Amanda Palmer: Die Kunst des Bittens
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0:10 - 0:16(Atmet ein, atmet aus)
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0:17 - 0:21Ich habe meinen Lebensunterhalt
nicht immer mit Musik verdient. -
0:21 - 0:24Während der fünf Jahre
nach meinem Abschluss -
0:24 - 0:27an einer angesehenen Kunsthochschule
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0:27 - 0:31war das hier mein Alltag.
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0:31 - 0:36Ich war eine selbständige lebende Statue,
die Zweimeterfünfzig-Braut, -
0:36 - 0:39und erzähle den Leuten
liebend gern von diesem Job, -
0:39 - 0:41denn alle wollen immer wissen,
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0:41 - 0:44wer diese Freaks im echten Leben sind.
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0:44 - 0:46Hallo.
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0:46 - 0:49Ich malte mich eines Tages
weiß an, stand auf einer Kiste, -
0:49 - 0:51stellte einen Hut zu meinen Füßen,
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0:51 - 0:54und wenn jemand vorbeikam
und Geld hineinwarf, -
0:54 - 1:02gab ich ihnen eine Blume und
intensiven Augenkontakt. -
1:02 - 1:03Und wenn sie die Blume nicht nahmen,
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1:03 - 1:08warf ich sie ihnen voller Traurigkeit
und Verlangen hinterher, -
1:08 - 1:12wenn sie weggingen.
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1:12 - 1:15(Lachen)
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1:15 - 1:19Ich erlebte die tiefgreifendsten
Begegnungen mit Menschen, -
1:19 - 1:21vor allem einsamen Menschen, die aussahen,
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1:21 - 1:24als hätten sie wochenlang mit niemandem geredet,
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1:24 - 1:28und wir hatten diesen wunderbaren Moment
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1:28 - 1:33eines verlängerten Augenkontakts
auf einer belebten Straße -
1:33 - 1:36und fast verliebten wir uns
ein wenig ineinander. -
1:36 - 1:42Und meine Augen sagten:
"Danke. Ich sehe dich." -
1:42 - 1:44Und ihre Augen sagten:
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1:44 - 1:50"Niemand sieht mich jemals. Danke."
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1:50 - 1:52Und manchmal wurde ich belästigt.
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1:52 - 1:54Menschen schrieen
mich aus ihren Autos an. -
1:54 - 1:57"Such dir einen Job!"
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1:57 - 2:00Und ich erwiderte: "Das ist mein Job."
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2:00 - 2:04Aber es war verletzend.
Es schürte eine Angst, -
2:04 - 2:07dass ich irgendwie etwas nicht-jobmäßig täte,
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2:07 - 2:11und es war unfair, beschämend.
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2:11 - 2:16Mir war nicht klar, dass ich auf
der Kiste eine perfekte Ausbildung -
2:16 - 2:19für das Musikgeschäft erhielt.
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2:19 - 2:20Und für die Ökonomen da draußen:
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2:20 - 2:24Mein Einkommen war tatsächlich
relativ berechenbar, -
2:24 - 2:26was mich selbst überraschte,
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2:26 - 2:28da ich ja keine Stammkunden hatte.
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2:28 - 2:31Es waren dienstags ziemlich
genau 60 Dollar und freitags 90. -
2:31 - 2:33Es war beständig.
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2:33 - 2:35Währenddessen spielte ich in der Gegend
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2:35 - 2:38mit meiner Band, den Dresden Dolls,
in Nachtklubs. -
2:38 - 2:40Hier bin ich am Klavier, ein genialer Drummer.
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2:40 - 2:42Ich schrieb die Songs und schließlich
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2:42 - 2:46verdienten wir so genug Geld, dass ich
den Job als Statue aufgeben konnte. -
2:46 - 2:48Und als wir unsere Tour starteten,
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2:48 - 2:51wollte ich dieses Gefühl der direkten Verbindung
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2:51 - 2:54zu den Menschen nicht verlieren,
denn das liebte ich. -
2:54 - 2:57Nach jeder Show gaben
wir deshalb Autogramme -
2:57 - 3:00und umarmten die Fans und
redeten mit den Leuten. -
3:00 - 3:05Und wir erhoben es zur Kunstform,
die Leute um Mithilfe zu bitten. -
3:05 - 3:08Ich spürte ortsansässige Musiker
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3:08 - 3:12und Künstler auf, die sich
vor der Tür präsentierten -
3:12 - 3:14und den Hut herumreichten.
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3:14 - 3:16Und dann gesellten sie sich
zu uns auf die Bühne, -
3:16 - 3:20weshalb wir ein Sammelsurium
merkwürdiger, zufälliger Gastauftritte hatten. -
3:20 - 3:23Und dann trat Twitter auf den Plan
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3:23 - 3:26und gab den Dingen noch
mehr Zauber, denn ich konnte -
3:26 - 3:28sofort überall um alles bitten.
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3:28 - 3:30Wenn ich also ein Klavier zum Üben brauchte,
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3:30 - 3:33fand ich mich kurz danach im Haus
eines Fans wieder. Das ist in London. -
3:33 - 3:36Auf der ganzen Welt brachten uns die Leute
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3:36 - 3:40selbst gemachtes Essen, ernährten uns
und aßen mit uns. Das ist in Seattle. -
3:40 - 3:43Fans, die in Museen und Geschäften
oder öffentlichen Räumen -
3:43 - 3:47jeglicher Art arbeiteten, hoben die Hand,
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3:47 - 3:50wenn ich spontan irgendwo
kostenlos auftreten wollte. -
3:50 - 3:53Das ist eine Bibliothek in Auckland.
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3:53 - 3:58Am Samstag fragte ich in einem Tweet
nach dieser Box und dem Hut, -
3:58 - 4:00denn ich wollte sie nicht
von der Ostküste anschleppen, -
4:00 - 4:02und sie tauchten dank diesem Typen hier auf,
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4:02 - 4:05Chris aus Newport Beach, der Hallo sagt.
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4:05 - 4:09Einmal fragte ich in einem Tweet, wo ich
in Melbourne eine Nasendusche kaufen könne. -
4:09 - 4:12Eine Krankenschwester hatte eine im Auto
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4:12 - 4:14und brachte sie gleich
in das Café, in dem ich saß. -
4:14 - 4:15Ich spendierte ihr einen Smoothie
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4:15 - 4:18und wir plauderten über
den Pflegeberuf und den Tod. -
4:18 - 4:21Ich liebe diese Art zufälliger Nähe,
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4:21 - 4:25zum Glück, denn ich mache
auch viel Couchsurfing. -
4:25 - 4:29In Herrenhäusern, in denen jedes
Crewmitglied ein eigenes Zimmer hat, -
4:29 - 4:32aber ohne Wi-Fi, und in
von Punks besetzten Häusern, -
4:32 - 4:35in denen alle in einem Raum auf dem
Boden schlafen, ohne Toiletten, -
4:35 - 4:39aber mit Wi-Fi, weshalb das
eindeutig die bessere Option ist. -
4:39 - 4:41(Lachen)
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4:41 - 4:43In Miami fuhr meine Crew unseren Bus
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4:43 - 4:47einmal in eine wirklich arme Nachbarschaft.
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4:47 - 4:49Unser Couchsurfing-Gastgeber
in dieser Nacht entpuppte sich -
4:49 - 4:52als 18-jähriges Mädchen,
das noch zu Hause lebte. -
4:52 - 4:57Ihre Familie waren Immigranten
aus Honduras ohne Papiere. -
4:57 - 5:00In dieser Nacht schlief ihre ganze Familie
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5:00 - 5:03auf der Couch und sie selbst bei ihrer Mutter,
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5:03 - 5:06damit wir ihre Betten haben konnten.
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5:06 - 5:08Und ich lag da und dachte,
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5:08 - 5:11dass diese Menschen so wenig haben.
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5:11 - 5:14Ist das fair?
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5:14 - 5:16Am Morgen zeigte uns ihre Mutter, wie man
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5:16 - 5:19Tortillas macht und wollte mir
eine Bibel schenken. -
5:19 - 5:25Und sie nahm mich zur Seite und sagte
in ihrem gebrochenen Englisch: -
5:25 - 5:30"Eure Musik hat meiner Tochter so geholfen.
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5:30 - 5:34Vielen Dank, dass ihr hier wart.
Wir sind alle so dankbar." -
5:34 - 5:38Und ich dachte, das ist fair.
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5:38 - 5:41Genau das ist es.
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5:41 - 5:44Ein paar Monate später fragte ich in Manhattan
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5:44 - 5:47per Twitter nach einem Schlafplatz
und um Mitternacht -
5:47 - 5:48klingelte ich an einer Tür in der Lower East Side,
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5:48 - 5:51als mir aufging, dass ich das
noch nie allein gemacht hatte. -
5:51 - 5:52Immer war meine Band oder meine Crew dabei.
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5:52 - 5:57Das machen nur Idioten, oder?
(Lachen) -
5:57 - 5:59Sterben Idioten auf diese Art?
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5:59 - 6:01Aber bevor ich nachdenken konnte,
öffnete sich die Tür. -
6:01 - 6:05Sie ist Künstlerin. Er bloggt
für Reuters über Finanzen. -
6:05 - 6:07Sie schenkten mir ein Glas Rotwein ein
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6:07 - 6:09und boten mir ein Bad an.
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6:09 - 6:13Ich habe tausende solcher Nächte erlebt.
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6:13 - 6:17Ich mache also viel Couchsurfing.
Aber auch viel Crowdsurfing. -
6:17 - 6:21Für mich sind Couchsurfing und Crowdsurfing
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6:21 - 6:23im Grunde das Gleiche.
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6:23 - 6:26Man lässt sich ins Publikum fallen
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6:26 - 6:27und vertraut einander.
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6:27 - 6:30Einmal habe ich eine meiner Vorbands gefragt,
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6:30 - 6:32ob sie raus in die Menge gehen
und den Hut rumreichen wollen, -
6:32 - 6:34um etwas extra für sich selbst
zu verdienen. Das habe ich oft getan. -
6:34 - 6:37Wie immer war die Band begeistert,
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6:37 - 6:39aber es gab einen Typen in der Band,
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6:39 - 6:43der mir sagte, dass er sich einfach
nicht dazu überwinden könne. -
6:43 - 6:47Mit dem Hut dazustehen, fühle sich
zu sehr nach Betteln an. -
6:47 - 6:55Ich erkannte diese Angst wieder, die sagt:
"Ist das fair?" und "Such dir einen Job." -
6:55 - 6:59Unterdessen wird meine Band immer größer.
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6:59 - 7:01Wir unterschrieben einen Vertrag
mit einem großen Label. -
7:01 - 7:04Unsere Musik ist eine Mischung
aus Punk und Kabarett. -
7:04 - 7:06Die mag nicht jeder.
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7:06 - 7:09Aber vielleicht mögen Sie sie.
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7:09 - 7:13Es gab dann einen Mordsrummel
um das nächste Album. -
7:13 - 7:19Als es herauskam, wurden es in den
ersten paar Wochen 25 000 Mal verkauft. -
7:19 - 7:22Für das Label war das ein Flop.
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7:22 - 7:25Und ich fragte: "25 000 ist doch viel?"
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7:25 - 7:27Sie sagten: "Nein, die Verkäufe
werden weniger, es ist ein Flop." -
7:27 - 7:30Und damit gingen sie weg.
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7:30 - 7:33Etwa zu der Zeit verteile ich nach
einem Auftritt Autogramme und Umarmungen -
7:33 - 7:35und ein Typ kommt auf mich zu
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7:35 - 7:37und gibt mir eine Zehn-Dollar-Note.
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7:37 - 7:38Er sagt:
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7:38 - 7:42"Es tut mir leid, ich habe eure CD
von einem Freund kopiert." -
7:42 - 7:45(Lachen)
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7:45 - 7:49"Aber ich lese euren Blog. Ich weiß,
dass ihr euer Label hasst. -
7:49 - 7:51Ich will einfach, dass ihr dieses Geld bekommt."
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7:51 - 7:55Und das passierte immer wieder.
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7:55 - 7:59Nach meinen Auftritten werde ich selbst zum Hut,
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7:59 - 8:02aber ich muss selbst dort stehen
und die Hilfe der Leute annehmen. -
8:02 - 8:04Und nicht wie der Typ aus der Vorgruppe,
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8:04 - 8:08hatte ich wirklich viel Übung darin, dort zu stehen.
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8:08 - 8:10Danke.
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8:10 - 8:12Und in dem Moment entschied ich,
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8:12 - 8:15dass ich meine Musik gratis verteilen würde.
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8:15 - 8:17Übers Internet, wann immer möglich.
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8:17 - 8:20Metallica steht also irgendwie
hier: Napster, schlecht; -
8:20 - 8:23Amanda Palmer steht dort und
ich ermutige die Leute dazu, -
8:23 - 8:27zu kopieren, downloaden, teilen,
aber dafür bitte ich sie um Hilfe, -
8:27 - 8:31denn ich habe auf der Straße
gesehen, dass es funktioniert. -
8:31 - 8:34Ich habe mich also mühsam
vom Label getrennt und versuche -
8:34 - 8:37mit meiner neuen Band,
dem Grand Theft Orchestra, -
8:37 - 8:39nun Crowdfunding.
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8:39 - 8:44Und ich ließ mich in diese tausend
geknüpften Verbindungen fallen, -
8:44 - 8:46und bat meine Menge, mich aufzufangen.
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8:46 - 8:49Das Ziel waren 100 000 Dollar.
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8:49 - 8:53Meine Fans haben mich
mit fast 1,2 Millionen unterstützt, -
8:53 - 8:56womit es zum bisher größten
schwarmfinanzierten Musikprojekt wurde. -
8:56 - 9:00(Applaus)
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9:00 - 9:04Sie können sehen, wie viele Leute das sind.
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9:04 - 9:08Es sind etwa 25 000 Menschen.
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9:08 - 9:11Und die Medien fragten: "Amanda,
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9:11 - 9:13das Musikbusiness strauchelt
und du förderst Piraterie. -
9:13 - 9:15Wie hast du die Leute dazu
gezwungen für Musik zu bezahlen?" -
9:15 - 9:20Die Wahrheit ist, ich habe sie nicht
dazu gezwungen, ich habe sie darum gebeten. -
9:20 - 9:23Und indem ich die Leute um etwas bat,
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9:23 - 9:26habe ich eine Verbindung zu ihnen geschaffen,
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9:26 - 9:31und wenn man eine Verbindung schafft,
dann wollen die Leute dir helfen. -
9:31 - 9:35Das widerspricht aber der Intuition vieler Künstler.
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9:35 - 9:36Sie wollen nicht um etwas bitten.
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9:36 - 9:42Aber es ist nicht einfach, um etwas zu bitten.
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9:42 - 9:44Und damit haben viele Künstler ein Problem.
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9:44 - 9:47Bitten macht dich verletzbar.
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9:47 - 9:51Nach dem Erfolg des Kickstarter-Projekts
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9:51 - 9:53bekam ich im Netz viel Kritik dafür,
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9:53 - 9:56dass ich meine verrückten
Crowdsourcing-Praktiken weiterführte, -
9:56 - 9:58besonders weil ich Musiker, die Fans von uns sind,
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9:58 - 10:01darum bat, ob sie für Eintrittskarten und Liebe
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10:01 - 10:04und Bier ein paar Songs mit uns
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10:04 - 10:07auf der Bühne spielen würden.
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10:11 - 10:14Das ist in wirklich bekannter Weise verletzend.
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10:14 - 10:17Die Leute sagen: "Du darfst nicht mehr
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10:17 - 10:19um diese Art Hilfe bitten."
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10:19 - 10:23Das erinnerte mich an das
"Such dir einen Job." der Autofahrer. -
10:23 - 10:28Denn sie waren nicht bei uns auf dem Gehweg
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10:28 - 10:31und konnten den Austausch nicht sehen,
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10:31 - 10:33der zwischen mir und
meiner Crowd stattfand, -
10:33 - 10:39ein Austausch, der uns fair,
ihnen aber fremd erschien. -
10:39 - 10:41Das ist nicht nichts für kleine Kinder.
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10:41 - 10:43Das ist meine Kickstarter-Spender-Party in Berlin.
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10:43 - 10:47Zum Ende der Nacht zog ich
mich aus und ließ mich bemalen. -
10:47 - 10:50Ich sage Ihnen, wenn Sie dieses Bauchgefühl
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10:50 - 10:53des Vertrauens gegenüber Fremden erleben wollen,
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10:53 - 10:55kann ich das empfehlen,
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10:55 - 10:59vor allem, wenn diese Fremden
betrunkene Deutsche sind. -
10:59 - 11:04Das war eine Verbindung mit Fans
auf einem Ninja-Master-Level, -
11:04 - 11:07denn damit wollte ich deutlich sagen:
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11:07 - 11:09"Ich vertraue euch so sehr.
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11:09 - 11:13Kann ich das? Zeigt es mir."
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11:13 - 11:15In der Geschichte der Menschheit
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11:15 - 11:20waren Musiker, Künstler fast immer
Teil der Gemeinschaft, schufen Verbindungen -
11:20 - 11:25und Möglichkeiten;
keine unberührbaren Stars. -
11:25 - 11:29Prominent sein bedeutet, dass
viele Menschen dich aus der Distanz lieben, -
11:29 - 11:31aber das Internet und die Inhalte,
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11:31 - 11:34die wir darüber frei teilen können,
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11:34 - 11:37bringen uns zurück.
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11:37 - 11:40Es geht darum, dass uns wenige
Menschen aus der Nähe lieben -
11:40 - 11:45und dass diese Menschen genügen.
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11:45 - 11:47Viele Menschen verwirrt die Vorstellung
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11:47 - 11:48der freien Preisgestaltung.
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11:48 - 11:52Für sie ist es ein unvorhersehbares Risiko,
aber unsere Erfahrungen -
11:52 - 11:54mit Kickstarter, auf der Straße, an der Tür
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11:54 - 11:56betrachte ich nicht als Risiko.
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11:56 - 11:58Ich betrachte sie als Vertrauen.
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11:58 - 12:01Die Werkzeuge für den Austausch online
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12:01 - 12:05sind so einfach und instinktiv
wie der Straßen-Job. -
12:05 - 12:07Es wird langsam.
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12:07 - 12:10Aber die perfekten Werkzeuge
werden uns nicht helfen können, -
12:10 - 12:13wenn wir einander nicht begegnen
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12:13 - 12:15und angstfrei geben und nehmen können,
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12:15 - 12:18aber, und das ist noch wichtiger,
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12:18 - 12:22wir müssen ohne Scham bitten können.
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12:22 - 12:24In meiner Musikkarriere habe ich versucht,
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12:24 - 12:28Menschen übers Internet anzusprechen,
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12:28 - 12:30so wie ich es von der Kiste herab tun konnte.
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12:30 - 12:34Beim Bloggen und Twittern geht es
also nicht nur um Tourdaten -
12:34 - 12:37und mein neues Video, sondern
um unsere Arbeit und unsere Kunst, -
12:37 - 12:42um unsere Ängste und Durchhänger, unsere Fehler
-
12:42 - 12:44und so nehmen wir einander wahr.
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12:44 - 12:48Ich glaube, wenn wir wirklich
einander wahrnehmen, -
12:48 - 12:50wollen wir auch einander helfen.
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12:50 - 12:55Ich glaube, die Menschen sind
von der falschen Frage besessen, -
12:55 - 12:59die lautet: "Wie können wir die Leute
dazu zwingen, für Musik zu bezahlen?" -
12:59 - 13:01Wie wäre es, wenn wir zu fragen beginnen:
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13:01 - 13:06"Wie lassen wir es zu, dass
die Menschen für Musik bezahlen?" -
13:06 - 13:08Danke.
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13:08 - 13:12(Applaus)
- Title:
- Amanda Palmer: Die Kunst des Bittens
- Speaker:
- Amanda Palmer
- Description:
-
"Zwingen Sie die Leute nicht dazu, für Musik zu bezahlen," sagt Amanda Palmer. "Lassen Sie es zu." In ihrem eindringlichen Vortrag, den sie mit Berichten aus ihrer Zeit als Straßenkünstlerin beginnt (Wirf einen Dollar in den Hut für die Zweimeterfünfzig-Braut!), bespricht sie die neue Art der Beziehung zwischen Künstler und Fan.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 13:47
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Judith Matz edited German subtitles for The art of asking | ||
Judith Matz edited German subtitles for The art of asking | ||
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