Neue Spezies erforschen und alte Probleme lösen
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0:01 - 0:02In den letzten Jahren
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0:02 - 0:06habe ich die Sommer im Meeresbiologielabor
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0:06 - 0:09in Woods Hole, Massachusetts verbracht.
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0:09 - 0:13Im Grunde habe ich dort ein Boot gemietet.
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0:13 - 0:16Ich möchte Sie darum bitten,
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0:16 - 0:19heute eine Spriztour mit mir zu machen.
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0:20 - 0:25Wir fahren von Eel Pond
nach Vineyard Sound, -
0:25 - 0:27vor der Küste von Martha's Vineyard,
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0:27 - 0:31mit dabei eine Drohne,
um geeignete Orte zu finden, -
0:31 - 0:33von denen aus wir den Atlantik
betrachten können. -
0:33 - 0:36Früher hätte ich gesagt
"die Tiefen des Atlantiks", -
0:36 - 0:40aber so tief müssen wir gar nicht gehen,
um Unbekanntes zu entdecken. -
0:40 - 0:42Hier, knappe drei Kilometer
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0:42 - 0:47vom unbestritten größten
Meeresbiologielabor der Welt entfernt, -
0:47 - 0:51senken wir ein Planktonnetz ins Wasser
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0:51 - 0:53und holen Dinge an die Oberfläche,
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0:53 - 0:56denen wir kaum Beachtung schenken,
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0:56 - 0:59und die wir oft noch nie zuvor
gesehen haben. -
0:59 - 1:02Hier ist einer der Organismen,
die uns ins Netz gegangen sind. -
1:02 - 1:04Das ist eine Qualle.
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1:04 - 1:05Doch näher betrachtet
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1:05 - 1:08erkennt man in diesem Tier
einen weiteren Organismus, -
1:08 - 1:11der der Wissenschaft bisher
wahrscheinlich unbekannt war. -
1:11 - 1:13Eine ganz neue Spezies.
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1:13 - 1:16Oder diese andere durchsichtige Schönheit
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1:16 - 1:17mit einem schlagenden Herz,
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1:17 - 1:21die auf ihrem Kopf asexuell
Nachwuchs produziert, -
1:21 - 1:24der sich später sexuell fortpflanzen wird.
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1:24 - 1:26Ich möchte es noch einmal sagen:
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1:26 - 1:30Das Tier produziert asexuell
auf seinem Kopf Nachwuchs, -
1:30 - 1:35der sich in der nächsten Generation
sexuell fortpflanzt. -
1:35 - 1:37Eine komische Qualle?
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1:37 - 1:38Nicht ganz.
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1:38 - 1:40Es ist eine Tangbeere.
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1:40 - 1:41Das ist eine Gruppe Tiere,
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1:41 - 1:45die uns in ihrer genetischen Abstammung
erwiesenermaßen sehr ähnlich sind, -
1:45 - 1:50und die wohl unsere engsten
wirbellosen Verwandten sind. -
1:50 - 1:52Hier ist Ihr Cousin,
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1:52 - 1:54Thalia Democratica.
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1:54 - 1:55(Lachen)
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1:55 - 1:58Auf Ihrer letzten Familienfeier
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1:58 - 2:01hatte Talia sicher keinen Platz,
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2:01 - 2:02aber ich sage Ihnen,
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2:02 - 2:06diese Tiere sind eng mit uns verwandt,
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2:06 - 2:09und wir verstehen langsam erst, wie eng.
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2:10 - 2:14Wenn also das nächste Mal jemand
in abfälligem Ton zu Ihnen sagt, -
2:14 - 2:18diese Art von Forschung sei bloß
ein Ausflug zum Fischen, -
2:18 - 2:22erinnern Sie sich hoffentlich
an unsere Spriztour von eben. -
2:22 - 2:26Heute sehen viele Disziplinen
der Biologie nur Wert darin, -
2:26 - 2:28bereits Bekanntes weiter zu erforschen --
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2:28 - 2:31indem bereits bekannte Kontinente
kartografiert werden. -
2:31 - 2:35Aber manche unter uns interessieren sich
viel mehr für das Unbekannte. -
2:35 - 2:39Wir wollen neue Kontinente entdecken
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2:39 - 2:43und beeindruckende Panoramen
des Unwissens bewundern. -
2:43 - 2:45Wir sehnen uns danach,
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2:45 - 2:49von etwas völlig Unbekanntem
ganz verblüfft zu werden. -
2:49 - 2:50Und ja, ich stimme zu,
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2:50 - 2:54dass es dem Ego gut tut, sagen zu können:
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2:54 - 2:57"Hey, ich habe das als erster entdeckt".
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2:57 - 3:00Doch dieses Unterfangen dient nicht
der Selbstbeweihräucherung, -
3:00 - 3:03denn bei dieser Art Entdeckungsforschung
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3:03 - 3:06muss man sich ständig dumm vorkommen,
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3:06 - 3:09sonst forscht man nicht eifrig genug.
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3:09 - 3:11(Lachen)
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3:12 - 3:18Jeden Sommer bringe ich immer mehr Dinge
auf das Deck unseres kleinen Bootes, -
3:18 - 3:21über die wir nur sehr wenig wissen.
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3:23 - 3:26Heute möchte ich Ihnen eine Geschichte
über das Leben erzählen, -
3:26 - 3:31die in einem Umfeld wie diesem
nur selten Gehör findet. -
3:31 - 3:36Aus der Sicht unserer heutigen Biolabore
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3:36 - 3:41haben wir bereits begonnen,
viele Rätsel des Lebens zu entschlüsseln. -
3:41 - 3:43Wir ahnen, dass wir nach Jahrhunderten
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3:43 - 3:47wissenschaftlicher Forschung
langsam anfangen, -
3:47 - 3:51einige der grundlegendsten Prinzipien
des Lebens zu ergründen. -
3:51 - 3:56Unser kollektiver Optimismus spiegelt sich
im Wachstum der Biotechnologie -
3:56 - 3:58auf der ganzen Welt wieder,
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3:58 - 4:03die mit wissenschaftlichen Erkenntnissen
menschliche Krankheiten heilen will. -
4:04 - 4:09Beispielsweise Krebs, Alterung
und degenerative Krankheiten; -
4:09 - 4:13um nur einige Beispiele zu nennen.
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4:14 - 4:15Oft frage ich mich:
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4:15 - 4:18Warum ist es so schwer für uns,
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4:18 - 4:21das Krebsproblem zu lösen?
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4:21 - 4:24Liegt es daran, dass wir versuchen,
das Krebsproblem zu lösen, -
4:24 - 4:27anstatt das Leben zu verstehen?
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4:28 - 4:31Alles Leben auf diesem Planeten
hat einen gemeinsamen Ursprung. -
4:31 - 4:36Ich kann 3,5 Milliarden Jahre
der Geschichte allen Erdenlebens -
4:36 - 4:38auf nur einer Folie zusammenfassen.
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4:38 - 4:41Hier sehen Sie Vertreter aller
bekannten Spezies unseres Planeten. -
4:41 - 4:45In dieser Masse an Leben und Biodiversität
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4:45 - 4:48besetzen wir einen unspektakulären Platz.
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4:48 - 4:49(Lachen)
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4:49 - 4:50Homo Sapiens.
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4:50 - 4:51[Sie befinden sich hier.]
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4:51 - 4:53Die letzten unserer Art.
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4:54 - 4:57Obwohl ich all die Errungenschaften
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4:57 - 4:59unserer Spezies nicht herabsetzen will,
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4:59 - 5:04egal, wie oft wir es uns wünschen,
oder so tun, als sei es so, -
5:04 - 5:07sind wir doch nicht das Maß aller Dinge.
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5:07 - 5:11Aber wir sind die, die vieles messen.
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5:11 - 5:15Unablässig quantifizieren,
analysieren und vergleichen wir, -
5:15 - 5:19was manchmal unschätzbar wertvoll
und wirklich notwendig ist. -
5:20 - 5:26Aber der Zwang, dass biologische Forschung
sich heute spezialisieren -
5:26 - 5:29und praktische Ergebnisse liefern muss,
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5:29 - 5:32beschränkt in Wahrheit unsere Fähigkeit,
das Leben zu erforschen, -
5:32 - 5:37auf unerträglich enge Grenzen
und seichte Oberflächlichkeiten. -
5:37 - 5:42Wir messen einen überraschend
kleinen Ausschnitt des Lebens -
5:42 - 5:46und hoffen, dass diese Zahlen
all unsere Leben retten werden. -
5:46 - 5:48Wie klein, fragen Sie?
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5:48 - 5:49Ich werde Ihnen eine Zahl nennen.
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5:49 - 5:54Laut einer aktuellen Schätzung der
Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde -
5:54 - 5:58sind noch etwa 95 %
unserer Ozeane unerforscht. -
5:59 - 6:01Lassen Sie das mal sacken.
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6:01 - 6:0595 % unserer Ozeane sind noch unerforscht.
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6:06 - 6:08Ich denke, man kann durchaus sagen,
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6:08 - 6:13dass wir nicht einmal wissen, wie viel
wir nicht über das Leben wissen. -
6:14 - 6:17Dann überrascht es auch nicht,
dass in meinem Forschungsgebiet -
6:17 - 6:20wöchtenlich immer mehr neue Spezies
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6:20 - 6:22zum riesigen Lebensbaum dazukommen.
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6:22 - 6:24Diese hier zum Beispiel --
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6:24 - 6:26Anfang dieses Sommers entdeckt,
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6:26 - 6:27war vorher unbekannt
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6:27 - 6:31und besetzt nun einen einsamen Ast
unseres Stammbaums. -
6:31 - 6:32Noch tragischer ist,
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6:32 - 6:36dass wir von einer Reihe
weiterer Tierspezies wissen, -
6:36 - 6:39deren Biologie leider kaum erforscht ist.
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6:39 - 6:42Sicher haben einige von Ihnen gehört,
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6:42 - 6:46dass ein Seestern seine Arme
erneuern kann, wenn er sie verliert. -
6:46 - 6:48Unbekannt ist Ihnen vielleicht,
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6:48 - 6:52dass aus dem Arm ein ganzer Seestern
wieder entstehen kann. -
6:53 - 6:57Manche Tiere sind zu wirklich
erstaunlichen Dingen fähig. -
6:57 - 6:59Ich möchte fast wetten,
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6:59 - 7:04dass viele von Ihnen nie vom Plattwurm
Schmidtea mediterranea gehört haben. -
7:04 - 7:07Dieses Kerlchen hier
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7:07 - 7:10hat Fähigkeiten, die mich einfach umhauen.
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7:10 - 7:14Man kann es in 18 Einzelteile schneiden,
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7:14 - 7:18und aus jedem einzelnen dieser Fragmente
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7:18 - 7:19wird sich binnen 2 Wochen
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7:19 - 7:21ein komplettes Tier regenerieren.
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7:22 - 7:2618 Köpfe, 18 Körper, 18 Rätsel.
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7:26 - 7:29In den letzten 15 Jahren etwa
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7:29 - 7:33habe ich versucht zu ergründen,
wie diese Winzlinge das schaffen, -
7:33 - 7:35wie sie diesen Zaubertrick abziehen.
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7:35 - 7:36Aber wie alle großen Magier
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7:36 - 7:40servieren sie mir ihr Geheimnis
nicht gerade auf dem Silbertablett. -
7:40 - 7:41(Lachen)
-
7:41 - 7:46Und so, selbst nach 20 Jahren
Erforschung dieser Tiere, -
7:46 - 7:49Kartierungen der Genome, Kopfkratzen
-
7:49 - 7:52und tausenden Amputationen
und tausenden Regenerationen -
7:52 - 7:56verstehen wir immer noch nicht ganz,
wie diese Tiere tun, was sie tun. -
7:56 - 8:00Jeder Plattwurm ist ein Ozean für sich,
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8:00 - 8:02voll von Unbekanntem.
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8:02 - 8:07All die vorhin erwähnten Tiere
haben eines gemeinsam: -
8:07 - 8:10Anscheinend hat ihnen noch niemand gesagt,
-
8:10 - 8:12dass sie sich entsprechend
den Regeln verhalten müssen, -
8:12 - 8:16die wir von einer Handvoll
zufällig ausgewählter Tiere ableiten, -
8:16 - 8:19die weltweit derzeit den Großteil
-
8:19 - 8:22der biologischen Labore bevölkern.
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8:22 - 8:24Hier sind unsere Nobelpreisträger.
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8:24 - 8:26Sieben Spezies,
-
8:26 - 8:30denen wir den Großteil unseres Wissens
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8:30 - 8:33über biologisches Verhalten verdanken.
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8:33 - 8:35Dieser Winzling hier --
-
8:35 - 8:37drei Nobelpreise in 12 Jahren.
-
8:38 - 8:41Und trotz all der Aufmerksamkeit,
die sie erlangt haben, -
8:41 - 8:43und des Wissens, dass wir ihnen verdanken,
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8:43 - 8:45und den Löwenanteil der Gelder,
-
8:45 - 8:49stehen wir hier vor der selben Litanei
unlösbarer Probleme -
8:49 - 8:51und neuer Herausforderungen.
-
8:51 - 8:53Das liegt daran,
-
8:53 - 8:56dass diese 7 Tiere praktisch bloß
-
8:56 - 9:020,0009 % aller existierenden Spezies
dieser Erde entsprechen. -
9:04 - 9:06Langsam vermute ich,
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9:06 - 9:11dass unsere Spezialisierung beginnt,
Fortschritt bestenfalls zu behindern, -
9:11 - 9:14und uns schlimmstenfalls
in die Irre führt. -
9:14 - 9:17Das liegt daran, dass das Leben auf
diesem Planeten und seine Geschichte -
9:17 - 9:19eine Geschichte von Regelbrechern ist.
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9:19 - 9:23Das Leben auf diesem Planeten
begann mit Einzellern, -
9:23 - 9:25die Millionen Jahre lang
im Ozean schwammen, -
9:25 - 9:27bis sich eines dieser Wesen dachte:
-
9:27 - 9:30"Heute mach ich mal was anderes;
-
9:30 - 9:33heute will ich Mehrzelligkeit erfinden,
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9:33 - 9:34und genau das mache ich".
-
9:34 - 9:37Diese Entscheidung war
damals bestimmt unbeliebt -- -
9:37 - 9:38(Lachen)
-
9:38 - 9:39aber irgendwie hat es geklappt.
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9:39 - 9:42Dann begannen vielzellige Organismen
-
9:42 - 9:43die alten Ozeane zu bevölkern,
-
9:43 - 9:45und es ging ihnen prächtig.
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9:45 - 9:47Heute gibt es sie immer noch.
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9:47 - 9:50Aus der Oberfläche der Ozeane
stemmten sich Landmassen hervor, -
9:50 - 9:51und ein anderes Wesen dachte:
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9:51 - 9:54"Hey, das sieht nach einem
netten Grundstück aus. -
9:54 - 9:55Da würde ich gerne wohnen."
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9:55 - 9:56"Spinnst du?
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9:56 - 9:59Dort trocknest du aus.
Nur im Wasser gibt es Leben." -
9:59 - 10:01Aber das Leben bahnte sich seinen Weg,
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10:01 - 10:04und jetzt gibt es Organismen,
die an Land leben. -
10:04 - 10:06Dort haben sie vielleicht
in den Himmel geblickt -
10:06 - 10:08und gesagt: "Wäre schön,
die Wolken zu erreichen, -
10:08 - 10:09ich werde fliegen."
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10:09 - 10:13"Du kommst gegen die Schwerkraft
nicht an, du kannst unmöglich fliegen." -
10:13 - 10:15Und doch hat die Natur --
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10:15 - 10:17mehrmals und voneinander unabhängig --
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10:17 - 10:18das Fliegen ermöglicht.
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10:18 - 10:21Ich studiere liebend gerne diese Rebellen,
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10:21 - 10:25weil sie beim Regelbruch
immer etwas Neues erfinden, -
10:25 - 10:28wodurch wir heute hier sein können.
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10:29 - 10:31Diesen Tieren hat niemand Bescheid gesagt.
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10:31 - 10:33Sie brechen die Regeln.
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10:33 - 10:35Wenn wir also Tiere studieren,
die Regeln brechen, -
10:35 - 10:40sollten wir, wenn wir sie studieren,
nicht auch Regeln brechen? -
10:40 - 10:43Ich denke, wir müssen unsere
Entdeckungslust neu entfachen. -
10:43 - 10:46Anstatt die Natur in Labore zu bringen
-
10:46 - 10:48und sie dort zu erforschen,
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10:48 - 10:49müssen wir unsere Wissenschaft
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10:49 - 10:52in das majestätische Labor
namens Natur bringen, -
10:52 - 10:56wo wir mit unseren modernen
technologischen Geräten -
10:56 - 10:59alle neuen Lebensformen und
biologischen Attribute -
10:59 - 11:02untersuchen müssen, die wir finden.
-
11:02 - 11:07Tatsächlich müssen wir all unser Wissen
-
11:07 - 11:09darauf verwenden, wieder
unwissend zu werden -- -
11:09 - 11:13ahnungslos angesichts
der Fülle des Unbekannten. -
11:13 - 11:14Denn in der Wissenschaft
-
11:15 - 11:17geht es eigentlich nicht um Wissen.
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11:17 - 11:19Es geht um Unwissen.
-
11:19 - 11:21So arbeiten wir.
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11:21 - 11:24Einst schrieb Antoine de Saint-Exupéry:
-
11:24 - 11:26"Wenn du ein Schiff bauen willst,
-
11:26 - 11:28trommle nicht Männer zusammen,
um Holz zu beschaffen, -
11:28 - 11:30Aufgaben zu vergeben
und Arbeit einzuteilen, -
11:30 - 11:35sondern lehre die Männer die Sehnsucht
nach dem weiten, endlosen Meer ..." -
11:35 - 11:36Als Wissenschaftler und Lehrer
-
11:36 - 11:38möchte ich das so interpretieren,
-
11:38 - 11:42dass wir Wisenschaftler
unseren Studenten beibringen müssen, -
11:42 - 11:44sich nach der endlosen Weite
des Meeres zu sehnen, -
11:44 - 11:46das für unser Unwissen steht.
-
11:47 - 11:51Wir Homo Sapiens sind die einzige
uns bekannte Spezies, -
11:51 - 11:54die wissenschaftliche Arbeit leistet.
-
11:54 - 11:56Wir, wie alle anderen Spezies
auf diesem Planeten, -
11:56 - 12:01sind untrennbar mit der Geschichte
allen Lebens darauf verwoben. -
12:01 - 12:04Ich denke, ich liege doch falsch,
wenn ich das Leben Rätsel nenne, -
12:04 - 12:07denn eigentlich halte ich es
für ein offenes Geheimnis, -
12:07 - 12:11das unsere Spezies seit
Jahrtausenden zur Erforschung lockt. -
12:11 - 12:13Deshalb frage ich Sie:
-
12:13 - 12:17Sind wir nicht die beste Chance dafür,
das Leben über sich selbst aufzuklären? -
12:17 - 12:18Und wenn das so ist,
-
12:18 - 12:20worauf warten wir dann noch?
-
12:20 - 12:21Danke.
-
12:21 - 12:25(Applaus)
- Title:
- Neue Spezies erforschen und alte Probleme lösen
- Speaker:
- Alejandro Sánchez Alvarado
- Description:
-
Die Natur ist wunderbar artenreich, vielfältig, und steckt voller Geheimnisse – doch die heutige biologische Forschung beschränkt sich meist auf nur sieben Spezies, darunter Ratten, Hühner, Fruchtfliegen und wir Menschen. Wir erforschen einen erstaunlich kleinen Teil des Lebens, sagt der Biologe Alejandro Sánchez Alvarado, und hoffen, dass dies ausreicht, um die ältesten, kniffligsten Probleme der Wissenschaft zu lösen, wie z. B. Krebs. Mit seinem visuell einnehmenden Talk ruft uns Alejandro Sánchez Alvarado dazu auf, das Unbekannte zu erforschen und zeigt uns die bemerkenswerten Entdeckungen, die wir so machen können.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 12:39
Nadine Hennig edited German subtitles for To solve old problems, study new species | ||
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Milena Koch edited German subtitles for To solve old problems, study new species |