Jonathan Meese: In der Kunst muss man zu weit gehen

Studiobesuch beim deutschn Künstler Jonathan Meese, der an die Diktatur der Kunst glaubt, dass Kunst die Welt beherrschen sollte, und dass Spielen das radikalste ist, was man tun kann.

Jonathan Meese (geb. 1970) ist ein deutscher Künstler, der mit Malerei, Dkulpturen, Installationen und Performances arbeitet, in denen es ganz um die Diktatur der Kunst geht.

Dass Kunst die Welt beherrscht heißt, dass jeder(r) das, was er/sie tut, mit völliger Leidenschaft tut, sagt Meese. He willdie Menschen nicht instrumentalisiert wissen, er will "einen neuen Wind".

Interview mit Christian Lund, Louisiana Museum of Modern Art, März 2011.

Copyright Louisiana Channel, Louisiana Museum of Modern Art.

Aufgenommen in Jonathan Meeses studio in Berlin von Marie Forchhammer

Produziert von Martin Kogi und Christian Lund.

Copyright: Louisiana Channel, Louisiana Museum of Modern Art.

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Louisiana Channel ist ein gemeinnütziger Videokanal für das Internet und wurde vom Louisiana Museum of Modern Art im November 2012 eingerichtet. Louisiana Channel wird wöchentlich Videos über und mit Künstlern aus den Gebieten bildende Kunst, Literatur, Architektur, Design etc. veröffentlichen.

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Gefördert vom Nordea-Fond.

[Musik]

"10-Punkte-Programm der Diktatur der Kunst"

Das Ziel ist klar: Das Ziel ist die Diktatur de Kunst.

Das Ziel ist, dass Kunst die Welt lenkt.

[Geheul]

"Gehorcht einfach der Kunst! GEhorch! Gehorcht!"

Kunst ist das stärkste.

Kunst ist Nummer 1, Kunst ist der Chef, Kunst ist der Bundeskanzler, Kunst ist der Führer,

Kunst ist König, Kunst it Religion, Kunst ist das, Kunst ist das, Kunst, Kunst, Kunst, immer!

Und ich hasse dies Kunststudenten heutzutage, die nur soo kleine Dinge wollen,

die ein beqemes Leben wollen,

Und, ich meine, ich bin 41, ja? Und ich benehme mich wie ein 12jähriger.

Aber diese Leute sind jetzt 25, 35, sie benehmen sich, als wären sie nie geboren!

"Happa, happa, happa - Hooo, hooo, hooo"

Wenn überall Kunst ist, dann würde sie verschwinden

Ja, und dann würde alles sich beruhigen und wir hätten einen Neubeginn,

einen Neustart, wir hätten einen neuen Nullpunkt in unserer Existenz

und etwas neues käme auf.

Das heißt, wir brauchen, dass etwas total neues passiert.

Und das Kunst die Welt beherrscht, heißt nicht, dass jeder malt oder dass jeder Bücher schreibt.

Es heißt, dass jeder das, was er macht,
mit Leidenschaft macht.

und nicht instrumentalisiert zu werden,
nicht benutzt zu werden

nicht in einer Sekte zu sein oder so,

dass alles von einem neuen Wind erfüllt ist,

und wir nur sagen: "Schluss jetzt. Schluss mit dieser Scheiße, die auf dieser Welt passiert!

Stopp! Stopp! Stopp! Hört auf, Politiker,
tretet zurück, alle, alle, bitte, alle!"

Na, heute ist ein Politiker zurückgetreten hierzulande. Ja? Oh, oh, bitte alle anderen auch!

Kanzlerin Merkel, bitte, tritt zurück! Es ist Zeit, ja?

Bitte, alle Könige und Königinnen,
tut mir leid, dankt ab!

Spielt es! Ihr könnt König spielen.

Aber das bedeutet nichts mehr.

[Lachen, Geheul]

[Quieken]

"Happa, happa machen"

Wir brauchen eine versachlichte Führung, wir brauchen einen Neustart der ganzen Welt.

Es ist jetzt Zeit.
Auch der Zusammenbruch jetzt überall,

ich bin kein Idiot, ich sehe das.

Und ich denke immer: "Wow, endlich passiert etwas!"

Aber wir sollten nie glauben, dass wir revolutionäre Menschen brauchen.

Wir brauchen keine Soldaten auf der Straße.

Die SOldaten kommen von der Bühne.

Das ist eine ganz andere Richtung.

Adolf Hitler ist genau der Punkt, denn da wurde es jedem in der Welt völlig klar:

Menschen sollten niemals ideologische Macht haben!

Da war das Spiel im Prinzip zu Ende.

Aber nein, sie fangen wieder an!

Wir produzieren Diktatoren wie Bonbons.

Und warum?

Warum gibt es so viele kleine Hitlres auf der Welt?

Warum?

Nach diesem Kerl ist jetzt jeder Politiker für mich ein kleiner Hitler, tut mir leid.

Und das will ich nicht.

Ich habe kein Interesse and dieser nostalgischen Idee.

1945 wurde Hitler einfach zerlegt in kleine Oblaten, kleine Stücke,

und jeder [mampf, mampf].

Jeder ist sein eigener Führer, jeder ist sein

eigener Gott, jeder ist sein eigener Chef.

Das ist nicht das Konzapt.

Selbstverwirklichung ist nicht in Ordnung.

[gurr]

Wenn du dieses Bild nimmt und in eine Maschine gibst,

dann ist da drin kein Wir.Gefühl.

Wir sollten fragen: Dieses Goldfarbe, warum ist die so und was bedeutet das?

Aber vielleicht kriegen wir eine Antwort,
vielleicht auch nicht.

Dann nähern wir uns dem an oder bleiben in dereselben Entfernung

Kunst ist nicht sprituell.

Wir brauchen keine spirituellen Anführer.

Dies ist eine sehr konkrete, ganz pragmatische Sache: Farbe auf Leinwand.

Diese Leinwand hätte sich von selbst gefüllt,
auch ohne mich.

Es ist egal, dass ich das gemacht habe.

Das ist unwichtig.

Das ich es war, ist okay. Aber es ist nicht wichtig, um die Kunst zu bewerten.

Ja? Dieses Bild ist ein Spiel in sich.

Wir können schreiben, ich habe da "Jonathan Meese 2011" geschrieben, das ist unwichtig.

Ja? Ich bin nur ein Diener.

"Lieber Wolf, du musst in der Kunst nur eins machen!"

All all das, Saint Just, Robespierre, Marat, Farbe, Nummer 5, Adolf Hitler,

alles ist Spielzeig der Kunst.

Dehalb kann man es benutzen.

Das ist alles ein Spiel, es muss ein Spiel sein.
Tut mir leid.

Zu spielen ist das radikalste, was man auf dieser Welt tun kann.

Jemanden wirklich zu töten, ist nicht radikal.

Jemanden zu verletzen,das ist so beschämend einfach und nichts besonderes

und hat nichts wit Rea.., äh, Radikalismus zu tun. Das ist Wirklichkeitsfanatismus.

Und um das ganz durchzuspielen: Das muss ich an mein Lebensende machen.

"Lieber Wolf, du musst nur eins machen in der Kunst!"

"Gehorche einfach!"

"Lieber Wolf!"

Die Leute immer an der Tür draußen, die kommen immer rein und sagen: Hör auf zu spielen!

Du darfst nicht spielen. Das geht zu weit. Du gehst zu weit.

In der Kunst kann man gar nicht zu weit gehen.

In der Kunst muss man zu weit gehen.

Das ist die Regel.

Wenn du nicht zu weit gehen willst,
dann solltest du aufhören

Dann bist du in der Lage eines Kultur-Funktionärs.

[chrr]

Wir müssen dafür sorgen, dass in Zukunft nichts ideologisch böses geschieht.

And das kann nur die Kunst tun.

Wir können der Realität nicht mit Realität begegnen oder gegen sie sein.

Wenn wir die Realitätä mit Realität bekämpfen, landen wir am Ende in der Realität,

in der bösen Realität, gegen die wir gekämpft haben.

Als Künstler sollte man nur wollen, dass Kunst die Welt beherrscht

oder sonst sollte man als Künstler einpacken.

[Musik]