haben.
Nico: Danke für die Einleitung. Wir haben
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euch nochmal eine Karte mitgebracht. Wenn
wir vom Mittelmeer sprechen welche
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Fluchtrouten gibt's da eigentlich. Wir
können im Mittelmeer drei Fluchtrouten
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unterscheiden Das eine ist die westliche
Mittelmeerroute. Die erstreckt sich
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hauptsächlich von Marokko Richtung Spanien
rund um die Straße 'Meerenge von
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Gibraltar' herum. Die zweite sehr
bedeutende Route ist die zentrale
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Mittelmeerroute von hauptsächlich Libyen
Richtung Italien nur. Und die dritte
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Mittelmeerroute wäre die östliche
Mittelmeerroute von hauptsächlich dem
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türkischen Festland Richtung griechische
Inseln. Man muss dazu ganz klar dazu
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sagen, auch wenn mir das jetzt relativ
scharf unterscheiden, diese Routen sind
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nicht scharf abgegrenzt und sie haben sich
auch über die Zeit verändern sie sich
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immer weiter. Sei es, wie viele Menschen
diese Route passieren oder auch wie sie
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sich lokal geografisch verschiebt.
Geschichtlich kann man sagen die Flucht
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übers Mittelmeer Richtung Europa oder
übers Meer generell Richtung Europa ist
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kein neues Phänomen. Das erleben wir seit
den 90er Jahren ungefähr. Damals
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hauptsächlich Anfang der 90er Jahre
hauptsächlich von Westafrika Richtung
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'Tschuldigung. Trinkt Anfang der 90er
Jahre hauptsächlich von Westafrika
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Richtung Kanarische Inseln. Das verlagert
sich dann mit Beginn der Nullerjahre in
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das Mittelmeer selber hinein. 'Tschuldigung.
TrinktApplaus
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Genau also es verlagert sich in das
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Mittelmeer selber hinein. Wobei man ganz
klar sagen muss. Ich muss ich mal kurz
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hinsetzen. Tschuldigung.
Nina: Ich mache kurz weiter mit meinem
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Teil, der auch spannend ist. Und dann
kommen wir zurück zu Nico, sobald es ihm
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besser geht. Ups, das war eins zu weit.
Ich spreche nun über die sogenannte
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libysche Küstenwache, die wir hier auf
diesem Bild sehen. Die sogenannte libysche
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Küstenwache, das sind Milizen, welche von
der EU, vor allem Italien subventioniert
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werden, um Menschenrechtsverletzungen zu
begehen. Eine Erklärung hierzu. Libyen ist
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ein Bürgerkriegsland ohne feste Regierung,
in welche die EU ebenfalls sagt, dass die
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oft wechselnden Regierungen wenig bzw. gar
keine Macht über die bewaffnete Armee
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haben. Die Küstenwache nun sind viele
verschiedene Milizen, die sich aus dem
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Bürgerkrieg erhoben, welche sich aber
ebenfalls untereinander bekämpfen. 2017
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wurde den einzelnen Milizen, welche sich
den Übernamen libysche oder sogenannte
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libysche Küstenwache werden von Italien
Küstenwache-Boote gestellt und ihnen die
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ersten finanziellen Mittel übergeben.
Unter dem Vorwand Menschenleben zu retten.
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Die Realität jedoch zeigt, dass die
sogenannte libysche Küstenwache die
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Menschen mit absoluter Gewalt auf die
Boote zwingt. Menschen auf offener See
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ohne Hoffnung auf Rettung zum Sterben
zurücklässt, wenn diese sich weigern
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zurück nach Libyen zu kommen und mehrfach
wurde schon berichtet, dass sich die
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libyschen Küstenwache auch geweigert
haben, gewisse Geflüchtende, Geflüchtete
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zu retten. Ebenso wurde uns auch
berichtet, dass sich Geflüchtete
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freiwillig ins Meer gesprungen sind, um
nicht nach Libyen zurückgebracht zu
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werden. Ebenso verhindert die libysche,
die sogenannte libysche Küstenwache die
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Rettung dieser Menschen durch andere
Rettungsschiffe und eben weigert sich
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jegliche Kooperation mit diesen, um
Menschenleben zu retten. Dass Libyen als
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Bürgerkriegsland anerkannt ist und somit
nicht sicher ist, führt dazu, dass es auch
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keine sicheren Häfen in Libyen geben kann,
in welchen Menschen in Not aus
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internationalen Gewässern zurückgebracht
werden dürfen. Menschenrechtsbeobachter
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haben die libyschen Lager als
menschenunwürdig beschrieben, in welchen
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die Geflüchteten eingesperrt, gefoltert,
getötet und auch vergewaltigt werden.
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Durch die vermehrte Unterstützung Italiens
wird jedoch genau diese Praktik der
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Menschenrechtsverletzung vorangetrieben.
Am 7. Juli dieses Jahres hat Italien einen
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Freundschaftspakt mit Libyen wieder
erneuert, der unter Gaddafi geschlossen
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wurde, welcher und welcher Libyen eine
mögliche Unterstützung bis zu fünf
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Milliarden Euro zusichert und Libyen zu
einem sicheren Land für Geflüchtete in Not
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macht. Das ist offensichtlich absolut
fürchterlich und gegen jegliches
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Menschenrecht. Hier eine kleine
Präsentation. Man sieht zum das zentrale
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Mittelmeer 2017 zu 2018, dass durch diese
Einführung der sogenannten libyschen
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Küstenwache die Ankünfte massiv gesunken
sind. Das ist nicht so, weil weniger, nur
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weil weniger Leute kommen, sondern weil
die Leute nicht mehr eigentlich nach
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Europa gelangen können, sondern abgefangen
werden in internationalen Gewässern und
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illegal zurück nach Libyen gebracht
werden. 2242 Menschen sind dieses Jahr im
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Mittelmeer ertrunken. Diese Zahl sagt
eigentlich schon sehr viel über diese
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Grenzpolitik, die Europa zurzeit hat, weil
alle diese Menschen hätten nicht sterben
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müssen. Nun eine Frage: Wieso fliehen
Menschen mit dem Boot nach Europa?
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Ganz einfach. Für die meisten Menschen ist
eine andere Einreise zur Sicherheit einfach
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nicht möglich. Ein Visa zu bekommen ist
mit extrem hohen Kosten verbunden. Die
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Qualifikation Sie müssen Qualifikationen
nachweisen, die aber nur in westlichen
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Ländern erwerbbar sind. Der Staat lebt
halt in Krieg kann somit keine offizielle
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Kommunikation mit dem Visaland aufbauen.
Die Beantragung eines Visas dauert
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ebenfalls so lange, dass es unmöglich für
die meisten Menschen ist, so lange zu
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warten und wahnsinnig kostspielig ist, vor
allem für Leute, die aus einem Kriegsland
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kommen oder von unmittelbarer Gewalt
bedroht sind. Daher ist es oftmals die
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einzige Möglichkeit, in einem sicheren
Land unterzukommen, die sogenannte illegale
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Einreise, bei welcher man Asyl
beantragen kann. Dies heißt, man überquert
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die Grenze ohne Visa oder einem
legalen Passport oder einem anerkannten
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Reisepass. Theoretisch gesehen hat jeder
Mensch Anrecht auf Asyl, sobald er
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europäischen Boden betritt oder in
europäischem Gewässer ist. Die
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Asylverfahren sind extrem langwierig und
wahnsinnig kräftezehrend, weil in dieser
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Zeit der Asylprüfung die
Geflüchteten in absoluter Ungewissheit
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leben, oft schlecht behandelt werden und
sie kein eigenständiges Leben aufbauen
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können, nicht arbeiten können und sich
auch nicht selber entscheiden können, wo
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sie genau leben wollen. In dieser Zeit ist
es für die Leute auch nicht möglich, ihre
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Traumas, die sie schon alleine während der
Überfahrt erlitten haben, zu verarbeiten.
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Und sie bekommen tatsächlich zusätzlich
Traumas durch die Umgebung in der sie
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meistens dann gefangen sind. Jedoch
europäischen Boden zu betreten und ein
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Asyl zu beantragen, bedeutet schon lange
nicht mehr Sicherheit. Es gibt Dutzende
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Fälle, in denen der Asylanspruch total
missachtet wurde und die Menschen zurück
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deportiert wurden ohne jemals wirklich
registriert worden zu sein. Dies ist
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absolut illegal und strafbar. Hier seht
ihr ein Foto von Lesbos dem Live-Jacket
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Graveyard wird er genannt. Jede einzelne
dieser Weste ist von einem Menschen
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getragen wurde getragen worden, der die
Überquerung gemacht hat.
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Im Europaparlament sorgt es jedoch für keinen
Aufschrei, wenn Menschen ertrinken, da
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diesen Menschen keinen Aufwand für Europa
mehr darstellen. Sie müssen ja nicht mehr
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registriert werden. Für Europa ist es
okay, wenn diese Menschen sterben. Sonst
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würden sie es einfach verhindern. Durch
Populismus wird die öffentliche Meinung
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mehr und mehr gegen die Geflüchteten
gerichtet. Somit wird es normal, sogar zum
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gewünschten Zustand, den Menschen
Sicherheit suchen, die von Krieg und
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Gewalt fliehen, jegliche Menschenrechte
abzuerkennen, zu entziehen. Die Krise ist
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keine Naturkatastrophe, sondern vom Mensch
gewollt und ebenso politisch genauso
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gedacht. Es ist nicht wichtig, wieso ein
Mensch flieht, ob durch Gewalt, Krieg,
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Hunger oder absolute Perspektivlosigkeit.
Jeder Mensch hat Recht, sich selbst zu
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sein und Sicherheit und Zukunft zu
erfahren.
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Nico: So, ich bin wieder da. Applaus
Nina: Alles gut?
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So, ich bin wieder da nach kurzem Ausfall.
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Versuchen wir einfach dort weiterzumachen,
wo wir vorhin unterbrochen haben. Also ich
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hatte ja schon erklärt, so Anfang der 90er
Jahre begann die Flucht übers Meer
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Richtung Europa. Damals noch von
Westafrika Richtung Kanaren. Das hat sich
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dann so Anfang der Nullerjahre ins
Mittelmeer selber hinein verlagert, wobei
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verschiedene geopolitische Faktoren das
immer wieder beeinflusst haben. Da wäre
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zum Beispiel zu nennen: Der Fall von
Libyen, Fall von Gaddafi und die
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Instabilisierung von Libyen, die überhaupt
die zentrale Mittelmeerroute in diesem
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Ausmaß erst möglich gemacht hat. Genauso
wie der syrische Bürgerkrieg, der viele
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Menschen aus Syrien über die östliche
Mittelmeerroute Richtung Europa getrieben
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hat, auf der einen Seite, aber auf der
anderen Seite natürlich auch irgendwie
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politische Verträge wie beispielsweise den
EU Türkei-Deal, der dafür sorgt, dass die
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östliche Mittelmeerroute mehr oder weniger
geschlossen wurde. Um aufs zentrale
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Mittelmeer zurückzukommen: Da hat sich so
der Hauptteil der Tragödie abgespielt und
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das Jahr 2013 ist ein ganz besonderes
gewesen, weil sich einfach die Nachrichten
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über Schiffsunglücke und Menschen, die auf
diesem Weg gestorben sind, immer mehr
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gehäuft hat. Bis es dann im Oktober 2013
kurz hintereinander zu zwei Schiffsunglücken
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kam, die sich direkt vor der Insel von
Lampedusa abgespielt haben. Bei diesen
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beiden Schiffsunglücken sind weit über 500
Menschen gestorben und das war dann so ein
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bisschen der letzte Weckruf, der dafür
gesorgt hat, dass Italien eine eigene
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Seenotrettungsmission losgeschickt hat.
Dies war relativ bekannt unter dem Namen
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Mare Nostrum, war zusammen von
italienischen Kriegsschiffen und
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Küstenwacht-Schiffen durchgeführt und
explizit mit dem Ziel Menschen zu retten.
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Diese Mission hatte ein Jahr Bestand bis
Oktober 2014, war relativ erfolgreich
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gemessen daran, was sie geschafft hat an
Menschen zu retten und an der Todesrate,
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die deutlich zurückgegangen ist während
dieser Zeit. Allerdings nach einem Jahr
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stand Italien immer noch alleine damit da.
Kein anderes europäisches Land hatte sich
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beteiligen wollen, weder finanziell an der
Mission selber, noch an der Aufnahme der
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Menschen. Aus diesen Gründen hat Italien
im Oktober 2014 dann diese Seenot-
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Rettungsmission Mare Nostrum eingestellt
und hinterließ eine große Lücke, weil
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Menschen immer noch kamen, aber einfach
keine Rettungsschiffe mehr auf dem Wasser
-
waren. Und diese Lücke wurde damals von
zivilen Seenot-Rettungsorganisationen
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gefüllt. Damals kam diese Idee auf zu
sagen, wenn es Staaten nicht schaffen dort
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Schiffe zu schicken und Menschen zu
retten, wenn es das reiche Europa nicht
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schafft, dann müssen wir einfach als
Zivilgesellschaft daran arbeiten, weil wir
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können es nicht zulassen, dass vor unseren
Toren Menschen ertrinken.
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Diese zivile Seenotrettung, die so ungefähr ab 2015
begonnen hat, hat turbulente Jahre hinter
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sich, hatte ihre Höhen und Tiefen. Und ich
möchte versuchen noch mal so einen kurzen
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Rückblick auf das Jahr 2018 zu wagen, weil
immer mal wieder sind Nachrichten
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aufgepoppt hier und da, hier ist was
passiert, da ist was passiert, aber was
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ist jetzt eigentlich, was bleibt am Ende
des Jahres davon übrig. Ich habe das
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selbst bei mir gemerkt als jemand, der
dieses Thema schon recht dolle verfolgt,
-
wie ich jetzt einfach in der Rückschau als
ich versucht habe zu recherchieren, was
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man eigentlich die einzelnen Themen,
gemerkt habe, wie viele der einzelnen
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Punkte schon wieder aus meinem aus meinem
Gedächtnis heraus gedriftet sind, einfach
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weil es so eine Masse ist. Die Vorschau
für dieses Jahr hat schon der August 2017
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geliefert, wo es ungefähr hingehen wird.
Im August 2017 letztes Jahr hat Italien
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die Juventa, ein Rettungsschiff,
beschlagnahmt und an die Kette gelegt, und
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damit sozusagen die ersten
Rettungsschiffe aus dem Verkehr gezogen.
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Ähnliches ist passiert im März diesen
Jahres dann als die Open Arms, ein
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weiteres Rettungsschiff, in Italien
beschlagnahmt wurde. Und allerdings hatten
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diese das Glück nach einem Monat ungefähr
wieder frei zu kommen. Ein Muster was sich
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weiter wiederholen wird im Laufe des
Jahres ist, dass im Juni rettete die
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Aquarius in einer Nacht zusammen mit
anderen Schiffen unter anderem auch
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Militärschiffen und Küstenwachschiffen
über 600 Menschen, die die Aquarius alle
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an Bord nahm. Das übliche Prozedere ist
dann, dass ihnen einen Hafen zugewiesen
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wird, wo sie diese Menschen an Land
bringen können. Allerdings passierte das
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zu diesem Zeitpunkt nicht. Es gab einfach
keinen Hafen, der ihnen zugewiesen wurde. So
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irrte die Aquarius für über drei Tage auf
dem Mittelmeer herum, ohne bevor ihn
-
überhaupt ohne zu wissen, wo sie hinfahren
sollen und nach diesen drei Tagen hatte
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sich Spanien in langen Verhandlungen
bereit erklärt, diese Menschen
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aufzunehmen. Und so ist die Aquarius
zusammen mit zwei anderen Schiffen, einem
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europäischen Militärschiff und einem
italienischen Küstenwachschiff, die die
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Menschen gemeinsam aufgeteilt haben, über
fünf Tage vom zentralen Mittelmeer durch
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stürmische See bis nach Spanien gefahren,
um in Valencia die Menschen an Land
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bringen zu können. Zeitgleich während das
passierte, hatte das italienische
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Küstenwachschiff, die Coty, wir werden
später nochmal darauf zurückkommen,
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einen ähnlichen Fall. Sie hatten Menschen
gerettet und als italienisches
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Küstenwachschiff haben sie keinen Hafen in
Italien zugewiesen bekommen. So groß war
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der innenpolitische Druck, der sich damals
in Italien oder immer noch in Italien
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aufbaut. Und auch sie trieben für mehr als
eine Woche auf dem Mittelmeer, ohne
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zu wissen, wo sie die Menschen hinbringen
sollen, in welchen sicheren Hafen. Der
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Abschluss ein bisschen in diesem Fall war
dann Ende Juni als die Liveline über 250
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Menschen gerettet hat und ebenfalls für
eine Woche ohne Unterstützung auf dem
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Mittelmeer trieb, auf einem noch sehr viel
kleineren Schiff als die beiden anderen
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Schiffe es waren, bis sich dann endlich
europäische Staaten bereit erklärten, die
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Menschen aufzuteilen und das Schiff Malta
anlaufen durfte. Allerdings wurde es dort
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sofort beschlagnahmt, festgesetzt und dem
Kapitän schwere Vorwürfe gemacht. Und die
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Lifeline als Schiff, Rettungsschiff liegt
bis heute in Malta an der Kette und darf
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nicht weiter auslaufen. Dieses Prinzip
Schiffe nicht auslaufen zu lassen haben
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wir wenige Tage später noch einmal gesehen
als Anfang Juli die Seewatch III, die
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eigentlich zu einer regulären
Rettungsmission auslaufen wollte,
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ebenfalls nicht den Hafen verlassen durfte
und dieses Prinzip, dass man Schiffe nicht
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rausfahren lässt kann man ganz klar als
eine europäische Strategie und Taktik
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sehen. Das ist die Taktik, dass man sagt,
man möchte nicht, dass Schiffe da sind und
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Menschen retten, die wieder dann Europa
aufnehmen muss, aber man möchte noch viel
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weniger, dass Schiffe da sind und darüber
berichten können, dass Menschen kommen und
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dass Menschen ertrinken und deswegen, um
diese Berichterstattung, diese
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Zeugenschaft auf dem Wasser vor Ort zu
unterbinden, hat kurz darauf auch Malta
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das zivile Suchflugzeug Moon Bird
gegroundet, ihm wurde keine
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Starterlaubnis mehr erteilt, um in das
Einsatzgebiet zu fliegen und unabhängig
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berichten zu können, was eigentlich
passiert, was die libysche Küstenwache
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macht, was Boot, was an Booten in Seenot
sind, was an Menschen in Seenot sind
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und als Reaktion dadrauf so ein bisschen,
kam dann eine sehr starke Antwort der
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Zivilgesellschaft. Die Zivilgesellschaft
hat sich zusammengesetzt und hat gesagt:
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Wir können dem nicht länger zuschauen und
hat die Seebrückenbewegung ins Leben
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gerufen, die relativ schnell mit kurzer
Vorlauffrist schon am 07.07. eine große
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Demonstration in Berlin mit über 12 000
Teilnehmerinnen organisieren konnte und wo
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Menschen demonstriert haben für
Seenotrettung und sichere Häfen.
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Anfang August dann haben wir einen neuen
Tiefpunkt erreicht als die Aso 28, ein
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italienisches Versorgungsschiff, 108
Menschen rettet und sie direkt nach Libyen
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zurückbringt. Insgesamt ist es eine
Situation, die wir schon oft erlebt haben,
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meistens durch die libysche Küstenwache,
die diese Menschen zurückbringt. Warum das
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so neu ist? Weil es in diesem Fall ein
europäisches Schiff war, was die Menschen
-
zurückgebracht hat. Es gab einen ähnlichen
Fall im Jahr 2009. Damals wurden Menschen
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kurz vor der Küste von Lampedusa gerettet
und von europäischen Militärschiffen nach
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Libyen zurückgebracht. Die Menschen, die
dort zurückgebracht wurden, haben damals
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vor dem Europäischen Gerichtshof dagegen
geklagt und Recht bekommen. Und es wurde
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geurteilt, dass es nicht zumutbar ist,
diese Menschen zurück in ein Land zu
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bringen, wo ihnen Folter und Unterdrückung
droht und das war schon 2009, bevor der
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Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Insofern war
das so ein bisschen eine Art Dammbruch,
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dass jetzt auch europäische Schiffe, in
Italien geflaggte Schiffe, zurück Menschen
-
zurück nach Libyen bringen. In der Taktik,
Schiffe nicht mehr draußen vor Ort haben
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zu wollen, ging Europa einen weiteren Weg.
Mitte August wurde bekannt, dass Gibraltar
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der Aquarius die Flagge entziehen würde,
während diese noch auf See war. Der
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offizielle Grund, warum sie diese Flagge
entzogen haben, ist, dass sie gesagt
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haben, dieses Schiff ist als Survey
besser, als ein Untersuchungsschiff
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registriert bei uns im Schiffsregister,
allerdings sehen wir ganz klar, dieses
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Schiff macht Such- und Rettungsmaßnahmen.
Sollte also ein Rescue Vessel sein.
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Interessanterweise gibt es in diesem
gibraltarischen Schiffsregister gar keine
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Kategorie, wo man ein Schiff adäquat als
Rescue Vessel registrieren könnte. Genauso
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muss man sagen, dass in den gesamten
Jahren, die das Schiff in Gibraltar
-
registriert war, es keinerlei technische
oder andere Probleme gab, die eine
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Flaggenentziehung rechtfertigen würden.
Die italienische das italienische
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Küstenwachschiff Coty, was wir vorhin
schon mal was ich vorhin schon mal
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angesprochen habe, kam nochmals Ende
August in die Nachrichten, als es über 190
-
Menschen an Bord hatte. Diesmal schon im
Hafen war, in den Hafen von Catania
-
einlaufen durfte. Allerdings es ihr dort
nicht erlaubt war, Menschen an Land
-
bringen zu lassen. Das resultierte darin,
dass die italienische Staatsanwaltschaft
-
Ermittlungen aufnahm wegen illegaler
Inhaftierung. Offiziell gegen unbekannt,
-
aber relativ klar doch gegen den
Innenminister Salvini gerichtet. Dieser
-
wiederum antwortete darauf mit einem
Tweet, in dem er fast wortgleich eine Rede
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von Mussolini zitierte. Nach zehn Tagen an
Bord durften diese Menschen dann endlich
-
an Land gehen und das Schiff verlassen, um
adäquate Versorgung zu erhalten. Der
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Aquarius wurde die Flagge entzogen. Da
aber Such- und Rettungsmaßnahmen immer noch
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wichtig sind, schauten sie sich um und
versuchten ein neues eine neue Flagge zu
-
organisieren. Das hatten sie ja dann Mitte
September geschafft und kehrten als
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Aquarius II zurück ins Such- und
Einsatzgebiet, diesmal mit panamesischer
-
Flagge. Allerdings weniger als eine Woche
später wurde ihnen diese Flagge entzogen
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von Panama aufgrund dass Italien sehr
starken Druck auf Panama ausgeübt hatte.
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Italien hatte gesagt, wenn ihr der
Aquarius II die Flagge nicht entzieht,
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lassen wir keine Schiffe mit einer
panamesischen Flagge mehr in unsere Häfen
-
einlaufen. Das hat natürlich Panama unter
immensen wirtschaftlichen Druck gesetzt,
-
worauf sie dann beschlossen haben der
Aquarius die Flagge zu entziehen.
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In der Zwischenzeit gab es auch gute
Nachrichten. Nach dreieinhalb Monaten
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durfte die Seewatch III endlich wieder
Malta verlassen und ist seit Ende
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November wieder im Einsatz.
Anfang Dezember dann gab es eine der
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letzten schlimmen Nachrichten dieses Jahr,
wurde der Acqua hat SOS Méditerranée,
-
die Betreiberorganisation der Aquarius,
verkündet, dass sie keine ihre Einsätze
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beenden werden nach über zwei Jahren und
über 30 000 Geretteten und das alleinig
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auf Grund dessen, dass sie nicht in der
Lage waren, eine Flagge zu finden, ein
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Land zu finden, das das Schiff beflaggen
würde, um weiterhin diese Rettungseinsätze
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fortsetzen zu können. Was sonst noch
passiert ist dieses Jahr: Beispielsweise
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wurden 77 Menschen von einem Frachtschiff
gerettet, zurück nach Misrata nach Libyen
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gebracht und weigerten sich dort von Bord
zu gehen, weil sie Angst vor Folter und
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Unterdrückung hatten. Diese wurden nach
etwa einer Woche, die sie sich an Bord
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aufgehalten, vom Militär, libyschen Militär
gewaltsam entfernt. Ebenso gab es die
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Sarost 5, ein tunesisches Schleppschiff,
das 40 Menschen für über drei Wochen an
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Bord hatte, bis ihnen ein Hafen zugeteilt
wurde. Die Militäroperation Sophia hatte
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unter zwischenzeitlich ihren Betrieb
eingestellt, weil auch für sie keine Häfen
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mehr zugewiesen wurden und die Zeit, das
bekannte Qualitätsmedium, wollte mal
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wieder ganz ergebnisoffen diskutieren, ob
jetzt Seenotrettung eigentlich eine gute
-
Idee ist oder nicht. Da hat dann das
Internet adäquat darauf geantwortet.
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Applaus
Aktuell zu diesem Zeitpunkt
-
haben wir auch wieder eine Situation, wo
die Seewatch III mit 33 Menschen an Bord,
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die sie vor fast einer Woche gerettet
haben, immer noch auf dem Mittelmeer
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unterwegs ist und keinen sicheren Hafen
zugewiesen bekommen hat. Während die
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Staaten in Europa versucht die Schiffe
selber außen zu halten und die
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Kriminalisierung natürlich genauso gegen
die Migrantinnen und Geflüchteten selber
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sich richtet in erster Linie, versucht
Europa jetzt auch einen weiteren Weg zu
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gehen und jetzt die Helferinnen und Helfer
als auch die Menschen, die einfach
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Solidarität zeigen und nicht wegschauen,
zu kriminalisieren. Das haben wir sehr
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stark erlebt mit der Juventa mit der Crew
der Juventa. Wie ich schon gesagt habe,
-
das Schiff seit August 2017 beschlagnahmt.
Mittlerweile wurde bekannt dass gegen 10
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ehemalige Mitglieder der Juventa Crew
ermittelt wird wegen Beihilfe zur
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illegalen Einwanderung. Das ist in Italien
ein relativ schwerer Straftatbestand, der
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mit Mindeststrafe von fünf Jahren
Gefängnis mit bis zu ausweitbar bis zu 20
-
Jahren und einer immensen Geldstrafe
verbunden ist. Parallelen kann man hier
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ziehen zu dem Cap Anamur Fall. Ein Schiff
das 2004, ein Hilfsschiff, ein Schiff einer
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Hilfsorganisation, das hatte 2004 im
Mittelmeer auch Geflüchtete gerettet und
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nach Italien gebracht. Damals war es so,
dass der Kapitän, Einsatzleiter und erster
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Steuermann verhaftet wurde. Es folgte
ähnliche Anklage. Diese wurde endete nach
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fünf Jahren mit einem Freispruch,
allerdings nicht ohne dass das Schiff in
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der Zwischenzeit verkauft werden musste,
für viel Geld ausgelöst werden musste und
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ohne dass 100 000de an Euro an
Prozesskosten anfielen. So ein bisschen,
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das ist so ein bisschen die Situation die
wir gerade haben. Zurzeit stehen Menschen
-
vor Gericht, weil sie Leute vor dem
Ertrinken gerettet haben.
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Diese Tschuldigung diese Kriminalisierung
-
sehen wir nicht nur bei Schiffen,
die im zentralen Mittelmeer unterwegs
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waren, sondern auch bei
Organisationen, die sich in der Ägäis, in
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der östlichen Mittelmeerroute, versucht
haben zu helfen. Dort gibt es den Fall
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der three humanitarians, drei Helferinnen
einer NGO auf Lesbos, die angeklagt sind
-
wegen Geldwäsche, Beihilfe zur illegalen
Einwanderung und Spionage. Relativ harte
-
Vorwürfe und ein sehr guter Bericht von
Human Rights Watch hat schon mal sehr
-
detailliert dargelegt, auf welcher Basis
das ist. Beispielsweise diese illegale
-
Einreise, die ihnen vorgeworfen wurde,
soll an Tagen stattgefunden haben, wo die
-
Beschuldigten nachweislich nicht im Land
waren, nicht auf der Insel waren. Ganz
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klar zu sagen, dass ist ein politischer
Prozess, der da geführt werden soll.
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Nina: Ganz kurz, ich weiß schon nervös
dort drüben, zu Lesbos und der Türkei, wo
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wir als Mare liberum agieren. Lesbos hat
eine sehr, sehr traurige Berühmtheit
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erlangt, weil sie Ende 2015 Anfang 2016
über eine halbe Million Menschen über
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diese Insel nach Europa gelangt sind. Das
sind unglaublich viele Menschen und darauf
-
hat EU gleich sofort reagiert. Im März,
genauer gesagt am 18. März 2016 wurde der
-
EU Türkei-Deal verabschiedet, in dem
gesagt wird, dass Menschen, also die
-
Grenze wurde sofort dicht gemacht. Alle
Menschen, die danach, nach diesem Datum,
-
nach Europa über Griechenland gelangten,
mussten unter oder müssen immer noch unter
-
extrem schweren Asylverfahren ihr Asyl
geprüft haben. Dieses kann sich über Jahre
-
hinweg ziehen und es gibt bis heute
Menschen, die fast 3 Jahre immer noch auf
-
ihren Entscheid warten. Und ebenso fördert
dieser EU Türkei-Deal, der in Kraft
-
getreten ist, illegale Pull- und Pushbacks
von beiden Küstenwachenseiten. Wenn zum
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Beispiel Boote schon auf griechisch in
griechischen europäischen Gewässern sind
-
und dann illegal nach Türkei
zurückgebracht werden. Das wird durch das
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gefördert. Und seit diesem Türkei EU-
Türkei-Deal ist Lesbos und andere
-
griechische Inseln ein Gefängnis für die
Menschen, die dort sind. Sie können die
-
Insel nicht verlassen. Und für manche, die
schon drei Jahre dort sind, ist es ein
-
wahnsinnig extremer Prozess mit
unglaublicher Frustration, Traurigkeit, in
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welchem sie zurzeit sind. Das Camp auf
Lesbos, Camp Moria, ist das offiziell
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schlimmste Lager Europas für Geflüchtete,
in welchem Zwangsprostitution und
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versuchter Suizid von Kinder nichts
Abnormales sind. Mare liberum versucht
-
dadurch genau das nicht untergehen zu
lassen, dass die Medienwelt sich dem
-
annimmt und mit unserem Schiff machen wir
Human Rights Monitoring. Wir sind mit dem
-
Schiff draußen. Wir beobachten, was
abgeht, wir sehen den Leuten auf die
-
Fingern. Weil uns ist es wichtig, dass
Menschen die Menschenrechte nicht einfach
-
entzogen werden. Menschen die nichts haben
in ihrem Leben, außer ja ihr Leben, dass
-
ihnen nicht mal die Rechte bleiben - das
wollen wir verhindern. Deswegen sind wir
-
mit unserem mare liberum draußen.
-
Applaus
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Herald-Angel: Ich denke ich spreche für
alle und nehm sämtliche Lobpreisungen, die
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möglicherweise am Mikrofon kommen würden
voraus, wenn ich sage: Vielen Dank für
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euer Engagement. Vielen, vielen Dank,
macht weiter. Wir haben für Fragen
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Mikrofone im Saal. Wenn ihr Fragen habt,
bitte stellt euch hinter eins der sechs
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Mikrofone und stellt eine Frage.
Wenn es geht, keine Kommentare. Ein Satz,
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kurz, prägnant, bündig. Jetzt ist eure
Chance. Haben wir Fragen aus dem Internet?
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Wir fangen mit dem Internet an.
F: Was ist das Schlimmste, das die EU
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momentan plant, um den NGOs das Leben
schwer zu machen? Das ist die erste Frage
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an euch.
Nico: Das ist schwierig zu beantworten so.
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Aber, weiß nicht, ob das das Schlimmste
ist, aber schlimme Sachen oder schwierige
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Verhältnisse erwarten uns beispielsweise
dadurch, dass das Budget von Frontex mehr
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als verdreifacht wird für das nächste
Jahr, dass viele eigene neue Mitarbeiter
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dazukommen sollen. Und man muss sich halt
bewusst halten, Frontex, auch wenn sie
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teilweise im zentralen Mittelmeer mit
ihren Schiffen Seenotrettung betrieben
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haben, ist immer noch eine Küstenwach- und
Grenzschutzagentur der Europäischen Union.
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Das wäre beispielsweise eine starke
Bedrohung.
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Nina: Und natürlich die Inkraftsetzung
eines sogenannten MRCCTripoli. Das heißt,
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Menschen, die eigentlich in
internationalem Gewässer sind, werden
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einfach an Tripoli Libyen verwiesen und
gesagt: Ist nicht unser Problem, die
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sollen machen. Das heißt absolut nicht,
also nicht starke Strukturen, Strukturen
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die sich täglich wechseln können, sind
jetzt verantwortlich für Menschenleben.
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Herald: Als Nächstes Mikrophon vorne
Mitte.
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F: Hallo erst mal Dankeschön für den
informativen Vortrag.
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Herald: Vorne Mitte. Mein vorne.
F: Achso.
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Anderer Fragesteller: Erstmal vielen
vielen Dank für das was ihr macht. Das ist
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total toll. Eine Frage. Hier, es ging um
diese Flaggen die Geschichte. Ich weiß
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nicht wie viele Schiffe es betrifft dass
sich kein Land findet das eine Flagge zur
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Verfügung stellt. Ich weiß nicht gibt oder
gab es Bestrebungen eine deutsche Flagge
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für Schiffe im Mittelmeer zu kriegen, wenn
nein wieso nicht weil es ist zwar mit
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Sicherheit viel viel teurer als in Panama.
Aber ich kann mir vorstellen dass hier
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sehr viele Menschen gibt die da
politischen Druck machen und es juristisch
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unterstützen und so weiter.
Nico: Ja Frage kann man relativ leicht
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beantworten. Es gibt für Flaggen keine…
Entschuldigung, für Staaten keine
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Verpflichtung einem Schiff eine Flagge zu
erteilen. Das heißt wenn es der Staat aus
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politischen Erwägungen nicht möchte, dann
erteilt er keine Flagge.
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Nina: Ja.
Herald: Nächste Frage aus dem Internet
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bitte.
F: Was ist der beste Weg um ein
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besseres Bewusstsein über den aktuellen
Stand der Menschenrettung und der
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Ungerechtigkeit in den breiten Medien zu
pushen.
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Nico: Wenn wir das wüssten glaube ich
wären wir auch schon ein Schritt weiter.
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Ich glaube am Ende was ganz wichtig ist
auf die Frage wie kann man helfen nur
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einer der einfachsten und schwierigsten
Antworten zugleich ist Aufmerksamkeit
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schaffen für das Thema. Da Sterben immer
noch täglich Menschen, da passieren
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täglich Ungerechtigkeiten. Wie man das am
Ende genau schafft weiß ich nicht aber
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vielleicht kann ein Anfang sein irgendwie
mit Freunden mit Familie mit der Oma mit
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dem Opa mit der Tante darüber zu reden das
irgendwie auch im Privaten nicht in
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Vergessenheit geraten zu lassen.
Nina: Ja und eben einfach sich auch
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wirklich darüber informieren und wenn was
unklar ist einfach auch Nachfragen.
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Herald: Mikrophon Mitte vorne bitte.
F: Habt ihr einen Eindruck wie die
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Rettungssituation aussieht bei
Handelsschiffen. Fahren die in letzter
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Zeit häufiger einfach vorbei weil sie
keinen Ärger haben wollen oder ist das
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eher
Nina: genau
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F: als 'ne gute Seemannschaft wenn da
einer schwimmt dann rettet man ihn.
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Nina: Ne, genau das passiert gerade. Das
wurde auch berichtet, von Flüchtlingen die
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dann später gerettet wurden, dass
Handelsschiffe in Sichtweite von Booten
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das ist vier, fünf Kilometer vielleicht an
ihnen vorbeigefahren sind. Weil das
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Problem ist diese Handelsschiffe die
würden ja dann sozusagen die können
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angeklagt werden, die können ihr Schiff
verlieren, das wollen die nicht.
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Dementsprechend retten sie die Menschen
einfach nicht und fahren davon vorbei. Und
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da die meisten Menschen nie nach Europa
kommen ist es Ihnen ja… gibt es auch keine
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legale Anklage.
F (nochmal): Das widerspricht eigentlich
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internationalen Seerecht, oder?
Nico: Auf jeden Fall ja.
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Nina: Absolut. Und das ist das Problem.
Herold: Machen wir direkt weiter. Vorne
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Mitte.
F: OK. Also ihr hat ja erzählt dass die
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Aquarius drei, vier Tage lang dann auf See
war, teilweise dann andere Schiffe sogar
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noch länger auf dem Mittelmeer. Wie haben
die Menschen das überlebt, weil ich mein
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nach drei Tagen ohne Wasser...
Ist ja auch schlecht.
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Nico: Ich glaube da gabs ein
Missverständnis. Was ich meinte war dass
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die Aquarius nachdem sie die Menschen
gerettet hatte für mehrere Tage trieb weil
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sie nicht wusste wo sie hinfahren sollte
und dann Tage mehrere unterwegs waren. Und
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natürlich ist die Aquarius als ein relativ
großes Schiff, um die 70 Meter groß, auch
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dafür ausgestattet Menschen zu einem
gewissen Maß verpflegen zu können. Sie
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haben Wasser dabei, sie haben
Nahrungsmittel dabei. Das natürlich auch
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alles sehr begrenzt und ich weiß auch dass
sie für diesen Trip wo sie dann am Ende
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sieben Tage oder so insgesamt unterwegs
waren auch Nachschub brauchten. Nicht ohne
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Grund wurden die Menschen auf drei Schiffe
aufgeteilt, weil es anders einfach gar
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nicht möglich gewesen wäre.
F: Und den Nachschub haben sie einfach
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bekommen oder war es dann kein Problem
dass wenn man das anliefert dann auch
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angeklagt wird.
Nico: Manchmal sind dann so Staaten wie
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Malta dann ganz schnell dabei zu sagen
"Ja, ja, wir schicken euch ganz viele
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Lebensmittel raus, kommt bloß nicht rein."
So. Das ist dann so ein bisschen der Deal.
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Herald: Die nächste Frage bitte auch von
vorne Mitte.
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F: Unter welcher Flagge segelt die Mare
Libero? Und fürchtet Ihr den Entzug dieser
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Flagge?
Nina: Wir segeln unter deutscher Flagge.
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Mit Berlin als Stadt.
Nico: Heimathafen
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Nina: Heimathafen.
Nico: Ja. Um es kurz zu fassen: Ja, auch
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bei uns versuchen verschiedene
Institutionen dafür zu sorgen, dass wir
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die Flagge verlieren und üben da sehr viel
Druck auf uns aus. Uns wurde auch recht
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offen gesagt, dass dieser Druck vom
Innenministerium auf diese Organisationen
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wiederum ausgeübt wurde. Also, auch wir
sind nicht erwünscht.
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F: Danke.
Herald: Haben wir noch eine Frage aus dem
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Internet? Nein. Wir können eine letzte
Frage Mitte hinten nehmen.
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F: Ja hallo, danke für den Vortrag. Ich
wollte nur fragen, wie viele Schiffe denn
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eigentlich jetzt gerade unterwegs sind.
Also, was ist der Stand?
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Nina: Also jetzt zur Zeit ist die Seawatch
III ist zur Zeit draußen, mit eben 33
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Geflüchteten. Suchen jetzt noch einen
sicheren Hafen. Die Pro Activa Open Arms
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ist mit über 200 Menschen. Die haben aber
einen sicheren Hafen bekommen. Die sind
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jetzt unterwegs. Die Sea-Eye mit?
Nico: Nee.
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Nina: Nee. Die sind noch nicht im...
Nico: Die restlichen, das sind dann
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eigentlich so die Schiffe, die auf dem
zentralen Mittelmeer noch wirklich
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unterwegs sind.
Nina: Ja.
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Herald: Ja, damit sind wir out of time.
Vielen, vielen lieben Dank für euren
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exzellenten Vortrag, die Q and A, und
bleibt dran. Eine Runde Applaus
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für Nico und Nina.
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Applaus
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Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
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