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36c3 Vorspannmusik
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Herald: Als nächstes habe ich für euch
eine Politikwissenschaftlerin aus Berlin.
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Sie arbeitet dort am IMU mit dem
Schwerpunkt Branchenanalyse und Arbeit in
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der Zukunft.
Für euch jetzt mit "Wandel im
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Braunkohlerevier: Lithium-Ionen-
Batterierecycling" - Katrin Nicke. Bitte!
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Applaus
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Katrin Nicke: Dankeschön! Ja, es gibt ein
altes sorbisches Sprichwort, das besagt
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"Wie die Quelle, so das Wasser", und das
freut mich sehr, dass wir heute
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Gelegenheit dazu haben uns darüber
auszutauschen, welche Quellen wir nutzen
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möchten und welche wir versiegen lassen
sollten, um die Zukunft lebenswert zu
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gestalten. Als Input dazu soll uns die
Studie dienen, die wir als IMU Institut
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gemeinsam mit Ludwig-Bölkow-Systemtechnik
verfasst haben. Batterierecycling als
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Beschäftigungsperspektive für die Lausitz.
Wichtig war uns dabei, eine
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transdisziplinäre Perspektive zu wählen,
mit der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik und
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uns hatten wir dann, ich glaube, fünf oder
sechs Disziplinen mit an Bord: Physik,
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Geografie, Verkehrswissenschaft,
Verwaltungswissenschaft. Und haben der
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Fragestellung: Wie kann man eine
Energieregion wie die Lausitz, wo seit 200
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Jahren auf fossile Energieträger gesetzt
wird, in eine Energieregion der Zukunft
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wandeln? Wie kann man dort, wo im Hinblick
auf die letzten Landtags-, aber auch
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Europawahlen und Kommunalwahlen deutlich
wird, dass die Kohäsion der Gesellschaft
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nachlässt, wie kann man einer solchen
Region Perspektiven aufzeigen? Zu Grunde
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gelegt haben wir drei Annahmen. Die erste
scheint banal, aber man kann es nicht oft
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genug sagen: Der Klimawandel findet statt,
und wir müssen über alle wirtschaftlichen
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Prozesse hinweg Klimaneutralität
herstellen, um die Erderwärmung auf
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maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Und dazu
brauchen wir umgehend eine Energie und
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Verkehrswende. Zweite Annahme oder
Prämisse: Die Verkehrsanteile der
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Elektromobilität steigen signifikant. Hier
in Europa ab 2020 voraussichtlich auch
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deutlich, weil die Grenzwerteregelungen
der EU greifen werden, sodass den
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Automobilherstellern empfindliche
Geldstrafen drohen, wenn Pkw-
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Neuzulassungen zuviel CO2 ausstoßen. Und
wir gehen davon aus, dass der
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Technologiepfad der Elektromobilität
eingeschlagen ist. Und damit, mit
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zeitlichem Versatz - auf die Batterie
Lebensdauer der Elektromobile komme ich
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noch zu sprechen - in naher Zukunft ein
hohes Altbatterieaufkommen auftritt, mit
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dem wir umgehen müssen. Dritte
Grundannahme: Die Transformation. Der
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Strukturwandel ist sozialgerecht und
ökologisch nachhaltig zu gestalten. Meine
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Präsentation gliedert sich jetzt in drei
kleine Kapitel. Zunächst werfen wir einen
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Blick in die Lausitz. Warum ist, oder
gilt, die Lausitz als so stark betroffen von
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dieser Energie- und Verkehrswende? Das
zweite Unterkapitel widmet sich dann den
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Antriebstechnologien beziehungsweise den
Lithium-Ionen-Batterien, und den Weg, den
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wir vorschlagen, für eine nachhaltige
Kreislaufwirtschaft. Und im dritten Teil
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versuchen wir noch einmal beide Enden. Wo
steht die Lausitz jetzt? Wo will sie in
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Zukunft hin? Und wie wird sich der
Markthochlauf der Elektromobilität und das
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Altbatterieaufkommen entwickeln? Warum
wird Lithium-Ionen-Batterie-Recycling
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notwendig? Wie können wir das
zusammenführen? Ist eine "Just Transition"
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eine Voraussetzung für die Energieregion
der Zukunft? "Just Transition" ist ein
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Konzept, was sich in der US-amerikanischen
Gewerkschaftsbewegung herausgebildet hat,
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vor einigen Jahren. Und es besagt im
Grunde, dass soziale nicht gegen
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ökologische Interessen ausgespielt werden
sollen. Damit zu Punkt Eins - dem
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Strukturwandel in der Lausitz: Das
Spannende an der Lausitz ist, es handelt
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sich hier um einen grenzüberschreitenden
Wirtschafts- und Kulturraum, in dem die
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Braunkohlewirtschaft tatsächlich nicht nur
landschaftprägend, sondern auch
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identitätsstiftend ist. Die Lausitz
umspannt Nieder- und Oberlausitz und somit
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Teile Brandenburgs, Teile Sachsens. Reicht
im Norden bis an den Speckgürtel Berlins
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ran und im Südwesten an Dresden, umfasst
12.000 Quadratkilometer. Und die Regionen:
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es gibt sechs Landkreise und eine
kreisfreie Stadt - das ist Cottbus -
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werden häufig als peripher und mit hohen
Zukunftsrisiken versehen klassifiziert.
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Die Region hat unter massivem
Bevölkerungsrückgang gelitten. Also die
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Abwanderung innerhalb von nur 20 Jahren
von 95 bis 2015 betrug 20 Prozent. Das
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heißt jeder fünfte, jede fünfte
Lausitzerin hat der Region den Rücken
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gekehrt, was natürlich auch Folgen hatte
im Hinblick auf die Altersstruktur, die
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sich erheblich verschoben hat und eine
Abnahme des Erwerbspersonenpotentials
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bedingt. Unter anderem deshalb ist die
Arbeitslosenquote heute so niedrig wie
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seit 30 Jahren nicht mehr. Mit unter sechs
Prozent liegt sie knapp über dem
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Bundesniveau. Die Wirtschaft in der Region
ist sehr kleinteilig, das heißt, es gibt
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viele kleine und mittlere Unternehmen.
Darüber hinaus bestehen dann aber hohe
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externe Abhängigkeiten, weil in der
Lausitz häufig Zweigniederlassungen,
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Tochtergesellschaften großer Konzerne,
ansässig sind. Die Entscheidung über das
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Wohl und Wehe und auch die
Forschungsabteilungen, zumeist aber an den
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Firmensitz, der sich beispielsweise in
Baden-Württemberg oder ... ja,
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Niedersachsen befindet, getroffen werden.
Weshalb die, also in der Lausitz selbst,
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auch wenig Entwicklung stattfindet, und
hier noch viel Luft nach oben ist für
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Innovationspotenziale aus der Region
heraus. Was machen die LausitzerInnen? Ich habe
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hier mal ein Chart vorbereitet auf dem
seht ihr Beschäftigung nach Sektoren, wir
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haben einmal den Dienstleistungssektor mit
66 Prozent der Beschäftigten, etwas
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weniger als in Metropolräumen üblich ist.
Was erstaunen mag, wenn wir sagen, wir
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sprechen über eine Braunkohleregion, ist,
dass lediglich vier Prozent der 400.000
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sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
im Bereich Bergbau, Energie und Wasser
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tätig sind, wobei das
Grundwassermanagement natürlich eine
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große, massive, und auch langfristige
Aufgabe darstellen wird. Und wiederum
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überraschen, dass der Industrieanteil hier
sehr hoch ist. Mit fast 20 Prozent liegt
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er knapp auf Bundesniveau, und innerhalb
der Industrie ist die Metall- und
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Elektrobranche am stärksten. Das heißt
jeder zehnte Lausitzer, jede zehnte
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Lausitzerin, geht einer Tätigkeit in der
Metall und Elektrobranche nach. Wir haben
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hier einen überdurchschnittlich hohen
Fachkräfteanteil insgesamt. Und über diese
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40.000 hinaus sind qualifiziert - und das
ist für meine späteren Ausführungen zum
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Recycling von Bedeutung - 65.000 LausitzerInnen
... fachlich qualifiziert, in Metall- und
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Elektroberufen. Die Einkommen, also das
den Haushalten zu Konsumzwecken und Sparen
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verfügbare Einkommen, und
Arbeitnehmerentgelte, sind hingegen
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unterdurchschnittlich. Dort ist keine
Angleichung an das Bundesniveau innerhalb
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der letzten 30 Jahre gelungen. Und es gibt
Infrastrukturdefizite. Also es ist kaum
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möglich einen ICE zu nehmen aus der
Lausitz heraus, und auch schnelles
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Internet ist noch nicht sehr weit
verbreitet. Wir identifizieren deshalb als
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Herausforderung, die grundgesetzlich
verbriefte Gleichwertigkeit der
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Lebensverhältnisse herzustellen und die
Daseinsvorsorge zu erhalten oder zu
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stärken. Ich möchte kurz nochmal eingehen
auf die Bedeutung der Braunkohlewirtschaft
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für die Region, die Bergbau- und
Rohstoffindustrie ist hier historisch
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gewachsen und seit dem Niedergang der
Glas- und Textilindustrieproduktion
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zentral für den für den Standort, also
insbesondere zentral noch seit 89/90.
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Kurzen Blick auf die Zahlen: Wir hatten
vor 30 Jahren 80.000 Bergleute oder
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Beschäftigte in den Tagebauen und
Kraftwerken. Ihr Beitrag zur
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Stromerzeugung in Ostdeutschland betrug,
oder der Beitrag der
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Braunkohleverstromung, betrug 90 Prozent.
Braunkohle war die einzige heimische
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Energiequelle der DDR. 2016 waren noch
8.000 Menschen in der Kohleindustrie der
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Lausitz beschäftigt. Und insgesamt liegt
der Braunkohlebeitrag zur Stromerzeugung
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bei 23 Prozent. Das sind Zahlen von 2016.
Also der Strommix hat sich noch ein
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bisschen verschoben. Wer dazu Genaueres
weiß, kann uns das gerne noch im Nachgang
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mitteilen. Dennoch, also, trotz lediglich
8.000 Beschäftigter ist die LEAG, die
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die Tagebaue und Kraftwerke 2016 auch von
Vattenfall übernahm, größter Arbeitgeber
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der Region. Und die zahlen auch
überdurchschnittlich hohe Gehälter; die
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liegen bei 55.000 gegenüber 28 bis 35.000
im brandenburgischen und sächsischen
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Landesschnitt. Das heißt, die Einkommen
dieser Angestellten stärken die regionale
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Kaufkraft spürbar und induzieren damit
natürlich auch Beschäftigung, wenn Sie zum
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Bäcker gehen oder den Friseur besuchen. Im
Zuge der Empfehlung der Kommission für
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Strukturwandel, Wachstum und
Beschäftigung, kurz Kohle-Kommission, hat
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man sich auch Gedanken darüber gemacht,
wie die Beschäftigungswirkung ab 2033 sein
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wird, wie Beschäftigung gesichert sein
kann. Man geht insgesamt von 10.000 bis
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16.000 direkt und indirekt Beschäftigten
aus, und im unteren Kasten sieht man die
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Handschrift der gewerkschaftlichen
Positionen in der Kohle-Kommission.
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Demnach ist vorgesehen, dass der
Ausschluss, betriebsbedingter Kündigungen
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oder betriebsbedingte Kündigungen
ausgeschlossen werden, dass es möglich
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ist, vorzeitig in Ruhestand zu gehen, bei
vollem Lohnausgleich oder in eine andere
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Tätigkeit aufzunehmen - bei vollem
Lohnausgleich. Und es wird hochgerechnet,
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dass bis 2030 rund zwei Drittel der direkt
Beschäftigten, also dieser 8.000 Menschen,
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verrentet sein könnten. Wie schaffen wir
jetzt Perspektiven, oder wo liegen die
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Perspektiven für die verbleibenden
indirekt oder induziert Beschäftigten?
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Womöglich in einer Energie Region der
Zukunft, womöglich abgeleitet aus dem
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Markthochlauf der Elektromobilität. Werfen
wir einen kurzen Blick auf die
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Technologien und den prognostizierten
Markthochlauf der Mobilitätswende. Der
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Verkehrssektor ist einer der
Hauptemittenten von CO2 Ausstößen, liegt
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bei 18 Prozent davon entfallen auf PKW
ganze 61. Ich hatte Eingangs schon
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erwähnt, dass die EU-Grenzwerteregeln ab
2020 greifen und nun auch die europäischen
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Automobilhersteller mit der
Elektrifizierung des Antriebsstrangs neue
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Fahrzeugmodelle entwickeln, die einen sehr
geringen oder keinen CO2-Ausstoß haben
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sollen. Man unterscheidet diese Modelle
grob nach Elektrifizierunggrad und
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Reichweite. Es gibt die Hybride, die rein
elektrisch betriebenen Modelle mit ca. 300
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km Reichweite, außerhalb von
Laborbedingungen. Und es gibt die
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Brennstoffzellen Fahrzeuge hier, also alle
benötigen Batterien. Das Bemerkenswerte
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ist bei den rein elektrisch betriebenen
PKW, die haben eine sehr große Batterie.
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Bei Hybrid ist die um die 35 Kilo schwer,
dem rein elektrischen wiegt die auch Mal
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250 Kilogramm. Das ist natürlich auch
relevant, wenn wir gleich auf die
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prognostizierte Batterie-Aufkommen
blicken. Was Wasserstoff- und
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Brennstoffzellen-Fahrzeugtechnologien
betrifft, würde ich mich dem Kollegen, der
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hier am Freitag schon zu
Batterietechnologien sprach, anschließen
-
und sagen, dass es morgen und übermorgen
lediglich erstmal im Schwerlast Bereich
-
relevant. Wir können aber, also
Zukunftsforschung ist ja auch ein bisschen
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wie in die Glaskugel gucken, natürlich
nicht ausschließen, dass da noch
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Entwicklung stattfindet und haben
deshalb hier mal drei Szenarien
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entwickelt, wie der Markthochlauf sich
prognostizieren ließe, aus unserer Sicht,
-
mit den Daten die wir haben, den
regulatorischen Rahmen, die Hersteller
-
Strategien, die die Batterietechnologie an
ihrem jeweiligen Entwicklungsstand. Und
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wir fokussieren auf das Szenario 1 ganz
links, Fokus Batterie elektrisch
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betriebene Fahrzeuge. Und da sehen wir,
dass da 2025 werden rund drei Millionen
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erwartet, 2030 dann schon 10 und 2050
knapp über 30 Millionen Fahrzeuge. Daraus
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haben wir abgeleitet, wie groß das
Altbatterien Aufkommen sein kann, unten
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links wieder die ersten beiden Spalten.
2030 könnten wie ein Altbatterien
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Aufkommen haben bis zu 44 Tonnen, 2050
dann schon eines von 712. Industriell
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relevant wäre das Recycling Aufkommen ab
2030 plus damit. Werfen wir nochmal einen
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kurzen, vertiefenden Blick auf die
Batterietechnologie. Die Lithium-Ionen
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Technologie dominiert bislang den Markt
und wird unseren Analysen nach auch in den
-
kommenden Jahren dominieren. Es ist
möglich, dass es sich um eine
-
Brückentechnologie handelt, aber eine
Brückentechnologie, mit der wir es in den
-
nächsten Jahrzehnten dann zu tun haben.
Und warum Lithium-Ionen
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Batterietechnologie? Da hat sich einfach
herausgestellt, dass sie über diese
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Technologie, über eine optimale Energie-
und Leistungs-Dichte für den PKW Betrieb
-
verfügt. Das ist auch dem Lithium
geschuldet, dem kleinsten und leichtesten
-
metallischen Element, was natürlich
irgendwo herkommen muss. Die Verfügbarkeit
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der Rohstoffe, unter anderem das Lithium,
weiterhin Kobalt, Nickel und Graphit,
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verbaut in den Batteriezellen, ist aus
unserer Sicht gegeben, also auch in
-
ausreichenden Mengen für den erstmal
prognostizierten Markthochlauf. Aber es
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kann zu Verknappung kommen, oder es ist
sehr wahrscheinlich, weil zum einen die
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Fördermöglichkeiten nicht gegeben sind und
zum anderen die Lizenzen für den Abbau
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fehlen. Das sicher auch aus guten Gründen.
Es ist so, dass die strategisch wichtigen
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Rohstoffe hier häufig nur in wenigen
Ländern vorkommen und dass häufig Länder
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sind, die monopolartige
Versorgungsstrukturen haben und politisch
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instabil sind. Das heißt, es ist ein sehr
volatiler Markt. In der Öffentlichkeit
-
Aufsehen erregt hat die Debatte um den
Kobalt Abbau im Kongo in diesem
-
Frühjahr/Sommer, wo deutlich wurde, dass
diese Rohstoffe- oder Ressourcen-Gewinnung
-
unter Arbeitsbedingungen stattfindet, die
auch menschenunwürdig sind. Wo Kinder als
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Arbeitskräfte eingesetzt werden, wo
internationale Mindeststandards für
-
Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht
eingehalten werden, es zu schweren
-
Unfällen kam und darüber hinaus neben
diesen sozialen Aspekten natürlich auch
-
die ökologischen ins Gewicht fallen. Jeder
Eingriff in Ökosysteme, gerade im Bereich
-
Tagebau Minen, hinterlässt natürlich
gravierende Spuren und ist sehr
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langfristig. Aufgrund dessen und aufgrund
der Mengen, die wir uns gerade
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verdeutlicht haben, sagen wir es ist
essenziell, dass wir eine
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Kreislaufwirtschaft etablieren, um die
Ressourcen, die Material Effizienz zu
-
erhöhen und somit auch dazu beizutragen,
dass weniger Umweltzerstörung stattfindet
-
und weniger Ausbeutung. Natürlich ist das
auch eine Frage des Bedarfs. In dem Maße,
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wie wir recyclen und den Abbau Bedarf
absenken, können wir Zerstörung und
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Ausbeutung verhindern. Eine weitere Idee,
die Material Effizienz zu erhöhen, sind
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die Second-Life Schleifen. Das heißt, man
kann heute Batteriezellen, also man kann
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Batteriemodule nicht auf Zellebene
reparieren oder recyceln. Das ist bislang
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noch nicht wirtschaftlich. Aber man kann
die Module nehmen und einer weiteren
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Nutzung zuführen, beispielsweise eine
Spitzenlast Pufferung oder
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Notstromversorgung oder ein Flur-
Förderfahrzeug hier damit ausstatten und
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das funktioniert dann noch eine Weile,
denn die Lebensdauer der Lithium-Ionen-
-
Batterien in den Elektro PKW liegen
momentan bei so rund zehn Jahren. Das
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heißt, die Batterie muss ausgetauscht
werden oder gilt als Altbatterie, bevor
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die Fahrzeug Lebensdauer eigentlich
erreicht ist, die wird momentan so mit 15
-
Jahren angegeben. Und zugleich haben wir
gegenwärtig aber noch keine, keinerlei
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oder kaum Regulierung dahingehend, wie
diese Altbatterien gesammelt werden
-
können, wie der Rücklauf organisiert wird,
wie hoch die Recyclingquoten sein sollten
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und ob es beispielsweise ein Hersteller
Rücknahme Verpflichtung geben muss. Was es
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dahingegen schon gibt, sind Recycling
Verfahren. Da wurden im Zeitraum zwischen
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2009 bis 2016 drei Forschungsprojekte
durchgeführt, übrigens im Auftrag vom
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Bundesumweltministerium, wo, wie ihr sehen
könnt, die Rückgewinnungsquoten schon sehr
-
hoch sind. Cobalt haben wir hier 94, 96
beziehungsweise 100 Prozent, Lithium 86
-
Prozent oder Nickel bei 97 Prozent.
Natürlich besteht hier noch viel weiterer
-
Forschungsbedarf. Aber was wir schon sagen
können und das ist auch ganz spannend im
-
Hinblick darauf wie verträglich wäre denn
eigentlich Kreislaufwirtschaftssystem, also
-
ein Recycling von Lithium-Ionen-Batterien.
Weil Recyclingprozesse natürlich auch
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immer sehr energieaufwendig sind und da
konnte dargestellt werden, dass die
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Ökobilanz positiv ist gegenüber dem
Ressourcen Abbau. Hier haben wir euch mal
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eine Wertschöpfungskette industriellen
Batterierecyclings dargestellt, so wie der
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aktuelle Forschungsstand ist. Das wird
sich in den nächsten 10, 20 Jahren sicher
-
auch noch ändern und es gibt auch hohe
Bedarfe, dass Prozesse und Verfahren hier
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weiterentwickelt werden, dass auch
standardisiert wird, also das Module
-
standardisiert wird, dass die Demontage
automatisiert werden kann. Aber, was ganz
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spannend ist, die Beschäftigungs-Profile,
die hier heraus hervorgehen, passen zu den
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Qualifikationen der Menschen, die
Qualifikationen in der Metall- und
-
Elektro-Branche in der Lausitz haben.
Direkte Beschäftigung entsteht im
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Recycling Werk, beispielsweise bei der
Demontage, durch die Entladung der Zellen
-
bei der Pyro-, Hydro- und Metallurgischen-
Weiterverarbeitung und die indirekte
-
Beschäftigung entsteht natürlich auch,
weil wir das Recycling Werk mit Energie
-
versorgen müssen, möglichst aus
regenerativen Quellen. Weil wir die
-
Altbatterien sammeln müssen und logistisch
verteilen und weil wir sie weiter
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verwerten und wieder verwenden wollen. Im
besten Fall mit einer
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Batteriezellfertigung, die man in ein
regionales Wertschöpfungssystem
-
integriert. Mit diesem Wissen haben wir
jetzt nochmal einen zweiten Blick auf die
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Lausitz geworfen und das Ziel, im
gemeinsamen Engagement von Bund, Ländern,
-
Kommunen und Landkreisen, Sozialpartnern
sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren
-
eine attraktive und zukunftsgerichtete
Wirtschaftsregion mit neuen
-
Wertschöpfungsketten aufzubauen. So wie es
von der Kohle Kommission empfohlen wird,
-
stellt sich, aus unserer Sicht auch ein
Konsens der aktuellen Diskurse dar. Allein
-
der Weg zum Ziel ist noch umstritten, und
da möchten wir betonen, dass
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Strukturwandel eben im Zuge einer
Just Transition stattfinden sollte. Wir
-
müssen neben wirtschaftlichen Aspekten die
Sozialen und Ökologischen berücksichtigen
-
und diese Dimensionen auch eingehend
analysieren, bevor wir
-
Standortentscheidung treffen. Welche
endogenen Potenziale hat die Lausitz? Das
-
ist ganz spannend, denn hier findet, und
dass ist immer weniger bekannt, als dass
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es sich um ein Braunkohletagebau Revier
handelt, seit Jahren schon ein ganz
-
interessanter Wandel im Bereich
regenerativer Energien statt. Es gibt eine
-
Unternehmenslandschaft, die sich da
etabliert hat. Es gibt dort die größten
-
Windparks Deutschlands. Ich kann leider
nicht sagen wie viel Windräder gerade in
-
Betrieb sind und es gibt Forschung im
Bereich auch Wasserstoff Energieerzeugung.
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Es gibt Pläne für große Speicherkraftwerke
und warum? Also die Netzinfrastruktur vor
-
Ort ist einfach zugeschnitten auf den
Energie Sektor und die Kraftwerke und
-
Tagebaue weisen zudem sehr hohe Nach-
Nutzungs Potenziale auf. Es gibt
-
Forschungseinrichtungen, auch vor Ort,
unter anderem an der BTU Cottbus
-
Senftenberg, ein Lehrstuhl für Batterien
und Batterie Forschung, Batterie
-
Recycling. Es gibt diese kleinteilige
Wirtschaftsstruktur, die wir auch als
-
Vorteil interpretieren können. Kleinere
Institutionen sind natürlich schneller
-
flexibel, können vielleicht ihren
Wertschöpfungskern neu definieren, wenn
-
sie dabei unterstützt werden. Und es gibt
eben die Fachkräfte vor Ort, die über
-
wertvolles Prozess- und Erfahrungs-Wissen
verfügen, auf dass wir im Zuge der
-
Transformation zurückgreifen sollten.
Schließlich sehen wir das Potenzial mit
-
der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft
für das Batterie Recycling, eine derart
-
hohe regionale Wertschöpfungstiefe zu
erzielen, dass sich schließlich im Grunde
-
die gesamte automobile Wertschöpfungskette
in der Region abbilden lassen kann, hieße,
-
wir hätten regionalen
Wirtschaftskreislauf. Unsere Studie ist
-
erschienen, kurz bevor Tesla bekannt
gegeben hat nördlich von Berlin
-
Elektromobilität - E-Autos herstellen
möchte und es gibt in Zwickau, dass ist
-
südlich von Dresden, auch nicht weit von
der Lausitz ein VW-Werk wo seit Monaten
-
auf Hochtouren daran gearbeitet wird, auf
Elektromobilität umzustellen, das
-
komplette Werk eines von Zweien in
Deutschland neben Emden. Hier sollen ab
-
2021 300.000 Elektromobile vom Band laufen
und mit dieser Perspektive wirkt die
-
Lausitz dann vielleicht auch schon gar
nicht mehr so peripher. Wenn wir
-
rauszoomen, liegt sie zwischen Berlin,
Dresden und Wroclaw in Polen oder noch
-
weiter zurückgezoomt in einem
Dreiländereck Deutschland, Tschechien,
-
Polen, im Herzen Europas und wir denken,
es könnten ganz gute Voraussetzungen dafür
-
sein, die Energie Region der Zukunft dort
zu schaffen, wie die Akteure, die
-
regionalen und überregionalen Akteure sich
das wünschen. Der Planungshorizont 2030
-
bis 2050 korreliert dabei, der
Planungshorizont für das kleine
-
Reyclingwerk mit dem Ausstieg aus der
fossilen Energiewirtschaft. Für den Weg in
-
eine Energieregion der Zukunft, wo das
Batterie Recycling vielleicht nur ein
-
Puzzle-Stück ist, haben wir Ansätze,
Ideen, Handlungsempfehlung (ganzen
-
Katalog) entworfen, aus dem sich ein
integriertes Regional Entwicklungskonzept
-
ableiten lassen kann, was sowohl
Wirtschafts- und Beschäftigungsseitige
-
Dimensionen als auch wie schon mehrfach
wiederholt jetzt die soziale und
-
ökologische Dimension reflektiert. Damit
komme ich dann auch zum Schluss, ich würde
-
euch gern hier noch 6 Pünktchen
vorstellen, die wir jetzt herausgegriffen
-
haben aus unseren Handlungsempfehlung.
Zunächst einmal sollten wir uns dafür
-
einsetzen, dass es bei der Novellierung
der EU-Batterierichtlinie, die für 2020
-
vorgesehen ist, auch Regelungen geschaffen
werden zu Hersteller Rücknahme
-
Verpflichtung, zu der Art und Weise, wie
wir eine Sammlung von Altbatterien
-
organisieren können, brauchen wir da ein
dezentrales System? zentrale Systeme?
-
Welche Recyclingquoten brauchen wir?
Welche Recyclingquoten brauchen wir für
-
welche Rohstoffe? Also bislang kennt diese
Richtlinie und kennt auch das deutsche
-
Batteriegesetz aus dem Jahr 2006, die
Lithium-Ionen-Batterie beispielsweise noch
-
nicht. Dann brauchen wir, und dass gilt
auch nicht nur für die Lausitz, sondern
-
dass gilt wahrscheinlich insgesamt für den
Prozess, der im Zuge einer Energie und
-
Verkehrswende eingeleitet werden muss,
brauchen wir eine Koordination der
-
Vorhaben, weil Akteure auf
unterschiedlichen politischen Ebenen
-
beteiligt sind, auch auf unterschiedlichen
geografischen Ebenen, also vom
-
Bürgermeister in Senftenberg bis hoch in
die EU, haben da Leute Ideen, Interessen,
-
und die müssen vermittelt werden, die
müssten koordiniert und abgestimmt werden,
-
damit sie nicht ins Leere laufen und damit
die 17 Milliarden Strukturhilfen, die für
-
die Lausitz ausgeschüttet werden sollen,
sinnvoll verwendet werden. Auch
-
Wissenstransfers sollten geleistet werden
und Unterstützung erhalten dabei, dass sie
-
stattfinden, also Wissenstransfers
zwischen Forschungseinrichtungen im Kreis
-
um die Lausitz, um die BTU Cottbus,
Wissenstransfers nach Berlin, nach
-
Dresden, an andere relevante
Forschungsstandorte. Und vor allen Dingen
-
auch, dass ist uns selbst während der
Ausarbeitung immer wieder bewusst
-
geworden, zwischen den Disziplinen. Wir
müssen als Sozialwissenschaftler, als
-
Geisteswissenschaftler mit
Naturwissenschaftlern ins Gespräch kommen,
-
um diese Strukturwandel Prozesse, die uns
vor gesamtgesellschaftliche Fragen stellt,
-
so reflektieren zu können, dass wir da
nicht zu singulären Ergebnissen kommen,
-
die die Gesellschaft insgesamt nicht im
Blick haben. Was wir auch brauchen ist
-
Transparenz, eine Transparenz dieses
Prozesses und mehr Bottom-Up Beteiligung.
-
Dass heißt, die Bürgerinnen und Bürger
sollten auch, ebenso wie die
-
Beschäftigten, Räume zur Verfügung
gestellt bekommen, wo sie miteinander ins
-
Gespräch kommen können, wo sie auch mit
Entscheidungsträgern und
-
Entscheidungsträgerinnen in Dialog treten
können und nicht nur ihre Meinung
-
vortragen dürfen, sondern auch Raum dafür
vorgesehen ist, dass sie mitgestalten. Das
-
ist aus unserer Perspektive auch deshalb
wichtig, weil wir nur so die
-
Informationbasis ausweiten können und es
findet derzeit ein Leitbild Prozess in der
-
Lausitz statt, der ist mehrstufig über
mehrere Jahre angelegt und wird
-
durchgeführt von der Wirtschaftsregion
Lausitz, also einem Interessenverband.
-
Und nach Kritik an deren Intransparenz wurde
das Verfahren auch geöffnet, also man lädt
-
jetzt auch zu Bürgerdialogen ein. Aber ich
denke man darf bei eintägigen Input-
-
Veranstaltungen dann nicht stehenbleiben,
also man muss die Bürgerinnen,
-
Beschäftigten, Einwohnerinnen mitnehmen
und ein Leitbild wird unseres Erachtens
-
eben dann nur tragen, wenn es geteilt wird
von denen, die betroffen sind, von dem was
-
in der Region passiert. Wir denken, es ist
ganz wichtig, da endlich wieder mehr
-
Investitionen in die Bildung und
Qualifizierung zu stecken. Der Anspruch
-
vom lebenslangen Lernen sollte sich auch
in Möglichkeiten für Beschäftigte, für
-
Bürgerinnen und Bürger niederschlagen,
sich weiterzubilden oder den Umgang mit
-
neuen Technologien zu erlernen. Ganz -
recht einfacher Schritt wäre
-
beispielsweise, dass im Freistaat Sachsen
auch die Weiterbildungs Richtlinie
-
implementiert wird, die Arbeitnehmerinnen
in anderen Bundesländer ermöglicht,
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beispielsweise hier, teilzunehmen und zwar
im Rahmen von Weiterbildungsurlaub. Da
-
hat jeder Angestellte dann in zwei Jahren
10 Tage Weiterbildungs Anspruch und kann
-
die darauf verwenden, sich mit dem
vertraut zu machen, was die Arbeit der
-
Zukunft von ihm fordert oder welche
Herausforderungen er dann da sieht, oder
-
sie. Der vorletzte Punkt, dass
funktioniert aus unserer Sicht, dieser
-
Umbau, diese Transformation, nicht ohne
dass gute Arbeit geschaffen wird. Dass
-
heißt, neben den
Weiterbildungsmöglichkeiten sollte es eine
-
Vereinbarkeit von Privatem und Beruf
geben, sollte vermieden werden dass hier
-
prekäre Beschäftigungsverhältnisse
geschaffen werden, Leiharbeit oder
-
Werkverträge ausgeweitet werden und es
sollte für die Beschäftigten möglich sein
-
mehr mitzubestimmen, also wir gehen von
einem ganz positiven Menschenbild aus, wie
-
vielen Beschäftigten möchten nicht, oder
nicht nur, den ganzen Tag Knöpfe drücken,
-
sondern möchten vielleicht auch eine
Eingabe machen, weil sie einfach die sind,
-
die am nächsten am Prozess und Verfahren
dran sind. Gibts dann betriebliches
-
Vorschlagswesen? Könnte man so die
Innovativkraft, die jeder Mensch weil er
-
grundsätzlich neugierig ist, mitbringt?
Also davon habe ich mich hier auf jeden
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Fall überzeugt. Könnte man das nutzen? Zum
letzten Punkt nochmals zu betonen die
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Herstellung gleichwertiger
Lebensverhältnisse. Das ist uns wichtig,
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Regionen sollen nicht abgehangen werden,
die Menschen bestimmter Regionen sollen
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nicht zu Verlierern des Wandels werden und
dieses grundgesetzlich verbriefte Diktum
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sollten wir vielleicht nicht nur bundesweit
stärker verfolgen, sondern zumindest auch
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EU weit und wenn nicht Global denken. In
diesem Sinne, Vielen Dank für eure
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Aufmerksamkeit.
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Applaus
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Herald: Vielen Dank für den Vortrag! Wir
haben leider nicht viel Zeit, deswegen
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eine Frage aus dem Internet schnell.
Signal Angel: Du hast viele Möglichkeiten
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aufgezeigt, was es für Potentiale gibt und
der IRC-Channel hatte eine sehr lebhafte
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Diskussion, die sich vor allem auf die
Umsetzbarkeit bezog. Die Frage war dann:
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Gibt es schon bereits tatsächlich
durchgeführte Maßnahmen wie Subventionen
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und so weiter, an denen ein tatsächliches
Interesse des Bundes am Erhalt der Lausitz
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als Industriestandort erkennbar ist? Oder
ist das immer noch im Raum, dass das
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sozusagen alles sich selber überlassen
wird?
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Katrin: Also es gibt die Empfehlung der
Kommission für Wachstum, Strukturwandel,
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Beschäftigung, Kohle Kommission. Und es
gibt diese 17 Milliarden Euro
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Strukturhilfen, die für die Lausitz
beschlossen wurde, sowie eigentlich eine
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Einigkeit der beteiligten Akteure in der
Kohle Kommission auch in Bund, Ländern und
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der Region, dass man hier eine Energie
Region der Zukunft bauen möchte. Aber ja,
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der Weg dahin der ist noch offen und an
dem sollten sich möglichst viele
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beteiligen aus unserer Sicht.
Herald: Ja, für weitere Fragen haben wir
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leider keine Zeit, wenn ihr wollt, dann
trefft euch einfach mit ihr neben der
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Bühne danach. Ich würde noch einmal bitten
für herzlichen Applaus für Katrin.
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Applaus
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36c3 Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
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