Mit Familie, Hoffnung und Entschlossenheit auf der Flüchtlingsroute
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0:01 - 0:03[Dieser TEDTalk enthält Abbildungen]
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0:05 - 0:07Ich sitze Pedro gegenüber,
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0:07 - 0:09dem Koyoten, dem Menschenschmuggler,
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0:10 - 0:12in seiner Plattenbau-Wohnung
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0:13 - 0:14in einer staubigen Gegend in Reynosa,
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0:14 - 0:17irgendwo an der US-Grenze zu Mexiko.
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0:18 - 0:19Es ist drei Uhr früh.
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0:20 - 0:23Zuvor hatte er mich gebeten,
zu seiner Wohnung zu kommen. -
0:23 - 0:26Wir sprachen von Mann zu Mann.
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0:26 - 0:29Er wollte mich in der Nacht
allein sprechen. -
0:29 - 0:31Ich wusste nicht, ob das eine Falle war,
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0:31 - 0:34aber ich wollte seine Geschichte erzählen.
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0:34 - 0:37Er fragte mich: "Was wirdt du tun,
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0:37 - 0:41wenn ein Migrant ins Wasser fällt
und nicht schwimmen kann? -
0:42 - 0:45Wirst du nur Fotos machen
und ihm beim Ertrinken zusehen? -
0:45 - 0:48Oder wirst du hinterherspringen
und mir helfen?" -
0:49 - 0:55In dem Moment war Pedro kein
Menschenschmuggler wie aus dem Fernsehen. -
0:55 - 0:58Er war bloß ein junger Mann,
etwa mein Alter, -
0:58 - 1:00der mir ziemlich schwere Fragen stellte.
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1:01 - 1:02Es ging um Leben und Tod.
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1:02 - 1:06Am Abend darauf fotografierte ich Pedro,
wie er den Rio Grande durchschwamm, -
1:06 - 1:11und einige junge Migranten
in die USA führte. -
1:11 - 1:16Jedes Mal waren Existenzen in Gefahr,
wenn er Menschen in die Staaten verhalf. -
1:17 - 1:18Über die letzten 20 Jahre
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1:18 - 1:21habe ich eine der größten
transnationalen Migrationswellen -
1:21 - 1:23der Weltgeschichte dokumentiert,
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1:23 - 1:26die zu Millionen
unregistrierter Menschen führte, -
1:26 - 1:27die in den USA leben.
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1:28 - 1:32Ein Großteil dieser Menschen verlässt
Zentralamerika und Mexiko, -
1:32 - 1:35um großer Armut und
extremer sozialer Gewalt zu entfliehen. -
1:37 - 1:41Ich halte persönliche Momente
von Menschen im Alltag fest, -
1:41 - 1:43von Menschen, die im Verborgenen leben.
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1:44 - 1:48Manchmal habe ich unverwüstliche Leute
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1:48 - 1:50in äußerst gefährlichen
Situationen dabei beobachtet, -
1:50 - 1:54wie sie praktische Wege fanden,
ihr Leben zu verbessern. -
1:55 - 1:56Mit diesen Fotos
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1:56 - 2:00nehme ich Sie genau zu diesen Momenten mit
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2:00 - 2:02und bitte Sie, an sie zu denken
als ob Sie sie kennen. -
2:03 - 2:05Diese Arbeit ist ein bedeutendes Dokument,
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2:05 - 2:09eine Zeitkapsel, die uns
sowohl etwas über Migration, -
2:09 - 2:13als auch über Gesellschaft
und über uns selbst lehrt. -
2:13 - 2:18Angefangen habe ich
mit dem Projekt im Jahr 2000. -
2:19 - 2:22Der Zug der Flüchtlinge zeigte mir,
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2:22 - 2:26wie wir unsere verwundbarsten Einwohner
in den USA behandeln. -
2:26 - 2:32Es hat mich etwas über Gewalt und Schmerz,
Hoffnung und Robustheit, -
2:32 - 2:33Kampf und Opfer gelehrt.
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2:34 - 2:36Aus erster Hand weiß ich nun,
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2:36 - 2:41dass sich Rhetorik und Politik
direkt auf reale Menschen auswirken. -
2:41 - 2:42Und vor allem
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2:43 - 2:45hat mir der Flüchtlingszug gezeigt,
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2:46 - 2:49dass sich jeder, der sich ihm anschließt,
für immer verändert. -
2:50 - 2:53Ich startete das Projekt im Jahr 2000,
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2:53 - 2:57indem ich einige Tagelöhner
im Nordwesten Chicagos beobachtete. -
2:58 - 3:00Jeden Tag standen sie
um fünf Uhr morgens auf, -
3:00 - 3:03stellten sich vor eine McDonald`s Filiale
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3:03 - 3:05und warteten dort
auf Lieferwagen von Fremden, -
3:06 - 3:08in der Hoffnung, eine Arbeit
für den Tag zu finden. -
3:08 - 3:10Sie verdienten fünf Dollar pro Stunde,
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3:10 - 3:13ohne Arbeitssicherheit,
ohne Krankenversicherung -
3:13 - 3:15und fast niemand besaß Dokumente.
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3:15 - 3:19Die Männer waren allesamt ziemlich robust.
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3:19 - 3:20Das mussten sie sein.
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3:21 - 3:23Die Polizei belästigte sie ständig
wegen Herumlungerns, -
3:23 - 3:26da sie jeden Tag an ihnen vorbeikam.
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3:27 - 3:29Langsam nahmen sie mich
in ihre Gemeinschaft auf. -
3:29 - 3:31Und das war eins der ersten Male,
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3:31 - 3:33dass ich meine Kamera bewusst
als Waffe einsetzte. -
3:34 - 3:38Eines Tages, die Männer organisierten
ein Arbeitszentrum für Tagelöhner, -
3:38 - 3:41sprach mich ein junger Mann
namens Tomás an und bat mich, -
3:41 - 3:44ihn später noch zu fotografieren.
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3:44 - 3:45Also blieb ich noch.
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3:45 - 3:48Als er sich auf ein
dreckiges Grundstück stellte, -
3:48 - 3:50fing ein leichter Sommerregen an.
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3:52 - 3:55Zu meiner Überraschung begann er,
sich auszuziehen. (lacht) -
3:56 - 3:58Ich wusste nicht recht,
was ich machen sollte. -
3:59 - 4:01Er deutete zum Himmel und sagte:
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4:01 - 4:03"Unser Körper ist alles, was wir haben."
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4:03 - 4:07Er war gleichzeitig stolz,
trotzig und verwundbar. -
4:08 - 4:11Dieses Foto ist eins meiner Lieblingsfotos
der letzten 20 Jahre. -
4:12 - 4:14Seine Worte blieben mir
seither in meinem Gedächtnis. -
4:15 - 4:18Ich traf Lupe Guzmán etwa zur selben Zeit,
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4:18 - 4:22während sie Tagesarbeitsagenturen
organisierte und bekämpfte, -
4:22 - 4:24die sie und andere Arbeiter ausbeuteten.
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4:24 - 4:29Sie organisierte kleine Proteste,
Sitzstreiks und einiges mehr. -
4:30 - 4:33Sie zahlte einen hohen Preis
für ihren Aktivismus, -
4:33 - 4:36denn Tagesarbeitsagenturen wie Rons
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4:36 - 4:39mieden sie und weigerten sich,
ihr Arbeit zu geben. -
4:39 - 4:41Um zu überleben
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4:41 - 4:44verkaufte sie Elotes
und Maiskolben auf der Straße, -
4:45 - 4:46als Straßenhändlerin.
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4:46 - 4:48Und heute findet man sie immer noch,
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4:49 - 4:52wie sie alle möglichen Maissorten
und Süßes und so verkauft. -
4:53 - 4:56Lupe stellte mir
die Welt ihrer Familie vor -
4:56 - 4:59und zeigte mir die wahren
Auswirkungen von Migration. -
5:00 - 5:02Sie machte mich mit jedem
ihrer Verwandtschaft bekannt, -
5:03 - 5:07Gabi, Juan, Conchi, Chava, mit jedem.
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5:07 - 5:10Seine Schwester Remidios war
mit Anselmo verheiratet, -
5:10 - 5:12dessen acht von neun Geschwistern
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5:12 - 5:15in den 90ern von Mexiko
nach Chicago emigrierten. -
5:15 - 5:19So viele in seiner Familie
öffneten mir die Tür zu ihrer Welt -
5:19 - 5:21und teilten ihre Geschichten mit mir.
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5:22 - 5:26Familien sind das Herzstück
des Flüchtlingszuges. -
5:27 - 5:29Wenn diese Familien emigrieren,
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5:29 - 5:32verändern und gestalten sie Gesellschaft.
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5:33 - 5:35Man bekommt selten
einen so persönlichen Einblick -
5:36 - 5:38ins private und alltägliche Leben
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5:38 - 5:41von Menschen, die Außenstehenden
zwangläufig verborgen sind. -
5:41 - 5:46Damals lebte Lupas Familie
in einer isolierten Hinterhof-Welt, -
5:47 - 5:50einer engen Gegend in Chicago,
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5:50 - 5:53die seit über 100 Jahren eine Pforte
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5:53 - 5:55für neue Immigranten war;
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5:55 - 5:57erst aus Europa, wie meine Familie,
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5:57 - 6:00und seit kürzerem aus Lateinamerika.
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6:00 - 6:02Ihre Welt war größtenteils
für andere verborgen. -
6:03 - 6:06Und sie nennen die große Welt
der Weißen außerhalb -
6:06 - 6:08"Gringoland".
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6:09 - 6:13Nun, wie viele der Generation,
die in den Hinterhöfen landen, -
6:13 - 6:18verrichtete die Familie undankbare Jobs,
die kaum jemand machen will: -
6:18 - 6:23Gebäude putzen, Essen für Fluggäste
in kalten Fabriken anrichten, -
6:23 - 6:26Fleisch verpacken, Abbrissarbeiten.
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6:26 - 6:30Es war schwere körperliche Arbeit
für geringsten Lohn. -
6:30 - 6:32Aber am Wochenende
wurde gemeinsam gefeiert, -
6:33 - 6:35mit Hinterhof-Barbeques
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6:36 - 6:37und Geburtstagspartys,
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6:37 - 6:40wie die meisten Arbeiterfamilien weltweit.
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6:41 - 6:43Ich wurde ein ehrenamtliches
Familienmitglied. -
6:44 - 6:48Mein Kosename war "Johnny Canales",
nach dem Tejano-Fernsehstar. -
6:49 - 6:50Ich hatte Zugang zur Landeskultur,
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6:50 - 6:54also war ich teils Familienfotograf,
teils Sozialarbeiter -
6:55 - 6:59und teils ein fremder Clown von außerhalb,
der sie amüsieren sollte. -
7:00 - 7:03Einer der unvergesslichsten Momente
aus dieser Zeit war, -
7:03 - 7:08die Geburt von Lupes Enkelin,
Elizabeth, zu fotografieren. -
7:09 - 7:13Ihre zwei älteren Geschwister
hatten die Sonora-Wüste durchquert, -
7:13 - 7:17getragen und im Kinderwagen
geschoben in Richtung USA. -
7:17 - 7:18Damals also
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7:18 - 7:22hatte mir ihre Familie erlaubt,
ihre Geburt zu fotografieren. -
7:22 - 7:24Und es war eins der schönsten Dinge,
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7:24 - 7:30als die Hebamme die kleine Elizabeth
an Gabis Brust legte. -
7:30 - 7:32Sie war die erste US-Bürgerin der Familie.
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7:33 - 7:35Dieses Mädchen ist heute 17 Jahre alt.
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7:36 - 7:40Und ich pflege noch immer
engen Kontakt zu Lupe -
7:40 - 7:42und zu vielen ihrer Familie.
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7:42 - 7:47Meine Arbeit beruht sicherlich
auf meiner eigenen Familiengeschichte, -
7:47 - 7:51mit Exil und danach
Wiedergeburt in den USA. -
7:51 - 7:55Mein Vater wurde 1934
in Nazi-Deutschland geboren. -
7:56 - 7:58Wie die meisten assimilierten Juden
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7:58 - 8:01hofften meine Großeltern
einfach nur darauf, -
8:01 - 8:04die Unruhen im Dritten Reich
würden vorübergehen. -
8:05 - 8:07Aber im Frühjahr 1939
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8:07 - 8:12stieß meiner Familie ein kleines,
aber wichtiges Ereignis zu. -
8:12 - 8:14Mein Vater brauchte eine Blinddarm-OP.
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8:14 - 8:15Aber da er Jude war,
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8:15 - 8:18wollte kein Krankenhaus ihn operieren.
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8:19 - 8:22Er wurde auf dem Küchentisch operiert,
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8:22 - 8:25auf dem Küchentisch der Familie.
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8:26 - 8:29Sobald ihnen die Diskriminierung
ihnen gegenüber klar wurde, -
8:29 - 8:32fällten meine Großeltern
die ergreifende Entscheidung, -
8:32 - 8:37ihre zwei Kinder in einem Kindertransport
nach England zu schicken. -
8:38 - 8:42Das Überleben meiner Familie hat
mein tiefes Engagement geweckt, -
8:43 - 8:45diese Geschichte über Migration
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8:45 - 8:47tiefgehend und ausführlich zu erzählen.
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8:47 - 8:51Damals und Heute sind immer verbunden.
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8:52 - 8:54Das langjährige Vermächtnis
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8:54 - 8:57der Verstrickung der US-Regierung
in Lateinamerika -
8:57 - 8:59ist umstritten und gut dokumentiert.
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9:00 - 9:041954 der von der CIA unterstützte Putsch
gegen Árbenz in Guatemala, -
9:04 - 9:06die Iran-Contra-Affäre,
die School of the Americas, -
9:07 - 9:11der Mord an Erzbischof Romero auf
den Stufen einer Kirche in San Salvador, -
9:11 - 9:13all das sind Beispiele
einer komplexen Geschichte, -
9:14 - 9:18einer Geschichte, die zu Instabilität
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9:18 - 9:21und Straffreiheit
in Zentralamerika geführt hat. -
9:22 - 9:26Zum Glück ist die Geschichte
nicht durchgehend düster. -
9:28 - 9:32Die USA und Mexiko haben
Tausende, sogar Millionen -
9:32 - 9:36Flüchtlinge während des Bürgerkriegs
in den 70ern und 80ern aufgenommen. -
9:37 - 9:40Als ich damals den Flüchtlingszug
in Guatemala dokumentierte, -
9:40 - 9:42in den späten 2000ern,
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9:42 - 9:48hatten die meisten Amerikaner keinen Bezug
zur zunehmenden Gewalt, -
9:48 - 9:51Straflosigkeit und Migration
in Zentralamerika. -
9:51 - 9:54Für die meisten US-Bürger war dies
so weit entfernt wie der Mond. -
9:56 - 10:00Im Laufe der Jahre habe ich
das schwierige Puzzle zusammengesetzt, -
10:01 - 10:04das sich von Mittelamerika über Mexiko
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10:04 - 10:06bis in meinen Hinterhof
in Chicago erstreckte. -
10:06 - 10:10Ich kam in fast jede Grenzstadt:
Brownsville, Reynosa, McAllen, -
10:11 - 10:12Yuma, Calexico,
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10:12 - 10:15während ich die zunehmende Militarisierung
der Grenze aufzeichnete. -
10:16 - 10:17Immer, wenn ich wiederkam,
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10:17 - 10:21sah ich mehr Infrastruktur,
mehr Sensoren, mehr Zäune, -
10:21 - 10:25mehr Grenzpatrouillen
und mehr High-Tech-Anlagen, -
10:25 - 10:30mit denen die Männer, Frauen und Kinder
inhaftiert werden sollten, -
10:30 - 10:32die unsere Regierung festgenommen hatte.
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10:32 - 10:36Nach dem 9. November wurden diese Anlagen
zu einer riesigen Industrie. -
10:36 - 10:40Ich fotografierte starke und historische
Einwanderungen in Chicago, -
10:41 - 10:43Kinder in Hafteinrichtungen
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10:43 - 10:47und den langsamen, durchsickernden Anstieg
von immigrantenfeindlichen Hassgruppen, -
10:48 - 10:51zu denen auch Sheriff Joe Arpaio
in Arizona gehörte. -
10:51 - 10:56Ich dokumentierte
die Kinder in Haftanstalten, -
10:57 - 10:58Abschiebungen
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10:59 - 11:01und viele andere Dinge.
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11:02 - 11:04Ich habe den Drogenkrieg
in Mexiko miterlebt -
11:05 - 11:09und die zunehmende soziale Gewalt
in Zentralamerika. -
11:09 - 11:13Mir wurde klar, wie verwoben
all die Einzelelemente waren -
11:13 - 11:16und wie verbunden wir alle sind.
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11:16 - 11:17Als Fotograf
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11:18 - 11:22weiß man nie, welcher Moment
einen später noch beschäftigt -
11:23 - 11:26oder wer einem im Gedächtnis bleibt.
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11:27 - 11:30Die Menschen, die wir fotografieren,
werden Teil der gemeinsamen Geschichte. -
11:30 - 11:34Jerica Estrada war ein
acht Jahre altes Mädchen, -
11:34 - 11:36dessen Geschichte mir im Gedächtnis blieb.
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11:36 - 11:41Ihr Vater war nach LA gegangen,
um für seine Familie zu arbeiten. -
11:41 - 11:43Und wie jeder liebende Vater
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11:43 - 11:46kam er mit Geschenken
nach Guatemala zurück. -
11:47 - 11:50An dem Wochenende schenkte er
seinem ältesten Sohn ein Motorrad, -
11:51 - 11:52wahrer Luxus.
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11:53 - 11:55Als sein Sohn ihn einmal heimfuhr,
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11:56 - 11:57nach einer Familienfeier,
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12:00 - 12:03tauchte ein Gangmitglied auf
und schoss dem Vater in den Rücken. -
12:04 - 12:06Es handelte sich um eine Verwechslung,
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12:06 - 12:09was in dem Land nur allzu häufig vorkommt.
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12:09 - 12:11Aber der Schaden war angerichtet.
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12:11 - 12:13Die Kugel ging durch den Vater durch
und traf den Sohn. -
12:16 - 12:18Diese Gewalttat war kein Zufall,
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12:18 - 12:20sondern ein Beispiel sozialer Gewalt
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12:20 - 12:23in einer Region,
in der so etwas normal ist. -
12:24 - 12:29Straffreiheit gedeiht, wenn
die Staats- und Regierungsinstitutionen -
12:29 - 12:31beim Schutz des Einzelnen versagen.
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12:31 - 12:35Oft zwingen die Auswüchse Menschen dazu,
ihr Heim zu verlassen und zu fliehen -
12:36 - 12:38und auf der Suche nach Sicherheit
viel zu riskieren. -
12:38 - 12:41Jericas Vater starb
auf dem Weg ins Krankenhaus. -
12:42 - 12:44Sein Körper rettete
das Leben seines Sohns. -
12:44 - 12:47Als wir an dem
staatlichen Krankenhaus ankamen, -
12:48 - 12:50am Eingang des Krankenhauses,
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12:50 - 12:53bemerkte ich ein junges Mädchen
in pinkgestreiftem Shirt, schreiend. -
12:54 - 12:58Niemand beruhigte das Kind,
das seine winzigen Hände umklammerte. -
12:58 - 13:00Sie war seine jüngste Tochter,
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13:00 - 13:02ihr Name war Jerica Estrada.
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13:02 - 13:04Sie schrie und tobte,
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13:04 - 13:07und niemand konnte helfen,
denn ihr Vater war tot. -
13:07 - 13:09Heute, wenn mich Leute fragen,
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13:09 - 13:12warum junge Mütter mit ihren
vier Monate alten Babies -
13:12 - 13:14Tausende von Meilen zurücklegen,
-
13:14 - 13:17wissend, dass sie wahrscheinlich
in den USA verhaftet werden, -
13:18 - 13:22denke ich an Jerica und an ihren Schmerz
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13:22 - 13:26Und an ihren Vater, der mit seinem Körper
seinen Sohn gerettet hat, -
13:27 - 13:29und verstehe das
absolut menschliche Bedürfnis, -
13:29 - 13:31zu fliehen und ein besseres
Leben zu suchen. -
13:31 - 13:32Vielen Dank.
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13:32 - 13:34(Applaus)
- Title:
- Mit Familie, Hoffnung und Entschlossenheit auf der Flüchtlingsroute
- Speaker:
- Jon Lowenstein
- Description:
-
In den letzten 20 Jahren hat Jon Lowenstein, Fotograf und TED-Mitglied, die Reise von Flüchtlingen aus Lateinamerika in die USA dokumentiert, eine der größten transnationalen Migrationsbewegung der Weltgeschichte. Lowenstein zeigt uns Fotos seines Jahrzehntelangen Projekts "Shadow Lives USA", nimmt uns mit in die Welt von Familien, die vor Armut und Gewalt in Zentralamerika fliehen, und stellt die komplexen Gründe vor, warum Menschen ihr Zuhause verlassen und ein besseres Leben suchen.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 13:51
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Sonja Maria Neef edited German subtitles for Family, hope and resilience on the migrant trail | ||
Sonja Maria Neef accepted German subtitles for Family, hope and resilience on the migrant trail | ||
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Sonja Maria Neef edited German subtitles for Family, hope and resilience on the migrant trail | ||
Sonja Maria Neef edited German subtitles for Family, hope and resilience on the migrant trail | ||
Hannah Gemmel edited German subtitles for Family, hope and resilience on the migrant trail | ||
Hannah Gemmel edited German subtitles for Family, hope and resilience on the migrant trail |