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Die Qual des Opioidentzugs -- und was Ärzte ihren Patienten dazu sagen sollten

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    "Wie viele Schmerzmittel nehmen Sie?"
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    Diese Routinefrage veränderte mein Leben.
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    Das war im Juli 2015.
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    Zwei Monate zuvor hatte ich bei einem
    Motorradunfall fast einen Fuß verloren.
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    Ich saß wegen einer Nachuntersuchung
    im Sprechzimmer des Orthopäden
  • 0:19 - 0:21
    und sah meine Frau Sadiye an.
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    Wir rechneten nach:
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    "Etwa 115 Milligramm Oxycodon", sagte ich,
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    "vielleicht auch mehr."
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    Ich war ganz unbefangen,
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    denn ich hatte diese Information
    schon vielen Ärzten gegeben.
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    Dieses Mal war es anders.
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    Der Arzt sah mich ernst an und sagte:
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    "Travis, das sind sehr viele Opioide.
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    Sie sollten sich überlegen,
    die Medikamente abzusetzen."
  • 0:45 - 0:48
    Nach zwei Monaten immer höherer Dosen
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    äußerte zum ersten Mal jemand Bedenken.
  • 0:51 - 0:54
    Überhaupt war es
    das erste wirkliche Gespräch,
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    das man mit mir über
    meine Opioidtherapie führte.
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    Man hatte mich weder gewarnt noch beraten,
  • 1:00 - 1:02
    keinen Plan gemacht ...,
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    sondern nur immer mehr verschrieben.
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    In der Folge durchlebte ich
    ein medizinisches Trauma.
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    Wie ich heute weiß,
  • 1:12 - 1:15
    bekam ich einen viel zu
    aggressiven Entwöhnungsplan.
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    Es sah vier Dosierungsstufen vor,
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    wobei ich innerhalb eines Monats
    wöchentlich um ein Viertel reduzierte.
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    Das führte zu einem
    akuten Opioid-Entzugssyndrom.
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    Oder anders gesagt: Es war die Hölle.
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    Die erste Entzugsphase fühlte sich an
    wie ein schlimmer grippaler Infekt.
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    Mir war übel, ich verlor den Appetit,
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    hatte überall Schmerzen,
  • 1:44 - 1:47
    der Schmerz in meinem
    geschundenen Fuß nahm zu.
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    Aufgrund eines Gefühls allgemeiner Unruhe
    litt ich unter Schlaflosigkeit.
  • 1:54 - 1:57
    Zu dem Zeitpunkt fand ich
    das alles ziemlich unangenehm.
  • 1:57 - 2:01
    Aber da hatte ich keine Ahnung,
    was noch auf mich zukommen sollte.
  • 2:02 - 2:06
    Am Anfang der zweiten Woche
    wurde es viel schlimmer.
  • 2:06 - 2:09
    Die Symptome verstärkten sich,
  • 2:10 - 2:13
    mein innerer Thermostat spielte verrückt.
  • 2:13 - 2:16
    Ich schwitzte fast ständig exzessiv,
  • 2:16 - 2:20
    doch wenn ich in die
    heiße Augustsonne ging,
  • 2:20 - 2:23
    hatte ich oft Gänsehaut am ganzen Körper.
  • 2:24 - 2:27
    Die Unruhe, die mich in der
    ersten Woche nicht schlafen ließ,
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    wurde nun -- so empfinde ich es --
    zum dominanten Entzugsgefühl.
  • 2:31 - 2:36
    Ich bekam Zuckungen
    aufgrund intensiver Angstgefühle.
  • 2:36 - 2:38
    Das machte Schlaf fast unmöglich.
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    Doch das Verstörendste
    war wohl das Weinen.
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    Oft kamen mir die Tränen --
  • 2:49 - 2:52
    anscheinend ohne Grund
    und ohne Vorankündigung.
  • 2:52 - 2:56
    Das erschien mir
    wie eine Fehlzündung der Nerven,
  • 2:56 - 2:57
    ähnlich wie die Gänsehaut.
  • 2:58 - 3:02
    Sadiye rief besorgt
    den behandelndenArzt an.
  • 3:02 - 3:06
    Der riet mir sehr hilfreich
    zu viel Flüssigkeit gegen die Übelkeit.
  • 3:06 - 3:10
    Als sie ihn drängte:
    "Es geht ihm wirklich sehr schlecht!",
  • 3:10 - 3:12
    antwortete der Arzt:
    "Wenn es so schlimm ist,
  • 3:12 - 3:16
    kann er für kurze Zeit
    zur vorigen Dosis zurückkehren."
  • 3:16 - 3:18
    "Was dann?", wollte ich wissen.
  • 3:19 - 3:22
    Er sagte: "Melden Sie sich wieder."
  • 3:22 - 3:26
    Ich wollte keineswegs
    zur vorigen Dosis zurückkehren,
  • 3:26 - 3:30
    wenn es keinen besseren Plan
    für den nächsten Entzugsversuch gab.
  • 3:30 - 3:34
    Also blieben wir beim Entzug
    und ließen die nächste Dosis weg.
  • 3:36 - 3:40
    Anfang der dritten Woche
    wurde meine Welt sehr dunkel.
  • 3:41 - 3:43
    Ich aß fast gar nichts mehr,
  • 3:44 - 3:48
    und die Angstattacken,
    unter denen ich die ganze Nacht litt.
  • 3:48 - 3:49
    raubten mir den Schlaf.
  • 3:49 - 3:53
    Doch am schlimmsten
    waren die Depressionen.
  • 3:54 - 3:58
    Die Tränen, die sich zuvor
    wie eine Fehlzündung angefühlt hatten,
  • 3:59 - 4:00
    hatten nun Bedeutung.
  • 4:01 - 4:04
    Mehrmals am Tag spürte ich
    dieses Beben in der Brust,
  • 4:04 - 4:06
    das die Tränen ankündigt,
  • 4:06 - 4:08
    doch ich konnte sie nicht aufhalten.
  • 4:08 - 4:12
    Mit ihnen kamen Verzweiflung
    und Hoffnungslosigkeit.
  • 4:13 - 4:16
    Ich glaubte, ich würde
    mich nie mehr erholen --
  • 4:16 - 4:19
    weder vom Unfall noch vom Entzug.
  • 4:19 - 4:22
    Sadiye rief erneut
    den behandelnden Arzt an.
  • 4:22 - 4:24
    Er empfahl den Kontakt
  • 4:24 - 4:27
    zu den Schmerztherapeuten
    meines letzten Krankenhauses.
  • 4:27 - 4:30
    Das klang gut,
    also taten wir das sofort.
  • 4:30 - 4:34
    Es schockierte uns,
    dass niemand mit uns sprechen wollte.
  • 4:34 - 4:37
    Die Person am Telefon informierte uns,
  • 4:37 - 4:41
    dass das Therapeutenzentrum
    nur stationär arbeitete.
  • 4:41 - 4:44
    Obwohl dort Opioide verschrieben würden,
  • 4:44 - 4:46
    betreue man weder Absetzung noch Entzug.
  • 4:47 - 4:51
    Wütend riefen wir erneut
    den behandelnden Arzt an
  • 4:51 - 4:53
    und bettelten um Hilfe --
  • 4:55 - 4:57
    doch stattdessen entschuldigte er sich,
  • 4:57 - 4:59
    er sei dem nicht gewachsen.
  • 5:00 - 5:03
    "Mein ursprünglicher Rat
    ist eindeutig schlecht," sagte er.
  • 5:03 - 5:07
    "Also empfehle ich Travis,
    zur letzten Medikation zurückzukehren,
  • 5:07 - 5:10
    bis er für den Entzug
    jemand Kompetenteren findet."
  • 5:12 - 5:15
    Natürlich wollte ich
    zurück zur Medikation.
  • 5:15 - 5:17
    Ich litt Höllenqualen.
  • 5:19 - 5:24
    Doch ich dachte, wenn ich mich
    vor dem Entzug drückte,
  • 5:24 - 5:27
    käme ich nie von den Medikamenten weg.
  • 5:29 - 5:32
    Also wappneten wir uns
    und ich setzte die letzte Dosis ab.
  • 5:34 - 5:36
    Als sich mein Gehirn nach Monaten
  • 5:36 - 5:39
    erstmals mit dem Leben
    ohne Opioide konfrontiert sah,
  • 5:40 - 5:42
    dachte ich, ich würde sterben.
  • 5:42 - 5:44
    Das glaubte ich wirklich.
  • 5:44 - 5:45
    (Weinen)
  • 5:45 - 5:46
    Entschuldigung.
  • 5:46 - 5:48
    (Weinen)
  • 5:53 - 5:56
    Denn wenn mich die Symptome
    nicht umbringen würden,
  • 5:56 - 5:57
    würde ich es selbst tun.
  • 5:58 - 6:00
    Ich weiß, das klingt dramatisch.
  • 6:00 - 6:03
    Wenn ich jetzt Jahre später hier stehe,
  • 6:03 - 6:05
    gesund und wohlauf,
  • 6:05 - 6:07
    klingt das auch für mich dramatisch.
  • 6:07 - 6:09
    Damals war ich tief davon überzeugt,
  • 6:11 - 6:16
    weil ich alle Hoffnung
    auf ein normales Leben verloren hatte,
  • 6:21 - 6:24
    Die Schlaflosigkeit wurde unerträglich.
  • 6:24 - 6:27
    Nach zwei Tagen praktisch ohne Schlaf
  • 6:28 - 6:32
    verbrachte ich die ganze Nacht
    im Keller auf dem Badezimmerboden.
  • 6:33 - 6:38
    Ich kühlte abwechselnd meinen
    fiebrigen Kopf an den Keramikfliesen
  • 6:39 - 6:41
    oder versuchte, heftig zu erbrechen,
  • 6:41 - 6:44
    obwohl ich seit Tagen
    nichts gegessen hatte.
  • 6:45 - 6:48
    Als Sadiye mich am Morgen fand,
    war sie entsetzt
  • 6:48 - 6:50
    und wir telefonierten erneut.
  • 6:50 - 6:52
    Wir riefen überall an:
  • 6:52 - 6:55
    bei Chirurgen, Schmerzspezialisten
    und Allgemeinärzten --
  • 6:55 - 6:58
    bei jedem, den wir im Internet fanden.
  • 6:58 - 7:00
    Kein einziger half mir.
  • 7:01 - 7:04
    Die wenigen, mit denen wir
    sprechen konnten,
  • 7:04 - 7:07
    empfahlen uns,
    die Medikation fortzusetzen.
  • 7:09 - 7:13
    Eine Schmerzklinik erklärte,
    sie verschreibe zwar Opioide,
  • 7:13 - 7:16
    aber betreue weder Absetzung noch Entzug.
  • 7:17 - 7:20
    Als sich meine Verzweiflung
    nicht mehr überhören ließ --
  • 7:20 - 7:22
    ähnlich wie jetzt --
  • 7:24 - 7:26
    holte die Dame am Telefon
    tief Luft und sagte:
  • 7:26 - 7:31
    "Mr. Rieder, vielleicht brauchen Sie
    eine Reha- oder Methadonklinik."
  • 7:32 - 7:35
    Ich sah damals keinen Ausweg
    und nahm den Rat an.
  • 7:35 - 7:37
    Ich legte auf und rief dort an,
  • 7:37 - 7:39
    aber ich fand sehr schnell heraus,
  • 7:39 - 7:42
    dass viele dieser Einrichtungen
  • 7:42 - 7:46
    auf Langzeitsüchtige ausgerichtet sind.
  • 7:46 - 7:48
    Bei Opioiden bedeutet dies oft,
  • 7:48 - 7:51
    den Patienten eben nicht
    von der Medikation zu entwöhnen,
  • 7:51 - 7:55
    sondern auf sicherere,
    länger wirkende Opioide umzustellen
  • 7:55 - 7:58
    wie Methadon oder Buprenorphin.
  • 7:58 - 8:01
    Auch gab es überall, wo ich anrief,
    lange Wartelisten.
  • 8:02 - 8:05
    Ich passte einfach nicht
    in das Patientenschema.
  • 8:06 - 8:09
    Nach der Abweisung
    durch eine Rehaeinrichtung
  • 8:09 - 8:11
    gab ich schließlich auf.
  • 8:12 - 8:13
    Ich war am Ende,
  • 8:14 - 8:16
    ich konnte nichts mehr tun.
  • 8:18 - 8:19
    Also sagte ich Sadiye,
  • 8:19 - 8:21
    ich würde zur Medikation zurückkehren,
  • 8:21 - 8:24
    mit der kleinsten Dosis anfangen
  • 8:24 - 8:26
    und nur das absolute Minimum einnehmen,
  • 8:26 - 8:29
    um die schwersten
    Entzugssymptomen zu vermeiden.
  • 8:30 - 8:32
    Abends half sie mir die Treppe hoch
  • 8:32 - 8:34
    und zum ersten Mal seit Wochen
    ging ich ins Bett.
  • 8:35 - 8:37
    Ich nahm das orange Fläschchen,
  • 8:38 - 8:39
    stellte es auf den Nachttisch --
  • 8:41 - 8:42
    und rührte es nicht an.
  • 8:43 - 8:46
    Ich schlief ein, schlief die ganze Nacht
  • 8:46 - 8:48
    und als ich aufwachte,
  • 8:48 - 8:51
    hatten die schlimmsten Symptome
    stark nachgelassen.
  • 8:52 - 8:53
    Ich war durch.
  • 8:53 - 8:56
    (Beifall)
  • 9:02 - 9:05
    Danke, das war auch meine Reaktion.
  • 9:05 - 9:06
    (Lachen)
  • 9:08 - 9:09
    Also --
  • 9:12 - 9:15
    Tut mir leid, ich muss mich
    ein bisschen sammeln.
  • 9:16 - 9:18
    Ich halte diese Geschichte für wichtig.
  • 9:18 - 9:21
    Nicht, weil ich etwas Besonderes bin,
  • 9:21 - 9:23
    sondern deshalb,
    weil ich nichts Besonderes bin.
  • 9:24 - 9:27
    Meine Erlebnisse
    waren keinesfalls einmalig.
  • 9:28 - 9:32
    Meine Opioid-Abhängigkeit war
    angesichts der verordneten Menge
  • 9:32 - 9:36
    und der Dauer der Verordnung
    völlig vorhersehbar.
  • 9:36 - 9:41
    Abhängigkeit ist die natürliche Reaktion
    des Gehirns auf hohe Opioid-Dosen .
  • 9:41 - 9:45
    Daher hätte es von Anfang an
    genug Gründe gegeben,
  • 9:45 - 9:48
    mir einen betreuten, durchdachten
    Entwöhnungsplan zu geben.
  • 9:49 - 9:53
    Doch hat unser Gesundheitssystem
    offensichtlich noch nicht geklärt,
  • 9:53 - 9:56
    wer für Patienten wie mich zuständig ist.
  • 9:56 - 9:59
    Die Ärzte sahen mich als komplexen Fall,
  • 9:59 - 10:03
    der wohl spezielle Behandlung
    durch die Schmerzmedizin benötigte.
  • 10:03 - 10:06
    Doch die Schmerzmediziner
    wollten den Schmerz beherrschen.
  • 10:06 - 10:09
    Als ich nicht mehr
    von der Medikation loskam,
  • 10:09 - 10:11
    übergaben sie mich an die Suchtmedizin.
  • 10:11 - 10:13
    Doch die ist überlastet
  • 10:13 - 10:17
    und konzentriert sich auf Drogenabhängige.
  • 10:17 - 10:22
    Kurz gesagt, man gab mir ein Medikament,
    das dauerhafte Betreuung erforderte,
  • 10:22 - 10:24
    die ich jedoch nicht bekam.
  • 10:24 - 10:27
    Es war nicht einmal klar,
    wer für die Betreuung zuständig war.
  • 10:28 - 10:30
    Das führt zum Desaster.
  • 10:31 - 10:34
    Solche Desaster
    sollten thematisiert werden
  • 10:34 - 10:36
    und sind wohl einen TED-Talk wert.
  • 10:37 - 10:40
    Doch das Scheitern
    beim Absetzen von Opioiden
  • 10:40 - 10:43
    ist aktuell in den USA
    ein besonderes Anliegen;
  • 10:44 - 10:47
    denn wir erleben eine Epidemie,
  • 10:47 - 10:51
    bei der 2015 33.000 Menschen
    an Überdosierung starben.
  • 10:53 - 10:56
    Bei fast der Hälfte der Fälle
    waren verordnete Opioide im Spiel.
  • 10:58 - 11:02
    Die Medizin reagiert
    inzwischen auf diese Krise,
  • 11:03 - 11:07
    doch die Reaktion besteht vor allem darin,
    weniger Tabletten zu verordnen.
  • 11:08 - 11:10
    Selbstverständlich ist das wichtig.
  • 11:10 - 11:12
    So gibt es immer mehr Belege dafür,
  • 11:12 - 11:16
    dass amerikanische Ärzte
    oft Opioide verordnen,
  • 11:16 - 11:19
    selbst wenn es nicht nötig ist.
  • 11:19 - 11:24
    Und selbst im Bedarfsfall
    verschreibt man sie sie oft im Übermaß.
  • 11:24 - 11:28
    Anhand dieser Betrachtungen wird deutlich,
  • 11:28 - 11:33
    warum in den USA, wo nur
    fünf Prozent der Weltbevölkerung leben,
  • 11:33 - 11:37
    fast 70 % der weltweit produzierten
    Opioide konsumiert werden.
  • 11:39 - 11:43
    Wenn wir allerdings nur
    die Verordnungspraxis betrachten,
  • 11:43 - 11:47
    übersehen wir leicht zwei zentrale Punkte.
  • 11:48 - 11:52
    Erstens spielen Opioide nach wie vor
  • 11:53 - 11:56
    eine wichtige Rolle
    in der Schmerztherapie.
  • 11:56 - 12:01
    Als jemand, der unter schweren
    und anhaltenden Schmerzen litt,
  • 12:01 - 12:03
    kann ich Ihnen versichern:
  • 12:03 - 12:06
    Diese Medikamente können
    das Leben lebenswert machen.
  • 12:06 - 12:10
    Zweitens können wir
    die Epidemie bekämpfen,
  • 12:11 - 12:15
    wenn wir Opioide nur
    in dringenden Fällen verordnen.
  • 12:16 - 12:17
    Das verpflichtet Ärzte dazu,
  • 12:17 - 12:20
    ihre Medikation angemessen zu handhaben.
  • 12:20 - 12:24
    Gehen wir also noch einmal
    zu meinem Entwöhnungsplan zurück.
  • 12:25 - 12:27
    Kann man erwarten,
  • 12:27 - 12:31
    dass Ärzte, die Opioide verordnen,
    deren aggressive Wirkung kennen?
  • 12:32 - 12:36
    Nachdem meine Geschichte
    in einer Fachzeitschrift erschienen war,
  • 12:36 - 12:40
    schickte mir die Seuchenbehörde
    ihren Taschenführer zum Opioidentzug zu --
  • 12:40 - 12:44
    ein vierseitiges Dokument
    mit einer Menge Bilder.
  • 12:45 - 12:49
    Hier erfahren Ärzte, wie man
    Opioide in leichteren Fällen absetzt.
  • 12:50 - 12:52
    Eine der Empfehlungen lautet,
  • 12:52 - 12:56
    zu Beginn wöchentlich
    um höchstens zehn Prozent zu reduzieren.
  • 12:57 - 13:00
    Wäre mein Arzt nach
    diesem Plan vorgegangen,
  • 13:00 - 13:05
    hätte die Absetzung mehrere Monate
    statt wenige Wochen gedauert.
  • 13:06 - 13:11
    Es wäre sicher nicht leicht
    sondern recht unangenehm geworden,
  • 13:12 - 13:14
    aber vielleicht nicht die Hölle gewesen.
  • 13:15 - 13:19
    Diese Informationen sollte jeder haben,
    der diese Medikamente verordnet.
  • 13:21 - 13:24
    Abschließend ist noch zu sagen,
  • 13:25 - 13:28
    dass sich die Krise
    bei Opioid-Verordnungen
  • 13:28 - 13:31
    nicht allein durch
    gute Betreuung lösen lässt.
  • 13:31 - 13:35
    Dazu ist die Epidemie
    in den USA viel zu groß.
  • 13:36 - 13:41
    Doch wenn ein Medikament jedes Jahr
    für Zehntausende Tote verantwortlich ist,
  • 13:41 - 13:45
    sollte man den gedankenlosen
    Umgang damit unbedingt vermeiden.
  • 13:47 - 13:52
    Patienten beim Absetzen
    der ihnen verordneten Opioide zu helfen,
  • 13:52 - 13:55
    wäre wohl keine vollständige
    Lösung für die Epidemie,
  • 13:55 - 13:58
    aber sicher ein Fortschritt.
  • 13:58 - 13:59
    Vielen Dank.
  • 13:59 - 14:02
    (Beifall)
Title:
Die Qual des Opioidentzugs -- und was Ärzte ihren Patienten dazu sagen sollten
Speaker:
Travis Rieder
Description:

Obwohl die USA nur fünf Prozent der Weltbevölkerung stellen, werden hier annähernd 70 Prozent der weltweit produzierten Opioide konsumiert, was eine Epidemie mit zehntausenden Toten jährlich zur Folge hat. Wie kam es so weit und was können wir dagegen tun? In diesem sehr persönlichen Vortrag schildert uns Travis Rieder die leidvollen, oftmals verborgenen Qualen des Opioidentzugs und zeigt, dass Ärzte, die Opioide nicht nur vorschnell, sondern auch übermäßig verordnen, oft nicht in der Lage sind, Menschen wieder von den Medikamenten wegzubringen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:17

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