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Dan Barber: Wie ich mich in einen Fisch verliebte

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    Also ich habe in meinem Leben viele Fische gekannt.
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    Ich habe nur zwei geliebt.
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    Dieser erste,
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    das war mehr wie eine leidenschaftliche Affäre.
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    Es war ein schöner Fisch,
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    wohlschmeckend, gute Konsistenz, gehaltvoll,
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    ein Bestseller auf der Speisekarte.
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    Was für ein Fisch.
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    (Gelächter)
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    Noch besser,
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    er wurde in Aquakultur nach den angeblich höchsten Standards
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    der Nachhaltigkeit gezüchtet.
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    Man konnte sich also wohl dabei fühlen, ihn zu verkaufen.
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    Ich hatte mit dieser Schönheit eine Beziehung
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    über mehrere Monate.
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    Eines Tages rief der Chef der Firma an
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    und fragte, ob ich bei einer Veranstaltung vortragen könnte
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    über die Nachhaltigkeit der Farm.
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    "Natürlich", sagte ich.
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    Hier war eine Firma, die zu lösen versuchte,
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    was dieses unvorstellbare Problem für unsere Köche geworden ist.
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    Wie behalten wir Fisch auf unseren Speisekarten?
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    In den letzten 50 Jahren
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    haben wir die Meere gefischt
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    wie wir Wälder kahl geschlagen haben.
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    Es ist schwer, die Zerstörung zu überbewerten.
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    90 Prozent der großen Fische, der, die wir lieben,
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    die Thunfische, die Heilbutte, die Lachse, Schwertfisch,
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    sie sind zusammengebrochen.
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    Es ist fast nichts mehr übrig.
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    Also wird wohl oder übel
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    Aquakultur, Fischanbau, ein Teil unserer Zukunft sein.
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    Viele Argumente dagegen.
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    Fischzuchtanlagen verschmutzen die Umwelt, die meisten von ihnen jedenfalls,
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    und sie sind ineffizient, nehmen wir Thunfisch.
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    Ein großer Nachteil.
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    Er hat eine Futterverwertung
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    von 15 zu eins.
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    Das heißt, 15 Pfund Wildfisch sind nötig,
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    damit man ein Pfund Zucht-Thunfisch bekommt.
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    Nicht sehr nachhaltig.
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    Schmeckt auch nicht sehr gut.
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    Also hier war endlich
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    eine Firma, die versuchte, es richtig zu machen.
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    Ich wollte sie unterstützten.
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    Am Tag vor der Veranstaltung
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    rief ich den Chef der Öffentlichkeitsarbeit für die Firma an.
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    Nennen wir ihn Don.
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    "Don", sagte ich, "nur um die Fakten richtig zu haben, ihr seid berühmt dafür,
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    so weit draußen im Meer anzubauen, dass ihr die Umwelt nicht verschmutzt."
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    "Das stimmt", sagte er. "Wir sind so weit draußen,
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    dass der Abfall von unserem Fisch verteilt wird,
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    nicht konzentriert."
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    Und dann fügte er hinzu,
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    "Wir sind im Grunde eine eigene Welt.
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    Diese Futterverwertung von 2.5 zu 1", sagte er.
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    "Die beste in der Branche."
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    2.5 zu eins, großartig.
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    "2.5 zu eins was? Was füttert ihr?"
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    "Nachhaltige Proteine", sagte er.
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    "Großartig", sagte ich. Legte auf.
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    Und an diesem Abend lag ich im Bett und dachte:
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    Was zur Hölle ist ein nachhaltiges Protein?
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    (Gelächter)
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    Also rief ich am nächsten Tag, kurz vor der Veranstaltung, Don an.
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    Ich sagte: "Don, was zum Beispiel sind nachhaltige Proteine?"
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    Er sagte, er wisse das nicht. Er werde nachfragen.
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    Nun, ich telefonierte mit ein paar Leuten in der Firma.
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    Niemand konnte mir eine ordentliche Antwort geben.
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    Bis ich endlich mit dem
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    leitenden Biologen telefonierte.
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    Nennen wir ihn ebenfalls Don.
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    (Gelächter)
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    "Don", sagte ich,
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    "was zum Beispiel sind nachhaltige Proteine?"
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    Nun, er erwähnte einige Algen
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    und einige Fischmehle,
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    und dann sagte er, Hühnchen-Pellets.
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    Ich sagte: "Hühnchen-Pellets?"
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    Er sagte: "Ja, Federn, Haut,
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    Knochenmehl, Reste,
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    getrocknet und zu Futter verarbeitet."
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    Ich sagte: "Wie viel Prozent
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    eures Futters ist Hühnchen?",
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    in der Annahme von vielleicht zwei Prozent.
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    "Nun, das sind ungefähr 30 Prozent", sagte er.
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    Ich sagte: "Don, was ist nachhaltig daran,
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    Hühnchen an Fische zu verfüttern?"
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    (Gelächter)
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    Es gab eine lange Pause in der Leitung
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    und er sagte: "Es gibt einfach zu viel Hühnchen auf der Welt."
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    (Gelächter)
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    Ich entliebte mich von diesem Fisch.
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    (Gelächter)
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    Nein, nicht, weil ich ein selbstgerechter
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    Genießer und Gutmensch bin.
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    Das bin ich sogar.
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    (Gelächter)
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    Nein, ich habe micht tatsächlich von diesem Fisch entliebt, weil, ich schwöre bei Gott,
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    der Fisch nach dieser Unterhaltung nach Hühnchen geschmeckt hat.
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    (Gelächter)
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    Dieser zweite Fisch,
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    das ist eine andere Art von Liebesgeschichte.
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    Es ist die romantische Art,
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    die Art, bei der man, je besser man seinen Fisch kennen lernt,
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    man den Fisch umso mehr liebt.
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    Ich habe ihn zuerst in einem Restaurant
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    in Südspanien gegessen.
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    Eine befreundete Journalistin hatte seit langem von diesem Fisch gesprochen.
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    Sie hat uns gewissermaßen verkuppelt.
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    (Gelächter)
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    Er kam auf den Tisch
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    mit einer hellen, fast schimmernden weißen Farbe.
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    Der Koch hatte ihn verkocht.
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    Halt zweimal.
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    Erstaunlicherweise war er immer noch köstlich.
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    Wer kann einen Fisch so gut schmecken lassen,
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    nachdem er verkocht wurde?
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    Ich kann es nicht,
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    aber dieser Typ kann es.
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    Nennen wir ihn Miguel.
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    Tatsächlich heißt er Miguel.
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    (Gelächter)
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    Und nein, er hat den Fisch nicht gekocht und er ist kein Koch.
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    Zumindest auf die Art, die Sie und ich darunter verstehen.
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    Er ist ein Biologe
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    bei Veta La Palma.
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    Das ist eine Fischaufzucht in der südwestlichen Ecke Spaniens.
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    Sie ist nahe der Mündung des Flusses Guadalquivir.
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    Bis in die 1980er
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    war die Farm in den Händen von Argentiniern.
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    Sie züchteten Fleischrinder
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    auf dem, was im Grunde Feuchtgebiete waren.
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    Sie machten das, indem sie das Land entwässerten.
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    Sie bauten diese komplizierte Folge von Kanälen,
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    und sie drängten Wasser aus dem Land heraus und hinaus in den Fluss.
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    Nun, sie konnten nicht bewirken, dass das klappte,
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    nicht wirtschaftlich.
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    Und ökologisch war es eine Katastrophe.
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    Es brachte ungefähr 90 Prozent der Vögel um,
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    was für diesen Ort viele Vögel sind.
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    Und so hat 1982
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    eine spanische Firma mit Umweltbewusstsein
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    das Land gekauft.
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    Was haben sie gemacht?
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    Sie haben den Fluss des Wassers umgekehrt.
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    Sie haben buchstäblich den Hebel umgelegt.
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    Anstatt das Wasser herauszudrängen
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    benutzten sie die Kanäle, um das Wasser wieder hereinzuziehen.
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    Sie fluteten die Kanäle.
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    Sie schufen eine 11.000 Hektar Fischaufzucht --
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    Barsch, Meeräsche,
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    Garnele, Aal --
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    und dabei haben Miguel und seine Firma
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    die ökologische Zerstörung komplett umgekehrt.
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    Die Farm ist unglaublich.
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    Ich meine, Sie haben so etwas noch nie gesehen.
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    Sie starren heraus auf den Horizont,
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    der eine Million Meilen entfernt ist,
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    und alles was sie sehen sind geflutete Kanäle
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    und diese dichte, üppige Marsch.
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    Ich war dort vor gar nicht langer Zeit mit Miguel.
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    Er ist ein unglaublicher Kerl,
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    drei Teile Charles Darwin und ein Teil "Ein Krokodil zum Küssen".
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    (Gelächter)
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    Okay? Da waren wir und kämpften uns durch die Feuchtgebiete
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    und ich keuche und schwitze, habe Matsch bis zu meinen Knien,
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    und Miguel hält in Ruhe eine Biologievorlesung.
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    Hier hebt er einen seltenen Gleitaar hervor.
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    Nun erwähnt er die Mineralbedürfnisse von Phytoplankton.
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    Und hier, hier sieht er ein Muster von Bündeln,
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    das ihn an die tansanische Giraffe erinnert.
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    Es stellt sich heraus, dass Miguel den größten Teil seiner Karriere
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    im Mikumi Nationalpark in Afrika verbracht hat.
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    Ich fragte ihn, wie er zu so
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    einem Fisch-Experten geworden ist.
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    Er sagte: "Fisch? Ich weiß nichts über Fisch.
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    Ich bin ein Experte für Beziehungen."
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    Und dann geht er und stürzt sich in mehr Gerede
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    von seltenen Vögeln und Algen
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    und seltsamen Wasserpflanzen.
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    Und verstehen Sie mich nicht falsch, das war wirklich faszinierend, wissen Sie,
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    die biotische Gemeinschaft unplugged, so in der Art.
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    Es ist großartig, aber ich war verliebt.
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    Und mein Kopf wurde schwach über dieses
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    verkochte Stück köstlichen Fischs, das ich am Vorabend hatte.
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    Also habe ich ihn unterbrochen. Ich sagte:
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    "Miguel, wie kommt es, dass Dein Fisch so gut schmeckt?"
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    Er zeigte auf die Algen.
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    "Ich weiß, Junge, die Algen, der Phytoplankton,
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    die Beziehungen, das ist unglaublich.
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    Aber was essen Deine Fische?
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    Wie ist die Futterverwertung?"
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    Nun, er fährt fort mir zu erzählen,
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    dass es so ein reichhaltiges System ist,
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    dass die Fische essen, was sie in der Wildnis essen würden.
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    Die pflanzliche Biomasse, den Phytoplankton,
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    den Zooplankton, das ist es, was die Fische füttert.
  • 9:04 - 9:06
    Das System ist so gesund,
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    es ist völlig selbsterneuernd.
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    Es gibt kein Futter.
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    Je von einer Farm gehört, die ihre Tiere nicht füttert?
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    Später am Tag fuhr ich auf diesem Grundstück mit Miguel herum
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    und ich fragte ihn, ich sagte: "Für einen Ort, der so natürlich zu sein scheint",
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    anders als jede Farm, auf der ich je gewesen war,
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    "wie misst Du Erfolg?"
  • 9:32 - 9:35
    In dem Moment war es, als ob
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    ein Filmregisseur einen Bühnenwechsel verlangt hätte.
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    Und wir bogen um die Ecke
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    und uns bot sich der unglaublichste Anblick,
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    tausende und abertausende pinker Flamingos,
  • 9:44 - 9:48
    ein buchstäblich pinker Teppich so weit das Auge reicht.
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    "Das ist Erfolg", sagte er.
  • 9:51 - 9:53
    "Schau Dir ihre Bäuche an, pink.
  • 9:53 - 9:55
    Sie schlemmen."
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    Schlemmen? Ich war völlig verwirrt.
  • 9:57 - 9:59
    Ich sagte: "Miguel, schlemmen sie nicht Deinen Fisch?"
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    (Gelächter)
  • 10:01 - 10:03
    "Ja", sagte er.
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    (Gelächter)
  • 10:09 - 10:11
    "Wir verlieren 20 Prozent von unserem Fisch
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    und Fischeiern an die Vögel.
  • 10:15 - 10:17
    Nun, letztes Jahr waren auf diesem Grundstück
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    600.000 Vögel,
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    mehr als 250 unterschiedliche Arten.
  • 10:21 - 10:24
    Es ist heute das größte
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    und eines der wichtigsten
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    privaten Vogelreservate in ganz Europa geworden.
  • 10:31 - 10:34
    Ich sagte: "Miguel, ist ein gut gedeihender Vogelbestand
  • 10:34 - 10:36
    nicht das Letzte, das man auf einer Fischaufzucht haben möchte?"
  • 10:36 - 10:38
    (Gelächter)
  • 10:38 - 10:40
    Er schüttelte seinen Kopf, nein.
  • 10:40 - 10:43
    Er sagte: "Wir bauen extensiv an,
  • 10:43 - 10:46
    nicht intensiv.
  • 10:46 - 10:49
    Das hier ist ein ökologisches Netzwerk.
  • 10:49 - 10:51
    Die Flamingos fressen die Garnelen.
  • 10:51 - 10:53
    Die Garnelen fressen den Phytoplankton.
  • 10:53 - 10:55
    Je pinker also der Bauch
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    desto besser das System."
  • 10:58 - 11:00
    Okay, lassen Sie uns das überdenken.
  • 11:00 - 11:03
    Eine Farm, die ihre Tiere nicht füttert
  • 11:03 - 11:06
    und eine Farm, die ihren Erfolg an
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    der Gesundheit ihrer Räuber misst.
  • 11:08 - 11:11
    Eine Fischaufzucht, aber auch ein Vogelreservat.
  • 11:11 - 11:13
    Oh, und nebenbei sollten diese Flamingos
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    von vornherein nicht einmal da sein.
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    Sie brüten in einer Stadt
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    240 Kilometer entfernt,
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    wo die Bodenbeschaffenheit
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    besser ist für den Nestbau.
  • 11:23 - 11:25
    Jeden Morgen fliegen sie
  • 11:25 - 11:27
    240 Kilometer zur Farm.
  • 11:29 - 11:32
    Und jeden Abend fliegen sie 240 Kilometer zurück.
  • 11:32 - 11:37
    (Gelächter)
  • 11:39 - 11:42
    Sie machen das, weil sie
  • 11:42 - 11:44
    der gestrichelten weißen Linie
  • 11:44 - 11:46
    der Landstraße A92 folgen können.
  • 11:46 - 11:48
    (Gelächter)
  • 11:48 - 11:50
    Im Ernst.
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    Ich hatte mir eine Art Reise der Pinguine vorgestellt,
  • 11:53 - 11:55
    also schaute ich Miguel an.
  • 11:55 - 11:57
    Ich sagte: "Miguel, fliegen sie
  • 11:57 - 11:59
    240 Kilometer zu der Farm
  • 11:59 - 12:01
    und fliegen sie dann
  • 12:01 - 12:03
    240 Kilometer zurück am Abend?
  • 12:03 - 12:06
    Machen sie das für die Kinder?"
  • 12:06 - 12:09
    Er schaute mich an, als hätte ich gerade ein Lied von Whitney Houston zitiert.
  • 12:09 - 12:13
    (Gelächter)
  • 12:13 - 12:16
    Er sagte: "Nein. Sie machen das, weil das Essen besser ist."
  • 12:16 - 12:18
    (Gelächter)
  • 12:18 - 12:22
    Ich habe nicht die Haut meines geliebten Fisches erwähnt,
  • 12:26 - 12:28
    die köstlich war, und ich mag keine Fischhaut.
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    Ich mag sie nicht sautiert. Ich mag sie nicht knusprig.
  • 12:31 - 12:34
    Es ist dieser beißende, verkohlte Geschmack.
  • 12:35 - 12:37
    Ich koche fast nie damit.
  • 12:38 - 12:41
    Und doch, als ich sie in diesem Restaurant in Südspanien probiert habe
  • 12:41 - 12:44
    hat sie überhaupt nicht nach Fischhaut geschmeckt.
  • 12:44 - 12:47
    Sie schmeckte süß und rein,
  • 12:47 - 12:50
    als ob man einen Bissen vom Ozean nehmen würde.
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    Ich erwähnte das gegenüber Miguel und er nickte.
  • 12:52 - 12:54
    Er sagte: "Die Haut wirkt wie ein Schwamm.
  • 12:54 - 12:57
    Sie ist die letzte Abwehr, bevor etwas in den Körper eintritt.
  • 12:57 - 12:59
    Sie hat sich im Laufe der Evolution entwickelt, um Unreinheiten aufzusaugen."
  • 12:59 - 13:01
    Und dann fügte er hinzu:
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    "Aber unser Wasser hat keine Unreinheiten."
  • 13:07 - 13:10
    Okay. Eine Farm, die ihre Fische nicht füttert.
  • 13:11 - 13:14
    Eine Farm, die ihren Erfolg misst
  • 13:14 - 13:16
    am Erfolg ihrer Räuber.
  • 13:16 - 13:18
    Und dann wurde mir klar, wenn er sagt,
  • 13:18 - 13:21
    eine Farm, die keine Unreinheiten hat,
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    untertreibt er gewaltig,
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    denn das Wasser, das durch diese Farm fließt
  • 13:25 - 13:28
    kommt aus dem Fluss Guadalquivir herein.
  • 13:28 - 13:30
    Es ist ein Fluss, der all die Dinge
  • 13:30 - 13:33
    mit sich führt, von denen Flüsse heutzutage dazu neigen, sie mit sich zu führen,
  • 13:33 - 13:35
    chemische Schadstoffe,
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    Abfluss von Schädlingsbekämpfungsmitteln.
  • 13:37 - 13:40
    Und wenn es sich durch das System gekämpft hat
  • 13:40 - 13:42
    und dieses verlässt
  • 13:42 - 13:44
    ist das Wasser sauberer, als wie es hereingekommen ist.
  • 13:44 - 13:47
    Das System ist so gesund, es reinigt das Wasser.
  • 13:48 - 13:50
    Also nicht nur eine Farm, die ihre Tiere nicht füttert,
  • 13:50 - 13:53
    nicht nur eine Farm, die ihren Erfolg
  • 13:53 - 13:55
    an der Gesundheit ihrer Räuber misst,
  • 13:55 - 13:58
    sondern eine Farm, die buchstäblich eine Wasser-Aufbereitungsanlage ist,
  • 14:01 - 14:04
    und nicht nur für diese Fische,
  • 14:04 - 14:06
    sondern auch für Dich und mich.
  • 14:06 - 14:09
    Denn wenn das Wasser herausfließt, versinkt es im Atlantik.
  • 14:11 - 14:13
    Ein Tropfen im Ozean, ich weiß,
  • 14:13 - 14:16
    aber ich nehme ihn, und das sollten Sie auch tun,
  • 14:16 - 14:19
    denn diese Liebesgeschichte,
  • 14:20 - 14:22
    wie romantisch auch immer,
  • 14:22 - 14:24
    ist auch aufschlussreich.
  • 14:24 - 14:26
    Man könnte sagen, dass sie ein Rezept ist
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    für die Zukunft guter Lebensmittel,
  • 14:28 - 14:31
    ob wir von Barsch oder Fleischrindern sprechen.
  • 14:32 - 14:34
    Was wir jetzt brauchen, ist
  • 14:34 - 14:37
    ein radikal neues Konzept von Landwirtschaft,
  • 14:37 - 14:39
    von einer, in der Lebensmittel tatsächlich gut schmecken.
  • 14:39 - 14:41
    (Gelächter)
  • 14:41 - 14:47
    (Beifall)
  • 14:47 - 14:49
    Aber für viele Leute
  • 14:49 - 14:52
    ist das ein bisschen zu radikal.
  • 14:52 - 14:54
    Wir sind keine Realisten, wir Genießer.
  • 14:54 - 14:56
    Wir sind Liebhaber.
  • 14:56 - 14:58
    Wir lieben Wochenmärkte.
  • 14:58 - 15:01
    Wir lieben kleine Familienbetriebe.
  • 15:01 - 15:03
    Wir reden über regionale Lebensmittel.
  • 15:03 - 15:06
    Wir essen Bio.
  • 15:06 - 15:08
    Und wenn Sie behaupten, dass das die Dinge sind,
  • 15:08 - 15:12
    die die Zukunft guter Lebensmittel versichern
  • 15:12 - 15:14
    steht jemand irgendwo auf und sagt:
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    "Hey Leute, ich liebe pinke Flamingos,
  • 15:18 - 15:21
    aber wie werden Sie die Welt ernähren?
  • 15:21 - 15:24
    Wie werden Sie die Welt ernähren?"
  • 15:24 - 15:26
    Darf ich ehrlich sein?
  • 15:26 - 15:29
    Ich mag diese Frage nicht.
  • 15:29 - 15:31
    Nein, nicht, weil wir schon genug Kalorien
  • 15:31 - 15:34
    produzieren, um die Welt mehr als nur zu ernähren.
  • 15:34 - 15:37
    Eine Milliarde Menschen werden heute hungern.
  • 15:37 - 15:40
    Eine Milliarde -- das ist mehr als je zuvor --
  • 15:41 - 15:44
    aufgrund krasser Ungleichheiten in der Verteilung,
  • 15:44 - 15:46
    nicht der Gesamtproduktion.
  • 15:47 - 15:49
    Nun, ich mag diese Frage nicht, weil sie die Logik unseres
  • 15:49 - 15:52
    Nahrungssystems die letzten 50 Jahre über bestimmt hat.
  • 15:52 - 15:55
    Füttere Getreide an Pflanzenfresser,
  • 15:55 - 15:57
    Schädlingsbekämpfungsmittel an Monokulturen, Chemikalien an die Erde,
  • 15:57 - 16:00
    Hühnchen an Fische,
  • 16:00 - 16:03
    und die ganze Zeit hat die Agrarindustrie
  • 16:03 - 16:05
    einfach gefragt:
  • 16:05 - 16:07
    "Wenn wir mehr Leute billiger ernähren,
  • 16:07 - 16:10
    wie schrecklich kann das schon sein?"
  • 16:10 - 16:12
    Das war der Beweggrund.
  • 16:12 - 16:14
    Es war die Rechtfertigung.
  • 16:14 - 16:17
    Es war der Geschäftsplan
  • 16:17 - 16:19
    der amerikanischen Landwirtschaft.
  • 16:19 - 16:21
    Wir sollten sie nennen, was sie ist,
  • 16:21 - 16:24
    ein Gewerbe in Abwicklung,
  • 16:24 - 16:27
    ein Gewerbe, das schnell
  • 16:27 - 16:30
    ökologisches Kapital auffrisst, das genau diese Produktion ermöglicht.
  • 16:30 - 16:32
    Das ist kein Gewerbe,
  • 16:32 - 16:34
    und es ist nicht Landwirtschaft.
  • 16:34 - 16:37
    Unsere Kornkammer ist heute bedroht,
  • 16:37 - 16:39
    nicht aufgrund abnehmender Zufuhr,
  • 16:39 - 16:42
    sondern aufgrund abnehmender Ressourcen,
  • 16:42 - 16:45
    nicht durch die neuesten Mähdrescher- und Traktor-Erfindungen,
  • 16:45 - 16:47
    sondern durch fruchtbares Land,
  • 16:47 - 16:50
    nicht durch Pumpen, sondern durch frisches Wasser,
  • 16:50 - 16:53
    nicht durch Kettensägen, sondern durch Wälder,
  • 16:53 - 16:56
    und nicht durch Fischerboote und Netze, sondern durch Fische im Meer.
  • 16:56 - 16:58
    Sie wollen die Welt ernähren?
  • 16:58 - 17:01
    Lassen Sie uns anfangen mit der Frage: Wie werden wir uns selbst ernähren?
  • 17:02 - 17:05
    Oder besser, wie können wir Bedingungen schaffen,
  • 17:05 - 17:08
    die jede Gemeinschaft befähigen,
  • 17:08 - 17:10
    sich selbst zu ernähren?
  • 17:10 - 17:17
    (Beifall)
  • 17:17 - 17:19
    Um das zu tun,
  • 17:19 - 17:22
    schauen Sie nicht auf das Agrarindustrie-Modell für die Zukunft.
  • 17:22 - 17:24
    Es ist wirklich alt, und es ist erledigt.
  • 17:24 - 17:28
    Kapital, Chemie und Maschinen stehen darin obenan
  • 17:28 - 17:31
    und es hat nie etwas wirklich gutes zum Essen produziert.
  • 17:33 - 17:37
    Schauen wir uns stattdessen das ökologische Modell an.
  • 17:37 - 17:40
    Das ist das, das auf zwei Milliarden Jahre
  • 17:40 - 17:43
    Arbeitserfahrung zurückgreift.
  • 17:43 - 17:45
    Schauen Sie sich Miguel an,
  • 17:45 - 17:47
    Bauern wie Miguel,
  • 17:47 - 17:50
    Betriebe, die nicht Welten für sich sind,
  • 17:50 - 17:55
    Betriebe, die wiederherstellen anstatt aufzubrauchen,
  • 17:55 - 17:57
    Betriebe, die extensiv anbauen
  • 17:57 - 17:59
    anstatt nur intensiv,
  • 17:59 - 18:02
    Bauern, die nicht nur Erzeuger sind,
  • 18:02 - 18:04
    sondern Experten für Beziehungen,
  • 18:04 - 18:06
    denn sie sind diejenigen,
  • 18:06 - 18:09
    die auch Experten für Geschmack sind.
  • 18:09 - 18:11
    Und wenn ich wirklich ehrlich bin
  • 18:11 - 18:14
    sind sie ein besserer Koch als ich es je sein werde.
  • 18:14 - 18:17
    Wissen Sie, das ist mir recht,
  • 18:17 - 18:20
    denn wenn das die Zukunft guter Lebensmittel ist, wird sie köstlich sein.
  • 18:20 - 18:22
    Danke.
  • 18:22 - 18:39
    (Beifall)
Title:
Dan Barber: Wie ich mich in einen Fisch verliebte
Speaker:
Dan Barber
Description:

Chefkoch Dan Barber nimmt Angriffsposition ein gegenüber einem Dilemma, das vielen Köchen heutzutage begegnet: Wie man Fisch auf der Speisekarte behält. Mit makelloser Forschung und trockenem Humor zeichnet er sein Streben nach einem nachhaltigen Fisch auf, den er lieben könnte -- und die Genießer-Flitterwochen, an denen er sich erfreut, seit er einen unerhört köstlichen Fisch gefunden hat, der mit einer revolutionären Anbaumethode in Spanien gezüchtet wird.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:41
Martina Panzer added a translation

German subtitles

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