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35C3 Vorspannmusik
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Herald Angel: Und jetzt freue ich mich,
hier auf der Bühne 1 beim 35C3 in Leipzig
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einen der spritzigsten, schnellsten,
engagiertesten, witzigsten Künstler zu
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präsentieren, die es überhaupt gibt:
Nico Semsrott.
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Applaus
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Pfeifen und Rufen
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Nico Semsrott: Hallo. Na? Es ist mir eine
große Ehre, heute hier das Letzte sein zu
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dürfen. Vielen, vielen Dank für diese
Einladung. Ich spiele heute ein Worst-Of
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meines Soloprogrammes Freude ist nur ein
Mangel an Information. Ich bin von Beruf
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Demotivationstrainer und ich fange mit
meinem Lieblingswitz an. Es ist aus meiner
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Sicht auch der Witz, der Deutschland am
besten zusammenfasst. Es ist sozusagen
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eine Scherzfrage: Wie oft steckt
das Wort Liebe im Grundgesetz?
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Einmal: Im Wort Kriegshinterbliebenen.
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Gelächter
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Applaus
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Ja. Scheitern. Das ist mein Thema seit ich
auf der Welt bin. Ich habe das Gefühl, die
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Gesellschaft passt sich immer mehr meinem
persönlichen Leben an. Ich hatte gehofft,
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dass das irgendwie anders abläuft. Was ist
Scheitern? Ich habe es mal auf eine Formel
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gebracht. Scheitern ist aus meiner
Sicht Wollen minus Können.
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*Gelächter
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Was ist wichtig, um zu scheitern? Vor
allem muss man etwas wollen. Wer nichts
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will der kann auch nicht scheitern.
Dementsprechend: Was ist noch krasser als
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Scheitern? Es gar nicht erst versuchen.
Und dementsprechend, finde ich, sollte man
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immer sehr respektvoll allen Menschen
gegenüber stehen, die gescheitert sind,
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denn sie haben vorher etwas
versucht und das ist cool.
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Applaus
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Ich habe einen Kalender des Scheiterns
rausgebracht, unter anderem mit meinem
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Bruder Arne zusammen und ich möchte kurz
fünf Ereignisse des Scheiterns aus diesem
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Abreißkalender vortragen denn mir und uns
ist es wichtig, häufiger über Scheitern zu
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reden. Auch um das Scheitern zu
normalisieren und auf diese Weise dem
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Scheitern den Schrecken zu nehmen. Ich
gebe einfach mal fünf Beispiele. 21. April
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1995: Gary Kremen startet seine Dating-
Website match.com. Seine Freundin lernt
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dort einen anderen Mann kennen.
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Gelächter und Rufe
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Applaus
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Respekt. 4. Juni 1923: Während eines
Pferderennens stirbt der Jockey Frank
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Hayes auf halber Strecke an einem
Herzinfarkt und kommt trotzdem als Erster
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ins Ziel. Es ist sein erster Sieg.
Gelächter
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12. April 1976: Ronald Wayne verkauft
seinen Anteil von 10 %
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der Apple-Aktien für 800 Dollar.
Gelächter
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Ich dachte, das wär bekannt. 17. Juni
1871: In den USA will ein Anwalt
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nachahmen, wie sich ein vermeintliches
Mordopfer selbst getötet hat. Er erschießt
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sich dabei. Sein Mandant kommt frei.
Gelächter
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Das ist mir auch klar. Streng genommen ist
er nicht gescheitert. 14. August 1977: Der
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Australier Alan Jones gewinnt überraschend
das Formel-1-Rennen von Österreich.
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Niemand vor Ort weiß, wie man die
australische Hymne spielt.
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Gelächter
Ein Trompeter stimmt Happy Birthday an.
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Gelächter
Mir wurde gesagt, dass Werbung hier nicht
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so gern gesehen ist, aber die Folie ist
jetzt schon drin. Mein Online-Shop heißt
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kannstedirschenken.de. Also, da gibt es
den Kalender auch. Ach ja genau, wir
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machen noch eine kurze Vorstellungsrunde.
Aber das ist nicht schlimm. Erst einmal
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singen wir alle gemeinsam ein Lied.
Nico (singend): If you're happy and you
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know it clap your hands
KlatschKlatsch
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Nico (singend): If you're happy and you
know it clap your hands
-
KlatschKlatsch
Nico (singend, immer leiser werdend): If
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you're happy and you know and you really
want to show it summt melodie weiter
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KlatschKlatsch
Ok, der Raum ist groß.
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Gelächter
Dann wollte ich noch wissen wer hat mich
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zufällig schon mal live gesehen. Einfach
kurz melden, damit ich einen Überblick
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habe. Ok, das sind bestimmt 30 Leute,
das ist eine Top-Quote.
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Wer hat mich schon mal im Fernsehen
oder auf YouTube gesehen?
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Gelächter
Ok. Gegenprobe: Wer hat noch gar nichts
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von mir gesehen? Für euch
wird es eine harte Stunde.
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Gelächter
So, dann stelle ich mich jetzt selbst noch
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etwas ausführlicher vor. Das ist mein sehr
langweiliger Name. Wenigstens mit den
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Initialen liege ich schon voll im
europäischen Trend.
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Gelächter
Mittlerweile bin ich meinen Eltern sehr
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dankbar dass sie mich nicht Simon genannt
haben. Geboren wurde ich am 11.03.1986.
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Mein Geburtsdatum setzt sich aus zwei
Komponenten zusammen: Zum einen dem Jahr
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vom Super-GAU von Tschernobyl, zum anderen
dem Tag vom Super-GAU von Fukushima.
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Gelächter
Für mich mittlerweile als Eselsbrücke ganz
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hilfreich.
Gelächter
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An meinem 18. Geburtstag waren die
Terroranschläge von Madrid. An meinem 23.
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Geburtstag der Amoklauf von Winnenden, an
meinem 25. Geburtstag eben der Super-GAU
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in Fukushima. Bin echt gespannt, was mein
Leben noch so bringt.
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Gelächter
Aufgewachsen bin ich am Stadtrand. Der
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Stadtrand kombiniert die Nachteile
von Stadt und Land.
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Gelächter
Das kulturelle Angebot des Landes und den
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Lärm der Stadt. Und zwar in einem
Reihenhaus. Das Reihenhaus kombiniert die
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Nachteile von Besitzen und Mieten.
Gelächter
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Die hohen Kosten und die fehlende
Privatsphäre. Danke Mama und Papa. Das war
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ich mit sieben Jahren im Vogelpark.
Gelächter
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Meine Satire-Ausbildung habe ich bei den
Profis erhalten, auf einer katholischen
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Schule.
Gelächter
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Applaus
Ich gebe gerne ein Beispiel für diese
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Satire-Ausbildung. Wir hatten ein
Schulgebetsbuch. Jeden Morgen musste
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irgendjemand irgendein Gebet daraus
vortragen. Mein Lieblingsgebet war mit
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Abstand dieses hier: Lieber Gott, bitte
mach, dass wir alle gesund bleiben und
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dass der Krieg in (aktuelles Gebiet
einfügen) aufhört.
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Gelächter
Nach der Schulzeit war ich wie so viele
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andere auch verwirrt. Ich wusste nicht
wohin mit mir. Soll ich direkt in die
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Arbeitslosigkeit gehen oder noch eine
Ausbildung anfangen? Ich habe mich dann
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für den Kompromiss entschieden.
Gelächter
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Applaus
Im Hörsaal überkamen mich weitere Zweifel.
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Soll ich vielleicht doch nicht studieren
oder doch studieren. Ich habe mich dann
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für den Kompromiss entschieden.
Gelächter
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Das stimmt nicht, das habe ich nur
reingenommen, weil es funktioniert.
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Gelächter
In echt habe ich mein Soziologiestudium
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bereits nach sechs Wochen abgebrochen, um
mich künftig konsequenter meiner
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Depression widmen zu können. Das hätte ich
natürlich sehr gut auch im
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Soziologiestudium machen können.
Soziologie ist ja im Prinzip nichts
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anderes als Depression mit Büchern. Aber
ich habe mir damals gedacht, das ist mir
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zu deprimierend. Werde ich lieber
konsequenterweise Demotivationstrainer.
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Das bin ich mittlerweile seit über einem
Jahrzehnt und meinem Leben bisher würde
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ich einen von fünf Sternen geben. Was kann
ich wirklich gut. Zweifeln, Resignieren,
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andere Menschen demotivieren und dann hab
ich mich natürlich gefragt: Was kann ich
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mit diesen Fähigkeiten mal beruflich
machen? Und dann ist mir eingefallen
-
Gelächter
Applaus
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Dann dachte ich mir, so viel Selbsthass
habe ich auch nicht. Werde ich lieber
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konsequent Demotivationstrainer. Aber ich
habe auch schon überlegt den Gag
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rauszunehmen, weil man über Tote
ja keine Witze machen sollte.
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Applaus
Demotivationstrainer. Mein Leben bisher,
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das habe ich eben schon gesagt, dem würde
ich bisher einen von fünf Sternen geben.
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Und das dröselt sich auf in Erotik 0
Sterne, Action 0 Sterne,
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Unentschlossenheit zwei Sterne. Vielleicht
auch drei. Da bin ich mir nicht so sicher.
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Gelächter
Unterm Strich macht das einen von fünf
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Sternen und müsste ich mein Leben noch
einmal angucken würde ich sagen: will ich
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mir nicht noch mal angucken.
Gelächter
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Als Demotivationstrainer habe ich
tatsächlich auch schon ein paar Erfolge
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vorzuweisen. Ich bin zum Beispiel
Alkoholiker. Hier sieht man jetzt
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beispielhaft den März 2014. In rot
markiert alle Tage an denen ich trinken
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musste. Hier jetzt die Begründung. Man
sieht, das sind alles unfaßbare Käffer.
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München, das war auch nüchtern
auszuhalten. Dafür habe ich mich von der
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Tour danach ein paar Tagen nicht erholt.
Gelächter
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Am 29. März habe ich es mal wieder
geschafft, aufs Trinken zu verzichten und
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das habe ich dann zwei Tage gefeiert.
Gelächter
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Was ist noch passiert? Ein paar virale
Hits auf Youtube und Facebook. Daraufhin
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ich immer massenweise Feedback bekommen.
Ich wurde unter anderem schon als
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Systemhure bezeichnet, die sich von
Systemparteien finanzieren lässt. Das ist
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ein absurder Vorwurf. Ich kann auch
einfach mal transparent machen, wer mich
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tatsächlich finanziert. Grob gesehen diese
drei Institutionen. Zu 58% finanziert mich
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Mama, zu 40% Papa. Und was viele sicher
auch nicht überraschen wird, zu zwei
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Prozent werden meine Gags finanziert vom
syrischen Verein zur Vernichtung des
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deutschen Volkes e.V..
Gelächter
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Applaus
Ich möchte eine Denkart vorstellen, die
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ich mir ausgedacht habe. Ich nenne sie das
positive negative thinking. Das setzt sich
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zusammen aus dem positive thinking und dem
negative thinking. Ergibt das positive
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negative thinking. Positive thinking
bedeutet, das Glas ist voll, negative
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thinking das Glas ist leer.
Das Glas ist voll leer.
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Gelächter
Danke. In unserer Gesellschaft gehen wir
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häufig davon aus, zumindest im neoliberal
geprägten Teil, gehen wir davon aus, dass
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positives Denken auch konstruktiv ist. In
meinem Leben hat sich das nicht
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bewahrheitet. Ich glaube, dass positives
Denken destruktiv ist und das sieht man
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auch in Deutschland bei allen
Großprojekten. Wenn man jetzt zum Beispiel
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sagt: Ich gehe davon aus, dass wir das mit
dem großen Flughafen locker hinkriegen,
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dann geht man positiv ran und hat ein
negatives Ergebnis. In meinem Leben ist es
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eher umgekehrt der Fall. Wenn ich negativ
rangehe, dann bekomme ich ein positives
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Ergebnis. Das hat sich auch in vielen
Studien schon gezeigt. Leute, die
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pessimistisch an ein Projekt herangehen,
die werden es eher erreichen als die
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Optimisten. Weil die Optimisten nicht mit
Problemen rechnen und dann von diesen
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Problemen in einem Projekt komplett aus
der Bahn geworfen werden, während die
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Pessimisten sagen: Ja stimmt, damit habe
ich gerechnet, und auf diese Weise eher
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zum Erfolg kommen. Man kann das hier an
diesem Beispiel auch noch einmal sagen.
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Was will ich? Das ist die positive
Fragestellung. Was will ich nicht?, ist
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die negative Fragestellung. Und wenn man
jetzt negativ an das ganze Leben
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herangeht, dann setzt man sich einfach das
Ziel: Ich will unglücklich sein. Dann
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stellt man fest, dieses Ziel erreicht man
ziemlich einfach. Kaum erreicht man ein
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Ziel, schon macht einen das glücklich.
Gelächter
-
Wenn ich aber umgekehrt sage: Ich will
glücklich sein, dann merke ich wieder: Es
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gibt sehr viele Optionen, es gibt
Milliarden Optionen. Höchstwahrscheinlich
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werde ich dann, wenn ich eine Option
wähle, denken: Hätte es nicht noch eine
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bessere Option gegeben? Dementsprechend
kann ich mein Ziel eigentlich gar nicht
-
erreichen. Schon bin ich unglücklich. Das
ist sozusagen die Beweisführung, dass eine
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negative Herangehensweise eher zum Glück
führt als eine positive. Dementsprechend
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würde ich auch mit so einer Frage ans
gesamte Leben rangehen: Mit welchen
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Entscheidungen vermurkse ich mein ganzes
Leben? Und mein Leben vom Sterbebett aus
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betrachten. Sätze, die man auf dem
Sterbebett selten hört: Hätte ich doch
-
mehr Zeit im Büro verbracht. Hätte ich bei
der Berufswahl doch auf meine Eltern
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gehört. Oder, habe ich eigentlich den Herd
ausgeschaltet?
-
Gelächter
Den Satz hört man auf dem Sterbebett auch
-
eher selten. Und wenn man als Angehöriger
diesen Satz hört denkt man dann auch eher:
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Hä? Stirb. Gelächter Ja. Was passiert
bevor man im Sterbebett liegt? Hier sehen
-
wir das ganze menschliche Leben schon
schematisch aufgezeichnet.
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Es gibt Geburt, Tod und dazwischen ganz
viel Leere. Der Mensch hält diese Leere
-
traditionell nicht aus deswegen füllt er
sie mit Quatsch.
-
Gelächter
Das war Philosophie und Religion in zwei
-
Folien zusammengefasst.
Gelächter
-
Leere. Quatsch.
Applaus
-
Unser Leben verbringen wir in Gruppen
darum zu streiten welcher Quatsch jetzt
-
stimmt. Das hat die Menschheit immer schon
so gemacht. Vor Zehntausenden von Jahren
-
hat sich die Menschheit gesagt: Warum
donnert es? Bis jemand aus der Gruppe den
-
Vorschlag gemacht hat könnte ein
Donnergott sein. Und alle anderen
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erleichtert gesagt haben: Nehmen wir. So
ist der Mensch dann von Irrtum zu Irrtum
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geeilt. Ein paar 1000 Jahre später sind
wir alle davon ausgegangen, dass die Erde
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eine Scheibe ist. Vor 160 Jahren sind wir
in Mitteleuropa noch davon ausgegangen,
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dass Aderlass eine super Idee ist um
Krankheiten zu heilen. In dem Kontext ist
-
es eher unwahrscheinlich, dass in Hundert
Jahren mal eine Generation auf heute
-
zurückblickt und behauptet ...
Gelächter
-
Applaus
Krass. Die haben echt alles gecheckt.
-
Applaus
-
Wenn wir für einen kurzen Moment ehrlich
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zu uns selbst sind, dann haben wir
eigentlich nur zwei Möglichkeiten woran
-
wir glauben können. Entweder an bereits
widerlegten Quatsch, oder an noch nicht
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widerlegten Quatsch. Und das ist
eigentlich der erste große Unterschied
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zwischen Fundamentalisten und Aufklärern.
Fundamentalisten glauben an bereits
-
widerlegten Quatsch. Aufklärer glauben
ebenfalls an Quatsch, fügen aber noch
-
hinzu: Ist aber der beste Quatsch den wir
bis jetzt herausgefunden haben. Ich möchte
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jetzt etwas ausführlicher auf den
fundamentalistischen Quatsch eingehen,
-
weil der ja in den letzten Jahren ganz
schön viel Erfolg und Rückenwind bekommen
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hat. Ich mache das jetzt einfach mal am
Beispiel des Rassismus in der AfD und ich
-
finde es ist wichtig auch hier weiterhin
zu differenzieren. Nur weil
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Fundamentalisten die ganze Zeit
pauschalisieren und vereinfachen, sollte
-
man das als Aufklärer nicht auch tun.
Deswegen differenziere ich an dieser
-
Stelle ausdrücklich. Natürlich gibt es in
der AfD nicht nur Rassisten, sondern eben
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auch Leute die sagen:
Wir finden Rassisten Okay.
-
Gelächter
Applaus
-
Die im blauen Bereich das sind die
weltoffenen in der AfD. Die Farbwahl ist
-
Zufall.
Gelächter
-
Wie funktioniert die Debatte? Rassisten
sagen erst: Wir sind keine Rassisten. Und
-
dann sagen dumme Menschen:
Ah, okay dann ist ja gut.
-
Herzlich willkommen bei "Hart aber fair".
Applaus
-
Und natürlich gibt es ein grundsätzliches
Problem in einer Demokratie. Man muss
-
anderen Meinungen gegenüber ja tolerant
sein. Aber hier warnt ja Karl Popper vor
-
dem Toleranz Paradoxon. Er sagt, wer auch
der Intoleranz gegenüber tolerant ist der
-
befördert Intoleranz. Oder um es mit Rosa
Luxemburg zu sagen: "Freiheit ist immer
-
die Freiheit des Andersdenkenden." Aber
was ist, wenn der andere denkt dass alle
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das Gleiche denken sollen? Hier verliere
ich die Leute jedes Mal.
-
Gelächter
Machen wir einfach weiter. Wie läuft die
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Debatte um Rassismus zusammengefasst? Im
Prinzip sagen Rassisten erst mal, andere
-
Menschen sind weniger wert als wir.
Vernünftige Demokraten entgegnen darauf
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dann: Bitte verlasst diese Veranstaltung.
Und dann sagen Rassisten: Demokraten, was
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seid ihr nur für Nazis? Also, es gibt
genau diese drei Schritte. Erst kommt die
-
Aggression durch die Rassisten, dann
gibt's die Reaktion der Demokraten und
-
dann gibt's die Opferrolle rückwärts.
Gelächter
-
Applaus
seufzt Irgendwie funktioniert das nicht
-
so wie ich will. Ich glaube das ist ein
Live-Hack jetzt.
-
Gelächter
Zwischenruf
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Ja.
Gelächter
-
Ja, ich hab da nochmal eine andere Folie
zu Aufklärer gegen Fanatiker. Die können
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sich ja auch gar nicht verstehen weil sie
von unterschiedlichen Prinzipien ausgehen.
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Aufklärer gucken sich erst die Fakten an.
Erzählen dementsprechend die Geschichte.
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Fanatiker machen es genau umgekehrt. Sie
denken sich erst die Geschichte aus und
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passen dann alle Fakten der Geschichte an.
Das ist das was das Weiße Haus Alternative
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Fakten nennt. Gucken wir uns mal drei
Beispiele an. Ein Aufklärer betrachtet
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einen Menschen und stellt fest: Jeder
Mensch besteht aus unterschiedlichen
-
Eigenschaften. Er hat z.B. Erfahrungen,
Religion, politische Einstellung,
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psychische Gesundheit, soziales Umfeld,
eine Nationalität. Auch das ist noch eine
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grobe Vereinfachung. Aber das Prinzip wird
deutlich. Jeder Mensch besteht aus
-
unterschiedlichen Eigenschaften. Und dann
kommt ein Fanatiker und sagt: Nee, das'n
-
Moslem.
Gelächter
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Diese Vereinfachung gibt es in allen
Debatten. Nächstes Beispiel. Das Phänomen
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wachsende soziale Ungleichheit. In fast
allen westlichen Gesellschaften geht die
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Schere zwischen Arm und Reich immer weiter
auseinander. Auch hier kann man sich ja
-
einfach mal angucken woran das liegt. Zum
Beispiel an einem sehr ungerechten
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Erbrecht, Maschinen die Menschen die
Arbeitsplätze wegnehmen, Lohnkosten die in
-
anderen Weltregionen niedriger sind. Es
liegt an einer Landflucht, einer alternden
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Gesellschaft und der Finanzkrise von 2008,
die immer noch Schockwellen durch die
-
politischen Landschaften schickt. Als
lösungsorientierte Mensch könnte man jetzt
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sagen: Wir versuchen wenigstens an einer
dieser Schrauben zu drehen. Und dann kommt
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ein Fanatiker und sagt: "Ja, oder wir sagen
einfach Ausländer raus." Das finde ich ist
-
ein faszinierender Ansatz, weil das rechts
links ja gar nicht vorkommt. Das ist also
-
eine kreative Leistung.
Gelächter
-
Applaus
Drittes Beispiel. Das Phänomen Attentate,
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Amokläufe, Anschläge. Auch hier lohnt es
sich einfach mal in der Realität nach zu gucken
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wer die allermeisten Attentate begeht. Das
sind in der Regel Männer, die psychisch
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krank sind, Außenseiter, Rassisten, Mörder
unter 53. Unter 53, dass ist mittlerweile nicht mehr
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aktuell. Seit dem Sommer 2017 müsste da
stehen unter 64. Das bezieht sich auf den
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Amokläufer von Las Vegas. Ich habe mich
aber geweigert diese Folie zu ändern, weil
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ich nicht bereit bin für jedes Arschloch
da, mich, ja
-
Applaus
Was vielleicht am interessantesten ist:
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97% aller Massenmorde gehen auf das Konto
von Männern. Wenn man das Problem also
-
wirklich lösen möchte...
Gelächter
-
Ich habe nichts gesagt. Gehen wir auch
hier nochmal vernünftig ran. Unter 53,
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Mörder, Rassisten, Außenseiter, Männer
wird es wohl immer geben. Bei den
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psychisch Kranken könnte man tatsächlich
menschenfreundlichen Ansatz versuchen und
-
sagen: Wir versuchen die Versorgung von
psychisch Kranken zu verbessern. Und dann
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sagen Fanatiker und Fundamentalisten in
ganz Europa immer: Ja, oder wir verbieten
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einfach Burkas.
Gelächter
-
Das ist ein Beispiel für die
Lösungskompetenz von Fundamentalisten. Die
-
gehen nämlich immer direkt zum Problem.
Gelächter
-
Applaus
Da gibt es glaube ich mittlerweile schon
-
Studien zu. Männer die eine Burka tragen
haben ein enorm hohes
-
Aggressionspotenzial. Wirklich aufregend
fand ich die Debatte nach dem Amoklauf von
-
München. Damals hatte ja ein Rassist mit
Migrationshintergrund andere Menschen mit
-
Migrationshintergrund erschossen. Und
damals hat dann sogar die AfD gesagt: Das
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ist uns zu kompliziert, wir sind raus.
Gelächter
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Einerseits einer von uns, andererseits
nicht. Und die CSU hat sich damals von
-
dieser Komplexität nicht abhalten lassen.
Sie hat einfach das gefordert, was sie
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häufiger fordert, nämlich künftig die
Bundeswehr im Innern einzusetzen. Und das
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fand ich war so ein menschenfreundlicher
Vorschlag, den wollte ich mir mal etwas
-
genauer angucken. Da geht es ja offenbar
darum, dass die Polizei überfordert ist
-
und deswegen die Bundeswehr eingesetzt
werden muss. Und da hab ich mich dann
-
gefragt: Was kann denn die Bundeswehr, was
die Polizei nicht kann? Als Erstes ist mir
-
da eingefallen: Altstädte bombardieren.
Gelächter
-
Ja, es gibt viele Städte die im Zweiten
Weltkrieg vergessen wurden.
-
Gelächter
Applaus
-
Das könnte man in diesen Zug einfach mal
nachholen. Die Wahrscheinlichkeit, dass
-
man bei so einem Flächenbombardement den
Attentäter auch trifft ist ja gar nicht so
-
gering. Die Stelle kam, bis jetzt, neulich
in Dresden am besten an.
-
Gelächter
Applaus
-
Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so
sicher ob die Bundeswehr das wirklich
-
könnte.
Gelächter
-
Ich habe im Sommer gelesen, dass zeitweise
nur vier von den über 100 Eurofightern
-
einsatzbereit gewesen wären. Und ich habe
da gedacht: Schön wenigstens in der
-
Hinsicht in einem Land zu leben, wo das
allen egal ist. Und dann habe ich noch
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heimlich gedacht: Selbst wenn die AfD
irgendwann an die Macht kommen sollte,
-
bräuchte sie dann ja noch zehn Jahre, um
das Militär aufzubauen. Da habe ich in
-
meinem Leben zum ersten Mal gedacht:
Danke, Ursula von der Leyen.
-
Gelächter
Applaus
-
Ich finde es gut, dass sie die hunderten
Hunderten von Millionen lieber
-
Beraterfirmen gibt, als sie in
Militärmaterial zu stecken. Das ist
-
eigentlich eine gute Form von Korruption.
Gelächter
-
Applaus
Naja und ich weiß nicht ob ihr das
-
mitbekommen habt. Vor einigen Wochen haben
sowohl Marcon als auch Merkel die
-
Einführung einer echten europäischen Armee
gefordert. Ich habe damals auf Twitter
-
geschrieben: Das finde ich eine gute Idee,
aber bitte nur nach deutschen Standards.
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Das heißt: Alles unterfinanziert, nichts
kann abheben und wenn es irgendwie eine
-
große Katastrophe gibt, dann vielleicht
ein Moorbrand.
-
Gelächter
Dann schrieb jemand darunter - ich habe
-
leider vergessen wer es war, aber es war
wunderbare Antwort - "Stell dir vor es ist
-
Krieg und keiner kann hin".
Gelächter
-
Applaus
Was kann die Bundeswehr noch, womit die
-
Polizei sicher überfordert wäre? Das ist
der humanitäre Ansatz: Brunnen bohren, die
-
Innenstädte einfach fluten.
Gelächter
-
Dritte Möglichkeit: Schulen bauen direkt
neben dem Anschlagsort, das ist der
-
Verwirrungsmoment. Damit rechnet niemand.
Auch der Attentäter dann so: "Hä? Was soll das?"
-
Dann habe ich mir diese Liste nochmal angeguckt,
habe festgestellt dass das ziemlich albern
-
von mir war. Aber dann ist mir
aufgefallen, dass Horst Seehofer und die
-
CSU immer noch Teil dieser Bundesregierung
sind und dann fand ich das auch albern und
-
dann waren wir quitt.
Gelächter
-
Gucken was jetzt kommt. Ah ja. Ich frage
mich häufig: Was kann ich denn in einer
-
Welt, in der Fakten immer weniger zählen,
auch in einer Welt, wo Donald Trump US-
-
Präsident ist, was kann ich in so einer
Welt als Satiriker noch obendrauf legen?
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Und als mich die sehr gute Partei "Die
Partei" vor etwa zwei Jahren gefragt hat,
-
ob ich nicht auch eine Karriere als
Spitzenpolitiker einlegen will, habe ich
-
gesagt: Hihi okay.
Gelächter
-
Das sah dann im letzten
Bundestagswahlkampf so aus: "Wir geben der
-
Krise ein Gesicht. Die Partei." Das
nächste Plakat war noch schön in Szene
-
gesetzt.
Gelächter
-
Applaus
Eine Journalistin meinte damals zu mir:
-
"Welche Krise"? Und ich so: "Hä, welche
Krise denn nicht?"
-
Gelächter
Aus meiner Sicht gibt es kaum einen
-
Bereich in unserer Gesellschaft, der sich
nicht in einem krassen Umbruch, also in
-
einer Krise befindet. Auch die Parteien
befinden sich natürlich alle in einer
-
großen Krise, auch gerade in einer
Nachwuchskrise. Hier sieht man jetzt das
-
Durchschnittsalter der Parteimitglieder.
Die Grünen sind sozusagen die Jungspunde
-
mit einem Altersschnitt von 50, und dann
geht es hoch bis zur CDU mit einem
-
Altersschnitt von 60. Wobei ich mir sehr
gut vorstellen kann, dass die da auch
-
sprichwörtlich Karteileichen mitrechnen.
Gelächter
-
Ich weiß nicht warum man bei dem
Altersschnitt noch extra eine Organisation
-
namens Senioren-Union braucht.
Zwischenruf
-
Bitte?
Zwischenruf
-
Danke. Gelächter
Man sieht hier auch sehr gut: Die
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Partei ist die Zukunft mit einem
Altersschnitt von 34. Und die Partei wird
-
hier gleichsam genannt auch mit der AfD,
gerade weil beide Parteien jeweils gleich
-
viele Mitglieder haben, um die 30000. Und
der Vorteil für "Die Partei" in diesem
-
direkten Vergleich:
AfD-Mitglieder sind früher tot.
-
Gelächter
Applaus
-
Ein weiteres Motiv aus dem letzten
Bundestagswahlkampf, das war glaube ich
-
etwas ehrlich.
Gelächter
-
Das war mein persönlicher Ansatz: Ich
wollte direkt die größte Wählergruppe
-
Deutschlands ansprechen, die 18 Millionen
Nichtwähler. Ich habe mir gesagt: Warum
-
sind die anderen Parteien so dumm und
kümmern sich nicht um die. Da hab ich eine
-
ziemlich große Marktlücke gesehen. Ich
durfte einen Wahlwerbespot drehen, der
-
auch direkt vor der Tagesschau
ausgestrahlt wurde. Und ich habe
-
argumentiert: Liebe Nichtwähler wenn es
euch egal ist, wer im Bundestag sitzt,
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wäre es dann nicht schön von jemandem
vertreten zu werden, dem es egal ist, dass
-
er im Bundestag sitzt.
Gelächter
-
Applaus
Wir sehen hier einen Screenshot aus diesem
-
Wahlwerbespot. Ich habe auch mittlerweile
überlegt, noch als Reaktion auf Sahra
-
Wagenknechts "Aufstehen"-Bewegung eine
"Liegenbleiben"-Bewegung zu gründen.
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Applaus
Aber aber ich konnte mich bisher dazu noch
-
nicht aufraffen.
Gelächter
-
Vielleicht ein Konstruktionsfehler.
Vielleicht. Was ich sehr erstaunlich
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finde: Dieser Wahlwerbespot war
tatsächlich in den sozialen Medien der
-
meist geteilte Wahlwerbespot überhaupt im
gesamten Wahlkampf. Und ein Medium schrieb
-
dazu: Ja gut, aber es war ja auch der
inhaltsreichste.
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Gelächter
Applaus
-
Ich habe irgendwie Gefallen gefunden am
Prinzip Wahlkampf. Hab mich gefragt:
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Wann kann ich das nächste Mal Wahlkampf
machen? Und da ist mir aufgefallen: Am
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26. Mai 2019 ist Europawahl. Und ich habe
dann Martin Sonneborn, der ja schon im
-
Europaparlament für "Die Partei" sitzt,
gefragt, ob ich nicht auf Listenplatz zwei
-
hinter ihm kandidieren kann. Und er
meinte: "Hihi okay."
-
Gelächter
Applaus
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Es steht noch so gut wie nichts. Ich denke
wir werden eine Woche vor der Wahl mit dem
-
Wahlkampf dann auch beginnen. Und die Idee
ist es aber, einen europäischen
-
Präsidentschaftswahlkampf nach
amerikanischem Vorbild zu gestalten.
-
Sonneborn / Semsrott und dementsprechend
ist das hier ein Entwurf.
-
Mal gucken, kommt das?
Ja.
-
Das ist so ein Entwurf. Und ein - ich
probiere den Slogan jetzt einfach mal,
-
keine Ahnung ob der dann umgesetzt wird,
wenn er jetzt hier gut ankommt vielleicht
-
schon. Ein Slogan im Entwurfsordner ist:
Europa stärken, Deutschland schwächen.
-
Gelächter
Applaus
-
Mein persönlicher Ansatz ist es: Ich würde
gerne Kommissionspräsident werden und wenn
-
ich dann Kommissionspräsident sein sollte
dann werde ich in Europa die Demokratie
-
einführen, notfalls gegen die Mehrheit der
Bürgerinnen und Bürger.
-
Gelächter
Applaus
-
Ja. Kommen wir doch einfach zum nächsten
Thema: Drogenpolitik. Ich weiß nicht, wie
-
wie es euch geht, aber ich musste
Weihnachten jetzt auch mit meiner Familie
-
verbringen. Und ich habe da wie immer
gedacht: Warum muss ich das gerade
-
nüchtern aushalten? Und dann ist mir
aufgefallen: Muss ich ja gar nicht. Ich
-
kann mich mit Weihrauch, Myhrre und
Alkohol zuknallen, auf den Dreiklang des
-
christlichen Vollrausches ist Verlass.
Aber ich habe mich dann auch gefragt:
-
Warum muss ich denn auf eine dieser drei
Drogen zurückgreifen? Alkohol das ist ja
-
höchst riskant, ja. Und deswegen habe ich
mich gefragt: Warum kann ich mich nicht
-
auch unter dem Einfluss einer Droge mit
meiner Familie treffen, die mich gelassen
-
macht? Pling Oder sogar unter dem
Einfluss einer Droge, die mich in meine
-
Familienmitglieder verliebt macht?
PlingGelächter
-
Die Antwort ist klar: Weil Drogenpolitik
in Europa von Alkoholikern gemacht wird.
-
Gelächter
Applaus
-
Machen wir einfach mal ein Quiz. Quiz! Und
vergleichen zwei Drogen miteinander. Stoff
-
A ist bewusstseinsverändernd, hat 1,8
Millionen süchtige Teilnehmer in
-
Deutschland und ist verantwortlich für
74.000 Tote jährlich. Stoff B ist
-
bewusstseinsverändernd, hat 300.000
süchtige Teilnehmer und ist verantwortlich
-
für null Tote jährlich. Jetzt die
Quizfrage: Richtig.
-
Gelächter
Alkohol ist erlaubt, Cannabis verboten und
-
gerade wenn man sich die letzte Zeile
anguckt, versteht man ja auch sofort warum.
-
Applaus
-
Ja. Ich verstehe es nicht. Ich nehme allein
schon aus Protest gegen diese irrationale
-
Drogenpolitik Drogen.
GelächterApplaus
-
Also, vor allem illegale Drogen natürlich.
-
Aber, vernünftiger wäre es natürlich, überhaupt
keine Drogen zu nehmen, aber der Mensch
-
ist ja nicht vernünftig. Er fährt müde
Auto, er spielt Golf und er riecht am
-
Finger mit dem er sich eben noch im
Intimbereich gekratzt hat.
-
Gelächter
Das ist das Niveau auf dem der Mensch
-
eigentlich unterwegs ist. In allen Zeiten
und in allen Kulturen hat der Mensch
-
Drogen genommen, sogar Tiere die Zugang zu
Rauschmitteln haben, berauschen sich. Es
-
ist offenbar ein natürliches Bedürfnis,
sich oben immer mal wieder das Licht aus
-
zu knipsen. Dementsprechend ist die Frage
falsch gestellt. Soll es Drogenhandel
-
geben? Das is eine dumme Frage, weil es
Drogenhandel natürlich immer gibt.
-
Ne kluge Fragestellung wäre: Wer soll den
Drogenhandel bestimmen? Und da gibt's
-
eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
Entweder die Kriminellen oder der Staat,
-
wobei ich da schon häufiger darauf
hingewiesen wurde, dass es da
-
Schnittmengen geben soll.
Gelächter
-
Applaus
Gehen wir einfach mal beide Fragestellungen
-
durch. Wer wird von einer Legalisierung
aller möglichen Drogen profitieren? Als
-
erstes natürlich die Wirtschaft. Denn
Drogenverkauf schafft Arbeitsplätze.
-
Damit habe ich die Diskussion in
in Deutschland eigentlich schon gewonnen.
-
Gelächter
-
Applaus
-
Ich mache jetzt einfach als
Zugabe noch weiter.
-
Wer würde noch von einer
Legalisierung aller möglichen Drogen
-
profitieren? Natürlich Justiz und Polizei,
weil sie sich plötzlich um wichtigere
-
Dinge kümmern könnten als um die
Verfolgung von Konsumenten. Die
-
Konsumenten würden auch noch profitieren,
weil sie plötzlich kein verunreinigtes
-
Zeug, sondern staatlich kontrollierte
Drogen zu sich nehmen könnten. Stichwort
-
Deutsches Reinheitsgebot.
Gelächter
-
Der Staat würde natürlich nicht nur im
Gesundheitsbereich profitieren, sondern
-
natürlich auch durch mehr Steuereinnahmen,
mehr Geld, geil. Und jetzt gucken wir uns im
-
Vergleich noch an wer von einem "Weiter
so" in der Drogenpolitik profitieren würde.
-
Aber es gibt auch noch gute
Argumente von Legalisierungsgegnern: Die
-
sagen zum Beispiel: "Veränderung verwirrt
mich", "Das haben wir noch nie so
-
gemacht", "Nö! Nö! Nö!"
Gelächter
-
Applaus
-
Ja, wir haben das Jahr 2018 und in
Deutschland regiert das alte Reich.
-
Mit dem alten Reich meine
ich die alten Reichen.
-
Ja. Gerade für jüngere Leute stellt sich natürlich
die Frage wie man in dieser Gesellschaft
-
irgendwann mal zu Wohlstand kommen kann.
Und rein theoretisch geht das natürlich
-
über Leistung. Aber das ist nicht einer
der beiden klassischen Wege zum Wohlstand
-
in Deutschland der erste klassische Weg
ist natürlich erben. Der andere wäre ein
-
früheres Geburtsdatum gewesen.
Gelächter
-
Wenn ich 30 Jahre früher auf die Welt
gekommen wäre, würde es mir wirtschaftlich
-
deutlich besser gehen. Man kann das hier
mal an drei willkürlichen Fakten sich
-
raussuchen. 1987 hat man sein Studium im
Schnitt noch mit 28 beendet in
-
Westdeutschland 2017 mit 24. Das ist schon
ein krasser Unterschied, der durch die
-
Bologna-Reform entstanden ist. Damals gab
es noch Kündigungsschutz, heute gibt es
-
Kündigungs-was? Damals hieß es die Rente
ist sicher, heute heißt es dazu nur noch:
-
Ha ha ha ha ha ha ha ha...ha ha ha ha ha....
ha ha ha ha ha. Gelächter
-
Applaus
-
Ohhhh-Ahhhh. Ohhhh-Ahhhhhh.
-
Ist erstaunlich nah beieinander, ne?
Gelächter
-
Ein großes Problem für die Demokratie ist
natürlich die Demografie. Die älteren
-
Wählergruppen, die dominieren in dieser
Demokratie das ganze Politikgeschehen.
-
Natürlich richten sich die Parteien nach
den größeren Wählergruppen aus. Die unter
-
35-Jährigen, die stellen nur etwa 15
Prozent der Wählerinnen und Wähler, sind
-
dementsprechend egal. Und ich hab mich
gefragt wie kann man dieses Problem lösen.
-
Mein Ansatz der leitet sich ab von der
durchschnittlichen Lebenserwartung. Man
-
wird im Schnitt 81 Jahre, wird mit null
Jahren geboren... im Schnitt. Und darf aber
-
erst 18 Jahre später mitwählen und hier
ist auch die naheliegende Frage: Warum ist
-
das nur auf der einen Seite beschränkt?
Gelächter
-
Applaus
-
Das hier wäre ein viel logischerer Ansatz.
Und Leute die in diesem Bereich ab 63
-
unterwegs sind, den kann man ja sagen:
Sei doch froh, dass überhaupt noch lebt.
-
Gelächter
-
Im Menschheitsgeschichtlichen Schnitt seid
ihr eigentlich schon ein paar Jahre tot,
-
das ist eine Zugabe.
Gelächter
-
Neulich kam danach noch ein älterer Herr
auf mich zu und meinte es wäre eine
-
altersdiskriminierende Nummer gewesen und
da habe ich ihm zugestimmt. Ja klar ist
-
das eine altersdiskriminierende Nummer.
Aber das ist ja Satire. Und das wird eh
-
nie in die Tat umgesetzt werden. Das ist
Satire. Während dann in der Realität die
-
gesamte Politik jugenddiskriminierend ist
und da hat er dann auch nichts mehr
-
gesagt.
Gelächter
-
Applaus
-
Ja weil das irgendwie auch zum
Scheitern passt, dachte ich mir ich trag
-
noch einen kurzen Text vor zum Thema
Heiraten. Meine Freundin ist wie mein
-
Ferienhaus, ich habe kein Ferienhaus. Die
meisten Menschen sind sich ja bis zuletzt
-
bei der Partnerwahl nicht sicher. Deswegen
heißt es ja auch Hei-Raten.
-
Gelächter
-
Ich hab schon viel Kritik für diesen Gag
einstecken müssen, aber der bleibt drin.
-
Gelächter
Applaus
-
Ich finde es gibt bei Hochzeiten wie bei
allen anderen gesellschaftlichen Anlässen
-
einfach zuviel Erfolgsdruck. Hochzeiten
sind ja in einem Jahrhundert erfunden
-
worden, in dem viele Menschen nicht älter
wurden als 40. Wenn das Leben so kurz ist,
-
kann man sich schon mal lebenslange Treue
versprechen so nach dem Motto: Okay fünf
-
Jahre mache ich es.
Gelächter
-
Ich bin dafür den Druck herauszunehmen und
auch die Hochzeitsformel ehrlich zu
-
halten. Wollt ihr zusammenbleiben bis ihr
einfach keinen Bock mehr aufeinander habt,
-
dann antwortet jetzt mit meinetwegen.
Gelächter
-
Applaus
-
Ich hab das Gefühl ich werd grad
monatlich zu Hochzeiten eingeladen und ich
-
hab festgestellt meine Bekannten die
feiern keinen coolen Partys mit ihren
-
Freunden die inszenieren Staatsakte.
Ziel der ganzen Veranstaltung ist es
-
offenbar nicht, einen schönen Moment mit
den Nächsten zu teilen. Ziel ist es
-
offenbar eher dem eigenen Perfektions-
image eine weitere Facette hinzuzufügen.
-
Es ist alles so durchinszeniert so auf
Perfektion getrimmt. Ich habe das Gefühl
-
die heiraten nicht einander,
sondern gegen die anderen Paare.
-
Gelächter
Applaus
-
Ich gebe mal ein Beispiel von einer
Hochzeit, die ich am Rande erlebt habe.
-
Das fing schon an mit einer mehrseitigen
durchgelayouteten Einladung die von einem
-
eigenen Hochzeitslogo verziert wurde, dann
gab es ein 48 Stunden Programm im
-
Märchenschloss. Und weil man nichts dem
Zufall überlassen wollte, auch noch einen
-
Dresscode. Nachmittags casual,
die Frauen gerne mit Hut.
-
Gelächter
-
Und wenn man dann noch nicht die Lust
verloren hatte, dann konnte man sich die
-
harmonische Geschichte der Beziehung noch
extra auf der Homepage durchlesen. Ich
-
habe damals gedacht: Wenn die Verpackung
schon so aufwendig ist kann doch was mit
-
dem Inhalt nicht stimmen.
Gelächter
-
Die hatten auf ihrer Homepage eine ganze
Fotoserie veröffentlicht. Ich habe mich
-
gefragt: Wie haben die das gemacht. Ich
glaube ja, die haben zuerst den Fotografen
-
engagiert und dann sind sie
zusammengekommen.
-
Gelächter
Die hatten sogar ein Foto von ihrem
-
Kennenlernen
Gelächter
-
Ich mein, wie kann das abgelaufen sein,
dann muss ja einer von beiden von
-
vornherein mit diesem Plan ins erste Date
gegangen sein, irgendwann die
-
Spiegelreflexkamera gezückt haben und dann
dem anderen gesagt haben: Tschuldigung,
-
ist es Okay für dich, wenn ich jetzt ein
Foto für unsere Hochzeitshomepage mache?
-
Gelächter
-
Das letzte Foto in dieser Reihe war dann
von der Verlobung, sie haben sich am
-
Valentinstag verlobt. In Venedig.
Gelächter.
-
Applaus
-
Ich könnte mich mit dieser Fotoserie
glaube ich nur dann anfreunden, wenn sie
-
die Fortsetzung auch noch erzählen würden.
Ein Foto vom ersten Streit, vom ersten
-
Seitensprung, von der Scheidung, der
nächsten Hochzeit, der übernächsten
-
Hochzeit. Das diese Fotos Story sich wie
in so einer Daily Soap sich immer weiter
-
verästelt und man am Ende gar nicht mehr
weiß, wer war jetzt mit wem zusammen.
-
Das würde ich mir auch wieder angucken.
Gelächter
-
Das habe ich damals übrigens nicht nur
gedacht, das habe ich denen auch geschrieben.
-
Gelächter
-
Unter Komikern sagt man: Lieber einen
guten Freund verlieren als eine gute Pointe.
-
Gelächter
Applaus
-
Ja, waren aber nur Bekannte.
-
Gelächter
Ich merke ohnehin, dass es mir immer
-
schwerer fällt, zwischenmenschliche
Beziehungen zu führen, auch überhaupt neue
-
Freundschaften einzugehen. Neulich habe
ich mich mit 'ner Frau auf 'ner Party
-
unterhalten, habe gesagt: und was machst du
so. Meinte sie, sie sei bei der Deutschen
-
Bank. Meinte ich müssen
wir uns gar nicht erst weiterreden.
-
Gelächter
Da habe ich mich verhaspelt, die Pointe
-
ist baden gegangen. Naja, das haben
Bekannte von mir auf dieser Party
-
mitbekommen, haben gleich eingegriffen,
haben gesagt, das meint er nicht so,
-
meinte ich: doch.
Gelächter
-
Das hat die Situation angespannt gemacht.
Das habe ich auch gespürt, da habe ich ein
-
feines Gespür für. Andere hätten dann
einen Witz gemacht um die Situation
-
aufzulockern, ich habe angefangen zu
weinen, um die Situation noch unangenehmer
-
zu machen.
Gelächter
-
Applaus
Ich bin mit vielen sozialen Situationen
-
völlig überfordert. Ich kann auch mit
Ritualen oft nicht umgehen. Neulich habe
-
ich von Bekannten eine
Geburtsbenachrichtigungkarte erhalten,
-
weil sie geworfen hatten. Kennt ihr das
wenn sie dem Kind so einen merkwürdigen
-
Namen geben, dass ihr so denkt: "Herzlichen
Glückwunsch kannst du nicht schreiben."
-
Gelächter
Applaus
-
Dann habe ich ein halbes Jahr überlegt
Gelächter
-
und geschrieben viel Glück.
Gelächter
-
Bei manchen Themen weiß ich auch da liege
ich auf der falschen Seite dieser
-
Geschichte, aber ich komme dann aus meiner
Haut nicht raus. Da weiß ich eigentlich
-
müsste ich hier toleranter sein, aber ich
schaffe es dann einfach nicht. Neulich
-
meinte jemand zu mir: 11. März das heißt
du bist von Sternzeichen Fische. Halts
-
Maul. Dann habe ich aber sicherheitshalber
gleich hinterher erklärt, dass Fische ein
-
sehr aggressive Sternzeichen ist.
Gelächter
-
Wenn ich gegen alle meine Instinkte doch
mal als Gast auf einer Hochzeit zusage,
-
dann kostet das richtig viel Geld. Alles
muss man selbst bezahlen. Anreise,
-
Unterkunft, Geschenke sowieso. Dann gibt
es diesen grausamen Junggesellenabschied,
-
der auch immer teurer wird. Ich habe
letztes Jahr an drei Hochzeiten
-
teilgenommen und danach erst einmal
Privatinsolvenz angemeldet.
-
Gelächter
Ich finde es so schön, wenn man sich
-
wenigstens mit Geld freikaufen könnte aus
all diesen Zwängen, aber man muss ja auch
-
immer noch mitarbeiten, weil es immer
irgendjemanden gibt, der noch die total
-
tragische Idee hatte ein lustiges
Hochzeits Video zu drehen. Dann wird man
-
als Hochzeitszeitungsredakteur
eingestellt. Wenn ich irgendwann mal
-
heiraten sollte, dann aus Rache.
Gelächter
-
Dann lasse ich meine Gäste auch alles
machen, hier sind die Adressen vom
-
Baumarkt, vom Bastelladen, hier ist die
Wiese, ihr habt eine Woche.
-
Gelächter
Wenn ich ehrlich bin heirate ich
-
vermutlich nie. Verzweiflung ist ein
hartes Wort, aber ich bin auf Dating
-
Portalen unterwegs. Natürlich bin ich auch
bei Parship und was soll ich sagen. Alle
-
elf Minuten verliebt sich niemand in mich.
Gelächter
-
Publikum: Ohhhh.
Ja, das was ich am menschlichen Dasein so
-
krass finde ist, dass tatsächlich alles
widersprüchlich ist. Ich gebe mal so ein
-
Beispiel. Privat bin ich gegen Sklaverei.
Das kann kein guter Satz mehr werden oder?
-
Gelächter
Privat bin ich gegen Sklaverei, aber fast
-
alles was ich an meinem Körper trage,
wurde unter sklavereiähnlichen
-
Bedingungen hergestellt. Machen wir ein
bisschen harmloser weiter.
-
Gelächter
Auch mein Beruf ist schon ein Widerspruch in
-
sich. Ich kann von meiner
Kapitalismus-Kritik leben
-
Gelächter
Applaus
-
Immer häufiger werde ich sogar von
Unternehmen auf Betriebsfeiern eingeladen,
-
Gelächter
um die Stimmung in der Firma aufzulockern.
-
Gelächter
Für mich ist jede Einladung eine neue
-
Beleidigung. Ich mache das aus Prinzip
nicht. Allerdings bin ich ein einziges Mal
-
aus Versehen vor einem Unternehmen
aufgetreten, das war im Rahmen einer Mixed
-
Show. Es waren also noch andere Leute auf
der Bühne, danach kam einer der
-
Mitarbeiter direkt auf mich zu und meinte
Du warst heute mit Abstand der Beste, ich
-
so: "Hä, wieso das denn?" Naja keiner hat
die Stimmung in der Firma so gut
-
wiedergegeben wie du.
Gelächter
-
Es war Microsoft
Gelächter
-
völlig egal, wohin ich gucke, überall
verwickel ich mich in Widersprüche, lande
-
ich in Sackgassen. Neulich habe ich ein
Programm zum Entpacken von Zip Dateien
-
runtergeladen, das Programm war als Zip
verpackt.
-
Gelächter
Wer macht so was.
-
Gelächter
Das nächste ist es banal, aber es macht mich
-
trotzdem fertig: auf älteren
Fotos sieht man jünger aus.
-
Gelächter
Wikipedia sagt Experten sind Menschen, die
-
sich auf einem Fachgebiet auskennen, aber
Experten sagen, Wikipedia solle man nicht
-
trauen.
Gelächter
-
Ich weiß dann immer nicht, hä, was stimmt
denn jetzt, stimmt das eine, das andere,
-
nichts von beidem, beides, ich bin total
überfordert. Und das waren alles harmlose
-
Beispiele im Vergleich zu dem, was sich in
mir drin abspielt. Meine inneren Konflikte
-
finde ich wirklich krass. Ich mache
häufiger die Beobachtung, dass ich mit
-
Bekannten über ein politisches Thema
diskutiere, und dann im nächsten Moment
-
denke singt wenn die weg sind, hole ich
mir einen runter!
-
Gelächter
Ist das bei euch anders? Ist das nicht ein
-
krasses Spannungsfeld, in dem wir als
Menschen alle stecken? Auf der einen Seite
-
sind wir triebgesteuerte Tiere, auf der
anderen Seite aber auch vernunftbegabte
-
Wesen. Es gibt Menschen, die können
richtig gut Geige spielen, das ist das
-
Ergebnis von jahrzehntelangem harten
Proben. Aber selbst in deren Körpern
-
übernehmen immer wieder die Triebe
und dann geht man kacken.
-
Gelächter
-
Das ist das Spannungsfeld des menschlichen
Seins: richtig gut Geige spielen können
-
und kacken. Und die wenigsten
Menschen können gut Geige spielen.
-
Gelächter
Ich mag die Reaktionen an dieser Stelle,
-
weil es grob gesehen zwei Gruppen gibt -
zum einen die Erleichterten, die sagen
-
"Puh, die anderen kacken auch"
Gelächter
-
Die anderen sagen: "Ne, ich kacke nicht,
das ist nicht meine Art." Ich mag beide
-
Reaktionen weil sie zeigen, dass wir in
unserer Kultur, in unserer neoliberalen
-
Quatschgesellschaft unser Tier-Sein
peinlich finden. Wir versuchen es zu
-
verdrängen. Wir rasieren alle Haare ab,
wir übertönen alle Düfte und wenn jemand
-
furzt, dann finden wir das ekelhaft. Man
könnte auch eine lockere Haltung dazu
-
einnehmen und dem anderen zum gelungenen
Stoffwechsel gratulieren. Herzlichen
-
Glückwunsch, du lebst.
Gelächter
-
Und selbst wenn man sich dann entschieden
hat, sich selbst weiter zu optimieren und
-
zu versuchen, eine Maschine zu werden...
Das ist ja eigentlich das Ziel der
-
neoliberalen Quatschgeschichte, dass wir
unser Mensch-Sein, unser Tier-Sein ablegen
-
und selbst zu Maschinen werden, uns selbst
perfekter machen und optimieren. Selbst in
-
dieser Optimierungserzählung gibt es
Widersprüche und es wird dann zum Beispiel
-
gesagt: "Sei ein guter Mensch, mach
Karriere." Da denke ich dann auch immer:
-
"Hä, was denn jetzt?" Es wird auch gesagt:
"Sei du selbst, nimm ab." Das komprimiert
-
die Botschaft von Frauenzeitschriften:
jede Seite im abwechselnd, la la la la la la.
-
Das wäre auch das ehrliche Motto der
Brigitte: "Sei du selbst (Sternchen: minus
-
20 Kilo)". "Hör auf deine Bedürfnisse,
aber benimm dich!" Das ist wieder dieser
-
Grundkonflikt zwischen Vernunft und
Trieben. Und ich merke das immer, dass ich
-
in mir selbst darum streite, versuche ich
mich jetzt wie ein Tier zu verhalten oder
-
wie eine Maschine? Natürlich gibt es
diesen Konflikt auch im Alltag, die ganze
-
Zeit. Wenn ich... Wenn mein Smartphone mir
sagt: "Ich führe jetzt das Update durch.",
-
dann sage ich: "Nee, bitte nicht", die
Maschine sagt: "Doch.", ich sage: "Ok."
-
Oder dieses Captcha-Verfahren, das macht
mich fertig. Wo man auf den zwölf Kacheln
-
all die Kacheln auswählen muss, wo eine
Ampel drauf ist, eine Brücke, das kennt
-
ihr auch. Ich spiele das manchmal
eine halbe Stunde.
-
Gelächter
Wie viele Runden muss man da spielen,
-
damit man endlich weiterkommt?!
Zwischenruf: 9999!
-
9999, okay danke. Das probier ich das
nächste Mal. Und ich finde dieses Verfahren so
-
demütigend, warum muss ich denn der
Maschine beweisen, dass ich keine Maschine
-
bin?!
Applaus
-
Ja. Ich glaube, das ist die Vorstufe davon,
dass die Maschine uns als Haustiere hält.
-
Wir machen das ja so mit Hunden zum
Beispiel. Wir lassen die irgendwelche
-
Kunststücke machen und dann gibt es eine
Belohnung. Und so macht es diese Maschine
-
beim Captcha-Verfahren auch, die sagt:
"Such die Kachel! Such die Kachel!" Und
-
dann: "Feeeein!", und dann kriegt man
eine Belohnung und darf bezahlen.
-
Applaus
Oder wenn ich mit einer Pfandflasche in
-
den Supermarkt gehe, komme ich wirklich an
die Grenzen meiner Fähigkeiten. Ich gehe
-
da zu diesem Leergut-Automaten, tu die
Pfandflasche da rein, und der sagt mir:
-
"Du hast die Flasche falsch eingelegt",
und ich denke nur: "Alter, du hast einen
-
IQ von 0." Andererseits, wer ist hier der
Experte für Pfandflaschen? Und dann
-
beobachte ich mich so, wie ich an so einem
Mittwoch Nachmittag in einem handfesten
-
Konflikt mit einem Leergut-Automaten
stecke. Ruf irgendwann den Supermarkt
-
Mitarbeiter hinzu, damit der unseren
Streit schlichtet. Dann nimmt er mir die
-
Flasche ab, tut sie in den Leergut
Automaten und sagt mir: "Du hast die
-
Flasche wohl falsch eingelegt", und denke
ich nur: "Ich weiß nicht, wie ich nach
-
diesem Erlebnis noch erhobenen
Hauptes durch diesen Tag gehen soll."
-
Manchmal fahre ich mit Autos zum nächsten
Auftritt, weil es nicht anders geht und
-
ich habe festgestellt, die Autos, die
brauchen einen eigentlich auch nicht mehr,
-
die beobachten einen die ganze Zeit.
Neulich meinte ein Auto zu mir: "Müdigkeit
-
erkannt. Bitte Pause machen." und da war
ich auf 180. Da bin ich noch auf der
-
Autobahn nach hinten auf die Rückbank
gegangen, um ein Nickerchen einzulegen,
-
das hat das Auto aber auch gemerkt, mich
zurückgepfiffen und dann habe ich die
-
Fenster runter gemacht, um Frischluft rein
zu lassen. Und dann gab es einen eco Tipp, ja:
-
"Luftwiderstand: Fenster schließen." Einen
eco Tipp, also einen ökologischen Hinweis.
-
Und da dachte ich mir: "Das lasse ich mir
von einem Volkswagen nicht sagen."
-
Applaus
Und dann habe ich die Fenster wieder hoch
-
gemacht. Früher habe ich an dieser Stelle
immer gefragt: "Wollt ihr jetzt das
-
lustige Ende oder das traurige Ende?",
dann hat mal jemand gerufen: "Hauptsache
-
Ende!", seitdem mache ich immer
Hauptsache Ende. Wie lang hab ich noch?
-
Zwischenrufe
Was? Also, ich glaube um 10 Uhr 30 ist hier der
-
nächste Vortrag, oder? Wie lange ich möchte?
Applaus
-
Nicht, dass irgendwann die Speicherkarte
oder das Internet voll ist.
-
Gelächter
Zwischenrufe
-
Ok. Ich weiß nicht, genau wie das...
Zwischenrufe
-
Ok. Ja. Gute Laune. Weil ich eben eh schon
über Triebe und innere Konflikte
-
gesprochen habe, dachte ich, mir ich mache
euch am Ende dieses Demotivations-
-
Workshops noch ein Geständnis, und zwar,
ich bin richtig schlecht im Bett. Ich
-
finde das mittlerweile überhaupt nicht
mehr schlimm. Ich sehe es sogar positiv:
-
zu wissen, dass man schlecht im Bett ist,
heißt ja, dass man Sex hatte.
-
Gelächter
-
Applaus
Ich bin blass, verklemmt und sensibel, in
-
meinem Leben mit Sex keine
Selbstverständlichkeit, eher ein Akt von
-
Gnade. Es gibt noch einen Vorteil, zu wissen,
dass man schlecht im Bett ist: Ich muss im
-
Bett keine Versagensängste mehr haben,
weil ich eh schon weiß, dass ich es nicht
-
drauf habe. Da ist der Druck weg. Trotzdem
hätte ich gern mal einen Dreier: für mich
-
die Möglichkeit, gleich zwei Leute zu
enttäuschen. Eigentlich drei.
-
Gelächter
Immer wenn ich mir einen Porno angucke,
-
dann denke ich: "Hä, das Leben ist doch
eigentlich gar nicht so?!" Das denke ich
-
auch im Alltag sehr oft. "Hä, das Leben
ist doch eigentlich gar nicht so?!", wenn
-
ich mir Werbung angucke, wenn ich
irgendwie auf Instagram bin, wenn ich eine
-
Hochzeitseinladung in der Hand halte, wenn
ich mir Stellenanzeigen angucke. Bei
-
Stellenanzeigen denke ich immer: "Aus
welchem Paralleluniversum kommt ihr
-
denn?!" Immer so unter dem Motto
geschrieben: "Leben Sie Ihre Leidenschaft
-
im Schraubenverkauf aus!" oder auch "Erleben
Sie mit Ihrem Team Abenteuer im
-
Controlling!". Viel Glück. Natürlich sind
wir umgeben von Inszenierung, überall wird
-
so getan, als ob. Und trotzdem... Das war
in der Menschheitsgeschichte immer schon
-
so. Das ist in der ganzen Natur so.
Lebewesen tun so, als ob, um sich selbst
-
Vorteile zu verschaffen. Und trotzdem
glaube ich, dass wir in einer abgefahrenen
-
Zeit leben, weil wir mit 7,6 Milliarden
Artgenossen auf einer globalen
-
digitalisierten Bühne ununterbrochen
miteinander konkurrieren. Das macht einen
-
enormen Erfolgsdruck. Und ich wünschte
manchmal, dass viel mehr über Scheitern
-
geredet wird, um auf diese Weise den Druck
rauszunehmen. Und deswegen muss vielmehr
-
auch das Scheitern gezeigt werden und
deswegen wünsche ich mir persönlich ein
-
YouPorn des Scheiterns, in dem in allen
Videos die Menschen im Bett versagen, zu
-
früh kommen, keinen hoch bekommen, nicht
reinkommen, gar nicht kommen, einen Krampf
-
bekommen. Und da bin ich jetzt nur meine
letzten fünf Male durchgegangen. Neulich
-
kam danach noch eine Zuschauerin auf mich
zu, und meinte: "Das hast du dir doch alles
-
ausgedacht!", und dann sind wir es einzeln
noch einmal durchgegangen. Und dann meinte
-
sie zu allen Beispielen: "Stimmt das
hatte ich auch schon alles!" Klar, weil es
-
normal ist. Es gibt noch mehr Optionen,
den anderen so abturnen, dass es
-
abgebrochen werden muss, einschlafen, sich
streiten. Das hatte ich neulich auch, da
-
hatte ich mal wieder Sex, sie schrie dann
irgendwann: "Mehr, mehr, mehr!" Ich habe
-
dann abgebrochen, weil mir das einfach zu
viel Druck war. Ja, ich habe mich
-
natürlich auch gefragt, kann ich diesen
Demotivations-Workshop wirklich mit so
-
einer merkwürdigen Nummer über mein
Scheitern im Bett beenden? Und dann dachte
-
ich: "Jo." Weil das quasi das
Spannungsfeld dessen ist, was mich
-
interessiert. Aufklärung und Politik und
mein Scheitern im Bett. Warum soll ich an
-
der Stelle so tun, als ob. Und das
erinnert mich an einen Auftritt, den ich
-
vor etwa... Übrigens nur noch drei
Minuten, falls ihr jetzt gehen wollt, noch
-
drei Minuten. Und es gibt keine Pointe
mehr. Also, na ja... Das erinnert mich an
-
einen Auftritt, den ich vor zwei Jahren
hatte. Da war ich in einer psychiatrischen
-
Einrichtung zu Gast, als
Geburtstagsredner. Diese psychiatrische
-
Einrichtung wurde 20 Jahre alt und selten
habe ich mich an einem Anlass so
-
wohlgefühlt wie da. Es waren nur
Wissende im Raum. Vor mir war ein
-
Philosophieprofessor dran, der über
psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt
-
geredet hat und der meinte: "Wir haben ein
riesiges Problem in dieser Gesellschaft,
-
weil wir mittlerweile nicht mehr in einer
Leistungsgesellschaft leben, sondern in
-
einer Erfolgsgesellschaft." Was ist der
Unterschied? In einer
-
Leistungsgesellschaft konnte der Chef noch
genau messen, welcher Arbeitnehmer welche
-
Leistung vollbringt. In einer
Erfolgsgesellschaft sind die einzelnen
-
Tätigkeiten und Jobs so ausdifferenziert,
dass niemand das mehr ernsthaft
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miteinander vergleichen kann. In dieser
neuen Erfolgsgesellschaft ist das Image
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das Entscheidende, also wie erfolgreich
der Einzelne wirkt. Damit man erfolgreich
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wirkt, muss man seine Stärken zeigen, man
muss seine Schwächen verstecken, man muss
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sogar seine Krankheiten verheimlichen,
weil man sonst seinen Arbeitsplatz
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verlieren könnte. Und das ist in dieser
Arbeitswelt eine realistische Angst. All
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dieses "so tun, als ob"...
Applaus
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All dieser Erfolgsdruck, all dieses "so
tun, als ob", das hat ganz am Ende den
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bitteren Effekt, dass Menschen, denen es
schlecht geht denken: "Krass, ich bin ja
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offenbar der Einzige, dem es schlecht
geht, allen anderen geht es offenbar gut."
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Das ist ein Teufelskreis. Ich will in so
einer Gesellschaft nicht leben und das
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ist einer der Gründe, warum ich hier auf
der Bühne manchmal versuche, über meine
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Zweifel, Ängste und mein Scheitern zu
sprechen. Und ich möchte euch am Ende
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dieses Demotivationsworkshops ein einziges
Mal motivieren, das Gleiche auch mal mit
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eurem Sitznachbarn auszuprobieren. Dass
ihr offen über eure Ängste und Zweifel
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sprecht und dass ihr sagt: "So bist du
gescheitert? Respekt." Vielen Dank.
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heftiger Applaus
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Herald: Bevor ihr jetzt alle rausrennt,
bleibt noch mal ganz kurz sitzen, bitte.
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Denn ich hatte eigentlich etwas vor, am
Anfang des Talks zu machen, Nico hat mich
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gebeten, es nicht am Anfang des Talks zu
machen. Wir... Also, dass er auf den Witz
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nicht gekommen ist, weiß ich auch nicht.
Diese Vorstellung hieß "Freude ist nur ein
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Mangel an Informationen." Und hier sitzen
4500 Informationstechniker. Kein Wunder,
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dass, die Hälfte von uns depressiv durch
die Gegend rennt. Darf ich alle bitten,
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ich möchte einmal was gegen Depression
tun, und zwar bei den Leuten, denen es
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wirklich schlecht geht. Viele davon sitzen
unter uns. Darf ich alle die bitten, die
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Depression mal durchgemacht haben und
sich von jemandem die Geschichte anhören
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würden, wo er gerade steht und ihm zu
helfen, den ersten Schritt zu gehen, kurz
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aufzustehen und alle anderen sich einfach
nur auffällig umzuschauen. Dass diese
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Menschen die Chance haben, sich eine
Person herauszusuchen und auf diesem
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Congress anzusprechen. Also alle, die mal
mit jemandem sprechen würden, alle, die
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mal durch Depressionen gegangen sind,
alle, die ein offenes Ohr für euch haben,
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bitte aufstehen.
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Applaus
Herald: Ich hoffe, ihr habt euch jemanden
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rausgesucht, ich hoffe, ihr sprecht sie
an. Weil, wir wollen euch nicht auch noch
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verlieren. Wir sind alle der Congress, wir
sind alle eine Community. Und jetzt zum
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Schluss bitte nochmal ein riesigen
trampelnden Applaus für Nico Semsrott!
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Applaus
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Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
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