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31C3 Vorspann ohne Ton
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Applaus
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Philipp Ruch: Vielen Dank für den netten
Applaus und die nette Einführung.
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Wir freuen uns sehr hier sprechen zu
dürfen. Willkommen bei unserem Vortrag
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„Mit Kunst die Gesellschaft hacken –
Das Zentrum für politische Schönheit“.
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Stefan Pelzer: Ja, mit Kunst die
Gesellschaft hacken… habe ich Mikrofon?
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Philipp: Ja.
Stefan: Ja, sehr gut.
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„Mit Kunst die Gesellschaft hacken“
ist ein sehr, sehr schwieriges Thema
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und wurde uns auch so halb vorgegeben, um
das hier so CCC-Congress-kompatibel zu
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machen, unsere Themen. Und vor allem ist
es aber auch eine sehr, sehr schwierige
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Aufgabe. Wir haben uns deshalb überlegt,
wir müssen die Dramaturgie etwas ändern,
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und ein Ereignis was eigentlich erst viel
später im Vortrag kommen würde, direkt an
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den Anfang setzen. Vorteil ist, wir haben
direkt eine kleine Auflockerung zum Anfang.
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Audio-Wiedergabe beginnt
Jeopardy-Hintergrundmusik setzt ein
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Willkommen zum SMS-Raten mit dem
Zentrum für Politische Schönheit.
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Das hat einen ganz besonderen Grund
dass wir das ganz am Anfang machen,
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weil wir stehen ein bisschen unter
Zeitdruck damit. Ich will euch
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kurz einführen worum es
hier eigentlich geht.
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Unsere Moderatorin hier hat es gerade
angekündigt. Wir reden hier heute auch
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über so ein paar Kreuze und
den ‚Europäischen Mauerfall‘.
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Im Laufe dieser Aktion, also als die Kreuze
Musikwiedergabe endet
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an die Außengrenzen und die Außenmauern
geflüchtet sind, hat uns nach 2-3 Tagen
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ein Bundestagsabgeordneter der
CDU angefangen SMS zu schicken,
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und daraus hat sich ein reger
SMS-Verkehr entwickelt,
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mit leicht verfänglichem Inhalt. Und den
wollen wir euch jetzt gerne präsentieren.
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Sache ist, wir haben dem entsprechenden
Bundestagsabgeordneten vor 5 Minuten
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noch eine Nachricht geschickt, dass er
jetzt bis zum Ende dieses Vortrages
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Zeit hat, sich selbst zu
dem Verkehr zu bekennen.
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Gelächter, Applaus
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So, dann wollen wir mal: „Hallo Herr Ruch.
Konnten Sie eventuell zwischenzeitlich
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eine Lösung finden? Beste Grüße“
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„Ja, wir sind im Kontakt mit Staatsschutz,
Staatsanwaltschaft und Staat an sich.
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Danke! Ich finde gut dass die Kreuze
Sie jetzt endlich interessieren.
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Da haben wir einmal dasselbe Interesse.“
-
„Die Kreuze interessieren mich seit
ich sie das erste Mal gesehen habe.
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Würde mich freuen, wenn sie bis 9.11.
wieder da sind. Rufen Sie mich einfach an.
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Grüße aus dem NSA-Untersuchungsausschuss“
-
„Die kommen definitiv zurück. Liegen mir
sehr am Herzen. Wir unterbreiten gerade
-
Angebote, bessere Kreuze hinzumachen.“
Heiterkeit
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„Gut. Wenn sie bis 9.11.
um 8:00 wieder da sind,
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halte ich mein Wort und bitte die
Staatsanwaltschaft vom Ablassen
-
der Klageerhebung. Geben Sie mir einfach
Bescheid. Brauche aber 3h Vorlaufzeit,
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da ich morgen und Samstag in
XXXX bin und Fahrzeit beträt 2h.“
-
Was sehen wir hier? Da ist ein
Bundestagsabgeordneter,
-
der erstens uns überhaupt nicht kennt
– denn sowas, auf sowas würden wir
-
niemals eingehen. Und zweitens gibt es
in Deutschland die Gewaltenteilung. Also
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hier ist ein Bundestagsabgeordneter, der
uns im Prinzip zwischen den Zeilen sagt:
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„Gebt die Kreuze zurück bis um
8:00 Uhr, ich komme extra angefahren
-
und fotografiere mich mit euch, und
kann mich als der Mediator profilieren.
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Und im Gegenzug dafür gehe ich zum
Staatsanwalt hin und sage dem: ‚Jetzt
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bitte hier keine Klageerhebung gegen
das Zentrum für Politische Schönheit‘.“
-
Philipp: Und wir haben dann noch
etwas rumgescherzt und gefragt:
-
„Ist 18:00 Uhr auch okay?“.
Gelächter
-
Stefan: Dann hat er gesagt:
„14:00 Uhr“ – kein Scherz! lacht
-
Alsoo… ich habe es euch ja gerade
schon angefangen zu erzählen
-
– das Problem ist ein bisschen, der hat
bisher uns keine Zustimmung gegeben,
-
dass wir ihn persönlich nennen. Ich
muss aber ganz klar sagen: also wenn
-
ein Bundestagsabgeordneter einer
Aktionskünstlergruppe ein Angebot macht,
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sich an die Exekutive zu wenden und
dort zu raten, dass die nicht weiter zu
-
verfolgen sind, ja, dann ist das an sich
schon ein völlig inakzeptabler Zustand.
-
In einem Land mit Gewaltenteilung.
Was aber wirklich schlimm ist,
-
Applaus
-
was aber der eigentliche Skandal hier
ist, ist, dass wir von jemandem reden,
-
der damit beauftragt wurde, im
NSA-Untersuchungsausschuss
-
den schlimmsten Geheimdienstskandal
in der Geschichte, und die Verwicklung
-
der deutschen Geheimdienste aufzuklären.
Wenn so jemand eine solche Nähe
-
zu den Innenbehörden zeigt, dann
kann man dem nicht vertrauen
-
und er muss einfach zurücktreten.
Philipp: Er muss weg!
-
Stefan: Nicht sofort als Bundestags-
abgeordneter, sondern erstmal auf jeden
-
Fall aus dem NSA-Untersuchungsausschuss.
Wir bieten dem jetzt im Gegenzug an,
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wenn er sich bis zum Ende dieses Vortrags
zu diesen Worten bekennt und entschuldigt,
-
dann legen wir ein positives Wort
für ihn bei der Zivilgesellschaft ein!
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Jubel und Applaus
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So! Ihr habt ja sicherlich
in großer Anzahl
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eure Smartphones und Devices
dabei. Und habt die auch an,
-
obwohl sie wohl jetzt mittlerweile von
überall aus der Welt gehackt werden können.
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Wir haben euch mal hier was vorbereitet.
Das sind nämlich hier die fraglichen,
-
also unsere Kandidaten. So.
Ihr könnt die ja jetzt mal antwittern.
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Also, findet ihr heraus, habt ja
alle Internet. Ihr könnt ja mal
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ein paar von denen antwittern und sie
fragen, ob sie SMS-Verkehr mit dem Zentrum
-
während der Aktion „Erster
Europäischer Mauerfall“ hatten.
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Wir geben euch jetzt schon mal einen
Tipp. In einer halben Stunde, so zur Mitte
-
des Vortrags geben wir euch ein
paar mehr Tipps. Aber der Tipp 1 ist:
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Schlagzeug-Tusch erklingt
„Es ist jemand, der für euch
-
nicht gerade einen Mehrwert im
NSA-Untersuchungsausschuss darstellt“.
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Lachen und Applaus
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So. Das war mal vorweg. Die nächste
Runde kommt wie gesagt gleich.
-
Aber erstmal: Wer sind wir eigentlich
überhaupt, wer sitzt denn hier?
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Hier neben mir sitzt Philipp. Philipp
Ruch ist der Künstlerische Leiter
-
beim Zentrum für Politische Schönheit.
Und ich selbst bin Stefan Pelzer,
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ich bin Eskalationsbeauftragter.
kräftiger Applaus
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Vielen Dank! Ja.
leise: Noch einen?
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Philipp: Wir… was macht das Zentrum
für Politische Schönheit? Wir betreiben
-
seit Jahren eine parallele deutsche
Außenpolitik. Und wir setzen auf
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Menschlichkeit als Waffe.
Wir sind keine Künstler!
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Stefan: Künstler sehen so aus!
Heiterkeit
-
Philipp: Wir sind keine Satiriker.
Stefan: Die machen eher sowas, oder so…
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Gelächter und Applaus
-
Philipp: Und nicht zuletzt:
wir sind keine Aktivisten.
-
Stefan: Naa, die sind nämlich… so!
belustigtes Gemurmel
-
Philipp: Nein. Unsere Mitglieder sehen
so aus! Sie haben Ruß-Spuren im Gesicht,
-
sie wühlen in den verbrannten
politischen Hoffnungen Deutschlands.
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Und wir sind eine Sturmtruppe zur
Errichtung moralischer Schönheit,
-
politischer Poesie und
menschlicher Großgesinntheit.
-
Applaus
-
Stefan: Und wir sind im weitesten Sinne
des Wortes eine ‚Organisation’.
-
Was ist eigentlich eine Organisation?
Organisation steht auch für den
-
„Prozess des Organisierens, durch den
fortlaufende, unabhängige Handlungen zu
-
vernünftigen Folgen zusammengefügt
werden, so dass vernünftige Ergebnisse
-
erzielt werden bzw. so zusammengefügt
werden, dass sie zu gewünschten Zielen
-
bzw. Ergebnissen führen“. Das
kann dann z.B. so aussehen!
-
Aber wir sind auch kein Schützenverein;
Turnverein sind wir auch nicht.
-
Wir verfolgen nämlich als Organisation…
naja, wir sorgen für Stress.
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Ist so der weiteste Begriff den wir da
zur Anwendung bringen können.
-
Ich mache jetzt einen kurzen
Diskurs mit euch, bevor wir
-
zu den eigentlichen Aktionen kommen.
Und zwar will ich mich mit euch unterhalten,
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wie funktionieren denn Organisationen
die so politische Ziele verfolgen,
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sich politisch betätigen. Und da
ist uns aufgefallen, also es gibt
-
verschiedene Typen von Organisationen.
Aber ganz oft, eigentlich immer, gibt es
-
einen Mandanten. Oder eine
Mandantin. Der Mandant ist quasi
-
die Legitimationsgrundlage. Der
gibt das Mandat. Als Mandat
-
bezeichnet man dann wiederum einen
Auftrag oder eine Ermächtigung
-
ohne genaue Handlungsanweisungen.
Und dann gibt‘s oft noch die Unterstützer.
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Und das ist eine Person die etwas
befürwortet und tatkräftig unterstützt.
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Unterstützer geben einer Organisation
sowas wie gesellschaftliche Legitimation.
-
Also die sagen „Jawoll, ich find
das gut!“. Aber vor allem geben sie
-
der Organisation oft Geld. Und dann
kann man jetzt ganz gut unterscheiden,
-
also eine Aufspaltung treffen in
zwei Gruppen von Organisationen.
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Da gibt es nämlich einmal die
Organisationen, da ist der Mandant
-
oder die Mandantin auch gleichzeitig
der Unterstützer. Also die sind dann
-
in Personalunion sozusagen unterwegs ist.
Das einfachste Beispiel hier ist der Lobbyist.
-
Ja? Da ist das Wirtschaftsunternehmen
oder der Verband, der ist
-
sowohl der Mandant der Organisation,
also gibt ihr quasi den Auftrag,
-
als auch der Unterstützer. Der sagt
dann „Geht mal zur Regierung, und
-
setzt das-und-das durch. Macht mal
bisschen Netzsperre, Vorratsdatenspeicherung,
-
Deep Packet Inspection,…“ und dann sagt
die Merkel: „Prost!“ und dann geht das so
-
seinen Gang. Andere Beispiele, wo
die Unterstützer und Mandanten
-
genau dieselben Gruppen sind, wären
jetzt so die klassische Bürgerinitiative.
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Die kann sich für alles Mögliche
interessieren, wirklich gemüsebeetartig.
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Z.B. für die eigene Nachbarschaft,
oder auch für die Heimat,
-
jetzt im weitesten Sinne des
Wortes. Oder für den Verkehr.
-
Oder auch für ganz, ganz andere Sachen.
Punkt ist hier, den ich machen will:
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Mandanten und Unterstützer
sind genau dieselben Leute.
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Pegida, ist ein gutes Beispiel. So, dann
gibt es politisch wirkende Organisationen
-
bei denen die Mandanten nicht dieselben
Individuen sind wie die Unterstützer.
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Einfachstes Beispiel sind jetzt die
Tierschützer. Da haben wir hier
-
den kleinen Hundewelpen. Der ist der
Mandant. Kann aber auch der Eisbär sein.
-
Oder die Legehenne. Und wo sind die
Unterstützer? Also die könnten, nur,
-
wirklich nur ein Beispiel, könnten
so aussehen. Oder auch so.
-
Oder völlig anders. Jedenfalls sind die
Unterstützer nicht dieselben Personen
-
wie die Mandanten. Es gibt auf der einen
Seite den Mandant[en], und auf der
-
anderen Seite den Unterstützer.
Tierrechtler haben so bisschen
-
ein Problem mit ihren Mandanten, weil, da
gibt es manchmal so die … also Tiere können
-
nicht immer sprechen. Und deswegen müssen
sie ihr Mandat relativ frei interpretieren;
-
und diese Interpretation hat sich auch
über die Jahrzehnte stark verändert.
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So, wie sieht es bei den Umweltschützern
aus? Da ist hier der Mandant.
-
Soo. Und die Unterstützer oder
Unterstützerinnen, die könnten z.B.
-
so aussehen. Manche spielen gern Gitarre.
-
Aber sie kommen aus der
sogenannten „Mitte der Gesellschaft“.
-
Punkt ist auch hier: ‚Unterstützer’ ist
nicht das Gleiche wie ‚Mandant’.
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Es gibt einmal den Mandant[en],
das ist der Planet Erde. Und es gibt
-
den Unterstützer, und man muss
es interpretieren, das Mandat.
-
Philipp: In Deutschland gibt es genug Tier-
schützer, Umweltschützer, Hundeschützer,
-
Käferschützer – wer schützt die
Menschheit? Wie verhält es sich da?
-
Bei der Menschheit? Unsere
Mandanten leben oft noch.
-
In ziemlich gedrängten Verhältnissen.
Nicht immer, aber meistens.
-
Und die Menschheit lebt in jedem
von uns. Sie befindet sich oft
-
in humanitärer Notlage. Verursacht
durch Flucht, Krieg, Vergewaltigung
-
und tiefstes Unrecht. Aber in ein paar
Flugstunden ist man sofort bei ihr.
-
Z.B. in den Waldbergen von Gurugu,
vor der spanischen Enklave Melilla.
-
Man kann diese Menschheit fragen
woran sie leidet und was sie braucht.
-
Und dann gibt sie uns ein Mandat.
-
Stefan: Aber: kommen wir noch mal zurück
zur Organisation, und vor allem dem
-
Zusammenspiel von Mandant oder
Mandatgeber, Unterstützer und Organisation.
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Zurück zum Tierschutz. Omi hier ist
die Unterstützerin. Die gibt Geld
-
und steht gesellschaftlich für
das Handeln der Organisation ein.
-
Hier ist Welpi, der Mandant. Er gibt
der Organisation das Mandat.
-
Und – zack! – die Organisation befreit ein
anderes Welpi in China aus der Hundezucht.
-
Das Beispiel lässt sich mit anderem
Mandant[en] und evtl. auch
-
anderen Unterstützern übertragen. Und
– zack! – wird das regierungseigene
-
japanische Walfangschiff weggerammt.
Oder auch gleich zwei.
-
Oder man fackelt die Hähnchenmastanlage
am Tag vor der Inbetriebnahme ab.
-
Applaus
-
Selbes Prinzip bei den Umweltschützern.
Hier die Unterstützerin. Sie gibt Geld
-
und gesellschaftlichen Rückhalt.
Mandant Erde erteilt den Auftrag,
-
der von der Organisation nach Belieben
interpretiert wird, und – schwupps! –
-
die Organisation besetzt die
Ölbohrplattform, oder blockiert
-
den Castor, oder randaliert
auf dem Gen-Feld.
-
Philipp: Zurück zur Menschheit. Unsere
Mandanten geben uns ein absolut
-
robustes Mandat. Und wir werden
für sie tätig. Diese Mandanten z.B.
-
wollen - also die hier im Bild - den
Todesstreifen der Europäischen Union
-
überwinden. Im Hintergrund
ist Melilla gewesen.
-
Stefan: Also los, spielen wir es durch!
Irgendwo da wohnen vielleicht unsere
-
Unterstützer. Die Mandanten hier
sind gerade in einer echten Notlage.
-
Aber zum Glück sind die Menschenrechtler
schon unterwegs, und rammen
-
die bösen Grenzer weg. Verhindern
die illegale Push-Back-Operation,
-
retten unsere Mandanten um sie
sicher in einen EU-Hafen zu bringen.
-
Philipp: Hm! Nicht ganz. Ich hab‘
das gestern mal nachgeschlagen.
-
Die falten gerade Schiffchen. Um mal so
richtig Druck auf die Bundesregierung
-
zu machen. Diese Kampagne
– kein Witz – lief vor 4 Monaten.
-
Sie heißt „Sei dabei: Dein Boot für
Flüchtlinge!“, und ich zitiere mal
-
ganz kurz aus der Pressemitteilung: „Mit
Tausenden von gefalteten Papierbooten
-
wollen wir der Opfer der europäischen
Abschottungspolitik gedenken
-
und einen besseren Flüchtlingsschutz
einfordern. Quer durch Deutschland
-
haben über den Sommer Menschenrechts-
aktivisten schon unzählige Boote gefaltet.
-
Aber wir brauchen noch
mehr. Die Rückseite kann
-
frei gestaltet werden, mit Deinem Namen
oder Deiner Botschaft an die Flüchtlinge.
-
Falte so viele Papierboote wie
möglich und schick sie uns
-
im Umschlag bis 19. September
2014 an folgende Adresse: […]
-
Ihr könnt Bastelnachmittage
veranstalten, oder die Faltbögen
-
an Kollegen austeilen im Büro, oder an
der Uni gemeinsam falten und gestalten.“
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Stefan: gelangweilt Wie bitte? Oh Mann,
was ist das denn? Naja okay, wir machen
-
noch einen Versuch! – Zack! – Wieder unsere
Unterstützer aus der Mitte der Gesellschaft.
-
Die geben uns Geld und Rückhalt. Hinter…
da, hier, sind unsere Mandanten. Die haben
-
ein echtes Problem, weil hinter dem Zaun
den ihr da seht warten schon die Frontex-
-
Kräfte. Und wenn die über den ersten Zaun
drüber sind, prügeln sie die runter und
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schubsen sie durch die Tür die ihr da seht
direkt wieder raus. Naja, zum Glück sind
-
die Menschenrechtler schon unterwegs.
Da kommen sie.
-
Philipp: Mmm nee, Stefan, die sind
noch nicht unterwegs. Die, ehm…
-
Stefan: Was?
Philipp: Ja, die stehen mit verbundenen
-
Augen in der Fußgängerzone am
Bochumer Hauptbahnhof rum.
-
Applaus
-
Stefan: Und das sind Menschenrechtler?
Philipp: So, genau so wie der folgende Slide
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sieht das Ergebnis von 25 Jahren sogenannten
Aktivismus für die Menschenrechte aus.
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Das ist die Stacheldrahtmauer die den
letzten Landweg, also die letzte Landgrenze
-
in die Europäische Union
militärisch abriegelt.
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Flüchtlinge kommen hier nicht mehr rein.
Das ist Griechenland. Und 25 Jahre
-
nach dem Fall der Mauer bringen unsere
Regierungen heute die Flüchtlinge zu Fall.
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Diese Bild ist 3 Monate alt. Am
Todesstreifen von Melilla entstanden,
-
an den EU-Außengrenzen wurden
überall illegale Mauern errichtet.
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Und diese Mauern zwingen die Menschen
wieder zurück aufs offene Meer, muss man
-
sagen, wieder. Während die Mitglieder
der Menschenrechtsorganisationen
-
brav Beiträge bezahlen, Schiffchen
falten und Geschenkeartikel bestellen
-
wird das Zeugnis ihrer Untätigkeit vom
Meer angeschwemmt. So sieht es aus,
-
was Organisationen mit 3 Millionen
Mitgliedern nicht verhindern.
-
Stefan: Ja, so sehen Menschenrechtler im
Jahr 2014 aus. Sie freuen sich und feiern
-
es als Erfolg wenn 50 Menschen
zu ihren Kundgebungen kommen.
-
Trotz des Handlungsspielraums der
ihnen ihr robustes Mandat ermöglicht
-
erschöpft sich ihr Handeln im Schreiben
von Protestbriefen, E-Mails, Faxen
-
und Petitionsunterschriften an die
Regierungen. Ich hab vor weniger
-
als 1 Stunde die Webseite von Amnesty
International besucht. Dort laufen gerade
-
8 Aktionen, die die Organisation macht,
also 8 Aktionen, von denen sind 6
-
Online-Petitionen, wo man mit einem
Klick unterschreiben kann. Und 2 sind
-
Online-Briefverschick-Aktionen „Deine (?)
Liebesgrüße nach Moskau“, also
-
da kann man dann dem Putin mit einem
Klick eine Protest-E-Mail schicken, so.
-
Kernproblem, glaube ich,
vieler dieser Organisationen
-
zur Verteidigung der Menschenrechte
ist, dass sie sich nicht trauen
-
ihr robustes Mandat auszuüben.
Die sind gelähmt. Und die handeln
-
vor allem für ihre Unterstützer.
Also im Zentrum derer Interessen
-
sind vor allem die Unterstützer. Die
haben Angst, dass die Unterstützer
-
ihnen abspringen oder sagen „Das geht so
nicht“. Sie glauben dass ihre Unterstützer
-
nicht bereit sind das Mandat das ihnen
ihre Mandanten übertragen haben,
-
auch umzusetzen. Die Welt schreit
nach aggressivem Humanismus.
-
Philipp: Aggressiver Humanismus. Was ist
damit gemeint? In den meisten Staaten
-
kämpfen Menschenrechtler als Dissidenten
und werden von Polizei und Geheimdienst
-
verfolgt. Und sie agieren aus dem
Untergrund. In Deutschland, hier
-
bei uns, haben wir einen Rechtsstaat
der uns alle schützt. Trotzdem tun
-
die Menschen im Untergrund wesentlich
mehr als Menschenrechtler in Deutschland.
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Die Menschen im Untergrund falten
keine Schiffchen sondern kämpfen
-
unter Einsatz ihres Lebens.
-
Stefan: So. Wir sind das Zentrum
für Politische Schönheit, oder, nein,
-
wir sind vom Zentrum für Politische
Schönheit. Und wir agieren
-
seit über 6 Jahren unter dem Namen
‚Zentrum für Politische Schönheit‘.
-
Wir wollen aber jetzt, weil es hier
doch den Rahmen sprengen würde,
-
nicht die gesamten 6 Jahre beleuchten,
sondern uns nur 3 Aktionen angucken,
-
die wir gemacht haben. Und da fangen
wir dann auch direkt im Jahr 2012 an.
-
Damals haben wir eine Fehde gegen die
deutsche Rüstungsindustrie begonnen.
-
Haben vielleicht viele Leute die jetzt
auch hier sitzen damals mitbekommen.
-
Das war die sogenannte 25.000-Euro-Aktion.
-
Auf die wollen wir jetzt ein bisschen
näher eingehen, weil, die hat
-
in den darauf folgenden Jahren als sowas
wie ein Kompass für die Stoßrichtung,
-
in die wir eigentlich gehen wollen,
gedient. Was war passiert? Damals,
-
2012, war der Panzer-Deal mit
Saudi-Arabien in aller Munde.
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Damals sollten 270 Leopard A7+
nach Saudi-Arabien geliefert werden.
-
Saudi-Arabien wird von Human Rights Watch
als eine der schlimmsten Diktaturen
-
der Welt bezeichnet. Und beim A7+
steht das Plus für Aufstandsbekämpfung.
-
Also es ist quasi eine Abwandlung
vom Leopard-A7-Panzer, der
-
speziell für den urbanen
Einsatz entwickelt wurde.
-
Damals war das Thema im
Bundessicherheitsrat…
-
Die Firma die den herstellt, die heißt
Krauss-Maffei Wegmann, die hatten eine
-
Anfrage gestellt, ob sie Saudi-Arabien
diese 270 Panzer liefern dürfen.
-
Und die Bundesregierung stand kurz davor
dieser Entscheidung stattzugeben.
-
Also die wollten damals
sagen „Ja, okay, das geht.“
-
Wir haben dann angefangen zu recherchieren
und sind auf die Information gestoßen,
-
dass diese Firma Krauss-Maffei Wegmann
keine Aktiengesellschaft ist,
-
auch keine Staats-Holding oder irgendeine
Form einer anonymisierten Firma,
-
sondern das ist ein Familienunternehmen.
Also das ist ein Familienunternehmen
-
was die Welt quasi mit schweren
Kriegswaffen beliefert.
-
Philipp: Und im Prinzip gehört dieser
Konzern 2 Familien. Man sieht das hier,
-
rechts sind das die von Braunbehrens,
und links die Bodes.
-
Stefan: Ja, die Bodes, das könnt ihr euch
so vorstellen, die sind einfach so
-
der Prototyp einer abgebrühten
Waffenhändlerfamilie. Die sind
-
öffentlichkeitsscheu, die haben überhaupt
gar keine Skrupel, die unterhalten
-
Lobby-Büros, bestechen gerne,
also, das ist so die dunkle Seite
-
von Krauss-Maffei Wegmann.
-
Philipp: Und die helle sind die
von Braunbehrens, das sind
-
die Schöngeister; da sind also ein
Blumen malender Künstler dabei,
-
Waldorfschüler, Alt-68er, und auch
ein ganz bekannter Mozart-Biograf.
-
Das sind also alle 38 Anteilseigner
im Jahr 2012, Stand 2012.
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Wir haben nachher nicht mehr geguckt.
Der eine oder andere hat seither
-
seine Anteile dann doch verkauft.
Und man sieht es hier gut,
-
die haben teilweise anders eingeheiratet,
und heißen nicht mehr Bode
-
oder von Braunbehrens; aber sie
stammen aus diesen 2 Familien.
-
Stefan: Genau. Wir mussten die also erst
zuordnen. Die stammen fast zu 100%…
-
Es gibt 2..3 die extern, weil sie da
gute Arbeit geleistet haben oder so
-
mit reingekommen sind, z.B. hier der
Zimni, ganz unten, der war lange Zeit
-
Geschäftsführer… Aber eigentlich
sehen wir hier 2 Familien.
-
Wenn ihr mal die Nummer 27,
28 und 29 angucken wollt,
-
seht ihr die Familie Beutler. Die stammt
auch über die Braunbehrens ab. Und jetzt
-
fordere ich mal das Geburtsdatum dieser
Leute an. Wir reden hier 1987, ‘85, ‘87.
-
Das sind Leute, die könnten heute
hier sitzen. Die haben ihr Abi… Arbeit…
-
Philipp: …Bachelor über
Ökologische Nachhaltigkeit…
-
Stefan: …geschrieben. Und die sind
Miteigentümer dieses Rüstungsunternehmens.
-
Wir haben dann entschieden, die Leute
sind direkt dafür verantwortlich,
-
dass schwerstes Kriegsgerät in
Krisengebiete geliefert wird.
-
Das ist leider in der Form in Deutschland
aktuell nicht illegal! Deswegen
-
haben wir entschieden, wir bringen
sie einfach trotzdem in den Knast.
-
Applaus
-
Das war dann… da hatten wir dann
eine relativ aufwändige Vorproduktion,
-
also es hat lange gedauert
bis alles stand. Kernpunkte…
-
das sehen wir jetzt hier, habt ihr vor
euch, ist hier eine Webseite, da haben wir
-
Bilder von allen, gezeichnet quasi. Und
es gibt so eine Art, so ein Teaser für jeden.
-
Wo dann quasi so ein bisschen was…
die Person angeteasert wird.
-
Und dann kann man unten sagen, ja,
die möchte ich jetzt kennenlernen.
-
Lachen
-
Ja, so sah das Ganze dann im Detail aus.
Also wenn ihr dann auf ‚Kennenlernen‘
-
gedrückt habt, dann sind wir jetzt
bei Beatrice von Braunbehrens,
-
die bringen wir gemeinsam ins
Gefängnis. Und dann sehr ihr ja,
-
„Wir bitten um Ihre Mithilfe. Beatrice
von Braunbehrens lebt vom Geschäft
-
mit schweren Waffen und gehört ins
Gefängnis. Als Eigentümerin handelt sie
-
verantwortungslos. Für sachdienliche
Hinweise die zur rechtskräftigen Verurteilung
-
ohne Bewährung führen, loben wir eine
Belohnung von 25.000 Euro in bar aus.“
-
Das war ganz am Anfang. Da seht
ihr, unten ist so eine Progress Bar,
-
da ist links „Frei“ und rechts „Knast“.
Lachen
-
Ja? Und da haben wir…
Applaus
-
Da haben wir „Eingegangene Hinweise: 0“,
„Status: 0%“. Ganz früher Screenshot,
-
hat sich dann später geändert.
So, dann haben wir die Detailansicht.
-
Links ist das komplette Dossier.
-
Philipp: Genau. Da gibt es einen
Steckbrief. Ist auch heute noch online.
-
Teilweise mussten wir es zensieren
und schwärzen. Aber die Lebensläufe
-
und Steckbriefe sind doch noch da.
Genauso wie die Information in der Mitte,
-
wieviel Prozent halten die. Also
diese Fotografin aus Wasserburg
-
hält an die 100 Mio. Euro
an Krauss-Maffei Wegmann.
-
Und sie hatte eine Homepage, die ist
dann sofort vom Netz gegangen,
-
wundersamerweise. Und rechts konnte
man also so, mitmachen halt. Ja, also,
-
den Regierungssprecher fragen, der
auch mit am Tisch saß, als das Geschäft
-
beschlossen worden ist. Plakate
ausdrucken und aufhängen.
-
Nachrichten an die Eigentümer schreiben.
Patenschaften übernehmen. Ja.
-
Stefan: Dann seht ihr unten, weiter unten,
nochmal unseren Plot, quasi. Also, der
-
Handel ist verboten. Und dann suchen wir
nach anderen Vergehen, die relevant sind,
-
z.B. Steuerhinterziehung, Geldwäsche,
Betrugsdelikte, Insiderhandel,
-
illegale Beschäftigung etwa von Haushalts-
hilfen. Sowie alle anderen Vergehen.
-
Philipp: Wir reden ja von Millionären
im 2..3-stelligen Bereich…
-
Stefan: Genau. Und dann, ganz unten,
ne, haben wir ihr dann auch gleich
-
ihr neues Zuhause rausgesucht, die
JVA Traunstein. Das ist immer jeweils
-
die nächste Justiz-Vollzugsanstalt von
der Person. So sah das Ganze dann
-
während der Aktion aus. Nur, um es
nochmal zu veranschaulichen. Also hier
-
die Glinicke war dann 17% im Knast.
11 Hinweise, reicht noch nicht
-
für eine Verurteilung. So. Für
die Aktion, also das ist z.B.
-
Teil der Vorproduktion. Sachen die einfach
da sein mussten als es dann losging.
-
Dazu gehörten auch so ca.
50 Youtube-Clips, die wir dann quasi
-
nach und nach abgefeuert haben. Also ihr
müsst euch das so vorstellen, wir haben
-
sehr viel Feuerwerk gehortet; und
haben dann so über einen Zeitraum
-
von 2..3 Wochen einfach abgebrannt
gegen die. Und die damit völlig überrannt.
-
Es gab da ca. 50 Videos, und die waren…
manche sehr, sehr gut produziert,
-
und hatten tolle Qualität; und
manche waren auch extrem trashig.
-
So. Wir zeigen euch jetzt mal
eine Auswahl der besseren.
-
Audio/Video beginnt
-
Mann im Video: Liebe Mitbürgerinnen
und Mitbürger aus der Vergangenheit.
-
teilweise verzerrt
Aus einer nicht allzu fernen Zukunft
-
richte ich mich heute über diese Frequenz
mit einem wichtigen Anliegen an Sie.
-
Frau im Video: Für Wachstum
brauchen Sie: Krieg!
-
Manfred Bode, als er das
Bundesverdienstkreuz erhält, …
-
dramatische Musik
-
Originalton-Aufzeichnungen:
„Mit ihren Geschäften…“
-
dramatische Musik
-
Mann: Stellen Sie Ihre
Regierung, und die Vertreter
-
von Krauss-Maffei Wegmann zur Rede!
-
Frau: Manfred Bode. Auf dass
du den Scherbenhaufen den du
-
über die Welt bringst nicht überstehst!
Frau 2: Wir wollen dein Bild an 1000 Türen
-
malen. An Hauswände, an Mauern, an
Brückenpfeiler. Tausendfach vergrößert.
-
Mann: Auch eine Lehrerin, ich
wiederhole: Lehrerin, ist mit im Club.
-
Ihr Name ist Isabel Glinicke.
Reden Sie mit ihren Schülern,
-
und sagen Sie ihnen, sie sollen ihre
Lehrerin fragen, ob sie auch ihnen
-
moralische Schizophrenie
beibringen könnte.
-
Lachen und Applaus im Saal
-
Frau 2: Deine Söhne werden sterben!
-
Mann 2: Even if I might not like some
elements of it, but it seems to me
-
a very creative campaign. I think
that it is entirely legitimate
-
to campaign against the
people who are profiting
-
from the trade in weapons.
This is not a normal trade.
-
This is not about buying and selling
fruit and vegetables. This is about
-
selling Weapons of Death. This is
about selling Weapons of Oppression.
-
Audio/Video endet
-
Stefan: So, was habt ihr hier gesehen?
Ihr habt so einen Zusammenschnitt
-
von 4 Videos von über 50 gesehen. Wir
hatten als erstes den Bundeskanzler
-
aus der Zukunft, der sich quasi
zurückwendet und die deutsche Bevölkerung
-
dazu auffordert, 1.) die Bundesregierung
zur Rede zu stellen, und
-
2.) die Eigentümer zur Rede zu stellen.
Dann hattet ihr die Erinnyen,
-
mit einer Bildnistränkung
an den Eigentümern.
-
Philipp: Fließbandhinrichtung, sozusagen.
-
Stefan: Genau. Und dann hattet ihr
die ‚Briefe‘, da sagt Philipp was zu.
-
Philipp: „100 Letters“ hieß die Aktion.
Wir haben also 100 Menschen
-
die Möglichkeit gegeben den Eigentümern
direkt, wir hatten ja die Adressen,
-
Briefe zu schicken, und Botschaften
zukommen zu lassen. Und da ist jetzt hier
-
im Film vor allem diese eine Frau zu sehen
die dann Burkhard von Braunbehrens
-
zur Rede stellt, den Blumen malenden
Künstler. Und ihm, glaube ich, sagt,
-
der sieht ja so nett aus, warum verkauft
der denn Panzer, nach Saudi-Arabien?
-
Und wir haben ihr dann die Möglichkeit
gegeben, halt auch noch eine Patronenhülse
-
mit in den Umschlag zu legen. Das haben
wundersamerweise alle gemacht
-
die über 40 waren. Während die
Unter-30-jährigen, da war das schwierig.
-
Stefan: So, und dann haben wir am Ende
Andrew Feinstein gesehen, das ist
-
nicht Teil der Vorproduktion, sondern
das ist ein ZDF-Interview, was dann,
-
während die Aktion quasi lief,
entstanden ist. Andrew Feinstein ist
-
einer der renommiertesten Experten
für Waffenhandel, international,
-
und der sagt da, also der legitimiert
da so ein bisschen die Aktion
-
und findet das ganz gut. So. Dann…
-
Philipp: „Ganz gut“ ist gut! Er hat gesagt
die sollen nachts nicht mehr ruhig schlafen!
-
Stefan: Ja.
Philipp: Dann kam ‚der Angriff‘!
-
Wir haben also kleinere Fahndungsplakate
geklebt. Hier sieht man eins davon.
-
Gelächter und Applaus
-
Stefan: War nicht ganz billig.
-
Philipp: Wir geben zu, war nicht
ganz billig,10m lang, 2 1/2m hoch.
-
Stefan: So, und dann ging
die Webseite online,
-
wie ich sie euch gerade
schon vorgestellt habe.
-
Philipp: Aber wie gesagt, ganz
Deutschland hat sich beteiligt,
-
auch hier in Hamburg. Die Menschen
haben wirklich diese Fahndungsplakate
-
ausgedruckt und unter Anderem
natürlich in den Orten wo
-
die Waffenhändler gewohnt
haben, wirklich zuplakatiert.
-
Stefan: Oder auch mal angesprüht!
-
So, was ist da passiert? Also
ihr könnt euch das vorstellen,
-
dass so ein Panzerhersteller und
-exporteur, die sind eigentlich
-
darauf vorbereitet, die kriegen dauernd
schlechte Presse, die kriegen dauernd
-
Korruptionsvorwürfe. Als die haben
in ihrem Hause PR-Experten sitzen
-
die eigentlich mit allen Wassern
gewaschen sind. Und die eigentlich
-
ganz gut sich verteidigen können. Die
haben aber nicht damit gerechnet,
-
dass wir die Familie, oder „die
Panzerfamilie“, die Eigentümer selbst
-
in ihrem ganz persönlichen Umfeld
angreifen werden. Die haben immer gedacht,
-
„wir haben hier die GmbH & Co. KG,
das ist unser ‚Tor Browser‘ quasi,
-
unser Anonymisierungstool, und wir
können einfach da sitzen“, haben aber
-
wahrscheinlich nicht gewusst dass es so
Seiten wie handelsregister.de gibt.
-
Lachen und Applaus
Ja und dann…
-
…und dass einfach jemand auf die Idee
kommt, „warum soll ich eigentlich
-
gegen die Firma…?“ Es gibt niemanden der
mehr Macht über eine Firma ausüben kann
-
als der Eigentümer. Da gab es dann eine
PR-Krise bei Krauss-Maffei Wegmann.
-
Philipp: Genau. Also der Pressesprecher
von Krauss-Maffei Wegmann…
-
Gelächter und Applaus
-
Stefan: Kann man verstehen…
Philipp: Das war am ersten Tag, und
-
ich glaube am dritten Tag
ist er völlig verstummt.
-
Stefan: Ja.
Lachen
-
So. Da hat es natürlich dann extrem viele
Reaktionen. Hier seht ihr noch mal so ein
-
anderes Plakat, wo auch die Gesichter mit
drauf sind. Jedenfalls hat es extrem viele
-
Reaktionen gegeben. Also weil diese Leute
ja, ihr müsst euch das so vorstellen,
-
die haben ein ganz normales Leben gelebt,
das war ein Mozart-Biograf, da war
-
ein Künstler, Alt-68er, Führer der
Studentenbewegung in Heidelberg,
-
Mitglied im Kommunistischen Bund West. Das
sind die Leute über die wir hier reden.
-
Ja? Humanisten, Vorstand der
Waldorfschule in Freiburg, usw.
-
Die haben ihr ganz normales Leben
gelebt. Und quasi in ihrer Villa gewohnt
-
und einfach… viele auch Privatiers, und
einfach, sind ihren Hobbys nachgegangen,
-
und haben auch Freundeskreise gehabt
usw. Und dann haben wir jetzt quasi…
-
Gelächter und Applaus
…haben wir jetzt quasi, dadurch dass wir
-
von einem Tag auf den anderen
deutschlandweites Thema waren,
-
kamen diese Nachrichten die wir
überbringen wollten natürlich auch
-
in denen ihren Freundeskreisen an. Und
wir haben dann offene Briefe bekommen,
-
von engsten Freunden dieser
Leute teilweise, wo die sagen,
-
„…das kann doch nicht sein, wir sind
zusammen in den Ski-Urlaub gefahren,
-
wie konntest Du mir das verschweigen,
dass Du Panzer verkaufst?“ Ne?
-
Könnt ihr euch vorstellen, wenn ihr euren
besten Freunden auf einmal sagen müsst,
-
„Ich verkauf‘ Panzer“ - nicht ganz einfach.
Lachen
-
Philipp: Ja, und dann eine kleine Sensation:
Burkhard von Braunbehrens, wie gesagt,
-
der Blumen-malende Künstler, kommt aus
der Reserve, gibt im ZDF ein Interview,
-
die Sensation, dass ein deutscher
Waffenhändler sich mal in den Medien
-
äußert, zu einem Waffengeschäft.
Vordergründig will er eigentlich nur
-
über unsere Aktion reden, und
sagt er findet uns kriminell.
-
Der Unterschied zu Christoph Schlingensief
– der also gesagt hat… der hätte gesagt
-
„Tötet Helmut Kohl“, das hat er aber
nicht ernst gemeint – das Unangenehme
-
beim Zentrum für Politische Schönheit
sei, dass wir das so ernst meinen.
-
Gelächter
-
Stefan: Ja immerhin hat hier der
Künstler, den wir hier sehen, dann
-
offen Widerspruch ausgesprochen
gegen diesen Panzerdeal
-
und hat gesagt, auch öffentlich, er
könne sich aber im… – der ist Mitglied
-
des Aufsichtsrats gewesen – könne sich
aber gegenüber den anderen Eigentümern
-
– also seinen Verwandten –
nicht durchsetzen,
-
und hat dann gesagt, er schreibt einen
Brief an den Weihnachtsmann…
-
Philipp: …Bundespräsidenten!
-
Stefan: …ääh, an den Bundespräsidenten…
Gelächter
-
Philipp: Er war wahrscheinlich
auch im Vorstand von Amnesty…
-
Stefan: …Bundespräsidenten! Er… also
schreibt einen Brief an den Bundespräsidenten
-
und schreibt ihm: „Bitte, lieber
Bundespräsident, ich kann mich
-
in meiner eigenen Firma nicht durchsetzen,
aber bitte verbiete meiner Familie,
-
diese Panzer zu verkaufen“.
Da ist er natürlich auch gleich
-
aus dem Aufsichtsrat geflogen…
Lachen
-
Philipp: …direkt am nächsten Tag nachdem
das ZDF das Interview ausgestrahlt hatte.
-
Stefan: Aber ich habe gute
Nachrichten für alle von euch:
-
Philipp: Die Lieferung ist
bis heute nicht genehmigt.
-
Applaus und Pfiffe
-
Stefan: Ja, jetzt wird‘s witzig!
Ich habe jetzt… wir sind jetzt…
-
wir sind jetzt bei der Hälfte des Vortrags
angekommen, sogar schon leicht drüber.
-
D.h. es wird ja eigentlich…
Jeopardy-Musik setzt ein
-
…echt wieder Zeit, jetzt hier,
für eine Runde SMS-Raten…
-
Philipp: Müssen wir ein bisschen nachhelfen!
-
Stefan: …mit dem Zentrum, ne? Wir
haben nämlich die nächste Runde Tipps!
-
Also ich glaube bei dir hat sich
noch niemand gemeldet?
-
Philipp: Nein, nichts.
Stefan: Na, das würde jetzt. Nee, nicht?
-
Hat sich jemand bekannt? Weiß…
Hat sich jemand bekannt?
-
Zu dem SMS-Verkehr? Okay, dann
haben wir jetzt noch ‘ne Runde Tipps.
-
Philipp: Wir heizen ein.
Stefan: Genau, wir heizen ein. Also!
-
Musik stoppt, kurzer Schlagzeugsound
-
Den den wir suchen, der tritt
gegen die Gleichberechtigung
-
homosexueller Lebenspartnerschaften ein,
Namens-Rufe aus dem Publikum
-
der ist Befürworter der
Vorratsdatenspeicherung,
-
und jetzt kommt der
wichtigste Tipp: Er sitzt
-
nicht immer im Untersuchungsausschuss,
findet aber dass es erwiesen ist,
-
dass die Bevölkerung in Deutschland
nicht flächendeckend überwacht wird.
-
Philipp: D.h. er ist in der rechten Spalte
von denen die du gezeigt hast, richtig?
-
Stefan: Naja… ja.
-
Philipp: Unklar?
Stefan: Also, mit den Tipps könnt ihr
-
jetzt weiterarbeiten. Fragt doch nochmal
ein bisschen rum; vielleicht findet es ja
-
jemand raus, wen wir hier meinen.
-
Philipp: Ja, ihr wisst alle, wir haben
eine der größten Flüchtlingskatastrophen
-
nach dem 2. Weltkrieg, die der
Bürgerkrieg in Syrien ausgelöst hat,
-
der Krieg in Syrien. Das hier ist eine
Luftaufnahme aus dem Camp Zaatari
-
an der jordanisch-syrischen
Grenze. Und da wohnen…
-
‚hausen‘ muss man eher sagen, auch zu
Weihnachten bei diesen Temperaturen,
-
nur an die Hunderttausend Flüchtlinge.
Wir haben 18 Mio. Flüchtlinge
-
in und um Syrien herum. Mit 200.000 Toten.
-
Und da fragt sich natürlich die Mitte
der Gesellschaft, der gemeine Bürger
-
in Deutschland: was kann ich dagegen tun?
Audio/Video-Wiedergabe beginnt
-
Nachrichtensprecher: Eigentlich müsste
sich die Familienministerin freuen.
-
Auf Fotos halten syrische Kinder Schilder
hoch, „Danke Manuela Schwesig!“.
-
Im Internet, in ihrem Namen eine
perfekt organisierte Hilfsaktion, um
-
55.000 syrische Flüchtlingskinder nach
Deutschland zu holen. Toll! Endlich tut eine
-
Ministerin was. Das Dumme nur, das alles
ist gar nicht von ihr. Der Hilfsappell -
-
ein Fake von Aktivisten. Ihr Ziel: aus
der Fälschung solle Wirklichkeit werden.
-
Sprecherin aus dem Off: Bilder
aus Syrien, Kinder im Bürgerkrieg.
-
Nur spielt nicht mehr, Farah schreit
nachts nach seiner Mutter. 55.000 Kinder
-
sollen zu Pflegefamilien nach Deutschland
kommen. Ein Appell des Familienministeriums,
-
so scheint es, veröffentlicht auf
einer Internetseite, samt Hotline.
-
Mitarbeiterin: telefoniert Geschäftsstelle
Kindertransporthilfe des Bundes,
-
Sie sprechen mit…
Sprecherin: Nur, das ist nicht das Ministerium,
-
sondern der Fake einer Künstlergruppe.
Nur die Anrufer sind echt.
-
Mitarbeiterin: telefoniert Es ist so, dass
es grade eine gewisse Stagnation mit
-
der Bundesregierung gibt, dass das Projekt
noch nicht verwirklicht werden kann.
-
Sprecherin: Die Rettung syrischer
Kinder – eine hyperreale
-
und drastische Kunstaktion
die endlich aufrütteln soll.
-
Audio/Video-Wiedergabe endet
-
Philipp: Genau. Wir haben also ein
bisschen in der Geschichte gewühlt.
-
Raunen, Lachen und Applaus
-
Im Mai 1938 führen die alliierten Staaten
die Visumspflicht [für Deutschland] wieder ein.
-
Und das trifft natürlich in erster
Linie die jüdischen Flüchtlinge, die
-
aus dem Deutschen Reich fliehen wollen.
Und die werden de facto ihrem Schicksal
-
überlassen. Wir haben nur die britische
Regierung, die im November
-
nach den Reichspogromen nochmal
verkündet, Kinder ins Land zu lassen.
-
Also die stellen Einreisegenehmigungen,
Sammelvisa, aus für Kinder.
-
Und so können ungefähr 10.000, also fast
10.000 jüdische Kinder gerettet werden,
-
in den sogenannten „Kindertransporten“.
Die Eltern natürlich nicht, aber man sagt,
-
„die Kinder nehmen wir gerne“. Und dann
haben wir überlegt, wenn man das adaptiert
-
auf heute, also: die sogenannte
‚Kindertransporthilfe des Bundes‘,
-
wie sie heißt, spielen wir das mal
durch. Wir haben laut UNICEF
-
5,5 Mio. betroffene Kinder, in und um
Syrien. 1% davon zu retten, also dem
-
humanistischen Ideal wenigstens mit 1%
gerecht zu werden, und 1 Kind aus 100
-
zu retten, würde sofort 55.000
Einreisegenehmigungen für die Kinder
-
machen. Und das hat in unseren Augen die
Bundesregierung natürlich sofort genehmigt.
-
Und das Familienministerium ist dann auf
die Suche gegangen, nach deutschen
-
Pflegefamilien, die bereit sind, ein Kind
aufzunehmen. Mit einer kompletten
-
Werbekampagne. Das hat man jetzt hier
nicht so gut gesehen. Könnt ihr alles
-
im Internet nachkucken,
kindertransporthilfe-des-bundes.de.
-
Wir kriegen bis heute 7-seitige Anträge
mit polizeilichem Führungszeugnis,
-
Motivationsschreiben, Lebenslauf,
SCHUFA-Auskunft, und
-
was wir nicht alles anfordern… Das
kriegen wir… haben wir Hunderte davon.
-
Und natürlich auch die Gesetzeslage,
die da beschlossen werden müsste,
-
damit so ein Programm
möglich gemacht wird.
-
Und damit haben wir eigentlich den
Beweis geliefert, dass also diese Mitte
-
der Gesellschaft etwas tun will. Dass also
die Hilfsbereitschaft in Deutschland
-
wirklich enorm ist. Wir hatten nach
48 Stunden bereits über 1000 Anrufer,
-
und 600 Verpflichtungserklärungen
von Menschen die bereit waren
-
ein syrisches Pflegekind aufzunehmen. Und…
-
Applaus
-
Und wir konnten uns eigentlich überhaupt
nicht vorstellen was dagegen sprechen
-
könnte, dass die Bundesregierung jetzt
dieses schlüsselfertige Hilfsprogramm,
-
da ist also alles drin, übernimmt.
-
Ja, also man sieht hier, dass das deutsche
Volk wirklich nicht so abgebrüht ist
-
wie seine Politiker. Das ist sozusagen
die Dankeswand, die ist
-
vor dem Familienministerium eingerichtet.
Das ist Isabella von Ohoven, die Initiatorin
-
des Hilfsprogramms, die dann in Abwesenheit
von Frau Schwesig, die halt nicht so gern
-
über ihre Taten redet sondern lieber
Gutes tut, Geschenke der deutschen
-
Bevölkerung entgegennimmt. Also es
ist wie Buckingham Palace, muss man
-
sich das vorstellen, ein Blumenmeer vor
dem Familienministerium. Und da hinten
-
im Hintergrund ist auch die berühmte
Schwesig-Standarte, 3 1/2 Meter hoch.
-
2 Meter lang. Und dann
haben wir, wie gesagt,
-
im Prinzip die Bundesregierung
gezwungen, mal mit uns zu reden.
-
An dieser Aktion waren auch beteiligt
zwei Überlebende des Holocaust,
-
die nur überlebt haben, weil sie selber
in diesem Kindertransportprogramm
-
der britischen Regierung drin waren.
Und wir haben uns also angekündigt,
-
mit den beiden Überlebenden.
Das hier ist Inge Lammel,
-
sie war zu dem Zeitpunkt 90, jetzt ist
sie 91. Und ihre komplette Familie
-
ist in Auschwitz vernichtet worden.
Und innerhalb von 48 Stunden
-
hatten wir also die Bestätigung von
Steffen Seibert, dem Regierungssprecher,
-
dass das Kanzleramt uns
empfängt. Das ist jetzt hier,
-
wo wir bei der Rückkehr aus
dem Kanzleramt rauskommen.
-
Und wir haben also alles schon im
Namen der Bundesregierung vorbereitet,
-
muss man nochmal sagen, alles. Und bereits
angefangen, in einer laufenden Kampagne
-
über 1000, das ist also am Freitag dem
5.Tag, über 1000 Verpflichtungserklärungen
-
von Bürgerinnen und Bürgern in
Deutschland die sofort bereit waren,
-
diese Kinder aufzunehmen. Wir haben
also die Daumenschrauben angelegt und
-
das Kanzleramt damit konfrontiert:
entweder ihr sagt jetzt der
-
versammelten Hauptstadtpresse, dass ihr
dieses Hilfsprogramm sofort übernehmt,
-
denn es gibt wirklich gar keinen, aber auch
wirklich gar keinen vorstellbaren Grund
-
das nicht zu tun, oder aber
ihr erklärt, dass ihr das nicht tut.
-
Audio/Video-Wiedergabe startet
-
Sprecherin: Wir sind die Kampfgruppe
gegen Unmenschlichkeit. Gestern mittag
-
ist die Installation ‚weiße Kreuze‘,
die den Toten an der Mauer gedenkt,
-
aus dem Regierungsviertel
in Berlin geflüchtet.
-
Lachen
Die Mauertoten sind jetzt in Sicherheit
-
vor den offiziellen Gedenkfeiern
am 9. November.
-
Die Mauertoten sind an den
Außengrenzen der Europäischen Union.
-
In einem Akt der spontanen Solidarität sind
die Kreuze zu den Menschen geflüchtet,
-
die auf dem Weg nach Europa dehydrieren,
kentern und ertrinken. Sie sind jetzt
-
in den Armen ihrer zukünftigen
Schwestern und Brüder. Flüchtlingen,
-
die als nächstes an den europäischen
Außenmauern sterben werden.
-
Sprecher: Heute ist der 3. November 2014.
In 6 Tagen wird dem Fall der Mauer gedacht.
-
Ein großer Tag. An dieser Mauer
gingen 1200 Menschen zugrunde.
-
Das Unrecht hielt sich 28 Jahre fest.
Doch ihr Tod hatte einen Sinn.
-
dramatische Musik
An ‚dieser‘ Grenze gehen Zehntausende
-
Menschen zugrunde. Jedes Jahr! Das Unrecht
befindet sich gerade erst im Aufbau.
-
Sprecherin: So sieht das aus,
was die Ruhe der Mauertoten stört.
-
Ein Verrat an ihrer Geschichte.
Das ist das erste, was Menschen
-
in ihrer größten Not von Europa zu sehen
bekommen. Und das ist erst der Anfang.
-
Wir leben am Vorabend der
militärischen Abriegelung Europas.
-
25 Jahre nach dem Mauerfall werden
Europas Grenzen wieder dichtgemacht.
-
Sprecher: Diese Mauern zwingen
Hunderttausende auf das offene Meer.
-
Sind das die Grenzen eines selbstbewussten
und hilfsbereiten Kontinents?
-
Audio/Video-Wiedergabe endet
-
Stefan: Da habe ich das Video
abgeschnitten!? Tut mir leid,
-
also habt ihr einen Teil nicht gesehen.
Aber ihr merkt – die Zeit wird ja auch knapp –
-
ihr merkt wir sind bei unserer aktuellsten
Aktion angekommen, und zwar
-
dem ‚Europäischen Mauerfall‘. Worum
ging es da? Ganz kurz, wir haben quasi
-
eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um
Busse zu organisieren, um dann wiederum
-
friedliche Revolutionäre, die sich bei uns
melden konnten, an die EU-Außenmauern
-
zu fahren, und dort dann – das Ganze zum
25. Jubiläum des Mauerfalls – um dort dann
-
das Gedenken wiederaufleben zu lassen, und
die europäische Außenmauer abzubauen.
-
Die Aktion, ist jetzt unsere aktuellste,
ist, da will ich einen Vergleich mal
-
zu diesen 25.000 Euro ziehen…
Die 25.000-Euro-Aktion
-
hat viel Arbeit gekostet, aber sie war im
Vergleich zum ‚Europäischen Mauerfall‘
-
doch wiederum eine Kleine. Also unsere
Produktionsanforderungen sind
-
extrem gestiegen in der Zwischenzeit.
Weil wir bei der Aktion hier mehrfach
-
hundert Leute und mehr zu einer
ganz bestimmten Zeit an einem
-
ganz bestimmten Ort gebraucht haben,
um was ganz Bestimmtes zu tun.
-
Philipp: Genau. Dem voraus gehen
6 Monate Vorbereitungszeit.
-
Mit Recherche. Wir haben alle
EU-Außengrenzen… sind wir abgefahren,
-
haben gekuckt, welche kommen da überhaupt
in Frage, haben Informationen beschafft.
-
Hier links sieht man wie wir an der
Stacheldrahtmauer in Bulgarien stehen,
-
mit dem Kamerasystem EUROSUR der
Europäischen Union. Das günstigerweise
-
25 km ins Inland der Türkei
Infrarotaufnahmen liefert,
-
und Wärmebild-CO2-Detektoren,
da ist alles dabei. Erdkabel.
-
Wir haben da mit einer offiziellen
FRONTEX-Genehmigung gearbeitet.
-
Also ohne die kann man vor Kulisse nicht
wirklich arbeiten. Und ganz rechts
-
sieht man auch noch, das sind genau
diese Erdkabel von EUROSUR die da
-
verbuddelt werden gerade. Die haben wir
einfach 160 km von einem Ort entfernt
-
gefunden, wo die Europäische Union
sagt, dass sie die Grenze überwacht.
-
Und da haben wir gedacht, naja, mit so
einem Foto hat man ja auch die GPS-Daten
-
für zukünftige Aktionen, und kann
die dann wieder ausbuddeln. Also
-
man macht bei so einer…
Applaus
-
Stefan: Ja die Standorte von den
EUROSUR-Kabeln sind Verschlusssache.
-
Philipp: Oder werden Verschlusssache
sein, mit Sicherheit. Das ist unser
-
militärischer Verbindungsoffizier, der
mit uns die Grenzen abgefahren ist, ja?
-
Der… wenn man da mal‘n bisschen rangeht
sieht man das… Diese Geländewagen
-
die dort die Grenzen patrouillieren sind
„provided by the European Union“.
-
Wir haben 141 Geländewagen
den Bulgaren geschenkt.
-
Stefan: So. Also, wir haben die
Vorproduktion gehabt, wir haben
-
eigentlich alles im Kasten was wir
brauchten. Und mussten nur noch auf
-
PLAY drücken, und anfangen. Das Einzige
was uns gefehlt hat sind hier die Kreuze.
-
Philipp: Genau. Also wir haben den
Gedenktag, den 9. November 2014,
-
25 Jahre Mauerfall werden
in der Republik groß gefeiert,
-
mit einer ‚Lichtgrenze‘, mit Heliumballons,
im Prinzip dieses ‚Oktoberfestgedenken‘
-
was auch Amnesty gut gefällt.
Und diese Kreuze…
-
Applaus
-
…diese Kreuze hier stehen ja direkt am
Reichstag, am Ufer des Reichstags,
-
und erinnern an die – wie man hier am
ersten Kreuz auch gut lesen kann –
-
an die unbekannten Opfer an der Mauer.
Und diese sollten natürlich in so einem
-
offiziellen Gedenken jetzt eher
verschwinden hinter diesen Heliumballons.
-
Und da haben wir gedacht,
das kann so nicht bleiben.
-
Stefan: Ja. Für die Kreuze, haben wir dann
recherchiert, für die fühlt sich auch
-
überhaupt niemand zuständig. Also alles
was wir finden konnten waren Leute
-
die sagen… also Behörden die sagen
„Wir sind nicht zuständig“. So. Also
-
keiner will sich um die Pflege kümmern,
und dementsprechend sehen die dann aus.
-
Philipp: Also einfachste Sperrholz-
Platten. Und wir haben wirklich
-
mit Allen geredet. Von der
Bundestagsverwaltung angefangen,
-
über das Schiffbauamt, über das
Grün- und Straßenflächenamt Mitte,
-
weil das sozusagen ein offizieller Weg
durch Berlin ist, mit dem Architekten
-
der diese Uferpromenade geplant
hat[te]. Keiner kann sich erinnern
-
wem die gehören, wo die herkommen.
Und sie haben auch keine Genehmigung…
-
Lachen
-
Stefan: Und dann… Ja dann… ja, die haben
keine… und im Lichte der Aufregung, die…
-
also da hat sich ja dann der Norbert
Lammert echauffiert, und die gesamte…
-
Philipp: Wowi!
Stefan: …Bundespolitik, inklusive Wowi.
-
Im Lichte dessen sollte man aber vor
Allem auch sehen, dass die Stadt Berlin
-
seit 2005 versucht das Denkmal abzubauen.
-
Philipp: Ja, ein Brief den wir…
Stefan: „…gehört dort nicht hin“!
-
Philipp: Genau.
Stefan: Aber… wie entfernt man eigentlich…
-
wie transportiert man eine Gedenkstätte
ab die direkt am Reichstag ist?
-
Das ist schwierig! Da gibt es auch laufende
Ermittlungen zu. D.h. wir können da
-
nicht so viel zu sagen. Aber wir haben uns
selbst ja auch Gedanken dazu gemacht, ne,
-
bevor die dann ‚geflüchtet‘ sind. Und da
haben wir erstmal gedacht: am besten wär‘s
-
man müsste das überhaupt
gar nicht selber machen.
-
Philipp: Nein. Man hat
einen Restaurator, der das
-
für einen macht. Am besten mit
Aktenkoffer und Visitenkarte.
-
Stefan: Und so einen Restaurator alleine, der
macht sich ja nicht die Finger schmutzig.
-
Der kommt nur zum Beobachten.
Der braucht… auf jeden Fall
-
braucht der dann auch noch 2 Helfer,
in Warnwesten nach DIN471.
-
Philipp: Und Akkuschrauber
nicht vergessen!
-
Stefan: Genau! Und der Restaurator, der
braucht das Ganze… der macht das ja
-
nicht einfach nur weil ihm einfällt „heute
restauriere ich mal die Kreuze!“, sondern
-
der braucht natürlich einen Auftraggeber,
vielleicht so eine Art Heimatverein.
-
Philipp: Und dann sollte der
Restaurator auf jeden Fall zufällig
-
den sehr umfangreichen Schriftverkehr
zwischen seiner Firma, dem Auftraggeber
-
und diversen Behörden dabei haben.
Am besten gleich mit Kostenvoranschlag,
-
Auftragsbestätigung und Hastenichtgesehen.
-
Applaus
-
Stefan: Na, dann wäre jetzt ja der
Restaurator schonmal ganz gut ausgestattet.
-
Philipp: Dann gibt‘s aber… Wer den Brief
gerade von der Senatsverwaltung
-
genauer sich angekuckt hat, die da
bemerkt, es kam zu ‚Handgreiflichkeiten‘
-
an den Kreuzen, als wir die abbauen
wollten… Das hat uns natürlich
-
sehr interessiert, das ist also dieser
polizeibekannte Gewalttäter. Der
-
schlägt vor den Kreuzen ab und zu
Menschen, das ist der Herr Rust.
-
Und den sollte man auf jeden Fall…
mit solchen Leuten sollte man sich
-
auf jeden Fall zur selben Zeit auf der
anderen Seite der Stadt verabreden.
-
Lachen und Applaus
-
Stefan: Haben wir uns gedacht,
wäre keine schlechte Idee.
-
So. Dann gibt‘s das Problem, dass an
so einer Gedenkstätte ja auch einfach
-
normale Laufkundschaft vorbeikommt,
und wenn die dann denken, „Häh,
-
was passiert denn da, da ist ja ein
Restaurator, und Leute mit Warnwesten,
-
und die schrauben da an den Kreuzen
rum…“, da haben wir gedacht,
-
„wär‘ ganz gut wenn wir den Herdeneffekt
nutzen“, also dass die sich dann umkucken
-
und sehen, „naja, hier sind ja so viele
Leute, die stört das alle überhaupt nicht,
-
dann wird das schon seine Ordnung
haben“. Deswegen haben wir gedacht,
-
wir brauchen eine ruhige Menschenmasse…
-
Jubel und Applaus
-
Dazu gehört auf jeden Fall eine 40-köpfige
Studentengruppe die Literatur interpretiert,
-
und direkt daneben eine 20-köpfige
Touristengruppe aus Westdeutschland.
-
Philipp: So ‚könnte‘ man das machen!
Stefan: ‚Könnte‘ man!
-
Also haben wir uns damals
gedacht! Wäre ganz gut.
-
Philipp: Was ist aber wenn
das alles nicht reicht, Stefan?
-
Stefan: Ja genau, das Problem ist ja, in
dem Moment, wenn die Sicherheitsbehörden
-
aufmerksam werden auf den Restaurator,
dorthin gehen und dem Restaurator sagen:
-
„Was machst du da?“, dann zeigt der
Restaurator seine Unterlagen, und
-
die Sicherheitsbehörden - aus irgendeinem
Grund - sagen sie, „das kommt mir hier
-
komisch vor, jetzt ist erstmal Stopp,
Pause, Ende. Wir klären das jetzt“.
-
Und in dem Moment haben wir uns gedacht
braucht man unseriösere Ablenkungsfaktoren.
-
Heiterkeit
Wäre z.B. nicht ganz verkehrt wenn es dort
-
einen Verschwörungstheoretiker mit
Alufolie auf dem Kopf, der laut über
-
‚Strahlung und Konstantinopel‘ referiert,
gäbe, ein paar Meter weiter. Außerdem…
-
Philipp: Oder ein paar Flitzer die über
die Absperrung vom Reichstag springen…
-
Jubel und Applaus
-
Stefan: Und wenn das wirklich alles nicht
klappt, ne, also die immer noch sagen:
-
„Okay das ist hier jetzt wichtiger als der
Flitzer, das ist wichtiger als der Freak“,
-
dann brauchen wir ne HoGeSa-Demonstration
die vor dem Haupteingang vom Reichstag losgeht.
-
Philipp: Das ist ganz wichtig. Weil,
diese Aktion steht und fällt ja damit
-
dass die Kreuze da fliehen, an die
EU-Außengrenzen, und drüber hinaus.
-
Stefan: So, jetzt habt ihr unser
Gedankenspiel zu dem Thema gesehen.
-
Das war was wir uns überlegt haben,
was man braucht. Vieles davon hatten wir.
-
Manches vielleicht nicht. Die eigentliche
Frage ist ja: „Was braucht man wirklich,
-
um in der am besten gesicherten
Zone von Deutschland,
-
also in der Sicherheitszone 1 so eine
Gedenkstätte abzutransportieren?“
-
Philipp: Nichts!
Lachen
-
Stefan: Nichts! Außer vielleicht Werkzeug
und Warnwesten nach DIN 471.
-
Applaus
-
Stefan: [unverständlich]
Philipp: Warte mal kurz!
-
Applaus
-
Philipp: Deswegen… nächstes Mal
nehmen wir den Bundestag mit!
-
Stefan: Ja, nächstes Mal…
Gelächter
-
Stefan: So, der Plan war ja, okay, also
wir helfen den Kreuzen zur Flucht,
-
dann können wir unser Material abspielen,
die Presse wird drauf aufmerksam,
-
die berichtet drüber, die Menschen hören
von der Aktion, gehen auf Indiegogo
-
und spenden, und wir können zu der
Außenmauer fahren und die quasi abbauen.
-
Philipp: Ja, also bei der seriösen Presse
gibt‘s da kein Problem. Die versteht auch
-
den Zusammenhang, mehr oder weniger.
Also das führt auch zu so einer Form von
-
medialer Poesie. Das ist ja wirklich die
Frage, rechts oben z.B. Berliner Zeitung
-
– was denken Leser die lesen:
„Mauerkreuze sind jetzt in Melilla“?
-
Und dann am nächsten Tag den Folgeartikel
links, „die Kreuze bleiben in Melilla“.
-
Stefan: Frage ist, wie geht man mit
dem Boulevard um, und ganz generell
-
mit Springer. Da ist unser Problem, das
kennen wir schon von allen Aktionen,
-
die rufen an, aber in dem Moment steht
der Artikel schon da. Also die rufen
-
nur noch an weil sie ein Zitat haben
wollen. So, das ändert… man kann…
-
oder, unsere Theorie ist, man kann
überhaupt nicht das beeinflussen
-
was die schreiben, egal was man tut. So.
Applaus
-
Da haben wir uns dann überlegt: reden
wir jetzt mit denen? Nee, haben wir
-
überhaupt gar keine Lust drauf. Legen wir
gleich einfach auf? Naja, ist vielleicht
-
zu platt. Und dann haben wir jetzt was für
die Fans der Kolumne „Post von Wagner“.
-
Wir haben den nämlich einfach ein
Tonband abgespielt, und dann aufgelegt.
-
Gelächter
Audio-Wiedergabe startet
-
Sprecher: Post vom Zentrum. Liebe
Leser. Um uns herum Flucht und Tod.
-
Lampedusa. Südost-Europa. Wir
sind wie auf einer Insel des Glücks.
-
Ich sitze, während ich dies schreibe,
im ICE von Hamburg nach Berlin.
-
Unfassbar schön, die weiten Felder, die
Dörfer wo Pferde auf den Koppeln stehen,
-
die Wälder. Kein Deutscher hockt zitternd
in einem Wald. Kein Deutscher kracht
-
mit dem Boot gegen die neue Mauer. Ich
komme gerade von der Geburtstagsfeier
-
eines Freundes. Es gab Bier und
Wein unter einem weißen Zelt.
-
Es wurde viel gelacht, alle waren gesund,
alle haben schöne Erst- oder Zweitfrauen,
-
nette Kinder, es gab sogar
Kinderwürstchen. Darf man glücklich sein
-
bei Flucht und Tod, im Paradies
Deutschland? Rekordhoch
-
bei den Beschäftigten, Steuerkassen
gefüllt, keine neuen Schulden.
-
Darf man auf einer Gedenkfeier zum
Mauerfall glücklich sein, wenn überall
-
um uns herum Menschen sterben, an der
neuen Mauer? Darf man die weißen Kreuze
-
der Mauertoten bedenkenlos am Rande
stehen lassen, und trotzdem feiern?
-
– Ja. Man darf glücklich sein. Unsere
Werte sind, sich zu umarmen,
-
menschlich zu sein, sich miteinander
zu betrinken. All dies ist besser
-
als ER-trinken, kentern, dehydrieren.
Herzlichst, KG Unmenschlichkeit.
-
Audio-Wiedergabe endet
-
Stefan: So, was dann rauskommt,
sieht so aus… lacht
-
…oder auch so. Und zu dem Bild will
ich ganz kurz sagen, dass das ganz viel
-
über die Springer-Presse sagt. Weil
das Bild was ihr da seht, das soll
-
den Anschein erwecken, es sei eine
Videokamera, die da… schreiben sie hier,
-
„entführen die Flüchtlingshelfer die
Mauerkreuze“, in Wirklichkeit ist das
-
ein Bild was von uns kommt und dann
extra die Qualität vermindert wurde, um es
-
abzudrucken, um dann so zu tun als wäre
das irgendein exklusives Kameramaterial.
-
Philipp: Ja, aber, DIE WELT meint,
„der hirnrissigste Dreck
-
der in jüngster Zeit aus deutschen
Theater gekommen ist“.
-
Nach 5 Tagen hatten wir das Geld
zusammen für die 2 Busse,
-
um an die EU-Außengrenze zu fahren,
um die dort abzubauen. Applaus
-
Stefan: Da haben sich dann fast
800 Menschen bei uns gemeldet,
-
die gern die Mauer abreißen wollten.
Wir mussten, weil wir so kurzfristig
-
nicht so viele Busse besorgen konnten,
und auch die Mittel nicht hatten,
-
7 von 8 Leuten absagen. Oder
bzw. sagen dass wir uns nicht
-
um ihren Transport kümmern können.
-
Philipp: Wir haben denen aber alle
Informationen zur Hand gegeben,
-
wie die die Stacheldrahtmauer
öffnen können. Was braucht man?
-
Stefan: Einen Bolzenschneider ab Klasse 40
HRC, und eine Akkuflex ab 800W.
-
Philipp: Dann wird 6x geflext an den
Verbindungsstücken dieser Metallteile.
-
Stefan: Dann muss man 148x knipsen –
-
Philipp: und die Mauer ist gefallen.
-
Stefan: Das sollte man mitnehmen.
-
kräftiger Applaus
-
Philipp: Also das sollte man zur Tarnung
mitnehmen. Und dann kommt der große Tag
-
der Abreise. 100 friedliche
Revolutionäre, 400 Schaulustige,
-
alle am Gorki-Theater zur
festlichen Verabschiedung.
-
Stefan: Und da hatten wir im Prinzip
das erreicht, was wir erreichen wollen.
-
Da ist ein Punkt den wir machen wollen,
vom Zentrum. Weil, was wir machen wollen
-
ist, die Revolution auf die Straße
bringen. Wir stellen euch die Busse hin,
-
wir sorgen für alles, ihr
müsst nur noch einsteigen
-
und loslegen. Das ist so…
das ist unsere Stoßrichtung.
-
Applaus
-
Philipp: Was wir nicht geahnt haben,
war, dass die Bundespolizei
-
das Theater umstellt. Das Gorki ist
gerade ‚Theater des Jahres‘ geworden.
-
Das heißt, im deutschsprachigen Raum das
beste und wichtigste Theater überhaupt.
-
100 Bundespolizisten umstellen das Theater
und suchen nach Bolzenschneidern.
-
Polizeihubschrauber fliegen
über das Theater, usw.
-
Stefan: Genau, die EU-Außenmauern
werden am ‚Gorki‘ verteidigt.
-
Gelächter
Philipp: So ist es.
-
Stefan: Dann gab‘s die Diskussion,
weil die Polizisten das Gepäck durchsuchen
-
wollten und die Personalien aufnehmen.
-
Philipp: Ja, da haben wir sie an die
Kunstfreiheit erinnert. Und so ein bisschen…
-
das ist die Szene ‚Gib‘ dem Hund die
Wurst‘, ja? Wir wollten sie ja nicht
-
völlig frustriert abtanzen lassen, also
haben wir ihnen 1 Bolzenschneider gegeben.
-
Gelächter und starker Beifall
-
Und danach war die
Personenkontrolle hinfällig.
-
Stefan: Also, haben sie gesagt, machen sie
nicht, Personenkontrolle brauchen sie nicht.
-
Die friedlichen Revolutionäre haben
sich dann auf den Weg gemacht.
-
Was sie aber nicht ahnen konnten,
ist das hier. Das ist nämlich dann,
-
was danach passiert ist. Das haben wir so
übernommen, da gab‘s zwei kleine Anfragen
-
im Bundestag. Und dann haben wir
die Antworten uns angekuckt; und
-
im Prinzip stellt sich die Situation
so dar: Berliner Polizei ruft
-
das Bundeskriminalamt an und sagt,
„Oh, hier, wir sind hier am Gorki,
-
wir können die irgendwie nicht jetzt alle
die Personalien aufnehmen. Weil, ist ja
-
voll der Skandal dann, und so, wollen
wir nicht…“. Bundeskriminalamt sagt:
-
„Gar kein Problem, wir rufen jetzt einfach
unsere Verbindungsbeamten in Serbien,
-
Bulgarien und Griechenland an“. Und dann
wurde der Bus in Serbien das erste Mal…
-
oder die Busse in Serbien das erste Mal
angehalten. Und das Bundeskriminalamt
-
hat von den serbischen Grenzern die
Personenliste komplett bekommen.
-
An der bulgarischen Grenze, und an der
griechischen, die kommt dann später,
-
wurden jeweils Abgleiche gemacht, wieviele
Leute sind noch drin; sind alle noch da,
-
usw. Also das Bundeskriminalamt war
dann federführend bei der Repression
-
gegen den ‚Europäischen
Mauerfall‘. So sieht es…
-
Philipp: Die Polizei eskortiert schon ab
Serbien. Also durch Serbien hindurch.
-
Und in Bulgarien steigt dann ‚Mephisto‘
ein, ins Theaterstück. Und, das ist dieser
-
freundliche Herr vom Innenministerium.
Und der klärt sozusagen auf, über die
-
rechtlichen Konsequenzen von
dem, was die da vorhaben.
-
Stefan: Genau, und der hat dann so einen
Zettel auch ausgeteilt, auf dem stand drauf:
-
Beschädigung der Grenzanlagen
ist in Bulgarien 2 Jahre Haft
-
oder 150 Euro Geldstrafe.
Lachen und starker Applaus
-
Haben wir natürlich… haben unsere
Revolutionäre dann natürlich gefragt,
-
ob sie vielleicht einen
Rabatt bekommen können.
-
Gelächter
-
So, was wir hier sehen sind schon die
letzten Kilometer vor der Grenze.
-
Ihr seht, wir ziehen das Tempo ein
bisschen an. Da seht ihr – das Foto
-
ist aus dem 2. Bus geschossen – da seht
ihr den ersten Bus, und dazwischen
-
alle Fahrzeuge sind Presse in
Bulgarien, also nationale Presse.
-
Dazu muss man sagen es hatte kurz vorher
eine Regierungsumbildung gegeben,
-
und der neue Innenminister hat
sein Amt davon abhängig gemacht,
-
dass die Grenze nicht beschädigt wird.
leichtes Lachen
-
Hier, das sind die
allerletzten Meter. Oder,
-
Kilometer waren es dann
doch bis zur Grenze.
-
Philipp: Und hier wird die
EU-Außengrenze abgebaut.
-
Stefan: Leider… leider nein.
-
Philipp: Das ist nicht die EU-Außengrenze,
sondern das ist der Eiserne Vorhang.
-
Der ist sozusagen 4 km im Inland
von Bulgarien. Der verläuft nicht direkt
-
an der Grenze zur Türkei. Und auf
dieser, in dieser Pufferzone sind dann
-
Hunderte Ossis erschossen worden. Wir sind
da aber noch drüber hinaus gekommen.
-
Stefan: Ja, so, zurück zur Außenmauer.
Also, ein paar Meter weiter wartet dann
-
dieser Mensch auf uns.
Das ist kein Autoschieber.
-
Sondern der Chef des
bulgarischen Grenzschutzes.
-
Philipp: Und der ist extra mit seiner
Spezialeinheit gekommen, aus Sofia.
-
Die Aufstandsbekämpfungstruppen.
Um seinen Innenminister zu retten.
-
Stefan: Dann kamen zähe Verhandlungen.
Und am Ende sah es aber so aus,
-
da war überhaupt gar kein Durchkommen.
Unsere friedlichen Revolutionäre waren
-
aufgrund der Repressionen, über
45 Stunden Busfahrt zu dem Zeitpunkt,
-
total erschöpft. Die Busfahrt hat sich
so lang hingezogen, dass wir denen
-
noch nicht mal mehr die Übernachtung… also
die sollten eigentlich im Hotel übernachten,
-
aber die komplette Übernachtung musste
ausfallen, und die waren direkt auf dem Weg
-
zur Grenze. D.h. an dem Punkt wurde
dann gesagt, okay, und dann hat
-
die bulgarische Polizei die Leute
raus-eskortiert nach Griechenland.
-
Philipp: Dort haben wir ihnen dann
die Hotels bezahlt am Mittelmeer.
-
Die Griechen wussten aber, das wussten
wir wiederum nicht, die wussten
-
wie man friedliche Revolutionäre
empfängt. Das war nämlich 4 Busse
-
mit Aufstandsbekämpfungstruppen
an der Grenze. Die zwei Tage lang
-
entsprechend hungrig auf unsere
Revolutionäre gewartet hatten.
-
Stefan: Das war der ‚Europäische Mauerfall‘.
Ich will dazu eine Sache noch sagen,
-
bevor wir zu unserem
Abschluss hier kommen.
-
Das war damals „nicht alle Tage,
wir kommen wieder – keine Frage!“
-
Jubel und Applaus
-
Philipp: Ich glaube wir haben einen ganz
guten Eindruck verschafft, was wir so machen.
-
Stefan: Genau, wir hoffen, wir konnten
euch so die Stoßrichtung, also „was ist
-
unser Wirkprinzip“ beschreiben.
Und jetzt stellt euch mal vor,
-
wir hätten 3 Millionen Mitglieder!
Hätten wir 3 Millionen Mitglieder,
-
dann würden wir Verbrechen an der
Menschheit nicht nur dokumentieren
-
und skandalisieren. Sondern wir würden
sie beenden, Akteuren das Handwerk legen
-
und Profiteuren das
Leben zur Hölle machen.
-
Jubel und Applaus
-
So. Der allerletzte… das
allerletzte bisschen von uns ist,
-
was machen wir eigentlich? Okay, wir
haben keine 3 Millionen Mitglieder.
-
Davon können wir auch im Moment nur
träumen. Wir haben ca. 100 Fördermitglieder.
-
Um unsere Arbeit in Zukunft von
Crowdfunding und Kulturförderung
-
unabhängig zu machen… Ihr könnt euch
vorstellen, wenn wir Gelder beantragen
-
aus dem Kulturfonds, und die bestellen bei
uns ein Kunstwerk und dann liefern wir
-
das Kunstwerk; wir können immer bei
jedem Fonds nur einmal Geld beantragen.
-
Lachen
-
Könnt ihr euch vorstellen. Also muss man
kein Genie sein, um das zu erkennen.
-
Führt also im Prinzip kein Weg an
der Mitgliederfinanzierung vorbei.
-
Deshalb suchen wir für 2015 100 Förder…
ääh, 1000 Fördermitglieder
-
denen jedes Mittel recht ist.
-
Applaus
-
Außerdem, unsere… – es ist
noch eine Slide – außerdem,
-
wenn hier IT-Spezialisten… aah, mein…
Ding ist kaputt, okay. Also, außerdem,
-
wenn hier IT-Spezialisten sitzen die zu
spontanen Kommandoaktionen bereit sind,
-
die Kontaktmöglichkeiten findet ihr
ebenfalls über unsere Webseite.
-
So, wie sieht es eigentlich mit unserem
Bundestagsabgeordneten aus,
-
gibtes da schon Ergebnisse?
Rufe aus dem Publikum
-
Also, wir sagen dazu nur: Es gibt
wohl Fische die fliegen können.
-
lacht
-
Philipp: Vielen Dank, wir wünsche euch…
-
Stefan: wir wünschen euch viel Spaß noch,
ein tolles Wochenende, einen Super-Kongress
-
und danken für eure Aufmerksamkeit.
Wir hoffen ihr hattet Spaß mit uns!
-
Philipp: Dankeschön!
-
Jubel und kräftiger Beifall
-
lautloser Abspanntitel
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2017. Mach mit und hilf uns!