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Die Auseinandersetzung mit Ignoranz | Shafique Virani | TEDxUTSC

  • 0:14 - 0:16
    Ich bin gerade für die
    TED-Konferenz hergeflogen.
  • 0:16 - 0:19
    Während ich am Flughafen wartete,
    traf ich einen Familienfreund,
  • 0:19 - 0:22
    den ich seit Ewigkeiten
    nicht gesehen hatte.
  • 0:22 - 0:23
    Wir nennen ihn Onkel Anwar
  • 0:23 - 0:27
    und er ist das Ebenbild von Babar
    aus der kanadischen Hit-Sitcom
  • 0:27 - 0:29
    "Kleine Moschee auf der Prärie".
  • 0:29 - 0:29
    (Lachen)
  • 0:29 - 0:32
    Er trägt liebend gern seinen
    traditionellen Kurta-Pyjama,
  • 0:32 - 0:37
    hat einen Bart und einen absolut
    liebenswerten pakistanischen Akzent.
  • 0:37 - 0:40
    Er stürzte auf mich zu,
    drückte mich fest und sagte:
  • 0:40 - 0:43
    "Wie geht es dir? Was machst du so?"
  • 0:43 - 0:46
    Ich erzählte, dass ich jetzt
    Professor der Islamkunde sei
  • 0:46 - 0:50
    und sehr damit beschäftigt sei,
    herumzureisen und Vorlesungen zu halten,
  • 0:50 - 0:53
    um den Menschen den Islam
    ein wenig näherzubringen,
  • 0:53 - 0:55
    vor allem nach dem 11. September.
  • 0:56 - 0:58
    Er sah mir in die Augen und sagte:
  • 0:58 - 1:00
    "Sprich nicht mit mir über Nine Eleven!
  • 1:01 - 1:06
    Egal, wo ich hingehe, jeder sieht mich an,
    als wäre ich dafür verantwortlich!
  • 1:07 - 1:10
    Ich, verantwortlich für Nine Eleven?
  • 1:10 - 1:14
    Für die 7-Eleven-Shops vielleicht,
    aber nicht Nine Eleven!"
  • 1:14 - 1:15
    (Lachen) (Applaus)
  • 1:17 - 1:18
    Wie ich Onkel Anwar erzählte,
  • 1:18 - 1:21
    war ich viel unterwegs,
    um Vorträge zu halten.
  • 1:21 - 1:23
    Einer fand im Nationalen Presseclub statt.
  • 1:23 - 1:28
    Damals war der Stoff DHMO
    verstärkt im Gespräch.
  • 1:28 - 1:32
    Tatsächlich sprachen sich
    bei einer Umfrage in Idaho 86 %
  • 1:32 - 1:35
    für ein Verbot dieses Stoffes aus.
  • 1:35 - 1:39
    Ich nenne Ihnen einige
    wichtige Fakten über den Stoff
  • 1:39 - 1:41
    und würde dann gerne Ihre Meinung hören.
  • 1:42 - 1:43
    Alle Fakten, die ich Ihnen nenne,
  • 1:43 - 1:47
    wurden in angesehenen
    Fachzeitschriften veröffentlicht
  • 1:47 - 1:52
    und von den besten Forschern in Harvard,
    am MIT, an der University of Toronto
  • 1:52 - 1:54
    und in Oxford belegt.
  • 1:54 - 1:58
    DHMO ist farblos, geruchlos
    und geschmacksneutral.
  • 1:59 - 2:02
    Längerer Kontakt mit DHMO
    in festem Zustand
  • 2:02 - 2:05
    bewirkt schwere Schäden
    des menschlichen Körpergewebes.
  • 2:06 - 2:11
    Die Einnahme von DHMO kann
    zu übermäßigem Schwitzen, Urinieren,
  • 2:11 - 2:15
    Völlegefühlen, Übelkeit, Erbrechen
  • 2:15 - 2:17
    und einer Störung
    des Elektrolytspiegels führen.
  • 2:18 - 2:21
    DHMO wurde in den Tumoren
  • 2:21 - 2:24
    von Krebspatienten
    im Endstadium nachgewiesen.
  • 2:25 - 2:27
    Versehentliches Einatmen von DHMO
  • 2:27 - 2:31
    ist weltweit die dritthäufigste
    unbeabsichtigte Todesursache,
  • 2:31 - 2:37
    die laut Weltgesundheitsorganisation
    fast 400 000 Todesfälle pro Jahr fordert.
  • 2:39 - 2:43
    Für Abhängige bedeutet der Entzug
    von DHMO den sicheren Tod.
  • 2:46 - 2:50
    Wie viele von Ihnen würden
    angesichts dieser Informationen
  • 2:50 - 2:53
    DHMO frei verfügbar machen?
  • 2:55 - 2:57
    Fast niemand.
  • 2:57 - 3:01
    Sie stimmen voll mit meinem Publikum
    im Nationalen Presseclub überein.
  • 3:02 - 3:04
    Lassen Sie mich dazu
    noch Folgendes ausführen:
  • 3:04 - 3:07
    DHMO ist Dihydrogenmonoxid,
  • 3:07 - 3:11
    auch bekannt als Hydrogenhydroxid.
  • 3:11 - 3:15
    Aber die meisten kennen es vermutlich
    unter dem allgemeinen Namen,
  • 3:15 - 3:16
    nämlich Wasser.
  • 3:18 - 3:22
    Alles, was ich Ihnen gerade erzählt habe,
  • 3:22 - 3:26
    wurde von den besten Forschern
    weltweit nachgewiesen.
  • 3:27 - 3:31
    Und doch waren fast alle
    in diesem Publikum bereit,
  • 3:31 - 3:34
    unseren Zugang zu Wasser einzuschränken.
  • 3:36 - 3:39
    Wenn uns nur eine Teilmenge
    einer Information bekannt ist,
  • 3:40 - 3:43
    neigen wir zur Fehlurteilen
  • 3:43 - 3:45
    und falschen Entscheidungen.
  • 3:47 - 3:50
    Die Geschichte von DHMO
    verrät viel über das Thema,
  • 3:50 - 3:52
    über das ich mit Ihnen sprechen will --
  • 3:52 - 3:54
    eine andere Art von DHMO,
  • 3:54 - 3:57
    dessen Geschichte
    noch viel ungerechter ist.
  • 3:57 - 4:00
    Das erste DHMO steht
    für Dihydrogenmonoxid,
  • 4:01 - 4:04
    doch das zweite steht
    für Dehumanisation von Moslems.
  • 4:06 - 4:07
    Media Tenor,
  • 4:07 - 4:11
    ein weltweit führendes Forschungsinstitut
    für strategische Medienintelligenz,
  • 4:11 - 4:14
    überprüfte knapp eine Million
    Artikel über Muslime
  • 4:14 - 4:17
    in amerikanischen und europäischen Medien.
  • 4:18 - 4:23
    In 98 % der Berichte ging es
    um muslimische Kämpfer.
  • 4:24 - 4:28
    Nur 2 % handelten von den gewöhnlichen
  • 4:28 - 4:31
    1,5 Milliarden Muslimen,
  • 4:32 - 4:34
    ein Viertel der Weltbevölkerung,
  • 4:35 - 4:37
    mit dem wir diesen Planeten teilen.
  • 4:38 - 4:43
    Das entspricht exakt der Information,
    die ich Ihnen zu DHMO gegeben habe.
  • 4:44 - 4:46
    Wenn unser gesamtes Wissen einer Sache
  • 4:46 - 4:50
    nur einen einzigen,
    extrem seltenen Teilbereich betrifft,
  • 4:50 - 4:54
    dann versagen wir nicht nur
    beim Umgang mit diesem Bereich,
  • 4:54 - 4:57
    sondern verfehlen komplett das Thema.
  • 4:58 - 5:02
    Wir haben die Taten
  • 5:03 - 5:08
    einer winzigen Gruppe
    von Muslimen in der Welt
  • 5:08 - 5:12
    auf 1,5 Milliarden Menschen
    auf der ganzen Welt übertragen.
  • 5:12 - 5:14
    Das ist so, als würde man
  • 5:14 - 5:17
    die Taten des Ku-Klux-Klan
    mit seinen brennenden Kreuzen
  • 5:17 - 5:21
    als stellvertretendes Beispiel
    für das gesamte Christentum anführen.
  • 5:22 - 5:26
    Diese Art der Verallgemeinerung
    wird leider immer häufiger,
  • 5:26 - 5:30
    wie uns die Nachricht
    auf diesem Pick-up zeigt:
  • 5:31 - 5:34
    "Alles, was ich jemals
    über den Islam wissen musste,
  • 5:34 - 5:37
    habe ich am 11. September gelernt."
  • 5:38 - 5:41
    Ich erinnere mich sehr gut
    an den 11. September.
  • 5:41 - 5:44
    Ich war gerade an der Fakultät
    der Harvard-Universität eingestellt worden
  • 5:44 - 5:47
    und bereitete mich
    auf mein erstes Seminar vor.
  • 5:48 - 5:50
    Ich erinnere mich an dieses Seminar.
  • 5:50 - 5:53
    Die Studenten und ich bemühten uns,
  • 5:53 - 5:57
    das furchtbare Grauen zu verstehen,
    das wir gerade miterlebt hatten.
  • 5:58 - 6:00
    Was mir wirklich Mut machte, war,
  • 6:00 - 6:04
    dass sie alle vorurteilsfrei waren
  • 6:04 - 6:07
    und bereit waren,
    zu lernen und zu verstehen.
  • 6:07 - 6:09
    Sie erkannten,
  • 6:09 - 6:11
    dass sie während ihrer
    gesamten Schulbildung
  • 6:11 - 6:16
    so gut wie keinen Kontakt
    zur muslimischen Welt gehabt hatten,
  • 6:16 - 6:19
    und deshalb wollten sie verstehen.
  • 6:19 - 6:23
    Sie wollten sehen,
    wie diese Welt wirklich aussieht.
  • 6:24 - 6:29
    Der Gegensatz zwischen der Nachricht
    hinten auf dem Pick-up und den Studenten
  • 6:29 - 6:33
    erinnert mich an eine Stelle,
    auf die ich beim Übersetzen eines Buchs
  • 6:33 - 6:38
    von dem berühmten Autor
    Nasiruddim Tusi gestoßen bin,
  • 6:38 - 6:40
    einer der berühmtesten
    muslimischen Forscher
  • 6:40 - 6:43
    und Philosophen des Mittelalters.
  • 6:43 - 6:44
    Dort steht:
  • 6:46 - 6:50
    "Derjenige, der nichts weiß
    und nicht weiß, dass er nichts weiß,
  • 6:50 - 6:51
    ist ein Narr.
  • 6:52 - 6:53
    Meide ihn.
  • 6:54 - 6:56
    Derjenige, der nichts weiß und weiß,
  • 6:56 - 7:00
    dass er nichts weiß, ist ein Suchender.
  • 7:00 - 7:01
    Lehre ihn.
  • 7:02 - 7:04
    Derjenige, der weiß und nicht weiß,
  • 7:04 - 7:07
    dass er weiß, schläft.
  • 7:07 - 7:08
    Wecke ihn.
  • 7:09 - 7:15
    Und er, der weiß und weiß,
    dass er weiß, ist weise.
  • 7:15 - 7:16
    Folge ihm."
  • 7:19 - 7:20
    Ein weiterer Grund,
  • 7:20 - 7:23
    warum sich der 11. September
    in mein Gedächtnis eingebrannt hat --
  • 7:23 - 7:27
    vielleicht sehr viel stärker,
    als bei vielen anderen Menschen --
  • 7:28 - 7:30
    wird auf diesem Foto sichtbar.
  • 7:31 - 7:35
    Das hier ist mein Onkel, Salman Dhanani.
  • 7:35 - 7:39
    Er war als ehrenamtlicher Mitarbeiter
    in seiner Gemeinde in New York aktiv;
  • 7:39 - 7:41
    ein echter Menschenfreund,
  • 7:41 - 7:45
    der ständig bei Projekten
    in Entwicklungsländern mithalf.
  • 7:47 - 7:51
    Er war der stellvertretende Direktor
    der Firma Aon Insurance,
  • 7:51 - 7:55
    deren Büroräume
    im 99. Stockwerk im Südturm
  • 7:56 - 7:58
    des World Trade Centers lagen.
  • 7:59 - 8:02
    An jenem schicksalhaften Tag,
  • 8:02 - 8:05
    an dem die Flugzeuge
    in die beiden Türme stürzten,
  • 8:05 - 8:08
    war er für die Evakuierung
    seiner Kollegen verantwortlich.
  • 8:09 - 8:12
    Er rettete 80 Mitarbeitern das Leben
  • 8:13 - 8:15
    und sie konnten entkommen.
  • 8:16 - 8:20
    Aber bis alle draußen waren,
    war es für ihn zu spät.
  • 8:20 - 8:22
    Er war gefangen.
  • 8:23 - 8:27
    Und heute liegt er
    unter den Trümmern begraben,
  • 8:28 - 8:30
    die einmal das World Trade Center waren.
  • 8:31 - 8:33
    Er war 63.
  • 8:35 - 8:39
    Dieses Bild wurde nur Tage
    vor seinem Tod aufgenommen,
  • 8:39 - 8:41
    als Familienangehörige --
  • 8:41 - 8:45
    mein Onkel Nizar, meine Tante Mumtaz
    und meine Kusine Fatima --
  • 8:45 - 8:50
    ihn besuchten und dieses Bild
    vor den Vereinten Nationen aufnahmen.
  • 8:51 - 8:56
    Das sind die gewöhnlichen Muslime,
    von denen wir nie etwas mitbekommen.
  • 8:58 - 9:03
    Unsere Wissenslücken in Bezug
    auf ein Viertel aller Menschen,
  • 9:03 - 9:04
    auf die muslimische Welt,
  • 9:04 - 9:08
    werden meiner Meinung nach
    sehr deutlich in einer Umfrage,
  • 9:08 - 9:12
    die erst letzten Monat von einem der
    angesehensten Umfrageinstitute in den USA,
  • 9:12 - 9:15
    Public Policy Polling,
    veröffentlicht wurde.
  • 9:15 - 9:19
    Man befragte 1000 Amerikaner,
    Demokraten ebenso wie Republikaner,
  • 9:19 - 9:21
    und kam zu einem Ergebnis, das mir,
  • 9:21 - 9:25
    das verspreche ich Ihnen,
    nicht im Traum eingefallen wäre.
  • 9:26 - 9:30
    Ein Viertel der Amerikaner
    befürwortet den Angriff auf Agrabah.
  • 9:30 - 9:31
    (Lachen)
  • 9:31 - 9:34
    Für diejenigen unter Ihnen,
    die es nicht wissen --
  • 9:34 - 9:38
    Agrabah ist das mythische Königreich
    aus dem Diney-Klassiker Aladdin.
  • 9:38 - 9:40
    (Lachen) (Applaus)
  • 9:40 - 9:44
    Es macht sprachlos,
    dass ein Viertel der Befragten
  • 9:44 - 9:47
    ein imaginäres Königreich
    bombardieren wollten,
  • 9:47 - 9:52
    vermutlich, weil es irgendwo
    im Nahen Osten liegen könnte.
  • 9:53 - 9:56
    Aber das sagt doch einiges aus, oder?
  • 9:59 - 10:04
    Denn unser Bild
    von den normalen Menschen,
  • 10:04 - 10:09
    die in dem Teil der Welt leben,
    ist auch ziemlich unwirklich, nicht wahr?
  • 10:10 - 10:15
    Und ich denke, es hat sich
    über Generationen entwickelt.
  • 10:15 - 10:18
    Tatsächlich ist es
    vielleicht vorausschauend,
  • 10:18 - 10:21
    dass es das imaginäre Königreich
    aus Aladdin betrifft,
  • 10:21 - 10:24
    denn als Kind war das
    einer meiner Lieblingsfilme.
  • 10:24 - 10:29
    Ich erinnere mich noch sehr gut
    an das erste Lied des Erzählers.
  • 10:29 - 10:33
    Er sang: "Ich komm aus einem fernen Land,
  • 10:33 - 10:36
    wo es Kamele gibt und Sand,
  • 10:36 - 10:39
    wo sie dir ein Ohr abschneiden,
    wenn sie dich nicht können leiden,
  • 10:39 - 10:43
    Das ist barbarisch und brutal,
    aber, hey -- hier wohn' ich nun mal!"
  • 10:43 - 10:48
    Von klein auf lernen Kinder,
  • 10:48 - 10:52
    dass die Menschen dieser muslimischen Welt
  • 10:52 - 10:55
    ein barbarisches und brutales Volk sind.
  • 10:56 - 11:01
    Niemand hat darüber mehr geforscht,
    als Professor Jack Shaheen.
  • 11:01 - 11:03
    Er überprüfte fast 1000 Filme,
  • 11:03 - 11:07
    die Hollywood im Laufe von
    über 100 Jahren produziert hat,
  • 11:07 - 11:10
    und fand nur zwölf,
  • 11:11 - 11:15
    die Muslime oder Araber
    in einem positiven Licht darstellten.
  • 11:16 - 11:18
    Tatsächlich kam er zu dem Schluss,
  • 11:18 - 11:22
    dass eine männliche, muslimische
    oder arabische Filmfigur
  • 11:23 - 11:26
    mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 %
  • 11:26 - 11:30
    als gewalttätig, habgierig
    oder unehrlich dargestellt wird.
  • 11:30 - 11:32
    95 Prozent!
  • 11:36 - 11:40
    Menschen wie Samuel Huntington bezeichnen
    den gegenwärtigen Zustand unserer Welt
  • 11:40 - 11:43
    als einen "Kampf der Kulturen".
  • 11:44 - 11:46
    Wer differenzierter denkt
  • 11:46 - 11:50
    und andere Teile der Welt
    besser wahrnimmt und versteht,
  • 11:50 - 11:52
    wird erkennen, dass wir uns vielmehr
  • 11:52 - 11:55
    in einem "Kampf gegen Ignoranz" befinden.
  • 11:56 - 11:59
    Wie setzen wir uns
    mit dieser Ignoranz auseinander?
  • 11:59 - 12:03
    Hier ist ein Vorschlag,
    den ich gerne verbreiten möchte.
  • 12:03 - 12:08
    Ich sitze im Verwaltungsrat
    des Madrasa Early Childhood-Programms
  • 12:08 - 12:09
    in Ostafrika,
  • 12:09 - 12:14
    das sich für die ärmsten Regionen
    in dieser Gegend einsetzt,
  • 12:16 - 12:19
    für Kinder, die keinen Zugang
    zu Schulbildung haben.
  • 12:20 - 12:23
    Vor etwa 30 Jahren wandten sich
    Oberhäupte entlang der küstennahen,
  • 12:23 - 12:25
    muslimischen Gemeinden dieser Gegend
  • 12:25 - 12:27
    an Seine Hoheit Aga Khan --
  • 12:28 - 12:32
    dessen Großvater die ersten
    multiethnischen Schulen
  • 12:32 - 12:33
    der Region gegründet hatte --
  • 12:33 - 12:38
    um ihn um Unterstützung
    bei der Ausbildung der jüngsten Kinder
  • 12:38 - 12:41
    in diesen benachteiligten
    Gemeinden zu bitten.
  • 12:42 - 12:46
    Seitdem wurde ein
    innovativer Lehrplan entwickelt,
  • 12:46 - 12:49
    der bereits auf CNN
    und bei BBC erwähnt wurde,
  • 12:49 - 12:53
    und der alle üblichen Fächer umfasst.
  • 12:53 - 12:57
    Zusätzlich aber ist ein wesentlicher
    Bestandteil des Lehrplans,
  • 12:57 - 13:00
    den meine Kinder --
    die Sie auf diesem Bild sehen --
  • 13:00 - 13:03
    von klein auf lernen,
  • 13:04 - 13:08
    der Kontakt mit dem Pluralismus der Welt.
  • 13:09 - 13:11
    Sie sollen etwas über
    die Sprachgruppen lernen,
  • 13:11 - 13:15
    über die ethnische Gruppen,
    die Vielfalt an Stämmen und Religionen,
  • 13:15 - 13:19
    die es in ihren Dörfern, ihren Städten,
    Ländern und in unserer Welt gibt.
  • 13:20 - 13:21
    Anders gesagt:
  • 13:21 - 13:26
    Diese kleinen Kinder wachsen
    mit einer weltoffenen Moral auf.
  • 13:27 - 13:31
    Viele von Ihnen werden sich vielleicht
    an die furchtbare Gewalt erinnern,
  • 13:31 - 13:35
    zu der es Anfang 2008 in Kenia kam.
  • 13:35 - 13:39
    Als infolge der Wahlen
    im ganzen Land Gewalt ausbrach,
  • 13:39 - 13:41
    kam es zu einem schrecklichen Blutbad
  • 13:41 - 13:45
    zwischen den Anhängern
    von Präsident Mwai Kibaki
  • 13:45 - 13:47
    und den Anhängern seines Gegners.
  • 13:48 - 13:52
    Mitglieder der Kikuyu, Luo und Kalenjin
    brachten sich gegenseitig um.
  • 13:52 - 13:56
    Tausende Menschen wurden ermordet;
    hunderttausende verloren ihr Zuhause.
  • 13:56 - 14:01
    Von unseren 75 Schulen in Kenia
    wurden alle geschlossen.
  • 14:01 - 14:03
    Wir waren verzweifelt.
  • 14:03 - 14:07
    Unsere Schulen befanden sich
    in den ärmsten Gegenden des Landes,
  • 14:07 - 14:12
    in den Gegenden, in denen es
    am ehesten zu Gewalt kommen würde.
  • 14:13 - 14:16
    Bei unserer nächsten Vorstandssitzung
  • 14:17 - 14:23
    bat ich sofort um einen Bericht
    mit Antworten auf unsere Fragen:
  • 14:23 - 14:25
    "Was ist mit unseren Kindern passiert?"
  • 14:25 - 14:27
    "Was ist mit unseren Lehrern passiert?"
  • 14:27 - 14:31
    "Geht es den ehrenamtlichen Eltern
    an unseren Schulen gut?"
  • 14:31 - 14:34
    "Ist alles in Ordnung
    mit unseren Gemeinden?"
  • 14:34 - 14:35
    "Wie viele sind gestorben?"
  • 14:37 - 14:41
    Als der Bericht zurückkam,
    waren wir sprachlos.
  • 14:42 - 14:47
    Keine einzige Schule in unseren Gemeinden
  • 14:47 - 14:50
    war von der Gewalt betroffen gewesen.
  • 14:52 - 14:53
    Keine einzige.
  • 14:54 - 14:57
    Ich bin davon überzeugt,
    dass es daran liegt,
  • 14:57 - 15:02
    dass die Kinder dort seit 30 Jahren
  • 15:02 - 15:04
    etwas über ihre Nachbarn lernen,
  • 15:04 - 15:07
    über die Stämme und die Sprachen,
  • 15:07 - 15:12
    die Lieder und Tänze all ihrer Mitmenschen
  • 15:12 - 15:15
    und der Menschen in der ganzen Welt.
  • 15:15 - 15:18
    Sie sind immun geworden gegen den Virus
  • 15:18 - 15:21
    des Hasses und der Dehumanisierung,
  • 15:21 - 15:24
    den Demagogen oft verbreiten wollen.
  • 15:25 - 15:27
    Können Sie sich eine Welt vorstellen,
  • 15:27 - 15:31
    in der alle Kinder so unterrichtet werden,
  • 15:31 - 15:33
    wie diese hier?
  • 15:34 - 15:39
    Gäbe es die religiöse Gewalt,
    die gerade in Syrien und im Irak herrscht?
  • 15:39 - 15:43
    Wären die Rassenprobleme
    in den USA dieselben?
  • 15:43 - 15:47
    Gäbe es im Westen Islamophobie,
    wie wir sie kennen?
  • 15:49 - 15:54
    Unser Verständnis von einer
    gebildeten Person im Westen bedeutet,
  • 15:54 - 15:58
    dass sie von Sir Isaac Newton,
  • 15:58 - 16:01
    von Mozart und Napoleon wissen muss.
  • 16:02 - 16:05
    Aber wir hätten große Mühe,
  • 16:05 - 16:08
    selbst unter den Gelehrtesten
    im Westen viele Menschen zu finden,
  • 16:08 - 16:13
    die ein entsprechendes Wissen
    von der muslimischen Welt haben --
  • 16:14 - 16:17
    obwohl allein die Wörter
    "Algebra" und "Algorithmus"
  • 16:17 - 16:19
    aus dem Arabischen stammen;
  • 16:19 - 16:24
    obwohl einige der symbolträchtigsten
    Bauwerke der Welt,
  • 16:24 - 16:26
    wie etwa der Taj Mahal,
  • 16:26 - 16:29
    aus muslimischen Kulturen stammen;
  • 16:29 - 16:32
    und obwohl der "Kanon der Medizin"
  • 16:32 - 16:37
    von Ibn Sina in Europa über Jahrhunderte
    das Standardwerk der Medizin war.
  • 16:40 - 16:43
    Wir benötigen einen Lehrplan,
  • 16:43 - 16:48
    der schon den Kleinsten
    eine globale Weltsicht vermittelt,
  • 16:48 - 16:53
    sodass Kinder mit einem Verständnis
    von unserer Welt heranwachsen,
  • 16:53 - 16:55
    von den Menschen,
    die Teil unserer Gemeinschaft sind.
  • 16:56 - 16:58
    Am Eingang der Vereinten Nationen
  • 16:58 - 17:03
    steht ein persisches Gedicht
    von Saadi von Schiraz,
  • 17:03 - 17:07
    einem muslimischen Dichter
    aus dem 13. Jahrhundert, der schreibt:
  • 17:07 - 17:10
    (Persisch) Adams Kinder sind
    wie die Glieder eines Leibes.
  • 17:11 - 17:15
    "Adams Kinder sind
    wie die Glieder eines Leibes,
  • 17:15 - 17:18
    denn sie alle entstammen
    einer einzigen Seele.
  • 17:19 - 17:23
    Wenn das Schicksal einem
    der Glieder Schmerz zufügt,
  • 17:23 - 17:27
    wie können dann die anderen Frieden haben?
  • 17:28 - 17:31
    Ihr, die ihr den Schmerz
    der anderen nicht spürt,
  • 17:32 - 17:36
    wie wagt ihr es,
    euch ein Kind Adams zu nennen?
  • 17:37 - 17:41
    Wie könnt ihr euch
    als Menschen bezeichnen?"
  • 17:41 - 17:43
    Das Gefühl, eine einzige
    Menschenfamilie zu sein,
  • 17:43 - 17:46
    hat in der jüngsten Vergangenheit
  • 17:46 - 17:50
    einige unglaublich inspirierende
    Geschichten von Mut hervorgebracht.
  • 17:50 - 17:54
    In den letzten paar Monaten wandten sich
    infolge von Terroranschlägen
  • 17:54 - 17:59
    einige Extremisten im Westen
    gegen die Muslime unter ihnen,
  • 17:59 - 18:02
    die mit den Anschlägen
    nichts zu tun hatten.
  • 18:03 - 18:07
    Wir haben erlebt, wie Frauen
    vor nahende Busse gestoßen wurden,
  • 18:07 - 18:09
    wie Moscheen abbrannten
  • 18:09 - 18:14
    und wie ein Schweinekopf
    in eine Kinderschule geworfen wurde.
  • 18:14 - 18:16
    Doch als diese Vorfälle begannen
  • 18:16 - 18:20
    und sich Muslime in ihren Gemeinden
    nicht mehr aus dem Haus trauten,
  • 18:20 - 18:24
    erschienen in Australien innerhalb
    von vier Stunden 150 000 Tweets
  • 18:24 - 18:28
    unter dem Hashtag "Ich begleite dich".
  • 18:28 - 18:30
    "Ich begleite dich."
  • 18:30 - 18:33
    Wir stehen an eurer Seite.
    Ihr seid Teil unserer Gemeinschaft.
  • 18:33 - 18:36
    Macht euch keine Sorgen.
  • 18:36 - 18:38
    Erst vor einigen Wochen
  • 18:38 - 18:41
    griffen al-Shabaab-Kämpfer einen Bus
    auf dem Weg nach Mandera an,
  • 18:41 - 18:44
    an der Grenze zwischen Somalia und Kenia.
  • 18:45 - 18:47
    Sie versuchten, die Christen
    aus dem Bus zu holen,
  • 18:47 - 18:50
    um sie kaltblütig hinzurichten.
  • 18:50 - 18:53
    Doch die Muslime im Bus weigerten sich,
  • 18:53 - 18:57
    ihre christlichen Brüder und Schwestern
    einem Blutbad zu überlassen.
  • 18:57 - 18:59
    Sie sagten den Terroristen:
  • 19:00 - 19:02
    "Diese Christen bleiben hier.
  • 19:02 - 19:05
    Wenn ihr sie töten wollt,
    müsst ihr uns alle töten."
  • 19:06 - 19:11
    Die Terroristen hatten solche Angst,
    dass sie die Flucht ergriffen.
  • 19:14 - 19:19
    Wenn wir uns mit dem Wissen
    über unsere Nachbarn bewaffnen,
  • 19:19 - 19:22
    über die Menschen,
    die Teil unserer Welt sind,
  • 19:22 - 19:26
    dann besitzen wir die Mittel,
    um jedem entgegenzutreten,
  • 19:26 - 19:31
    der andere entmenschlichen
    und gegeneinander aufbringen will,
  • 19:32 - 19:35
    denn, wie Saadi von Schiraz sagte --
  • 19:35 - 19:38
    wir sind alle Adams Kinder,
  • 19:39 - 19:42
    wir sind alle eine Menschenfamilie.
  • 19:43 - 19:44
    Danke.
  • 19:44 - 19:45
    (Applaus)
Title:
Die Auseinandersetzung mit Ignoranz | Shafique Virani | TEDxUTSC
Description:

Mit schockierenden Belegen, heiteren Anekdoten, herzzerreißenden Geschichten aus seinem persönlichen Leben und hervorragenden Einblicken in das Weltgeschehen drängt uns Dr. Virani zur Auseinandersetzung mit der Ignoranz zwischen der westlichen und der muslimischen Welt, um Mauern aus Fehlinformationen durch Brücken des Verstehens zu ersetzen. Mit seinem Appell an das Gute im Menschen bietet Dr. Virani einen vorausschauenden Weg nach vorne, der Hoffnung auf eine bessere Zukunft weckt.

Dr. Shafique Virani (PhD, Harvard University) ist ein angesehener Professor der Islamwissenschaften an der University of Toronto, Gründungsdirektor des Zentrums für Südasiatische Kulturen und ehemaliger Leiters des Fachbereichs für Geschichte. Darüber hinaus ist er ein preisgekrönter Autor und hat als international anerkannter öffentlicher Redner bereits Vorträge vor mehr als 15 000 Zuschauern aus über 50 Ländern gehalten. Sein Buch "Die Ismailiten im Mittelalter: Eine Geschichte über das Überleben, eine Suche nach Erlösung" gilt als das erste akademische Werk eines bedeutenden Universitätsverlages, das seinen eigenen Trailer erhielt. Von den Vereinten Nationen wurde er als Visionär bezeichnet und für seine Bemühungen "zur Erweiterung der Wissensgrenzen und zur Förderung des Menschenwohls" geehrt.

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
19:54

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