Jonathan Safran Foer: Romane können von Poesie lernen.
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0:03 - 0:07Es wird oft über den Tod der Literatur gesprochen.
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0:07 - 0:09Ich glaube, dass seit dem allerersten literarischen Werk das je geschrieben wurde
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0:09 - 0:12darüber gesprochen wird.
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0:12 - 0:14Aber es wird immer mehr darüber gesprochen,
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0:14 - 0:19angetrieben durch schrumpfende Leserzahlen,
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0:19 - 0:23durch etwas was sich nach zunehmender Apathie anfühlt,
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0:23 - 0:32oder sogar Angst vor oder Misstrauen gegen die Literatur.
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0:33 - 0:36Und die Bewegung richtung Bildschirm,
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0:36 - 0:39alles passiert auf dem Bildschirm und was bedeutet das für Bücher
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0:39 - 0:42die auf einem Bildschirm nicht gut bedient sind.
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0:42 - 0:44Es ist nicht, dass man ein Buch nicht perfekt auf einem Bildschirm lesen kann
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0:44 - 0:45aber man kann ein Buch nicht auf einem Bildschirm lesen,
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0:45 - 0:50auf dem man auch seine E-Mails und seinen Kalender und SMS hat.
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0:50 - 0:53Bücher können mit dieser Art von Medien nicht mithalten.
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0:53 - 0:56Also fragen wir uns, ob Leute noch Bücher lesen werden?
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0:56 - 1:02Und ich denke, dass es immer noch etwas gibt und immer geben wird
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1:02 - 1:07was nur die Literatur kann, welches nur die Literatur kommunizieren kann.
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1:07 - 1:10I denke nicht, dass die Literatur unbedingt besser ist,
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1:10 - 1:12was auch immer das bedeuten soll, als Film oder Tanz oder Musik.
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1:13 - 1:17Ich fühle mich selber oft zum Film und Tanz mehr hingezogen
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1:17 - 1:19als zur Literatur.
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1:19 - 1:21Aber ich weiss, dass es Momente in meinem Leben gibt
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1:21 - 1:25an denen ich Literatur, und nur Literatur, brauche.
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1:25 - 1:29Also, zum Beispiel ist die Mutter meiner ältesten Freundin
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1:29 - 1:30vor ungefähr einer Woche verstorben.
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1:30 - 1:33Und ich bin nach Washington DC gefahren um sie zu besuchen - ich lebe in New York.
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1:33 - 1:39Und ich habe mir Sorgen gemacht weil ich nicht wusste was ich sagen soll
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1:39 - 1:42oder wie ich mögliche unangenehme oder sogar schmerzhafte Momente des Schweigens füllen sollte.
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1:43 - 1:48Ich habe Gedichte mitgebracht. Ungefähr 20 Gedichte.
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1:48 - 1:50Und ich habe sie ihr vorgelesen und wir haben über sie gesprochen.
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1:51 - 1:54Und in diesem Moment in dem wir, zusammen,
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1:54 - 1:58natürlich größtenteils sie, aber wir zusammen,
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1:58 - 2:04den größten Moment des Lebens, den des Todes konfrontierten
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2:06 - 2:07haben wir uns auf Gedichte gestützt.
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2:08 - 2:12Und ich denke, dass Gedichte und Erzählungen und Romane sehr hilfreich sind,
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2:13 - 2:19besonders dann wenn wir Sprache am meisten brauchen
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2:19 - 2:23in den düstersten oder dringenstend oder existentellsten Momenten des Lebens.
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2:24 - 2:29Roman sollen über viele Stunden oder viele Tage gelesen werden
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2:29 - 2:35und selbst für Erzählungen braucht man eine halbe Stunde.
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2:35 - 2:39Und ich war mir einfach nicht sicher wie viel Energie sie in dieser Situation haben würde,
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2:39 - 2:41daher wollte ich, dass sie relativ klein sind.
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2:41 - 2:44Aber auch wenn das so ist, ist es auch wahr,
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2:44 - 2:47dass die Poesie die komprimierteste Form der Literatur ist
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2:47 - 2:49und, auf eine bestimmte Art, die reinste Form.
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2:51 - 2:56Ich denke nicht, dass Romane weniger gut sind als Poesie
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2:56 - 3:00aber ich denke, dass Romane viel von der Poesie lernen können:
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3:00 - 3:04in Hinsicht auf das was möglich ist, wie direkt man sein kann,
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3:04 - 3:07wie konzentriert Sprache sein can,
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3:07 - 3:09und wie bewegend und nachklingend.
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3:09 - 3:12Manchmal denke ich, dass Romane den Fehler machen,
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3:12 - 3:15zu sehr wie ihre eigene Beschreibung zu sein.
- Title:
- Jonathan Safran Foer: Romane können von Poesie lernen.
- Description:
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Interview with American writer Jonathan Safran Foer, in which he reflects on the power of literature in general and poetry in particular. Foer also argues that art always has a personal point of departure, where the artist confronts the world and rearranges it.
In this interview Jonathan Safran Foer (born 1977) reflects on various media and cultural activities. Personally, he is fascinated by film, but at all the critical moments of life Foer has been drawn to the unique power of literature, and especially poetry. However, all true art and culture has a common ground, Foer says. Unlike most other activities in society, art and culture are produced without a direct function and solely for their own sake. Foer argues that every work of art -- whether it is a painting, a book, a film or a piece of music -- is highly subjective at heart. Foer further explains why his novels often revolve around the theme of the family. "How can you not write about it," he asks, "since everybody is confronted with the subject, even those who have lost their family or grew up without it?" It would be much more relevant, he claims, to ask J.K. Rowling why she writes about wizards.
Jonathan Safran Foer was interviewed by Synne Rifbjerg.
Camera: Troels Kahl and Martin Kogi
Produced by: Kamilla Bruus and Synne Rifbjerg, 2012
Copyright: Louisiana Channel, Louisiana Museum of Modern Art.
Meet more artists at http://channel.louisiana.dk
Louisiana Channel is a non-profit video channel for the Internet launched by the Louisiana Museum of Modern Art in November 2012. Each week Louisiana Channel will publish videos about and with artists in visual art, literature, architecture, design etc.
Read more:
http://channel.louisiana.dk/aboutSupported by Nordea-fonden.
- Video Language:
- English
- Team:
Louisiana Channel
- Duration:
- 12:08
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hagman edited German subtitles for Jonathan Safran Foer: Novels can learn from poetry | |
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