Camille Seaman: Fotos einer Sturmjägerin

Die Fotografin Camille Seaman jagt seit fünf Jahren Stürme. In diesem Vortrag zeigt sie atemberaubend schöne, fast surreal anmutende Bilder der aufgewühlten Lüfte.

Alles ist miteinander verbunden.

Als Shinnecock-Indianer wurde ich
mit diesem Bewusstsein erzogen.

Wir sind ein kleiner Stamm von Fischern,

der an der südöstlichen Spitze
von Long Island

nahe der Stadt Southampton
in New York beheimatet ist.

Als kleines Mädchen

saß mein Großvater an einem heißen
Sommertagen mit mir draußen in der Sonne

– kein Wölkchen am Himmel.

Nach einer Weile begann ich zu schwitzen.

Er zeigte in den Himmel und sagte:

»Schau mal – siehst du das?

Das da oben ist ein Teil von dir.

Es ist auch dein Wasser,
das eine Wolke bildet,

zu Regen wird, die Pflanzen nährt,

und die Tiere nährt.«

Auf meiner weiteren Suche nach Modellen der Natur,

welche die Kraft haben Verbundenheit
von allem Leben zu veranschaulichen,

begann ich 2008 Stürme zu verfolgen,

nachdem meine Tochter sagte:
»Mama, das solltest du tun.«

Drei Tage später in rasanter Fahrt

fand ich mich wieder auf einer Jagd nach einer
riesigen Wolke, auch Superzelle genannt,

welche fähig sind Hagelkörner
so groß wie Grapefruits und

eindrucksvolle Wirbelstürme hervorzubringen,

wobei das davon nur zwei Prozent vorweisen.

Diese Wolken können wirklich groß werden,
bis zu 80km weit,

und können bis zu 20.000m
in die Atmosphäre reichen.

Sie können so groß werden, dass sie

das Tageslicht verdrängen, sodass es
darunter sehr dunkel und bedrohlich wirkt.

Sturmjagen führt zu sehr sinnlichen Erfahrungen.

Ein warmer, feuchter Wind bläst von hinten,

und der Geruch von Erde, Weizen, Gras,
den aufgeladenen Teilchen liegt in der Luft.

Dann sind diese Farben in den Wolken,

in denen sich der Hagel zusammenbraut,
von Grün zu Türkisblau.

Ich habe gelernt die Blitze zu respektieren.

Mein Haar war mal glatt.

(Lachen)

War 'n Scherz.

(Lachen)

Was mich an diesen Stürmen
wirklich beeindruckt,

ist ihre Bewegung, wie sie herumwirbeln,
sich drehen, Wellen bilden,

mit ihren Mammatus-Wolken
wie Lava-Lampen.

Sie werden zu herrlichen Monstern.

Wenn ich sie fotografiere

muss ich immer an Großvaters Lektion denken.

Wenn ich unter ihnen stehe,

sehe ich nicht nur eine Wolke,

sondern verstehe, dass das, was ich gerade

sehen darf, die gleiche Kraft,
der gleiche Vorgang im Kleinen ist,

der unsere Galaxie, unser Sonnensystem,
unsere Sonne,

und sogar diesen Planeten gebildet hat.

"All my relations." Vielen Dank.

(Beifall)