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34C3 - Lobby-Schlacht um die ePrivacy-Verordnung

  • 0:00 - 0:16
    34C3 Vorspannmusik
  • 0:16 - 0:21
    Herald: Es ist einiges los in der
    politischen Arena der EU in Sachen
  • 0:21 - 0:27
    Datenschutz. Wie ja einige von euch
    wissen, wird nächstes Jahr die
  • 0:27 - 0:33
    Datenschutz-Grundverordnung wirksam werden
    und das ist bei Weitem noch nicht alles:
  • 0:33 - 0:41
    Momentan findet eine Lobbyschlacht statt
    zu der ePrivacy-Verordnung und was da so
  • 0:41 - 0:45
    alles gerade im Moment passiert, das wird
    uns heute Ingo erzählen. Ingo ist
  • 0:45 - 0:54
    Redakteur bei Netzpolitik und ist auch
    dazu noch im Verein Digitale Gesellschaft
  • 0:54 - 0:59
    und damit wünsche ich Euch einen
    wunderschönen ersten Talk und bitte helft
  • 0:59 - 1:10
    mir mit Applaus für Ingo.
    Ingo Dachwitz: Guten Morgen oder Moin
  • 1:10 - 1:16
    Moin, wie man in Hamburg sagt - Leipzig
    nich - glaub ich. Ganz schön früh ist es.
  • 1:16 - 1:20
    Ich bin ganz überrascht, dass so viele
    hier sind, freut mich sehr. Ich glaube,
  • 1:20 - 1:24
    ich bin noch nie so früh auf dem Kongress
    gewesen. Aber es ist sehr gut, dass es
  • 1:24 - 1:27
    noch so früh ist, weil ich dazu neige
    meine Vorträge und Präsentationen immer so
  • 1:27 - 1:31
    voll mit Inhalten zu packen, dass es
    eigentlich immer viel zu viel ist. Gut,
  • 1:31 - 1:35
    dass ihr noch aufnahmefähig seid. Ich darf
    heute also über ein Stück Politik
  • 1:35 - 1:40
    sprechen, das ich auf netzpolitik.org seit
    gut anderthalb Jahren begleite. Ziemlich
  • 1:40 - 1:44
    von Anfang an - das politische Ringen um
    die ePrivacy-Verordnung oder auch
  • 1:44 - 1:48
    „Verordnung über die Achtung des
    Privatlebens und den Schutz
  • 1:48 - 1:52
    personenbezogener Daten in der
    elektronischen Kommunikation“, wie sie
  • 1:52 - 1:57
    offiziell und handlich heißen soll. Eine
    Verordnung, die die eben schon
  • 1:57 - 2:03
    angesprochene Datenschutzgrundverordnung,
    die ja ab Mai 2018 wirksam ist - oder
  • 2:03 - 2:07
    wirksam wird - ergänzen soll und zwar eben
    für den Bereich der elektronischen
  • 2:07 - 2:12
    Kommunikation und insgesamt ein Thema, das
    in den Medien - in den klassischen Medien,
  • 2:12 - 2:16
    aber auch in den sozialen Medien - so
    wenig Aufmerksamkeit erfährt, dass ich
  • 2:16 - 2:20
    mich zwischendurch einmal gezwungen sehe
    zu solchen Überschriften zu greifen, um
  • 2:20 - 2:24
    irgendwie zu versuchen das Thema an den
    Mensch zu bringen. Deshalb vielleicht mal
  • 2:24 - 2:31
    die Frage, damit ich weiß, sozusagen auf
    was ich mich einstellen kann. Wer von euch
  • 2:31 - 2:36
    hat von der ePrivacy-Verordnung oder von
    dem Thema schon mal gehört, zumindest?
  • 2:36 - 2:42
    Okay, fast alle, sehr gut. Congress ist
    eben doch ein tolles Publikum. Wer würde
  • 2:42 - 2:49
    sagen, er oder sie weiß, worum es genau
    geht? Okay, okay, so hatte ich es mir in
  • 2:49 - 2:54
    etwa erhofft. Also eine ganz gute
    Ausgangsbasis. Und ich nenne dieses
  • 2:54 - 2:58
    politische Ringen um die ePrivacy-
    Verordnung, über das ich heute spreche,
  • 2:58 - 3:01
    wirklich ganz bewusst Lobbyschlacht. Auch
    wenn es natürlich ein bisschen martialisch
  • 3:01 - 3:05
    klingt, weil die Auseinandersetzung um
    diese Verordnung echt heftig ist und die
  • 3:05 - 3:09
    politischen Fronten doch ziemlich starr
    verlaufen. Deshalb auch dieses
  • 3:09 - 3:14
    Hintergrundbild, das die damalige Lobby im
    englischen House of Commons zeigt, wo die
  • 3:14 - 3:19
    Interessenvertreter eben herumlungerten.
    Ich hab das Originalbild von 1886 nur
  • 3:19 - 3:23
    leicht modifiziert. Also eine der
    „schlimmsten Lobby-Kampagnen, die ich je
  • 3:23 - 3:27
    gesehen habe“, zitiert die Transparenz-
    Organisation Corporate Europe einen
  • 3:27 - 3:33
    Parlaments-Insider über den industriellen
    Gegenwind gegen die Verordnung. Ich habe
  • 3:33 - 3:38
    gedacht, wir fangen einfach mal mit ein
    paar Beispielen dafür an. Mit nichts
  • 3:38 - 3:46
    Geringerem als einem Atompilz visualisiert
    die Organisation Werbung Treibende im
  • 3:46 - 3:52
    Markenverband die ePrivacy-Verordnung und
    ihre Konsequenzen. Also so viel zur
  • 3:52 - 3:57
    martialischen Rhetorik. Die OWM, das ist
    ein Branchenverband, in dem von Adam A wie
  • 3:57 - 4:02
    Adam Ritter oder Alfred Ritter GmbH oder
    Adam Opel GmbH über D wie Deutsche Telekom
  • 4:02 - 4:07
    bis zu VW Volkswagen, W wie Wüstenrot, so
    ziemlich viele große deutsche Unternehmen
  • 4:07 - 4:15
    vertreten sind. Also eine ePrivacy-
    Verordnung als Atomeinschlag oder dieses
  • 4:15 - 4:19
    Statement von Thomas Duhr, Vizepräsident
    des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft
  • 4:19 - 4:25
    BVDW. Der sagt, die Verordnung negiere
    fundamentale Prinzipien der digitalen
  • 4:25 - 4:32
    Wirtschaft. „Das Internet wie wir es heute
    kennen wird es damit nicht mehr geben“ Und
  • 4:32 - 4:35
    ich habe noch ein drittes Beispiel zum
    Einstieg mitgebracht. Diesmal ein Film,
  • 4:35 - 4:38
    produziert von einem breiten Bündnis
    europäischer Handels-, Verlags- und
  • 4:38 - 4:45
    Werbeverbände, und ich hoffe das
    funktioniert jetzt. Das Video läuft...
  • 4:45 - 4:52
    aber der Ton nicht.
    Video: "2018. Europe is the tech mecca.
  • 4:52 - 5:02
    Startups are flourishing, consumers are
    enjoying the best apps avail... 2018..."
  • 5:02 - 5:06
    ID: Nö, daran kann's nicht liegen.
    Video: "Europe is the tech mecca. Startups
  • 5:06 - 5:11
    are flourishing, consumers are enjoying
    the best apps available and revenue from
  • 5:11 - 5:19
    data-driven ads helps make that possible.
    Until one day, the apps go dark. Data-
  • 5:19 - 5:26
    driven advertising is... 2018. Europe is
    the tech mecca. Startups are flourishing,
  • 5:26 - 5:31
    consumers are enjoying the best apps
    available and revenue from data-driven ads
  • 5:31 - 5:38
    helps make that possible. Until one day,
    the apps go dark. Data-driven advertising
  • 5:38 - 5:46
    is no more. Less revenue, fewer startups,
    fewer apps. An app-less future consumers
  • 5:46 - 5:54
    never saw coming. from tech mecca to tech
    wasteland. Enter the App-ocalypyse. Coming
  • 5:54 - 6:13
    soon to cinemas."
    dramatische Musik
  • 6:13 - 6:16
    ID: Ja, habt Ihr auch schon alle Angst,
    dass eure Apps plötzlich ausfallen?
  • 6:16 - 6:22
    Lachen ..., weil der Datenschutz das
    Internet kaputt macht? Das soll es an
  • 6:22 - 6:25
    Schauermärchen dann zum Einstieg aber auch
    schon mal gewesen sein. Stattdessen will
  • 6:25 - 6:28
    ich euch jetzt erst mal kurz erzählen, was
    euch erwartet in den nächsten hoffentlich
  • 6:28 - 6:30
    fünf Minuten. Timing ist nicht ganz so
    meine Stärke, aber ich versuche es mal
  • 6:30 - 6:35
    hinzubekommen. Ich will heute zeigen warum
    das Internet, wie wir es kennen...
  • 6:35 - 6:37
    parallel laufende Musik
    Video: "Within its digital single market
  • 6:37 - 6:39
    the European Union..."
    Lachen
  • 6:39 - 6:44
    ID: Okay, ich will zeigen, warum sich das
    Internet, wie wir es kennen - um das Zitat
  • 6:44 - 6:49
    mal aufzugreifen - durch die ePrivacy-
    Verordnung tatsächlich etwas grundsätzlich
  • 6:49 - 6:52
    verändern könnte. Wieso das aber
    eigentlich etwas Begrüßenswertes ist und
  • 6:52 - 6:56
    was Martin Sonneborn mit der ganzen
    Geschichte zu tun hat. Dazu werde ich in
  • 6:56 - 6:59
    meinem Vortrag heute primär zwei Dinge
    machen. Zum einen möchte ich verständlich
  • 6:59 - 7:03
    machen, worum es eigentlich geht in der
    ePrivacy-Verordnung, und zum anderen
  • 7:03 - 7:06
    möchte ich über den Entstehungsprozess und
    den aktuellen Stand des Verfahrens
  • 7:06 - 7:10
    sprechen und auf das Lobbying und die
    schlimmsten Mythen eingehen, die über
  • 7:10 - 7:16
    diesen Verordnungsvorschlag in Umlauf
    gebracht werden. Um das zu machen, will
  • 7:16 - 7:20
    ich allerdings zuerst nochmal, bevor ich
    in die Details schaue, kurz auf den
  • 7:20 - 7:26
    Kontext sozusagen eingehen, über den ich
    heute sprechen... ..., indem wir über
  • 7:26 - 7:29
    Datenschutz und Privatsphäre in der
    digitalen Kommunikation sprechen. Und
  • 7:29 - 7:35
    dieser Kontext, das ist für mich der
    gesellschaftliche Konflikt um die
  • 7:35 - 7:39
    Kontrolle von personenbezogenen Daten.
    „Data Wars“, um mal im Bild zu bleiben
  • 7:39 - 7:45
    könnte man quasi sagen und die ePrivacy-
    Verordnung ist eben nur ein Schlachtfeld
  • 7:45 - 7:48
    oder ein Ort, an dem die
    Auseinandersetzung stattfindet, denn was
  • 7:48 - 7:52
    wir derzeit erleben, ist, wie ein neues
    Wirtschaftsmodell etabliert wird, bei dem
  • 7:52 - 7:56
    es nicht mehr in erster Linie darum geht
    gute Produkte oder gute Dienstleistung
  • 7:56 - 8:01
    herzustellen, sondern eben möglichst viel
    Wissen in Form von Daten anzuhäufen. Ein
  • 8:01 - 8:04
    Wirtschaftsmodell, in dem auch persönliche
    Informationen eben nicht mehr in erster
  • 8:04 - 8:10
    Linie schützenswerte Güter sind, sondern
    handelbare Waren. Das Öl oder der Rohstoff
  • 8:10 - 8:14
    der Zukunft, wie es viele - nicht zuletzt
    Bundeskanzlerin Angela Merkel - eben
  • 8:14 - 8:18
    nennen. Und wir erleben derzeit ja eine
    andauernde Auseinandersetzung darum, wer
  • 8:18 - 8:24
    diese persönlichen Daten kontrolliert, wer
    sie erzeugen und sammeln, handeln,
  • 8:24 - 8:29
    verknüpfen, auswerten, nutzen und
    verwerten darf. Wenn wir zum Beispiel
  • 8:29 - 8:34
    Datenskandale erleben derzeit, all die
    Gerichtsverfahren... Max Schrems spricht
  • 8:34 - 8:41
    heute oder morgen, glaube ich. Die
    politischen Kämpfe um Datenschutz, da wird
  • 8:41 - 8:47
    es sozusagen greifbar, der Konflikt um
    dieses neue Wirtschaftsmodell. Und ich
  • 8:47 - 8:51
    will, bevor ich eben auf diese Verordnung
    gucke, mir dieses zugrunde liegende
  • 8:51 - 8:55
    Geschäftsmodell noch mal kurz als Kontext,
    als Horizont quasi für heute in Erinnerung
  • 8:55 - 8:58
    rufen. Das ist wahrscheinlich den meisten
    hier schon bekannt, kann aber nicht
  • 8:58 - 9:01
    schaden, das vielleicht nochmal zu hören.
    Allen, die sich stärker damit
  • 9:01 - 9:04
    auseinandersetzen wollen, mit diesem
    Geschäftsmodell der kommerziellen
  • 9:04 - 9:09
    Überwachung, kann ich nur den Talk von
    Wolfie Christl vor einem Jahr empfehlen,
  • 9:09 - 9:13
    auf den und dessen Studien und Erhebungen
    werde ich mich auch im Folgenden so ein
  • 9:13 - 9:17
    bisschen stützen. Und ich versuche mal
    dieses Geschäftsmodell in 4 Phasen oder
  • 9:17 - 9:22
    anhand von 4 Phasen zu beschreiben und mal
    kurz in diese Phasen rein zu gucken. Das
  • 9:22 - 9:27
    erste ist quasi die Datafizierung von fast
    allem. Inzwischen lässt sich fast das
  • 9:27 - 9:33
    ganze komplette Leben in Datenform eben
    aufzeichnen: Vom Konsum, also Online-
  • 9:33 - 9:38
    Shopping, Kreditkarten-Daten bis zu
    Bonus-Systemen, über das vernetzte Zuhause
  • 9:38 - 9:42
    von Sprach-Assistenzsystem wie Alexa und
    Co, über smarte Zahnbürsten bis zum
  • 9:42 - 9:46
    vernetzten Sexspielzeug, das Thema
    Gesundheit vom Fitness-Armband bis zur
  • 9:46 - 9:50
    App, für das Tracking von
    Menstruationszyklen und natürlich der
  • 9:50 - 9:54
    Bereich Kommunikation von Suchmaschinen
    und Nachrichten-Webseiten über Messenger,
  • 9:54 - 10:00
    soziale Netzwerke, Dating-Anwendungen bis
    hin zu Smart-TVs und einem Großteil aller
  • 10:00 - 10:06
    Anwendungen für mobile Geräte. Und hier
    greife ich einfach mal auf eine Grafik von
  • 10:06 - 10:12
    Wolfe Christl zurück, der auf dem Feld
    wirklich sehr lesenswerte Arbeit gemacht
  • 10:12 - 10:16
    hat, um dieses Geschäfts-Modell und dieses
    Wirtschafts-Modell eben anschaulich zu
  • 10:16 - 10:21
    machen und dessen Konsequenzen einmal
    visualisiert, welche Daten sind eigentlich
  • 10:21 - 10:25
    über Konsumenten, Verbraucher, Nutzer
    früher angefallen und welche sind es
  • 10:25 - 10:34
    heute, eigentlich eben ein umfassendes
    Bild. Und es wird eben deutlich,
  • 10:34 - 10:39
    es geht dabei nicht nur um Daten,
    klassische, also einfache Daten
  • 10:39 - 10:43
    wie Geburtsdaten oder Ähnliches,
    sondern es ist...
  • 10:43 - 10:47
    sind auch die fluiden Dinge, sind
    Emotionen, Identitäten, Verhalten,
  • 10:47 - 10:52
    Eigenschaften, die in Daten aufgegriffen
    werden und ich geh hier an der Stelle,
  • 10:52 - 10:55
    weil wir heute über den Bereich der
    elektronischen Kommunikation sprechen,
  • 10:55 - 11:00
    noch mal ein bisschen stärker auf das Feld
    ein. Studien zufolge oder einer Studie
  • 11:00 - 11:05
    zufolge sind es zwischen 85 und 95 Prozent
    der beliebten Apps in Australien,
  • 11:05 - 11:10
    Brasilien und Deutschland, die Daten an
    Drittparteien senden, selbst 60 Prozent
  • 11:10 - 11:17
    der bezahlten Apps. Und wenn man mal nicht
    in den App-Bereich guckt, sondern ins Netz
  • 11:17 - 11:22
    dann haben wir natürlich die omnipräsenten
    Cookies. Aber wenn wir eben über Web-
  • 11:22 - 11:25
    Tracking sprechen, also das Nachverfolgen
    und Mitschneiden unseres Surfverhaltens,
  • 11:25 - 11:29
    dann geht es eben schon lange nicht mehr
    nur um einfache Cookies, denn seitdem das
  • 11:29 - 11:33
    Bewusstsein bei den Nutzerinnen und
    Nutzern dafür gestiegen ist, dass sie mit
  • 11:33 - 11:37
    Hilfe von Tracking mit Cookies verfolgt
    werden, haben sich ja sozusagen
  • 11:37 - 11:42
    Abwehrmaßnahmen entwickelt. Cookies
    löschen lassen nach jeder Session und so
  • 11:42 - 11:48
    weiter. Aber Firmen entwickeln eben
    entsprechend neue Methoden, um das
  • 11:48 - 11:51
    Verhalten aufzuzeichnen, Tracking, online-
    Tracking durchzuführen, von Zombie
  • 11:51 - 11:55
    Cookies, die sich selbst der
    wiederherstellen, bis zum Fingerprinting-
  • 11:55 - 11:59
    Device oder Browser Fingerprinting, bei
    dem Nutzer_innen von Webseiten mitten...
  • 11:59 - 12:03
    mittels der Einstellungen der verwendeten
    Software oder des Gerätes wiedererkannt
  • 12:03 - 12:11
    werden, ohne dass dafür Cookies benötigt
    werden müssen. Und eine Studie aus 2015,
  • 12:11 - 12:15
    eine Erhebung aus 2015 ist zu der
    Erkenntnis gekommen, dass 90 Prozent der
  • 12:15 - 12:20
    eine Million meistbesuchten Webseiten
    Nutzerdaten an Drittparteien weiterleiten.
  • 12:20 - 12:25
    Und das gilt insbesondere auch für den
    Bereich der Nachrichten und Informationen,
  • 12:25 - 12:29
    also nicht nur wir lesen, was auf den
    Nachrichtenseiten passiert, sondern die
  • 12:29 - 12:34
    Nachrichtenseiten lesen uns, jedenfalls
    die meisten Nachrichtenseiten,
  • 12:34 - 12:38
    netzpolitik.org nicht. Kann man an der
    Stelle ja mal kurz sagen. Aber das Tech
  • 12:38 - 12:43
    Collective hat ein Tool bereitgestellt,
    trackography, mit dem man eben
  • 12:43 - 12:46
    nachvollziehen kann, auf welchen
    Nachrichtenseiten man verfolgt wird und
  • 12:46 - 12:51
    von wem. Und sind eben darauf gekommen,
    dass alleine wenn man auf Spiegel, Heute,
  • 12:51 - 12:56
    Zeit, Bild und taz geht, es über 108
    Verbindungen mit Drittparteien gibt, die
  • 12:56 - 13:01
    eigentlich nichts mit dem Service zu tun
    haben. Also der erste Schritt, die erste
  • 13:01 - 13:06
    Phase, die Datafizierung von Allen. Die
    zweite Phase ist die Kommodifizierung von
  • 13:06 - 13:13
    Daten, also Daten werden Waren, handelbare
    Waren. Waren, die von spezialisierten
  • 13:13 - 13:18
    Händlern, Data Brokern, verknüpft werden,
    veredelt werden , ausgewertet werden und
  • 13:18 - 13:22
    eben gehandelt werden. Diese führen
    Informationen über Menschen aus
  • 13:22 - 13:25
    unterschiedlichen Quellen zusammen in
    Profilen und bieten diese zum Kauf an.
  • 13:25 - 13:30
    Hier mal zwei Beispiele, auch wieder aus
    der Arbeit von Wolfie Christl. Der
  • 13:30 - 13:34
    Datenhändler Acxiom zum Beispiel verfügt
    nach eigenen Angaben über Informationen
  • 13:34 - 13:39
    über 700 Millionen Menschen in den USA und
    Europa mit bis zu 3.000 einzelnen
  • 13:39 - 13:45
    Attributen und Scores pro Person. Dazu
    zählen dann Informationen wie
  • 13:45 - 13:50
    Einkaufsverhalten, Gesundheits-Interessen,
    aber eben auch das Kommunikationsverhalten
  • 13:50 - 13:55
    und ganz klassische sozio-demografische
    Daten. Und auch Oracle, ehemals ja ein
  • 13:55 - 14:00
    Softwarekonzern, inzwischen einer der
    größten Data Broker, wirbt damit dass sie
  • 14:00 - 14:05
    Profile über zwei Milliarden Nutzerinnen
    und Nutzer haben, in denen sie
  • 14:05 - 14:09
    unterschiedliche Daten aus
    unterschiedlichen Quellen zusammenführen.
  • 14:09 - 14:13
    Diese Daten landen dann übrigens wieder
    bei sozialen Netzwerken, zum Beispiel
  • 14:13 - 14:19
    Facebook und Snapchat kaufen
    beispielsweise von Oracle wieder Daten
  • 14:19 - 14:22
    über ihre Nutzerinnen und Nutzer, um
    sozusagen das Profil von denen zu
  • 14:22 - 14:27
    vervollständigen, unter anderem über das
    Offline-Einkaufsverhalten der
  • 14:27 - 14:31
    Überwachungsforscher David Lyon spricht
    von kafkaesken Datenflüssen, die für
  • 14:31 - 14:34
    Nutzerinnen und Nutzer überhaupt nicht
    mehr nachvollziehbar sind und wo sie nie
  • 14:34 - 14:38
    wissen, an welchem Punkt sie von wem jetzt
    gerade eigentlich bewertet werden. So, die
  • 14:38 - 14:42
    dritte Phase ist die Auswertung. Da könnte
    man natürlich jetzt auch viel zu erzählen.
  • 14:42 - 14:48
    Big Data Mining und Predictive Analytics:
    hier nur mal ein kurzer Überblick über
  • 14:48 - 14:54
    3 Studien, die etwas über die Aussagekraft
    oder die Vorhersagekraft von
  • 14:54 - 15:00
    personenbezogenen Daten eben aussagen.
    Beispielsweise die Analyse... Vorhersage
  • 15:00 - 15:03
    von bestimmten
    Persönlichkeitseigenschaften anhand von
  • 15:03 - 15:09
    Facebook-Likes, wo laut dieser Studie
    beispielsweise in den USA Ethnizität oder
  • 15:09 - 15:15
    Geschlecht jeweils binär codiert mit
    extrem hoher Wahrscheinlichkeit
  • 15:15 - 15:21
    vorhergesagt werden können anhand von nur
    einer Handvoll Likes. Und Facebook selbst
  • 15:21 - 15:25
    beispielsweise wurde im vergangenen Jahr
    dabei erwischt, wie sie bei einer
  • 15:25 - 15:29
    australischen Bank damit Werbung gemacht
    haben, dass diese Bank über das targeted
  • 15:29 - 15:35
    advertising-Tool von Facebook, emotional
    verletzliche Jugendliche - Zitat, ist das -
  • 15:35 - 15:39
    ausfindig machen können und sie genau in
    den Momenten ansprechen können, in denen
  • 15:39 - 15:46
    sie sich - Zitat - wertlos fühlen, um dann
    mit ihrer Werbung sie zu erreichen. Also
  • 15:46 - 15:51
    so viel zur Analyse und dann natürlich,
    darum geht es am Ende, die Entscheidungen, die
  • 15:51 - 15:56
    auf Grundlage dieser Datenbasis
    getroffen werden. Von der Personalisierung
  • 15:56 - 16:00
    von Nutzungsumgebungen über Targeted
    Advertising, Customer Relationship
  • 16:00 - 16:03
    Management - wie lange muss ich in der
    Warteschlange in der Service-Hotline
  • 16:03 - 16:07
    warten, kriege ich Gutscheine zugeschickt?
    Dann natürlich der große Bereich Scoring,
  • 16:07 - 16:11
    also, wie werde ich bewertet in Hinblick
    auf meine Kreditwürdigkeit, Handyverträge,
  • 16:11 - 16:17
    Versicherungen. Natürlich sozusagen
    sprechen wir hier an der Stelle über
  • 16:17 - 16:21
    einerseits über Praktiken, die - Scoring
    im Bankenbereich oder im Kredit-Bereich -
  • 16:21 - 16:26
    schon seit Jahrzehnten praktiziert werden.
    Und wenn wir zum Beispiel über den Einsatz
  • 16:26 - 16:29
    von Scoring im Versicherungsbereich
    sprechen, über etwas das tendenziell noch
  • 16:29 - 16:34
    eher in der Zukunft liegt, aber wo die
    Modelle sozusagen der Auswertung des, oder
  • 16:34 - 16:39
    der Berechnung des Konsumenten, oder des
    versicherten Verhaltens und eine
  • 16:39 - 16:44
    dementsprechend angepasste
    Versicherungsprämie schon in den
  • 16:44 - 16:49
    Startlöchern stehen quasi. Und natürlich
    nicht zu vergessen: staatliche Datenbanken
  • 16:49 - 16:52
    und Analyse-Systeme, die eben Muster
    erkennen, Verdächtige generieren,
  • 16:52 - 17:03
    Verhalten vorhersagen sollen. Genau. Ok,
    so viel mal zum Kontext, vielleicht nochmal
  • 17:03 - 17:09
    eben der Blick auf die Risiken, auch das
    ist eigentlich bekannt und gut diskutiert.
  • 17:09 - 17:17
    Nur um sie hier als Kontext nochmal mit
    aufzuführen. Dort wo Daten vorhanden sind,
  • 17:17 - 17:20
    große Datenbanken, da gibt's natürlich
    ein Interesse auch von Kriminellen da
  • 17:20 - 17:27
    ranzukommen oder öffentliche Datenlecks.
    Es sei nur erinnert an den Fall der... den
  • 17:27 - 17:32
    Ashley-Madison-Hack, bei dem plötzlich
    bekannt wurde, wer alles einen
  • 17:32 - 17:39
    Seitensprung-Service benutzt, staatliche
    Zugriffe, Fehlinterpretationen, weil
  • 17:39 - 17:44
    natürlich diese Vorhersage-Modelle auf
    Datenbasis, die Big Data-Vorhersage-
  • 17:44 - 17:48
    Modelle auf Korrelationen und nicht auf
    Kausalität beruhen und man die Realität
  • 17:48 - 17:55
    eben nur bedingt in Datenform erfassen
    kann. Die Macht-Asymmetrien und
  • 17:55 - 17:59
    Manipulations-Potenziale, die damit
    einhergehen, dass zu einer gewissen
  • 17:59 - 18:02
    Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden
    kann, wie lange ich denn beispielsweise in
  • 18:02 - 18:06
    der Warteschleife einer Telefon-Hotline
    bleiben würde und wie lange man mich
  • 18:06 - 18:12
    warten lassen muss, damit ich als nerviger
    Kunde wieder aufgebe. Diskriminierung, die
  • 18:12 - 18:18
    reproduziert wird, weil sie in den
    Daten steckt. Und die sogenannten chilling
  • 18:18 - 18:24
    effects, dadurch dass Menschen eben die
    Kontrolle über die kontextuelle Integrität
  • 18:24 - 18:28
    der von ihnen preisgegebenen und über sie
    gesammelten Informationen verlieren und
  • 18:28 - 18:31
    sie gleichzeitig eben wissen, dass ihre
    Lebenschancen davon abhängen können, was
  • 18:31 - 18:39
    andere mit und aus diesen Informationen
    machen. Soviel zum Kontext. Fassen wir
  • 18:39 - 18:43
    zusammen: Das Internet wie wir es kennen,
    um das Zitat aufzugreifen, heißt heute
  • 18:43 - 18:48
    leider eben auch, dass es in weiten Teilen
    ein kommerziell überwachtes Internet ist,
  • 18:48 - 18:52
    bei dem die Nutzer entmündigt werden. Der
    informationelle Kontrollverlust ist fester
  • 18:52 - 18:58
    Bestandteil dieses Geschäftsmodells, das
    eben darauf basiert, dass die Einen
  • 18:58 - 19:02
    durchleuchtet werden und vorhersagbar
    werden und die sich eben nicht besonders
  • 19:02 - 19:08
    gut wehren können, dadurch dass die
    Analyse- und Erhebungsverfahren im Dunkeln
  • 19:08 - 19:13
    liegen. Nicht verwunderlich ist es, dass
    eine repräsentative EU-Umfrage 2015
  • 19:13 - 19:18
    deshalb ergab, dass 32% der Deutschen
    ihren Internet... dass nur 32%
  • 19:18 - 19:21
    der Deutschen ihren Internet- und
    Telefon-Anbietern vertrauen, für den
  • 19:21 - 19:27
    restlichen Bereich der Internet-Wirtschaft
    waren es nur 19 Prozent, die Vertrauen
  • 19:27 - 19:32
    hatten in diese Unternehmen. Und auf
    diesen informationellen Kontrollverlust
  • 19:32 - 19:36
    kann man natürlich auf unterschiedliche
    Arten reagieren. Die einen halten diese
  • 19:36 - 19:40
    Entwicklung für unaufhaltbar und predigen
    sozusagen vermeintlich pragmatisch den
  • 19:40 - 19:45
    Kontrollverlust als Chance. So
    beispielsweise der Psychologe Michal
  • 19:45 - 19:50
    Kosinski, der ein bisschen bekanntgeworden
    ist dadurch, dass er einige der zentralen
  • 19:50 - 19:55
    so Studien gemacht hat zum Thema
    Vorhersage durch Big Data und der eben
  • 19:55 - 20:00
    unfreiwilligerweise das Modell für
    Cambridge Analytica, das Grundmodell für
  • 20:00 - 20:03
    Cambridge Analyticas
    Persönlichkeits-Analysen geschaffen hat.
  • 20:03 - 20:06
    Der sagte aber eben bei einer
    Veranstaltung in Berlin in diesem Jahr
  • 20:06 - 20:13
    im Sommer, dass es ja eine Chance wäre,
    wenn erst einmal alles bekannt wäre, und
  • 20:13 - 20:16
    hat sozusagen als Beispiel gebracht, dass
    auch in autoritär-patriarchalen
  • 20:16 - 20:20
    Gesellschaften beispielsweise, wenn erst
    mal bekannt wäre, wer alles homosexuell
  • 20:20 - 20:28
    ist, dann würde die Diskriminierung
    aufhören. Okay, andere sehen quasi die
  • 20:28 - 20:32
    Schwierigkeiten und Risiken, die mit
    diesen... mit dieser Entwicklung
  • 20:32 - 20:36
    einhergehen, geben sich aber damit
    zufrieden, sich selbst zu schützen,
  • 20:36 - 20:40
    Stichwort "works for me", und wieder
    andere versuchen, ein gewisses Maß an
  • 20:40 - 20:43
    Kontrolle wiederherstellen, indem sie
    Technologie gestalten, die entweder mit
  • 20:43 - 20:48
    möglichst wenig persönlichen Daten
    auskommt oder Nutzern, Nutzerinnen und
  • 20:48 - 20:52
    Nutzern, Informationen und
    Wahlmöglichkeiten an die Hand gibt, indem
  • 20:52 - 20:55
    sie andere aufklären und ihnen Mündigkeit
    ermöglichen oder eben, indem sie politische
  • 20:55 - 21:00
    Rahmenbedingungen und Grenzen festlegen
    und für deren Durchsetzung sorgen. Darum
  • 21:00 - 21:04
    geht es ja beim Datenschutz, letztendlich.
    Es geht nicht darum, Datenflüsse zu
  • 21:04 - 21:08
    verhindern, sondern klare Grenzen dafür
    festzulegen, in welchen Bahnen sie
  • 21:08 - 21:16
    passieren. Und jetzt nach dem Kontext zur
    eigentlichen Verordnung. Denn genau darum
  • 21:16 - 21:19
    geht es bei der ePrivacy-Verordnung: klare
    Rahmenbedingungen zu schaffen für den
  • 21:19 - 21:24
    Umgang mit Kommunikations-Daten. Und auch
    hier nochmal ein paar Zahlen: eine
  • 21:24 - 21:29
    statistisch repräsentative Umfrage der EU-
    Kommission hat ergeben aus dem Jahr 2015,
  • 21:29 - 21:34
    dass etwa 90 Prozent der EU-Bürger für
    datenschutzfreundliche Voreinstellungen,
  • 21:34 - 21:39
    beispielsweise gegen Tracking sind und für
    das Recht auf verschlüsselte Kommunikation
  • 21:39 - 21:43
    und dass 71 Prozent es ablehnen, dass
    Unternehmen ihre Daten ohne ihre
  • 21:43 - 21:48
    Zustimmung verwenden. Und nachdem ich
    jetzt schon so oft erwähnt habe, schauen
  • 21:48 - 21:52
    wir uns die Verordnung tatsächlich mal an,
    beziehungsweise noch ein ganz kurzer Blick
  • 21:52 - 21:57
    auf ihren Vorgänger: Die ePrivacy-
    Richtlinie aus dem Jahr 2002 - in der EU
  • 21:57 - 22:02
    gibt es ja zwei unterschiedliche sozusagen
    Rechtsinstrumente oder
  • 22:02 - 22:07
    Gesetzesinstrumente, das eine sind die
    Richtlinien, das schwächere Instrument,
  • 22:07 - 22:10
    das von den Mitgliedsstaaten immer noch
    umgesetzt werden muss in nationales Recht,
  • 22:10 - 22:15
    und die Verordnungen, die unmittelbare
    Wirkung entfalten in den Mitgliedstaaten,
  • 22:15 - 22:19
    die eben das stärkere, verbindlichere
    Instrument sind - und seit 2002 gibt es
  • 22:19 - 22:22
    eine ePrivacy-Richtlinie, die jetzt
    abgelöst werden soll, weil sie nicht mehr
  • 22:22 - 22:26
    wirklich funktional ist, weil sie
    beispielsweise den Kommunikationswandel
  • 22:26 - 22:34
    der letzten Jahre nicht abdeckt. Wenn man
    sich mal zwei Zahlen vor Augen hält: 2012
  • 22:34 - 22:38
    haben die Menschen in Deutschland über 160
    Millionen SMS-Nachrichten verschickt und
  • 22:38 - 22:44
    20 Millionen WhatsApp-Nachrichten, 2015
    waren es weniger als 40 Millionen SMS,
  • 22:44 - 22:49
    aber mehr als 660 Millionen WhatsApp-
    Nachrichten. WhatsApp ist aber als
  • 22:49 - 22:55
    sozusagen neuer sogenannter over the top-
    Dienst von der ePrivacy-Richtlinie bisher
  • 22:55 - 22:59
    nicht umfasst gewesen. Also over the top-
    Dienste, das sind die
  • 22:59 - 23:03
    Kommunikations-Dienste, die nicht mit einem
    eigenen Netz daherkommen, sondern auf dem
  • 23:03 - 23:08
    Internet aufsetzen. Dazu zählt auch Voice
    over IP-Telefonie oder irgendwie Webmail,
  • 23:08 - 23:15
    diese Sachen sind bislang nicht reguliert
    durch die ePrivacy-Richtlinie, so dass
  • 23:15 - 23:19
    dafür andere, weniger strenge Regeln
    gelten als für klassische Telefonie oder
  • 23:19 - 23:24
    klassische SMS-Nachrichten. Und außerdem
    sind die Durchsetzungsmöglichkeiten im
  • 23:24 - 23:29
    Rahmen der ePrivacy-Richtlinie eher so
    mäßig gewesen, sehr uneinheitlich
  • 23:29 - 23:33
    umgesetzt worden, in Deutschland zum Teil
    auch in einem bestimmten Bereich auch gar
  • 23:33 - 23:36
    nicht. Und in Deutschland ist
    beispielsweise für den Großteil der
  • 23:36 - 23:38
    Durchsetzung die Bundesnetzagentur
    zuständig gewesen und nicht die
  • 23:38 - 23:44
    Datenschutz-Aufsicht. In vielen anderen
    Ländern auch. Genau. Hinzu kommt, dass die
  • 23:44 - 23:48
    Richtlinie in den Mitgliedsstaaten sehr
    unterschiedlich umgesetzt wurde, 2009 gab
  • 23:48 - 23:52
    es zum Beispiel eine Ergänzung, die von
    manchen Cookie-Erweiterung genannte
  • 23:52 - 23:56
    Ergänzung, die es eigentlich schon
    festgelegt hat, dass Cookies, also das
  • 23:56 - 24:00
    Speichern von Informationen oder der
    Zugriff auf Informationen auf dem Gerät,
  • 24:00 - 24:05
    nur gestattet ist auf der Grundlage von
    klaren und umfassenden Informationen. Und
  • 24:05 - 24:09
    wenn es eine Einwilligung gibt. Das ist in
    Deutschland anders als beispielsweise in
  • 24:09 - 24:13
    Frankreich und Spanien aber kaum umgesetzt
    und dementsprechend auch kaum durchgesetzt
  • 24:13 - 24:20
    worden. Okay. Jetzt zur ePrivacy-
    Verordnung. Was steht denn eigentlich
  • 24:20 - 24:24
    drin? Und ich beziehe mich im Folgenden
    auf die Fassung der ePrivacy-Verordnung
  • 24:24 - 24:30
    oder der Position des EU-Parlaments. Das
    EU-Parlament hat am 26. Oktober seine
  • 24:30 - 24:35
    Position dazu beschlossen, dass... der
    Prozess ist noch nicht am Ende, das heißt,
  • 24:35 - 24:38
    das ist jetzt erstmal nur die Position des
    Parlaments, aber auf die beziehe ich mich
  • 24:38 - 24:43
    im Weiteren. Und mit 29 Artikeln ist die
    ePrivacy-Verordnung in ihrem derzeitigen
  • 24:43 - 24:45
    Zustand im Vergleich zur
    Datenschutzgrundverordnung, die sie
  • 24:45 - 24:50
    ergänzen soll, durchaus schlank und sie
    enthält auch einige Regeln, die nicht im
  • 24:50 - 24:54
    engeren Sinne etwas mit digitaler
    Kommunikation und Datenanalyse zu tun
  • 24:54 - 24:57
    haben, auf die ich nicht weiter eingehen
    will, aber nur damit man es mal gehört
  • 24:57 - 25:03
    hat: Sie enthält auch Regeln zur
    Rufnummerunterdrückung, zu Notrufen oder
  • 25:03 - 25:07
    Telefonbüchern, zu Informationspflichten
    bei von Kommunikationsanbietern bei
  • 25:07 - 25:12
    Sicherheitsrisiken und Datenlecks und zu
    Direktmarketing. Ich will mich aber auf
  • 25:12 - 25:16
    die Regeln zum Umgang mit
    Kommunikationsdaten im engeren Sinne
  • 25:16 - 25:22
    konzentrieren. Und da macht die ePrivacy-
    Verordnung in ihrem aktuellen Stand erst
  • 25:22 - 25:26
    einmal deutlich: Wir sprechen hier über
    Grundrechte, wir sprechen nicht über
  • 25:26 - 25:28
    irgendetwas, sondern es geht um
    Grundrechte, und zwar nicht nur um das
  • 25:28 - 25:33
    Grundrecht auf den Datenschutz, EU-
    Grundrecht auf Datenschutz in Artikel 8
  • 25:33 - 25:38
    der Grundrechte-Charta, sondern auch auf
    Artikel 7, die Achtung des Privatlebens.
  • 25:38 - 25:42
    Und in der Folge dann eben der Schutz
    diverser weiterer Grundrechte: freie
  • 25:42 - 25:45
    Persönlichkeitsentfaltung, Menschenwürde,
    Meinungs-, Informations-,
  • 25:45 - 25:51
    Religionsfreiheit. Über welche Daten
    sprechen wir, wenn wir über ePrivacy
  • 25:51 - 25:54
    sprechen? Um das mal anschaulicher zu
    machen: Die Verordnung unterteilt in
  • 25:54 - 25:59
    Inhaltsdaten und Metadaten. Inhaltsdaten
    sind also Textnachrichten, Sprache,
  • 25:59 - 26:02
    Bilder, Videos, E-Mails, Ton, die
    geschützt sind. Und dann gibt's eben den
  • 26:02 - 26:09
    ganz großen Bereich der Metadaten, also
    besuchte Webseiten, die Kommunikationsart,
  • 26:09 - 26:14
    Kommunikationspartner, Browser-
    Einstellungen, Standortdaten, IP-Adressen,
  • 26:14 - 26:20
    MAC-Adressen, mobile device identifiers,
    Datum und Uhrzeit der Kommunikation und
  • 26:20 - 26:27
    eben Informationen über die verwendete
    Hard- und Software. Okay, jetzt aber
  • 26:27 - 26:35
    wirklich: was steht drin? Unter anderem,
    dass Kommunikationsdienste-Anbieter keine
  • 26:35 - 26:38
    kommerziellen... also Daten nicht
    kommerziell verarbeiten... ihrer Kunden
  • 26:38 - 26:43
    nicht kommerziell verarbeiten dürfen ohne
    deren Einwilligung. Klingt jetzt erstmal
  • 26:43 - 26:48
    nicht besonders revolutionär, ist es aber
    in Anbetracht dessen, was auf dem Tisch
  • 26:48 - 26:54
    lag an Alternativen sozusagen. Also,
    natürlich fallen bei den Diensteanbietern
  • 26:54 - 26:59
    bei unserem Telefon-Provider oder bei
    WhatsApp oder bei Skype, beim Messenger
  • 26:59 - 27:03
    fallen natürlich Daten an, wenn wir über
    die kommunizieren, das geht gar nicht
  • 27:03 - 27:11
    ohne. Und die dürfen von den
    Diensteanbietern eben nur genutzt werden,
  • 27:11 - 27:15
    wenn es eine Einwilligung gibt. Man nennt
    das Verbot mit Erlaubnisvorbehalt.
  • 27:15 - 27:20
    Eigentlich ist die Verarbeitung verboten,
    aber es gibt eben die Möglichkeit, sich
  • 27:20 - 27:26
    das Einverständnis einzuholen. Ja, ist
    jetzt leider sehr viel Text. Und als
  • 27:26 - 27:30
    Alternative zu diesem Prinzip, dass man
    eine Einwilligung braucht für die
  • 27:30 - 27:35
    Verarbeitung, lagen auf dem Tisch unter
    anderem die Formulierung further
  • 27:35 - 27:41
    processing, also die sehr vage
    Formulierung further processing, die es
  • 27:41 - 27:45
    den Kommunikationsdienste-Anbietern
    ermöglicht hätte, die Daten, nachdem sie
  • 27:45 - 27:48
    einmal gebraucht wurden, um den
    Kommunikations-Vorgang herzustellen, noch
  • 27:48 - 27:51
    weiterverarbeitet werden dürfen unter
    bestimmten Bedingungen, aber eben
  • 27:51 - 27:55
    potentiell einfach, ohne dass eine
    Einwilligung eingeholt werden muss oder
  • 27:55 - 27:59
    aus der Datenschutz-Grundverordnung das
    sogenannte legitime Interesse, das eben
  • 27:59 - 28:03
    auch eine Grundlage nach der Datenschutz-
    Grundverordnung darstellen kann, für die
  • 28:03 - 28:08
    kommerzielle Verarbeitung von Daten.
    Legitimes Interesse von Unternehmen kann
  • 28:08 - 28:11
    in dem Fall eben auch ein wirtschaftliches
    Interesse, ein Geschäftsmodell sein. Das
  • 28:11 - 28:15
    lag auf dem Tisch als Alternative und das
    EU-Parlament hat sich entschieden hier
  • 28:15 - 28:21
    dafür zu votieren, dass es bei dem Verbot
    mit Erlaubnis-Vorbehaltung gibt und
  • 28:21 - 28:25
    gleichzeitig die Reichweite auszuweiten,
    also die over the top-Dienste sind jetzt
  • 28:25 - 28:29
    eingefasst, Messenger, Voice over IP,
    Webmail, Direktnachrichten in sozialen
  • 28:29 - 28:36
    Netzwerken und Apps, Dating-Apps und so
    weiter spielen jetzt dort mit rein, sollen
  • 28:36 - 28:40
    durch die ePrivacy-Verordnung reguliert
    werden. Also die Reichweite wird erhöht,
  • 28:40 - 28:45
    gleichzeitig gibt es eine ganz leichte
    Absenkung im Vergleich, des Schutzniveaus im
  • 28:45 - 28:49
    Vergleich zur Datenschutzrichtlinie. Da
    stand nämlich noch... ePrivacy-Richtlinie,
  • 28:49 - 28:53
    da stand nämlich noch drin, dass der
    Verarbeitungszweck einen Mehrwert für
  • 28:53 - 28:59
    Betroffene haben muss. Diese Formulierung
    ist jetzt entfallen. Das hat vor allen
  • 28:59 - 29:03
    Dingen damit zu tun, dass die EU-
    Kommission es durchaus Unternehmen, gerade
  • 29:03 - 29:10
    so den europäischen, den TelKos leichter
    machen möchte, auch an Daten... am
  • 29:10 - 29:15
    Datenmarkt sozusagen mitzuwirken und da
    Geld draus zu machen. Das heißt, die
  • 29:15 - 29:19
    größtenteils amerikanischen Dienste
    WhatsApp und Co. werden jetzt auch den
  • 29:19 - 29:25
    strengeren Regeln unterworfen und
    gleichzeitig werden die Regeln insgesamt,
  • 29:25 - 29:30
    weil eben auch vor allen Dingen in
    Hinblick auf die europäischen TelKos, ein
  • 29:30 - 29:34
    bisschen abgesenkt. Nichts destotrotz gibt
    es hohe Anforderungen an die Einwilligung,
  • 29:34 - 29:38
    es gelten die Anforderungen der
    Datenschutz-Grundverordnung, also die
  • 29:38 - 29:42
    muss informiert sein, sie
    darf nicht erzwungen sein, sie muss
  • 29:42 - 29:45
    freiwillig sein. Da wird zwar noch viel
    drum gestritten, aber nach
  • 29:45 - 29:49
    Datenschutz-Grundverordnung darf eine
    Einwilligung eben nicht... eine
  • 29:49 - 29:53
    Einwilligung zur Datenverarbeitung eben
    nicht daran gekoppelt sein eigentlich,
  • 29:53 - 30:00
    dass man einen Dienst nutzt. Also es darf
    nicht die Voraussetzung, einen Dienst...
  • 30:00 - 30:02
    einen Dienst zu nutzen, dafür darf es
    nicht die Voraussetzung sein, dass man
  • 30:02 - 30:05
    seine Daten preisgibt laut,
    Datenschutz-Grundverordnung. Auch das gilt
  • 30:05 - 30:12
    hier. Und es gibt es relativ strikte
    Auflagen: Das darf nur passieren, diese
  • 30:12 - 30:14
    Datenverarbeitung, wenn es ohne die Daten
    gar nicht geht, sie müssen möglichst
  • 30:14 - 30:18
    schnell gelöscht oder anonymisiert werden,
    es muss eine Datenschutz Folgenabschätzung
  • 30:18 - 30:22
    geben, also das Unternehmen ist dazu
    verpflichtet, sich hinzusetzen und zu
  • 30:22 - 30:25
    sagen, okay, welche Daten erhebe ich jetzt
    hier eigentlich und welche Folgen hat das
  • 30:25 - 30:29
    womöglich für die Privatsphäre und die
    Vertraulichkeit der Kommunikation meiner
  • 30:29 - 30:34
    Nutzer. Und bei besonders Privatsphäre-
    invasiven Verfahren müssen eben die
  • 30:34 - 30:41
    Datenschutzbehörden angefragt werden, also
    auch das eine Neuerung. Und wenn es um die
  • 30:41 - 30:47
    Verwertung oder Auswertung von
    Kommunikations-Inhalten geht, müssen beide
  • 30:47 - 30:50
    Kommunikations-Partner oder alle
    Kommunikations-Partner zustimmen. Das heißt
  • 30:50 - 30:56
    Gmail, Google durchleuchtet derzeit ja die
    E-Mails seiner Nutzer automatisiert, um
  • 30:56 - 31:00
    auf bestimmte Stichwörter, um eben
    zielgerichtete Werbung ausspielen zu
  • 31:00 - 31:03
    können. Dafür bräuchte es in Zukunft dann
    die Einwilligung aller
  • 31:03 - 31:10
    Kommunikationsteilnehmer. Und es gibt ein
    paar Ausnahmen, na klar. Die Daten dürfen
  • 31:10 - 31:14
    verarbeitet werden zur Durchführung der
    Kommunikationsübermittlung, dürfen für
  • 31:14 - 31:18
    Sicherheitsaspekte, zur Behebung von
    technischen Fehlern, zur
  • 31:18 - 31:23
    Rechnungsstellung, zur Sicherung der
    Übertragungsqualität und für die
  • 31:23 - 31:29
    persönliche Nutzung verarbeitet werden.
    Also wenn ich zum Beispiel möchte, dass
  • 31:29 - 31:32
    meine E-Mail automatisiert übersetzt wird
    von meinem E-Mail-Programm, dann ist es
  • 31:32 - 31:36
    eine sehr begrenzte personalisierte
    Nutzung und das ist weiterhin erlaubt,
  • 31:36 - 31:42
    solche Services. Richtige Neuerungen gibt
    es im Bereich, also richtig heftige
  • 31:42 - 31:45
    Neuerungen gibts im Bereich, oder könnte
    es im Bereich Tracking geben. Das sind die
  • 31:45 - 31:50
    Artikel 8, 9 und 10, also Web Tracking,
    Online Tracking, auch da soll's ein Verbot
  • 31:50 - 31:57
    mit Erlaubnis-Vorbehalt geben. Das ist im
    Vergleich zur Richtlinie keine, eigentlich
  • 31:57 - 32:00
    keine Neuerung, wenn es umgesetzt wird,
    wäre es eben doch eine Neuerung. Da haben
  • 32:00 - 32:07
    wir eine technikneutrale Formulierung, die
    dafür sorgen soll, dass auch neuere Formen
  • 32:07 - 32:11
    des Web Trackings umfasst sind und dass es
    ausgeschlossen ist, dass jemand
  • 32:11 - 32:16
    interpretiert, es ginge nur um Cookies,
    die auf Rechnern gespeichert werden, und
  • 32:16 - 32:21
    eine echte Neuerung an der Stelle ist,
    dass do not track quasi rechtsverbindlich
  • 32:21 - 32:26
    werden würde. Also der Standard, der seit
    einigen Jahren vorhanden ist, aber von den
  • 32:26 - 32:30
    meisten Unternehmen ignoriert wird, dass
    man in seinem Browser einstellen kann: Ich
  • 32:30 - 32:33
    möchte nicht getrackt werden oder eben
    auch: Ich bin einverstanden mit einem
  • 32:33 - 32:39
    Tracking. Das soll rechtsverbindlich
    werden, das heißt es wäre relativ einfach,
  • 32:39 - 32:45
    im Browser oder auch, wenn man sich das
    Smartphone anguckt, im Betriebssystem oder
  • 32:45 - 32:48
    in Apps einzustellen, ich möchte nicht
    verfolgt werden, ich möchte nicht, dass
  • 32:48 - 32:52
    mein Verhalten aufgezeichnet wird. Und
    gerade in Kombination mit einer echten
  • 32:52 - 32:56
    Privacy by default, also eine
    Verpflichtung, die Daten, die
  • 32:56 - 32:59
    Einstellungen, Datenschutzeinstellungen
    möglichst datenschutzfreundlich
  • 32:59 - 33:06
    voreingestellt zu haben, wäre das
    sozusagen ein großer Schritt. Dass
  • 33:06 - 33:11
    Nutzerinnen und Nutzer Online-Tracking
    besser selber kontrollieren können.
  • 33:11 - 33:14
    Durchaus problematisch an der Stelle ist,
    dass natürlich die Tracker trotz Do-not-
  • 33:14 - 33:19
    track-Signal eigentlich weiter fragen
    dürften, die Nutzerinnen und Nutzer weiter
  • 33:19 - 33:22
    fragen dürfen sollen, ob sie denn
    einwilligen, dass sie doch getrackt werden
  • 33:22 - 33:25
    dürfen, auch wenn sie eigentlich im
    Browser was anderes gesagt haben. Das ist
  • 33:25 - 33:32
    so ein bisschen paradox und es birgt eine
    Gefahr , dass Unternehmen einfach weiter
  • 33:32 - 33:37
    versuchen, über Cookie-Banner, Tracking-
    Banner sich das Einverständnis dann
  • 33:37 - 33:42
    abzuholen. Das dürfte aber eine sehr
    spannende... wahrscheinlich wird es dann
  • 33:42 - 33:45
    irgendwann vorm Gericht landen, weil es
    natürlich die Position gibt, dass
  • 33:45 - 33:51
    eigentlich die Einwilligung über so ein
    Cookie-Banner keine richtige informierte
  • 33:51 - 33:59
    Einwilligung ist. Und gerade in Verbot mit
    einem neuen Verbot von Tracking-Walls...
  • 33:59 - 34:04
    ein explizites Verbot von Tracking-Walls
    fordert das EU-Parlament, also Dienste,
  • 34:04 - 34:09
    Webseitenbetreiber dürfen es nicht zur
    Voraussetzung machen dafür, dass Nutzer
  • 34:09 - 34:13
    ihren Dienst nutzen, auf ihre Webseite
    gehen, dass sie sich tracken lassen - kein
  • 34:13 - 34:16
    take it or leave it mehr. Heute ist es ja
    oft so, man kann - selbst wenn man das
  • 34:16 - 34:20
    Cookie-Banner anklickt, hat man die
    Auswahlmöglichkeiten, entweder zu sagen
  • 34:20 - 34:23
    "Ich stimme zu" oder "Ich möchte mehr
    Informationen und dann stimme ich zu".
  • 34:23 - 34:28
    Oder ich geh halt weg von der Webseite.
    Das ginge nicht mehr. Auch hier gibt es
  • 34:28 - 34:31
    ein paar Ausnahmen. Vor allen Dingen für
    das Thema Reichweiten-Messung, da komme
  • 34:31 - 34:37
    ich später nochmal drauf zu sprechen. Ein
    weiterer Bereich, der reguliert wird...
  • 34:37 - 34:40
    werden würde, ist das Offline...
    sogenannte Offline-Tracking mit WLAN- und
  • 34:40 - 34:45
    Bluetooth-Signalen. Das kommt auch in
    Deutschland mehr und mehr, dass sozusagen
  • 34:45 - 34:50
    Nutzerinnen und Nutzer auch offline in der
    Innenstadt anhand der Signale getrackt
  • 34:50 - 34:56
    werden, die ihr Smartphones von sich gibt.
    Um beispielsweise Besucherströme irgendwie
  • 34:56 - 34:59
    in der Innenstadt nachverfolgen zu können
    oder in einem Geschäft, aber es hat
  • 34:59 - 35:04
    natürlich auch ein hohes Privatsphäre-
    invasives Potenzial und hier schlägt das
  • 35:04 - 35:08
    Parlament vor, dass das eben nur mit
    informierter Einwilligung der Nutzerinnen
  • 35:08 - 35:13
    und Nutzer passiert oder dann, wenn es
    lediglich statistisches Zählen ist, also
  • 35:13 - 35:16
    wenn es wirklich nicht darum geht, Leute
    zu identifizieren, Profile zu erstellen,
  • 35:16 - 35:22
    sondern ganz klar ist, es geht darum,
    einfach nur zu zählen, wie viele Leute
  • 35:22 - 35:26
    sind an einer bestimmten Uhrzeit zum
    Beispiel an meinem Laden vorbeigekommen
  • 35:26 - 35:30
    oder, in welcher Ecke stehen insgesamt
    statistisch gesehen die meisten Leute in
  • 35:30 - 35:34
    meinem Laden oder ähnliches. So, jetzt muss
    ich mal ein bisschen - damit noch über das
  • 35:34 - 35:41
    Lobbying sprechen kann - auf die Uhr
    gucken. Eine weitere Neuerung ist der...
  • 35:41 - 35:44
    wäre die effektive Rechtsdurchsetzung,
    effektivere Rechtsdurchsetzung. Bislang
  • 35:44 - 35:47
    ist es ja so, dass Datenschutz vor allen
    Dingen auch daran krankt, dass er kaum
  • 35:47 - 35:50
    durchgesetzt wird. Das würde sich... wird
    sich mit der Datenschutzgrundverordnung
  • 35:50 - 35:55
    sowieso hoffentlich ändern, weil die
    Datenschutzbehörden stärkere
  • 35:55 - 36:01
    Durchsetzungsmittel an die Hand bekommen.
    Hier an der Stelle, für den Bereich
  • 36:01 - 36:05
    ePrivacy soll es einerseits eine
    Vereinheitlichung der Aufsicht geben bei
  • 36:05 - 36:09
    den unabhängigen Datenschutzbehörden, es
    wird das Marktort-Prinzip gelten, es soll
  • 36:09 - 36:12
    keine Schlupflöcher mehr geben durch die
    Wahl des Firmensitzes. Auch hier soll es
  • 36:12 - 36:16
    Sanktionen von bis zu 20 Millionen Euro
    oder 4% des weltweiten Umsatzes
  • 36:16 - 36:20
    geben, ein Recht auf Schadenersatz und -
    auch das hat das Parlament sozusagen
  • 36:20 - 36:23
    reingeschrieben - ein Verbandsklagerecht,
    dass man sich vertreten lassen kann von
  • 36:23 - 36:31
    NGOs beispielsweise. Jetzt muss ich mal
    auf die Zeit gucken. Wie viel hab ich
  • 36:31 - 36:40
    noch? Ok, wow. Es soll mehr Transparenz
    über staatliche Zugriffe geben, also auch
  • 36:40 - 36:44
    die ePrivacy-Verordnung... auch mit dieser
    ePrivacy-Verordnung würden
  • 36:44 - 36:48
    Vorratsdatenspeicherung weiter möglich
    bleiben. Man hat da den Weg gewählt, das
  • 36:48 - 36:52
    den Mitgliedsstaaten zu überlassen. Es
    wäre natürlich eine tolle Möglichkeit
  • 36:52 - 36:55
    gewesen, an der Stelle auf europäischer
    Ebene zu sagen, okay,
  • 36:55 - 36:59
    Vorratsdatenspeicherungen gehen eben
    nicht, ist aber eben nicht durchsetzbar
  • 36:59 - 37:03
    und deshalb hat das Parlament zumindest
    entschieden, dass es mehr Transparenz
  • 37:03 - 37:08
    geben soll an der Stelle, also
    Diensteanbieter müssen staatliche Zugriffe
  • 37:08 - 37:12
    umfangreich kontroll... dokumentieren und
    Datenschutzbehörden zur Verfügung stellen,
  • 37:12 - 37:15
    müssen selber jährlich statistische
    Berichte und Statistiken darüber
  • 37:15 - 37:20
    veröffentlichen, wie viele Anfragen sie
    hatten. Und auch die
  • 37:20 - 37:22
    Strafverfolgungsbehörden müssen
    jährliche... sollen dazu verpflichtet
  • 37:22 - 37:27
    werden, jährliche Berichte vorzulegen. Und
    ich glaube, das ist der letzte inhaltliche
  • 37:27 - 37:31
    Teil dazu: verstärkte Sicherheit. Auch
    hier gibt es sozusagen durchaus
  • 37:31 - 37:35
    Fortschritte: Anbieter von
    Kommunikationsdiensten sollen verpflichtet
  • 37:35 - 37:40
    werden, die Kommunikation ihrer Nutzer
    durch modernste technische Vorkehrungen
  • 37:40 - 37:44
    wie Verschlüsselungsverfahren - explizit
    eben auch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu
  • 37:44 - 37:48
    schützen -, es soll ein explizites Verbot
    geben, verschlüsselte Kommunikationsdaten
  • 37:48 - 37:52
    durch jemand anderen als den Nutzer selbst
    zu entschlüsseln und die EU-
  • 37:52 - 37:56
    Mitgliedstaaten sollen keine Gesetze
    erlassen dürfen, die Backdoors
  • 37:56 - 38:02
    ermöglichen, also ein relativ - gerade im
    Verhältnis, so habe ich es noch nirgendwo
  • 38:02 - 38:06
    anders gesehen - dass das Recht auf
    verschlüsselte Kommunikation eben so stark
  • 38:06 - 38:13
    auskodifiziert wäre. Den letzten Bereich
    überspringen wir mal, denn wir wollen ja
  • 38:13 - 38:17
    noch über die Lobby-Schlacht sprechen.
    Fassen wir zusammen: also ein höheres
  • 38:17 - 38:21
    Schutzniveau als das der Datenschutz-
    Grundverordnung für Kommunikationsdaten,
  • 38:21 - 38:25
    bessere Kontrolle von Online-Tracking,
    Privacy by Default und ein Verbot von
  • 38:25 - 38:29
    Tracking-Walls, klare Grenzen für das
    Offline-Tracking, bessere Durchsetzung des
  • 38:29 - 38:33
    Datenschutzes, Klagemöglichkeiten für
    Verbände und NGOs, mehr Transparenz über
  • 38:33 - 38:37
    staatliche Überwachung und ein
    verhältnismäßig stark kodifiziertes Recht
  • 38:37 - 38:41
    auf Verschlüsselung. Auch wenn nicht alles
    perfekt ist in dieser Verordnung oder in
  • 38:41 - 38:46
    dieser Position muss man schon sagen, das
    ist aus der Sicht von Nutzerinnen- und
  • 38:46 - 38:54
    Nutzerrechten schon ein echt gutes Brett,
    was das Parlament da beschlossen hat. Und
  • 38:54 - 38:57
    gerade wenn man sich anschaut, welchen
    schweren Stand Datenschutz praktisch und
  • 38:57 - 39:02
    politisch derzeit hat und wenn man sich
    den Entstehungsprozess näher anschaut,
  • 39:02 - 39:08
    muss man eben sagen, das EU-Parlament hat
    an der Stelle ganze Arbeit geleistet. "Das
  • 39:08 - 39:11
    Internet, wie wir es kennen, ist in
    Gefahr." - Ich würde sagen: gut so, weil
  • 39:11 - 39:14
    eben Nutzerinnen und Nutzer wieder die
    Möglichkeit bekommen sollen, mündiger zu
  • 39:14 - 39:21
    entscheiden und stärker selbst zu steuern,
    was mit ihren Informationen passiert.
  • 39:21 - 39:24
    Nicht wenige Lobbyisten dürfen sich Ende
    Oktober gefragt haben, als das Parlament
  • 39:24 - 39:27
    das beschlossen hat, wie konnte das denn
    eigentlich passieren und wir können eins
  • 39:27 - 39:32
    sagen: Am Aufwand, den die Werbe- und
    Tracking-Industrie betrieben hat, um diese
  • 39:32 - 39:35
    Verordnung zu verhindern oder zu
    verwässern, hat es ganz bestimmt nicht
  • 39:35 - 39:39
    gelegen. Ich hoffe, ihr seid bereit für
    noch ein paar... und ich hab noch ein paar
  • 39:39 - 39:44
    Minuten für noch ein paar Schauer- und
    Weltuntergangsszenarien. Also los gings im
  • 39:44 - 39:49
    Sommer 2016, erst mal das Verfahren mit
    einer Konsultation. Die EU-Kommission hat
  • 39:49 - 39:53
    quasi angekündigt, wir wollen die
    ePrivacy-Richtlinie reformieren, und hat
  • 39:53 - 39:56
    eine Konsultation gemacht - da hat sich
    schon sehr stark offenbart, wie groß die
  • 39:56 - 40:01
    Spaltung ist. Also 83% der
    teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger und
  • 40:01 - 40:06
    NGOs waren eben dafür, dass es spezifische
    ePrivacy-Regelungen gibt zum Schutz der
  • 40:06 - 40:11
    Kommunikation und nur 31% der
    Unternehmen waren dafür. Und während 77%
  • 40:11 - 40:15
    der Zivilgesellschaft für ein
    Verbot von Tracking Walls beispielsweise
  • 40:15 - 40:21
    waren, waren 75% der Unternehmen
    dagegen. Eine krasse Spaltung. Und kurz
  • 40:21 - 40:26
    nach der Veröffentlichung dieser
    Konsultationen ist ein bemerkenswertes
  • 40:26 - 40:30
    Bündnis aus quasi allen Firmen, die
    irgendwas mit digital zu tun haben, auf
  • 40:30 - 40:35
    den Plan getreten und hat dafür geworben,
    die Verordnung, das ePrivacy-Thema einfach
  • 40:35 - 40:39
    komplett zu streichen, die Verordnung gar
    nicht... überhaupt keine Reform
  • 40:39 - 40:44
    vorzunehmen. Es gibt ja die Datenschutz-
    Grundverordnung, also das ist mal eine
  • 40:44 - 40:52
    Liste der Unternehmen, die sich quasi...
    die mit vertreten waren in den Verbänden,
  • 40:52 - 40:56
    die sich dafür ausgesprochen haben, die
    Regeln einfach wegzulassen. Also wirklich
  • 40:56 - 41:00
    von Google, Facebook, Telekom bis hin zu
    so interessanten Unternehmen wie Airbus
  • 41:00 - 41:09
    oder Bayer. Und AOL gibt's auch noch. Es
    gibt einen sehr lesenswerten Bericht der
  • 41:09 - 41:13
    Transparenz-Organisation Corporate Europe,
    der sehr minutiös nachzeichnet, wo und wie
  • 41:13 - 41:18
    das Big Data-Business versucht hat, die
    Regulierungs-Bestrebungen der EU zu
  • 41:18 - 41:23
    beeinflussen, der ist sehr lesenswert. Da
    ist sozusagen der ganze Baukasten des
  • 41:23 - 41:26
    Lobbyings zum Einsatz gekommen:
    Einzeltreffen mit hochrangigen Vertretern
  • 41:26 - 41:32
    der EU-Kommission, Auftragsstudien,
    Veranstaltungen, Kampagnen... öffentliche
  • 41:32 - 41:36
    Kampagnen und die Mobilisierung einzelner
    einflussreicher Unternehmen. Und bei der
  • 41:36 - 41:43
    EU-Kommission haben sie damit relativ gute
    Karten gehabt. Von 41 Treffen, die
  • 41:43 - 41:46
    dokumentiert sind zu diesem Thema - es
    sind in Wirklichkeit wahrscheinlich
  • 41:46 - 41:52
    deutlich mehr - fanden 36 statt mit
    Unternehmensvertretern, nur fünf Treffen
  • 41:52 - 42:03
    hochrangiger EU-Kommissionsvertreter
    fanden statt mit NGOs. Dementsprechend hat
  • 42:03 - 42:08
    sich ein... ist der Entwurf, den die EU-
    Kommission dann im Frühjahr 20... im
  • 42:08 - 42:12
    Januar 2017 vorgelegt hat, auch deutlich
    schwächer ausgefallen, als man das erhofft
  • 42:12 - 42:18
    hatte und als es noch eine, im Dezember
    geleakte Version, ihres Entwurfs nahegelegt
  • 42:18 - 42:26
    hatte, der einigen Firmen bzw. wirklich in
    dem großen, dem großen Bündnis aus
  • 42:26 - 42:29
    Tracking- und Daten-Firmen reichte das
    nicht - den hier hatten wir eben schon -
  • 42:29 - 42:34
    im Laufe des Jahres ist dann auch die
    Verlagsbranche auf den Anti-ePrivacy-Zug
  • 42:34 - 42:37
    aufgesprungen, also "Die ePrivacy-
    Verordnung ist ein Angriff auf den freien
  • 42:37 - 42:42
    Journalismus im Netz", sagt der Verband
    Deutscher Zeitschriftenverleger. Und der
  • 42:42 - 42:48
    Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger.
    In einem gemeinsamen Statement. Es gab
  • 42:48 - 42:52
    einen offenen Brief von ganz vielen
    internationalen Verlagen an das EU-
  • 42:52 - 42:56
    Parlament, das Thema wegzulassen und die
    ePrivacy-Verordnung nicht in dieser
  • 42:56 - 43:02
    strengen Form zu verabschieden. Und
    natürlich die Filme habe ich euch... oder
  • 43:02 - 43:05
    den einen Film habe ich euch eben schonmal
    kurz gezeigt. Es gibt auf der Seite noch
  • 43:05 - 43:09
    ein paar mehr, Like a bad Movie, wenn ihr
    euch die anschauen wollt, es lohnt sich.
  • 43:09 - 43:12
    Sodass am Ende selbst Michael Boni, der
    Verhandlungsführer der
  • 43:12 - 43:17
    christdemokratischen Fraktion im
    Parlament, beklagte, dass der Lobbyismus
  • 43:17 - 43:20
    übertrieben sei - zwar von beiden Seiten,
    aber eben deutlich übertriebener von Seiten
  • 43:20 - 43:28
    der Wirtschaft. Nichts destotrotz hat es am
    Ende nichts genutzt: mit 318 zu 280
  • 43:28 - 43:31
    Stimmen hat das Parlament Ende Oktober
    diese Position beschlossen, die ich eben
  • 43:31 - 43:36
    erzählt habe. Vorangegangen ist dem
    wirklich ein sehr krasser politischer
  • 43:36 - 43:41
    spannender Krimi. Denn kurz vor der
    entscheidenden Abstimmung im Innen- und
  • 43:41 - 43:46
    Justizausschuss des Parlaments, wo eben
    die Hauptverhandlungen stattgefunden
  • 43:46 - 43:51
    haben, haben die Konservativen sozusagen
    wirklich zwei Tage vor der Abstimmung die
  • 43:51 - 43:57
    Verhandlungen über Kompromisse
    abgebrochen. In dem Wissen, dass
  • 43:57 - 44:02
    Sozialdemokraten, Liberale, Linke und
    Grüne alleine in dem Ausschuss nicht über
  • 44:02 - 44:07
    die absolute Mehrheit verfügen, die
    notwendig gewesen ist oder wäre, um dieses
  • 44:07 - 44:12
    starke Verhandlungsmandat zu beschließen.
    Die Konservativen wollten... oder die
  • 44:12 - 44:18
    christdemokratische Fraktion wollte darauf
    bestehen, dass in jedem Falle ein further
  • 44:18 - 44:20
    processing von Daten ermöglicht wird und
    hat dann die Verhandlung vorher
  • 44:20 - 44:27
    abgebrochen. Die Rechnung ist allerdings
    nicht ganz aufgegangen. Ein bisschen
  • 44:27 - 44:32
    verzockt an der Stelle: Mit genau 31
    Stimmen, also genauso viel wie notwendig
  • 44:32 - 44:38
    waren, hat dieses pro-Privacy-Bündnis am
    Ende die Abstimmung im Ausschuss gewonnen.
  • 44:38 - 44:43
    Denn drei Stimmen fehlten denen eigentlich
    und zwei Abgeordnete der italienischen
  • 44:43 - 44:50
    Fünf-Sterne-Bewegung haben mitgestimmt und
    dieser Spaßvogel hat eben auch mit dafür
  • 44:50 - 44:57
    gestimmt.
    Applaus
  • 44:57 - 45:00
    Und das obwohl er eigentlich
    nicht einmal in diesem Ausschuss sitzt.
  • 45:00 - 45:05
    Denn er hat es geschafft, den NPD-Mann im
    diesem Ausschuss, Udo Voigt, zu
  • 45:05 - 45:10
    überzeugen, dass er sein Stellvertreter
    sein kann an diesem Tag.
  • 45:10 - 45:19
    Lachen, Applaus
    Also wir müssen Martin Sonneborn danken,
  • 45:19 - 45:22
    aber ich will an dieser Stelle auch noch
    mal explizit wirklich sagen, dass
  • 45:22 - 45:29
    natürlich die wichtige Vorarbeit an der
    Stelle ja von den Verhandlungsführern der
  • 45:29 - 45:32
    Sozialdemokraten, Marju Lauristin aus
    Estland, natürlich Jan Albrecht und sein
  • 45:32 - 45:38
    Team, die niederländische Abgeordnete der
    Liberalen Sophia in 't Veld und auch die
  • 45:38 - 45:42
    federführende Linke Cornelia Ernst, an der
    Stelle echt gute Arbeit geleistet haben.
  • 45:42 - 45:52
    Applaus
    Okay, damit es noch eine kurze Q&A geben
  • 45:52 - 45:58
    kann, sage ich mal... überspringe ich
    jetzt mal so ein paar Kleinigkeiten,
  • 45:58 - 46:03
    allerdings wichtig: der Lobby-Kampf, die
    Lobby-Schlacht ist eben noch lange nicht
  • 46:03 - 46:09
    vorbei. Das Parlament hat seine Position
    beschlossen, bevor die ePrivacy-Verordnung
  • 46:09 - 46:12
    wirklich verabschiedet wird, muss sich
    jetzt der Rat, der EU-Rat, also die
  • 46:12 - 46:16
    Mitgliedsstaaten, die Regierungen der
    Mitgliedsstaaten positionieren. Das dauert
  • 46:16 - 46:21
    noch an. Die derzeitige bulgarische
    Ratspräsidentschaft hat quasi gesagt, es
  • 46:21 - 46:25
    wird vor Juni 2018 nichts. Eigentlich war
    mal geplant, dass die ePrivacy-Verordnung
  • 46:25 - 46:34
    auch im Mai 2018 in Kraft tritt. Das heißt
    für den weiteren Prozess: besser als das,
  • 46:34 - 46:38
    was das Parlament beschlossen hat, wird es
    wahrscheinlich eher nicht mehr. Die
  • 46:38 - 46:41
    Erfahrungen im Trilog zeigen, und auch das
    was bisher schon von den Positionierungen
  • 46:41 - 46:50
    oder von den ersten Stimmen aus dem Rat zu
    hören war, zeigen, es wird eher
  • 46:50 - 46:55
    schlechter. Zum Beispiel gibt es eine Idee
    und einen Vorschlag, die Reichweite der
  • 46:55 - 47:01
    ePrivacy-Verordnung darauf zu beschränken,
    dass nur Daten im Transit, im Transport
  • 47:01 - 47:08
    sozusagen, davon umfasst sind. De facto
    liegen aber die meisten Daten heute in der
  • 47:08 - 47:12
    Cloud, liegen auf Servern. Und die wären
    eben ausgenommen von den ePrivacy-Regeln.
  • 47:12 - 47:18
    Das heißt der Lobby-Kampf ist noch lange
    nicht vorbei und jetzt drehen Tracking-
  • 47:18 - 47:21
    und Daten-Industrie nochmal richtig auf
    und bekommen auch jetzt sehr breite
  • 47:21 - 47:26
    Unterstützung, also unter anderem auch von
    RTL-Chefin Anke Schäferkordt, die sagt,
  • 47:26 - 47:32
    die EU würde jetzt mit der ganz großen
    Datenschutz-Keule kommen, den Werbe-
  • 47:32 - 47:36
    Verband hatte ich eben schonmal genannt,
    die sagen, lasst uns doch lieber weiter das
  • 47:36 - 47:39
    Modell der Selbstregulierung machen, hat
    doch gut funktioniert in den letzten 10
  • 47:39 - 47:44
    Jahren, dass wir als Tracking-Branche uns
    selbst regulieren. Ich hab mir das mal
  • 47:44 - 47:47
    angeguckt, aber dafür ist jetzt leider
    nicht mehr die Zeit, wie diese
  • 47:47 - 47:49
    Regulierung... Selbstregulierung
    eigentlich aussieht. Es gibt einen Code of
  • 47:49 - 47:53
    Conduct, den man sich mal durchlesen kann,
    wo unter anderem drinsteht, dass man
  • 47:53 - 47:57
    Beschwerden auf der wunderhübschen Seite
    meine-cockies.org, die eher aussieht wie
  • 47:57 - 48:00
    eine Hobby-Seite aus den frühen Nuller
    Jahren, irgendwie sich beschweren kann,
  • 48:00 - 48:04
    falls man ein Problem hat. Und was findet
    man dort auf der Seite eben nicht? Ein
  • 48:04 - 48:15
    Formular. OK. Also. OK, ich krieg das
    Zeichen, ich darf das nicht mehr machen.
  • 48:15 - 48:19
    Deshalb nur noch einmal kurz durch
    durchgegangen, ich zeig sie einfach nur an
  • 48:19 - 48:25
    der Stelle: ePrivacy-Mythen. Es sind
    extrem viele Mythen im Umlauf. Wir haben
  • 48:25 - 48:28
    auf netzpolitik.org vor zwei Wochen ein
    sehr lesenswertes Interview, wie ich
  • 48:28 - 48:31
    finde, dazu veröffentlicht, wo Florian
    Glatzner vom Verbraucherzentrale-
  • 48:31 - 48:35
    Bundesverband einige der zentralen Mythen
    wirklich mal aus- und vornimmt. Weil
  • 48:35 - 48:39
    natürlich die Erzählung, die EU übertreibt
    total beim Datenschutz, die wissen nicht
  • 48:39 - 48:42
    was sie machen, die machen die
    Innovationen kaputt in Europa und am Ende
  • 48:42 - 48:45
    profitieren dann doch nur die bösen
    Amerikaner, das sind sehr starke
  • 48:45 - 48:50
    Erzählungen, die irgendwie gut
    funktionieren in der Öffentlichkeit.
  • 48:50 - 48:56
    Deshalb. Das Fazit kann natürlich an der
    Stelle nur lauten "tu wat" oder "tut wat".
  • 48:56 - 49:02
    Und zwar nicht nur praktisch, sondern eben
    auch politisch. Datenschutz rockt oder
  • 49:02 - 49:05
    kann rocken, wenn er denn vernünftig
    durchgesetzt wird und wenn er denn
  • 49:05 - 49:09
    vernünftig funktioniert. Und es ist an
    uns, quasi das einzufordern, das von
  • 49:09 - 49:12
    Unternehmen einzufordern, die aber auch zu
    beraten und es ihnen möglich zu machen,
  • 49:12 - 49:16
    selber technische Lösungen zu entwickeln,
    und vor allen Dingen dem Datenschutz den
  • 49:16 - 49:22
    gesellschaftlichen Stellenwert zu
    besorgen, den er verdient hat, und gerade
  • 49:22 - 49:28
    auch in den Medien. Also ich kann immer
    noch nicht fassen, dass im Jahr 2017 noch
  • 49:28 - 49:32
    die meisten... noch den meisten
    Nachrichtenredaktionen das Thema Datenschutz
  • 49:32 - 49:36
    zu trocken oder zu kompliziert ist, um
    darüber zu berichten. Ich hab - nicht nur
  • 49:36 - 49:40
    weil ich unsere Texte am besten finde -
    sozusagen die ganzen Artikel von uns immer
  • 49:40 - 49:43
    genommen, wenn ich was gezeigt habe. Es
    hat einfach kaum jemand außer noch ein,
  • 49:43 - 49:50
    zwei Fachmedien darüber berichtet über das
    Thema und das kann eigentlich im Jahr 2017
  • 49:50 - 49:54
    nicht mehr sein. Genau. An der Stelle sage
    ich einfach mal Punkt.
  • 49:54 - 50:01
    Applaus
  • 50:01 - 50:03
    Wir werden bei netzpolitik.org natürlich
  • 50:03 - 50:06
    das machen, was wir weiter... was wir
    immer machen, wir werden versuchen, alle
  • 50:06 - 50:10
    Leute mit den Informationen zu versorgen,
    die sie brauchen, um selbst mündig sich
  • 50:10 - 50:13
    mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir
    freuen uns über Spenden genauso wie EDRi
  • 50:13 - 50:18
    und Digitale Gesellschaft, das schiebe ich
    nochmal hinterher, die eben im politischen
  • 50:18 - 50:23
    Prozess wirklich mit Politikerinnen und
    Politikern, Verantwortungsträgern sprechen
  • 50:23 - 50:27
    und dafür sorgen, dass Nutzerinnen- und
    Nutzer-Positionen vertreten werden. Also
  • 50:27 - 50:31
    die alle können unsere... eure
    Unterstützung gebrauchen. Vielen Dank.
  • 50:31 - 50:39
    Applaus
  • 50:39 - 50:41
    Herald: Danke, Ingo. Ich glaube, wir haben
  • 50:41 - 50:45
    Zeit für eine Frage. Wenn ihr eine Frage
    habt für Ingo, dann nehmt euch bitte eins
  • 50:45 - 50:57
    dieser Mikrofone in den Gängen, da haben
    wir vier Mikrofone ausgestellt. Oh, da ist
  • 50:57 - 51:03
    jemand ganz schnell am Mikrofon Nummer 2.
    Und bitte ganz deutlich ins Mikrofon
  • 51:03 - 51:06
    reinsprechen, damit wirs auch im Stream
    hören können.
  • 51:06 - 51:12
    M2: Ich versuchs mal ohne sächsischen
    Akzent - hallo. Ich hätt ne Frage zu den
  • 51:12 - 51:17
    Strafen. Ob da auch was reguliert wurde
    oder ob da die Lobby Bezug drauf genommen
  • 51:17 - 51:21
    hat und das ein bisschen runterregulieren
    konnte, oder ob sie sich da nicht
  • 51:21 - 51:26
    durchsetzen konnten.
    ID: Nach dem, was ich von außen sozusagen
  • 51:26 - 51:31
    sagen kann, ist das nicht runter, ist an
    der Stelle zumindest das Parlament hat
  • 51:31 - 51:36
    sich da nicht runterregulieren lassen. Das
    ist analog zu dem, was in der Datenschutz-
  • 51:36 - 51:39
    Grundverordnung steht, und das ist quasi
    eine Verhundertfachung, Vertausendfachung
  • 51:39 - 51:44
    von dem, was heute an Strafen möglich ist.
    Also 4% des weltweiten Umsatzes,
  • 51:44 - 51:49
    das ist eben für einen global agierenden
    Konzern dann wirklich so, dass endlich mal
  • 51:49 - 51:54
    ein empfindliches Maß bekommt. Von daher,
    mehr wäre natürlich immer noch möglich, im
  • 51:54 - 51:59
    Wettbewerbsrecht sind es bis zu 10%
    des Konzernumsatzes. Also, da geht noch
  • 51:59 - 52:04
    was.
    H: Gibts es weitere Fragen? Wir haben noch
  • 52:04 - 52:11
    Zeit für eine weitere oder zwei weitere
    Fragen, das war sehr kurz. Oh, am Mikrofon
  • 52:11 - 52:15
    Nr. 1.
    M1: Was würde passieren, wenn ich bei der
  • 52:15 - 52:30
    Schufa meine Datenlöschung beantrage?
    ID: Äääähm... gute Frage. Warte mal, bis
  • 52:30 - 52:35
    die Datenschutz-Grundverordnung im Mai
    2018 in Kraft tritt oder wirksam ist - in
  • 52:35 - 52:38
    Kraft ist sie ja schon - und dann mach das
    mal bitte und dann gib mir Bescheid. Dann
  • 52:38 - 52:40
    begleiten wir das, dann gucken wir uns das
    an.
  • 52:40 - 52:42
    Lachen
  • 52:42 - 52:50
    H: Gute Antwort. lacht Und Mikrofon Nr. 2.
    M2: Ingo, könntest du bitte nochmal kurz
  • 52:50 - 52:54
    erläutern, warum diese ePrivacy-Verordnung
    zusätzlich zur EU-
  • 52:54 - 52:58
    Datenschutzgrundverordnung nötig ist. Es
    sind sehr viele Sachen, die sind in der
  • 52:58 - 53:02
    EU-Datenschutzgrundverordnung sehr ähnlich
    oder genau identisch geregelt.
  • 53:02 - 53:10
    ID: Also, der zentrale Punkt ist, dass
    es... weil Kommunikationsdaten, Metadaten,
  • 53:10 - 53:14
    Inhaltsdaten eben besonders sensibel sind,
    weil sie eben besonders viel aussagen,
  • 53:14 - 53:19
    dass es eben ein höheres und ein
    konkreteres Schutzniveau bedarf. Also wenn
  • 53:19 - 53:23
    wir zum Beispiel uns anschauen, was die
    Diensteanbieter machen dürfen mit den
  • 53:23 - 53:27
    Daten von ihren Kunden, dann bietet eben
    die ePrivacy-Verordnung die Möglichkeit,
  • 53:27 - 53:31
    da eine klarere Grenze zu ziehen als das
    über die Datenschutzgrundverordnung der
  • 53:31 - 53:36
    Fall ist. Da gibt es ja leider dieses
    legitime Interesse als Verarbeitungsgrund,
  • 53:36 - 53:40
    das alles heißen kann. Und da ist es
    einfach eine klarere, eine striktere
  • 53:40 - 53:47
    Grenze gezogen, wenn man sagt, nur auf
    Basis von Einwilligung. Und sowas wie
  • 53:47 - 53:53
    privacy by default und Tracking-Schutz
    durch Browser ist eben etwas, das über die
  • 53:53 - 53:58
    Datenschutzgrundverordnung nicht reguliert
    ist. Also von daher ist die Antwort, es
  • 53:58 - 54:01
    ist an der Stelle einerseits eine
    Ergänzung, weil bestimmte Sachen einfach
  • 54:01 - 54:04
    nicht abgedeckt sind durch die
    Datenschutzgrundverordnung, die ist ja
  • 54:04 - 54:08
    sehr allgemein, die ist ja für alles vom
    Bäcker eben bis zum Big-Data-Unternehmen,
  • 54:08 - 54:13
    und eigentlich aus einer Perspektive eines
    progressiven Datenschutzes müsste man
  • 54:13 - 54:17
    sagen, genauso wie es mit der ePrivacy-
    Verordnung jetzt für den Bereich
  • 54:17 - 54:19
    der elektronischen Kommunikation
    passiert ist,
  • 54:19 - 54:22
    müsste man es vielleicht auch noch
    für bestimmte andere Bereiche
  • 54:22 - 54:25
    machen, dass man eben diese sehr
    grundsätzlichen, allgemeinen Regelungen,
  • 54:25 - 54:30
    die es gibt für den Datenschutz insgesamt,
    ergänzt durch etwas Spezifisches.
  • 54:30 - 54:33
    Weil einfach der Datenschutz im
    Gesundheitsbereich etwas ganz anderes ist
  • 54:33 - 54:39
    als jetzt beim Verkauf von Autos.
    H: Okay, dann noch die letzte Frage, die
  • 54:39 - 54:42
    müssten wir auch kurz halten und dann geb
    ich das Wort...
  • 54:42 - 54:45
    ID: Wir haben auch später angefangen.
    H: ... an Mikrofon Nummer 1 bitte.
  • 54:45 - 54:49
    M1: Ja, ganz kurz: Die Lebensmittel-Mafia
    hat ja ungefähr 2 Millarden dafür
  • 54:49 - 54:53
    ausgegeben für Lobby-Arbeit gegen die
    Ampel. Ist jetzt schon bekannt, was die
  • 54:53 - 54:56
    Datenhehler ungefähr monetär an den Start
    gebraucht haben?
  • 54:56 - 54:59
    ID: Kann ich nicht sagen, keine Ahnung.
    Aber es ist eben klar, dass die spätestens
  • 54:59 - 55:07
    seit der Datenschutzgrundverordnung
    deutlich besser aufgestellt sind. Also ich
  • 55:07 - 55:14
    kann es dir nicht monetär sagen, aber der
    Aufwand ist enorm und auch allein das
  • 55:14 - 55:19
    Zahlenverhältnis, wie viele Leute sind vor
    Ort und können mit Kommissionsvertretern
  • 55:19 - 55:23
    sprechen, steht eben in keinem Verhältnis
    zu dem, was die digitale Zivilgesellschaft
  • 55:23 - 55:29
    da auf die Beine kriegen kann derzeit.
    H: Okay und damit beenden wir den Talk.
  • 55:29 - 55:30
    Vielen Dank, Ingo!
  • 55:30 - 55:37
    Applaus
  • 55:37 - 55:42
    Abspannmusik
  • 55:42 - 55:59
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!
Title:
34C3 - Lobby-Schlacht um die ePrivacy-Verordnung
Description:

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Video Language:
German
Duration:
55:59

German subtitles

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