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Hi, mein Name ist Tony und das ist "Every Frame a Painting".
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Wenn ich sage, dass ein Film poetisch ist,
was fällt dir in den Sinn?
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Denkst du, er ist langsam?
Hochgestochen? Handlungslos?
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("Wird sie aufwachen und irgendetwas tun?)
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Das sind die Klischees.
("Nein")
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Aber für mich ist Poesie im Film, wenn
ich die Handlung ignorieren kann,
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und es einfach genießen kann, das Bild und
Ton zusammen einzigartig wirken.
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Scorsese: "Die Filme, zu denen ich ständig
zurückkomme...
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...hielten für mich länger stand,
nicht wegen der Handlung...
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...sondern wegen Figuren...
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und einer sehr andersartigen Vorangehensweise
für die Geschichte."
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"The Wrong Man, zum Beispiel. Ich sprach
über die paranoiden Kamerabewegungen,
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das Gefühl von Bedrohung, die Angst,
die Anspannung, die Paranoia.
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Dies alles wird allein durch die Kamera
und Gesichtsausdrücke erschaffen."
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("Es ist dasselbe.")
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Lynne Pamsays Werk
hat dieselben Facetten.
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Alles wird durch die Kamera, Gesichtsausdrücke
und die Details übermittelt.
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"Manche Dinge, die ich filme, sind sehr bestimmt.
Ich weiß ganz genau, warum ich sie möchte...
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..Ich verbringe manchmal eine Ewigkeit, um
das genau hinzukriegen, und das ist,
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...weil die Details darin alles über
die Szene aussagen."
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Aber was können wir durch ein Detail herausfinden?
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Hier ein Beispiel: In dieser Szene, verhöhnt
ein Sohn seine Mutter, indem er unartig ist,
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kurz bevor sein Vater...
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("Hey Leute.")
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("Hey Papa, wie war die Arbeit?
Irgendwelche coolen Bilder gemacht?")
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Beachtet, dass der Vater gerade am Rande
des Bildes platziert ist,
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weil obwohl er in der Nähe ist,
er eigentlich nicht aufpasst.
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Später,
wenn er versucht, ihre Ängste zu ignorieren
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("Er ist ein süßer kleiner Junge.
Das ist, was Jungs tun.")
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Sehen wir immer noch nicht sein Gesicht.
Stattdessen, bekommen wir diese Aufnahme.
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Was verrät uns dieses Detail? Buchstäblich,
haben sie die Sauerei nicht aufgeräumt
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und sie ist schlimmer geworden.
Aber was bedeutet es metaphorisch?
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Was sagt das über sie und ihren
Sohn aus?
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Was interessant über
Lynne Ramsays Werk ist,
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ist das die gesamte Handlung durch
diese kleinen Details übermittelt wird.
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Und sie erhält diesen Effekt nicht, indem
sie ein Haufen Zeug ins Bild bringt,
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sondern indem sie Dinge auslässt, sodass
man sich immer nur auf eines konzentrieren kann.
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"Ich denke, dass Robert Bresson etwas sehr
Gutes hierüber gesagt hat...
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...Er sagte sowas wie...
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>Wenn ein Bild alles tut,
lass den Ton weg.
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Und wenn der Ton alles tut,
lass das Bild weg.<
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Ich meine damit, dass man nichts
allzu Extravagantes mit dem Bild tun soll."
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Das ist eine Sache, die Filme toll können:
einen Geisteszustand hervorrufen
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völlig allein durch Bild und Ton.
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Wenn man auf diese Art arbeitet,
kommt alles auf die Einrahmung,
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Gesichtsausdrücke und die Wiederholung
von Details an.
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Also, eins nach dem anderen.
Erstens, die Einrahmung.
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Ramsay filmt oft so, dass wichtige Information
außerhalb des Bildes sind.
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Beachtet hier,
dass man nie die Augen der Frau sieht.
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Während hier, eine Figur buchstäblich
durch eine Tür halbiert wird.
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In all diesen Aufnahmen,
kann man raten, was jemand fühlt,
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aber der Rahmen lässt einen
nicht alles in Fülle sehen.
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("Zuhause ist es doch am schönsten.
Am schönsten.")
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Also wird dem Publikum nie gesagt,
was man von diesen Personen halten soll.
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Sie haben etwas Mysteriöses an sich.
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Was uns zu Nummer Zwei bringt: Gesichter.
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Ich weiß nicht warum, aber manche sehen
einfach gut aus, wenn man sie ins Bild bringt.
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Selbst, wenn sie Amateure sind.
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In den meisten ihrer Arbeiten, vermischt
Ramsay professionelle Schauspieler mit Amateuren,
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bis sie nicht zu unterscheiden sind.
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"Für mich sind die besten Schauspieler,
diejenigen, die wie Amateure sind...
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...Man weiß nicht, wo der Film beginnt
oder aufhört...
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...Als wären sie genau so im echten Leben.
Sie fühlen sich einfach echt an."
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Und sie sucht sich Leute aus, die das,
was in ihnen vorgeht übermitteln können,
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ohne ein Wort zu sagen.
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(Unverständlicher Dialekt)
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Und drittens, die Wiederholung bestimmter Details.
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Wenn du einen dieser Filme siehst,
achte daruf, wie und wann sich Bilder wiederholen.
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Zum Beispiel, beachte, wie Mutter und Sohn
ihre gegenseitige Körpersprache nachahmen.
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Und im nächsten Bild, tun sie genau dasselbe.
Bloß zehn Jahre später.
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Und einmal, tut der Sohn das hier mit
seinen Fingernägeln.
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Später im Film, tut seine Mutter dasselbe
mit Eierschalen.
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Ein herkömmlicherer Film könnte
die Bedeutung dessen erklären
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aber hier ist alles, was wir kriegen ein Bild.
Und dann ein anderes.
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Und wir müssen die Verbindung
für uns selbst herausfinden.
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Also, lasst uns all das über die Dauer
eines Kurzfilmes beachten.
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Das ist "Gasman", aus dem Jahre 1997.
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Ich werde euch das zentrale Ereignis
nicht verraten. Ich zeige euch nur
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einige Details davor und danach.
Mal sehen, ob du erraten kannst, was passiert.
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("Hebst du mich hoch, Pappi?")
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Am Anfang des Films, treffen Lynne und ihr
Vater ein Mädchen auf den Gleisen.
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Ein Mädchen, das Lynne nicht kennt.
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Vor dem Ereignis, reden sie über ihr
Kleid und halten Händchen.
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Beachte, dass diese Aufnahme ihre Köpfe abschneidet.
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Nach dem Ereignis, sehen wir sie
wieder Händchen halten, nur dieses Mal...
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(-"Was ist los?"
-"Sie tut mir weh.")
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Um sie zu beruhigen, hebt Lynnes Vater
die beiden hoch und macht das.
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Was den Anfang des Films widerspiegelt,
als er dasselbe tat, nur mit Lynne.
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Am Ende, findet das andere
Mädchen ihre Mutter wieder.
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Und wir werden auf den Gleisen zurückgelassen
und beobachten Lynnes Hinterkopf.
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Kannst du herausfinden, was los ist?
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Was, wenn ich dir das zeige?
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Hast du es jetzt?
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Ein Film wie dieser ist im Grunde ein
Vorher-Nachher-Bild der Gedanken eines Kindes,
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welche durch parallele Bilder und
Situationen übermittelt wird.
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Mit anderen Worten, es ist indirekt.
Dichterisches Filmemachen.
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Man könnte es verpassen, während man es sieht,
aber es kann lange danach nachhallen.
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"Also was du sagst ist,
dass es das Auge ist, das gefesselt wird-"
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-"Die Vision, die Vision, die er in den Film
bringt,
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was das eigentliche Bild in der Aufnahme
meint und was er hineintut.."
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-"Was, wie ich mir vorstelle,
die Vorgehensweise eines Maler ist...
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...bezüglich seiner Ästhetik."
-"Exakt."
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("Ow!")
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("Um Gottes Willen,
sieh dir meinen Vorhang an")
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"Weil es alle Möglichkeiten öffnet.
Für Ton, für Bild, für Formen."
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Ganz genau.
Es gibt nicht viele Filme, die das tun
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und sie bringen uns eine sehr
andersartige Weise des Filmes bei.
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Anstatt Großes zu machen, bleiben sie klein.
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Sie konzentrieren sich auf Details.
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Sie zeigen uns weniger, anstatt mehr
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Und durch Einfachheit
finden sie Poesie.
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Und wenn dich jemand jemals fragt,
was Poesie bedeutet...
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Weiß nicht, erfinde etwas.
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Schnitt und Gesprochen von Tony Zhou
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German Subtitles by merkelontour97