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Mit Familie, Hoffnung und Entschlossenheit auf der Flüchtlingsroute

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    [Dieser TEDTalk enthält Abbildungen]
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    Ich sitze Pedro gegenüber,
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    dem Koyoten, dem Menschenschmuggler,
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    in seiner Plattenbau-Wohnung
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    in einer staubigen Gegend in Reynosa,
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    irgendwo an der US-Grenze zu Mexiko.
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    Es ist drei Uhr früh.
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    Zuvor hatte er mich gebeten,
    zu seiner Wohnung zu kommen.
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    Wir sprachen von Mann zu Mann.
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    Er wollte mich in der Nacht
    allein sprechen.
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    Ich wusste nicht, ob das eine Falle war,
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    aber ich wollte seine Geschichte erzählen.
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    Er fragte mich: "Was wirdt du tun,
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    wenn ein Migrant ins Wasser fällt
    und nicht schwimmen kann?
  • 0:42 - 0:45
    Wirst du nur Fotos machen
    und ihm beim Ertrinken zusehen?
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    Oder wirst du hinterherspringen
    und mir helfen?"
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    In dem Moment war Pedro kein
    Menschenschmuggler wie aus dem Fernsehen.
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    Er war bloß ein junger Mann,
    etwa mein Alter,
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    der mir ziemlich schwere Fragen stellte.
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    Es ging um Leben und Tod.
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    Am Abend darauf fotografierte ich Pedro,
    wie er den Rio Grande durchschwamm,
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    und einige junge Migranten
    in die USA führte.
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    Jedes Mal waren Existenzen in Gefahr,
    wenn er Menschen in die Staaten verhalf.
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    Über die letzten 20 Jahre
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    habe ich eine der größten
    transnationalen Migrationswellen
  • 1:21 - 1:23
    der Weltgeschichte dokumentiert,
  • 1:23 - 1:26
    die zu Millionen
    unregistrierter Menschen führte,
  • 1:26 - 1:27
    die in den USA leben.
  • 1:28 - 1:32
    Ein Großteil dieser Menschen verlässt
    Zentralamerika und Mexiko,
  • 1:32 - 1:35
    um großer Armut und
    extremer sozialer Gewalt zu entfliehen.
  • 1:37 - 1:41
    Ich halte persönliche Momente
    von Menschen im Alltag fest,
  • 1:41 - 1:43
    von Menschen, die im Verborgenen leben.
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    Manchmal habe ich unverwüstliche Leute
  • 1:48 - 1:50
    in äußerst gefährlichen
    Situationen dabei beobachtet,
  • 1:50 - 1:54
    wie sie praktische Wege fanden,
    ihr Leben zu verbessern.
  • 1:55 - 1:56
    Mit diesen Fotos
  • 1:56 - 2:00
    nehme ich Sie genau zu diesen Momenten mit
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    und bitte Sie, an sie zu denken
    als ob Sie sie kennen.
  • 2:03 - 2:05
    Diese Arbeit ist ein bedeutendes Dokument,
  • 2:05 - 2:09
    eine Zeitkapsel, die uns
    sowohl etwas über Migration,
  • 2:09 - 2:13
    als auch über Gesellschaft
    und über uns selbst lehrt.
  • 2:13 - 2:18
    Angefangen habe ich
    mit dem Projekt im Jahr 2000.
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    Der Zug der Flüchtlinge zeigte mir,
  • 2:22 - 2:26
    wie wir unsere verwundbarsten Einwohner
    in den USA behandeln.
  • 2:26 - 2:32
    Es hat mich etwas über Gewalt und Schmerz,
    Hoffnung und Robustheit,
  • 2:32 - 2:33
    Kampf und Opfer gelehrt.
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    Aus erster Hand weiß ich nun,
  • 2:36 - 2:41
    dass sich Rhetorik und Politik
    direkt auf reale Menschen auswirken.
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    Und vor allem
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    hat mir der Flüchtlingszug gezeigt,
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    dass sich jeder, der sich ihm anschließt,
    für immer verändert.
  • 2:50 - 2:53
    Ich startete das Projekt im Jahr 2000,
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    indem ich einige Tagelöhner
    im Nordwesten Chicagos beobachtete.
  • 2:58 - 3:00
    Jeden Tag standen sie
    um fünf Uhr morgens auf,
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    stellten sich vor eine McDonald`s Filiale
  • 3:03 - 3:05
    und warteten dort
    auf Lieferwagen von Fremden,
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    in der Hoffnung, eine Arbeit
    für den Tag zu finden.
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    Sie verdienten fünf Dollar pro Stunde,
  • 3:10 - 3:13
    ohne Arbeitssicherheit,
    ohne Krankenversicherung
  • 3:13 - 3:15
    und fast niemand besaß Dokumente.
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    Die Männer waren allesamt ziemlich robust.
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    Das mussten sie sein.
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    Die Polizei belästigte sie ständig
    wegen Herumlungerns,
  • 3:23 - 3:26
    da sie jeden Tag an ihnen vorbeikam.
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    Langsam nahmen sie mich
    in ihre Gemeinschaft auf.
  • 3:29 - 3:31
    Und das war eins der ersten Male,
  • 3:31 - 3:33
    dass ich meine Kamera bewusst
    als Waffe einsetzte.
  • 3:34 - 3:38
    Eines Tages, die Männer organisierten
    ein Arbeitszentrum für Tagelöhner,
  • 3:38 - 3:41
    sprach mich ein junger Mann
    namens Tomás an und bat mich,
  • 3:41 - 3:44
    ihn später noch zu fotografieren.
  • 3:44 - 3:45
    Also blieb ich noch.
  • 3:45 - 3:48
    Als er sich auf ein
    dreckiges Grundstück stellte,
  • 3:48 - 3:50
    fing ein leichter Sommerregen an.
  • 3:52 - 3:55
    Zu meiner Überraschung begann er,
    sich auszuziehen. (lacht)
  • 3:56 - 3:58
    Ich wusste nicht recht,
    was ich machen sollte.
  • 3:59 - 4:01
    Er deutete zum Himmel und sagte:
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    "Unser Körper ist alles, was wir haben."
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    Er war gleichzeitig stolz,
    trotzig und verwundbar.
  • 4:08 - 4:11
    Dieses Foto ist eins meiner Lieblingsfotos
    der letzten 20 Jahre.
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    Seine Worte blieben mir
    seither in meinem Gedächtnis.
  • 4:15 - 4:18
    Ich traf Lupe Guzmán etwa zur selben Zeit,
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    während sie Tagesarbeitsagenturen
    organisierte und bekämpfte,
  • 4:22 - 4:24
    die sie und andere Arbeiter ausbeuteten.
  • 4:24 - 4:29
    Sie organisierte kleine Proteste,
    Sitzstreiks und einiges mehr.
  • 4:30 - 4:33
    Sie zahlte einen hohen Preis
    für ihren Aktivismus,
  • 4:33 - 4:36
    denn Tagesarbeitsagenturen wie Rons
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    mieden sie und weigerten sich,
    ihr Arbeit zu geben.
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    Um zu überleben
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    verkaufte sie Elotes
    und Maiskolben auf der Straße,
  • 4:45 - 4:46
    als Straßenhändlerin.
  • 4:46 - 4:48
    Und heute findet man sie immer noch,
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    wie sie alle möglichen Maissorten
    und Süßes und so verkauft.
  • 4:53 - 4:56
    Lupe stellte mir
    die Welt ihrer Familie vor
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    und zeigte mir die wahren
    Auswirkungen von Migration.
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    Sie machte mich mit jedem
    ihrer Verwandtschaft bekannt,
  • 5:03 - 5:07
    Gabi, Juan, Conchi, Chava, mit jedem.
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    Seine Schwester Remidios war
    mit Anselmo verheiratet,
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    dessen acht von neun Geschwistern
  • 5:12 - 5:15
    in den 90ern von Mexiko
    nach Chicago emigrierten.
  • 5:15 - 5:19
    So viele in seiner Familie
    öffneten mir die Tür zu ihrer Welt
  • 5:19 - 5:21
    und teilten ihre Geschichten mit mir.
  • 5:22 - 5:26
    Familien sind das Herzstück
    des Flüchtlingszuges.
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    Wenn diese Familien emigrieren,
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    verändern und gestalten sie Gesellschaft.
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    Man bekommt selten
    einen so persönlichen Einblick
  • 5:36 - 5:38
    ins private und alltägliche Leben
  • 5:38 - 5:41
    von Menschen, die Außenstehenden
    zwangläufig verborgen sind.
  • 5:41 - 5:46
    Damals lebte Lupas Familie
    in einer isolierten Hinterhof-Welt,
  • 5:47 - 5:50
    einer engen Gegend in Chicago,
  • 5:50 - 5:53
    die seit über 100 Jahren eine Pforte
  • 5:53 - 5:55
    für neue Immigranten war;
  • 5:55 - 5:57
    erst aus Europa, wie meine Familie,
  • 5:57 - 6:00
    und seit kürzerem aus Lateinamerika.
  • 6:00 - 6:02
    Ihre Welt war größtenteils
    für andere verborgen.
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    Und sie nennen die große Welt
    der Weißen außerhalb
  • 6:06 - 6:08
    "Gringoland".
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    Nun, wie viele der Generation,
    die in den Hinterhöfen landen,
  • 6:13 - 6:18
    verrichtete die Familie undankbare Jobs,
    die kaum jemand machen will:
  • 6:18 - 6:23
    Gebäude putzen, Essen für Fluggäste
    in kalten Fabriken anrichten,
  • 6:23 - 6:26
    Fleisch verpacken, Abbrissarbeiten.
  • 6:26 - 6:30
    Es war schwere körperliche Arbeit
    für geringsten Lohn.
  • 6:30 - 6:32
    Aber am Wochenende
    wurde gemeinsam gefeiert,
  • 6:33 - 6:35
    mit Hinterhof-Barbeques
  • 6:36 - 6:37
    und Geburtstagspartys,
  • 6:37 - 6:40
    wie die meisten Arbeiterfamilien weltweit.
  • 6:41 - 6:43
    Ich wurde ein ehrenamtliches
    Familienmitglied.
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    Mein Kosename war "Johnny Canales",
    nach dem Tejano-Fernsehstar.
  • 6:49 - 6:50
    Ich hatte Zugang zur Landeskultur,
  • 6:50 - 6:54
    also war ich teils Familienfotograf,
    teils Sozialarbeiter
  • 6:55 - 6:59
    und teils ein fremder Clown von außerhalb,
    der sie amüsieren sollte.
  • 7:00 - 7:03
    Einer der unvergesslichsten Momente
    aus dieser Zeit war,
  • 7:03 - 7:08
    die Geburt von Lupes Enkelin,
    Elizabeth, zu fotografieren.
  • 7:09 - 7:13
    Ihre zwei älteren Geschwister
    hatten die Sonora-Wüste durchquert,
  • 7:13 - 7:17
    getragen und im Kinderwagen
    geschoben in Richtung USA.
  • 7:17 - 7:18
    Damals also
  • 7:18 - 7:22
    hatte mir ihre Familie erlaubt,
    ihre Geburt zu fotografieren.
  • 7:22 - 7:24
    Und es war eins der schönsten Dinge,
  • 7:24 - 7:30
    als die Hebamme die kleine Elizabeth
    an Gabis Brust legte.
  • 7:30 - 7:32
    Sie war die erste US-Bürgerin der Familie.
  • 7:33 - 7:35
    Dieses Mädchen ist heute 17 Jahre alt.
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    Und ich pflege noch immer
    engen Kontakt zu Lupe
  • 7:40 - 7:42
    und zu vielen ihrer Familie.
  • 7:42 - 7:47
    Meine Arbeit beruht sicherlich
    auf meiner eigenen Familiengeschichte,
  • 7:47 - 7:51
    mit Exil und danach
    Wiedergeburt in den USA.
  • 7:51 - 7:55
    Mein Vater wurde 1934
    in Nazi-Deutschland geboren.
  • 7:56 - 7:58
    Wie die meisten assimilierten Juden
  • 7:58 - 8:01
    hofften meine Großeltern
    einfach nur darauf,
  • 8:01 - 8:04
    die Unruhen im Dritten Reich
    würden vorübergehen.
  • 8:05 - 8:07
    Aber im Frühjahr 1939
  • 8:07 - 8:12
    stieß meiner Familie ein kleines,
    aber wichtiges Ereignis zu.
  • 8:12 - 8:14
    Mein Vater brauchte eine Blinddarm-OP.
  • 8:14 - 8:15
    Aber da er Jude war,
  • 8:15 - 8:18
    wollte kein Krankenhaus ihn operieren.
  • 8:19 - 8:22
    Er wurde auf dem Küchentisch operiert,
  • 8:22 - 8:25
    auf dem Küchentisch der Familie.
  • 8:26 - 8:29
    Sobald ihnen die Diskriminierung
    ihnen gegenüber klar wurde,
  • 8:29 - 8:32
    fällten meine Großeltern
    die ergreifende Entscheidung,
  • 8:32 - 8:37
    ihre zwei Kinder in einem Kindertransport
    nach England zu schicken.
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    Das Überleben meiner Familie hat
    mein tiefes Engagement geweckt,
  • 8:43 - 8:45
    diese Geschichte über Migration
  • 8:45 - 8:47
    tiefgehend und ausführlich zu erzählen.
  • 8:47 - 8:51
    Damals und Heute sind immer verbunden.
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    Das langjährige Vermächtnis
  • 8:54 - 8:57
    der Verstrickung der US-Regierung
    in Lateinamerika
  • 8:57 - 8:59
    ist umstritten und gut dokumentiert.
  • 9:00 - 9:04
    1954 der von der CIA unterstützte Putsch
    gegen Árbenz in Guatemala,
  • 9:04 - 9:06
    die Iran-Contra-Affäre,
    die School of the Americas,
  • 9:07 - 9:11
    der Mord an Erzbischof Romero auf
    den Stufen einer Kirche in San Salvador,
  • 9:11 - 9:13
    all das sind Beispiele
    einer komplexen Geschichte,
  • 9:14 - 9:18
    einer Geschichte, die zu Instabilität
  • 9:18 - 9:21
    und Straffreiheit
    in Zentralamerika geführt hat.
  • 9:22 - 9:26
    Zum Glück ist die Geschichte
    nicht durchgehend düster.
  • 9:28 - 9:32
    Die USA und Mexiko haben
    Tausende, sogar Millionen
  • 9:32 - 9:36
    Flüchtlinge während des Bürgerkriegs
    in den 70ern und 80ern aufgenommen.
  • 9:37 - 9:40
    Als ich damals den Flüchtlingszug
    in Guatemala dokumentierte,
  • 9:40 - 9:42
    in den späten 2000ern,
  • 9:42 - 9:48
    hatten die meisten Amerikaner keinen Bezug
    zur zunehmenden Gewalt,
  • 9:48 - 9:51
    Straflosigkeit und Migration
    in Zentralamerika.
  • 9:51 - 9:54
    Für die meisten US-Bürger war dies
    so weit entfernt wie der Mond.
  • 9:56 - 10:00
    Im Laufe der Jahre habe ich
    das schwierige Puzzle zusammengesetzt,
  • 10:01 - 10:04
    das sich von Mittelamerika über Mexiko
  • 10:04 - 10:06
    bis in meinen Hinterhof
    in Chicago erstreckte.
  • 10:06 - 10:10
    Ich kam in fast jede Grenzstadt:
    Brownsville, Reynosa, McAllen,
  • 10:11 - 10:12
    Yuma, Calexico,
  • 10:12 - 10:15
    während ich die zunehmende Militarisierung
    der Grenze aufzeichnete.
  • 10:16 - 10:17
    Immer, wenn ich wiederkam,
  • 10:17 - 10:21
    sah ich mehr Infrastruktur,
    mehr Sensoren, mehr Zäune,
  • 10:21 - 10:25
    mehr Grenzpatrouillen
    und mehr High-Tech-Anlagen,
  • 10:25 - 10:30
    mit denen die Männer, Frauen und Kinder
    inhaftiert werden sollten,
  • 10:30 - 10:32
    die unsere Regierung festgenommen hatte.
  • 10:32 - 10:36
    Nach dem 9. November wurden diese Anlagen
    zu einer riesigen Industrie.
  • 10:36 - 10:40
    Ich fotografierte starke und historische
    Einwanderungen in Chicago,
  • 10:41 - 10:43
    Kinder in Hafteinrichtungen
  • 10:43 - 10:47
    und den langsamen, durchsickernden Anstieg
    von immigrantenfeindlichen Hassgruppen,
  • 10:48 - 10:51
    zu denen auch Sheriff Joe Arpaio
    in Arizona gehörte.
  • 10:51 - 10:56
    Ich dokumentierte
    die Kinder in Haftanstalten,
  • 10:57 - 10:58
    Abschiebungen
  • 10:59 - 11:01
    und viele andere Dinge.
  • 11:02 - 11:04
    Ich habe den Drogenkrieg
    in Mexiko miterlebt
  • 11:05 - 11:09
    und die zunehmende soziale Gewalt
    in Zentralamerika.
  • 11:09 - 11:13
    Mir wurde klar, wie verwoben
    all die Einzelelemente waren
  • 11:13 - 11:16
    und wie verbunden wir alle sind.
  • 11:16 - 11:17
    Als Fotograf
  • 11:18 - 11:22
    weiß man nie, welcher Moment
    einen später noch beschäftigt
  • 11:23 - 11:26
    oder wer einem im Gedächtnis bleibt.
  • 11:27 - 11:30
    Die Menschen, die wir fotografieren,
    werden Teil der gemeinsamen Geschichte.
  • 11:30 - 11:34
    Jerica Estrada war ein
    acht Jahre altes Mädchen,
  • 11:34 - 11:36
    dessen Geschichte mir im Gedächtnis blieb.
  • 11:36 - 11:41
    Ihr Vater war nach LA gegangen,
    um für seine Familie zu arbeiten.
  • 11:41 - 11:43
    Und wie jeder liebende Vater
  • 11:43 - 11:46
    kam er mit Geschenken
    nach Guatemala zurück.
  • 11:47 - 11:50
    An dem Wochenende schenkte er
    seinem ältesten Sohn ein Motorrad,
  • 11:51 - 11:52
    wahrer Luxus.
  • 11:53 - 11:55
    Als sein Sohn ihn einmal heimfuhr,
  • 11:56 - 11:57
    nach einer Familienfeier,
  • 12:00 - 12:03
    tauchte ein Gangmitglied auf
    und schoss dem Vater in den Rücken.
  • 12:04 - 12:06
    Es handelte sich um eine Verwechslung,
  • 12:06 - 12:09
    was in dem Land nur allzu häufig vorkommt.
  • 12:09 - 12:11
    Aber der Schaden war angerichtet.
  • 12:11 - 12:13
    Die Kugel ging durch den Vater durch
    und traf den Sohn.
  • 12:16 - 12:18
    Diese Gewalttat war kein Zufall,
  • 12:18 - 12:20
    sondern ein Beispiel sozialer Gewalt
  • 12:20 - 12:23
    in einer Region,
    in der so etwas normal ist.
  • 12:24 - 12:29
    Straffreiheit gedeiht, wenn
    die Staats- und Regierungsinstitutionen
  • 12:29 - 12:31
    beim Schutz des Einzelnen versagen.
  • 12:31 - 12:35
    Oft zwingen die Auswüchse Menschen dazu,
    ihr Heim zu verlassen und zu fliehen
  • 12:36 - 12:38
    und auf der Suche nach Sicherheit
    viel zu riskieren.
  • 12:38 - 12:41
    Jericas Vater starb
    auf dem Weg ins Krankenhaus.
  • 12:42 - 12:44
    Sein Körper rettete
    das Leben seines Sohns.
  • 12:44 - 12:47
    Als wir an dem
    staatlichen Krankenhaus ankamen,
  • 12:48 - 12:50
    am Eingang des Krankenhauses,
  • 12:50 - 12:53
    bemerkte ich ein junges Mädchen
    in pinkgestreiftem Shirt, schreiend.
  • 12:54 - 12:58
    Niemand beruhigte das Kind,
    das seine winzigen Hände umklammerte.
  • 12:58 - 13:00
    Sie war seine jüngste Tochter,
  • 13:00 - 13:02
    ihr Name war Jerica Estrada.
  • 13:02 - 13:04
    Sie schrie und tobte,
  • 13:04 - 13:07
    und niemand konnte helfen,
    denn ihr Vater war tot.
  • 13:07 - 13:09
    Heute, wenn mich Leute fragen,
  • 13:09 - 13:12
    warum junge Mütter mit ihren
    vier Monate alten Babies
  • 13:12 - 13:14
    Tausende von Meilen zurücklegen,
  • 13:14 - 13:17
    wissend, dass sie wahrscheinlich
    in den USA verhaftet werden,
  • 13:18 - 13:22
    denke ich an Jerica und an ihren Schmerz
  • 13:22 - 13:26
    Und an ihren Vater, der mit seinem Körper
    seinen Sohn gerettet hat,
  • 13:27 - 13:29
    und verstehe das
    absolut menschliche Bedürfnis,
  • 13:29 - 13:31
    zu fliehen und ein besseres
    Leben zu suchen.
  • 13:31 - 13:32
    Vielen Dank.
  • 13:32 - 13:34
    (Applaus)
Title:
Mit Familie, Hoffnung und Entschlossenheit auf der Flüchtlingsroute
Speaker:
Jon Lowenstein
Description:

In den letzten 20 Jahren hat Jon Lowenstein, Fotograf und TED-Mitglied, die Reise von Flüchtlingen aus Lateinamerika in die USA dokumentiert, eine der größten transnationalen Migrationsbewegung der Weltgeschichte. Lowenstein zeigt uns Fotos seines Jahrzehntelangen Projekts "Shadow Lives USA", nimmt uns mit in die Welt von Familien, die vor Armut und Gewalt in Zentralamerika fliehen, und stellt die komplexen Gründe vor, warum Menschen ihr Zuhause verlassen und ein besseres Leben suchen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
13:51

German subtitles

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