Tyrone Hayes + Penelope Jagessar Chaffer: Das giftige Baby?
-
0:00 - 0:03Penelope J. Chaffer: Ich wollte nur fragen, ob ein Arzt hier ist.
-
0:03 - 0:05Nein, das war nur ein Scherz.
-
0:05 - 0:08Interessanterweise ist es sechs Jahre her,
-
0:08 - 0:10ich war gerade mit meinem ersten Kind schwanger,
-
0:10 - 0:12dass ich herausfand,
-
0:12 - 0:14dass das meist genutzte
-
0:14 - 0:16Konservierungsmittel in Babypflegeprodukten
-
0:16 - 0:18Östrogen nachahmt,
-
0:18 - 0:20wenn es in den menschlichen Körper gelangt.
-
0:20 - 0:22Nun, im Grunde ist es sehr einfach
-
0:22 - 0:24für eine chemische Verbindung in Produkten,
-
0:24 - 0:26durch die Haut in den menschlichen Körper zu gelangen.
-
0:26 - 0:28Und diese Konservierungsstoffe
-
0:28 - 0:30waren in Brustkrebstumoren gefunden worden.
-
0:30 - 0:32Das war der Beginn meiner Reise.
-
0:32 - 0:34Der Beginn von "Toxic Baby".
-
0:34 - 0:36Und man braucht nicht lange,
-
0:36 - 0:38um schockierende Statistiken
-
0:38 - 0:40bezüglich dieses Themas zu entdecken.
-
0:40 - 0:43So haben wir alle
-
0:43 - 0:45um die 30- bis 50.000 Chemikalien
-
0:45 - 0:47in unseren Körpern,
-
0:47 - 0:49die es bei unseren Großeltern noch nicht gab.
-
0:49 - 0:51Und viele dieser Chemikalien
-
0:51 - 0:54sind mit den in die Höhe schießenden Vorfällen
-
0:54 - 0:56von chronischen Kinderkrankheiten,
-
0:56 - 0:59die wir in den Industriestaaten beobachten können, verbunden.
-
0:59 - 1:01Ich zeige Ihnen nun einige Statistiken.
-
1:01 - 1:03In Großbritannien, zum Beispiel,
-
1:03 - 1:05ist das Auftreten von Kinderleukämie
-
1:05 - 1:08innerhalb gerade mal einer Generation um 20 % gestiegen.
-
1:08 - 1:11Ähnliche Statistiken für Krebs bei Kindern in den USA.
-
1:11 - 1:15In Kanada beobachtet man, dass 1 von 10 Kindern an Asthma erkrankt ist.
-
1:15 - 1:18Das ist ein vierfacher Anstieg.
-
1:18 - 1:20Auch hier ähnliche Verhältnisse auf der ganzen Welt.
-
1:20 - 1:22In den Vereinigten Staaten –
-
1:22 - 1:24wahrscheinlich die schockierendste Statistik –
-
1:24 - 1:26gibt es einen Anstieg von 600 %
-
1:26 - 1:29an Autismus und autistischen Störungen
-
1:29 - 1:31und anderen Lernbehinderungen.
-
1:31 - 1:33Immer wieder sehen wir diese Entwicklung –
-
1:33 - 1:35in Europa, in Nordamerika.
-
1:35 - 1:37Und in Europa
-
1:37 - 1:39gibt es einige Länder,
-
1:39 - 1:41in denen man einen vierfachen Anstieg
-
1:41 - 1:44von bestimmten Geburtsschäden an Geschlechtsteilen beobachtet hat.
-
1:44 - 1:46Interessanterweise ist einer dieser Geburtsschäden
-
1:46 - 1:49ebenfalls in den USA um 200 % angestiegen.
-
1:49 - 1:51Wir sprechen hier von einem richtigen Emporschnellen
-
1:51 - 1:53von chronischen Kinderkrankheiten,
-
1:53 - 1:55das auch andere Dinge wie
-
1:55 - 1:57Fettleibigkeit und Kinderdiabetes,
-
1:57 - 1:59oder verfrühte Pubertät miteinschließt.
-
1:59 - 2:01Es ist also sehr interessant für mich,
-
2:01 - 2:03dass ich auf der Suche nach jemandem, mit dem ich darüber sprechen kann,
-
2:03 - 2:06und mit dem ich mich an ein Publikum richten kann,
-
2:06 - 2:09dass eine der wahrscheinlich wichtigsten Personen der Welt,
-
2:09 - 2:12die über dieses Thema der Giftigkeit in Babies sprechen kann,
-
2:12 - 2:14ein Experte in Sachen Fröschen ist.
-
2:14 - 2:16(Lachen)
-
2:16 - 2:19Tyrone Hayes: Auch für mich war es eine Überraschung,
-
2:19 - 2:22dass ich über Pestizide
-
2:22 - 2:26und über das Gesundheitswesen reden würde,
-
2:26 - 2:29denn ich hätte nie gedacht, dass ich etwas Nützliches machen würde.
-
2:29 - 2:32(Lachen)
-
2:32 - 2:35Frösche.
-
2:35 - 2:38Eigentlich war meine Beteiligung am Thema der Pestizide
-
2:38 - 2:40ebenfalls eine Überraschung.
-
2:40 - 2:43Der größte Chemiekonzern der Welt kam auf mich zu und
-
2:43 - 2:45fragte mich, ob ich den Effekt von
-
2:45 - 2:48Atrazin auf Amphibien, auf meine Frösche, testen könne.
-
2:48 - 2:51Es stellt sich heraus, dass Atrazin das umsatzstärkste Produkt
-
2:51 - 2:53des größten Chemiekonzerns der Welt ist.
-
2:53 - 2:55Es ist der meistverbreitete Verunreiniger
-
2:55 - 2:58von Grundwasser, Trinkwasser und Regenwasser.
-
2:58 - 3:012003, nach meinen Studien, wurde es in der EU verboten,
-
3:01 - 3:03um im gleichen Jahr
-
3:03 - 3:05in den USA von der US-Umweltbehörde erneut registriert zu werden.
-
3:05 - 3:08Wir waren ein wenig überrascht, als wir herausfanden,
-
3:08 - 3:10dass die Frösche, die nur einer sehr
-
3:10 - 3:13geringen Menge von Atrazin ausgesetzt waren – 0,1 ppb –
-
3:13 - 3:16Tiere hervorbrachten, die so aussehen.
-
3:16 - 3:18Das sind die zerschnittenen Keimdrüsen eines Tieres,
-
3:18 - 3:20das zwei Hoden, zwei Eierstöcke,
-
3:20 - 3:22einen weiteren großen Hoden, noch mehr Eierstöcke aufweist,
-
3:22 - 3:24was nicht normal ist...
-
3:24 - 3:26(Lachen)
-
3:26 - 3:28selbst für Amphibien nicht.
-
3:28 - 3:31In anderen Fällen zeigte eine Spezies wie der Leopardfrosch,
-
3:31 - 3:34dass Männchen, die Atrazin ausgesetzt waren, Eier in den Hoden wuchsen.
-
3:34 - 3:36Und Sie sehen hier diese großen, dottrigen Eier
-
3:36 - 3:39durch die Oberfläche der männlichen Hoden brechen.
-
3:39 - 3:42Nun, meine Frau sagt mir, und ich bin sicher, Penelope stimmt ihr zu,
-
3:42 - 3:45dass es nicht Schmerzhafteres gibt als die Geburt eines Kindes –
-
3:45 - 3:48etwas, dass ich nie erfahren werde und daher nicht abstreiten kann –
-
3:48 - 3:50aber ich würde sagen, ein Dutzend Hühnereier in meinen Hoden
-
3:50 - 3:53könnte zu den fünf schmerzhaftesten Erlebnissen gehören.
-
3:53 - 3:55(Lachen)
-
3:55 - 3:57In aktuellen von uns veröffentlichten Studien
-
3:57 - 3:59beschreiben wir, dass bei einigen der Tiere, die Atrazin ausgesetzt werden,
-
3:59 - 4:01die Männchen heranwachsen
-
4:01 - 4:03und sich komplett in Weibchen verwandeln.
-
4:03 - 4:06Das hier sind eigentlich zwei Brüder, die ihre Beziehung ausleben.
-
4:06 - 4:09Nicht nur können die genetischen Männchen sich mit anderen Männchen paaren,
-
4:09 - 4:11sie besitzen auch die Eigenschaft Eier zu legen,
-
4:11 - 4:14auch wenn sie genetisch männlich sind.
-
4:14 - 4:16Wir stellten die These auf,
-
4:16 - 4:18und können die nun auch unterstützen,
-
4:18 - 4:20dass Atrazin ein enormes
-
4:20 - 4:22hormonelles Ungleichgewicht verursacht.
-
4:22 - 4:24Normalerweise produzieren die Hoden Testosteron,
-
4:24 - 4:26das männliche Hormon.
-
4:26 - 4:29Durch Atrazin wird ein Enzym aktiviert,
-
4:29 - 4:31eine Maschinerie, wenn Sie so möchten, namens Aromatase,
-
4:31 - 4:33das Testosteron in Östrogen umwandelt.
-
4:33 - 4:35Im Resultat verlieren die behandelten Männchen
-
4:35 - 4:38ihr Testosteron, man kann von einer "chemische Kastration" sprechen,
-
4:38 - 4:40in der sie anschließend verweiblicht werden,
-
4:40 - 4:42weil sie jetzt das weibliche Hormon produzieren.
-
4:42 - 4:45Das brachte mich zum Thema Mensch.
-
4:45 - 4:47Es stellt sich heraus,
-
4:47 - 4:50dass der gefährlichste Krebs für Frauen, Brustkrebs,
-
4:50 - 4:53durch Östrogen und das Enzym Aromatase reguliert wird.
-
4:53 - 4:55Wenn Sie also eine Krebszelle in Ihrer Brust entwickeln,
-
4:55 - 4:59wandelt das Enzym Aromatase Androgene in Östrogene um,
-
4:59 - 5:01wobei das Östrogen das
-
5:01 - 5:03Wachstum der Krebszellen fördert,
-
5:03 - 5:06so dass sie sich in einen Tumor verwandeln und dieser sich ausbreitet.
-
5:06 - 5:09Tatsächlich spielt die Aromatase beim Brustkrebs eine so zentrale Rolle,
-
5:09 - 5:12dass die neueste Behandlung für Brustkrebs
-
5:12 - 5:14eine Chemikalie namens Letrozol ist,
-
5:14 - 5:16die die Aromatase und somit auch das Östrogen blockiert,
-
5:16 - 5:19sodass sich eine mutierte Zelle nicht in einen Tumor entwickeln kann.
-
5:19 - 5:21Es ist allerdings interessant,
-
5:21 - 5:24dass wir immer noch 80 Millionen Pfund Atrazin verwenden,
-
5:24 - 5:27dem führenden Trinkwasserverunreiniger, das das Gegenteil bewirkt:
-
5:27 - 5:29es treibt die Aromatase an, das Östrogen steigt an
-
5:29 - 5:31und fördert Tumore in Ratten
-
5:31 - 5:35und wird mit Tumoren wie Brustkrebs im Menschen in Verbindung gebracht.
-
5:35 - 5:37Außerdem ist interessant, dass
-
5:37 - 5:39dasselbe Unternehmen, das uns die 80 Millionen Pfund Atrazin verkauft,
-
5:39 - 5:41den "Brustkrebs-Förderer",
-
5:41 - 5:44heutzutage auch das Gegenmittel verkauft – ein und dieselbe Firma.
-
5:44 - 5:46Des Weiteren finde ich es interessant, dass man
-
5:46 - 5:48anstelle einer Behandlung dieser Krankheit
-
5:48 - 5:51durch das Nichtnutzen dieser krebsförderlichen Chemikalie
-
5:51 - 5:53als einfache Lösung
-
5:53 - 5:56noch mehr Chemikalien in die Umwelt einführt.
-
5:56 - 5:58PJC: Apropos Östrogen,
-
5:58 - 6:01eine weitere Verbindung, über die Tyrone in dem Film spricht,
-
6:01 - 6:04nennt sich Bisphenol A, BPA,
-
6:04 - 6:07das erst kürzlich in den Nachrichten war.
-
6:07 - 6:09Es ist ein Weichmacher.
-
6:09 - 6:12Es ist eine Bindung, die in polycarbonathaltigem Plastik zu finden ist,
-
6:12 - 6:14aus dem Babyflaschen gemacht sind.
-
6:14 - 6:16Sehr wissenswert an BPA ist,
-
6:16 - 6:19dass es ein so potentes Östrogen ist,
-
6:19 - 6:21dass es eigentlich für den Einsatz
-
6:21 - 6:24als synthetisches Östrogen in Hormontherapien eingesetzt werden sollte.
-
6:24 - 6:27Und es gab viele, viele, viele Studien, die zeigen,
-
6:27 - 6:30dass BPA aus den Babyflaschen sickert
-
6:30 - 6:32und in die Säuglingsmilchnahrung eindringt
-
6:32 - 6:34und somit auch in die Babies.
-
6:34 - 6:36Also dosieren wir unsere Babies,
-
6:36 - 6:38unsere Neugeborene, unsere Säuglinge
-
6:38 - 6:40mit synthetischem Östrogen.
-
6:40 - 6:42Vor etwa zwei Wochen
-
6:42 - 6:44hat die Europäische Union ein Gesetz verabschiedet,
-
6:44 - 6:46das den Einsatz von BPA in
-
6:46 - 6:48Baby-Flaschen und Schnabeltassen verbietet.
-
6:48 - 6:50Für diejenigen, die keine Eltern sind,
-
6:50 - 6:52Schnabeltassen sind die kleinen Plastikdinger,
-
6:52 - 6:55aus denen Ihr Kind nach den Baby-Flaschen trinkt.
-
6:55 - 6:58Erst zwei Wochen zuvor
-
6:58 - 7:01hatte der amerikanische Senat selbst den Gedanken
-
7:01 - 7:03an ein Verbot von BPA
-
7:03 - 7:06in Baby-Flaschen und Schnabeltassen abgelehnt.
-
7:06 - 7:08Dadurch erkennt man erst
-
7:08 - 7:10die Pflicht der Eltern
-
7:10 - 7:12einen Blick auf all das zu werfen und es im eigenen Leben
-
7:12 - 7:14zu regulieren und kontrollieren
-
7:14 - 7:16und wie erstaunlichen das ist.
-
7:16 - 7:19(Video) PJC: Durch die vielen Plastikflaschen,
-
7:19 - 7:22die mittlerweile nachweislich Bisphenol A durchsickern lassen,
-
7:22 - 7:24wird sehr deutlich,
-
7:24 - 7:26dass es nur die Erkenntnis der Eltern ist,
-
7:26 - 7:30die zwischen den Chemikalien und ihren Kindern stehen.
-
7:30 - 7:32Das Babyflaschenszenario beweist,
-
7:32 - 7:35dass wir unnötiges Ausgesetztsein verhindern können.
-
7:35 - 7:37Falls wir als Eltern allerdings nachlässig sind,
-
7:37 - 7:39überlassen wir es unseren Kindern
-
7:39 - 7:42für sich selbst zu sorgen.
-
7:48 - 7:50TH: Und was Penelope hier sagt
-
7:50 - 7:52ist mehr als wahr.
-
7:52 - 7:55Für die, die es nicht wissen, wir sind mitten im sechsten Massensterben.
-
7:55 - 7:57Wissenschaftler sind sich nun einig.
-
7:57 - 7:59Wir verlieren die Arten auf der Erde
-
7:59 - 8:01schneller, als die Dinosaurier verschwanden,
-
8:01 - 8:03und am größten ist der Verlust an Amphibien.
-
8:03 - 8:0580 Prozent aller Amphibien
-
8:05 - 8:07sind bedroht und der Nachwuchs geht zurück.
-
8:07 - 8:09Und ich glaube, viele Wissenschaftler glauben,
-
8:09 - 8:12dass Pestizide eine wichtige Rolle in diesen Rückgängen spielen.
-
8:12 - 8:15Im Grunde sind Amphibien gute Indikatoren, sie sind sehr sensibel,
-
8:15 - 8:17da sie keinen Schutz vor Schadstoffen im Wasser besitzen –
-
8:17 - 8:19keine Eierschalen, keine Membran
-
8:19 - 8:21und keine Plazenta.
-
8:21 - 8:24In der Tat war unsere Erfindung – mit "unsere" meine ich uns Säugetiere –
-
8:24 - 8:27war einer unserer größten Erfindungen die Plazenta.
-
8:27 - 8:29Wir starteten auch als Wasserorganismen.
-
8:29 - 8:31Es stellt sich allerdings heraus, dass diese uralte Struktur,
-
8:31 - 8:34die uns von anderen Tieren unterscheidet, die Plazenta,
-
8:34 - 8:36sich nicht schnell genug weiterentwickeln kann,
-
8:36 - 8:38weil die Geschwindigkeit, mit der wir neue Chemikalien hervorbringen,
-
8:38 - 8:40viel zu hoch ist.
-
8:40 - 8:43Der Beweis zeigt sich in Studien mit Ratten, die Atrazin ausgesetzt waren,
-
8:43 - 8:46Das durch Atrazin hervorgerufene hormonelle Ungleichgewicht führt zu Fehlgeburten.
-
8:46 - 8:49Denn der Erhalt einer Schwangerschaft ist von Hormonen abhängig.
-
8:49 - 8:51Bei den Ratten, die keine Fehlgeburt haben,
-
8:51 - 8:53führt Atrazin zu Prostataerkrankungen
-
8:53 - 8:55in den Jungtieren. Die Söhne werden also
-
8:55 - 8:57mit einer Alterserkrankung geboren.
-
8:57 - 8:59Bei den Ratten, die keine Fehlgeburten durch Atrazin
-
8:59 - 9:01erleiden, entstehen Schäden durch beeinträchtigte Brustentwicklung
-
9:01 - 9:03der Atrazin ausgesetzten Töchter im Mutterleib.
-
9:03 - 9:05Ihr Gesäuge kann sich nicht richtig entwickeln.
-
9:05 - 9:07Wenn diese Ratten herangewachsen sind,
-
9:07 - 9:10werden deren Jungtiere sich nicht richtig entwickeln können,
-
9:10 - 9:13da die Mütter nicht genügend Milch als Nahrung zur Verfügung stellen können.
-
9:13 - 9:16So ist das Jungtier, das Sie ganz unten sehen, von Atrazin betroffen,
-
9:16 - 9:18mit dem dessen Großmutter in Kontakt gekommen war.
-
9:18 - 9:21Und wenn man die Haltbarkeit von solchen Chemikalien bedenkt,
-
9:21 - 9:24Generationen, Jahre, Dutzende von Jahren,
-
9:24 - 9:26dann bedeutet das, dass wir bereits jetzt
-
9:26 - 9:28die Gesundheit von
-
9:28 - 9:30den Enkeln unserer Enkel beeinträchtigen,
-
9:30 - 9:33durch die Dinge, die wir mit unserer Umwelt in Kontakt bringen.
-
9:33 - 9:35Außerdem ist es bereits bekannt,
-
9:35 - 9:37dass Chemikalien wie Diethylstilbestrol und Östrogen,
-
9:37 - 9:39PCB, DDT
-
9:39 - 9:41die Plazenta durchdringen
-
9:41 - 9:43und nachweislich die Wahrscheinlichkeit von
-
9:43 - 9:45Brustkrebserkrankungen,
-
9:45 - 9:47Fettleibigkeit und Diabetes erhöhen,
-
9:47 - 9:49wenn sich Ihr Baby gerade mal im Mutterleib befindet.
-
9:49 - 9:51Hinzu kommt, dass das Baby nach der Geburt
-
9:51 - 9:53aufgrund einer weiteren einzigartigen Erfindung der Säugetiere
-
9:53 - 9:55"gesäugt" bzw. mit Muttermilch versorgt wird.
-
9:55 - 9:57Wir wissen bereits, dass Chemikalien wie
-
9:57 - 9:59DDT und DES und Atrazin
-
9:59 - 10:01auch die Muttermilch verunreinigen können und
-
10:01 - 10:03somit erneut unsere Babies,
-
10:03 - 10:05dieses Mal nach ihrer Geburt beeinflussen.
-
10:06 - 10:08PJC: Als mir Tyrone erklärte,
-
10:08 - 10:11dass die Plazenta ein sehr altes Organ ist,
-
10:11 - 10:13dachte ich mir: Wie stelle ich das nur dar?
-
10:13 - 10:15Wie zeige ich so etwas?
-
10:15 - 10:17Und es ist sehr interessant, einen Film wie diesen zu machen,
-
10:17 - 10:20denn man sitzt fest, weil man versucht, Wissenschaft zu verbildlichen,
-
10:20 - 10:22für die es bislang keine Darstellungen gab.
-
10:22 - 10:25Also musste ich ein wenig Fantasie ins Spiel bringen.
-
10:30 - 10:35(Video) (Telefon klingelt)
-
10:35 - 10:37Alter Mann: Plazenta-Kontrolle.
-
10:37 - 10:39Was gibt's?
-
10:39 - 10:42Per- was?
-
10:42 - 10:45(Schnarchen)
-
10:45 - 10:50(Hupen)
-
10:50 - 10:54Paffaffaff, wie bitte?
-
10:56 - 11:00Perfluoroctansäure.
-
11:03 - 11:05Du meine Güte.
-
11:05 - 11:08Noch nie davon gehört.
-
11:08 - 11:12PJC: Und so ging es mir auch,
-
11:12 - 11:14bevor ich diesen Film begonnen hatte.
-
11:14 - 11:17Und als ich auf einmal erkannte, dass Chemikalien die Plazenta durchdringen,
-
11:17 - 11:20und dadurch mein ungeborenes Kind beeinflussen können,
-
11:20 - 11:22da habe ich mich gefragt,
-
11:22 - 11:25was mein Fötus zu mir sagen würde.
-
11:25 - 11:28Was würden unsere ungeborenen Kinder zu uns sagen,
-
11:28 - 11:31wenn sie tagtäglich erneut
-
11:31 - 11:34belastet werden.
-
11:34 - 11:52(Musik)
-
11:52 - 11:54(Video) Kind: Heute
-
11:54 - 11:58hatte ich ein bisschen Octylphenol,
-
11:58 - 12:01einige künstliche Moschusriechstoffe,
-
12:01 - 12:06und ein bisschen Bisphenol A.
-
12:06 - 12:08Hilf mir.
-
12:11 - 12:14PJC: Es ist ein tiefgreifender Gedanke
-
12:14 - 12:16zu wissen, dass wir Frauen
-
12:16 - 12:18hier die Vorreiter sind.
-
12:18 - 12:20Das ist unsere Angelegenheit,
-
12:20 - 12:23denn wir sammeln diese Verbindungen unser ganzes Leben lang
-
12:23 - 12:26und dann schütten wir sie einfach aus, wir schütten sie
-
12:26 - 12:29über unseren ungeborenen Kindern aus.
-
12:29 - 12:31Im Grunde
-
12:31 - 12:33kontaminieren wir unsere Kinder.
-
12:33 - 12:37Und das ist etwas, das mir vor einem Jahr klar gemacht wurde,
-
12:37 - 12:39als ich herausfand, dass ich schwanger bin
-
12:39 - 12:41und mein erster Ultraschall bezeugte,
-
12:41 - 12:44dass mein Kind einen Geburtsfehler hat,
-
12:44 - 12:46der mit der Belastung durch
-
12:46 - 12:48östrogenartige Chemikalien im Uterus in Verbindung gebracht wurde.
-
12:48 - 12:50Der zweite Ultraschall zeigte
-
12:50 - 12:52keinen Herzschlag mehr.
-
12:52 - 12:55Der Tod meines Kindes, meines Babies,
-
12:55 - 12:58war der Ansporn für diesen Film.
-
12:58 - 13:00Und es ist manchmal eine verrückte Angelegenheit,
-
13:00 - 13:03wenn der Mitteilende ein Teil der Geschichte wird,
-
13:03 - 13:05was ursprünglich nicht meine Absicht war.
-
13:05 - 13:08Und wenn Tyrone über Föten spricht,
-
13:08 - 13:11die in ihrem kontaminierten Umfeld gefangen sind,
-
13:11 - 13:15dann weiß ich, dass das mein Umfeld ist.
-
13:15 - 13:18Das ist mein giftiges Baby.
-
13:18 - 13:21Und das ist etwas,
-
13:21 - 13:24das so schwer und traurig ist,
-
13:24 - 13:26aber auch erstaunlich,
-
13:26 - 13:29da so viele von uns es gar nicht besser wissen.
-
13:31 - 13:33TH: Einer der Gründe, die es hochinteressant und angemessen machen,
-
13:33 - 13:35für mich hier bei TEDWomen zu sein,
-
13:35 - 13:39ist, dass... tja, beim gestrigen Dinner wurde es am besten zusammengefasst,
-
13:39 - 13:41als jemand sagte, "Wende dich an die Männer an deinem Tisch und sage ihnen:
-
13:41 - 13:44'Wenn die Revolution beginnt, dann unterstützen wir euch.'"
-
13:44 - 13:46Die Wahrheit, liebe Frauen, ist,
-
13:46 - 13:49dass wir euch euch bei diesem Thema bereits für eine lange Zeit unterstützt haben.
-
13:49 - 13:51Angefangen bei Rachel Carson mit "Silent Spring",
-
13:51 - 13:53dann Theo Colborns "Our Stolen Future"
-
13:53 - 13:55bis hin zu Sandra Steingrabers Werken
-
13:55 - 13:58"Living Downstream" und "Having Faith".
-
13:58 - 14:01Und vielleicht ist es die besondere Verbindung zu nächsten Generation –
-
14:01 - 14:04sowie meine Frau und meine wunderschöne Tochter vor 13 Jahren –
-
14:04 - 14:06vielleicht ist es diese Verbindung,
-
14:06 - 14:08die Frauen zu Aktivistinnen
-
14:08 - 14:10in diesem bestimmten Feld macht.
-
14:10 - 14:12Aber für die Männer, die heute hier sind, möchte ich sagen,
-
14:12 - 14:14dass es nicht nur Frauen und Kinder sind, die in Gefahr sind.
-
14:14 - 14:17Und bei den Fröschen, die Atrazin ausgesetzt wurden,
-
14:17 - 14:19sind die Hoden voller Löcher und Lücken
-
14:19 - 14:21weil das hormonelle Ungleichgewicht
-
14:21 - 14:23nicht wie in den Hoden hier, den Spermien
-
14:23 - 14:25erlaubt sich zu entwickeln.
-
14:25 - 14:27Die Hodenkanäle gehen leer aus
-
14:27 - 14:29und die Fruchtbarkeit wird um bis zu 50 % gesenkt.
-
14:29 - 14:32Es ist jedoch nicht nur meine Arbeit mit Amphibien,
-
14:32 - 14:35sondern ähnliche Arbeit an Fischen in Europa,
-
14:35 - 14:38mit löchrigen Hoden, sowie das Fehlen von Spermien bei Reptilien in Südamerika,
-
14:38 - 14:40und auch bei Ratten konnte man das Fehlen von Spermien in
-
14:40 - 14:43den Hodenkanälen feststellen.
-
14:43 - 14:45Natürlich werden solche Experimente nicht an Menschen ausprobiert,
-
14:45 - 14:47aber durch Zufall
-
14:47 - 14:49hat mein Arbeitskollege feststellen können,
-
14:49 - 14:51dass Männer mit einer geringeren Spermienanzahl und Samenqualität
-
14:51 - 14:54erheblich mehr Atrazin im Urin aufweisen.
-
14:54 - 14:56Das sind nur die Männer,
-
14:56 - 14:58die in einer landwirtschaftlichen Umwelt leben.
-
14:58 - 15:00Männer, die selbst Landwirtschaft betreiben,
-
15:00 - 15:03weisen viel höhere Level an Atrazin auf.
-
15:03 - 15:05Und die Männer, die Atrazin nutzen,
-
15:05 - 15:08haben noch viel mehr Atrazin in ihrem Urin,
-
15:08 - 15:11bis zu einem Level, der 24.000-mal so hoch ist, wie das, was wir
-
15:11 - 15:14im Urin dieser Männer feststellen können.
-
15:14 - 15:17Natürlich sind 90 % von ihnen Mexikaner oder mexikanisch-amerikanisch.
-
15:17 - 15:19Und es ist nicht nur Atrazin, dem sie ausgesetzt sind.
-
15:19 - 15:22Sie sind auch anderen Chemikalien wie Chlorpikrin ausgesetzt,
-
15:22 - 15:24was ursprünglich einmal als Nervengift benutzt wurde.
-
15:24 - 15:26Viele dieser Arbeiter haben
-
15:26 - 15:28eine Lebenserwartung von gerade mal 50 Jahren.
-
15:28 - 15:31Wohl wenig überraschend sind die Dinge, die in der Tierwelt geschehen,
-
15:31 - 15:33auch eine Warnung für uns,
-
15:33 - 15:35so wie uns auch Rachel Carson und viele andere gewarnt haben.
-
15:35 - 15:38Das sehen Sie In diesem Bild vom See Nabugabo in Uganda,
-
15:38 - 15:40in den der landwirtschaftliche Abfluss von diesem Feld führt,
-
15:40 - 15:42der wiederum in diese Eimer umgefüllt wird
-
15:42 - 15:45und so die einzige Quelle zum Trinken, Kochen und Waschen für dieses Dorf ist.
-
15:45 - 15:47Nun, wenn ich den Menschen dieses Dorfes erzähle,
-
15:47 - 15:49dass die Frösche geschwächte Immunfunktionen haben
-
15:49 - 15:51und sich Eier in den Hoden bilden,
-
15:51 - 15:53dann wäre die Verbindung zwischen dem Schutz der Umwelt und dem Schutz
-
15:53 - 15:55des Menschen klar.
-
15:55 - 15:58Man würde kein Wasser trinken, von dem man bereits die Auswirkungen
-
15:58 - 16:00an der Tierwelt kennt.
-
16:00 - 16:02Das Problem ist, dass man in meinem Dorf, Oakland,
-
16:02 - 16:04in den meisten unserer Dörfer
-
16:04 - 16:06diese Verbindung nicht sieht.
-
16:06 - 16:08Wir betätigen den Wasserhahn und halten das Wasser für sicher
-
16:08 - 16:11und wir glauben, wir seien die Herrscher unserer Umwelt,
-
16:11 - 16:14anstatt ein Teil von ihr zu sein.
-
16:14 - 16:16PJC: Es ist also nicht allzu schwer zu verstehen,
-
16:16 - 16:19dass es sich hierbei um eine Umweltfrage handelt.
-
16:19 - 16:22Und ich dachte immer und immer wieder
-
16:22 - 16:24darüber nach.
-
16:24 - 16:27Wir wissen so viel über Erderwärmung und Klimawandel,
-
16:27 - 16:29und trotzdem haben wir keine richtige Vorstellung
-
16:29 - 16:31von dem, ich nenne es "internen Umweltschutz".
-
16:31 - 16:33Wir wissen, was wir auf die Welt loslassen,
-
16:33 - 16:35wir haben ein Gespür für die möglichen Auswirkungen,
-
16:35 - 16:37aber wir ignorieren dieses Gespür,
-
16:37 - 16:40das uns sagt, was wir da eigentlich produzieren oder aber auch
-
16:40 - 16:42konsumieren.
-
16:42 - 16:44Und es ist ein Gefühl,
-
16:44 - 16:46das mich dazu drängt, heute hier zu sein.
-
16:46 - 16:48Das Wissen, dass wir Frauen voranschreiten,
-
16:48 - 16:50als Boten für all das,
-
16:50 - 16:53aber auch als diejenigen, die die Verantwortung
-
16:53 - 16:56für die Kinder zu tragen haben. Als Mütter
-
16:56 - 16:59haben wir die größte Kaufkraft in unserem Haushalt.
-
16:59 - 17:02Es ist an uns, voranzugehen und
-
17:02 - 17:05die Arbeit von Tyrone und anderen Wissenschaftlern weltweit voranzutreiben.
-
17:05 - 17:07Und meine Bitte an Sie ist es,
-
17:07 - 17:09dass wir bei Umweltschutz nicht vergessen,
-
17:09 - 17:13dass es nicht nur um schmelzende Gletscher und Polkappen geht,
-
17:13 - 17:15sondern auch um unsere Kinder.
-
17:15 - 17:17Danke sehr.
-
17:17 - 17:27(Applaus)
- Title:
- Tyrone Hayes + Penelope Jagessar Chaffer: Das giftige Baby?
- Speaker:
- Tyrone Hayes + Penelope Jagessar Chaffer
- Description:
-
Filmemacherin Penelope Jagessar Chaffer interessierte sich für die Chemikalien, denen sie während ihrer Schwangerschaft ausgesetzt war: Haben sie einen Effekt auf ihr ungeborenes Kind? Sie bat den Wissenschaftler Tyrone Hayes um Hilfe. Er erklärte ihr Atrazin, ein Herbizid, welches im Anbau von Mais genutzt wird.(Hayes, ein Amphibien-Experte, ist ein großer Gegner von Atrazin, da es einen störenden Effekt in der Entwicklung von Fröschen erzeugt.) Auf der Bühne von TEDWomen erzählen Hayes und Chaffer ihre Geschichte.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 17:28