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Eine neue Art von Medikament, das Depressionen und PTBS verhindern könnte

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    Die ersten Antidepressiva
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    wurden aus Raketenöl gemacht,
    das vom Zweiten Weltkrieg über war.
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    Was irgendwie passt, weil heute
    einer von fünf Soldaten Depressionen,
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    Posttraumatische Belastungensstörung
    oder sogar beides hat.
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    Aber nicht nur Soldaten
    sind anfällig für diese Krankheiten.
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    Es passiert Feuerwehrleuten, Notärzten,
    Krebspatienten, Helfern, Flüchtlingen --
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    eigentlich jedem, der Traumata
    und großem Stress ausgesetzt ist.
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    Und trotz der Alltäglichkeit
    dieser Krankheiten
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    unterdrücken Behandlungen,
    wenn sie denn funktonieren,
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    nur die Symptome.
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    Als Edward Jenner 1798
    die erste Impfung entdeckte --
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    und zwar gegen Windpocken --
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    entdeckte er nicht nur
    eine Vorbeugung für die Krankheit,
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    sondern auch eine neue Art zu denken:
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    dass Medizin Krankheiten
    verhindern konnte.
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    Trotzdem wurde für 200 Jahre
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    diese Art der Prävention als nicht wirksam
    bei psychatrischen Erkrankungen angesehen.
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    Bis 2014, als mein Kollege und ich
    zufällig den ersten Stoff entdeckten,
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    der Depressionen
    und PTBS verhindern könnte.
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    Wir entdeckten den Stoff in Mäusen,
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    und momanten testen wir,
    ob er bei Menschen anschlägt.
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    Diese präventiven Psychopharmazeutika
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    sind keine Antidepressiva.
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    Sie sind eine neue Kategorie
    von Medikamenten.
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    Sie wirken durch
    Erhöhung der Stressresilienz.
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    Also nennen wir sie Resilienz-Erhöher.
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    Denken Sie an eine stressige Zeit zurück,
    von der Sie sich erholt haben.
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    Vielleicht eine Trennung,
    eine Prüfung, einen Flug verpasst.
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    Stressresilienz ist ein
    aktiver biologischer Prozess,
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    der uns erlaubt,
    uns von Stress zu erholen.
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    Ähnlich wie bei der Bekämpfung
    einer Erkältung durch das Immunsystem.
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    Ungenügender Widerstand
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    gegen einen starken Stressfaktor
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    kann in einer mentalen Krankheit,
    wie Depressionen, resultieren.
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    Tatsächlich werden die meisten Fälle
    von depressiven Störungen
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    durch Stress hervorgerufen.
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    Wie wir bis jetzt bei den Mäusen sahen,
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    können Resilienz-Erhöher
    biologische Stressfaktoren,
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    wie Stresshormone
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    und soziale und psychologische Faktoren
    wie Mobbing und Isolation verhindern.
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    Beispielweise gaben wir Mäusen
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    drei Wochen lang Stress-Hormone.
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    Quasi einen biologischen Stressfaktor
    ohne eine psychologische Komponente.
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    Es resultiert in depressivem Verhalten.
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    Als wir ihnen dann drei Wochen
    Antidepressiva gaben,
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    waren keine guten Reaktionen zu sehen.
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    Eine kleine Dosis Resilienz-Erhöher,
    die wir eine Woche zuvor gaben,
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    verhinderte dieses depressive Verhalten.
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    Auch nach drei Wochen voller Stress.
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    Das ist das erste Mal, dass Medikamente
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    die negativen Effekte
    von Stress verhindern.
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    Depressionen und PTBS sind chronische,
    oft lebenslange und klinische Krankheiten.
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    Sie erhöhen das Risiko auf
    Drogenmissbrauch, Obdachlosigkeit,
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    Herzkrankheiten, Alzheimer und Suizid.
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    Depressionen kosten weltweit
    über 3 Billionen Dollar pro Jahr.
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    Stellen Sie sich vor,
    jemand wird vorraussehbar
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    höchstwahrscheinlich
    extremem Stress ausgesetzt sein.
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    Eine Freiwillige vom Roten Kreuz
    in einem Erdbebengebiet.
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    Zusätzlich zu der Typhusimpfung
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    könnte man ihr eine Tablette oder
    eine Spritze mit Resilienz-Erhöher geben,
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    bevor sie dorthin geht.
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    Wenn sie von Räubern bedroht wird
    oder Schlimmeres passiert,
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    würde sie zumindest davor geschützt,
    danach Depressionen
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    oder PTBS zu entwickeln
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    Es wird sie nicht vor dem Stress schützen,
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    aber sie wird sich gut erholen können.
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    Das ist das Revolutionäre daran.
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    Indem die Resilienz gesteigert wird,
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    können wir ihre Anfälligkeit
    für Depressionen und PTBS senken,
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    was sie vor einer Kündigung,
    Verlust des Hauses, ihrer Familie
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    oder sogar ihres Lebens retten könnte.
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    Nachdem Jenner
    die Pockenimpfung entdeckte,
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    folgten viele andere Impfungen.
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    Es dauerte aber 150 Jahre,
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    bis eine Tuberkuloseimpfung
    überall verfügbar war.
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    Warum?
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    Teilweise, weil die Gesellschaft glaubte,
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    dass Tuberkulose Menschen feinfühliger,
    kreativer und empathischer machte.
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    Und dass es durch ihre mentale Verfassung
    ausgelöst wurde, nicht durch Biologie.
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    Ähnliche Dinge werden
    über Depressionen gesagt.
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    So wie Jenners Entdeckung
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    den Weg für weitere Impfungen freimachte,
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    eröffnet unsere Entdeckung
    die Möglichkeit eines ganz neues Feldes:
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    Präventive Psychopharmaka.
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    Egal, ob diese in 15 Jahren
    eingesetzt werden
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    oder in 150 Jahren,
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    es kommt nicht nur auf die Forschung an,
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    sondern es kommt darauf an,
    was die Gesellschaft damit macht.
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    Dankeschön.
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    (Applaus)
Title:
Eine neue Art von Medikament, das Depressionen und PTBS verhindern könnte
Speaker:
Rebecca Brachman
Description:

Die heutigen Behandlungen von Depressionen und PTBS unterdrücken, wenn überhaupt, nur die Symptome. Was wäre, wenn wir verhindert könnten, dass diese Krankheiten ausbrechen?
Neurowissenschaftlerin und TED Fellow Rebecca Brachman berichtet hier, wie es dazu kam, dass ihr Team zufällig einen neuen Typ von Medikamenten entdeckte, der erstmals die negativen Auswirkungen von Stress eindämmt -- und die Selbstheilung und Entwicklung ankurbelt.
Lernen Sie hier, wie diese Resilienz erhöhenden Medikamente unseren Umgang mit psychischen Krankheiten verändern könnten.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
05:10

German subtitles

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