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Können wir Erinnerungen verändern?

  • 0:00 - 0:03
    Erinnern ist so alltäglich,
    so selbstverständlich für uns.
  • 0:05 - 0:07
    Egal ob wir ans Frühstück zurückdenken
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    oder ans letzte Wochenende.
  • 0:10 - 0:12
    Erst das Vergessen zeigt seine Bedeutung
  • 0:13 - 0:17
    und wie sehr es unsere
    früheren Erfahrungen prägt.
  • 0:20 - 0:23
    Aber Erinnern ist nicht immer positiv.
  • 0:23 - 0:27
    Wie der Dichter Spalding einst sagte:
  • 0:27 - 0:30
    "Erinnern kann ein Paradies sein,
    aus dem niemand vertrieben werden kann,
  • 0:30 - 0:33
    aber ebenso eine Hölle,
    der wir nicht entkommen können."
  • 0:35 - 0:37
    Viele von uns erleben Lebensabschnitte,
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    die sie am liebsten nie erlebt hätten.
  • 0:40 - 0:43
    Rund 90 Prozent von uns erleiden
  • 0:43 - 0:47
    eine Art Trauma in ihrem Leben.
  • 0:48 - 0:53
    Viele von uns leiden darunter erheblich
    bis sie geheilt werden.
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    Einige werden durch die Erlebnisse
    sogar zu besseren Menschen.
  • 0:57 - 1:00
    Einige Ereignisse sind so heftig,
  • 1:01 - 1:04
    dass z.B. die Hälfte
    aller Missbrauchsopfer,
  • 1:05 - 1:08
    eine posttraumatische
    Belastungsstörung entwickelt.
  • 1:11 - 1:13
    PTBS schwächt die Psyche erheblich
  • 1:14 - 1:18
    und führt zu großer Angst, gekennzeichnet
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    durch Flashbacks
    der traumatischen Erlebnisse.
  • 1:22 - 1:26
    Diese Symptome beeinträchtigen
    die Lebensqualität
  • 1:26 - 1:29
    und werden oft durch besondere Situationen
  • 1:29 - 1:31
    oder das Umfeld der Person ausgelöst.
  • 1:33 - 1:38
    Die Reaktionen auf diese Auslöser
    können anfangs angemessen sein --
  • 1:38 - 1:41
    wie Angst oder die Schutzsuche im Krieg --
  • 1:41 - 1:43
    aber bei einer PTBS beginnen sie,
  • 1:43 - 1:47
    das Verhalten zu kontrollieren,
    obwohl es nicht mehr angemessen ist.
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    Wenn ein zurückgekehrter
    Kriegsveteran in Deckung geht,
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    wegen einer Fehlzündung
  • 1:52 - 1:56
    oder sich wegen extremer Angst
    nicht außer Haus traut,
  • 2:00 - 2:04
    dann sind diese Erinnerungen maladaptiv.
  • 2:05 - 2:11
    PTBS ist hier eine Anpassungsstörung.
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    Hier sollte ich nun aufhören,
  • 2:14 - 2:17
    weil ich über das Gedächtnis spreche,
    als wäre es eine Einheit,
  • 2:17 - 2:19
    das stimmt jedoch nicht.
  • 2:19 - 2:21
    Es gibt viele Arten von Erinnerungen,
  • 2:21 - 2:25
    mit unterschiedlichen Schaltkreisen
    in Regionen im Gehirn.
  • 2:26 - 2:31
    Es gibt zwei ganz unterschiedliche
    Erinnerungsformen:
  • 2:32 - 2:34
    Das eine sind bewusste Erinnerungen,
  • 2:34 - 2:36
    von denen wir wissen
  • 2:36 - 2:38
    und die wir beschreiben können.
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    Hierbei geht es um Fakten und Ereignisse.
  • 2:41 - 2:43
    Und weil wir diese erklären können,
  • 2:43 - 2:46
    heißen sie deklarative Erinnerungen.
  • 2:47 - 2:50
    Das andere ist der
    nicht-deklarative Gedächtnistyp.
  • 2:50 - 2:54
    Zu diesen Erinnerungen haben wir
    oft keinen bewussten Zugang,
  • 2:56 - 2:58
    wir können sie nicht in Worte fassen.
  • 2:59 - 3:01
    Klassisches Beispiel einer
    nicht-deklarativen Erinnerung
  • 3:01 - 3:04
    ist die motorische Fähigkeit,
    Rad zu fahren.
  • 3:04 - 3:08
    Da wir in Cambridge sind,
    können Sie wahrscheinlich Rad fahren.
  • 3:09 - 3:10
    Sie wissen genau, wie das geht.
  • 3:10 - 3:13
    Aber wenn Sie Anweisungen
    zum Radfahren auflisten sollten,
  • 3:13 - 3:16
    die mir das Radfahren beibringen,
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    wie mein Sohn als wir ihm
    ein neues Fahrrad schenkten,
  • 3:18 - 3:20
    zu seinem letzten Geburtstag,
  • 3:20 - 3:22
    würde es Ihnen deutlich schwerfallen.
  • 3:23 - 3:25
    Wie sitzt man auf einem Fahrrad,
  • 3:25 - 3:26
    um nicht umzufallen?
  • 3:26 - 3:28
    Wie schnell muss man treten,
  • 3:28 - 3:29
    um stabil zu bleiben?
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    Welche Muskeln müssen angespannt werden,
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    wenn ein Windstoß kommt,
  • 3:33 - 3:35
    um nicht vom Fahrrad zu fallen?
  • 3:36 - 3:39
    Ich wäre erstaunt, wenn Sie
    diese Fragen beantworten könnten.
  • 3:40 - 3:43
    Aber wenn Sie Radfahren können,
    kennen Sie die Antworten,
  • 3:43 - 3:46
    ohne sich ihnen bewusst zu sein.
  • 3:49 - 3:50
    Um auf PTBS zurückzukommen:
  • 3:50 - 3:53
    Ein weiterer Typ dieser Erinnerungsform
  • 3:53 - 3:55
    ist das emotionale Gedächtnis.
  • 3:55 - 3:58
    Es hat in der Psychologie
    eine besondere Bedeutung.
  • 3:58 - 4:01
    Das betrifft unsere Fähigkeit,
    durch Reize in unserem Umfeld zu lernen,
  • 4:01 - 4:04
    und deren Bedeutung
    für Emotionen und Motivation.
  • 4:05 - 4:06
    Was meine ich damit?
  • 4:06 - 4:10
    Denken Sie an einen Reiz,
    wie der eines frischen Brots
  • 4:11 - 4:13
    oder abstrakter an eine 20-Pfundnote.
  • 4:14 - 4:17
    Weil diese Reize positiv verknüpft sind,
  • 4:17 - 4:19
    mögen wir Sie und suchen sie.
  • 4:20 - 4:25
    Das Brummen einer Wespe dagegen löst
  • 4:25 - 4:29
    mitunter negative Gefühle
    und Vermeiden aus.
  • 4:30 - 4:32
    Ich hasse Wespen.
  • 4:32 - 4:34
    Das kann ich Ihnen verraten.
  • 4:34 - 4:36
    Aber meine emotionalen Erinnerungen
  • 4:37 - 4:40
    an meine Reaktion auf eine Wespe
    kann ich nicht vermitteln.
  • 4:40 - 4:42
    Ich kann mit Ihnen nicht das Herzrasen,
  • 4:42 - 4:46
    die schwitzigen Hände und
    das Gefühl einer Panikattacke teilen.
  • 4:46 - 4:48
    Ich kann Sie Ihnen beschreiben,
  • 4:48 - 4:52
    aber das war es auch.
  • 4:52 - 4:55
    Bei PTBS wirkt sich Stress
  • 4:55 - 5:00
    unterschiedlich stark auf bewusste
    und unbewusste Erinnerungen
  • 5:01 - 5:03
    sowie Schaltkreise und
    Regionen im Gehirn aus.
  • 5:03 - 5:07
    Emotionale Erinnerungen werden
    von einer mandelförmigen Struktur
  • 5:07 - 5:08
    namens Amygdala gespeichert.
  • 5:10 - 5:14
    Bewusste Erinnerungen,
    besonders das Was, Wo und Wann,
  • 5:14 - 5:17
    verarbeitet eine Seepferdchen-
    förmige Hirnregion
  • 5:17 - 5:18
    namens Hippocampus.
  • 5:19 - 5:22
    Die hohen Stresspegel,
    die durch Traumata erlebt werden,
  • 5:23 - 5:26
    beeinträchtigen die zwei Gedächtnistypen
    sehr unterschiedlich.
  • 5:27 - 5:30
    Erhöht sich der Stresslevel einer Person,
  • 5:30 - 5:32
    von nicht stressig zu etwas stressig,
  • 5:32 - 5:34
    erhöht der Hippocampus seine Aktivität,
  • 5:36 - 5:37
    um das Erlebnis abzuspeichern,
  • 5:37 - 5:40
    und speichert so diese
    bewusste Erinnerung besser ab.
  • 5:41 - 5:45
    Steigert sich aber der Stresspegel
    von mittelschwer zu belastend,
  • 5:45 - 5:49
    bis zu extrem belastend,
    wie bei einem Trauma,
  • 5:49 - 5:53
    fährt der Hippocampus
    tatsächlich herunter.
  • 5:53 - 5:56
    Somit merken wir uns
    bei Zunahme von Stresshormonen,
  • 5:56 - 5:58
    wie sie für Traumata typisch sind,
  • 5:58 - 6:00
    keine Details, wie was, wo und wann.
  • 6:05 - 6:08
    Waren das die Folgen von Stress
    für den Hippocampus,
  • 6:08 - 6:10
    mal sehen, wie er auf die Amygdala wirkt,
  • 6:10 - 6:13
    die Hirnstruktur des
    emotionalen Gedächtnisses.
  • 6:13 - 6:16
    Steigt der Stress, steigt ihre Aktivität.
  • 6:18 - 6:20
    Sodass dies bei einer PTBS
  • 6:20 - 6:24
    zu einer allzu starken emotionalen
    Erinnerung -- hier Angst -- führt,
  • 6:24 - 6:27
    die von Zeit und Ort unabhängig ist,
  • 6:27 - 6:32
    weil der Hippocampus
    das Was, Wo und Wann nicht speichert.
  • 6:32 - 6:36
    So steuern Reize auch dann Verhalten,
  • 6:36 - 6:38
    wenn es nicht mehr angemessen ist,
  • 6:38 - 6:40
    sodass dieses unangemessen wird.
  • 6:41 - 6:47
    Wenn PTBS durch fehlgeleitete
    Erinnerungen bedingt wird,
  • 6:47 - 6:50
    könnte dann das Wissen zur Verbesserung
    der Behandlungsergebnisse
  • 6:50 - 6:52
    von PTBS-Patienten dienen?
  • 6:54 - 6:57
    Ein radikal neuer Ansatz
    zur Behandlung von PTBS
  • 6:58 - 7:02
    zielt ab auf die Löschung dieser
    fehlgeleiteten, emotionalen Erinnerungen.
  • 7:04 - 7:07
    Einzig aufgrund des neuen
    Verständnisses von Erinnerungen
  • 7:07 - 7:10
    wurde der Ansatz gewählt.
  • 7:13 - 7:15
    Ursprünglich dachte man,
  • 7:15 - 7:18
    Erinnerungen entstehen
    wie beim Schreiben im Notizbuch:
  • 7:18 - 7:21
    Ist die Tinte trocken,
    sind die Notizen nicht veränderbar.
  • 7:22 - 7:24
    Man dachte, all' die
    strukturellen Veränderungen
  • 7:24 - 7:27
    zur Speicherung von Erinnerungen im Gehirn
  • 7:27 - 7:29
    wären in ca. 6 Stunden beendet
  • 7:29 - 7:31
    und blieben dauerhaft vorhanden.
  • 7:31 - 7:34
    Dies nennt sich Gedächtniskonsolidierung.
  • 7:35 - 7:38
    Laut jüngeren Studien seien Erinnerungen
  • 7:38 - 7:41
    vergleichbar mit einem Word-Prozessor.
  • 7:42 - 7:45
    Erst wird eine Erinnerung erzeugt,
  • 7:45 - 7:46
    danach gespeichert.
  • 7:46 - 7:49
    Unter den richtigen Bedingungen
    können wir Erinnerungen verändern.
  • 7:50 - 7:54
    Bei dieser Rekonsolidierung
    könnten die strukturellen Veränderungen,
  • 7:54 - 7:56
    die im Gehirn die Erinnerung speichern,
  • 7:56 - 7:58
    rückgängig gemacht werden,
  • 7:58 - 8:00
    sogar für alte Erinnerungen.
  • 8:02 - 8:06
    Dies geschieht jedoch nicht andauernd.
  • 8:06 - 8:09
    Vielmehr läuft dieser Vorgang
  • 8:09 - 8:11
    nur unter sehr spezifischen
    Bedingungen ab.
  • 8:11 - 8:15
    Angenommen das Wiedererlangen von
    Erinnerungen verläuft wie ihr Wiederaufruf
  • 8:15 - 8:17
    oder das Öffnen einer Datei.
  • 8:18 - 8:21
    Wir erlangen die Erinnerung
    meist nur wieder.
  • 8:21 - 8:23
    Und öffnen die Datei nur schreibgeschützt.
  • 8:24 - 8:26
    Aber unter den richtigen Bedingungen
    können wir die Datei
  • 8:26 - 8:30
    im Bearbeitungsmodus öffnen
    und die Information ändern.
  • 8:30 - 8:34
    Theoretisch könnten wir
    die Datei auch löschen
  • 8:34 - 8:36
    und dann abspeichern,
  • 8:36 - 8:40
    so wird die Datei --
    die Erinnerung -- erhalten.
  • 8:43 - 8:45
    Dieser Abruf-Prozess lässt uns nicht nur
  • 8:45 - 8:49
    Marotten unserer Erinnerungen wiedergeben,
  • 8:49 - 8:52
    wenn wir uns z.B. falsch erinnern,
  • 8:52 - 8:56
    sondern lässt maladaptive Flashbacks,
  • 8:56 - 8:58
    die PTBS zugrunde liegen, ausradieren.
  • 8:58 - 9:01
    Dazu bräuchten wir nur zwei Dinge:
  • 9:01 - 9:05
    einen Weg, Erinnerungen labil
    zu machen -- die Datei zu ändern --
  • 9:06 - 9:09
    und einen Weg,
    um die Informationen zu löschen.
  • 9:09 - 9:11
    Was ihre Löschung anbelangt,
  • 9:11 - 9:13
    sind wir derzeit am weitesten.
  • 9:14 - 9:16
    Man fand relative früh heraus,
  • 9:16 - 9:20
    dass ein Medikament
    zur Kontrolle des Blutdrucks --
  • 9:20 - 9:22
    ein Betablocker namens Propranolol --
  • 9:22 - 9:24
    zur präventiven Rekonsolidierung
  • 9:24 - 9:26
    von Flashbacks bei Ratten dient.
  • 9:27 - 9:31
    Bei Einnahme von Propranolol
    im Veränderungsmodus,
  • 9:31 - 9:35
    ängstigten sich Ratten
    nicht vor den Reizauslösern.
  • 9:36 - 9:40
    Als hätten sie nie gelernt,
    Angst davor zu haben.
  • 9:40 - 9:44
    Und das durch ein für Menschen
    zugelassenes Medikament.
  • 9:45 - 9:47
    Bald darauf zeigte sich dieselbe Wirkung
  • 9:47 - 9:49
    von Propranolol beim Menschen.
  • 9:50 - 9:55
    Aber entscheidend ist, das es nur
    im Veränderungsmodus wirkt.
  • 9:56 - 9:59
    Die Studie wurde mit
    gesunden Probanden durchgeführt,
  • 9:59 - 10:01
    aber sie zeigt, dass
    die Ergebnisse der Rattenversuche
  • 10:02 - 10:06
    auf Patienten übertragen werden können.
  • 10:07 - 10:09
    Bei Menschen kann zudem getestet werden,
  • 10:09 - 10:14
    ob das Löschen emotionaler Erinnerungen
  • 10:14 - 10:17
    das Ereignisgedächtnis beeinflusst.
  • 10:18 - 10:20
    Das ist wirklich interessant.
  • 10:20 - 10:22
    Auch wenn Menschen,
    die Propranolol einnahmen,
  • 10:22 - 10:25
    während ihre Erinnerung
    im Bearbeitungsmodus war,
  • 10:25 - 10:27
    keine Angst mehr vor Reizauslösern hatten,
  • 10:28 - 10:30
    konnten sie noch die Beziehung
  • 10:30 - 10:34
    zwischen Reiz und
    Folgereaktion beschreiben.
  • 10:35 - 10:39
    Wie als wüssten sie,
    dass sie Angst haben müssten,
  • 10:40 - 10:41
    ohne Angst zu haben.
  • 10:42 - 10:45
    Somit aktiviert Propranolol
  • 10:45 - 10:48
    selektiv das emotionale Gedächtnis,
  • 10:48 - 10:52
    unabhängig vom deklarativen
    Ereignisgedächtnis.
  • 10:52 - 10:56
    Propranolol beeinflusst
    Erinnerungen nur dann,
  • 10:56 - 10:58
    wenn sie veränderbar sind.
  • 10:59 - 11:01
    Wie wird eine Erinnerung kurzzeitig labil?
  • 11:01 - 11:03
    Wie gerät sie in den Bearbeitungsmodus?
  • 11:04 - 11:06
    Mein Labor hat darüber viel geforscht.
  • 11:06 - 11:11
    Wir wissen, dass dies
    die Integration von Informationen
  • 11:11 - 11:13
    in die Erinnerung erfordert.
  • 11:14 - 11:16
    Wir kennen die verschiedenen Botenstoffe
  • 11:16 - 11:19
    zur Signalisierung der Aktualisierung
  • 11:19 - 11:21
    und Überarbeitung einer Erinnerung.
  • 11:21 - 11:24
    Wir forschen vorrangig an Ratten,
  • 11:24 - 11:28
    aber andere Labore fanden heraus,
    dass die gleichen Faktoren
  • 11:28 - 11:31
    Erinnerungen im menschlichen
    Gedächtnis ändern,
  • 11:31 - 11:33
    auch maladaptive Erinnerungen,
    die PTBS bedingen.
  • 11:33 - 11:35
    Zahlreiche Labore in mehreren Ländern
  • 11:35 - 11:37
    haben dazu in kleinem Umfang geforscht
  • 11:42 - 11:45
    und vielversprechende Ergebnisse erzielt.
  • 11:46 - 11:49
    Die Studien müssen in größerem
    Umfang wiederholt werden,
  • 11:49 - 11:52
    aber sie zeigen
    die Effizienz der Behandlungen
  • 11:53 - 11:54
    von PTBS.
  • 11:55 - 11:59
    Vielleicht müssen Traumata
    keine Höllen ohne Entkommen sein.
  • 12:03 - 12:06
    So vielversprechend der Ansatz
    der Erinnerungslöschung auch ist-
  • 12:06 - 12:08
    er ist nicht allgemeingültig
  • 12:08 - 12:11
    und auch nicht unumstritten.
  • 12:11 - 12:13
    Ist das Löschen von Erinnerungen ethisch?
  • 12:13 - 12:15
    Was ist z.B. mit Augenzeugenberichten?
  • 12:15 - 12:18
    Was wenn Propranolol
  • 12:18 - 12:21
    die Wirkung anderer Medikamente hemmt?
  • 12:22 - 12:24
    In Sachen Ethik und Augenzeugenberichten
  • 12:24 - 12:26
    zählen die Ergebnisse der Probanden.
  • 12:30 - 12:34
    Da Propranolol nur auf das
    emotionale Gedächtnis wirkt,
  • 12:34 - 12:37
    ist es unwahrscheinlich, dass es
    Augenzeugenberichte beeinträchtigt,
  • 12:37 - 12:39
    die auf bewusster Erinnerung basieren.
  • 12:41 - 12:43
    Diese Behandlungen zielen darauf ab,
  • 12:43 - 12:45
    emotionale Erinnerungen zu reduzieren
  • 12:45 - 12:47
    und traumatische
    Erinnerungen auszulöschen.
  • 12:50 - 12:54
    Dadurch sollen die Reaktionen
    von PTBS-Patienten
  • 12:54 - 12:56
    mehr denen ähneln,
    die ein Trauma erlebt haben,
  • 12:56 - 12:58
    aber kein PTBS entwickelt haben,
  • 12:58 - 13:01
    als Menschen, die nie
    ein Trauma erfahren haben.
  • 13:02 - 13:06
    Aus ethischer Sicht würde
    die Mehrheit von uns diese Therapie
  • 13:06 - 13:10
    einem makellosen Gedächtnis vorziehen.
  • 13:12 - 13:13
    Was ist mit Propranolol?
  • 13:13 - 13:15
    Nicht jeder verträgt Propranolol
  • 13:15 - 13:18
    und möchte eine medikamentöse
    Behandlung von psychischen Störungen.
  • 13:19 - 13:22
    Hierbei könnte Tetris behilflich sein.
  • 13:23 - 13:24
    Ja, Tetris.
  • 13:25 - 13:27
    Gemeinsam mit klinischen Mitarbeitern
  • 13:27 - 13:30
    untersuchen wir den Einfluss
    verhaltensbedingter Interventionen
  • 13:30 - 13:33
    auf die Rekonsolidierung.
  • 13:34 - 13:36
    Wie würde das aber funktionieren?
  • 13:36 - 13:38
    Multitasking ist bekanntlich ein Märchen,
  • 13:38 - 13:40
    da die Steuerung der Aktivitäten
  • 13:40 - 13:43
    auf derselben Hirnregion beruht.
  • 13:44 - 13:45
    Singen Sie im Radio mit
  • 13:46 - 13:48
    und versuchen dabei,
    E-Mails zu verfassen.
  • 13:48 - 13:52
    Beide Vorgänge behindern sich.
  • 13:52 - 13:54
    So werden auch Erinnerungen wiedererlangt,
  • 13:54 - 13:56
    besonders im Bearbeitungsmodus.
  • 13:56 - 13:59
    Nehmen wir sehr visuelle Symptome,
    wie PTBS-Flashbacks,
  • 14:00 - 14:03
    und lassen Menschen diese
    im Veränderungsmodus abrufen,
  • 14:03 - 14:06
    und sie dann eine deutlich
    visuelle Aufgabe erledigen,
  • 14:06 - 14:07
    wie Tetris spielen.
  • 14:08 - 14:11
    Dadurch wird die Integration
    störender Informationen
  • 14:12 - 14:14
    ins Gedächtnis ermöglicht,
  • 14:14 - 14:18
    bis sie letztlich bedeutungslos werden.
  • 14:18 - 14:19
    Soweit die Theorie,
  • 14:19 - 14:21
    belegt durch die Daten gesunder Probanden.
  • 14:23 - 14:27
    Unsere Probanden sahen
    äußerst unschöne Filme an --
  • 14:27 - 14:29
    beispielsweise Augen-OP's,
    Verkehrsunfälle
  • 14:30 - 14:32
    oder Scorseses "The Big Shave".
  • 14:33 - 14:37
    Diese Filme lösen bei gesunden Probanden
  • 14:37 - 14:41
    etwa eine Woche lang Flashbacks aus.
  • 14:42 - 14:45
    Fordert man Menschen auf,
    diese Erinnerungen abzurufen,
  • 14:45 - 14:48
    die schlimmsten Momente
    dieser unerfreulichen Filme,
  • 14:48 - 14:51
    und lässt sie dabei
    gleichzeitig Tetris spielen,
  • 14:51 - 14:54
    mindert sich die Häufigkeit
    von Flashbacks erheblich.
  • 14:54 - 14:59
    Zur Erinnerung: Erinnerungen
    müssen hierzu im Änderungsmodus sein.
  • 15:00 - 15:03
    Meine Mitarbeiter untersuchten
    daraufhin klinische Gruppen.
  • 15:04 - 15:07
    Sie untersuchten Überlebende
    von Straßenverkehrsunfällen
  • 15:07 - 15:10
    und Mütter mit Notkaiserschnitten,
  • 15:10 - 15:14
    also Traumata, die häufig PTBS auslösen,
  • 15:14 - 15:17
    und stellten in beiden klinischen Fällen
  • 15:17 - 15:19
    eine Reduzierung der Symptomatik fest.
  • 15:21 - 15:25
    Auch wenn es also noch viel
    zu erforschen und optimieren gibt,
  • 15:26 - 15:29
    sind diese die Erinnerung
    auslöschenden Behandlungen
  • 15:29 - 15:32
    vielversprechend zur Behandlung
    psychischer Störungen wie PTBS.
  • 15:33 - 15:38
    Vielleicht müssen Traumata
    keine Höllen ohne Entkommen sein.
  • 15:39 - 15:41
    Ich glaube, dieser Behandlungsansatz
  • 15:41 - 15:43
    erlaubt denen, die dazu bereit sind,
  • 15:43 - 15:45
    ein dunkles Lebenskapitel abzuschließen,
  • 15:45 - 15:48
    das sie am liebsten nie erlebt hätten
  • 15:48 - 15:50
    und so ihre psychische
    Gesundheit zu verbessern.
  • 15:51 - 15:52
    Vielen Dank.
  • 15:52 - 15:54
    (Applaus)
Title:
Können wir Erinnerungen verändern?
Speaker:
Amy Milton
Description:

Traumata und PTBS verändern die Gehirnstruktur -- insbesondere das Gedächtnis -- und können destruktive, emotionale Reaktionen hervorrufen, sobald sich Betroffene an ihre traumatischen Erlebnisse erinnern. Können wir diese Auslöser blockieren bzw. verbannen, ohne dabei Erinnerungen als solche aus dem Gedächtnis auszuradieren? Tauchen Sie ein in die verblüffende klinische Studie zum Löschen von Erinnerungen von Amy Milton, die kurz davor ist, zu beweisen, dass sich womöglich bald Langzeitschäden schmerzlicher Erfahrungen mildern lassen und die Entwicklung zu einer stabileren, gesünderen Psyche durchaus möglich ist.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:06
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for Can we edit memories?
Sonja Klose accepted German subtitles for Can we edit memories?
Sonja Klose edited German subtitles for Can we edit memories?
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