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Kannibalismus im Tierreich – Bill Schutt

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    In der Wüste des amerikanischen Südwestens
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    schlüpfen in kleinen Tümpeln
    Schaufelfußkröten-Kaulquappen.
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    Bis sie zur Kröte auswachsen,
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    können sie nur im Wasser überleben.
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    Doch die Tümpel sind nicht von Dauer
    und trocknen schnell aus.
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    Die Kaulquappen kämpfen gegen die Zeit,
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    um erwachsen zu werden,
    bevor ihre Kinderstuben verschwinden.
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    Einige von ihnen wachsen
    fast über Nacht explosionsartig.
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    Sie nutzen ihre mächtigen Zähne
    und riesigen Kaumuskeln,
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    um kleinere Artgenossen zu verschlingen.
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    Dank dieser Extra-Ration
    entwickeln sie sich schneller
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    und können den Tümpel verlassen,
    bevor er austrocknet.
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    Die Schaufelfußkröte ist
    längst nicht das einzige Tier,
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    das seine Artgenossen als
    normalen Teil des Lebenszyklus vertilgt.
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    All diese Tiere tun das.
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    Wenn dich das überrascht,
    bist du nicht allein.
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    Bis vor kurzem sah die Wissenschaft
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    Kannibalismus als Ausnahmereaktion
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    auf Verhungern oder extremen Stress.
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    Bekannte Kannibalen
    wie die Gottesanbeterin
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    oder die Schwarze Witwe
    sah man als bizarre Ausnahmen.
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    Doch nun wissen wir, dass sie mehr
    oder weniger die Regel sind.
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    Obwohl es nachteilig erscheint,
    dass sich eine Art selbst frisst,
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    kann Kannibalismus
    das Überleben einer Spezies
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    durch verminderten Wettbewerb,
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    Auslese der Schwachen
    und Förderung der Starken sichern.
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    Einige Arten wie die Schaufelfußkröte
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    fressen ihre Artgenossen
    als Reaktion auf Umweltbelastung.
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    Ihre Situation ist prekär,
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    doch Kannibalismus ist nicht
    ihr letzter Ausweg vor dem Verhungern.
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    So wachsen sie schneller
    aus einer Phase heraus,
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    in der sie anfällig für Fressfeinde
    oder Umweltgefahren sind.
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    Andere Spezies, darunter viele Fische,
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    fressen während der Nahrungssuche
    wahllos ihre Artgenossen.
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    Fische bekommen viel Nachwuchs
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    und Eltern können ihre Kinder
    genauso gut voneinander unterscheiden
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    wie wir Menschen eine Handvoll Rosinen.
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    Fischeier, Larven und Jungfische
    sind leicht verfügbar und nahrhaft
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    und da tausende Eier gelegt werden,
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    schlüpfen auch noch
    nach der Mahlzeit genügend.
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    Jungfische sind nicht nur
    erwachsenen Fischen ausgeliefert,
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    auch Geschwister haben
    sich zum Fressen gern.
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    Sandtigerhaie entwickeln sich
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    und schlüpfen im Mutterleib
    zu unterschiedlichen Zeiten.
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    Wenn der Dotter
    ihrer Eier aufgebraucht ist,
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    fressen sie die anderen
    Eier und Kleinfische,
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    bis ein Babyhai pro Eileiter übrig bleibt.
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    Bei der Geburt sind die jungen Haie
    gut genährte, erfahrene Raubtiere
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    und haben eine größere Überlebenschance.
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    Nicht nur als Nahrungsquelle
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    sind Jungtiere dem Kannibalismus
    besonders ausgeliefert.
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    Hamster, Ratten und andere Nagetiermütter
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    fressen ihre Nachkommen,
    wenn sie krank sind,
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    sterben oder es zu viele zu füttern gibt.
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    Bei anderen Säugetieren
    wie Bären und Löwen
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    töten Männchen die Jungen ihrer Rivalen,
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    denn Weibchen ohne Junge
    sind schneller paarungsbereit,
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    als wenn sie sich um
    Nachwuchs kümmern müssten.
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    Statt nahrhaftes Fleisch zu verschwenden,
    fressen die Männchen die toten Jungen.
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    Bei Vögeln ist Kannibalismus
    weniger verbreitet.
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    Einige Arten fressen ihre kranken
    oder toten Küken trotzdem,
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    um durch die toten Körper
    keine Maden anzulocken.
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    Bei erwachsenen Tieren werden
    Männchen häufiger als Weibchen gefressen,
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    gewöhnlich während der Paarung
    und weil sie kleiner sind.
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    Männliche australische Rotrückenspinnen
    paaren sich mit viel größeren Weibchen.
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    Statt nach der Begattung wegzukrabbeln,
    macht das winzige Männchen einen Salto
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    und berührt mit seinem Unterleib
    die Mundwerkzeuge der Partnerin.
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    Das Weibchen benetzt ihn
    mit enzymreichem Darmsekret
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    und frisst seinen Unterleib.
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    Überlebende Männchen kriechen
    oft halb gefressen zurück ins Getümmel
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    und paaren sich erneut,
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    um dann als Spinnenfutter
    im Netz zu enden.
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    Das Männchen liefert
    dem Weibchen nicht nur sein Sperma,
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    sondern auch eine nahrhafte Mahlzeit,
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    um sicherzustellen,
    dass sie seine Gene weitervererbt.
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    Alles in allem ist klar:
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    Kannibalismus gehört genauso zum Tierreich
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    wie andere, akzeptiertere
    Verhaltensweisen.
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    Wenn wir uns in das Thema
    "Kannibalismus in der Natur" verbeißen,
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    stellt sich die Frage:
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    Was übersehen wir, wenn wir die Natur
    nach menschlichen Maßstäben beurteilen?
Title:
Kannibalismus im Tierreich – Bill Schutt
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/cannibalism-in-the-animal-kingdom-bill-schutt

Bis vor kurzem sah die Wissenschaft den Kannibalismus als Ausnahmereaktion auf Verhungern oder andere extreme Stresssituationen. Bekannte Kannibalen wie die Gottesanbeterin oder die Schwarze Witwe wurden als bizarre Ausnahmen betrachtet. Doch nun wissen wir, dass sie mehr oder weniger den Regelfall darstellen. Bill Schutt zeigt, wie Kannibalismus das Überleben einer Spezies durch verminderten Wettbewerb, Auslese der Schwachen und Förderung der Starken sichern kann.

Lektion von Bill Schutt, Animation von Compote Collective.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:58

German subtitles

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