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Wir sind im "British Museum" und
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schauen den Kopf des Augustus an,
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der um 27 oder 25 vor Christus entstanden ist.
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Wer ist dieser Augustus eigentlich?
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Nun, Augustus wurde natürlich der erste "Kaiser".
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Er war auch eins der Mitglieder des Triumvirats.
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Viele Leute kennen die Geschichten von
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Mark Anton und Kleopatra durch Shakespeare etc.
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Augustus besiegte Antonius in der Schlacht von Actium
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und konnte dadurch die Führungsposition übernehmen.
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"Augustus" wurde er erst später,
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nach seinem endgültigen Sieg über all seine Rivalen.
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So wurde aus Octavian - sein eigentlicher Name -
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einem der drei Regierenden von Rom,
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der Sieger über seine Rivalen, Antonius eingeschlossen.
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Er erhält vom Senat
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den Ehrentitel "Augustus".
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Dies ist für ihn der Wendepunkt,
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eine Veränderung gegenüber der Vergangenheit.
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So wie bisher - indem er die anderen, die regieren wollten,
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in Schlachten bekämpft -
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kann er nicht weitermachen
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Also sagt er sich: Jetzt regiere ich
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und ich werde die Dinge ändern.
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Kehren wir zu der Skulptur vor uns zurück.
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So stellen wir uns nicht unbedingt jemanden vor,
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der ein Weltreich erschafft.
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Er sieht nicht sehr bedeuteund aus,
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ein junger Mann
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mit einem nachdenklichen Gesichtausdruck.
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Er scheint einen nie direkt anzuschauen
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ganz gleich, wo man steht.
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Ich bin ein paar Mal um ihn herumgegangen und
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er schaut mir einfach nicht in die Augen.
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Aber sein Blick ist sehr durchdringend,
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was daran liegt, dass sein Augen aus Glas sind.
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Deshalb stechen sie aus der dunklen Bronze hervor.
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Das sieht man auch bei anderen antiken Skulpturen.
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Für etwas, das so alt ist, ist diese
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wirklich sehr gut erhalten, mit einer Menge Details.
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Auch dass sie aus Bronze ist, ist sehr ungewöhnlich.
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Es gibt nicht viele Bronzeskulpturen
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aus der Antike,
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denn normalerweise wurde das Metall eingeschmolzen
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und anderweitig verwendet.
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Es gibt eine tolle Geschichte,
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warum gerade dieser Kopf so gut erhalten ist:
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er war ursprünglich Teil einer Statue,
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die in Ägypten stand.
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Eines Tages fielen die Nubier aus dem Reich von Kusch,
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die Feinde der Römer und Herrscher von Ägypten,
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in das Land ein.
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Sie stürzten die Statue und nahmen sie mit.
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Sie drehten sozusagen
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dem Römischen Weltreich eine lange Nase,
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indem sie den Kopf des Kaisers vergruben.
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Außerdem bedeutet das Abtrennen des Kopfes,
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symbolisch das Ende der Macht
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das Versiegen der Quelle der kaiserlichen Macht selbst.
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Was sie mit dem Kopf machten, war ziemlich ungewöhnlich:
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Sie vergruben ihn unter dem Tempel,
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in dem sie ihre Götter anbeteten,
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und standen somit tatsächlich auf dem Kopf des Kaisers
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und lieffen jedes Mal darüber, wenn sie zum Gottesdienst gingen.
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Dadurch dass sie auf ihm herumtrampeltn, erinnerten
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sie ihn immer daran: siehst du, wir stehen über dir.
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Was mich an dem Kopf überrascht, ist, dass er sich
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offensichtlich auf eine sehr spezielle Art darstellt.
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Da gibt es eine Verbindung zu Alexander dem Großen
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durch die Jugend und das wuschlige Haar.
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Und natürlich Alexander der Große als
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absolutes Vorbild für ein junges militärisches Genie.
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Das ist eindeutig eine Tradition,
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die Augustus hier aufnimmt.
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Aber mit dieser Abbildung verleiht er sich auch
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ziemlich viel Würde.
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Seine Stirn ist leicht gerunzelt, aber nur soviel
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um nicht Sorge sondern Zielgerichtetheit anzudeuten.
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Das ist deshalb interessant, weil er zu der Zeit,
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als er dieses neue Bild von sich schafft,
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gleichzeitig versucht, eine Veränderung in der Gesellschaft herbeizuführen.
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Er wollte nicht, dass kämpfende und Krieg führende Senatoren versuchten, hoch zu kommen
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und ihre eigenen Fähigkeiten ins rechte Licht zu rücken.
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Er führt die Idee von Moral, auch für den Einzelnen wieder ein
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und nimmt den Titel "Princeps" an.
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Er ist der "primus inter pares" - der Erste unter Gleichen.
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Und er versucht mit gutem Beispiel voranzugehen,
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indem er über die Bedeutung der Familie spricht.
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Und durch die Symbolik, die er sich zu eigen machte,
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brachte er auch das voran.
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Es ist interessant, über sein Jugendlichkeit zu sprechen,
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weil er dieses Bild von sich benutzte, bis er starb.
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Er starb mit - ich glaube - 76 oder so
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und er hatte keine Falten oder sowas.
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In Großbritannien gibt es überall Bilder von Queen Elizabeth,
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sozusagen das Konzept des "Staatsporträts".
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Wir lassen Sie altern; auf unseren Münzen wird sie
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alle 20 oder 40 Jahre älter,
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kriegt ein paar Falten mehr,
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und wird ein bißchen dicker.
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Nicht so Augustus,
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und alle Kaiser nach ihm machten es genauso.
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Sie hätten sich vielleicht selbst
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als alten Menschen dargestellt,
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aber sie haben sich nie älter dargestellt
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als ihr ursprüngliches Abbild.
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Man sollte auch im Gedächtnis behalten,
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dass es vorher der Römische Republik gegeben hatte.
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Es gab den Senat, und die Idee war, dass
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römische Bürger mitreden und entscheiden konnten.
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Und dann kommt Augustus, bricht damit
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und macht ein Kaiserreich draus.
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Er ist der "primus inter pares",
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der zwar die Idee der Republik wieder aufnimmt,
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sich selbst aber ein wenig darüberstellt.
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Etwas mehr als lebensgroß,
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das heißt etwas größer als alle anderen.
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Er war überall,
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dieses Bild war überall,
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in Städten so weit weg wie...Ägypten,
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im letzten Winkel des damaligen Reiches.
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Und die Statue stand tatsächlich für den Kaiser selbst,
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damit er Gerichtsverfahren vorsitzen konnte
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und Urteile verkünden durch seine Anwesenheit in Form der Statue.
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Daher die Vorstellung, der Statue etwas von der
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Persönlichkeit dessen mitzugeben, den sie darstellt,
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und von der Macht, die ihr innewohnt.
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Natürlich wissen wir nicht genau, wie er ausgesehen hat,
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aber diese Darstellung sieht doch ziemlich realistisch aus.
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Ein Mann könnte so aussehen;
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er ist ziemlich attraktiv, sehr sympathisch,
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er sieht aus wie jemand, der dich fair behandeln würde.
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Die Tatsache, dass die Nubier der Statue den Kopf
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abgenommen haben, bedeutet dass sie
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durch die Attacke auf die Statue die Macht angreifen.
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Nicht vergessen, dass die Statue Augustus ist
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mit allen seinen Absichten und Vorhaben,
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und sie haben es geschafft ihn zu köpfen!
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Pech für ihn,
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dass dieser Statue der Kopf abgeschnitten wurde.
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Aber Glück für uns,
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weil er im Sand von Ägypten erhalten geblieben ist.