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Warum stürzt der Schiefe Turm von Pisa nicht um? – Alex Gendler

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    1990 warb Italiens Regierung
    ein Team von Spitzeningenieuren an,
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    um den berühmten Schiefen Turm
    von Pisa zu stabilisieren.
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    In seiner 800-jährigen Geschichte
    hatte man oft versucht, ihn aufzurichten,
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    aber erst die Computermodelle dieses Teams
    zeigten die Dringlichkeit der Situation.
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    Nach Berechnungen würde der Turm
    bei einem Winkel von 5,44 Grad umstürzen,
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    doch er neigte sich schon um 5,5 Grad.
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    Niemand wusste, warum der Turm noch stand,
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    doch die Notlage war klar:
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    Hier war ein Problem zu lösen,
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    das Generationen
    von Ingenieuren irritiert hatte --
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    und zwar schnell.
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    Es ist hilfreich, zu verstehen,
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    warum der Turm überhaupt
    in Schieflage geriet.
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    Im 12. Jahrhundert verwandelte
    die reiche Seefahrerrepublik Pisa
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    den Domplatz in ein prachtvolles Denkmal.
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    Arbeiter verschönerten
    und vergrößerten die Kirche
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    und fügten dem Platz eine
    massive Taufkapelle mit Kuppel hinzu.
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    1173 begann der Bau eines Campanile,
    also eines frei stehenden Glockenturms.
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    Die damaligen Ingenieure und Architekten
    waren Meister ihres Fachs.
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    Aber trotz ihrer Kenntnisse
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    wussten sie zu wenig über den Boden,
    auf dem sie bauten.
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    "Pisa" geht auf ein griechisches Wort
    für "morastiges Land" zurück
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    und beschreibt perfekt den Lehm,
    Schmutz und nassen Sand unter der Stadt.
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    Unter solchen Bedingungen arbeiteten
    die alten Römer mit massiven Steinsäulen,
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    die auf stabilem Felsgrund ruhten.
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    Doch die Architekten des Turms glaubten,
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    ein drei Meter dickes Fundament
    sei für ihren relativ niedrigen Bau genug.
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    Aber unglücklicherweise war
    nach weniger als fünf Jahren
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    die Südseite des Turms schon eingesunken.
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    Ein derart instabiles Fundament
    wäre normalerweise ein Desaster.
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    Wenn mehr Gewicht hinzukäme,
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    würde der Druck der Geschosse
    den Bau weiter absenken
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    und die Schieflage verschlimmern.
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    Aber die Bauarbeiten ruhten im 4. Stock
    fast ein Jahrhundert lang,
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    da Pisa ständig in Kriege verwickelt war.
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    Dank dieser langen Pause
    setzte sich der Untergrund
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    und als die Arbeiten 1272 wieder begannen,
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    stand das Fundament
    auf etwas festerem Boden.
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    Unter der Leitung
    von Architekt Giovanni di Simone
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    glichen die Arbeiter
    die kleine Neigung des Turms aus,
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    indem sie die nächsten Stockwerke
    auf der Südseite höher machten.
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    Aber das Gewicht des zusätzlichen
    Mauerwerks ließ die Seite weiter absinken.
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    Als das siebte Stockwerk
    und die Glockenstube fertig waren,
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    betrug der Winkel der Schieflage 1,6 Grad.
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    Jahrhundertelang versuchten sich
    Ingenieure an Gegenstrategien.
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    1838 gruben sie einen Gang um die Basis,
    um das versunkene Fundament zu prüfen.
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    Doch als sie den Sand abtrugen,
    verschlimmerte sich die Neigung.
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    1935 spritzte Italiens Ingenieurscorps
    die Basis zur Verstärkung mit Mörtel aus.
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    Doch der Mörtel verteilte sich
    nicht gleichmäßig im Fundament
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    und der Turm sackte weiter ab.
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    All diese Fehlversuche
    und das weiter sinkende Fundament
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    brachten den Turm näher zum Kipppunkt.
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    Ohne gesichertes Wissen
    über die Beschaffenheit des Bodens
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    konnten Ingenieure weder
    den kritischen Winkel feststellen
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    noch Maßnahmen gegen
    den Einsturz des Turms ergreifen.
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    Nach dem Zweiten Weltkrieg
    wurden Tests entwickelt,
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    um diese fehlenden Variablen zu ermitteln.
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    In den 1970ern berechnete man
    den Schwerpunkt des geneigten Turms.
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    Dank dieser Daten
    und neuer Computertechnologie
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    konnte man die Stabilität des Bodens,
    den Entwicklungsverlauf der Neigung
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    und die exakte Menge
    der Bodenentnahme festlegen,
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    die den Turm am Einsturz hindern sollte.
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    1992 bohrte das Ingenieursteam
    diagonale Tunnel,
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    um unter der Nordseite des Turms
    38 Kubikmeter Erde zu entfernen.
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    Dann wurde der Turm vorübergehend
    mit 600 Tonnen Bleibarren beschwert
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    und seine Basis mit Stahlseilen gesichert.
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    Mehr als 600 Jahre nach seiner Erbauung
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    wurde der Turm nun endlich aufgerichtet --
    zu einer Neigung von etwa vier Grad.
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    Keiner wollte den Einsturz des Turms,
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    doch man wollte auch das berühmte
    Merkmal des Wahrzeichens bewahren.
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    Heute ist der Turm 55 oder 56 Meter hoch
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    und sollte zumindest
    für die nächsten 300 Jahre
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    als Monument der Schönheit
    des Unvollkommenen erhalten bleiben.
Title:
Warum stürzt der Schiefe Turm von Pisa nicht um? – Alex Gendler
Speaker:
Alex Gendler
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/why-doesn-t-the-leaning-tower-of-pisa-fall-over-alex-gendler

1990 warb die italienische Regierung Spitzeningenieure an, um den Schiefen Turm von Pisa zu stabilisieren. In seiner 800-jährigen Geschichte hatte es viele solche Versuche gegeben, aber erst Computermodelle belegten den Ernst der Situation. Der Turm würde bei einem Winkel von 5,44 Grad umstürzen – doch der aktuelle Wert lag bereits bei 5,5 Grad. Was führte zur berühmten Schieflage des Turms? Alex Gendler rekapituliert die Geschichte des Bauwerks.

Lektion von Alex Gendler, unter Regie von Aim Creative Studios.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:49

German subtitles

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