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Freizeit 3.0 oder Was wir wirklich machen wollen | Prof. Dr. Ulrich Reinhardt | TEDxBerlin

  • 0:05 - 0:07
    Meine Damen und Herren,
  • 0:07 - 0:09
    was können Sie hier sehen?
  • 0:09 - 0:11
    Können wir das Licht etwas dämpfen?
  • 0:17 - 0:20
    Können Sie etwas erkennen?
  • 0:20 - 0:23
    Schlamm. Eine Kuh.
  • 0:25 - 0:28
    Die Erde von oben.
  • 0:29 - 0:31
    Nichts.
  • 0:32 - 0:36
    Wie viele von Ihnen sehen
    tatsächlich eine Kuh?
  • 0:36 - 0:38
    Das ist ziemlich gut.
  • 0:38 - 0:39
    Die anderen denken wahrscheinlich:
  • 0:39 - 0:43
    Dort, wo er herkommt,
    sehen Kühe wohl anders aus.
  • 0:43 - 0:44
    (Lachen)
  • 0:44 - 0:46
    Ich gebe Ihnen einen Tipp.
  • 0:46 - 0:51
    Jetzt können Sie die Kuh
    gut erkennen. Stimmt's?
  • 0:51 - 0:54
    Tatsächlich ist es etwa das Gleiche,
  • 0:54 - 0:56
    wenn wir über die Zukunft
    der Freizeit reden.
  • 0:56 - 1:00
    Die Zukunft der Freizeit ist völlig klar.
  • 1:00 - 1:02
    In Deutschland sagen wir,
  • 1:02 - 1:06
    dass man manchmal den Wald
    vor lauter Bäumen nicht sieht.
  • 1:06 - 1:07
    Aber das stimmt nicht.
  • 1:07 - 1:08
    Es ist völlig einleuchtend
  • 1:08 - 1:10
    und das Gleiche gilt für die Freizeit.
  • 1:10 - 1:13
    Menschen haben Bedürfnisse.
    Wir alle sind Menschen.
  • 1:13 - 1:14
    Wir mögen bestimmte Dinge.
  • 1:14 - 1:17
    Wir mögen es, unsere Zeit
    mit anderen Dingen zu verbringen,
  • 1:17 - 1:19
    wie zum Beispiel in Gesellschaft zu sein.
  • 1:19 - 1:22
    Und wir ändern sicherlich
    nicht unser Verhalten,
  • 1:22 - 1:25
    nur weil wir neue Möglichkeiten haben.
  • 1:25 - 1:28
    Ein Verhalten zu verändern, braucht Zeit,
  • 1:28 - 1:31
    und Zeit ist sehr, sehr begrenzt.
  • 1:31 - 1:33
    Was bedeutet diese Zahl hier für uns?
  • 1:33 - 1:36
    8 760.
  • 1:37 - 1:40
    Das ist die Anzahl an Stunden,
    die wir pro Jahr haben.
  • 1:40 - 1:42
    Und die große Frage ist:
  • 1:42 - 1:46
    Wie verbringen wir diese große
    Menge an Zeit, die wir haben?
  • 1:46 - 1:48
    Verbringen wir sie mit Arbeit?
  • 1:48 - 1:52
    Verbringen wir sie mit dem, das wir
    gerne in unserer Freizeit tun?
  • 1:52 - 1:55
    Oder gibt es da vielleicht
    etwas dazwischen?
  • 1:55 - 1:58
    Wenn wir diese Zeit einteilen, gibt
    es drei verschiedene Bereiche.
  • 1:58 - 2:01
    Der erste ist, natürlich, die Arbeitszeit.
  • 2:01 - 2:03
    Wenn Sie vollzeitbeschäftigt sind,
  • 2:03 - 2:07
    arbeiten Sie ungefähr 20 %
    Ihrer Zeit im Jahr.
  • 2:07 - 2:10
    1 618 Stunden, um genau zu sein.
  • 2:10 - 2:15
    Sie haben 29 Tage Urlaub
    und sind 7,6 Tage krank.
  • 2:17 - 2:23
    Dann haben wir dieses riesige Feld,
    das etwa 55 % Ihrer Zeit ausmacht.
  • 2:23 - 2:27
    Das ist keine Arbeitszeit,
    aber auch keine Freizeit.
  • 2:27 - 2:28
    Es ist etwas dazwischen,
  • 2:28 - 2:30
    wir nennen es "Zeit für Pflichten".
  • 2:30 - 2:34
    In dieser Zeit tun Sie die Dinge,
    die Sie mehr oder weniger tun müssen.
  • 2:34 - 2:36
    Schlafen, zum Beispiel.
  • 2:36 - 2:40
    Im Durchschnitt schlafen Sie
    7 Stunden und 14 Minuten.
  • 2:40 - 2:43
    Das ist in etwa ein Drittel
    Ihrer Lebenszeit,
  • 2:43 - 2:45
    in der Sie nicht wach sind,
    sondern in Ihrem Bett.
  • 2:45 - 2:48
    Oder z. B. die Zeit, die Sie für
    den Weg zur Arbeit brauchen.
  • 2:48 - 2:52
    Die Zeit sich zu waschen oder
    Ihr Haus zu putzen.
  • 2:52 - 2:55
    Die Zeit, in der Sie sich
    um jemanden kümmern müssen.
  • 2:55 - 2:57
    Das beansprucht alles Zeit.
  • 2:57 - 3:01
    Und natürlich haben wir eine große
    Verschmelzung von Arbeit und Freizeit.
  • 3:01 - 3:03
    Wann haben wir das letzte Mal wirklich
  • 3:03 - 3:06
    das Handy am Wochenende
    ausgeschaltet?
  • 3:06 - 3:09
    Wann haben wir zuletzt mal keine Email
  • 3:09 - 3:12
    im Urlaub geschrieben oder gelesen?
  • 3:12 - 3:14
    Oder wann sind wir das letzte Mal
  • 3:14 - 3:18
    mit einem Freund oder
    Kollegen ein Bier trinken gegangen
  • 3:18 - 3:21
    und haben nicht über das Thema
    Arbeit gesprochen?
  • 3:21 - 3:25
    Arbeit ist immer da, und das ist dann
    kein reines Freizeitvergnügen.
  • 3:25 - 3:28
    Die Zeit, die übrig bleibt --
    das ist tatsächlich Freizeit.
  • 3:28 - 3:30
    Freizeit kann definiert
    werden als die Zeit,
  • 3:30 - 3:33
    in der Sie etwas tun,
    ohne es tun zu müssen.
  • 3:33 - 3:36
    Es ist also Ihre freie Entscheidung.
  • 3:36 - 3:40
    Es ist nicht leicht, eine Aktivität
    für diesen Bereich zu finden.
  • 3:40 - 3:43
    Denken Sie zum Beispiel daran,
    wenn Sie Ihre Verwandten besuchen.
  • 3:43 - 3:45
    Ist das Freizeit?
  • 3:45 - 3:47
    (Lachen)
  • 3:47 - 3:51
    Oder für Frauen ist Einkaufen
    normalerweise eine Freizeitaktivität.
  • 3:51 - 3:54
    Ist es das auch für alle Männer?
    Da bin ich mir nicht sicher.
  • 3:54 - 3:58
    Mit Sex ist es genau andersherum.
    Aber das ist eine andere Geschichte.
  • 3:58 - 4:01
    (Lachen)
  • 4:01 - 4:04
    Gehen wir etwas in der Geschichte
    zurück und schauen uns
  • 4:04 - 4:09
    die Entwicklung der Freizeit
    in den letzten 50 bis 60 Jahren an.
  • 4:09 - 4:11
    Blicken wir auf die 50er Jahre zurück,
  • 4:11 - 4:14
    betrug die durchschnittliche Arbeitszeit
    48 Std. oder 6 Tage die Woche.
  • 4:14 - 4:18
    Es überrascht also nicht, dass Erholung
    sehr wichtig war, wenn man frei hatte.
  • 4:18 - 4:22
    Abgesehen davon war es das
    Jahrzehnt der "Babyboomer".
  • 4:22 - 4:24
    Die Familie war der
    Mittelpunkt des Lebens.
  • 4:24 - 4:28
    Mit den Kindern spielen
    war die häufigste Freizeitaktivität.
  • 4:28 - 4:34
    Die dritthäufigste Freizeitaktivität
    war, aus dem Fenster zu schauen.
  • 4:34 - 4:38
    (Lachen)
  • 4:38 - 4:44
    (Applaus)
  • 4:44 - 4:47
    Eine Beschäftigung, die heutzutage
    nicht mehr so verbreitet ist.
  • 4:47 - 4:50
    Das änderte sich bereits in den 60ern,
  • 4:50 - 4:53
    als der Fernseher das Aus-dem-
    Fenster-schauen ersetzte.
  • 4:53 - 4:55
    Die 60er sind außerdem das Jahrzehnt --
  • 4:55 - 4:58
    der Fernseher ist nur
    ein einfaches Beispiel --
  • 4:58 - 5:02
    in dem eine breite Konsumwelle
    über Westdeutschland schwappte.
  • 5:02 - 5:05
    Es gab die ersten Autos,
    die ersten Staubsauger
  • 5:05 - 5:07
    die ersten Geschirrspüler,
    die ersten Waschmaschinen,
  • 5:07 - 5:10
    die ersten Fernseher -- all das tauchte
    plötzlich in den 60ern auf.
  • 5:10 - 5:13
    Die 60er sind außerdem
    das einzige Jahrzehnt,
  • 5:13 - 5:17
    in dem kulturelle Aktivitäten
    unter den Top 10 waren.
  • 5:17 - 5:20
    Die Menschen gingen
    ins Museum und ins Theater,
  • 5:20 - 5:23
    weil es nicht viele
    andere Dinge zu tun gab.
  • 5:23 - 5:27
    Die 70er sind als das Goldene Jahrzehnt
    der Freizeit bekannt.
  • 5:27 - 5:32
    Es gab Bevölkerungswachstum,
    steigendes Einkommen
  • 5:32 - 5:34
    und immer mehr Freizeit.
  • 5:34 - 5:36
    Es überrascht also nicht,
  • 5:36 - 5:39
    dass ein neuer Wirtschaftszweig
    in unserem Land entstand.
  • 5:39 - 5:43
    Vorher hatten wir im Grunde
    keine Freizeitparks in Deutschland.
  • 5:43 - 5:47
    Die 80er waren in
    vielerlei Hinsicht anders.
  • 5:47 - 5:49
    Nehmen wir zum Beispiel Sport.
  • 5:49 - 5:52
    Es war das einzige Jahrzehnt,
    in dem Sport unter den Top 10 war.
  • 5:52 - 5:55
    Hauptgründe hierfür waren natürlich
    Boris Becker und Steffi Graf.
  • 5:55 - 5:58
    Sie gewannen Wimbledon
    und viele Deutsche glaubten,
  • 5:58 - 6:00
    dass auch sie Tennisprofis werden könnten.
  • 6:00 - 6:03
    Auch Musik war sehr beliebt.
  • 6:03 - 6:05
    Einige von ihnen kennen vielleicht noch
  • 6:05 - 6:09
    den Zusammenhang zwischen
    einer Kassette und einem Bleistift.
  • 6:09 - 6:14
    (Lachen) (Applaus)
  • 6:14 - 6:18
    Aber der größte Einfluss in den 80ern
  • 6:18 - 6:21
    ging natürlich von den
    privaten Fernsehsendern aus.
  • 6:21 - 6:25
    Es ist immer sehr interessant, wenn
    ich meine Studenten in der Uni frage:
  • 6:25 - 6:29
    "Seit wann gibt es Kabelfernsehen
    oder Privatsender in unserem Land?"
  • 6:29 - 6:31
    Die meisten sehen mich dann an und sagen:
  • 6:31 - 6:35
    "Was meinen Sie? Es gab
    schon immer Privatsender."
  • 6:35 - 6:37
    Wenn ich dann erzähle,
  • 6:37 - 6:39
    dass wir in meiner Jugend
    nur 3 Sender hatten,
  • 6:39 - 6:41
    die Nationalhymne um
    Mitternacht gespielt wurde,
  • 6:41 - 6:44
    und dann bis zum nächsten Morgen
    das Testbild lief -- (Lachen) --
  • 6:44 - 6:47
    sehen sie mich an und fragen sich:
    Wie alt ist er wirklich?
  • 6:47 - 6:49
    (Lachen)
  • 6:49 - 6:52
    Natürlich gingen
    im Jahr 1984, im Orwell-Jahr,
  • 6:52 - 6:55
    die privaten Fernsehsender auf Sendung.
  • 6:55 - 6:59
    Übrigens war 1984 auch das Jahr,
    in dem der Chaos Computer Club
  • 6:59 - 7:02
    seine erste Studie über die Zukunft
    der Computer veröffentlichte,
  • 7:02 - 7:04
    und die Allgemeinheit nun
    Computer kaufen konnte:
  • 7:04 - 7:10
    Commodores 64, Schneider und Atari
    kamen 1984 in die Geschäfte.
  • 7:10 - 7:15
    Typisch für die 90er
    ist natürlich das Telefon.
  • 7:15 - 7:20
    Auf einmal war das Telefon nicht mehr nur
    ein Gerät, um Informationen auszutauschen
  • 7:20 - 7:23
    -- damals bezahlte man
    für 8 Minuten 23 Pfennige --
  • 7:23 - 7:25
    sondern plötzlich war da
    eine Brücke zu anderen.
  • 7:25 - 7:28
    Die Menschen sprachen
    wirklich miteinander.
  • 7:28 - 7:30
    Es war nicht mehr so,
    dass sich die Menschen trafen,
  • 7:30 - 7:33
    sondern sie sprachen einfach
    miteinander am Telefon.
  • 7:33 - 7:38
    Außerdem war es das Jahrzehnt, in dem
    sich neue Zielgruppen entwickelten.
  • 7:38 - 7:41
    Erinnern Sie sich an "doppeltes Einkommen,
    keine Kinder"? Selbstverständlich.
  • 7:41 - 7:44
    Die "Best Ager", die "Golden Ager" --
    die kennen wir alle.
  • 7:44 - 7:49
    Aber was ist mit den "Skippies"?
    Erinnern Sie sich an die "Skippies"?
  • 7:49 - 7:52
    Schulkinder mit Einkommen und Kaufkraft.
  • 7:52 - 7:54
    (Lachen)
  • 7:54 - 7:58
    Die waren sehr beliebt in den 90ern,
    heute nicht mehr so.
  • 7:58 - 8:00
    Natürlich müssen wir das letzte Jahrzehnt
  • 8:00 - 8:03
    den Neuen Medien widmen:
  • 8:03 - 8:05
    Internet, Computer, Handys, Smartphones.
  • 8:05 - 8:08
    Das alles kam innerhalb
    der letzten zehn Jahre auf.
  • 8:08 - 8:10
    Was ist mit der Gegenwart?
  • 8:10 - 8:14
    Wie verbringen wir
    unsere Zeit, die wir haben?
  • 8:14 - 8:17
    Wenn wir uns die Top 10
    ansehen, bemerken wir,
  • 8:17 - 8:20
    dass Fernsehen immer noch
    der unumstrittene Spitzenreiter ist.
  • 8:20 - 8:23
    Es ist vollkommen egal,
    welche Altersgruppen
  • 8:23 - 8:26
    oder Bildungsniveaus man sich ansieht,
  • 8:26 - 8:28
    das Einkommen, den Familienstand,
  • 8:28 - 8:32
    das Geschlecht -- es ist völlig egal.
  • 8:32 - 8:35
    Fernsehen ist immer auf Platz 1.
  • 8:35 - 8:39
    Dann sieht man, dass die "Alten Medien"
    immer noch sehr beliebt sind,
  • 8:39 - 8:41
    wie Radio hören, Zeitung lesen,
  • 8:41 - 8:44
    und natürlich die individuellen
    sozialen Aktivitäten,
  • 8:44 - 8:46
    Zeit mit der Familie oder
    mit dem Partner verbringen,
  • 8:46 - 8:49
    oder einfach allein sein und nachdenken.
  • 8:49 - 8:54
    Zweifellos haben die Neuen Medien
    einen sehr großen Einfluss.
  • 8:54 - 8:58
    Die Zahlen besagen, dass Internet-
    und Computernutzung
  • 8:58 - 9:01
    sich um etwa 40 % innerhalb der
    letzten 5 Jahre gesteigert haben.
  • 9:01 - 9:06
    Also 40 % mehr Nutzer
    innerhalb sehr kurzer Zeit.
  • 9:06 - 9:09
    Beim Internet besorgt mich natürlich
  • 9:09 - 9:13
    die "digitale Kluft", die wir immer noch
    in Deutschland haben.
  • 9:13 - 9:15
    Ich nenne es die "User" und "Loser".
  • 9:15 - 9:17
    Nehmen wir zum Beispiel Bildung und Alter.
  • 9:17 - 9:20
    Mit einem guten Bildungsgrad
    ist es sehr wahrscheinlich,
  • 9:20 - 9:22
    dass Sie online gehen können.
  • 9:22 - 9:24
    Aber bei Menschen mit
    niedrigem Bildungsgrad
  • 9:24 - 9:28
    hat nur jeder Dritte die Möglichkeit,
    online zu gehen.
  • 9:28 - 9:31
    Das Problem ist nicht,
    dass sie keinen Zugang haben.
  • 9:31 - 9:34
    Beinahe jede Schule hat
    heutzutage einen Internetzugang.
  • 9:34 - 9:37
    Die große Herausforderung
    oder das große Ziel,
  • 9:37 - 9:40
    das angestrebt werden muss,
    ist natürlich Medienkompetenz.
  • 9:40 - 9:43
    Die Menschen müssen fähig sein,
    dieses neue Instrument anzuwenden.
  • 9:43 - 9:46
    Hinsichtlich Altersgruppen ist klar,
  • 9:46 - 9:48
    dass es nur noch
    ein paar Jahre dauern wird,
  • 9:48 - 9:50
    bis die junge Generation das Internet
  • 9:50 - 9:53
    so häufig wie das Fernsehen nutzen wird.
  • 9:53 - 9:55
    In meinem Alter, in der Lebensmitte --
  • 9:55 - 9:56
    da bin ich mir nicht so sicher.
  • 9:56 - 9:58
    Es gibt zwei große Einflussfaktoren.
  • 9:58 - 10:00
    Einer ist natürlich die Arbeit.
  • 10:00 - 10:03
    In dem Moment, in dem
    man zu arbeiten anfängt,
  • 10:03 - 10:06
    kann man nicht
    die ganze Zeit online sein.
  • 10:06 - 10:09
    Man hat keine Zeit, die ganze Nacht lang
    Videospiele zu spielen,
  • 10:09 - 10:11
    oder auf Facebook zu sein.
  • 10:11 - 10:15
    Der Zweite ist natürlich
    die Eheschließung.
  • 10:15 - 10:18
    In dem Moment, in dem
    man heiratet oder Kinder hat,
  • 10:18 - 10:21
    ändern sich ganz einfach
    die Prioritäten im Leben.
  • 10:21 - 10:25
    Plötzlich sind Konsum und Freizeit nicht
    mehr so wichtig, wie sie es mal waren.
  • 10:25 - 10:29
    Die Familie ist der
    Mittelpunkt des Lebens.
  • 10:29 - 10:32
    Aber zurück zu meinem Thema,
    der Zukunft der Freizeit.
  • 10:32 - 10:35
    Wir haben die einfache und sehr
    tiefgründige Frage gestellt:
  • 10:35 - 10:37
    Was würden die Menschen gerne öfter tun?
  • 10:37 - 10:40
    Wie Sie sehen können,
    sind es die sogenannten "3 S":
  • 10:40 - 10:43
    spontaner sein, mehr Sex haben
    und ausschlafen --
  • 10:43 - 10:46
    oder vielleicht eine Kombination
    aus allen dreien:
  • 10:46 - 10:48
    mehr spontaner Sex und danach schlafen.
  • 10:48 - 10:50
    Aber das ist eine andere Geschichte.
  • 10:50 - 10:54
    (Lachen) (Applaus)
  • 10:54 - 10:55
    Aber abgesehen davon,
  • 10:55 - 10:58
    sind es die sozialen
    und individuellen Aktivitäten,
  • 10:58 - 11:00
    die die Menschen öfter tun wollen.
  • 11:00 - 11:03
    Mehr Zeit für die Familie haben,
    mehr Zeit für ihre Freunde,
  • 11:03 - 11:08
    mehr Zeit für ihre Vereinskollegen, ihre
    Nachbarn -- oder gar für die Großeltern.
  • 11:08 - 11:10
    Es ist sehr interessant zu sehen,
  • 11:10 - 11:12
    dass die tatsächlichen
    Gewohnheiten der Menschen
  • 11:12 - 11:15
    sich sehr von denen unterscheiden,
    die sie eigentlich tun wollen.
  • 11:15 - 11:16
    Was die Medien angeht,
  • 11:16 - 11:20
    möchte nur jeder fünfte
    Deutsche mehr fernsehen.
  • 11:20 - 11:24
    Nur 24 % würden das Internet
    gerne öfter nutzen.
  • 11:24 - 11:25
    Das ist also sehr interessant.
  • 11:25 - 11:29
    Die große Frage ist also:
    Wie wird die Zukunft aussehen?
  • 11:29 - 11:30
    Wird es so sein?
  • 11:30 - 11:32
    Familie, Kollegen oder Freunde
  • 11:32 - 11:34
    machen etwas zusammen in ihrer Freizeit --
  • 11:34 - 11:38
    vielleicht sind sie sogar draußen.
  • 11:38 - 11:40
    Oder wird es so sein?
  • 11:40 - 11:45
    Dass sie draußen sind -- (Lachen) --
    aber immer noch nur für sich selbst.
  • 11:45 - 11:48
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe
    das Internet, ich liebe Fernsehen.
  • 11:48 - 11:51
    Das Fernsehen bietet uns
    jede Menge Informationen,
  • 11:51 - 11:54
    es unterhält uns und natürlich
    ist es auch entspannend.
  • 11:54 - 11:57
    Tatsächlich kommen die meisten Leute
    von der Arbeit nach Hause,
  • 11:57 - 11:59
    setzen sich auf die Couch
    und schauen fern.
  • 11:59 - 12:02
    Oder das Internet, es bietet
    uns unbegrenzt Informationen,
  • 12:02 - 12:06
    mehr Informationen als man in den
    größten Bibliotheken der Welt finden kann.
  • 12:06 - 12:09
    Man kann rund um die Uhr einkaufen.
  • 12:09 - 12:12
    Man hat eine Art "virtuelle Nabelschnur",
  • 12:12 - 12:14
    um mit Familie und Freunden
    in Kontakt zu bleiben,
  • 12:14 - 12:18
    sogar mit Leuten, die man sonst
    aus den Augen verlieren würde.
  • 12:18 - 12:21
    Aber natürlich nimmt
    das alles Zeit in Anspruch.
  • 12:21 - 12:24
    Was tun die Deutschen normalerweise,
    wenn sie das Gefühl haben,
  • 12:24 - 12:27
    dass die Zeit ihnen zwischen
    den Fingern verrinnt?
  • 12:27 - 12:29
    Sie tun drei Dinge.
  • 12:29 - 12:34
    Sie tun die Dinge schneller, weniger
    genau und sie verbinden sie.
  • 12:34 - 12:36
    Nehmen wir zum Beispiel das Fernsehen.
  • 12:36 - 12:38
    Die meisten schauen
    nicht einfach nur fern.
  • 12:38 - 12:40
    Wir essen, wir trinken,
  • 12:40 - 12:44
    wir telefonieren, wir bügeln
    unsere Kleidung für den nächsten Tag.
  • 12:44 - 12:46
    Wir tun so viele Dinge.
  • 12:46 - 12:51
    Die Mehrheit der deutschen Schüler macht
    die Hausaufgaben vor dem Fernseher.
  • 12:51 - 12:53
    Aber das ist eine andere Geschichte.
  • 12:53 - 12:55
    Ich beende meinen Vortrag
    mit drei Gedanken,
  • 12:55 - 12:59
    die ich wichtig für
    die Zukunft der Freizeit halte.
  • 12:59 - 13:05
    Nummer 1: Vielleicht sollten wir anfangen,
    weniger von technischen Entwicklungen
  • 13:05 - 13:08
    und mehr von uns selbst zu erwarten.
  • 13:08 - 13:13
    (Applaus)
  • 13:14 - 13:19
    Zweitens: Vielleicht sollten wir unsere
    Lebensqualität wichtig nehmen
  • 13:19 - 13:22

    und nicht nur unseren Lebensstandard.
  • 13:22 - 13:26
    (Applaus)
  • 13:26 - 13:30
    Und schließlich: Vielleicht sollten wir
    nicht nur darüber nachdenken,
  • 13:30 - 13:37
    wie die Zukunft aussehen wird, sondern
    eher wie wir die Zukunft haben möchten.
  • 13:37 - 13:42
    (Applaus)
  • 13:43 - 13:46
    Ich hoffe, Sie können inzwischen
    alle die Kuh sehen
  • 13:46 - 13:51
    und vielen Dank für
    Ihre Zeit, sage ich mal.
  • 13:51 - 13:56
    (Lachen)
    (Applaus) (Jubel)
Title:
Freizeit 3.0 oder Was wir wirklich machen wollen | Prof. Dr. Ulrich Reinhardt | TEDxBerlin
Description:

Dieser Vortrag wurde bei einem nicht von den TED-Konferenzen ausgerichteten, örtlichen TEDx-Event gehalten.
Was wollen die Menschen in ihrer Freizeit tun? Was haben sie vor 50 Jahren getan und was werden sie künftig tun? Prof. Dr. Ulrich Reinhardt beschäftigt sich mit diesen Fragen in seinem interessanten und manchmal sehr lustigen Vortrag.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
13:58

German subtitles

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