Wie die Quantenbiologie die zentralen Fragen des Lebens klären könnte
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0:01 - 0:06Ich möchte Ihnen ein aufstrebendes
Wissenschaftsgebiet vorstellen, -
0:06 - 0:10das noch spekulativ,
aber unglaublich spannend ist -
0:10 - 0:13und stetig an Bedeutung gewinnt.
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0:13 - 0:17Die Quantenbiologie
stellt die einfache Frage, -
0:17 - 0:19ob die Quantenmechanik --
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0:19 - 0:22diese seltsame, wundervolle
und weitreichende Theorie -
0:22 - 0:25über die subatomare Welt
der Atome und Moleküle, -
0:25 - 0:28auf die sich vieles in der heutigen
Physik und Chemie stützt -- -
0:28 - 0:32auch in lebenden Zellen eine Rolle spielt.
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0:32 - 0:36Anders gefragt: Gibt es Prozesse,
Mechanismen oder Phänomene -
0:36 - 0:38in lebenden Organismen,
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0:38 - 0:43die nur durch Quantenmechanik
erklärbar sind? -
0:43 - 0:45Quantenbiologie ist nicht neu.
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0:45 - 0:48Es gibt sie seit Anfang der 1930er Jahre.
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0:48 - 0:52Aber erst im letzten Jahrzehnt
wurden durch sorgfältige Experimente -
0:52 - 0:55in biochemischen Laboren
mittels der Spektroskopie -
0:55 - 1:02handfeste Beweise für bestimmte
Mechanismen gefunden, -
1:02 - 1:06die nur quantenmechanisch
zu erklären sind. -
1:06 - 1:09Die Quantenbiologie
führt Quantenphysiker, Biochemiker -
1:09 - 1:13und Molekularbiologen zusammen --
sie ist sehr interdisziplinär. -
1:13 - 1:17Ich komme aus der Quantenphysik,
bin also Kernphysiker. -
1:17 - 1:19Ich habe über drei Jahrzehnte versucht,
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1:19 - 1:22die Quantenmechanik zu verstehen.
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1:22 - 1:24Niels Bohr, einer ihrer Gründer, sagte:
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1:24 - 1:28"Wenn sie einen nicht staunen lässt,
hat man sie nicht verstanden." -
1:28 - 1:31Ich bin froh, dass ich
immer noch darüber staune. -
1:31 - 1:33Das ist ein gutes Zeichen.
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1:33 - 1:40Aber es bedeutet, die winzigsten Gebilde
des Universums zu untersuchen -- -
1:40 - 1:42die Bausteine der Realität.
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1:42 - 1:45Um deren Größe zu einzuschätzen,
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1:45 - 1:48denken Sie an etwas Alltägliches,
wie einen Tennisball, -
1:48 - 1:51und gehen zur nächst
kleineren Größenordnung: -
1:51 - 1:56Von einem Nadelkopf, zu einer Zelle,
zu einem Bakterium, bis zu einem Enzym. -
1:56 - 1:58Bald darauf kommt die Nanowelt.
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1:58 - 2:01Von Nanotechnologie
haben Sie vielleicht gehört. -
2:01 - 2:05Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter.
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2:05 - 2:09Mein Gebiet ist der Atomkern --
der winzige Punkt innerhalb des Atoms. -
2:09 - 2:11Der ist noch eine Stufe kleiner.
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2:11 - 2:14Das ist das Gebiet der Quantenmechanik,
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2:14 - 2:16an das sich Physiker und Chemiker
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2:16 - 2:17seit langem heran tasten.
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2:17 - 2:22Die Biologen, andererseits, haben sich
in meinen Augen etwas abgewandt. -
2:22 - 2:26Sie sind zufrieden mit ihren
Ball-und-Stäbchen-Molekül-Modellen. -
2:26 - 2:28(Lachen)
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2:28 - 2:30Die Bälle sind Atome,
die Stäbe deren Verbindungen. -
2:30 - 2:33Was sie nicht im Labor nachbauen können,
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2:33 - 2:36erledigen heute leistungsstarke Computer,
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2:36 - 2:38die riesige Moleküle simulieren können.
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2:38 - 2:42Das ist ein Protein,
das aus 100 000 Atomen besteht. -
2:42 - 2:48Man braucht keine Quantenmechanik,
um es zu erklären. -
2:48 - 2:51Die Quantenmechanik wurde
in den 1920ern entwickelt, -
2:51 - 2:58als eine Reihe schöner und mächtiger
mathematischer Regeln und Konzepte, -
2:58 - 3:00die die Welt im ganz Kleinen erklären.
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3:00 - 3:04Sie unterscheidet sich sehr
von unserer alltäglichen Welt, -
3:04 - 3:05mit ihren Billionen von Atomen.
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3:05 - 3:10Es ist eine Welt, die auf
Wahrscheinlichkeit und Zufall basiert -- -
3:10 - 3:13verschwommen und voller Phantome.
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3:13 - 3:18In ihr können sich Teilchen
wie sich ausbreitende Wellen verhalten. -
3:18 - 3:21Wenn wir Quantenmechanik
oder Quantenphysik -
3:21 - 3:26als Grundlage der Realität verstehen,
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3:26 - 3:28liegt die Behauptung nahe,
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3:28 - 3:30die organische Chemie
fuße auf der Quantenphysik, -
3:30 - 3:32weil sie die Regeln vorgibt,
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3:32 - 3:35nach denen sich Atome
zu organischen Molekülen formen. -
3:35 - 3:38Organische Chemie ergibt,
um einige Stufen komplexer -
3:38 - 3:42die Molekularbiologie,
die zum Leben selbst führt. -
3:42 - 3:45So gesehen liegt die Behauptung nahe.
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3:45 - 3:50Sie sagen: "Okay, letztlich basiert
das Leben auf Quantenmechanik." -
3:50 - 3:53Aber alles andere tut das auch.
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3:53 - 3:57Auch die unbewegte Materie,
die aus Billionen von Atomen besteht. -
3:57 - 4:01Letztlich stößt man auf die Quantenebene,
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4:01 - 4:04wo man in diese Eigenartigkeit
eintauchen muss. -
4:04 - 4:06Aber im Alltag können wir
das vernachlässigen, -
4:06 - 4:10denn sobald man Billionen
von Atomen zusammensetzt, -
4:10 - 4:13verliert sich diese Quanten-Eigenart.
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4:15 - 4:18Darum geht es in der
Quantenbiologie nicht. -
4:18 - 4:20Sie ist nicht so offensichtlich.
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4:20 - 4:25Gewiss fußt das Leben im molekularen
Bereich auf Quantenmechanik. -
4:25 - 4:31In der Quantenbiologie
sucht man nach Auffälligkeiten, -
4:31 - 4:36nach ungeahnten Konzepten
in der Quantenmechanik, -
4:36 - 4:39um zu sehen, ob sie wirklich
eine bedeutende Rolle -
4:39 - 4:43für die Darstellung
der Lebensabläufe spielen. -
4:43 - 4:46Hier ist ein perfektes Beispiel dafür,
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4:46 - 4:49wie ungeahnt sich die Quantenwelt verhält:
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4:49 - 4:51der Quanten-Skifahrer.
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4:51 - 4:53Er scheint intakt
und bei bester Gesundheit, -
4:53 - 4:57obwohl er scheinbar auf beiden Seiten
des Baumes vorbeigefahren ist. -
4:57 - 4:59Beim Anblick einer solchen Spur
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4:59 - 5:01denkt man wahrscheinlich an einen Stunt.
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5:01 - 5:05Aber in der Quantenwelt
passiert das ständig. -
5:05 - 5:08Teilchen können
mehrere Dinge gleichzeitig tun -
5:08 - 5:10und an zwei Orten gleichzeitig sein.
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5:10 - 5:13Sie können sich wie
sich ausbreitende Wellen verhalten. -
5:13 - 5:16Es ist beinahe magisch.
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5:16 - 5:18Physiker und Chemiker
haben sich fast ein Jahrhundert -
5:18 - 5:21an dieser Eigenartigkeit versucht.
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5:21 - 5:23Ich halte den Biologen nicht vor,
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5:23 - 5:26dass sie sich die Quantenmechanik
nicht aneignen wollten oder mussten; -
5:26 - 5:29denn diese Eigenartigkeit ist sehr heikel.
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5:29 - 5:33Wir Physiker tun alles,
um sie in Laboren aufrecht zu erhalten: -
5:33 - 5:37Wir kühlen unsere Systeme fast
auf den absoluten Nullpunkt, -
5:37 - 5:39machen Experimente im Vakuum
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5:39 - 5:44und versuchen, jede äußere
Störung auszuschließen. -
5:44 - 5:50Das warme, chaotische und laute Milieu
einer lebenden Zelle ist ganz anders. -
5:50 - 5:53Die Molekularbiologie
hat die Lebensprozesse -
5:53 - 5:59im Hinblick auf chemische Reaktionen
scheinbar sehr gut beschrieben; -
5:59 - 6:03reduktionistische, deterministische
chemische Reaktionen, -
6:03 - 6:09die zeigen, dass das Lebendige
aus dem selben Stoff wie alles andere ist. -
6:09 - 6:12Und wenn Quantenmechanik
in der Makro-Welt unwichtig ist, -
6:12 - 6:16dann auch in der Biologie.
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6:16 - 6:20Es gab einen Mann,
der anderer Meinung war: -
6:20 - 6:23Erwin Schrödinger,
bekannt durch Schrödingers Katze, -
6:23 - 6:27ein österreichischer Wissenschaftler
und Mitgründer der Quantenmechanik -
6:27 - 6:29in den 1920ern.
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6:29 - 6:321944 schrieb er das Buch "Was ist Leben?",
-
6:32 - 6:33das enorm einflussreich war.
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6:33 - 6:36Es beeinflusste Francis Crick
und James Watson, -
6:36 - 6:39die Entdecker der
Doppelhelix-Struktur der DNS. -
6:39 - 6:43In seinem Buch schreibt er:
-
6:43 - 6:48"Auf molekularer Ebene
haben lebende Organismen -
6:48 - 6:52eine bestimmte Struktur,
die ganz anders ist -
6:52 - 6:57als das thermodynamische Gerangel
von Atomen und Molekülen -
6:57 - 7:02in unbelebter Materie
von gleicher Komplexität. -
7:02 - 7:07Lebendige Materie scheint sich
nach einem Prinzip zu verhalten, -
7:07 - 7:10so wie unbelebte Materie
sich auf beinahe 0 herunterkühlt, -
7:10 - 7:14wenn Quanteneffekte
eine wichtige Rolle spielen. -
7:14 - 7:18Die Struktur in einer lebendigen Zelle
-
7:18 - 7:20hat etwas Besonderes."
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7:20 - 7:23Also spekulierte Schrödinger,
dass die Quantenmechanik -
7:23 - 7:26für das Leben eine Rolle spielen könnte.
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7:26 - 7:30Das ist ein sehr spekulativer,
weitreichender Gedanke, -
7:30 - 7:33den er nicht sehr weit ausgeführt hat.
-
7:33 - 7:35Doch wie gesagt:
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7:35 - 7:38Es gab in den letzten zehn Jahren
vermehrt Experimente, -
7:38 - 7:42die nahelegen, dass
bestimmte Phänomene in der Biologie -
7:42 - 7:44auf Quantenmechanik fußen.
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7:44 - 7:48Ich zeige Ihnen nur die spannendsten.
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7:48 - 7:54Der Tunneleffekt ist eines der
bekanntesten Phänomene der Quantenwelt. -
7:54 - 7:58Im linken Kasten sieht man
die wellenartige Ausbreitung -
7:58 - 8:01einer Quanten-Erscheinung;
eines Teilchens wie ein Elektron. -
8:01 - 8:04Das ist kein Ball,
der gegen eine Wand prallt, -
8:04 - 8:08sondern eine Welle, die mit einer
bestimmten Wahrscheinlichkeit, -
8:08 - 8:13wie ein Geist eine feste Wand passiert
und gegenüber auftaucht. -
8:13 - 8:18Man sieht einen blassen Lichtfleck
im rechten Kasten. -
8:18 - 8:22Der Tunneleffekt beschreibt, dass ein
Teilchen auf eine feste Wand stoßen kann -
8:22 - 8:25und wie durch Magie
-
8:25 - 8:28auf einer Seite verschwindet
und gegenüber auftaucht. -
8:28 - 8:32Um einen Ball über eine Mauer zu werfen,
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8:32 - 8:35muss man genug Kraft investieren,
damit er darüber fliegt. -
8:35 - 8:39In der Quanten-Welt reicht es,
ihn dagegen zu werfen -
8:39 - 8:44und er verschwindet mit einer Chance, die
größer als Null ist, auf der einen Seite -
8:44 - 8:45und erscheint auf der anderen.
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8:45 - 8:48Das ist keine Spekulation.
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8:48 - 8:51Wir sind froh ...
Nein, "froh" trifft es nicht ganz. -
8:51 - 8:53(Lachen)
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8:53 - 8:54Es ist uns vertraut.
-
8:54 - 8:57(Lachen)
-
8:57 - 8:59Tunneleffekte passieren ständig.
-
8:59 - 9:03Sie sind der Grund,
dass die Sonne scheint. -
9:03 - 9:04Teilchen verschmelzen
-
9:04 - 9:09und die Sonne verwandelt durch
den Tunneleffekt Wasserstoff in Helium. -
9:09 - 9:15In den 70er und 80er Jahren
beobachtete man den Tunneleffekt -
9:15 - 9:16auch in lebenden Zellen.
-
9:16 - 9:23Enzyme sind Arbeitstiere des Lebens,
Katalysatoren chemischer Reaktionen; -
9:23 - 9:27Biomoleküle, die chemische Reaktionen
in lebenden Zellen beschleunigen -- -
9:27 - 9:29um viele Größenordnungen.
-
9:29 - 9:32Es war immer ein Mysterium,
wie sie das tun. -
9:32 - 9:33Man fand heraus,
-
9:33 - 9:38dass einer der von Enzymen
entwickelten Tricks ist, -
9:38 - 9:43subatomare Teilchen wie
Elektronen und sogar Protonen -
9:43 - 9:48per Tunneleffekt von einem Teil
des Moleküls zum anderen zu bringen. -
9:48 - 9:51Das ist effizient, schnell
und es kann verschwinden ... -
9:51 - 9:54Ein Proton kann kann hier
verschwinden und dort auftauchen; -
9:54 - 9:57Enzyme helfen dabei.
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9:57 - 9:59Das wurde in den 80ern erforscht,
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9:59 - 10:03insbesondere von einer Gruppe
um Judith Klinman in Berkeley. -
10:03 - 10:06Andere Gruppen in Großbritannien
haben nun bestätigt, -
10:06 - 10:09dass Enzyme das wirklich tun.
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10:09 - 10:12Die Forschung meiner Gruppe ...
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10:12 - 10:14Ich bin, wie gesagt, Kernphysiker
-
10:14 - 10:17und fand heraus, dass ich
das nötige Werkzeug habe, -
10:17 - 10:20um Quantenmechanik
auf Atomkerne anzuwenden, -
10:20 - 10:23und sie auch in anderen
Bereichen einsetzen kann. -
10:23 - 10:25Wir fragten uns,
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10:25 - 10:30ob der Tunneleffekt
bei DNS-Mutationen eine Rolle spielt. -
10:30 - 10:34Diese Frage ist nicht neu, sie geht
auf Anfang der 60er Jahre zurück. -
10:34 - 10:37Die beiden Stränge der DNS,
die Doppelhelix-Struktur, -
10:37 - 10:39sind durch Sprossen verbunden --
wie eine verdrehte Leiter. -
10:39 - 10:43Diese Leitersprossen
sind Wasserstoffbrücken, -
10:43 - 10:47Protonen, die beide Stränge
wie Leim zusammenhalten. -
10:47 - 10:49Bei näherem Hinsehen zeigt sich,
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10:49 - 10:54dass sie die großen Moleküle,
die Nukleotide, zusammenhalten. -
10:54 - 10:55Gehen wir noch näher heran.
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10:55 - 10:58Dies ist eine Computersimulation.
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10:58 - 11:01Die beiden weißen Bälle
in der Mitte sind Protonen, -
11:01 - 11:04die eine doppelte
Wasserstoffbrücke bilden. -
11:04 - 11:08Eines bevorzugt die eine,
eines die andere Seite der Stränge; -
11:08 - 11:12der beiden vertikalen Linien,
die gerade nicht sichtbar sind. -
11:12 - 11:16Manchmal springen Protonen über.
-
11:16 - 11:18Beachten Sie die weißen Bälle.
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11:18 - 11:20Sie können die Seite wechseln.
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11:20 - 11:26Wenn die DNS-Stränge
sich trennen und replizieren, -
11:26 - 11:29und die beiden Protonen
am falschen Platz sitzen, -
11:29 - 11:31kann das zu einer Mutation führen.
-
11:31 - 11:33Das weiß man seit etwa 50 Jahren.
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11:33 - 11:35Aber wie wahrscheinlich
ist dieser Vorgang -
11:35 - 11:38und was geht dabei vor sich?
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11:38 - 11:41Springen die beiden drüber,
wie der Ball über die Mauer? -
11:41 - 11:45Oder nutzen sie den Tunneleffekt,
selbst ohne genügend Energie? -
11:45 - 11:49Erste Anzeichen lassen
den Tunneleffekt möglich erscheinen. -
11:49 - 11:52Wir wissen nicht, wie wichtig er ist.
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11:52 - 11:54Diese Frage ist noch offen.
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11:54 - 11:55Sie ist spekulativ,
-
11:55 - 11:57aber von enormer Tragweite.
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11:57 - 12:00Denn falls die Quantenmechanik
bei Mutationen mitwirkt, -
12:00 - 12:03bedeutet das sehr viel
-
12:03 - 12:06für das Verständnis
bestimmter Mutationstypen, -
12:06 - 12:11vielleicht sogar derer,
die in einer Zelle Krebs auslösen. -
12:11 - 12:16Ein anderes Beispiel für Quantenmechanik
in der Biologie ist die Quantenkohärenz -
12:16 - 12:19in einem der wichtigsten
biologischen Prozesse: -
12:19 - 12:22Photosynthese -- Pflanzen und Bakterien
nehmen Sonnenlicht auf, -
12:22 - 12:26um mit dieser Energie, Biomasse zu bilden.
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12:26 - 12:28Mit der Quantenkohärenz nimmt man an,
-
12:28 - 12:31dass Quantenobjekte
mehrere Dinge zugleich tun. -
12:31 - 12:33Wie der Quanten-Skifahrer:
-
12:33 - 12:35ein Objekt, das sich
wie eine Welle verhält, -
12:35 - 12:38sich also nicht einfach
nach da oder dort bewegt, -
12:38 - 12:43sondern mehreren Wegen
gleichzeitig folgen kann. -
12:43 - 12:47Vor einigen Jahren
war die Wissenschaft geschockt, -
12:47 - 12:50als eine Arbeit veröffentlicht wurde,
die experimentell nachwies, -
12:50 - 12:54dass Quantenkohärenz
in lebenden Bakterien vorkommt, -
12:54 - 12:56wo sie Photosynthese bewirkt.
-
12:56 - 12:59Danach wird das Photon,
das Lichtteilchen, das Sonnenlicht, -
12:59 - 13:02das von einem Chlorophyll-Molekül
eingefangene Quantum Licht, -
13:02 - 13:05in ein Reaktionszentrum weitergeleitet,
-
13:05 - 13:07zur Umwandlung in chemische Energie.
-
13:07 - 13:10Dahin gelangt es nicht nur auf einem Weg,
-
13:10 - 13:12sondern auf mehreren gleichzeitig,
-
13:12 - 13:16um das Reaktionszentrum
möglichst effizient zu erreichen, -
13:16 - 13:19ohne etwa Wärme zu vergeuden.
-
13:19 - 13:23Quantenkohärenz in einer lebenden Zelle --
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13:23 - 13:25eine außerordentliche Vorstellung,
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13:25 - 13:31und dennoch erscheinen
fast wöchentlich neue Arbeiten, -
13:31 - 13:34die belegen, dass dem wirklich so ist.
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13:34 - 13:38Mein drittes und letztes Beispiel
ist eine wunderschöne Vorstellung; -
13:38 - 13:42auch noch sehr spekulativ,
aber ich muss es Ihnen einfach erzählen. -
13:42 - 13:47Das Rotkehlchen zieht jeden Herbst
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13:47 - 13:50von Skandinavien in den Mittelmeerraum.
-
13:50 - 13:53Wie viele Meerestiere und sogar Insekten
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13:53 - 13:59orientiert es sich dabei
am Magnetfeld der Erde. -
13:59 - 14:01Dieses Magnetfeld ist sehr schwach:
-
14:01 - 14:03100-mal schwächer
als ein Kühlschrankmagnet. -
14:03 - 14:10Und dennoch beeinflusst es
die Chemie eines Lebewesens. -
14:10 - 14:11Das steht außer Frage.
-
14:11 - 14:14Ein deutsches Paar von Ornithologen,
-
14:14 - 14:18Wolfgang und Roswitha Wiltscko,
bestätigten in den 70er Jahren, -
14:18 - 14:22dass sich das Rotkehlchen
wirklich auf das Erdmagnetfeld -
14:22 - 14:25als Richtungsweiser verlässt --
ein eingebauter Kompass. -
14:25 - 14:28Nur wusste man nicht, wie das geschah.
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14:28 - 14:31Wir haben nur eine einzige Theorie --
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14:31 - 14:34wir wissen nicht, ob sie richtig ist --
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14:34 - 14:39die besagt, dass es durch die sogenannte
Quantenverschränkung passiert. -
14:39 - 14:41In der Netzhaut des Rotkehlchens --
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14:41 - 14:45das ist kein Witz -- in seiner Netzhaut
gibt es ein Protein namens Cryptochrom, -
14:45 - 14:47das lichtsensibel ist,
-
14:47 - 14:51und in dem es ein quantenmechanisch
verschränktes Elektronenpaar gibt. -
14:51 - 14:54Bei einer Quantenverschränkung
sind zwei Teilchen weit auseinander -
14:54 - 14:57und doch miteinander verbunden.
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14:57 - 14:58Sogar Einstein gefiel das nicht.
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14:58 - 15:01Er nannte es "spukhafte Fernwirkung".
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15:01 - 15:02(Lachen)
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15:02 - 15:06Wenn Einstein sich dabei unwohl fühlte,
dürfen wir das auch. -
15:06 - 15:09Zwei verschränkte Elektronen
in einem Molekül -
15:09 - 15:10tanzen einen grazilen Tanz,
-
15:10 - 15:12der den Ausschlag gibt,
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15:12 - 15:15wohin der Vogel im Erdmagnetfeld fliegt.
-
15:15 - 15:17Wir wissen nicht,
ob die Erklärung richtig ist, -
15:17 - 15:20aber wäre es nicht spannend,
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15:20 - 15:23wenn die Quantenmechanik
den Vögeln beim Navigieren hilft? -
15:23 - 15:26Die Quantenbiologie steckt noch
in den Kinderschuhen. -
15:26 - 15:30Sie ist immer noch spekulativ,
-
15:30 - 15:34aber ich glaube, dass sie auf
stichhaltiger Wissenschaft basiert. -
15:34 - 15:38Ich glaube auch, dass wir
im kommenden Jahrzehnt -
15:38 - 15:43mehr und mehr entdecken werden,
dass sie das Leben durchdringt; -
15:43 - 15:48dass das Leben Tricks entwickelt hat,
die die Quantenwelt nutzt. -
15:48 - 15:49Haben Sie ein Auge darauf.
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15:49 - 15:51Vielen Dank.
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15:51 - 15:53(Applaus)
- Title:
- Wie die Quantenbiologie die zentralen Fragen des Lebens klären könnte
- Speaker:
- Jim Al-Khalili
- Description:
-
Wie findet ein Rotkehlchen den Weg nach Süden? Die Antwort ist vielleicht seltsamer, als Sie denken: Die Quantenphysik könnte dabei eine Rolle spielen. Jim Al-Khalili gibt einen Überblick über die ganz neue und äußerst eigenartige Welt der Quantenbiologie, in der etwas, das Einstein einst "spukhafte Fernwirkung" nannte, Vögeln bei der Orientierung hilft und Quanteneffekte den Ursprung des Lebens erklären könnten.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 16:09
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for How quantum biology might explain life’s biggest questions | ||
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for How quantum biology might explain life’s biggest questions | ||
Nadine Hennig accepted German subtitles for How quantum biology might explain life’s biggest questions | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for How quantum biology might explain life’s biggest questions | ||
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Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for How quantum biology might explain life’s biggest questions | ||
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