Charles Leadbeater über Innovation
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0:00 - 0:03Im Sinne der gemeinschaftlichen Kreativität möchte ich
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0:03 - 0:06schlicht und einfach einige Kernpunkte wiederholen,
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0:06 - 0:09welche meine drei Vorredner bereits erwähnt haben.
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0:09 - 0:11Ich möchte dies ...
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0:11 - 0:13Dies lässt sich auch als "kreative Zusammenarbeit" bezeichnen.
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0:13 - 0:14man könnte es auch "voneinander borgen" nennen.
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0:16 - 0:18Ich möchte dies aus einer bestimmten Perspektive tun,
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0:18 - 0:21aus welcher die Rolle der Nutzer und Konsumenten
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0:21 - 0:23in dieser Welt der sich entwickelnden,
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0:23 - 0:25gemeinschaftlichen Kreativität hinterfragt wird,
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0:25 - 0:28über welche Jimmy und andere schon gesprochen haben.
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0:28 - 0:30Lassen Sie mich Ihnen hierzu
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0:30 - 0:32eine einfache Frage stellen:
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0:32 - 0:34Wer erfand das Mountainbike?
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0:34 - 0:37Herkömmliche ökonomische Theorie würde behaupten,
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0:37 - 0:40dass das Mountainbike wahrscheinlich von einem großen Zweiradunternehmen erfunden wurde,
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0:40 - 0:42welches eine große Forschungsabteilung hatte.
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0:42 - 0:44Dort wurde an neuen Projekten gearbeitet und somit
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0:44 - 0:47wurde es wahrscheinlich dort erfunden. Aber dem war nicht so.
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0:47 - 0:50Eine weitere Möglichkeit mag sein, dass es auf ein Genie zurückzführen ist,
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0:50 - 0:52welches in seiner Garage
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0:52 - 0:54an verschiedenen Arten von Zweirädern arbeitete
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0:54 - 0:56und sich das Mountainbike einfach so ausgedacht hat.
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0:56 - 0:58Dem war aber auch nicht so. Das Mountainbike
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0:58 - 1:02wurde von Konsumenten erschaffen; von jungen Konsumenten,
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1:02 - 1:04besonders eine Gruppe im Norden Kaliforniens,
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1:04 - 1:07welche frustriert mit traditionellen Rennrädern war,
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1:07 - 1:10mit der Art von Fahrrad, mit welchem Eddy Merckx furh,
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1:10 - 1:12oder dein großer Bruder. Und dies waren gute Räder.
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1:12 - 1:15Sie waren auch nicht zufrieden mit den Rädern, welche ihre Väter fuhren,
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1:15 - 1:18die mit den großen Lenkern. Jene waren einfach zu schwer.
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1:18 - 1:20Also besorgten sie sich die Rahmen dieser großen Räder,
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1:20 - 1:23montierten die Gangschaltungen von Rennrädern an
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1:23 - 1:27und die Bremsen von Motorrädern
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1:27 - 1:29und somit mixten eine Vielzahl von Zutaten zusammen.
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1:29 - 1:32Zu Beginn, so für ungefähr 3 bis 5 Jahre,
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1:32 - 1:34wurden Mountainbikes als "Klapperkisten" bezeichnet.
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1:34 - 1:37Und sie wurden nur innerhalb einer Radfahrergemeinschaft hergestellt,
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1:37 - 1:39hauptsächlich im Norden Kaliforniens.
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1:39 - 1:42Und dann eine dieser Firmen, welche Bauteile für die "Klapperkisten" importierte,
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1:42 - 1:44entschloss sich ihr Geschäftsfeld auszubauen
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1:44 - 1:46und diese Räder auch an andere Leute zu verkaufen.
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1:46 - 1:49Und mit der Zeit entwickelte sich eine weitere Firma, Marin.
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1:49 - 1:51Und es dauerte, ich bin mir nich sicher,
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1:51 - 1:5310, vielleicht sogar 15 Jahre,
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1:53 - 1:55bis große Zweiradunternehmen einsahen,
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1:55 - 1:57dass es einen Markt hierfür gab.
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1:57 - 1:5930 Jahre später,
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1:59 - 2:01Mountainbikeverkaufszahlen
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2:01 - 2:03und Mountainbike Zubehör
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2:03 - 2:05machen 65 Prozent aller durch Zweirad gemachten Umsätze Amerikas aus.
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2:05 - 2:08Das sind 58 Milliarden Dollar.
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2:08 - 2:11Dieses Geschäftsfeld wurde einzig und allein von Konsumenten erschaffen
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2:11 - 2:14und wäre nicht vom Zweirad-Massenmarkt erschaffen worden,
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2:14 - 2:16weil jener nicht den Bedarf erkannt hat,
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2:16 - 2:18die Möglichkeiten.
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2:18 - 2:21Ihm fehlte der Anreiz zu innovieren.
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2:21 - 2:23Bei einer Sache muss ich
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2:23 - 2:25Yochai's Präsentation jedoch wiedersprechen.
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2:25 - 2:27Und zwar als er sagte, dass es die verteilende Wirkung des Internets sei,
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2:27 - 2:30welche Innovationen herbeiführe.
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2:30 - 2:33Jedoch ist es die Kombination aus Internet
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2:33 - 2:36und motivierten "Profiamateur-Konsumenten" --
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2:36 - 2:39welche gewitzt sind und einen Anreiz zu innovieren haben,
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2:39 - 2:41welche die Mittel haben, welche sie brauchen,
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2:41 - 2:43erst dann kommt es zu einer Art
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2:43 - 2:46"Explosion kreativer Zusammenarbeit".
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2:46 - 2:49Und hieraus entsteht das Bedürfniss nach den Dingen,
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2:49 - 2:52worüber Jimmy schon gesprochen hatte, was unsere neue Art der Organisation ist,
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2:52 - 2:54oder besser ausgedrückt:
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2:54 - 2:57Wie organisieren wir uns selbst ohne Organisationen?
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2:57 - 3:01Dies ist jetzt möglich; man braucht keine Organisation um organisiert zu sein,
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3:01 - 3:03um große und komplexe Aufgaben zu bewältigen,
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3:03 - 3:06wie das Verbessern eines Softwareprograms.
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3:06 - 3:09Dies stellt eine enorme Herausforderung
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3:09 - 3:12für unser Konzept von Kreativität dar.
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3:13 - 3:15Die traditionelle Sichtweise, welche sich noch
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3:15 - 3:18in großen Teilen unseres Verständnisses von Kreativität findet,
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3:18 - 3:20in Organisationen, in Regierungen,
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3:20 - 3:23ist dass Kreativität etwas mit besonderen Menschen zu tun hat:
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3:23 - 3:25solchen, die Baseballkappen verkehrtherum aufsetzen,
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3:25 - 3:28die zu Konferenzen wie dieser kommen, in besonderen Orten
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3:28 - 3:32wie Eliteunis, Forschungsabteilungen im Wald, Wasser,
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3:33 - 3:36vielleicht in besonderen Räumen, welche in merkwürdigen Farben gehalten sind,
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3:36 - 3:39Sie wissen schon, Sitzsäcke, vielleicht ein Kickertisch.
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3:40 - 3:43Besondere Menschen an besonderen Orten kommen auf besondere Ideen.
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3:43 - 3:45Dann gibt es da einen Vertriebskanal, welche die Ideen
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3:45 - 3:48an die wartenden, passiven Konsumer weitergibt.
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3:49 - 3:51Jene können "Ja" oder "Nein" zur Innovation sagen;
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3:51 - 3:53So wird Kreativität verstanden.
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3:53 - 3:55Welche Handlungsempfehlung ergibt sich hieraus für jemanden,
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3:55 - 3:58der bei der Regierung ist, oder ein großes Unternehmen führt?
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3:59 - 4:02Mehr besondere Menschen, mehr besondere Orte.
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4:02 - 4:04Bilde kreative Arbeitsgruppen in Städten,
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4:04 - 4:07Erschaffe mehr Entwicklungsabteilungen und so weiter und so fort.
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4:07 - 4:10Baue den Vertriebskanal zu den Verbrauchern aus.
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4:10 - 4:13Nun, diese Sichtweise, denke ich, ist zunehmend falsch.
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4:13 - 4:15Ich denke, sie ist schon immer falsch gewesen,
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4:15 - 4:18weil ich denke, dass Kreativität schon immer sehr gemeinschaftlich war.
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4:18 - 4:21Und wahrscheinlich war sie auch sehr interaktiv.
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4:21 - 4:24Aber ich denke, daß es immer falscher wird, und ein Grund hierfür ist,
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4:24 - 4:27dass die Ideen nun in die entgegengesetzte Richtung durch den Kanal fließen.
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4:27 - 4:29Die Ideen kommen aus Richtung der Verbraucher,
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4:29 - 4:32und oft sind sie jenen der Produzenten voraus.
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4:32 - 4:34Warum ist das so?
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4:34 - 4:37Nun, ein Grund ist,
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4:37 - 4:39dass radikale Innovation,
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4:39 - 4:41wenn man Ideen hat,
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4:41 - 4:45welche eine große Anzahl Menschen oder Technologien betreffen,
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4:45 - 4:47mit einem großen Unsicherheitsfaktor verbunden sind.
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4:47 - 4:49Innovation zahlt sich am meisten aus,
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4:49 - 4:52wenn die Unsicherheit am größten ist.
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4:52 - 4:54Und wenn man es mit einer radikalen Innovation zu tun hat,
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4:54 - 4:57ist oft sehr unklar, wie man jene anwenden kann.
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4:57 - 4:59Die ganze Geschichte des Fernsprechwesens
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4:59 - 5:03ist eine Geschichte voller Unsicherheit.
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5:03 - 5:05Die allerersten Festnetztelefone,
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5:05 - 5:07so dachten sich die Erfinder,
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5:07 - 5:09würden von Menschen genutzt,
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5:09 - 5:11welche sich Live-Vorstellungen
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5:11 - 5:13von West End Theatern anhören möchten.
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5:13 - 5:16Als die Mobiltelefonunternehmen SMS erfanden,
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5:16 - 5:18hatten sie keine Ahnung wofür diese gut sein könnten.
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5:18 - 5:20Erst als diese Technologie in die Hände
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5:20 - 5:22von jugendlichen Verbrauchern gelang,
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5:22 - 5:24erfanden sie den Nutzen.
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5:24 - 5:27Also je radikaler eine Innovation,
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5:27 - 5:29desto höher die Unsicherheit,
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5:29 - 5:31desto mehr Innovation im Gebrauch bedarf es,
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5:31 - 5:34um herauszufinden, wofür eine Technologie gut sein kann.
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5:34 - 5:37All unsere Patente, unsere gesamte Herangehensweise
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5:37 - 5:40gegenüber Patenten und Erfindungen, basiert auf der Annahme,
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5:40 - 5:43dass der Erfinder weiß, wofür die Erfindung gut ist,
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5:43 - 5:45wenn wir sagen können, wofür es gut ist.
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5:45 - 5:47Die Erfinder von Dingen werden immer weniger in der Lage sein,
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5:47 - 5:49dies vorauszusagen.
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5:49 - 5:51Es wird sich erst im Gebrauch herausstellen,
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5:51 - 5:54in Zusammenarbeit mit den Anwendern.
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5:54 - 5:56Wir glauben immer, dass erfinden
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5:56 - 5:59eine Art Erschaffungsmoment ist.
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5:59 - 6:02Es gibt da diesen Augenblick der Geburt, wenn sich jemand etwas ausgedacht hat.
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6:02 - 6:05In Wahrheit ist Kreativität aber oft
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6:05 - 6:07angehäuft und gemeinschaftlich,
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6:07 - 6:11wie Wikipedia, es entwickelt sich über einen längeren Zeitraum.
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6:12 - 6:15Der zweite Grund warum Anwender zunehmend wichtiger sind,
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6:15 - 6:19ist weil sie die Quellle großer, erschütternder Innovationen sind.
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6:19 - 6:22Wenn man große, neue Ideen finden will,
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6:22 - 6:25ist es oft schwierig, jene im Massenmarkt zu finden,
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6:25 - 6:28in großen Organisationen.
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6:28 - 6:30Schauen Sie sich nur in großen Organisationen um
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6:30 - 6:32und Sie werden sehen warum das so ist.
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6:32 - 6:36Sagen wir, Sie sind in einem großen Unternehmen,
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6:36 - 6:39Sie sind natürlich daran interessiert die Karriereleiter aufzusteigen.
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6:39 - 6:41Würden Sie in eine Vorstandssitzung gehen und sagen:
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6:41 - 6:43"Ich habe eine fantastische Idee
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6:43 - 6:45für ein unausgereiftes Produkt,
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6:45 - 6:47für einen nur kleinen Markt
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6:47 - 6:50für Konsumenten, mit welchen wir noch nie was zu tun hatten
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6:50 - 6:53und ich bin mir auch nicht sicher, ob es sich großartig auszahlen wird aber es könnte wirklich, wirklich erfolgreich in der Zukunft sein"?
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6:53 - 6:56Nein. Was Sie tun würden, ist hineinzugehen und zu sagen:
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6:56 - 6:59"Ich habe eine fantastische Idee für eine schrittweise Innovation
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6:59 - 7:02für ein schon existierendes Produkt, welches wir schon über existierende Absatzwege vertreiben,
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7:02 - 7:04zu schon existierenden Anwendern und ich kann garantieren,
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7:04 - 7:08dass Sie hiermit so und soviel Gewinn innerhalb der nächsten 3 Jahre machen werden."
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7:08 - 7:10Große Unternehmen haben eine eingebaute Tendenz,
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7:10 - 7:12vergangene Erfolge zu untermauern.
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7:12 - 7:14Sie haben so viel reingesteckt,
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7:14 - 7:17dass es schwer für sie ist,
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7:17 - 7:20neu entstehende Märkte zu entdecken. Neue Märkte
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7:20 - 7:23werden dann zu Brutstätten für leidenschaftliche Anwender.
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7:23 - 7:25Das beste Beispiel:
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7:25 - 7:27Wer hätte in der Musikindustrie
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7:27 - 7:30vor 30 Jahren gesagt:
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7:30 - 7:33"Ja, lasst uns einen Musikstil entwickeln,
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7:33 - 7:36in welchem es um mittellose, farbige Männer geht,
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7:36 - 7:38welche in Ghettos ihre Frustration
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7:38 - 7:40mit der Welt durch Musik ausdrücken,
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7:40 - 7:43welche viele Menschen zunächst als schwierig anzuhören empfinden.
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7:43 - 7:46Das klingt wie der große Bringe; Das machen wir.
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7:46 - 7:47(Gelächter)
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7:47 - 7:50Also was passiert? Rap Musik wird von den Konsumenten entwickelt.
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7:50 - 7:53Dies machen sie mit ihren eigenen Kassetten, mit ihrem eigenen Aufnahmegeräten;
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7:53 - 7:54sie verkaufen sie selbst.
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7:54 - 7:5630 Jahre später
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7:56 - 7:59ist Rap Musik die dominante Musikform der Popkultur --
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7:59 - 8:01wäre nie von den großen Unternehmen gekommen.
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8:01 - 8:04Es musste - und das ist der dritte Punkt -
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8:04 - 8:06mit den Profiamateuren starten.
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8:06 - 8:08Diese Bezeichnung habe ich genutzt,
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8:08 - 8:10als ich mit einer Ideenschmiede
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8:10 - 8:12in London gearbeitet habe, welche sich Demos nennt,
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8:12 - 8:15wo wir uns diese Leute etwas genauer angehen haben, welche Amateure sind.
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8:15 - 8:18Sie tun es nämlich aus Liebe zu der Sache.
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8:18 - 8:20Aber sie wollen es auf sehr hohem Niveau machen.
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8:20 - 8:22Und zwar in allen möglichen Bereichen,
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8:22 - 8:26Software, Astronomie,
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8:26 - 8:28Naturwissenschaften,
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8:28 - 8:30unüberschaubare Bereiche in Freizeit und Kultur,
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8:30 - 8:33wie Kitesurfen und so weiter und so fort.
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8:33 - 8:37Man findet Leute die Dinge tun wollen, weil sie sie lieben
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8:37 - 8:40aber sie wollen dies nach sehr hohen Standards tun.
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8:40 - 8:42Sie arbeiten wenn ihnen danach ist, wenn man so will.
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8:42 - 8:44Sie nehmen ihre Freizeit sehr ernst:
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8:44 - 8:47Sie erwerben Fertigkeiten, sie investieren Zeit,
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8:47 - 8:50sie nutzen Technologie, welche billiger wird: nicht nur das Internet;
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8:50 - 8:53Kameras, Designtechniken,
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8:53 - 8:56Freizeittechnologie, Surfbretter, und so weiter und so fort.
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8:56 - 8:58Weitestgehend durch Globalisierung
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8:58 - 9:01ist diese Ausrüstung immer billiger geworden.
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9:01 - 9:04Sachkundigere Konsumenten, besser ausgebildet,
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9:04 - 9:06besser im Stande miteinander Kontakt aufzunehmen,
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9:06 - 9:08besser im Stande Dinge besser zu machen.
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9:08 - 9:10Verbrauch, in diesem Sinne, ist ein Ausdruck
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9:10 - 9:12ihres produktiven Potentials.
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9:12 - 9:16Wir entdeckten das Leute Interesse daran hatten,
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9:16 - 9:19weil sie auf Arbeit nicht das Gefühl hatten, sich sonderlich verwirklichen zu können.
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9:19 - 9:22Sie haben nicht das Gefühl, dass sie etwas machen, was ihnen wirklich wichtig ist.
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9:22 - 9:25Also beginnen sie mit dieser Art von Aktivitäten.
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9:25 - 9:27Dies hat riesige, organisatorische Auswirkungen
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9:27 - 9:29für weite Bereiche des Lebens.
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9:29 - 9:32Nehmen wir z.B. Astronomie,
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9:32 - 9:34welche Yochai schon erwähnt hatte.
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9:35 - 9:37Vor 20 Jahren, 30 Jahren
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9:37 - 9:40konnten nur bedeutende, professionelle Astronomen,
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9:40 - 9:44mit sehr großen Teleskopen, sehr weit in das Weltall sehen.
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9:44 - 9:47Und da gibt es ein großes Teleskop im Norden Englands, namens Jodrell Bank,
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9:47 - 9:49was mich schon als Kind ins Staunen versetzte
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9:49 - 9:52weil sich die Mondklappen öffneten und sich das Ding auf Schienen bewegte.
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9:52 - 9:55Und es war riesig - es was absolut gewaltig.
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9:55 - 9:58Heute können 6
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9:58 - 10:00Amateur-Astronomen, die mit dem Internet arbeiten,
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10:00 - 10:02mit digitalen Dosbonian Teleskopen,
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10:02 - 10:05welche so ziemlich open source sind,
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10:05 - 10:07mit ein paar Lichtsensoren,
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10:07 - 10:09welche während der letzten 10 Jahre entwickelt wurden
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10:09 - 10:13sie können das tun, was Jodrell Bank auch erst vor 30 Jahren in der Lage war zu tun.
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10:13 - 10:16In Astronomie hat man also diese enorme Explosion
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10:16 - 10:18neuer, produktiver Hilfsmittel.
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10:18 - 10:21Die Anwender können Produzenten sein.
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10:21 - 10:23Was bedeutet dies folglich für unsere
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10:23 - 10:25Organisationsstrukturen?
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10:25 - 10:27Nun, stellen Sie sich eine Welt vor
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10:27 - 10:31welche in zwei Hälften geteilt ist.
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10:31 - 10:34Hier drüben hat man das alte, traditionelle Unternehmensmodel.
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10:34 - 10:36Besondere Leute, besondere Orte;
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10:36 - 10:38patentiere es, schiebe es weiter entlang des Vertriebskanals
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10:38 - 10:41zu größtenteils wartenden, passiven Konsumern.
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10:41 - 10:43Hier drüben, stellen wir uns mal vor, haben wir
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10:43 - 10:47Wikipedia, Linux, und weitere -- open source.
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10:47 - 10:49Dies ist offen, Das ist geschlossen.
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10:49 - 10:51Dies ist neu, das ist traditionell.
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10:51 - 10:54Nun, was man zu allererst sagen kann, ich denke mit Sicherheit,
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10:54 - 10:56ist das, was Yochai schon gesagt hat:
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10:56 - 10:58Es gibt ein großes Ringen
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10:58 - 11:00zwischen diesen beiden Organisationsformen.
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11:00 - 11:03Diese Leute dort drüben werden tun was sie können,
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11:03 - 11:06um zu verhindern, dass diese Art von Organisationen erfolgreich ist,
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11:06 - 11:08weil sie sich von jenen bedroht fühlen.
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11:08 - 11:11Und somit geht es bei den Debatten über
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11:11 - 11:15Copyright, digitale Rechte, usw.
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11:15 - 11:18nur darum, nach meiner Ansicht,
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11:18 - 11:20diese Art von Organisationen abzuwürgen.
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11:20 - 11:23Was man beobachten kann, ist die totale Korruption
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11:23 - 11:25des Prinzips von Patenten und Copyright,
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11:25 - 11:29welche Anreiz für Erfindungen geben sollen,
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11:29 - 11:32mit welchen die Verbreitung von Wissen organisiert werden soll.
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11:32 - 11:35Sie werden zunehmend von großen Unternehmen genutzt,
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11:35 - 11:37um ein Dickicht an Patenten zu entwickeln,
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11:37 - 11:39um Innovation zu verhindern.
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11:39 - 11:42Lassen Sie mich Ihnen zwei Beispiele geben.
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11:42 - 11:45Zuerst stellen Sie sich bitte vor, dass Sie zu einem Risikokapitalgeber gehen
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11:45 - 11:47und sagen "Ich habe eine fantastische Idee.
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11:47 - 11:50Ich habe ein brilliantes, neues Program entwickelt,
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11:50 - 11:53welches viel besser ist, als Microsoft Outlook."
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11:54 - 11:58Welcher Risikokapitalanleger, der noch ganz bei Trost ist, würde Ihnen Geld geben um ein Unternehmen zu gründen,
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11:58 - 12:01welches mit Microsoft konkurriert, mit Microsoft Outlook? Keiner.
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12:01 - 12:04Der Wettbewerb mit Microsoft kann darum nur,
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12:04 - 12:06- und wird nur -
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12:06 - 12:08von einem Open-Source Projekt kommen.
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12:08 - 12:10Es gibt hier also ein sehr konkurrenzfähiges Argument
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12:10 - 12:12für die Erhaltung
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12:12 - 12:15von Open-Source und von Konsumenten innitiierter Innovation,
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12:15 - 12:17weil es mit die besten,
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12:17 - 12:20wettbewerbsfähigsten Druckmittel gegen Monopole sind.
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12:20 - 12:23Es wird auch ausgiebige, professionelle Streitgespräche geben,
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12:23 - 12:25weil die Fachleute, hier drüben
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12:25 - 12:27in den geschlossenen Organisationen,
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12:27 - 12:29das mögen Akademiker sein, das mögen Programmierer sein,
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12:29 - 12:32das mögen Doktoren sein, das mögen Journalisten sein,
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12:32 - 12:34- meine ehemaliger Beruf -
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12:34 - 12:36die sagen "Nein, Nein - Man kann diesen Leuten dort nicht trauen."
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12:38 - 12:40Als ich mit Journalismus begann,
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12:40 - 12:43bei Financial Times vor 20 Jahren,
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12:44 - 12:46war es sehr sehr aufregend
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12:46 - 12:48mit anzusehen, wie jemand die Zeitung las.
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12:48 - 12:50Und man versuchte in der U-Bahn über deren Schulter zu sehen,
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12:50 - 12:53ob sie deinen Artikel lesen.
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12:53 - 12:55Normalerweise lasen sie die Aktienkurse
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12:55 - 12:57und der Teil der Zeitung mit deinem Artikel
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12:57 - 12:59war auf dem Boden, oder sowas
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12:59 - 13:01und man dachte sich "Um Himmels Willen, was machen die denn?
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13:01 - 13:04Die lesen ja garnicht meinen brillianten Artikel!"
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13:04 - 13:07Und wir erlaubten den Lesern
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13:07 - 13:09an zwei Stellen etwas zur Zeitung beizutragen:
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13:09 - 13:12die Leserbriefeseite, wo sie etwas schreiben konnten,
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13:12 - 13:14was wir ihnen zugestanden, es um die Hälfte kürzten
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13:14 - 13:16und drei Tage später druckten.
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13:16 - 13:18Oder die Gastkommentarseite, wo sie, wenn sie den Editor kannten,
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13:18 - 13:20mit ihm in der Schule waren, mit seiner Frau geschlafen hatten,
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13:20 - 13:23einen Artikel für die Gastkommentarseite schreiben konnten.
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13:23 - 13:25Das waren die beiden Stellen.
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13:25 - 13:29Schock, Horror: Heute wollen die Leser Autoren und Verleger sein.
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13:29 - 13:32Das ist nicht deren Job, sie sollten lesen, was wir schreiben.
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13:32 - 13:34Aber die wollen gar keine Journalisten sein. Die Journalisten denken,
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13:34 - 13:36dass die Blogger Journalisten sein wollen;
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13:36 - 13:38Sie wollen keine Journalisten sein, sie wollen nur gehört werden.
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13:38 - 13:41Sie wollen, wie Jimmy schon sagte, einen Dialog, eine Unterhaltung
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13:41 - 13:45Sie wollen ein Teil dieses Informationsflusses sein.
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13:45 - 13:47Was hier also passiert, ist eine Ausdehnung
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13:47 - 13:49des kreativen Kompetenzbereichs.
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13:49 - 13:52Es wird gewaltigen Streit geben.
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13:52 - 13:55Aber, es wird auch gewaltige Veränderungen geben,
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13:55 - 13:58von offen bis geschlossen.
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13:58 - 14:01Was man beobachten wird können, denke ich, sind zwei entscheidende Dinge
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14:01 - 14:03und das sind, denke ich, zwei Herausforderungen
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14:03 - 14:05für die Freibewegung.
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14:05 - 14:07Das Erste ist:
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14:07 - 14:10Können wir uns wirklich nur auf Freiwillige stützen?
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14:10 - 14:12Wenn dies so entscheidend ist,
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14:12 - 14:15müssen wir es dann nicht finanzieren, organisieren, unterstützen
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14:15 - 14:17und zwar noch viel strukturierter?
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14:17 - 14:19Ich halte die Idee, ein Rotes Kreuz
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14:19 - 14:22für Information und Wissen zu schaffen, für eine fantastische Idee
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14:22 - 14:26aber können wir das wirklich nur mit Freiwilligen organisieren?
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14:26 - 14:28Welcher Veränderungen bedarf es in der öffentlichen Ordnung?
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14:28 - 14:30und was für finanzieller Mittel, um dies möglich zu machen?
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14:30 - 14:32Welche Rolle würde z.B. der BBC
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14:32 - 14:34in dieser Welt haben?
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14:34 - 14:36Welche Rolle spielt die öffentliche Ordnung?
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14:36 - 14:39Und letztendlich werden wir sehen, so denke ich,
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14:39 - 14:42dass intelligente, geschlossene Organisationen
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14:42 - 14:45zunehmend in eine offene Richtung bewegen.
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14:45 - 14:48Es wird also keine Auseinandersetzung zweier Lager geben,
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14:48 - 14:51sondern zwischen diesen Lagern wird es allerlei interessante Positionen geben,
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14:51 - 14:53welche von Leuten eingenommen werden.
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14:53 - 14:56Neue Organisationsmodelle werden entstehen,
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14:56 - 14:59welche offen und geschlossen auf knifflige Weise verknüpfen.
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14:59 - 15:03Es wird keinen klaren Schnitt geben; es wird nicht Microsoft gegen Linux heißen.
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15:03 - 15:05Es wird alle möglichen Dinge dazwischen geben.
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15:05 - 15:07Und diese Organisationsmodelle, so stellt sich heraus,
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15:07 - 15:09sind unglaublich leistungsstark
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15:09 - 15:11und die Leute, welche jene verstehen,
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15:11 - 15:13werden sehr, sehr erfolgreich sein.
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15:13 - 15:16Lassen Sie mich Ihnen noch ein abschließendes Beispiel geben,
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15:16 - 15:18was dies bedeuten kann.
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15:18 - 15:20Ich war in Shanghai,
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15:20 - 15:22in einem Bürogebäude,
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15:22 - 15:25welches dort gebaut war, wo vor 5 Jahren noch ein Reisfeld war,
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15:25 - 15:28einer von 2.500 Wolkenkratzern,
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15:28 - 15:31den sie innerhalb der letzten 10 Jahre in Shanghai gebaut haben.
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15:31 - 15:34Ich aß zu Abend mit diesem Kerl namens Timothy Chen.
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15:34 - 15:36Timothy Chen gründete ein internetbasiertes Unternehmen
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15:36 - 15:382000.
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15:38 - 15:41Er entschloss sich nicht in das Internet zu investieren, behielt sein Geld,
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15:41 - 15:43sondern investierte in Computerspiele.
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15:43 - 15:46Er führt ein Unternehmen namens Shanda,
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15:46 - 15:50welches das größte Computerspiele Unternehmen in China ist.
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15:50 - 15:539.000 Server in ganz China,
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15:53 - 15:57250 Millionen Abonenten.
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15:57 - 16:01Zu jeder Zeit spielen 4 Millionen Leute eines seiner Spiele.
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16:02 - 16:04Wie viele Menschen beschäftigt er
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16:04 - 16:07um so viele Menschen zu bedienen?
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16:07 - 16:09500 Leute.
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16:09 - 16:11Wie er 250 Millionen Leute,
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16:11 - 16:14mit nur 500 Angestellten bedienen kann?
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16:14 - 16:16Ganz einfach, weil er sie nicht bedient.
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16:16 - 16:18Er gibt ihnen eine Plattform,
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16:18 - 16:21er gibt ihnen Regeln und Werkzeuge
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16:21 - 16:24und dann organisiert er die Kommunikation;
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16:24 - 16:26Er organisiert die Handlung.
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16:26 - 16:28Aber eigentlich wird sehr viel des Inhalts
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16:28 - 16:31von den Nutzern selbst erschaffen.
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16:31 - 16:33Und dadurch entsteht eine Art Zusammenhalt
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16:33 - 16:35zwischen der Gemeinschaft und dem Unternehmen,
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16:35 - 16:37welcher sehr, sehr kraftvoll ist.
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16:37 - 16:40Das kann soweit gehen: Sagen wir mal man erstellt sich in einem seiner Spiele
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16:40 - 16:42einen Charakter
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16:42 - 16:44und entwickelt jenen im Laufe des Spiels.
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16:44 - 16:47Falls, aus irgendeinem Grund, deine Kreditkarte abgewiesen wird
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16:47 - 16:49oder es irgendein anderes Problem gibt,
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16:49 - 16:51du verlierst deinen Charakter,
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16:51 - 16:53dann hast du zwei Optionen.
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16:53 - 16:56Eine Option ist: Du kannst dir einen neuen Charakter entwerfen,
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16:56 - 16:59ganz von vorne aber ohne die Vorgeschichte deines Spielers.
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16:59 - 17:01Das kostet ungefähr 100 Dollar.
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17:01 - 17:04Oder du kannst in ein Flugzeug steigen, nach Shanghai fliegen,
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17:04 - 17:07dich vor Shanda's Büros in eine Schlange stellen
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17:07 - 17:11- das kostet wahrscheinlich 600, 700 Dollar -
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17:11 - 17:14und deinen Charakter, samt dessen Vorgeschichte zurückverlangen.
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17:14 - 17:16Jeden Morgen stehen 600 Leute in einer Reihe
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17:16 - 17:18vor deren Büros,
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17:18 - 17:20um diese Charaktere zurückzuverlangen.
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17:20 - 17:23Hier geht es also um Unternehmen, welche auf Gemeinschaften basieren,
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17:23 - 17:26welche diese Gemeinschaften mit Werkzeugen,
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17:26 - 17:28Ressourcen, Plattformen ausstatten, auf welchen sie sich austauschen können.
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17:28 - 17:30Dies ist zwar nicht Open Source
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17:30 - 17:32aber sehr sehr beeindruckend.
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17:32 - 17:35So hier ist die Herausforderung, glaube ich,
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17:35 - 17:37für Leute wie mich,
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17:37 - 17:40welche viel mit Regierungen arbeiten.
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17:40 - 17:43Angenommen Sie führen ein Spieleunternehmen,
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17:43 - 17:46mit einer Million Spielern in Ihrem Spiel,
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17:46 - 17:49dann braucht nur 1 Prozent von jenen
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17:49 - 17:51als Mit-Entwickler agieren, welche Ideen beisteuern
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17:51 - 17:53und Sie haben eine Entwicklungsteam
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17:53 - 17:56von 10.000 Leuten.
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17:56 - 17:59Denken Sie an all die Kinder,
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17:59 - 18:02welche in England ausgebildet werden und ein Prozent von ihnen
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18:02 - 18:04wären Mit-Entwickler von Bildung.
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18:04 - 18:06Was für Auswirkungen hätte das auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen,
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18:06 - 18:08auf das Bildungssystem?
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18:08 - 18:11Oder sagen wir ein Prozent aller Patienten des staatlichen Gesundheitswesens
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18:11 - 18:14wären irgendwie Mit-Produzenten von Gesundheit.
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18:14 - 18:16Der Grund warum diese,
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18:16 - 18:19- trotz aller Bemühungen sie zu unterdrücken,
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18:19 - 18:21zurückzuhalten -
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18:21 - 18:24warum diese offenen Modelle dennoch immer stärker,
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18:24 - 18:26mit enormer Wucht hervorkommen werden,
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18:26 - 18:28ist, weil sie unsere produktiven Ressourcen vervielfachen.
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18:28 - 18:30Und einer der Gründe warum sie dies tun,
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18:30 - 18:32ist, weil sie Benutzer zu Produzenten machen,
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18:32 - 18:34Konsumenten zu Designern.
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18:34 - 18:36Vielen Dank.
- Title:
- Charles Leadbeater über Innovation
- Speaker:
- Charles Leadbeater
- Description:
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In diesem trügerisch legeren Vortrag stellt Charles Leadbeater ein handfestes Argument auf, wonach Innovationen nicht mehr nur von Fachleuten ausgehen. Auch ihrer Sache verschriebene Amateure entwickeln nun mit neuen Mitteln Produkte und Paradigmen, wozu Unternehmen nicht in der Lage gewesen wären.
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- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:37