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33C3 Vorspannmusik
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Herald: Heute haben wir
einen schönen Talk von Ulf Treger,
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der heute hier ist, um über
‚Space Making‘ [Raum Schaffen]
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und ‚Space Shaping‘
[Raum Gestalten] zu sprechen.
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Wie ich sagte, Landkarten sind heutzutage
ein großer Teil unserer heutigen Realität.
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Wir nutzen Karten sehr häufig,
und sie ändern unsere Weltsicht.
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Und vielleicht ändern sie
auch unsere Perspektive
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auf viele andere Dinge. Und
so haben wir heute einen Talk hier,
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mit Ulf Treger, den ich heute
herzlichst willkommen heiße.
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Er wird uns weiter aufzeigen, was
möglich und machbar mit Landkarten ist.
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Begrüßt ihn also mit wohlwollendem
Beifall! Willkommen, Ulf!
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Applaus
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Ulf Treger: Ja, danke für die Ankündigung
und für die Einladung. Ich sage es nochmal
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in Deutsch, die Ankündigung war zwar in
Englisch, aber ich werde in Deutsch sprechen.
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Es gibt eine Live-Übersetzung
ins Englische,
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und wenn ihr das braucht,
ruft bitte diese DECT-Nummer an,
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oder lasst euch von den ‚Engeln‘ helfen.
Ich werde über Karten sprechen,
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ich werde über digitale Karten sprechen
in der nächsten halben Stunde.
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Ich werde aber auch erzählen,
dass Karten in ihrer Digitalisierung
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immer wichtiger werden, heutzutage für
unseren Alltag, für unsere Wahrnehmung,
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für unsere Sicht der Welt.
Und ich würde gerne ein paar Beispiele
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aus der vordigitalen Zeit erzählen, um zu
zeigen, auch, dass Karten niemals neutral,
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niemals wertfrei sind, immer auch
so eine Wertung in sich tragen,
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immer auch eine Botschaft in sich tragen,
immer unter bestimmten Bedingungen
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erstellt worden sind, unter bestimmten
Setzungen erstellt worden sind.
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Und ich glaube, dass diese Beispiele, die
ich gleich zeigen werde, vielleicht auch
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das Verständnis, wie Karten heute wirken,
wie sie Raum verändern, wie sie Raum
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gestalten – das vereinfacht, das
Verständnis darüber. Ich möchte dann
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so drei Beispiele zeigen, wie sich
digitale Kartentechnologien heutzutage
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zeigen, wie vielleicht die Entwicklung
weitergehen kann. Da kann ich
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relativ wenig sagen über die Auswirkungen
und die politischen und die kulturellen
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und sozialen Auswirkungen. Aber ich
würde zumindest in den Raum stellen,
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was für Anzeichen es gibt, wie
die weitere Entwicklung gehen wird.
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Und ich hatte ja schon gesagt, dass Karten
niemals neutral sind, immer so ein soziales,
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politisches Produkt. Und ich denke, dass
es wichtig ist, da sozusagen auch einen
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konstruktiven Umgang mit zu finden. Und
würde gerne gegen Ende, wenn die Zeit bleibt,
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drei Beispiele zeigen wollen von
Kartenprojekten, die eine antagonistische,
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die eine alternative Sichtweise versuchen
aufzuzeigen. Und das ist, denke ich,
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wichtig, weil diese Funktionalität,
dieser praktische Nutzen von Karten
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eben auch ergänzt werden muss durch
Erzählungen von Subjekten, durch
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antagonistische, alternative Sichtweisen,
wie wir Raum wahrnehmen und wie wir Raum
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verstehen. Und ich will anfangen,
wenn jetzt von der Technik her alles klappt,
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super, mit einer ganz alten Karte,
weil die interessant ist, von der Form,
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wie sie Raum darstellt.
Das ist auch eine Karte, die
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über Jahrhunderte in ihrer Form sehr weit
verbreitet war. Sie nannte sich ‚Radkarte‘
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oder ‚Kreiskarte‘, hat also diese
ästhetische, geschlossene Form; und
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interessant bei diesen Karten ist, dass
sozusagen metaphysische Informationen,
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also Gefühle, Mythen, Monster, Drachen,
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neben rationalen Erkenntnissen von Raum
– also Flussverläufe, Geschichten,
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Subjekte, die sich durch den Raum
bewegen – alles miteinander verbunden hat.
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Und da das eine christliche, europäische
Karte ist, gibt es einen Mittelpunkt.
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Der Mittelpunkt ist in all diesen
christlichen Karten immer Jerusalem.
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D.h. die eigene Position ist hier gar
nicht wichtig, es gibt eher so
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ein gesamtes Bild der Welt.
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Diese Karten, wie gesagt, gab es für
lange Zeit. Sie haben aber irgendwann auch
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ihren Nutzen immer mehr verloren. Es gab
einen viel größeren Bedarf, dass man Karten
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wirklich nutzen kann für die Navigation.
Also eine vorrangige Kartennutzung,
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die wir heute haben.
Und ein entscheidender Druck,
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der da entstanden ist, solche Karten zu
entwickeln, kam über die Seefahrt,
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über das Erobern der Kontinente,
das Überfahren der See, Meere.
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Und jemand, der das relativ erfolgreich
hinbekommen hat, eine gute, navigierbare
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Karte zu machen war Mercator, 1594.
Und Mercator hat das Problem gelöst,
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wie man die Weltkugel als Fläche darstellen
kann. Das ist nicht ohne weiteres möglich,
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dazu muss man mathematische Berechnungen
machen. Und sein Modell hat für die Zeit
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damals sehr gut funktioniert und ist
bis heute auch eigentlich die vorrangige
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Kartenprojektionsdarstellung, die
wir auch in digitalen Karten nutzen.
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Und erst sehr, sehr spät, erst in den
70iger Jahren des 20. Jahrhunderts
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kam eine Kritik auf an diesen Karten,
an dieser Kartenform,
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an dieser Kartenprojektion.
Und die Kritik besagte hauptsächlich,
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dass die Kartendarstellung zwar fürs
Navigieren taugt, also winkeltreu ist,
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um das Fachwort dafür zu nennen. Man kann
also einen Kurs anlegen und irgendwo
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kommt man auch raus, wenn man sich
nicht vernavigiert hat, aber im Gegenzug
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ist diese Karte grotesk falsch, was die
Darstellung der Landmassen angeht.
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D.h., um das kurz zu erklären, dass sie
jeweils im Norden und im Süden
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die Landmassen sehr, sehr stark überbetont
und rund um den Äquator, den ich ungefähr
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hier so anzeigen kann, also hauptsächlich
betreffend die südlichen Kontinente,
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die Landmasse sehr, sehr viel kleiner
darstellt. Man kann das relativ gut sehen
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an Grönland, hier oben, das ist in dieser
Karte ungefähr gleich groß dargestellt
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wie Afrika, ist aber in Realität nur
ein Zwölftel so groß wie Afrika.
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Und die Kritik, die Ansätze, waren nicht
nur „man hat sich an diesen Anblick
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gewöhnt“, „man nimmt das als Wahrheit, als
Objektivität wahr“. Diese Karte ist falsch,
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was die Flächentreue angeht, und sie
favorisiert diese falsche Sicht deswegen,
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weil sie von Europäern erschaffen worden
ist und wir in Europa etwas benachteiligt
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sind, weil unsere Landfläche relativ klein
ist, viele verschiedene Länder dort sind,
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und diese groteske Vergrößerung des
europäischen Raumes wird sozusagen
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in Kauf genommen. Und damit auch sozusagen
etwas falsche Darstellung von Realität.
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Diese Erkenntnis hat übrigens nicht dazu
geführt, dass es neue Kartenprojektionen gibt,
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weil das Navigieren weiterhin das Wichtigste
ist, hat aber den Raum geöffnet,
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um zu verstehen, dass Karten niemals nur
neutral sind, und wenn Fehler auftauchen,
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dass sie oft z.B. aus einer ideologischen
oder zumindest einer weltanschaulichen
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Perspektive her dann auch entsprechend
vielleicht auch hingenommen oder toleriert
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werden. Ein ganz wichtiger anderer Punkt
aus der Geschichte der Kartografie ist
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eine Konferenz, die 1884
stattgefunden hat, in New York.
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Die International Meridian Conference.
Und diese Konferenz war wichtig, weil es
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zwar mittlerweile relativ erfolgreiche
Werkzeuge zur Navigation durch die See gab,
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über die See gab, aber es
ein sehr großes Durcheinander gab
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an Koordinatensystemen, und
vor Allem auch an Zeitzonen.
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Jedes größere Machtsystem, jedes Reich
hatte sein eigenes Koordinatensystem. Also
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selbst Dänemark, das ja mal eine zeitlang
auch Herrscherin über Altona, was heute
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ein Teil von Hamburg ist, war, hatte sein
eigenes Koordinatensystem. Und es gab
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unglaublich viele verschiedene Zeitzonen.
Also wenn man mit dem Zug durch
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Nordamerika gefahren ist, hatte man mit
bis zu 75 verschiedenen lokalen Zeiten
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zu tun. Und jedesmal, wenn man einen
Zug verlassen hat, musste man sich
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neu orientieren und erfragen,
was denn jetzt die örtliche Zeit ist.
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Und um dieses Durcheinander,
diese einzelnen Lösungen der verschiedenen
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Machtsysteme zu vereinheitlichen, gab es
diese Konferenz. Also der Druck war da,
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Handel, Transport und Verkehr zu
synchronisieren. Und letztendlich hat sich
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damals das mächtigste Land, das mächtigste
Imperium durchgesetzt, nämlich
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Großbritannien. Und man kann das hier
sehen, und ihr werdet das alle wissen,
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dass mittlerweile der Nullpunkt seit dieser
1884-iger Konferenz durch diesen Vorort
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von London läuft, durch Greenwich, dass
genauso auch die Zeit synchronisiert ist
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von der ‚Greenwich Meantime‘, und was man
im Prinzip feststellen kann, dass dadurch
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eine ganze Art von verschiedenen
Temporalitäten aufgelöst wurde.
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Man hat angefangen, Raum als etwas
homogenes, als etwas einheitliches
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zu begreifen. Und man hat gleichzeitig
Mittel entwickelt, um sich weltweit
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über Koordinaten verständigen zu können,
was ein ganz wichtiger Umstand war
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für die weitere Entwicklung. Und um ein
Beispiel zu nennen, was für Auswirkungen
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diese Entwicklung hat, oder diese
Standardisierung, ist hier eine Konferenz
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erwähnenswert, die kurz nach dieser
Meridian Conference stattfand, in Berlin,
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die Congo Conference – 1884 bis 1885.
Die dauerte unglaublich lange vier Monate.
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Und dort saßen auch wieder Reiche
zusammen, Interessenssphären,
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hauptsächlich europäische Kolonialmächte,
wie Deutschland, wie Frankreich,
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wie England, wie Spanien, aber auch
Belgien, und haben sich versucht darüber
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zu verständigen, wie sie mit Afrika,
man kann das hier an der Karte sehen,
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mit Afrika weiter umgehen. Es ging ihnen
vor allem darum, das es Teile von Afrika
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gab, die aus westlicher Sicht,
aus europäischer Sicht noch nicht
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kolonialisiert waren, die noch nicht bekannt
waren, die noch nicht erforscht waren.
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Und sie wollten im Prinzip dieses Gebiet
unter sich aufteilen in dieser Konferenz.
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Und dies ging natürlich nur, als Begriff
von Territorium über eine große Distanz
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hinweg, ging natürlich nur mit
entsprechenden Karten und einheitlichen
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Standards, um eben sich darüber
verständigen zu können, welche
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Interessenssphären von wem wie beherrscht
werden, wo die Grenzen sind, die dann
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vielleicht im Zweifelsfall vom Militär
oder von der Grenzpolizei verteidigt werden.
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Also insofern gibt es hier so eine zeitlich
interessante Nähe zu dieser Meridiankonferenz.
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Und gleichzeitig zeigt dieses Beispiel,
dass Karten immer auch die Funktion haben,
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Territorien zu definieren, zu verteidigen,
das auch über den Willen und den Zweck
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der einzelnen Menschen, die in diesen
Territorien leben. Was ja gerade beim
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Kolonialismus zu ganz großen Verbrechen
an der Menschlichkeit geführt hat, und das
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ist sozusagen auch eine Machtfunktion,
die dann durch Karten genutzt werden kann.
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Ein anderes Beispiel, das sich
chronologisch nicht ganz so zeitlich
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einordnen lässt, aber so eine
raumfördernde Funktion auch zeigt,
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das ist die Luftbildfotografie. Also es
entstand die Luftfahrt, militärisch wie zivil.
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Es entstand die Fotografie. Und aus beiden
zusammen ist dann relativ schnell
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die Technologie der Luftbildfotografie
entwickelt worden, weil sie eine riesengroße
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Vereinfachung der Kartografie ermöglicht
hat. Man konnte recht schnell
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über ein Gelände fliegen und es fotografisch
erfassen. Das war natürlich viel, viel einfacher
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als einzelne Landvermesser/innen durch
das Land zu schicken, die ‚on ground‘
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relativ mühselig Daten sammeln mussten,
hier konnte man großflächig vorgehen,
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hier konnte man rational vorgehen, und
konnte dann zu Hause am Kartentisch
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dann entsprechende Informationen auftragen.
Und Karten wurden sehr, sehr viel präziser,
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weil mehr Informationen erfasst werden
konnten. Diese Karten, das Beispiel,
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das ich gerade gezeigt habe – nochmal eins
zurück – ist im 1. Weltkrieg entstanden,
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1916. Im 1. Weltkrieg war im Prinzip die
Luftbildfotografie sehr weit verbreitet,
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und nach Ende des Ersten Weltkrieges
hat aber diese Technologie, dieses Wissen,
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wie man Bilder auswertet, wie man
sie in Karten überführt, sich in die
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Zivilgesellschaft übertragen, in viele
verschiedene Bereiche: in politische
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Bereiche und kulturelle/künstlerische
Bereiche. Und ein Beispiel zu nennen,
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ist hier Le Corbusier, man sagt, einer
der wichtigsten Architekten des 20. Jhd.,
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der es sehr begrüßt hat, diesen Blick, den
die Luftbildfotografie auf die Erde gibt,
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was ja so eine Art gottähnlicher
Blickwinkel ist, also nicht nur das
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eines Vogels, sondern sozusagen eines
Schöpfers. Und genau diese Geste
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hat er angenommen in seiner weiteren
Arbeit. Er hat sich als Stadtplaner
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betätigt, und man kann hier an diesem
Screenshot von einem Dokumentarfilm
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ganz gut sehen, wie er relativ großflächig
sich urbane Strukturen angeschaut hat.
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Da auch genauso mit so einer leichten Hand
von oben die Strukturen geformt hat, sich
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Konzepte überlegt hat, wie Stadtplanung z.B.
auch nach ästhetischen Gesichtspunkten.
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Und diese ästhetischen Gesichtspunkte
konnten sich in der Struktur erst
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durch die Luftbildfotografie vorstellbar
gemacht werden, wie diese Sachen
-
funktionieren können. Und insofern ist
natürlich Le Corbusier zu Recht auch
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danach kritisiert worden, über diese
distanzierte Sichtweise auf die Welt,
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die sich nicht mehr so mit Details
beschäftigt, mit den Individuen,
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die sie beleben, also mit diesem ganzen
‚Noise‘ der sich ergibt, sondern sich
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eigentlich eher an den großen Strukturen
orientiert hat. Was aber auch wichtig ist,
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dass die Luftbildfotografie andere Bereiche
tangiert hat. Z.B. zum – kann man sagen –
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Guten ist ein Beispiel zu nennen,
das Jeanne Haffner aufgezählt hat,
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über einen französischen Stadtsoziologen,
der sich Paul-Henri Chombart nannte.
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Und der hat z.B. die Luftbildfotografie
genutzt, um soziale Missstände
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in der Stadtentwicklung aufzuzeigen.
Also er hat z.B. zeigen können, dass
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typische Strukturen von Armenstadtvierteln
erkennbar werden, dass man z.B. sehen kann,
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dass die Lebensbedingungen dort sehr
schlecht sind, sehr, sehr enge Bebauung,
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wenig Infrastruktur; und im Vergleich
dazu reiche Stadtviertel kontrastierend
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hinstellen konnte. Und seine Wahrnehmung,
seine Forschung wurde deswegen vor allem
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auch breit diskutiert, weil sie diesen
wissenschaftlichen, objektiven Charakter
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von Karten und von Luftbildfotografie hatte,
und entsprechend dann auch ein Umdenken,
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oder zumindest eine gewisse Sensibilität
erzeugt für soziale Komponenten im Stadtplan,
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und im Stadtbau. Man muss dazusagen, dass
die Luftbildfotografie auch von anderen
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WissenschaftlerInnen sehr, sehr stark
kritisiert wurde, also Beispiel Henri Lefebvre,
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der das Recht auf Stadt geprägt hat als
Begriff, hat die Luftbildfotografie komplett
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abgelehnt. Hat gesagt, dass es für ihn ein
Überwachungsraum ist, also ein staatlicher
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Überwachungs-, Kontrollraum, den er für
alle Belange sozialer und politischer Art
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ablehnt, weil für ihn die Perspektive auf
den Boden, der Perspektive der Individuen,
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die in diesen Städten und diesen Strukturen
leben, viel, viel wichtiger ist, als dieser
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‚Obendrauf-Blick‘. Und auch andere
wie Foucault haben sich darauf bezogen.
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Also es gab eine Debatte, es gab einen
Diskurs, die durch diese neuen Technologien
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möglich wurden. Was man nicht
vergessen darf, oder sich immer wieder
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vor Augen führen muss, dass sie jetzt zwar
noch realistischer aussahen, also die Karten
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waren detaillierter, detailgetreuer,
schärfer, die Fotos ohnehin,
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dass es sich aber trotzdem bei den Karten
immer noch um Repräsentationen,
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um Abbildungen handelt, die komplexer
geworden sind in der Herstellung, also
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technisch aufwendiger, dadurch vielleicht
natürlicher wirkend, aber letztendlich
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immer noch Repräsentationen waren.
Und dieser Punkt fängt sich dann
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im Weiteren an, zu ändern.
Nur als ein Beispiel, das ihr alle kennt:
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durch die Einführung des Global
Positioning Systems in den 80iger Jahren,
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ich glaube 1989 .. 1990 dann auch für
die private Nutzung langsam freigegeben.
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Heutzutage gibt es GLONASS als russisches
System, die EU arbeitet an einem eigenen
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System. Aber diese Form von globaler
Positionsbestimmung brachte einen
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entscheidenden Faktor in die Kartografie
ein, nämlich die automatische, relativ
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präzise Darstellung der eigenen Position
auf der Karte. Und damit wurde das möglich,
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was wir heutzutage alle kennen, vorhin in
der Einführung wurde es auch schon erwähnt,
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Navigationssysteme, die uns durch die Stadt
leiten, die uns unsere Position mitteilen.
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Und es passieren zwei andere Sachen, durch
dieses globale Positionssystem, durch GPS,
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und durch solche Formen von
Navigationssystemen: einmal verändert sich
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die Karte. Die Karte ist eigentlich früher
immer ein Übersichtsplan gewesen.
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Also relativ groß. Man hat immer sozusagen,
wenn man es auch nur für die Navigation
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von A nach B genutzt hat, immer den Kontext
im Blick gehabt. Man konnte sie immer
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lesen. Man konnte auch sozusagen
Informationen sammeln auf dem Weg,
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den man gehen will. Das verändert sich
jetzt, der Fokus wird sehr viel schmaler,
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sehr viel kleiner. Wir kriegen jetzt
eigentlich nur noch einen
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Navigationsbildschirm zu
sehen. Nicht mehr den Kontext.
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Wir lesen vielleicht nicht mehr, wir
schauen eher in die Karte. Wir kriegen
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– gefragt oder ungefragt – jede Menge
Zusatzinformationen angeboten,
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die aber von jemandem moderiert werden,
von jemandem zusammengestellt werden,
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wo ich selber gar keinen Einfluss mehr
drauf habe, was wird mir dort gezeigt.
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Und das ist eine ganz, ganz wichtige
Veränderung, die durch diese
-
Navigationsform sich verändert.
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Natürlich verändert sich hier auch die
Perspektive. Es gibt nicht mehr diese
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göttliche Perspektive von oben, von
normalen Karten, sondern diese
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Egoshooter – fast schon – Perspektive,
dieses Auf-dem-Terrain-sich-Befinden,
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Sich-durch-das-Terrain-durchbewegen-
lassen. Und ein wichtiger Punkt,
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der jetzt hier vielleicht in diesem Zitat
etwas abstrakt formuliert ist,
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der auch entsteht: Vorher war es so,
Karten wurden immer vorher erstellt.
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Ich habe sozusagen den Moment des
Karten-Benutzens, der war immer
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separat zu dem Moment des Kartenzeichnens.
Durch diese GPS-Geräte,
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die wir mit uns rumtragen, durch
diese Mobiltelefone, durch
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die Auto-Navigationssysteme, die ja
permanent aufzeichnen – mal gewollt,
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mal ungewollt, mal durch
Überwachungsbehörden, mal durch
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Software, die mehr oder weniger
Komfort-Versprechen mit sich bringen –
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aber ich werde permanent, das was ich
mache, mein Weg, wird aufgezeichnet.
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D.h. das Kartieren und die Kartenbenutzung
fallen zusammen. Es sind zwei Sachen,
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die nicht mehr getrennt sind, nicht mehr
unterscheidbar sind. Karten werden
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fortlaufend neu modifiziert durch meine
Bewegungen. Und es werden natürlich
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neue Informationsebenen hinzugefügt,
dadurch, dass ich mich durch den Raum
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bewege. Das vielleicht erstmal nur so als
Umstand, der interessant ist, wo es
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verschiedene Überlegungen gibt,
was da sozusagen in unserer Raum-Nutzung
-
an Veränderungen mit sich bringt.
Aber es ist auf jeden Fall so, dass dieses
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Wissen darüber, dass sich eine Person
durch den Raum bewegt, mit dem Nutzen
-
der Karte, der Kartierung, zusammenfällt.
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Und das bringt mich an den Punkt, jetzt
ein bisschen in die Zukunft schauen,
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oder zu schauen, was es jetzt gerade für
technologische Entwicklungen gibt,
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die interessant sind. Die die Kartierung
vielleicht noch weiter verändern werden,
-
die sie vielleicht auch mit einer Kraft
ausstatten werden, wie wir sie von der
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Luftbildfotografie gerade gesehen haben.
Also dass sie in Politik, in soziale Räume,
-
in kulturelle Räume reinwirken wird. Und
das sind vielleicht drei Aspekte, die ich
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nur kurz zeigen will. Der eine Aspekt ist,
dass die Satellitenfotografie,
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als Nachfolgerin der Luftbildfotografie,
jetzt sozusagen so eine Art
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Dimensionssprung macht. So wird es
zumindest von Beobachterinnen
-
und Beobachtern gesagt. Weil sie –
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ich glaube jetzt, Satellitenfotografie
im kommerziellen, oder öffentlichen Bereich
-
gibt es seit 1990..1995 ungefähr. Das
wird wahrscheinlich jemand im Publikum
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besser wissen als ich. Aber, im Moment
werden ungefähr 100..120 Satelliten
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produziert, sind gerade schon auch
deployed worden, oder werden in den
-
nächsten Jahren ins Weltall geschossen.
Die sind relativ klein, die sind so
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kühlschrankgroß, oder umzugskarton-groß.
Von kleinen Firmen produziert,
-
die keinen anderen Zweck haben,
als die Qualität der Bilder,
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die geschossen werden, drastisch
zu erhöhen. Man kann das hier
-
ein bisschen an diesem Satellitenbild
von 2012 sehen,
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was schon eine relativ gute Auflösung hat.
Auch nicht mehr diese Top-Down-Perspektive,
-
sondern so eine leichte isometrische Ansicht.
Und das zweite, was diese Satelliten
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mit sich bringen werden, ist durch die
Menge an Satelliten, die jetzt deployed
-
werden, dass sie das Intervall der Fotos,
die sie machen, drastisch erhöhen können.
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Also, im Moment ist es üblich, dass ein
beliebiger Ort von einem Satellitenanbieter,
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von einem Satellitenfoto-Anbieter,
dass ein beliebiger Ort auf der Welt
-
alle paar Tage besucht werden kann.
Künftig wird es so sein, dass ein
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einzelner bestimmter Ort auf der Weltkugel
am Tag 6..7..8 mal besucht werden kann.
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D.h. es gibt eine relativ zeitnahe, sehr
präzise Abbildung dessen, was dort passiert.
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Das ist für den eben schon erwähnten
Aspekt der Überwachung, der automatisierten
-
Überwachung ein interessanter Punkt.
Und natürlich auch für jede Form
-
von kommerzieller Kartennutzung.
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Der zweite Punkt, der interessant ist,
wo es relativ wenig Informationen
-
im Moment gibt, ist natürlich, wie in
anderen Bereichen der Digitalisierung,
-
dass immer mehr daran gearbeitet wird,
wie man Algorithmen bauen kann,
-
die Tätigkeiten übernehmen, die sonst
Menschen machen. In diesem Fall
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geht es darum, Maschinen oder Algorithmen,
selbstlernende Mechanismen zu entwickeln,
-
die kartieren können. D.h. z.B. dass
Facebook – da kommt dieses tolle, bunte…
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aber glänzende Foto her – im Februar
2016, dieses Jahr, angekündigt hat,
-
dass sie einen solchen Mechanismus jetzt
aktiv nutzen. Und zwar geht es darum,
-
bei Facebook, dass sie die
Bevölkerungsdichte weltweit messen wollen,
-
durch die Auswertung von Satellitenfotos.
Ich glaube, soweit ich das verstehe,
-
von der Technik, die dort angewandt wird,
jetzt nicht besonders sophisticated,
-
weil diese Technik einfach nur Gebäude
findet, und dann hochrechnet,
-
wieviele Leute da drin leben könnten. Aber
es ist eine Tendenz, die aufgezeigt wird,
-
durch solche Ankündigungen, durch
solche Verkaufsankündigungen,
-
dass immer mehr Algorithmen anfangen
werden, Karten zu zeichnen.
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Und das ist schon sicherlich
eine Neuerung, die jetzt entsteht.
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Die mit der Satellitenfotografie auf der
einen Seite und mit dem, was ich jetzt
-
hier kurz zeigen möchte, nämlich
diesen real-zeitlichen Datenflüssen,
-
die immer mehr auch anfallen, die immer
mehr durch Sensoren erzeugt werden.
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Dass diese drei Komponenten zusammen
halt neue Formen von Kartografie
-
erzeugen werden.
Mit Realzeit meine ich in erster Linie
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Daten aus dem Verkehrsraum, also aus der
Fortbewegung. Da gibt es verschiedene
-
Arten von Stakeholdern,
von Industrie-Richtungen,
-
die ein starkes Interesse haben, hier
aktiv zu sein, hier Daten zu sammeln,
-
zu erheben, auszuwerten. Das ist natürlich
die Auto-Industrie, Stichwort ‚driverless cars‘,
-
also führerlose Autos. Das sind auch
andere Interessen, das ist z.B.
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die Plattform-Ökonomie, ‚Uber‘, ‚Lift‘,
um nur ein paar Beispiel zu nennen.
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Es sind auch staatliche Stellen, die ein
Interesse daran haben. Und von einigen
-
kommt im Prinzip verschiedene Ebenen,
Versuche, oder Unternehmungen,
-
um Daten zu sammeln. Man sieht das jetzt
hier in so einem Auto, das mit LIDAR
-
und anderen Sensoren ausgestattet ist, und
zeigt, wie es den Stadtraum um sich herum
-
wahrnimmt. Es kann aber auch ganz konkret
jetzt hier z.B. ein Hamburger Projekt sein,
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unter dem Label „Smart City“.
Das ist hier ein Screenshot von so einem
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Kontroll-Überwachungs-Monitor im Hamburger
Hafen. Hier geht es um Verkehrssteuerung
-
von LKWs, die sozusagen in Echtzeit
kontrolliert/überwacht werden können,
-
hier geht es um Verkehrsoptimierung, hier
geht es um Verkehrssteuerung. Und das
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ist vielleicht auch ein Problem das jetzt
durch diese Real-Datenflüsse, die entstehen,
-
die angehäuft werden durch die
verschiedensten Arten von Sensoren,
-
dass hier versucht wird, eigentlich etwas,
was besteht, was wir heutzutage
-
als Alltag wahrnehmen, nämlich diese
straßen-, autozentrierte Nutzung
-
des Stadtraums, hier weiter manifestiert
wird. Hier wird weniger sich darum gesorgt,
-
wie man vielleicht Verkehr minimieren
kann, wie man andere Verkehrswege
-
entwickeln kann, sondern hier wird
eigentlich eher versucht, durch einen
-
massiven Einsatz von digitalen
Technologien, von Kartierungen
-
bestehende Systeme sozusagen am Leben
zu erhalten, oder nach vorne zu bringen.
-
Und ich denke, das ist sicherlich
ein Umstand, der hier eine Rolle spielt.
-
Ein zweiter wichtiger Punkt, wenn man
sich diese drei Sachen anschaut, also
-
Satellitenfotografie, Maschinen die anfangen
zu kartieren, und diese Big-Data-Einflüsse
-
der Sensoren im Stadtraum, dass es
verschiedene Arten von Karten geben wird.
-
Also, im Moment ist es ja noch so, dass…
sich immer mehr ablösend oder auflösend…
-
im Moment ja noch eigentlich sozusagen
die kartierende Instanz, jahrelang,
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jahrzehntelang, war ja der Staat, die
Katasterämter, andere staatliche Einrichtungen.
-
Das wird jetzt immer mehr,
mit hohem Tempo, abgelöst durch
-
private Einrichtungen, durch Konzerne wie
Alphabet, durch kleinere Unternehmen
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wie Uber oder Lift. Diese haben Zugriff
auf hochpräzise, ganz detaillierte,
-
ganz genaue Kartendaten und Bewegungsdaten
– in diesen Kartendaten abgebildet.
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Und es entstehen z.B. dann solche Effekte,
dass es Karten gibt, die kriegen wir
-
zu Gesicht, als, vielleicht, Uber-NutzerInnen
oder als FahrerInnen, aber halt nicht
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das, was z.B. Uber sieht. D.h. es wird
sozusagen eine mehrklassige Form
-
von Kartografie geben. Das ist z.B. hier
ein Screenshot der Kartenansicht,
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die nur Uber sieht, also die sozusagen
so einen Kommando-und-Kontrollblick
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auf – hier in diesem Fall – San Francisco
hat. Hier sind Informationen eingetragen,
-
die man als normaler Mensch nicht zur
Verfügung hat. Und das ist sicherlich
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ein Problem, ein Umstand, ein Effekt,
der sich in den nächsten Jahren noch
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deutlich verschärfen wird, dass es hier
ganz unterschiedliche Gewichtungen,
-
oder Filterungen gibt, von dem,
was wir in der Stadt wahrnehmen.
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Der zweite Aspekt – und ich muss
jetzt leider ein bisschen verkürzen,
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weil meine Zeit gleich zu Ende ist –
der zweite wichtige Effekt,
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der eintritt, das kann man hier an diesem
Beispiel sehen, dieses kultur-,
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pop-kulturell-, Hypes, rund um PokémonGo,
dass diese drei Faktoren
-
– Satellitenfotografie, Algorithmen
(die Maschinen, die Karten bauen),
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und als drittes diese Big-Data-Flows –
zusammen dafür sorgen, dass halt auch
-
z.B. Menschen eine neue Geografie
von ‚Stadt‘ kriegen, neu durch die Stadt
-
geleitet werden. Das ist hier ein Beispiel
von so einem PokémonGo herd meeting
-
in San Francisco, Fisherman’s Wharf, wo
sozusagen ganz neue Wege, ganz neue
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Bewegungsmuster im Stadtraum entstehen,
die sozusagen durch diese Mélange
-
aus diesen drei Faktoren erzeugt werden.
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Das war jetzt so ein bisschen eine
Übersicht über diese verschiedenen
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Tendenzen, die es gibt. Sie können gerne
vielleicht beim Q&A, oder danach später,
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darüber sprechen, was sich daraus noch
ablesen lässt. Ich wollte jetzt nur so
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beispielhaft 2..3 Ideen in den Raum stellen.
Was mir genauso wichtig ist, zu zeigen,
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ich hatte es am Anfang auch gesagt, dass
es wichtig ist, neben diesen funktionalen
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Karten, die sozusagen für Gewinnorientierung
ausgerichtet sind, oder zur Navigation
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angeboten werden, es genauso wichtig ist,
Karten zu erstellen, die andere Sichtweisen
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von Welt, andere Sichtweisen von Raum
und von Stadt, darstellen können.
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Und da finde ich es ganz wichtig, dass
diese Karten auch einfach den Diskussionsraum
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dadurch eröffnen, was möglich ist; da
vielleicht auch den Blick schärfen auf das,
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was sozusagen die Subjekte, also wir, im
Raum sind. Und es nicht nur sehr um Strukturen
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und Datenflüsse geht. Und um ein Beispiel
zu nennen, das schon etwas älter ist,
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was ich sehr toll finde, ist vom Institute
For Applied Autonomy aus dem Jahre 2001.
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Eine Flash-Anwendung, die ein sehr schönes,
kleines, taktisches Tool darstellt.
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Man sieht hier New York, man sieht diese
roten Vierecke, das sind alles
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Video-Überwachungskameras. Und dieses Tool
bietet einem an, die eigene Position einzugeben,
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und das Ziel anzugeben, und zeigt einem
dann den Weg durch den Stadtraum
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mit der geringsten Video-Überwachung.
Murmeln und Lachen
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Und das ist natürlich ein schönes Beispiel
für so ein taktisches Tool, das aber
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natürlich auch eine Botschaft hat, also…
das Institute For Applied Autonomy
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haben ähnliche andere solche Projekte
gemacht und immer gesagt, „das ist ein Tool,
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das wir anbieten, aber es ist natürlich
auch dazu da, eine Kritik zu formulieren,
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an z.B. der Überwachungsgesellschaft,
Fragen zu stellen, und vielleicht sowas
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wie soziale Gerechtigkeit oder Zugänglichkeit
von Räumen auch zu thematisieren“.
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Zwei andere Beispiele, die mehr in Richtung
Geschichten-erzählen gehen, die aber auch
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wichtig sind. Oder fast gleichberechtigt
wichtig sind. Es ist z.B. einmal auch wieder
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ein Projekt aus den Vereinigten Staaten,
das „anti-eviction mapping project“.
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Aus San Francisco. In San Francisco ist
das Problem, dass es seit über 20..30 Jahren
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einen sehr hohen Gentrifizierungsdruck gibt.
Also, dass angestammte Bevölkerungsschichten
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verdrängt werden, durch neue ersetzt werden.
Und das „anti-eviction mapping“-Projekt
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macht sich das zur Aufgabe, diese
Verdrängungsprozesse zu dokumentieren.
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Speziell Vertreibung, also durch
Wohnungskündigungen, durch Rauswurf.
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Und was sie überwachen, ist nicht nur
schöne Zahlen in bunten, lauten, eigentlich
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auch wütenden Karten zu produzieren,
sondern immer Informationen dazu
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zu bringen, von den Leuten, den Betroffenen,
selber. D.h. eigentlich ist die Karte eher
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ein Zugangsprojekt, um eben diese
Geschichten der einzelnen Menschen,
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die Opfer dieser Vertreibungen sind,
aufzuzeigen. Und zwar nicht als Archiv,
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nicht als Museum, sondern als lebendiges
Konstrukt, um zu sehen, dass hier
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was ungerechtes passiert, und dass man
dagegen aktiv werden muss, weil immer
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Menschen dahinterstecken, die sozusagen
Opfer dieser Entwicklungen sind. Und
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hier ein Beispiel, wie dann vom
Anti-Eviction Mapping Projekt dann
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so eine Art Mural (?) im Stadtraum, die Karte
zurückübertragen wird, und dadurch
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sozusagen auch den Stadtraum mitbeeinflusst.
Und als letztes, kleines Projekt ein Projekt
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aus München. Ich hatte ja vorhin schon
am Beispiel der Kongo-Konferenz
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das Thema ‚Kolonialismus‘ angesprochen.
Deutschland war verstrickt in Kolonialismus,
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war sehr aktiv auch in diesem Bereich.
Deswegen gibt es in allen größeren
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deutschen Städten auch Spuren
des Kolonialismus. Und es gibt
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in allen Städten, oder in vielen Städten
auch Projekte, die diese Spuren aufzeichnen,
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dokumentieren. Eben auch nicht aus
historischen Gründen, sondern
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weil sie sagen, wir wollen so eine
Kontinuität von Kolonialismus verarbeiten
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und thematisieren. Und das Schöne, was
sie in diesem Projekt gemacht haben, ist,
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dass sie zwar eine reale Karte genommen
haben, mit realen Koordinaten, aber
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das was wir sonst so kennen, weggelassen
haben, also Straßen, Bezugssysteme;
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und sich darauf bezogen haben, einfach
das, was sie inhaltlich thematisieren wollen,
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in einen räumlichen, relationalen Kontext
zu stellen, und dadurch ihre Informationen
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und ihre Form der Narration,
der Erzählung, zusammenzubringen.
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Und ich finde das auch ein ganz wichtiges
Projekt, das so einmal die Sehgewohnheit
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von klassischen Karten ein bisschen
aufbricht, aber eben den Fokus setzt
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auf eine Geschichte, auf eine
antagonistische Form der Weltsicht.
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Und ganz zum Schluss, ich habe jetzt
noch 30 Sekunden, will ich zeigen,
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es ist natürlich ganz wichtig, dass
digitale Kartografie einen Riesenvorteil
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heutzutage hat. Sie ist leicht zu benutzen,
die Technologien sind relativ leicht
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nutzbar. Und um nur ein paar Zutaten
aufzuzählen, es gibt Openstreetmap,
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mit Open Data Sourcen, aus denen man
Karten bauen kann. Es gibt freie Software,
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die einem dabei helfen, also
Javascript-Bibliotheken, Desktop-GIS-Systeme.
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Es ist ganz sinnvoll, sich eigene Karten
auszudenken, wegzukommen vielleicht
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von einer klassischen Autofahrerkarte.
Selber sich die Base Layer zu zeichnen
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und eben, was ich gerade an diesen drei
Beispielen gezeigt habe, Subjektivität,
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Zeitlichkeit auch mit ins Spiel zu bringen,
um eben den Kontext von Karten auch
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in der Aussage und der sozialen Relevanz
zu erweitern. Ganz wichtig: wenn es
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keine offenen Geo-Daten gibt,
bitte erstellen und sie dann auch
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mit anderen teilen. Openstreetmap, um
hier noch ein bisschen mehr Werbung
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dafür zu machen, ist eine perfekte
Grundlage, um diese Karten immer weiter
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auszubauen. Und all das unter dem Ziel,
möglichst Erzählungen sich auszudenken,
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damit die Zukunft vielleicht auch durch
diese Karten mit beeinflusst werden kann,
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und wir nicht nur von den Karten beeinflusst
werden, die uns von A nach B navigieren.
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Vielen Dank!
Beifall
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Beifall
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Herald: Okay! Vielen Dank, Ulf!
Das war super.
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Gibt’s noch Fragen zu dem Thema?
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Ein bisschen Zeit haben wir noch,
1-2 Fragen können wir noch
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reinnehmen, wenn da
jetzt noch jemand eine hat.
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Da drüben steht schon jemand.
Sprich einfach ins Mikro!
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Frage: Ja hallo, danke
für den coolen Vortrag.
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Ein paar Anmerkungen hätte ich noch.
Weil du gesagt hast, Karten gleichzeitig…
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Herald: Gehst du ein bisschen näher ran?
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Frage: …Karten gleichzeitig kartieren,
und nutzen. Ich glaube, dass das nur
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zutrifft auf große Nutzungen, weil z.B.
die Reiseführer, die alten aus dem 17.Jhd.
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wurden auch gleichzeitig genutzt, und es
wurde auch gleich mitkartiert, indem
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mitgeschrieben wurde.
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Ulf: Ich habe dich leider
immer noch nicht ganz verstanden.
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Herald: Tut mir leid, das war auch
gar keine Frage, sondern ein Comment.
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Haben wir noch eine Frage, bitte?
Oder ist das alles?
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Ich kriege jetzt das Zeichen, dass wir
Schluss machen müssen. Tut mir leid!
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Aber ihr könnt jetzt auch gerne noch
dem Ulf noch ein paar Fragen stellen.
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Er löst sich jetzt nicht sofort in Luft auf.
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Ulf: Ansonsten bin ich auch noch ein
bisschen im Vorraum, wenn ihr noch…
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Herald: Genau, im Vorraum
könnt ihr dann mit ihm sprechen.
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Vielen Dank!
Beifall
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Abspannmusik
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