Dennis Dutton: eine Darwin'sche Theorie der Schönheit
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0:00 - 0:03Höchst erfreut, hier zu sein
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0:03 - 0:05und mit Ihnen über ein Thema zu sprechen, das mir sehr am Herzen liegt,
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0:05 - 0:08nämlich Schönheit.
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0:08 - 0:11Mit der Philosophie der Kunst, Ästhetik,
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0:11 - 0:13bestreite ich tatsächlich meinen Lebensunterhalt.
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0:13 - 0:15Ich versuche herauszufinden, intellektuell,
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0:15 - 0:17philosophisch, psychologisch gesehen,
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0:17 - 0:20was das Erfahren von Schönheit ausmacht,
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0:20 - 0:23was man sinnvoll darüber sagen kann
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0:23 - 0:26und wie Menschen durchdrehen bei dem Versuch, es zu verstehen.
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0:26 - 0:29Das ist eben ein extrem kompliziertes Thema,
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0:29 - 0:32teilweise deshalb, weil die Dinge, die wir schön nennen,
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0:32 - 0:34so unterschiedlich sind.
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0:34 - 0:36Ich meine, denken Sie nur an die schiere Vielfalt --
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0:36 - 0:38das Gesicht eines Babys,
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0:38 - 0:40"Harold in Italien" von Berlioz,
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0:40 - 0:42Filme wie "Der Zauberer von Oz",
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0:42 - 0:44oder die Theaterstücke von Chekhov,
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0:44 - 0:46eine Landschaft in Zentralkalifornien,
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0:46 - 0:49ein Holzschnitt des Fuji von Hokusai,
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0:49 - 0:51"Der Rosenkavalier",
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0:51 - 0:53das entscheidende Tor in einem spannenden
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0:53 - 0:55Fußballspiel der Weltmeisterschaft,
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0:55 - 0:57Van Goghs "Sternennacht",
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0:57 - 0:59ein Roman von Jane Austen,
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0:59 - 1:02Fred Astaire, der über den Bildschirm tanzt.
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1:02 - 1:05Diese kurze Liste umfasst Menschen,
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1:05 - 1:07natürliche Landschaftsformen,
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1:07 - 1:10Kunstwerke und erlernte menschliche Aktionen.
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1:10 - 1:13Eine Annahme, welche die Anwesenheit von Schönheit
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1:13 - 1:15in allem auf dieser Liste erklärt,
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1:15 - 1:17wird nicht einfach aufzustellen sein.
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1:17 - 1:20Ich kann Ihnen jedoch zumindest einen Eindruck
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1:20 - 1:22davon geben, was ich
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1:22 - 1:24als die nachhaltigste Theorie der Schönheit ansehe,
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1:24 - 1:26die bisher existiert.
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1:26 - 1:28Und sie kommt weder von einem Kunstphilosophen,
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1:28 - 1:30noch von einem postmodernen Kunsttheoretiker,
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1:30 - 1:32oder einem hohen Tier der Kunstkritiker.
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1:32 - 1:34Nein, diese Theorie
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1:34 - 1:36kommt von einem Experten
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1:36 - 1:39für Rankenfüßer und Würmer und das Brutverhalten von Tauben.
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1:42 - 1:45Und Sie wissen, wen ich meine --
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1:45 - 1:47Charles Darwin.
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1:47 - 1:50Natürlich denken viele Menschen, dass sie bereits
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1:50 - 1:53die richtige Antwort auf die Frage kennen,
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1:53 - 1:55nämlich was ist Schönheit?
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1:56 - 1:58Sie liegt im Auge des Betrachters.
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1:58 - 2:00Sie umfasst alles, was einen persönlich berührt.
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2:00 - 2:02Oder, wie einige Menschen --
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2:02 - 2:04vor allem Akademiker -- es zu sagen vorziehen,
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2:04 - 2:07Schönheit liegt im kulturell konditionierten
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2:07 - 2:09Auge des Betrachters.
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2:09 - 2:12Die Menschen sind sich einig, dass Gemälde oder Filme oder Musik
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2:12 - 2:14schön sind,
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2:14 - 2:18weil ihre Kultur eine Uniformität des ästhetischen Geschmacks bedingt.
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2:18 - 2:21Geschmack sowohl für die natürliche Schönheit, als auch für die Künste
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2:21 - 2:23wird kulturübergreifend weitergegeben
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2:23 - 2:25mit großer Leichtigkeit.
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2:25 - 2:27Beethoven wird in Japan verehrt.
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2:27 - 2:30Peruaner lieben japanische Holzstock-Drucke.
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2:30 - 2:32Inka-Skulpturen werden als Schätze betrachtet
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2:32 - 2:34in britischen Museen,
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2:34 - 2:36während Shakespeare übersetzt ist
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2:36 - 2:39in jede wichtige Sprache der Erde.
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2:39 - 2:41Oder denken Sie einmal an den amerikanischen Jazz,
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2:41 - 2:43oder die amerikanischen Filme --
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2:43 - 2:45die gehen überallhin.
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2:45 - 2:48Es gibt so viele Unterschiede zwischen den Künsten,
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2:48 - 2:50aber es gibt auch universelle,
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2:50 - 2:52kulturübergreifende ästhetische Vergnügungen
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2:52 - 2:54und Werte.
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2:54 - 2:57Wie können wir diese
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2:57 - 3:00Allgemeingültigkeit erklären?
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3:00 - 3:02Die beste Antwort liegt darin, zu versuchen,
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3:02 - 3:05eine Darwin'sche Entstehungsgeschichte zu rekonstruieren
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3:05 - 3:08von unseren künstlerischen und ästhetischen Vorlieben.
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3:08 - 3:10Wir müssen unseren derzeitigen
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3:10 - 3:13künstlerischen Geschmack und unsere Vorlieben zerlegen
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3:13 - 3:15und erklären, wie es dazu kam,
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3:15 - 3:18dass sie sich in unserem Geist manifestiert haben.
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3:18 - 3:21Durch die Gegebenheiten in sowohl unserer prähistorischen,
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3:21 - 3:23hauptsächlich pleistozänen Umgebung,
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3:23 - 3:25in der wir zur Gänze menschlich wurden,
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3:25 - 3:27als auch durch die sozialen Gegebenheiten,
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3:27 - 3:29in deren Rahmen wir uns entwickelt haben.
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3:29 - 3:31Dieser Zerlegungsprozess
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3:31 - 3:34kann auch Hilfe gewinnen
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3:34 - 3:36aus den Zeitzeugen des Menschseins,
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3:36 - 3:38die seit der Urgeschichte bewahrt wurden.
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3:38 - 3:41Ich meine Fossilien, Höhlenmalerei undsoweiter.
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3:41 - 3:43Und ich sollte berücksichtigen,
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3:43 - 3:45was wir von den ästhetischen Interessen
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3:45 - 3:48isolierter Jäger-und-Sammler-Stämmen wissen,
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3:48 - 3:51die bis ins 19. und 20. Jahrhundert überlebt haben.
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3:52 - 3:54Also, ich persönlich
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3:54 - 3:56habe überhaupt keinen Zweifel daran,
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3:56 - 3:58dass das Erfahren von Schönheit,
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3:58 - 4:01mit ihrer emotionalen Intensität und ihrem Vergnügen,
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4:01 - 4:04zu unserer entwickelten menschlichen Psyche gehört.
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4:05 - 4:08Das Erfahren von Schönheit ist eine Komponente
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4:08 - 4:11in einer ganzen Serie Darwin'scher Anpassung.
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4:12 - 4:14Schönheit ist ein adaptiver Effekt,
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4:14 - 4:16den wir erweitern
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4:16 - 4:18und intensivieren
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4:18 - 4:20durch die Kreation von und die Freude an
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4:20 - 4:23Kunst und Unterhaltung.
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4:24 - 4:26Wie viele von Ihnen wissen,
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4:26 - 4:29funktioniert die Evolution nach zwei Hauptmechanismen.
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4:29 - 4:32Der erste davon ist die natürliche Auslese --
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4:32 - 4:35das heißt zufällige Mutationen und selektive Retention --
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4:35 - 4:38zusammen mit unserer grundsätzlichen Anatomie und Physiologie --
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4:38 - 4:41wie die Entwicklung der Bauchspeicheldrüse, oder das Auge, oder die Fingernägel.
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4:41 - 4:44Die natürliche Auslese erklärt auch
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4:44 - 4:46viele grundlegende Ekelgefühle,
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4:46 - 4:48so wie sie der fürchterliche Geruch von verdorbenem Fleisch auslöst,
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4:48 - 4:51oder Ängste, so wie die Angst vor Schlangen,
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4:51 - 4:54oder davor, nahe am Rand einer Klippe zu stehen.
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4:54 - 4:57Die natürliche Auslese erklärt ebenso Vergnügen --
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4:57 - 4:59sexuelle Gefühle,
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4:59 - 5:02unsere Neigung zu Süßem, Fett und Proteinen,
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5:02 - 5:05was wiederum eine Menge beliebter Speisen erklärt,
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5:05 - 5:08von reifen Früchten über Schokoladenbonbons
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5:08 - 5:11bis hin zu gegrillten Rippchen.
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5:11 - 5:13Das andere große Prinzip der Evolution
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5:13 - 5:15ist die sexuelle Auslese
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5:15 - 5:17und diese funktioniert ganz anders.
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5:17 - 5:20Das prunkvolle Pfauenrad
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5:20 - 5:23ist das bekannteste Beispiel dafür.
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5:23 - 5:26Es hat sich nicht entwickelt, weil es überlebensnotwendig ist.
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5:26 - 5:29Tatsächlich widerspricht es sogar dem Überlebensprinzip.
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5:29 - 5:31Nein, das Pfauenrad
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5:31 - 5:33resultiert aus den Paarungsvorlieben
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5:33 - 5:35der Pfauenhennen.
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5:35 - 5:37Diese Geschichte kommt uns ziemlich bekannt vor.
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5:37 - 5:40Es sind die Frauen, die tatsächlich die Geschichte vorantreiben.
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5:41 - 5:43Übrigens hatte Darin selbst
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5:43 - 5:45keinen Zweifel daran, dass das Pfauenrad
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5:45 - 5:47für die Pfauenhennen schön ist.
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5:47 - 5:50Er hat tatsächlich dieses Wort verwendet.
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5:50 - 5:53Nun, mit diesen Ideen im Kopf
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5:53 - 5:56können wir sagen, dass das Erfahren von Schönheit
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5:56 - 5:59eine der Möglichkeiten der Evolution ist,
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5:59 - 6:01zur Erregung und Aufrechterhaltung
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6:01 - 6:03von Interesse oder Faszination,
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6:03 - 6:05sogar Obsession,
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6:05 - 6:07um uns zu ermutigen,
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6:07 - 6:10um die verwendbarsten Entscheidungen zu treffen
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6:10 - 6:13für das Überleben und die Vermehrung.
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6:14 - 6:16Schönheit ist die Art der Natur,
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6:16 - 6:19um auf Entfernung zu wirken,
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6:19 - 6:21sozusagen.
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6:21 - 6:23Ich meine, Sie können nicht hergehen und
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6:23 - 6:25eine Nutzen bringende Landschaft essen.
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6:25 - 6:27Das würde Ihrem Baby auch nicht gut tun
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6:27 - 6:29oder Ihrem Partner.
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6:29 - 6:31Der Trick der Evolution
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6:31 - 6:33ist also, sie schön zu machen,
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6:33 - 6:36so dass sie eine Art von Anziehungskraft ausstrahlen,
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6:36 - 6:39damit es Ihnen Freude bereitet, sie einfach nur anzusehen.
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6:40 - 6:43Betrachten Sie kurz eine wichtige Quelle ästhetischen Vergnügens,
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6:43 - 6:45die magnetische Anziehungskraft
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6:45 - 6:47von wunderschönen Landschaften.
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6:47 - 6:49Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen
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6:49 - 6:51auf der ganzen Welt
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6:51 - 6:54tendieren dazu, eine bestimmte Art von Landschaft zu mögen,
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6:54 - 6:57eine Landschaft, die wie durch Zufall jeder ähnelt,
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6:57 - 7:00der Savanne im Pleistozän, wo wir uns entwickelt haben.
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7:00 - 7:02Diese Landschaft findet sich heute wieder
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7:02 - 7:05in Kalendern, auf Postkarten,
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7:05 - 7:08in der Architektur von Golfanlagen und öffentlichen Parks
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7:08 - 7:10und in Gemälden mit Goldrahmen,
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7:10 - 7:12die in Wohnzimmern hängen
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7:12 - 7:15von New York bis Neuseeland.
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7:15 - 7:18Es ist so eine Art Hudson River School-Landschaft
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7:18 - 7:20mit Grünflächen
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7:20 - 7:22und kurzen Gräsern,
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7:22 - 7:25durchsetzt mit Hainen voller Bäume.
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7:25 - 7:27Die Bäume sind übrigens häufiger dann beliebt,
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7:27 - 7:29wenn sie sich in Bodennähe gabeln,
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7:29 - 7:32wenn sie sozusagen Bäume sind, die man hochklettern könnte,
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7:32 - 7:35wenn man in der Klemme steckt.
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7:35 - 7:37Die Landschaft zeigt die Anwesenheit
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7:37 - 7:39von Wasser ganz in der Nähe,
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7:39 - 7:42oder die Andeutung von Wasser in einer bläulichen Entfernung,
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7:43 - 7:46Anzeichen von Tieren oder Vögeln,
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7:46 - 7:48sowie diverses Laub
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7:48 - 7:51und letztendlich -- sehen Sie sich das an --
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7:51 - 7:53einen Pfad,
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7:53 - 7:55oder eine Straße,
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7:55 - 7:58vielleicht ein Flussufer oder eine Küstenlinie,
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7:58 - 8:01die in die Ferne läuft,
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8:01 - 8:04fast wie eine Einladung, ihr zu folgen.
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8:05 - 8:08Diese Art von Landschaft wird als schön angesehen,
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8:08 - 8:10sogar von Menschen in Ländern,
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8:10 - 8:12in denen so eine nicht existiert.
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8:12 - 8:14Die ideale Landschaft der Savanne
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8:14 - 8:16ist eines der deutlichsten Beispiele dafür,
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8:16 - 8:18dass Menschen überall
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8:18 - 8:20Schönheit finden
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8:20 - 8:22in einer ähnlichen visuellen Erfahrung.
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8:22 - 8:24Aber, könnte jemand argumentieren,
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8:24 - 8:26das ist natürliche Schönheit.
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8:26 - 8:29Was ist mit künstlicher Schönheit?
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8:29 - 8:32Ist das nicht weitestgehend kulturell?
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8:32 - 8:34Nein, das denke ich nicht.
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8:34 - 8:37Und noch einmal möchte ich Sie bitten, in die Urgeschichte zurückzublicken,
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8:37 - 8:39um darüber etwas zu sagen.
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8:39 - 8:41Es wird im Allgemeinen angenommen,
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8:41 - 8:43dass die frühesten menschlichen Kunstwerke
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8:43 - 8:46die erstaunlich fachkundig ausgeführten Höhlenmalereien sind,
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8:46 - 8:48die wir alle aus Lascaux kennen
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8:48 - 8:50und Chauvet.
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8:51 - 8:53Die Höhlen von Chauvet
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8:53 - 8:55sind etwa 32.000 Jahre alt,
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8:55 - 8:58ebenso wie ein paar kleine, realistische Skulpturen
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8:58 - 9:01von Frauen und Tieren aus der selben Periode.
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9:05 - 9:07Aber künstlerische und dekorative Fähigkeiten
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9:07 - 9:10sind tatsächlich noch viel älter.
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9:11 - 9:13Wunderschöne Muschelhalsketten,
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9:13 - 9:16die wie etwas aussehen, was Sie auf einer Ausstellung des Kunsthandwerks finden würden,
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9:16 - 9:18ebenso ockergelbe Körperfarbe
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9:18 - 9:20sind gefunden worden,
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9:20 - 9:22die ungefähr 100.000 Jahre alt sind.
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9:22 - 9:25Aber die verblüffendsten prähistorischen Artefakte
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9:25 - 9:27sind sogar noch älter als das.
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9:27 - 9:29Im Kopf habe ich da
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9:29 - 9:32die so genannten Handäxte aus dem Acheuléen.
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9:33 - 9:36Die ältesten Steinwerkzeuge sind Hackmesser
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9:36 - 9:38aus der Olduvai-Schlucht in Ostafrika.
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9:38 - 9:41Sie datieren zurück auf ungefähr zweieinhalb Millionen Jahre.
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9:41 - 9:43Diese kruden Werkzeuge
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9:43 - 9:46waren Tausende von Jahren in Gebrauch,
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9:46 - 9:49bis ungefähr vor 1,4 Millionen Jahren,
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9:49 - 9:51als Homo Erectus
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9:51 - 9:53damit begann,
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9:53 - 9:55einzelne, dünne Steinklingen zu bearbeiten,
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9:55 - 9:58manchmal abgerundete Ovale,
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9:58 - 10:00aber oft in einer Form, die für unsere Augen
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10:00 - 10:03wie ein atemberaubend symmetrisches, spitz zulaufendes Blatt aussieht,
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10:03 - 10:05oder wie eine Träne geformt ist.
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10:05 - 10:07Diese Handäxte aus dem Acheuléen --
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10:07 - 10:09sie wurden nach St. Acheul in Frankreich benannt,
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10:09 - 10:12wo sie im 19. Jahrhundert gefunden wurden --
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10:12 - 10:15sind zu Tausenden zutage gefördert worden,
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10:15 - 10:18überall verteilt in Asien, Europa und Afrika,
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10:18 - 10:21fast überall, wo Homo Erectus
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10:21 - 10:24und Homo Ergaster sich aufgehalten haben.
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10:24 - 10:27Nun, die schiere Anzahl dieser Handäxte
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10:27 - 10:29zeigt, dass sie nicht dafür geschaffen worden sein können,
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10:29 - 10:31um Tiere zu schlachten.
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10:31 - 10:34Und die Handlung verdichtet sich wirklich, wenn man realisiert,
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10:34 - 10:37dass, im Gegensatz zu anderen Werkzeugen aus dem Pleistozän,
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10:37 - 10:39diese Handäxte oftmals
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10:39 - 10:41keine Spur von Gebrauch aufzeigen
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10:41 - 10:43an ihrer feinen Schneide.
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10:43 - 10:45Und einige sind in jedem Fall zu groß,
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10:45 - 10:47um sie für das Schlachten zu verwenden.
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10:48 - 10:50Ihre Symmetrie, das ansprechende Material
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10:50 - 10:52und vor allem
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10:52 - 10:54die sorgfältige Ausführung der Arbeit
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10:54 - 10:57sind einfach ziemlich schön
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10:57 - 11:00in unseren Augen, sogar heute noch.
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11:00 - 11:03Wofür also waren diese altertümlichen --
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11:04 - 11:06ich meine, sie sind altertümlich, sie sind fremdartig,
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11:06 - 11:08aber sie sind gleichzeitig
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11:08 - 11:10irgendwie vertraut.
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11:10 - 11:13Wozu wurden diese Artefakte gebraucht?
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11:13 - 11:15Die beste verfügbare Antwort
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11:15 - 11:17ist, dass sie buchstäblich
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11:17 - 11:19die frühesten bekannten Kunstwerke waren,
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11:19 - 11:21praktische Geräte, umgewandelt
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11:21 - 11:24zu fesselnden ästhetischen Objekten,
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11:24 - 11:26bewundert sowohl für ihre elegante Form
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11:26 - 11:29als auch für die kunstfertige Machart.
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11:30 - 11:32Handäxte stellen
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11:32 - 11:34einen evolutionären Fortschritt in der Geschichte der Menschheit dar --
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11:34 - 11:36Geräte, die dienen sollten
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11:36 - 11:39als etwas, das Darwinisten ein Zeichen von Stärke nennen --
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11:39 - 11:41die sozusagen zeigen,
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11:41 - 11:43dass es Eigenschaften gibt,
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11:43 - 11:45wie das Pfauenrad,
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11:45 - 11:48bloß dass, im Gegensatz zu Haaren und Federn,
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11:48 - 11:50die Handäxte bewusst
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11:50 - 11:52und mit Verstand angefertigt wurden.
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11:52 - 11:54Sachkundig angefertigste Handäxte
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11:54 - 11:57standen für begehrenswerte persönliche Qualitäten --
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11:58 - 12:01Intelligenz, Feinmotorik,
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12:01 - 12:03Planungsfähigkeit,
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12:03 - 12:05Pflichtbewusstsein
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12:05 - 12:08und manchmal Zugriff auf seltene Rohstoffe.
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12:08 - 12:11Über Tausende von Generationen hinweg
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12:11 - 12:13haben solche Fähigkeiten den Status verbessert
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12:13 - 12:15von jenen, die sie vorgeführt haben
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12:15 - 12:17und die so einen Vorteil hinsichtlich der Vermehrung
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12:17 - 12:19über die weniger Fähigen gewannen.
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12:19 - 12:21Wissen Sie, das ist ein ziemlich alter Spruch,
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12:21 - 12:23aber er hat offensichtlich funktioniert --
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12:23 - 12:26"Warum kommst du nicht mit in meine Höhle, dann zeige ich dir meine Handäxte."
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12:26 - 12:28(Gelächter)
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12:28 - 12:31Außer dass natürlich das, was daran interessant ist,
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12:31 - 12:34ist, dass wir nicht sicher sein können, wie dieser Vorschlag ausgedrückt wurde,
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12:34 - 12:36weil der Homo erectus,
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12:36 - 12:39der diese Objekte angefertigt hat,
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12:39 - 12:41keine Sprache besaß.
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12:41 - 12:43Es ist schwer zu begreifen,
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12:43 - 12:46aber es ist eine schier unglaubliche Tatsache.
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12:46 - 12:48Dieses Objekt wurde angefertigt
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12:48 - 12:51von einem menschlichen Vorfahr --
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12:51 - 12:54Homo Erectus oder Homo Ergaster --
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12:55 - 12:58zwischen 50 und 100.000 Jahre
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12:58 - 13:00bevor es eine Sprache gab.
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13:01 - 13:03Mit einer Fortdauer von über einer Million Jahre
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13:03 - 13:05ist die Handaxt-Tradition
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13:05 - 13:08die älteste künstlerische Tradition
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13:08 - 13:11in menschlicher und die Menschheit begründender Geschichte.
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13:11 - 13:14Am Ende dieser Handaxt-Legende, fanden die Homo Sapiens --
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13:14 - 13:16wie sie dann letztendlich genannt wurden --
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13:16 - 13:18ohne Zweifel neue Wege,
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13:18 - 13:21um einander zu amüsieren und zu verblüffen,
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13:21 - 13:23wer weiß, indem sie einander Witze erzählen,
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13:23 - 13:26Geschichten erfanden, tanzten oder mit ihrer Frisur.
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13:26 - 13:29Ja, Frisur -- darauf bestehe ich.
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13:29 - 13:31Für uns moderne Menschen,
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13:31 - 13:33wird diese meisterhafte Technik
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13:33 - 13:35dazu verwendet, um imaginäre Welten zu erschaffen
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13:35 - 13:37in Fiktion und Fim,
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13:37 - 13:39um intensive Gefühle auszudrücken
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13:39 - 13:42mit Musik, Malerei und Tanz.
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13:42 - 13:44Aber trotzdem,
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13:44 - 13:46eine fundamentale Eigenschaft
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13:46 - 13:48der Persönlichkeit unserer Ahnen bleibt bestehen
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13:48 - 13:51in unserem Streben nach Ästhetik:
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13:51 - 13:53Die Schönheit, die wir sehen
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13:53 - 13:55in sachkundiger Ausführung.
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13:55 - 13:57Von Laxcaus bis zum Louvre
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13:57 - 13:59bis hin zu Carnegie Hall,
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13:59 - 14:01haben Menschen
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14:01 - 14:03einen bestehenden angeborenen Geschmack
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14:03 - 14:06für meisterhafte Werke in den Künsten.
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14:07 - 14:09Wir sehen Schönheit
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14:09 - 14:11in etwas, das gut ausgeführt wurde.
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14:13 - 14:15Wenn Sie also das nächste Mal am Fenster eines Juweliergeschäfts vorbeigehen,
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14:15 - 14:17in dem ein wunderschön geschliffener
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14:17 - 14:19Stein in Tränenform ausgestellt wird,
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14:19 - 14:21dann seien Sie sich nicht so sicher,
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14:21 - 14:23dass es nur Ihre Kultur ist, die Ihnen sagt,
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14:23 - 14:25dass dieses funkelnde Juwel schön ist.
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14:25 - 14:28Ihre entfernten Vorfahren haben diese Form geliebt
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14:28 - 14:31und Schönheit in der Fähigkeit gesehen, die es braucht, um sie anzufertigen,
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14:31 - 14:33sogar noch bevor
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14:33 - 14:35sie ihre Gefühle in Worte fassen konnten.
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14:35 - 14:38Liegt Schönheit im Auge des Betrachters?
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14:38 - 14:41Nein, sie ist tief in unserem Geist verwurzelt.
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14:41 - 14:44Sie ist ein Geschenk, das sich aus den vernunftbasierten Fähigkeiten
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14:44 - 14:46und dem vielfältig emotionalen Leben
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14:46 - 14:49unserer ältesten Vorfahren entwickelt hat.
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14:49 - 14:51Unsere starke Reaktion auf Bilder,
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14:51 - 14:54zum Ausdruck von Gefühlen in der Kunst,
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14:54 - 14:57zur Schönheit von Musik vor dem Nachthimmel
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14:57 - 15:00wird bei uns und unseren Nachkommen sein,
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15:00 - 15:03solange die menschliche Rasse existiert.
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15:03 - 15:05Vielen Dank.
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15:05 - 15:12(Applaus)
- Title:
- Dennis Dutton: eine Darwin'sche Theorie der Schönheit
- Speaker:
- Denis Dutton
- Description:
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TED arbeitet zusammen mit dem Trickzeichner Andrew Park, um Dennis Dutton's provokante Theorie der Schönheit zu illustrieren -- laut der Kunst, Musik und die Schönheit anderer Dinge nicht nur "im Auge des Betrachters" liegen, sondern ein grundsätzlicher Bestandteil der menschlichen Natur sind, mit tief in der Evolution verankerten Wurzeln.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 15:13