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Können wir den Klimawandel stoppen, wenn wir CO2 aus der Atmosphäre entfernen?

  • 0:01 - 0:03
    Um gefährlichen Klimawandel zu vermeiden,
  • 0:03 - 0:06
    müssen wir umgehend
    die Emissionen verringern.
  • 0:06 - 0:09
    Dies sollte eine unstrittige Aussage sein,
  • 0:10 - 0:11
    besonders bei diesem Publikum.
  • 0:11 - 0:14
    Aber nun etwas leicht Kontroverseres:
  • 0:14 - 0:16
    Es wird nicht ausreichen.
  • 0:17 - 0:21
    Wir werden unser
    verbleibendes Kohlenstoffbudget
  • 0:21 - 0:23
    für eineinhalb Grad
  • 0:23 - 0:25
    in wenigen Jahren aufbrauchen,
  • 0:25 - 0:27
    und das Budget für zwei Grad
  • 0:27 - 0:29
    in etwa zwei Jahrzehnten.
  • 0:29 - 0:33
    Es reicht nicht, Emissionen lediglich
    schnellstmöglich zu kürzen,
  • 0:33 - 0:37
    wir müssen zusätzlich Kohlenstoffdioxid
    aus der Atmosphäre entfernen.
  • 0:39 - 0:40
    Vielen Dank.
  • 0:40 - 0:42
    (Gelächter)
  • 0:42 - 0:46
    Ich arbeite daran, eine ganze Reihe
    Techniken auf ihre Brauchbarkeit
  • 0:46 - 0:48
    zu untersuchen.
  • 0:49 - 0:52
    Wir könnten Pflanzen benutzen,
    um CO2 zu binden
  • 0:52 - 0:54
    und es anschließend in Bäumen,
  • 0:54 - 0:58
    tief unter der Erde oder in den
    Ozeanen zu speichern.
  • 0:58 - 1:02
    Wir könnten große Maschinen bauen,
    sogenannte künstliche Bäume,
  • 1:02 - 1:04
    die CO2 aus der Luft binden.
  • 1:05 - 1:07
    Um diese Ideen zu realisieren,
  • 1:07 - 1:10
    müssen wir herausfinden,
    ob sie skalierbar sind
  • 1:10 - 1:15
    auf eine Art und Weise, die sicher,
    ökonomisch und sozial akzeptabel ist.
  • 1:16 - 1:18
    All diese Ideen erfordern Kompromisse.
  • 1:19 - 1:20
    Keine von ihnen ist perfekt,
  • 1:20 - 1:22
    aber viele besitzen Potential.
  • 1:23 - 1:27
    Es ist unwahrscheinlich,
    dass eine die alleinige Lösung ist.
  • 1:27 - 1:28
    Es gibt kein Wundermittel,
  • 1:28 - 1:32
    aber möglicherweise können alle Techniken
    Zutaten für eines sein,
  • 1:32 - 1:36
    das wir brauchen,
    um den Klimawandel zu stoppen.
  • 1:37 - 1:40
    Ich arbeite unabhängig davon
    an einer bestimmten Idee,
  • 1:40 - 1:44
    bei der Erdgas zur
    Energieerzeugung genutzt wird,
  • 1:44 - 1:47
    wobei Kohlendioxid
    aus der Luft entfernt wird.
  • 1:47 - 1:49
    Wie soll das funktionieren?
  • 1:49 - 1:54
    Der Origen-Power-Process
    leitet Erdgas in eine Brennstoffzelle.
  • 1:54 - 1:58
    Etwa die Hälfte der chemischen Energie
    wird in Strom umgewandelt
  • 1:58 - 2:00
    und der Rest in Wärme,
  • 2:00 - 2:03
    die dazu genutzt wird,
    Kalkstein aufzuspalten
  • 2:03 - 2:05
    in Kalk und Kohlendioxid.
  • 2:06 - 2:09
    Jetzt denken Sie wahrscheinlich,
    dass ich verrückt bin.
  • 2:10 - 2:12
    Tatsächlich wird Kohlendioxid erzeugt.
  • 2:12 - 2:16
    Aber der zentrale Punkt ist,
    dass all das erzeugte Kohlendioxid,
  • 2:16 - 2:19
    sowohl von der Brennstoffzelle
    als auch von der Kalkbrennerei,
  • 2:19 - 2:21
    rein ist, und das ist äußerst wichtig,
  • 2:21 - 2:24
    denn es bedeutet, dass es entweder
    verwendet werden kann,
  • 2:24 - 2:28
    oder man kann es kostengünstig
    tief Untertage einlagern.
  • 2:28 - 2:34
    Der produzierte Kalk kann bei
    industriellen Prozessen benutzt werden,
  • 2:34 - 2:37
    und indem er benutzt wird,
    entfernt er CO2 aus der Luft.
  • 2:38 - 2:41
    Insgesamt hat der Prozess
    eine negative CO2-Bilanz.
  • 2:41 - 2:43
    Er entfernt Kohlendioxid aus der Luft.
  • 2:44 - 2:49
    Wenn man Strom auf herkömmliche
    Weise aus Erdgas erzeugt,
  • 2:49 - 2:53
    werden ca. 400 Gramm CO2
    für jede Kilowattstunde
  • 2:53 - 2:54
    in die Luft abgegeben.
  • 2:55 - 3:00
    Mit diesem Prozess sind es minus 600.
  • 3:01 - 3:04
    Momentan ist Stromerzeugung
    für etwa ein Viertel
  • 3:04 - 3:08
    aller Kohlendioxidemissionen
    verantwortlich.
  • 3:09 - 3:14
    Würde man jegliche Stromerzeugung
    durch diesen Prozess ersetzen,
  • 3:14 - 3:18
    dann würde man nicht nur alle Emissionen
    durch Stromerzeugung verhindern,
  • 3:18 - 3:22
    sondern man würde auch Emissionen
    anderer Sektoren reduzieren, wodurch
  • 3:22 - 3:26
    die Kohlenstoffemissionen potentiell
    um 60 % reduziert werden könnten.
  • 3:27 - 3:29
    Man könnte den Kalk sogar direkt
  • 3:29 - 3:35
    ins Meerwasser geben, um der
    Meeresversäuerung entgegenzuwirken,
  • 3:35 - 3:39
    welches eines der Probleme ist,
    die durch CO2 in der Atmosphäre entstehen.
  • 3:40 - 3:42
    Man bekommt also mehr für sein Geld.
  • 3:43 - 3:47
    Man kann etwa zweimal so viel CO2
    absorbieren, wenn man es ins Meer gibt,
  • 3:47 - 3:49
    als wenn man es industriell verarbeitet.
  • 3:49 - 3:52
    Aber hier wird es sehr kompliziert.
  • 3:52 - 3:56
    Es ist gut, der Versauerung
    der Meere entgegenzuwirken,
  • 3:56 - 4:00
    aber wir sind nicht sicher,
    was die Konsequenzen für die Umwelt sind,
  • 4:00 - 4:03
    daher müssen wir untersuchen,
    ob diese Lösung besser ist
  • 4:03 - 4:07
    als das Problem, das sie bekämpfen soll.
  • 4:07 - 4:10
    Wir müssen eine detaillierte
    Anleitung für Experimente erstellen,
  • 4:10 - 4:13
    um das Ganze auf sichere
    Weise zu untersuchen.
  • 4:13 - 4:15
    Die Größenordnung:
  • 4:16 - 4:18
    Um gefährlichen Klimawandel zu verhindern,
  • 4:18 - 4:21
    werden wir Billionen --
  • 4:21 - 4:23
    und ja, Billionen mit B --
  • 4:23 - 4:28
    Tonnen CO2 in den kommenden Jahrzehnten
    aus der Atmosphäre entfernen müssen.
  • 4:29 - 4:34
    Es wird einige Prozent des BIP kosten --
    vergleichbar mit Verteidigungsausgaben,
  • 4:34 - 4:36
    viel Arbeit für die Industrie
  • 4:36 - 4:39
    und unvermeidbare, negative Nebeneffekte.
  • 4:39 - 4:42
    Aber wenn diese Dimensionen
    gewaltig erscheinen,
  • 4:42 - 4:44
    dann nur wegen der Dimension des Problems,
  • 4:44 - 4:46
    das wir zu lösen versuchen.
  • 4:46 - 4:47
    Das ist ebenso gewaltig.
  • 4:49 - 4:52
    Wir können diese heiklen Fragen
    nicht länger umgehen.
  • 4:52 - 4:55
    Egal wohin wir sehen,
    Risiken sind überall:
  • 4:55 - 4:57
    eine vom Klimawandel veränderte Welt oder
  • 4:57 - 5:02
    eine andere Welt durch den Klimawandel
    und unseren Versuch, ihn aufzuhalten.
  • 5:03 - 5:04
    Ich wünschte es wäre anders,
  • 5:04 - 5:07
    aber wir können es uns
    nicht länger erlauben,
  • 5:07 - 5:10
    unsere Augen und Ohren zu schließen
    und la-la-la zu sagen.
  • 5:10 - 5:14
    Wir müssen erwachsen werden und uns
    den Konsequenzen unseres Handelns stellen.
  • 5:14 - 5:17
    (Applaus)
  • 5:19 - 5:22
    Untergräbt das Gerede
    vom Verhindern des Klimawandels
  • 5:22 - 5:27
    den Willen, Emissionen zu reduzieren?
    Das ist eine große Sorge,
  • 5:27 - 5:32
    deshalb müssen wir die zentrale Rolle
    der Emissionenminderungen hervorheben
  • 5:32 - 5:34
    und wie spekulativ diese Ideen sind.
  • 5:34 - 5:38
    Und dennoch müssen wir sie erforschen.
  • 5:38 - 5:40
    Können wir den Klimawandel verhindern?
  • 5:40 - 5:44
    Ich weiß es nicht, aber ganz sicher nicht,
    wenn wir es nicht versuchen.
  • 5:45 - 5:47
    Wir brauchen Ehrgeiz ohne Arroganz.
  • 5:48 - 5:51
    Wir brauchen Ehrgeiz, um die
    Atmosphäre wiederherzustellen,
  • 5:51 - 5:54
    um den Kohlendioxidlevel
    auf ein Niveau zurückzubringen,
  • 5:54 - 5:58
    das mit einem stabilen Klima
    und gesunden Ozeanen vereinbar ist.
  • 5:58 - 6:01
    Das ist ein enormes Unterfangen.
  • 6:01 - 6:04
    Man könnte es als
    "Kathedralenprojekt" bezeichnen.
  • 6:04 - 6:06
    Diejenigen, die das Projekt starten,
  • 6:06 - 6:10
    mögen die Pläne erstellen
    und das Fundament legen,
  • 6:10 - 6:12
    aber sie werden nicht
    die Turmspitze vollenden.
  • 6:12 - 6:14
    Diese Aufgabe, dieses Privileg
  • 6:14 - 6:16
    gehört unseren Nachfahren.
  • 6:17 - 6:20
    Keiner von uns wird diesen Tag erleben,
    aber wir müssen hoffen,
  • 6:20 - 6:24
    dass zukünftige Generationen
    die Aufgabe vollenden können.
  • 6:24 - 6:27
    Nun, wollen Sie die Welt verändern?
  • 6:28 - 6:29
    Ich nicht.
  • 6:30 - 6:32
    Ich will die Welt nicht ändern,
  • 6:32 - 6:35
    sondern sie erhalten.
  • 6:36 - 6:37
    Danke
  • 6:37 - 6:40
    (Applaus)
  • 6:42 - 6:46
    Chris Anderson: Danke.
    Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen.
  • 6:46 - 6:49
    Erzählen Sie uns mehr von der Idee,
    den Ozeanen Kalk zuzuführen.
  • 6:49 - 6:52
    Ich meine, von außen betrachtet
    ist es verlockend --
  • 6:52 - 6:54
    wirkt gegen die Versauerung der Ozeane
  • 6:54 - 6:57
    und es nimmt mehr CO2 auf.
  • 6:57 - 6:59
    Sie sagten, dass wir
    mehr Experimente dazu benötigen.
  • 6:59 - 7:02
    Wie würde ein verantwortungsvolles
    Projekt aussehen?
  • 7:02 - 7:05
    Tim Kruger: Ich denke, man benötigt
    eine Reihe von Experimenten,
  • 7:05 - 7:07
    aber man muss sie
    in kleinen Schritten machen.
  • 7:07 - 7:09
    Wie wenn man ein neues Medikament testet.
  • 7:09 - 7:12
    Man würde es nicht sofort an
    Menschen testen.
  • 7:12 - 7:14
    Man würde ein kleines Experiment machen.
  • 7:14 - 7:17
    In diesem Fall würden erste Projekte
    an Land stattfinden,
  • 7:17 - 7:21
    in speziellen Containern,
    weit weg von der Außenwelt.
  • 7:21 - 7:24
    Sobald wir zuversichtlich sind,
    dass das Experiment sicher ist,
  • 7:24 - 7:26
    kann man zur nächsten Stufe übergehen.
  • 7:26 - 7:28
    Wenn dem nicht so ist, dann nicht.
  • 7:28 - 7:29
    Schritt für Schritt.
  • 7:29 - 7:32
    CA: Und wer finanziert solche Projekte?
  • 7:32 - 7:36
    Denn in gewissem Maße hätten sie
    Einfluss auf den gesamten Planeten.
  • 7:36 - 7:38
    Ist das der Grund, wieso sich nichts tut?
  • 7:38 - 7:42
    TK: Ich denke, kleine Experimente lassen
    sich in nationalen Gewässern durchführen,
  • 7:42 - 7:47
    und das ist vermutlich die Bedingung
    der nationalen Geldgeber.
  • 7:47 - 7:52
    Aber würde man die
    Versauerung der Meere weltweit
  • 7:52 - 7:53
    auf diese Art angehen wollen,
  • 7:53 - 7:56
    dann müsste man es
    in internationalen Gewässern tun
  • 7:56 - 8:00
    und dann würde es der internationalen
    Gemeinschaft bedürfen, daran zu arbeiten.
  • 8:00 - 8:03
    CA: Das bräuchte man auch in nationalen
    Gewässern, alles ist verbunden.
  • 8:03 - 8:04
    Der Kalk wird sich verteilen.
  • 8:04 - 8:08
    Und einige Menschen sind entsetzt darüber,
    dass mit unserem Planeten
  • 8:08 - 8:09
    experimentiert wird.
  • 8:09 - 8:11
    Was erwidern Sie da?
  • 8:11 - 8:14
    TK: Sie sprechen da
    etwas sehr Wichtiges an.
  • 8:14 - 8:17
    Wir brauchen dafür
    eine gesellschaftliche Lizenz.
  • 8:17 - 8:20
    Und es mag unmöglich sein, es zu tun,
  • 8:20 - 8:24
    aber wir müssen den Mut aufbringen,
    es zu versuchen und voranzugehen,
  • 8:24 - 8:26
    um zu sehen, was wir tun können
  • 8:26 - 8:27
    und den Dialog zu suchen.
  • 8:27 - 8:30
    Wir müssen offen
    mit den Menschen kommunizieren.
  • 8:30 - 8:32
    Wir müssen sie im Voraus einbeziehen.
  • 8:32 - 8:34
    Und ich denke, wenn wir sie fragen,
  • 8:34 - 8:37
    sagen sie vielleicht:
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    "Nein, tut es nicht".
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    CA: Vielen Dank. Das war sehr interessant.
  • 8:41 - 8:42
    TK: Danke.
  • 8:42 - 8:43
    (Applaus)
Title:
Können wir den Klimawandel stoppen, wenn wir CO2 aus der Atmosphäre entfernen?
Speaker:
Tim Kruger
Description:

Können wir den Klimawandel verhindern? Geoengineering-Forscher Tim Kruger will es versuchen. Er stellt eine vielversprechende Idee vor: die Verwendung von Erdgas zur Generierung von Elektrizität, wobei aber CO2 aus der Atmosphäre entfernt wird. Lernen Sie mehr über die potenziellen Vorteile und Risiken dieses kontroversen Themas, das das Ziel hat, auf kreative und großangelegte Weise die bereits jetzt katastrophalen Konsequenzen eines sich erwärmenden Planeten zu verhindern.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:56

German subtitles

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