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Marcus Byrne: Der Tanz des Mistkäfers

  • 0:01 - 0:03
    Das hier ist Mist,
  • 0:03 - 0:05
    und heute möchte ich
  • 0:05 - 0:09
    meine Begeisterung
    für Mist mit Ihnen teilen,
  • 0:09 - 0:11
    was vielleicht recht schwierig wird.
  • 0:11 - 0:15
    Was Sie bestimmt
    faszinierender finden,
  • 0:15 - 0:18
    ist die Art und Weise, wie diese
    kleinen Tiere den Dung bearbeiten.
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    Dieses Tier hier hat ein
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    reiskorngroßes Gehirn,
    und trotzdem ist es zu Dingen fähig,
  • 0:24 - 0:28
    die wir uns noch nicht einmal
    vorstellen könnten zu tun.
  • 0:28 - 0:32
    Es hat sich ganz so entwickelt,
    dass es seine Futterquelle,
  • 0:32 - 0:34
    den Dung, verarbeiten kann.
  • 0:34 - 0:37
    Wo genau sollen wir also anfangen?
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    Es erscheint angemessen,
    am Ende zu beginnen,
  • 0:40 - 0:42
    denn es ist ein Abfallprodukt, das
  • 0:42 - 0:46
    aus anderen Tieren herauskommt,
    aber trotzdem noch Nährstoffe enthält.
  • 0:46 - 0:48
    Es beinhaltet genug Nährstoffe,
  • 0:48 - 0:51
    dass Mistkäfer davon leben können,
  • 0:51 - 0:54
    also fressen Mistkäfer
    Dung, und ihre Larven
  • 0:54 - 0:56
    sind ebenfalls Dungfresser.
  • 0:56 - 0:59
    Sie wachsen vollständig
    in einer Kotpille heran.
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    In Südafrika gibt es
    etwa 800 Mistkäferarten.
  • 1:03 - 1:06
    In Afrika sind es
    2.000 Mistkäferarten,
  • 1:06 - 1:11
    und weltweit sind etwa
    6.000 Arten bekannt.
  • 1:11 - 1:16
    Mistkäfern zufolge
    ist Mist also ziemlich toll.
  • 1:16 - 1:19
    Wenn man nicht bereit ist, Mist
    unter die Fingernägel zu bekommen
  • 1:19 - 1:21
    und im Dung herumzuwühlen, wird man
    90% der Mistkäferarten
  • 1:21 - 1:24
    nie zu Gesicht bekommen,
  • 1:24 - 1:26
    denn sie graben sich
    sofort in den Kot ein,
  • 1:26 - 1:29
    geradewegs nach unten.
    Dann pendeln sie hin und her
  • 1:29 - 1:31
    zwischen dem Kot an der Erdoberfläche
  • 1:31 - 1:34
    und ihrem unterirdischen Nest.
  • 1:34 - 1:39
    Man fragt sich, was sie
    mit diesem Material machen?
  • 1:39 - 1:43
    Die meisten Mistkäfer
    verpacken es in eine Art Paket.
  • 1:43 - 1:47
    Zehn Prozent der Arten
    formen eine Kugel,
  • 1:47 - 1:51
    und diese Pille rollen sie vom
    Dunghaufen weg und
  • 1:51 - 1:54
    vergraben sie an einer abgelegenen
    Stelle abseits des Haufens.
  • 1:54 - 1:58
    Sie zeigen ein ganz
    spezielles Verhalten,
  • 1:58 - 2:03
    welches es ihnen ermöglicht,
    ihre Pille zu rollen.
  • 2:03 - 2:06
    Dies ist der stolze Besitzer
    einer wunderschönen Kotpille.
  • 2:06 - 2:07
    Es ist ein Männchen,
  • 2:07 - 2:10
    denn es hat ein paar Haare
    auf der Rückseite seiner Beine.
  • 2:10 - 2:15
    Er ist offenbar höchst zufrieden
    mit dem, worauf er da sitzt.
  • 2:15 - 2:17
    Allerdings wird er gleich Opfer
  • 2:17 - 2:22
    eines gemeinen Raubüberfalls.
    (Gelächter)
  • 2:22 - 2:25
    Und das ist ein deutliches Indiz dafür,
  • 2:25 - 2:27
    dass dies ein wertvoller Rohstoff ist.
  • 2:27 - 2:31
    Auf wertvolle Rohstoffe
    muss man aufpassen
  • 2:31 - 2:35
    und sie besonders schützen.
    Wir vermuten,
  • 2:35 - 2:38
    dass der Grund für
    den Abtransport der Pille
  • 2:38 - 2:40
    diese Konkurrenz ist,
    die beim Ergattern
  • 2:40 - 2:42
    des Dungs entsteht.
  • 2:42 - 2:45
    Dieser Dunghaufen war
    – nun ja, es war ein Haufen,
  • 2:45 - 2:48
    15 Minuten vor
    der Aufnahme des Fotos.
  • 2:48 - 2:51
    Unserer Meinung nach bedingt
    die intensive Konkurrenz
  • 2:51 - 2:55
    die gute Anpassung der Käfer
  • 2:55 - 2:57
    an das Pillenrollen.
  • 2:57 - 2:59
    Stellen Sie sich dieses Tier vor,
  • 2:59 - 3:03
    wie es sich über die
    afrikanische Steppe bewegt.
  • 3:03 - 3:06
    Sein Kopf zeigt nach unten.
    Es läuft rückwärts.
  • 3:06 - 3:12
    Wirklich die ungewöhnlichste Art,
    seine Nahrung zu transportieren.
  • 3:12 - 3:15
    Gleichzeitig muss
    es die Hitze aushalten.
  • 3:15 - 3:17
    Wir sind in Afrika.
    Es ist heiß.
  • 3:17 - 3:18
    Ich möchte Ihnen
    einige Experimente vorstellen,
  • 3:18 - 3:22
    die meine Kollegen und ich
    durchgeführt haben,
  • 3:22 - 3:26
    um herauszufinden, wie Mistkäfer
  • 3:26 - 3:28
    mit diesen Problemen umgehen.
  • 3:28 - 3:31
    Schauen Sie sich diesen Käfer an
  • 3:31 - 3:35
    und richten Sie bitte Ihre
    Aufmerksamkeit auf zwei Dinge.
  • 3:35 - 3:38
    Zum einen, wie er
    dieses Hindernis bewältigt,
  • 3:38 - 3:41
    das wir ihm in den Weg gestellt haben.
    Er vollführt einen kleinen Tanz
  • 3:41 - 3:44
    und läuft dann in genau
    dieselbe Richtung weiter,
  • 3:44 - 3:47
    die er vorher eingeschlagen hatte.
  • 3:47 - 3:51
    Ein kleiner Tanz, und weiter geht’s
    in eine bestimmte Richtung.
  • 3:51 - 3:54
    Diese Tier weiß ganz genau,
    wohin es läuft.
  • 3:54 - 3:56
    Es weiß, wohin es will,
  • 3:56 - 3:58
    und das ist sehr, sehr wichtig.
  • 3:58 - 4:00
    Denn – bedenken Sie –
    man steht am Misthaufen,
  • 4:00 - 4:04
    hat ein Stück des Kuchens ergattert,
    das man in Sicherheit bringen will,
  • 4:04 - 4:07
    und am schnellsten geht das
    auf einer geraden Linie.
  • 4:07 - 4:12
    Wir haben ihnen noch
    mehr Aufgaben gestellt.
  • 4:12 - 4:16
    In diesem Fall hier haben wir
  • 4:16 - 4:20
    die Welt unter ihren Füßen gedreht.
    Schauen Sie sich ihre Reaktion an.
  • 4:25 - 4:28
    Diesem Tier wurde die ganze Welt
  • 4:28 - 4:31
    unter den Füßen verdreht.
    Es wurde um 90 Grad gedreht.
  • 4:31 - 4:33
    Es zuckt nicht mit der Wimper.
    Es weiß genau, wohin es will
  • 4:33 - 4:36
    und läuft in diese Richtung weiter.
  • 4:36 - 4:39
    Als Nächstes haben wir uns gefragt,
  • 4:39 - 4:41
    wie die das anstellen?
  • 4:41 - 4:44
    Was genau machen sie?
    Wir hatten einen Hinweis:
  • 4:44 - 4:47
    Ab und zu klettern sie
    auf die Pille
  • 4:47 - 4:50
    und betrachten die Welt
    um sich herum.
  • 4:50 - 4:51
    Und was beäugen sie wohl,
  • 4:51 - 4:53
    wenn sie auf die Pille klettern?
  • 4:53 - 4:57
    Welche sichtbaren Anhaltspunkte
    könnte dieses Tier benutzen,
  • 4:57 - 5:01
    um seine Fortbewegung auszurichten?
  • 5:01 - 5:05
    Das Offensichtlichste ist der Himmel.
    Also haben wir uns gefragt,
  • 5:05 - 5:07
    was sie am Himmel betrachten könnten.
  • 5:07 - 5:11
    Und das ist eindeutig die Sonne.
  • 5:11 - 5:14
    Ein klassisches Experiment war,
  • 5:14 - 5:18
    in diesem Zusammenhang,
    die Sonne zu verschieben.
  • 5:18 - 5:21
    Wir haben also die Sonne
    mit einem Brett verdunkelt
  • 5:21 - 5:23
    und dann mit Hilfe eines Spiegels
  • 5:23 - 5:25
    an eine andere Stelle verschoben.
  • 5:25 - 5:26
    Schauen Sie,
    wie der Käfer reagiert.
  • 5:26 - 5:29
    Er macht einen kleinen Doppeltanz
  • 5:29 - 5:32
    und läuft dann in genau
    die Richtung zurück,
  • 5:32 - 5:34
    aus der er ursprünglich
    gekommen ist.
  • 5:34 - 5:38
    Was passiert nun?
    Sie schauen also auf die Sonne.
  • 5:38 - 5:41
    Die Sonne ist ein wichtiger
    Anhaltspunkt am Himmel.
  • 5:41 - 5:44
    Die Sonne ist aber
    nicht immer verfügbar,
  • 5:44 - 5:48
    denn bei Sonnenuntergang
    verschwindet sie hinterm Horizont.
  • 5:48 - 5:51
    Allerdings gibt es am Himmel
  • 5:51 - 5:54
    ein ausgeprägtes Muster
    polarisierten Lichts,
  • 5:54 - 5:58
    das wir Menschen nicht sehen können.
    Das liegt an unseren Augen.
  • 5:58 - 6:02
    Die Sonne ist hier am Horizont.
  • 6:02 - 6:05
    Wenn sie nun am Horizont ist,
  • 6:05 - 6:06
    sagen wir mal, auf dieser Seite,
  • 6:06 - 6:11
    dann erscheint von Nord nach Süd
    ein breiter Streifen polarisierten Lichts,
  • 6:11 - 6:13
    den wir nicht sehen können,
  • 6:13 - 6:16
    die Käfer aber schon.
  • 6:16 - 6:19
    Wie können wir das testen?
    Das ist ganz einfach.
  • 6:19 - 6:22
    Wir nehmen einen
    großen Polarisationsfilter
  • 6:22 - 6:26
    und stecken den Käfer darunter.
    Der Filter ist im richtigen Winkel
  • 6:26 - 6:29
    zum Polarisationsmuster
    des Himmels ausgerichtet.
  • 6:29 - 6:33
    Der Käfer kommt
    unter dem Filter hervor
  • 6:33 - 6:36
    und biegt rechts ab,
  • 6:36 - 6:38
    denn er ist nun wieder
    unter freiem Himmel,
  • 6:38 - 6:41
    nach dem er sich
    ursprünglich ausgerichtet hatte.
  • 6:41 - 6:43
    Er orientiert sich
    erneut in die Richtung,
  • 6:43 - 6:47
    in die er ursprünglich lief.
  • 6:47 - 6:53
    Käfer können offensichtlich
    polarisiertes Licht wahrnehmen.
  • 6:53 - 6:55
    Bis jetzt haben wir herausgefunden,
  • 6:55 - 6:58
    dass Käfer Kotpillen rollen.
  • 6:58 - 7:01
    Und wie machen sie das?
    Sie rollen sie geradeaus.
  • 7:01 - 7:05
    Wie halten sie eine bestimmte,
    gerade Laufbahn ein?
  • 7:05 - 7:08
    Sie benutzen Anhaltspunkte
    am Himmel,
  • 7:08 - 7:10
    von denen wir Menschen einige
    nicht wahrnehmen können.
  • 7:10 - 7:11
    Wie erkennen sie
    diese Anhaltspunkte?
  • 7:11 - 7:14
    Das hat uns als Nächstes interessiert.
  • 7:14 - 7:18
    Dabei musste dieses
    spezielle Verhalten,
  • 7:18 - 7:21
    dieser Tanz, eine Rolle spielen,
    denn schauen Sie,
  • 7:21 - 7:22
    der Käfer macht hin
    und wieder eine Pause
  • 7:22 - 7:27
    und läuft dann in die
    richtige Richtung weiter.
  • 7:27 - 7:31
    Was machen die Käfer,
    wenn sie tanzen?
  • 7:31 - 7:35
    Wie weit können wir sie vom Kurs abbringen,
    bevor sie sich neu ausrichten?
  • 7:35 - 7:39
    In diesem Experiment hier haben wir sie
  • 7:39 - 7:41
    in einen Tunnel gedrängt.
    Sie sehen,
  • 7:41 - 7:44
    dass er nicht wirklich in den
    Tunnel gedrängt werden musste.
  • 7:44 - 7:49
    Wir haben den Käfer dann
    nach und nach um 180 Grad gedreht,
  • 7:49 - 7:53
    bis dieses Exemplar in die
    entgegengesetzte Richtung lief
  • 7:53 - 7:56
    als die, in die es ursprünglich wollte.
  • 7:56 - 7:59
    Mal sehen, was seine Reaktion ist –
  • 7:59 - 8:01
    jetzt überschreitet er 90 Grad.
  • 8:01 - 8:03
    Sobald er hier unten ist,
  • 8:03 - 8:06
    läuft er 180 Grad
    in die falsche Richtung.
  • 8:06 - 8:09
    Sehen Sie seine Reaktion.
  • 8:09 - 8:12
    Er vollführt einen kleinen Tanz,
    dreht sich herum
  • 8:12 - 8:15
    und läuft zurück.
    Er weiß genau, was er tut.
  • 8:15 - 8:18
    Er erkennt das Problem
  • 8:18 - 8:19
    und weiß damit umzugehen.
  • 8:19 - 8:22
    Der Tanz ist sein Übergangsverhalten,
  • 8:22 - 8:25
    das ihm erlaubt,
    sich neu zu orientieren.
  • 8:25 - 8:30
    Dafür ist der Tanz da.
    Nachdem wir viele Jahre im afrikanischen Busch
  • 8:30 - 8:33
    an schön heißen Tagen
    Mistkäfer beobachtet hatten,
  • 8:33 - 8:36
    stellten wir fest,
    dass ein weiteres Verhalten
  • 8:36 - 8:38
    mit dem Tanz verbunden ist.
  • 8:38 - 8:42
    Wenn sie auf die Kotpille klettern,
  • 8:42 - 8:46
    streichen sie sich
    hin und wieder übers Gesicht.
  • 8:46 - 8:48
    Sehen Sie, hier schon wieder.
  • 8:48 - 8:51
    Was geht da vor sich?
  • 8:51 - 8:54
    Offenbar ist der Boden sehr heiß.
    Dann tanzen sie häufiger.
  • 8:54 - 8:57
    Wenn sie diesen speziellen Tanz vollführen,
  • 8:57 - 8:59
    streichen sie über die
    Unterseite ihres Gesichts.
  • 8:59 - 9:02
    Es könnte ein die Temperatur
    regulierendes Verhalten sein.
  • 9:02 - 9:04
    Vielleicht versuchen sie,
  • 9:04 - 9:07
    von der heißen Erde wegzukommen,
    und bespucken ihr Gesicht,
  • 9:07 - 9:10
    um ihren Kopf abzukühlen.
  • 9:10 - 9:14
    Wir haben also ein paar
    Versuchsfelder konstruiert.
  • 9:14 - 9:16
    Eins war heiß, das andere kalt.
  • 9:16 - 9:19
    Wir beschatteten dieses
    und ließen das andere heiß.
  • 9:19 - 9:22
    Dann haben wir mit einer
    Wärmebildkamera gefilmt.
  • 9:22 - 9:26
    Hier sehen Sie
    ein Wärmebild des Systems.
  • 9:26 - 9:30
    Was Sie hier aus dem Dung rollen sehen,
  • 9:30 - 9:34
    ist eine kühle Kotpille.
  • 9:34 - 9:37
    Vergleicht man das mit
    der Temperatur hier drüben,
  • 9:37 - 9:42
    ist Mist tatsächlich "cool".
    (Gelächter)
  • 9:42 - 9:45
    Uns interessiert nur der Vergleich
  • 9:45 - 9:48
    zwischen der Temperatur des Käfers
    und der Umgebung.
  • 9:48 - 9:52
    Die Umgebung hat etwa 50 Grad Celsius.
  • 9:52 - 9:55
    Der Käfer selbst und die Pille haben
  • 9:55 - 9:57
    so um die 30 bis 35 Grad.
  • 9:57 - 9:59
    Sozusagen eine große Kugel Eiscreme,
  • 9:59 - 10:02
    die dieser Käfer durch
    die heiße Steppe transportiert.
  • 10:02 - 10:05
    Er klettert nicht. Er tanzt nicht,
  • 10:05 - 10:08
    denn seine Körpertemperatur
    ist relativ niedrig.
  • 10:08 - 10:11
    Ungefähr so hoch wie unsere eigene.
  • 10:11 - 10:16
    Und sein kleines Gehirn ist recht kühl.
  • 10:16 - 10:20
    Wenn wir nun das Verhalten mit dem in
    einer heißen Umgebung vergleichen –
  • 10:20 - 10:23
    schauen Sie die Bodentemperatur an.
  • 10:23 - 10:26
    Etwa 55 bis 60 Grad Celsius.
  • 10:26 - 10:29
    Sehen Sie, wie oft der Käfer tanzt.
  • 10:29 - 10:34
    Sehen Sie seine Vorderbeine an.
    Die sind wahnsinnig heiß.
  • 10:34 - 10:37
    Die Kotpille hinterlässt
    einen kleinen Temperaturschatten.
  • 10:37 - 10:39
    Der Käfer erklimmt die Pille
  • 10:39 - 10:43
    und wischt über sein Gesicht.
    Er versucht ständig, sich abzukühlen
  • 10:43 - 10:49
    und dem heißen Sand
    zu entgehen, über den er läuft.
  • 10:49 - 10:53
    Wir haben ihm dann
    kleine Stiefel angezogen,
  • 10:53 - 10:56
    damit wir testen konnten, ob die Beine
  • 10:56 - 11:00
    bei der Wahrnehmung der
    Bodentemperatur eine Rolle spielen.
  • 11:00 - 11:04
    Die Käfer klettern
    viel seltener auf die Pille,
  • 11:04 - 11:08
    wenn sie Stiefel anhaben,
    als wenn sie keine tragen.
  • 11:08 - 11:10
    Wir nennen sie “Cool Boots”.
  • 11:10 - 11:13
    Zur Herstellung haben wir
    eine Zahnarztpaste verwendet.
  • 11:13 - 11:16
    Wir haben auch die Kotpille
  • 11:16 - 11:20
    im Kühlschrank heruntergekühlt
    und ihnen eiskalte Kotpillen präsentiert.
  • 11:20 - 11:22
    Sie sind viel seltener
    auf eine kalte Pille
  • 11:22 - 11:24
    als auf eine heiße geklettert.
  • 11:24 - 11:27
    Das hier nennt man Stelzen.
    Es ist ein Temperaturverhalten,
  • 11:27 - 11:29
    das wir Menschen
    beim Überqueren des Strandes zeigen.
  • 11:29 - 11:31
    Wir springen auf ein Handtuch,
    das jemandem gehört –
  • 11:31 - 11:33
    "Entschuldigung, Ihr Handtuch, ich weiß." –
  • 11:33 - 11:35
    und dann hopst man auf das nächste,
  • 11:35 - 11:37
    damit man sich nicht die Füße verbrennt.
  • 11:37 - 11:40
    Genau das tun die Käfer auch.
  • 11:40 - 11:43
    Ich habe für Sie noch
    eine weitere Geschichte
  • 11:43 - 11:45
    über diese spezielle Käferart.
  • 11:45 - 11:48
    Sie gehört der Gattung Pachysoma an.
  • 11:48 - 11:51
    Insgesamt gehören 13 Arten
    zu dieser Gattung. Sie alle
  • 11:51 - 11:57
    zeigen ein besonderes Verhalten,
    das Sie interessieren wird.
  • 11:57 - 12:02
    Das ist ein Mistkäfer.
    Schauen Sie mal, was er macht.
  • 12:02 - 12:04
    Können Sie den Unterschied erkennen?
  • 12:04 - 12:08
    Normalerweise laufen sie nicht
    so langsam. Dies hier ist in Zeitlupe.
  • 12:08 - 12:09
    Aber er läuft vorwärts
  • 12:09 - 12:13
    und trägt dabei ein
    trockenes Dungkügelchen.
  • 12:13 - 12:15
    Das ist eine andere Art derselben Gattung,
  • 12:15 - 12:19
    die genau dasselbe Verhalten zeigt.
  • 12:19 - 12:22
    Noch ein weiterer Aspekt am Verhalten
  • 12:22 - 12:26
    dieses Mistkäfers ist faszinierend.
  • 12:26 - 12:31
    Er sucht nach Futter und
    stattet sein Nest damit aus.
  • 12:31 - 12:34
    Schauen Sie sich dieses Exemplar an.
  • 12:34 - 12:36
    Er versucht, ein Nest zu bauen.
  • 12:36 - 12:38
    Er mag den ersten Platz nicht
  • 12:38 - 12:40
    und sucht sich deshalb einen anderen.
  • 12:40 - 12:43
    Etwa 50 Minuten später
    ist das Nest fertig,
  • 12:43 - 12:47
    und der Käfer verschwindet,
    um nach Futter zu suchen
  • 12:47 - 12:50
    und das Nest mit
    trockenem Dung zu bestücken.
  • 12:50 - 12:53
    Bitte beachten Sie dabei den Hinweg
  • 12:53 - 12:57
    im Vergleich zum Rückweg;
    vergleichen Sie die beiden mal.
  • 12:57 - 13:00
    Im Großen und Ganzen sehen Sie,
    dass der Rückweg
  • 13:00 - 13:03
    viel direkter verläuft als der Hinweg.
  • 13:03 - 13:06
    Auf dem Hinweg ist er ständig auf der Suche
  • 13:06 - 13:08
    nach einem frischen Dunghaufen.
  • 13:08 - 13:10
    Auf dem Heimweg weiß er,
  • 13:10 - 13:13
    wo sein Nest ist und
    möchte geradewegs dorthin.
  • 13:13 - 13:16
    Wichtig ist, dass der Ausflug nicht,
    wie bei den meisten Mistkäfern,
  • 13:16 - 13:20
    in nur eine Richtung verläuft.
    Der Ausflug wird wiederholt,
  • 13:20 - 13:24
    hin und zurück zwischen
    der Futterstelle und dem Nest.
  • 13:24 - 13:25
    Und gleich erleben Sie
  • 13:25 - 13:29
    ein weiteres südafrikanisches Verbrechen.
    (Gelächter)
  • 13:29 - 13:34
    Sein Nachbar stiehlt ein Dungkügelchen.
  • 13:34 - 13:37
    Wir beobachten hier ein Verhalten,
  • 13:37 - 13:40
    das man Vektororientierung nennt.
  • 13:40 - 13:43
    Dabei hat der Käfer einen Nistplatz,
  • 13:43 - 13:47
    den er auf einem
    gewundenen Pfad verlässt,
  • 13:47 - 13:50
    um nach Futter zu suchen.
    Sobald er Futter gefunden hat,
  • 13:50 - 13:54
    kehrt er geradewegs zum Nest zurück.
    Er weiß genau, wo sein Zuhause ist.
  • 13:54 - 13:57
    Dies könnte er auf zwei
    Arten bewerkstelligen,
  • 13:57 - 14:00
    die wir testen können,
    indem wir den Käfer
  • 14:00 - 14:03
    auf einen neuen Platz versetzen,
    sobald er an der Futterstelle ist.
  • 14:03 - 14:06
    Benutzt er Landmarken,
    wird er nach Hause finden.
  • 14:06 - 14:10
    Benutzt er die sogenannte
    Vektororientierung,
  • 14:10 - 14:14
    wird er nicht nach Hause finden. Er wird
    an der falschen Stelle herauskommen.
  • 14:14 - 14:16
    Bei der Vektororientierung
    zählt er seine Schritte
  • 14:16 - 14:20
    oder misst die Entfernung
    in eine bestimmte Richtung.
  • 14:20 - 14:24
    Er kennt die Lage seines Nests und
    die Richtung, in der es liegen sollte.
  • 14:24 - 14:27
    Wenn man ihn versetzt,
    landet er an der falschen Stelle.
  • 14:27 - 14:29
    Sehen wir mal, was passiert,
    wenn wir diesen Käfer
  • 14:29 - 14:33
    in einem ähnlichen Experiment testen.
  • 14:33 - 14:37
    Hier ist unser
    durchtriebener Versuchsleiter.
  • 14:37 - 14:39
    Er versetzt den Käfer,
  • 14:39 - 14:44
    und nun wollen wir mal sehen,
    was passiert.
  • 14:44 - 14:47
    Hier ist eine Höhle,
    hier war ursprünglich das Futter.
  • 14:47 - 14:50
    Das Futter wurde an
    eine andere Stelle versetzt.
  • 14:50 - 14:53
    Orientiert sich der Käfer
    an Landmarken,
  • 14:53 - 14:54
    sollte er die Höhle finden,
  • 14:54 - 14:57
    denn dann wird er die
    Anhaltspunkte wiedererkennen.
  • 14:57 - 15:00
    Benutzt er Vektororientierung,
  • 15:00 - 15:04
    sollte er an der falschen
    Stelle herauskommen.
  • 15:04 - 15:06
    Mal sehen, was passiert,
  • 15:06 - 15:10
    wenn wir den Käfer durch
    den Testaufbau schicken.
  • 15:10 - 15:12
    Hier ist er also.
  • 15:12 - 15:18
    Er will gerade nach Hause laufen.
    Sehen Sie, was passiert.
  • 15:18 - 15:20
    Wie traurig.
  • 15:20 - 15:22
    Er hat keinen blassen Schimmer.
  • 15:22 - 15:25
    Er sucht sein Nest
    in der richtigen Entfernung
  • 15:25 - 15:31
    von der Futterquelle, hat aber
    völlig die Orientierung verloren.
  • 15:31 - 15:36
    Wir wissen nun, dass dieses
    Tier Vektororientierung benutzt,
  • 15:36 - 15:40
    um sich zurechtzufinden.
    Der gemeine Versuchsleiter
  • 15:40 - 15:43
    führt es nach links oben
    und lässt es da. (Gelächter)
  • 15:43 - 15:47
    Wir sehen hier eine Gruppe von Tieren,
    die einen Kompass benutzt,
  • 15:47 - 15:49
    nämlich die Sonne,
  • 15:49 - 15:51
    um sich zurechtzufinden.
  • 15:51 - 15:53
    Sie haben eine Art System,
  • 15:53 - 15:55
    um Entfernungen zu messen.
  • 15:55 - 15:58
    Wir wissen, dass diese Arten
    ihre Schritte zählen.
  • 15:58 - 16:01
    Sie benutzen sie als
    Entfernungsmesser,
  • 16:01 - 16:06
    ein Schrittzähler-System,
    um nach Hause zu finden.
  • 16:06 - 16:09
    Wir wissen noch nicht,
    was Mistkäfer benutzen.
  • 16:09 - 16:11
    Was haben wir von den Tieren
  • 16:11 - 16:14
    mit dem reiskorngroßen Gehirn gelernt?
  • 16:14 - 16:18
    Wir wissen, sie können Kotpillen
    auf einer geraden Linie rollen,
  • 16:18 - 16:21
    indem sie Anhaltspunkte
    am Himmel benutzen.
  • 16:21 - 16:24
    Wir wissen, dass
    ihr Tanzverhalten zur Orientierung
  • 16:24 - 16:26
    und gleichzeitig zum Wärmeausgleich dient.
  • 16:26 - 16:30
    Wir wissen auch, dass sie
    ein Vektororientierungssystem nutzen,
  • 16:30 - 16:32
    um ihren Weg nach Hause zu finden.
  • 16:32 - 16:37
    Obwohl es nur ein kleines Tier ist,
    das eine eklige Substanz bearbeitet,
  • 16:37 - 16:39
    können wir unheimlich viel
    von seinen Handlungen lernen,
  • 16:39 - 16:43
    die wir Menschen niemals ausführen könnten.
  • 16:43 - 16:47
    Vielen Dank. (Applaus)
Title:
Marcus Byrne: Der Tanz des Mistkäfers
Speaker:
Marcus Byrne
Description:

Ein Mistkäfer hat ein reiskorngroßes Gehirn. Trotzdem zeigt er ein ungeheures Maß an Intelligenz, wenn es darum geht, seine Futterquelle – tierische Exkremente – nach Hause zu rollen. Wie macht er das? Alles lässt sich auf einen Tanz zurückführen. (Eine Aufnahme im Rahmen von TEDxWitsUniversity.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
17:08

German subtitles

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