WEBVTT 00:00:00.000 --> 00:00:03.000 Höchst erfreut, hier zu sein 00:00:03.000 --> 00:00:05.000 und mit Ihnen über ein Thema zu sprechen, das mir sehr am Herzen liegt, 00:00:05.000 --> 00:00:08.000 nämlich Schönheit. 00:00:08.000 --> 00:00:11.000 Mit der Philosophie der Kunst, Ästhetik, 00:00:11.000 --> 00:00:13.000 bestreite ich tatsächlich meinen Lebensunterhalt. 00:00:13.000 --> 00:00:15.000 Ich versuche herauszufinden, intellektuell, 00:00:15.000 --> 00:00:17.000 philosophisch, psychologisch gesehen, 00:00:17.000 --> 00:00:20.000 was das Erfahren von Schönheit ausmacht, 00:00:20.000 --> 00:00:23.000 was man sinnvoll darüber sagen kann 00:00:23.000 --> 00:00:26.000 und wie Menschen durchdrehen bei dem Versuch, es zu verstehen. 00:00:26.000 --> 00:00:29.000 Das ist eben ein extrem kompliziertes Thema, 00:00:29.000 --> 00:00:32.000 teilweise deshalb, weil die Dinge, die wir schön nennen, 00:00:32.000 --> 00:00:34.000 so unterschiedlich sind. 00:00:34.000 --> 00:00:36.000 Ich meine, denken Sie nur an die schiere Vielfalt -- 00:00:36.000 --> 00:00:38.000 das Gesicht eines Babys, 00:00:38.000 --> 00:00:40.000 "Harold in Italien" von Berlioz, 00:00:40.000 --> 00:00:42.000 Filme wie "Der Zauberer von Oz", 00:00:42.000 --> 00:00:44.000 oder die Theaterstücke von Chekhov, 00:00:44.000 --> 00:00:46.000 eine Landschaft in Zentralkalifornien, 00:00:46.000 --> 00:00:49.000 ein Holzschnitt des Fuji von Hokusai, 00:00:49.000 --> 00:00:51.000 "Der Rosenkavalier", 00:00:51.000 --> 00:00:53.000 das entscheidende Tor in einem spannenden 00:00:53.000 --> 00:00:55.000 Fußballspiel der Weltmeisterschaft, 00:00:55.000 --> 00:00:57.000 Van Goghs "Sternennacht", 00:00:57.000 --> 00:00:59.000 ein Roman von Jane Austen, 00:00:59.000 --> 00:01:02.000 Fred Astaire, der über den Bildschirm tanzt. 00:01:02.000 --> 00:01:05.000 Diese kurze Liste umfasst Menschen, 00:01:05.000 --> 00:01:07.000 natürliche Landschaftsformen, 00:01:07.000 --> 00:01:10.000 Kunstwerke und erlernte menschliche Aktionen. 00:01:10.000 --> 00:01:13.000 Eine Annahme, welche die Anwesenheit von Schönheit 00:01:13.000 --> 00:01:15.000 in allem auf dieser Liste erklärt, 00:01:15.000 --> 00:01:17.000 wird nicht einfach aufzustellen sein. NOTE Paragraph 00:01:17.000 --> 00:01:20.000 Ich kann Ihnen jedoch zumindest einen Eindruck 00:01:20.000 --> 00:01:22.000 davon geben, was ich 00:01:22.000 --> 00:01:24.000 als die nachhaltigste Theorie der Schönheit ansehe, 00:01:24.000 --> 00:01:26.000 die bisher existiert. 00:01:26.000 --> 00:01:28.000 Und sie kommt weder von einem Kunstphilosophen, 00:01:28.000 --> 00:01:30.000 noch von einem postmodernen Kunsttheoretiker, 00:01:30.000 --> 00:01:32.000 oder einem hohen Tier der Kunstkritiker. 00:01:32.000 --> 00:01:34.000 Nein, diese Theorie 00:01:34.000 --> 00:01:36.000 kommt von einem Experten 00:01:36.000 --> 00:01:39.000 für Rankenfüßer und Würmer und das Brutverhalten von Tauben. 00:01:42.000 --> 00:01:45.000 Und Sie wissen, wen ich meine -- 00:01:45.000 --> 00:01:47.000 Charles Darwin. 00:01:47.000 --> 00:01:50.000 Natürlich denken viele Menschen, dass sie bereits 00:01:50.000 --> 00:01:53.000 die richtige Antwort auf die Frage kennen, 00:01:53.000 --> 00:01:55.000 nämlich was ist Schönheit? 00:01:56.000 --> 00:01:58.000 Sie liegt im Auge des Betrachters. 00:01:58.000 --> 00:02:00.000 Sie umfasst alles, was einen persönlich berührt. 00:02:00.000 --> 00:02:02.000 Oder, wie einige Menschen -- 00:02:02.000 --> 00:02:04.000 vor allem Akademiker -- es zu sagen vorziehen, 00:02:04.000 --> 00:02:07.000 Schönheit liegt im kulturell konditionierten 00:02:07.000 --> 00:02:09.000 Auge des Betrachters. 00:02:09.000 --> 00:02:12.000 Die Menschen sind sich einig, dass Gemälde oder Filme oder Musik 00:02:12.000 --> 00:02:14.000 schön sind, 00:02:14.000 --> 00:02:18.000 weil ihre Kultur eine Uniformität des ästhetischen Geschmacks bedingt. 00:02:18.000 --> 00:02:21.000 Geschmack sowohl für die natürliche Schönheit, als auch für die Künste 00:02:21.000 --> 00:02:23.000 wird kulturübergreifend weitergegeben 00:02:23.000 --> 00:02:25.000 mit großer Leichtigkeit. 00:02:25.000 --> 00:02:27.000 Beethoven wird in Japan verehrt. 00:02:27.000 --> 00:02:30.000 Peruaner lieben japanische Holzstock-Drucke. 00:02:30.000 --> 00:02:32.000 Inka-Skulpturen werden als Schätze betrachtet 00:02:32.000 --> 00:02:34.000 in britischen Museen, 00:02:34.000 --> 00:02:36.000 während Shakespeare übersetzt ist 00:02:36.000 --> 00:02:39.000 in jede wichtige Sprache der Erde. 00:02:39.000 --> 00:02:41.000 Oder denken Sie einmal an den amerikanischen Jazz, 00:02:41.000 --> 00:02:43.000 oder die amerikanischen Filme -- 00:02:43.000 --> 00:02:45.000 die gehen überallhin. 00:02:45.000 --> 00:02:48.000 Es gibt so viele Unterschiede zwischen den Künsten, 00:02:48.000 --> 00:02:50.000 aber es gibt auch universelle, 00:02:50.000 --> 00:02:52.000 kulturübergreifende ästhetische Vergnügungen 00:02:52.000 --> 00:02:54.000 und Werte. NOTE Paragraph 00:02:54.000 --> 00:02:57.000 Wie können wir diese 00:02:57.000 --> 00:03:00.000 Allgemeingültigkeit erklären? 00:03:00.000 --> 00:03:02.000 Die beste Antwort liegt darin, zu versuchen, 00:03:02.000 --> 00:03:05.000 eine Darwin'sche Entstehungsgeschichte zu rekonstruieren 00:03:05.000 --> 00:03:08.000 von unseren künstlerischen und ästhetischen Vorlieben. 00:03:08.000 --> 00:03:10.000 Wir müssen unseren derzeitigen 00:03:10.000 --> 00:03:13.000 künstlerischen Geschmack und unsere Vorlieben zerlegen 00:03:13.000 --> 00:03:15.000 und erklären, wie es dazu kam, 00:03:15.000 --> 00:03:18.000 dass sie sich in unserem Geist manifestiert haben. 00:03:18.000 --> 00:03:21.000 Durch die Gegebenheiten in sowohl unserer prähistorischen, 00:03:21.000 --> 00:03:23.000 hauptsächlich pleistozänen Umgebung, 00:03:23.000 --> 00:03:25.000 in der wir zur Gänze menschlich wurden, 00:03:25.000 --> 00:03:27.000 als auch durch die sozialen Gegebenheiten, 00:03:27.000 --> 00:03:29.000 in deren Rahmen wir uns entwickelt haben. 00:03:29.000 --> 00:03:31.000 Dieser Zerlegungsprozess 00:03:31.000 --> 00:03:34.000 kann auch Hilfe gewinnen 00:03:34.000 --> 00:03:36.000 aus den Zeitzeugen des Menschseins, 00:03:36.000 --> 00:03:38.000 die seit der Urgeschichte bewahrt wurden. 00:03:38.000 --> 00:03:41.000 Ich meine Fossilien, Höhlenmalerei undsoweiter. 00:03:41.000 --> 00:03:43.000 Und ich sollte berücksichtigen, 00:03:43.000 --> 00:03:45.000 was wir von den ästhetischen Interessen 00:03:45.000 --> 00:03:48.000 isolierter Jäger-und-Sammler-Stämmen wissen, 00:03:48.000 --> 00:03:51.000 die bis ins 19. und 20. Jahrhundert überlebt haben. NOTE Paragraph 00:03:52.000 --> 00:03:54.000 Also, ich persönlich 00:03:54.000 --> 00:03:56.000 habe überhaupt keinen Zweifel daran, 00:03:56.000 --> 00:03:58.000 dass das Erfahren von Schönheit, 00:03:58.000 --> 00:04:01.000 mit ihrer emotionalen Intensität und ihrem Vergnügen, 00:04:01.000 --> 00:04:04.000 zu unserer entwickelten menschlichen Psyche gehört. 00:04:05.000 --> 00:04:08.000 Das Erfahren von Schönheit ist eine Komponente 00:04:08.000 --> 00:04:11.000 in einer ganzen Serie Darwin'scher Anpassung. 00:04:12.000 --> 00:04:14.000 Schönheit ist ein adaptiver Effekt, 00:04:14.000 --> 00:04:16.000 den wir erweitern 00:04:16.000 --> 00:04:18.000 und intensivieren 00:04:18.000 --> 00:04:20.000 durch die Kreation von und die Freude an 00:04:20.000 --> 00:04:23.000 Kunst und Unterhaltung. 00:04:24.000 --> 00:04:26.000 Wie viele von Ihnen wissen, 00:04:26.000 --> 00:04:29.000 funktioniert die Evolution nach zwei Hauptmechanismen. 00:04:29.000 --> 00:04:32.000 Der erste davon ist die natürliche Auslese -- 00:04:32.000 --> 00:04:35.000 das heißt zufällige Mutationen und selektive Retention -- 00:04:35.000 --> 00:04:38.000 zusammen mit unserer grundsätzlichen Anatomie und Physiologie -- 00:04:38.000 --> 00:04:41.000 wie die Entwicklung der Bauchspeicheldrüse, oder das Auge, oder die Fingernägel. 00:04:41.000 --> 00:04:44.000 Die natürliche Auslese erklärt auch 00:04:44.000 --> 00:04:46.000 viele grundlegende Ekelgefühle, 00:04:46.000 --> 00:04:48.000 so wie sie der fürchterliche Geruch von verdorbenem Fleisch auslöst, 00:04:48.000 --> 00:04:51.000 oder Ängste, so wie die Angst vor Schlangen, 00:04:51.000 --> 00:04:54.000 oder davor, nahe am Rand einer Klippe zu stehen. 00:04:54.000 --> 00:04:57.000 Die natürliche Auslese erklärt ebenso Vergnügen -- 00:04:57.000 --> 00:04:59.000 sexuelle Gefühle, 00:04:59.000 --> 00:05:02.000 unsere Neigung zu Süßem, Fett und Proteinen, 00:05:02.000 --> 00:05:05.000 was wiederum eine Menge beliebter Speisen erklärt, 00:05:05.000 --> 00:05:08.000 von reifen Früchten über Schokoladenbonbons 00:05:08.000 --> 00:05:11.000 bis hin zu gegrillten Rippchen. NOTE Paragraph 00:05:11.000 --> 00:05:13.000 Das andere große Prinzip der Evolution 00:05:13.000 --> 00:05:15.000 ist die sexuelle Auslese 00:05:15.000 --> 00:05:17.000 und diese funktioniert ganz anders. 00:05:17.000 --> 00:05:20.000 Das prunkvolle Pfauenrad 00:05:20.000 --> 00:05:23.000 ist das bekannteste Beispiel dafür. 00:05:23.000 --> 00:05:26.000 Es hat sich nicht entwickelt, weil es überlebensnotwendig ist. 00:05:26.000 --> 00:05:29.000 Tatsächlich widerspricht es sogar dem Überlebensprinzip. 00:05:29.000 --> 00:05:31.000 Nein, das Pfauenrad 00:05:31.000 --> 00:05:33.000 resultiert aus den Paarungsvorlieben 00:05:33.000 --> 00:05:35.000 der Pfauenhennen. 00:05:35.000 --> 00:05:37.000 Diese Geschichte kommt uns ziemlich bekannt vor. 00:05:37.000 --> 00:05:40.000 Es sind die Frauen, die tatsächlich die Geschichte vorantreiben. 00:05:41.000 --> 00:05:43.000 Übrigens hatte Darin selbst 00:05:43.000 --> 00:05:45.000 keinen Zweifel daran, dass das Pfauenrad 00:05:45.000 --> 00:05:47.000 für die Pfauenhennen schön ist. 00:05:47.000 --> 00:05:50.000 Er hat tatsächlich dieses Wort verwendet. 00:05:50.000 --> 00:05:53.000 Nun, mit diesen Ideen im Kopf 00:05:53.000 --> 00:05:56.000 können wir sagen, dass das Erfahren von Schönheit 00:05:56.000 --> 00:05:59.000 eine der Möglichkeiten der Evolution ist, 00:05:59.000 --> 00:06:01.000 zur Erregung und Aufrechterhaltung 00:06:01.000 --> 00:06:03.000 von Interesse oder Faszination, 00:06:03.000 --> 00:06:05.000 sogar Obsession, 00:06:05.000 --> 00:06:07.000 um uns zu ermutigen, 00:06:07.000 --> 00:06:10.000 um die verwendbarsten Entscheidungen zu treffen 00:06:10.000 --> 00:06:13.000 für das Überleben und die Vermehrung. 00:06:14.000 --> 00:06:16.000 Schönheit ist die Art der Natur, 00:06:16.000 --> 00:06:19.000 um auf Entfernung zu wirken, 00:06:19.000 --> 00:06:21.000 sozusagen. 00:06:21.000 --> 00:06:23.000 Ich meine, Sie können nicht hergehen und 00:06:23.000 --> 00:06:25.000 eine Nutzen bringende Landschaft essen. 00:06:25.000 --> 00:06:27.000 Das würde Ihrem Baby auch nicht gut tun 00:06:27.000 --> 00:06:29.000 oder Ihrem Partner. 00:06:29.000 --> 00:06:31.000 Der Trick der Evolution 00:06:31.000 --> 00:06:33.000 ist also, sie schön zu machen, 00:06:33.000 --> 00:06:36.000 so dass sie eine Art von Anziehungskraft ausstrahlen, 00:06:36.000 --> 00:06:39.000 damit es Ihnen Freude bereitet, sie einfach nur anzusehen. NOTE Paragraph 00:06:40.000 --> 00:06:43.000 Betrachten Sie kurz eine wichtige Quelle ästhetischen Vergnügens, 00:06:43.000 --> 00:06:45.000 die magnetische Anziehungskraft 00:06:45.000 --> 00:06:47.000 von wunderschönen Landschaften. 00:06:47.000 --> 00:06:49.000 Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen 00:06:49.000 --> 00:06:51.000 auf der ganzen Welt 00:06:51.000 --> 00:06:54.000 tendieren dazu, eine bestimmte Art von Landschaft zu mögen, 00:06:54.000 --> 00:06:57.000 eine Landschaft, die wie durch Zufall jeder ähnelt, 00:06:57.000 --> 00:07:00.000 der Savanne im Pleistozän, wo wir uns entwickelt haben. 00:07:00.000 --> 00:07:02.000 Diese Landschaft findet sich heute wieder 00:07:02.000 --> 00:07:05.000 in Kalendern, auf Postkarten, 00:07:05.000 --> 00:07:08.000 in der Architektur von Golfanlagen und öffentlichen Parks 00:07:08.000 --> 00:07:10.000 und in Gemälden mit Goldrahmen, 00:07:10.000 --> 00:07:12.000 die in Wohnzimmern hängen 00:07:12.000 --> 00:07:15.000 von New York bis Neuseeland. 00:07:15.000 --> 00:07:18.000 Es ist so eine Art Hudson River School-Landschaft 00:07:18.000 --> 00:07:20.000 mit Grünflächen 00:07:20.000 --> 00:07:22.000 und kurzen Gräsern, 00:07:22.000 --> 00:07:25.000 durchsetzt mit Hainen voller Bäume. 00:07:25.000 --> 00:07:27.000 Die Bäume sind übrigens häufiger dann beliebt, 00:07:27.000 --> 00:07:29.000 wenn sie sich in Bodennähe gabeln, 00:07:29.000 --> 00:07:32.000 wenn sie sozusagen Bäume sind, die man hochklettern könnte, 00:07:32.000 --> 00:07:35.000 wenn man in der Klemme steckt. 00:07:35.000 --> 00:07:37.000 Die Landschaft zeigt die Anwesenheit 00:07:37.000 --> 00:07:39.000 von Wasser ganz in der Nähe, 00:07:39.000 --> 00:07:42.000 oder die Andeutung von Wasser in einer bläulichen Entfernung, 00:07:43.000 --> 00:07:46.000 Anzeichen von Tieren oder Vögeln, 00:07:46.000 --> 00:07:48.000 sowie diverses Laub 00:07:48.000 --> 00:07:51.000 und letztendlich -- sehen Sie sich das an -- 00:07:51.000 --> 00:07:53.000 einen Pfad, 00:07:53.000 --> 00:07:55.000 oder eine Straße, 00:07:55.000 --> 00:07:58.000 vielleicht ein Flussufer oder eine Küstenlinie, 00:07:58.000 --> 00:08:01.000 die in die Ferne läuft, 00:08:01.000 --> 00:08:04.000 fast wie eine Einladung, ihr zu folgen. 00:08:05.000 --> 00:08:08.000 Diese Art von Landschaft wird als schön angesehen, 00:08:08.000 --> 00:08:10.000 sogar von Menschen in Ländern, 00:08:10.000 --> 00:08:12.000 in denen so eine nicht existiert. 00:08:12.000 --> 00:08:14.000 Die ideale Landschaft der Savanne 00:08:14.000 --> 00:08:16.000 ist eines der deutlichsten Beispiele dafür, 00:08:16.000 --> 00:08:18.000 dass Menschen überall 00:08:18.000 --> 00:08:20.000 Schönheit finden 00:08:20.000 --> 00:08:22.000 in einer ähnlichen visuellen Erfahrung. NOTE Paragraph 00:08:22.000 --> 00:08:24.000 Aber, könnte jemand argumentieren, 00:08:24.000 --> 00:08:26.000 das ist natürliche Schönheit. 00:08:26.000 --> 00:08:29.000 Was ist mit künstlicher Schönheit? 00:08:29.000 --> 00:08:32.000 Ist das nicht weitestgehend kulturell? 00:08:32.000 --> 00:08:34.000 Nein, das denke ich nicht. 00:08:34.000 --> 00:08:37.000 Und noch einmal möchte ich Sie bitten, in die Urgeschichte zurückzublicken, 00:08:37.000 --> 00:08:39.000 um darüber etwas zu sagen. 00:08:39.000 --> 00:08:41.000 Es wird im Allgemeinen angenommen, 00:08:41.000 --> 00:08:43.000 dass die frühesten menschlichen Kunstwerke 00:08:43.000 --> 00:08:46.000 die erstaunlich fachkundig ausgeführten Höhlenmalereien sind, 00:08:46.000 --> 00:08:48.000 die wir alle aus Lascaux kennen 00:08:48.000 --> 00:08:50.000 und Chauvet. 00:08:51.000 --> 00:08:53.000 Die Höhlen von Chauvet 00:08:53.000 --> 00:08:55.000 sind etwa 32.000 Jahre alt, 00:08:55.000 --> 00:08:58.000 ebenso wie ein paar kleine, realistische Skulpturen 00:08:58.000 --> 00:09:01.000 von Frauen und Tieren aus der selben Periode. 00:09:05.000 --> 00:09:07.000 Aber künstlerische und dekorative Fähigkeiten 00:09:07.000 --> 00:09:10.000 sind tatsächlich noch viel älter. 00:09:11.000 --> 00:09:13.000 Wunderschöne Muschelhalsketten, 00:09:13.000 --> 00:09:16.000 die wie etwas aussehen, was Sie auf einer Ausstellung des Kunsthandwerks finden würden, 00:09:16.000 --> 00:09:18.000 ebenso ockergelbe Körperfarbe 00:09:18.000 --> 00:09:20.000 sind gefunden worden, 00:09:20.000 --> 00:09:22.000 die ungefähr 100.000 Jahre alt sind. NOTE Paragraph 00:09:22.000 --> 00:09:25.000 Aber die verblüffendsten prähistorischen Artefakte 00:09:25.000 --> 00:09:27.000 sind sogar noch älter als das. 00:09:27.000 --> 00:09:29.000 Im Kopf habe ich da 00:09:29.000 --> 00:09:32.000 die so genannten Handäxte aus dem Acheuléen. 00:09:33.000 --> 00:09:36.000 Die ältesten Steinwerkzeuge sind Hackmesser 00:09:36.000 --> 00:09:38.000 aus der Olduvai-Schlucht in Ostafrika. 00:09:38.000 --> 00:09:41.000 Sie datieren zurück auf ungefähr zweieinhalb Millionen Jahre. 00:09:41.000 --> 00:09:43.000 Diese kruden Werkzeuge 00:09:43.000 --> 00:09:46.000 waren Tausende von Jahren in Gebrauch, 00:09:46.000 --> 00:09:49.000 bis ungefähr vor 1,4 Millionen Jahren, 00:09:49.000 --> 00:09:51.000 als Homo Erectus 00:09:51.000 --> 00:09:53.000 damit begann, 00:09:53.000 --> 00:09:55.000 einzelne, dünne Steinklingen zu bearbeiten, 00:09:55.000 --> 00:09:58.000 manchmal abgerundete Ovale, 00:09:58.000 --> 00:10:00.000 aber oft in einer Form, die für unsere Augen 00:10:00.000 --> 00:10:03.000 wie ein atemberaubend symmetrisches, spitz zulaufendes Blatt aussieht, 00:10:03.000 --> 00:10:05.000 oder wie eine Träne geformt ist. 00:10:05.000 --> 00:10:07.000 Diese Handäxte aus dem Acheuléen -- 00:10:07.000 --> 00:10:09.000 sie wurden nach St. Acheul in Frankreich benannt, 00:10:09.000 --> 00:10:12.000 wo sie im 19. Jahrhundert gefunden wurden -- 00:10:12.000 --> 00:10:15.000 sind zu Tausenden zutage gefördert worden, 00:10:15.000 --> 00:10:18.000 überall verteilt in Asien, Europa und Afrika, 00:10:18.000 --> 00:10:21.000 fast überall, wo Homo Erectus 00:10:21.000 --> 00:10:24.000 und Homo Ergaster sich aufgehalten haben. 00:10:24.000 --> 00:10:27.000 Nun, die schiere Anzahl dieser Handäxte 00:10:27.000 --> 00:10:29.000 zeigt, dass sie nicht dafür geschaffen worden sein können, 00:10:29.000 --> 00:10:31.000 um Tiere zu schlachten. 00:10:31.000 --> 00:10:34.000 Und die Handlung verdichtet sich wirklich, wenn man realisiert, 00:10:34.000 --> 00:10:37.000 dass, im Gegensatz zu anderen Werkzeugen aus dem Pleistozän, 00:10:37.000 --> 00:10:39.000 diese Handäxte oftmals 00:10:39.000 --> 00:10:41.000 keine Spur von Gebrauch aufzeigen 00:10:41.000 --> 00:10:43.000 an ihrer feinen Schneide. 00:10:43.000 --> 00:10:45.000 Und einige sind in jedem Fall zu groß, 00:10:45.000 --> 00:10:47.000 um sie für das Schlachten zu verwenden. 00:10:48.000 --> 00:10:50.000 Ihre Symmetrie, das ansprechende Material 00:10:50.000 --> 00:10:52.000 und vor allem 00:10:52.000 --> 00:10:54.000 die sorgfältige Ausführung der Arbeit 00:10:54.000 --> 00:10:57.000 sind einfach ziemlich schön 00:10:57.000 --> 00:11:00.000 in unseren Augen, sogar heute noch. NOTE Paragraph 00:11:00.000 --> 00:11:03.000 Wofür also waren diese altertümlichen -- 00:11:04.000 --> 00:11:06.000 ich meine, sie sind altertümlich, sie sind fremdartig, 00:11:06.000 --> 00:11:08.000 aber sie sind gleichzeitig 00:11:08.000 --> 00:11:10.000 irgendwie vertraut. 00:11:10.000 --> 00:11:13.000 Wozu wurden diese Artefakte gebraucht? 00:11:13.000 --> 00:11:15.000 Die beste verfügbare Antwort 00:11:15.000 --> 00:11:17.000 ist, dass sie buchstäblich 00:11:17.000 --> 00:11:19.000 die frühesten bekannten Kunstwerke waren, 00:11:19.000 --> 00:11:21.000 praktische Geräte, umgewandelt 00:11:21.000 --> 00:11:24.000 zu fesselnden ästhetischen Objekten, 00:11:24.000 --> 00:11:26.000 bewundert sowohl für ihre elegante Form 00:11:26.000 --> 00:11:29.000 als auch für die kunstfertige Machart. 00:11:30.000 --> 00:11:32.000 Handäxte stellen 00:11:32.000 --> 00:11:34.000 einen evolutionären Fortschritt in der Geschichte der Menschheit dar -- 00:11:34.000 --> 00:11:36.000 Geräte, die dienen sollten 00:11:36.000 --> 00:11:39.000 als etwas, das Darwinisten ein Zeichen von Stärke nennen -- 00:11:39.000 --> 00:11:41.000 die sozusagen zeigen, 00:11:41.000 --> 00:11:43.000 dass es Eigenschaften gibt, 00:11:43.000 --> 00:11:45.000 wie das Pfauenrad, 00:11:45.000 --> 00:11:48.000 bloß dass, im Gegensatz zu Haaren und Federn, 00:11:48.000 --> 00:11:50.000 die Handäxte bewusst 00:11:50.000 --> 00:11:52.000 und mit Verstand angefertigt wurden. 00:11:52.000 --> 00:11:54.000 Sachkundig angefertigste Handäxte 00:11:54.000 --> 00:11:57.000 standen für begehrenswerte persönliche Qualitäten -- 00:11:58.000 --> 00:12:01.000 Intelligenz, Feinmotorik, 00:12:01.000 --> 00:12:03.000 Planungsfähigkeit, 00:12:03.000 --> 00:12:05.000 Pflichtbewusstsein 00:12:05.000 --> 00:12:08.000 und manchmal Zugriff auf seltene Rohstoffe. 00:12:08.000 --> 00:12:11.000 Über Tausende von Generationen hinweg 00:12:11.000 --> 00:12:13.000 haben solche Fähigkeiten den Status verbessert 00:12:13.000 --> 00:12:15.000 von jenen, die sie vorgeführt haben 00:12:15.000 --> 00:12:17.000 und die so einen Vorteil hinsichtlich der Vermehrung 00:12:17.000 --> 00:12:19.000 über die weniger Fähigen gewannen. 00:12:19.000 --> 00:12:21.000 Wissen Sie, das ist ein ziemlich alter Spruch, 00:12:21.000 --> 00:12:23.000 aber er hat offensichtlich funktioniert -- 00:12:23.000 --> 00:12:26.000 "Warum kommst du nicht mit in meine Höhle, dann zeige ich dir meine Handäxte." NOTE Paragraph 00:12:26.000 --> 00:12:28.000 (Gelächter) NOTE Paragraph 00:12:28.000 --> 00:12:31.000 Außer dass natürlich das, was daran interessant ist, 00:12:31.000 --> 00:12:34.000 ist, dass wir nicht sicher sein können, wie dieser Vorschlag ausgedrückt wurde, 00:12:34.000 --> 00:12:36.000 weil der Homo erectus, 00:12:36.000 --> 00:12:39.000 der diese Objekte angefertigt hat, 00:12:39.000 --> 00:12:41.000 keine Sprache besaß. 00:12:41.000 --> 00:12:43.000 Es ist schwer zu begreifen, 00:12:43.000 --> 00:12:46.000 aber es ist eine schier unglaubliche Tatsache. 00:12:46.000 --> 00:12:48.000 Dieses Objekt wurde angefertigt 00:12:48.000 --> 00:12:51.000 von einem menschlichen Vorfahr -- 00:12:51.000 --> 00:12:54.000 Homo Erectus oder Homo Ergaster -- 00:12:55.000 --> 00:12:58.000 zwischen 50 und 100.000 Jahre 00:12:58.000 --> 00:13:00.000 bevor es eine Sprache gab. 00:13:01.000 --> 00:13:03.000 Mit einer Fortdauer von über einer Million Jahre 00:13:03.000 --> 00:13:05.000 ist die Handaxt-Tradition 00:13:05.000 --> 00:13:08.000 die älteste künstlerische Tradition 00:13:08.000 --> 00:13:11.000 in menschlicher und die Menschheit begründender Geschichte. 00:13:11.000 --> 00:13:14.000 Am Ende dieser Handaxt-Legende, fanden die Homo Sapiens -- 00:13:14.000 --> 00:13:16.000 wie sie dann letztendlich genannt wurden -- 00:13:16.000 --> 00:13:18.000 ohne Zweifel neue Wege, 00:13:18.000 --> 00:13:21.000 um einander zu amüsieren und zu verblüffen, 00:13:21.000 --> 00:13:23.000 wer weiß, indem sie einander Witze erzählen, 00:13:23.000 --> 00:13:26.000 Geschichten erfanden, tanzten oder mit ihrer Frisur. 00:13:26.000 --> 00:13:29.000 Ja, Frisur -- darauf bestehe ich. NOTE Paragraph 00:13:29.000 --> 00:13:31.000 Für uns moderne Menschen, 00:13:31.000 --> 00:13:33.000 wird diese meisterhafte Technik 00:13:33.000 --> 00:13:35.000 dazu verwendet, um imaginäre Welten zu erschaffen 00:13:35.000 --> 00:13:37.000 in Fiktion und Fim, 00:13:37.000 --> 00:13:39.000 um intensive Gefühle auszudrücken 00:13:39.000 --> 00:13:42.000 mit Musik, Malerei und Tanz. 00:13:42.000 --> 00:13:44.000 Aber trotzdem, 00:13:44.000 --> 00:13:46.000 eine fundamentale Eigenschaft 00:13:46.000 --> 00:13:48.000 der Persönlichkeit unserer Ahnen bleibt bestehen 00:13:48.000 --> 00:13:51.000 in unserem Streben nach Ästhetik: 00:13:51.000 --> 00:13:53.000 Die Schönheit, die wir sehen 00:13:53.000 --> 00:13:55.000 in sachkundiger Ausführung. 00:13:55.000 --> 00:13:57.000 Von Laxcaus bis zum Louvre 00:13:57.000 --> 00:13:59.000 bis hin zu Carnegie Hall, 00:13:59.000 --> 00:14:01.000 haben Menschen 00:14:01.000 --> 00:14:03.000 einen bestehenden angeborenen Geschmack 00:14:03.000 --> 00:14:06.000 für meisterhafte Werke in den Künsten. 00:14:07.000 --> 00:14:09.000 Wir sehen Schönheit 00:14:09.000 --> 00:14:11.000 in etwas, das gut ausgeführt wurde. NOTE Paragraph 00:14:13.000 --> 00:14:15.000 Wenn Sie also das nächste Mal am Fenster eines Juweliergeschäfts vorbeigehen, 00:14:15.000 --> 00:14:17.000 in dem ein wunderschön geschliffener 00:14:17.000 --> 00:14:19.000 Stein in Tränenform ausgestellt wird, 00:14:19.000 --> 00:14:21.000 dann seien Sie sich nicht so sicher, 00:14:21.000 --> 00:14:23.000 dass es nur Ihre Kultur ist, die Ihnen sagt, 00:14:23.000 --> 00:14:25.000 dass dieses funkelnde Juwel schön ist. 00:14:25.000 --> 00:14:28.000 Ihre entfernten Vorfahren haben diese Form geliebt 00:14:28.000 --> 00:14:31.000 und Schönheit in der Fähigkeit gesehen, die es braucht, um sie anzufertigen, 00:14:31.000 --> 00:14:33.000 sogar noch bevor 00:14:33.000 --> 00:14:35.000 sie ihre Gefühle in Worte fassen konnten. 00:14:35.000 --> 00:14:38.000 Liegt Schönheit im Auge des Betrachters? 00:14:38.000 --> 00:14:41.000 Nein, sie ist tief in unserem Geist verwurzelt. 00:14:41.000 --> 00:14:44.000 Sie ist ein Geschenk, das sich aus den vernunftbasierten Fähigkeiten 00:14:44.000 --> 00:14:46.000 und dem vielfältig emotionalen Leben 00:14:46.000 --> 00:14:49.000 unserer ältesten Vorfahren entwickelt hat. 00:14:49.000 --> 00:14:51.000 Unsere starke Reaktion auf Bilder, 00:14:51.000 --> 00:14:54.000 zum Ausdruck von Gefühlen in der Kunst, 00:14:54.000 --> 00:14:57.000 zur Schönheit von Musik vor dem Nachthimmel 00:14:57.000 --> 00:15:00.000 wird bei uns und unseren Nachkommen sein, 00:15:00.000 --> 00:15:03.000 solange die menschliche Rasse existiert. NOTE Paragraph 00:15:03.000 --> 00:15:05.000 Vielen Dank. NOTE Paragraph 00:15:05.000 --> 00:15:12.000 (Applaus)