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Adam Savages Obsessionen

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    Vor etwa vier Jahren veröffentlichte der New Yorker einen Artikel
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    über ein neuentdecktes Massengrab voller Dodo-Knochen
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    in einer Grube auf Mauritius.
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    Mauritius ist eine kleine Insel
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    vor der Ostküste von Madagaskar
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    im Indischen Ozean.
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    Dort wurde der Dodo-Vogel entdeckt
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    und ausgerottet - alles im Verlauf von 150 Jahren.
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    Dieser archäologische Fund sorgte für große Aufregung,
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    denn vielleicht war es jetzt endlich möglich,
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    das vollständige Skelett eines einzelnen Dodos zusammenzusetzen.
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    Obwohl Museen weltweit
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    Dodo-Skelette ausstellen, hat niemand
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    - nicht einmal das Museum für Naturgeschichte
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    von Mauritius selbst - ein Skelett, das aus den Knochen
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    eines einzelnen Dodo zusammengesetzt wäre.
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    Nun, das stimmt nicht ganz.
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    Tatsächlich hatte einst das Britische Museum
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    ein vollständiges Exemplar eines Dodo in seiner Sammlung -
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    bis zum 18. Jahrhundert.
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    Es war mumifiziert, mit Haut und so weiter -
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    aber in einem Anfall von Platzsparwut
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    schnitt man ihm den Kopf ab und die Füße,
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    und den Rest verbrannte man in einem Freudenfeuer.
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    Schaut man heute auf der Webseite des Museums nach,
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    zählt man dort die Exponate auf und behauptet,
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    der Rest sei bei einem Brand verloren gegangen.
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    Nicht ganz die volle Wahrheit. Wie auch immer.
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    Das Titelbild des Artikels war dieses Foto.
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    Ich gehöre zu den Leuten, die Tina Brown dafür bewundern,
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    dass sie Fotos beim "New Yorker"-Magazin eingeführt hat,
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    denn dieses Foto hat mich umgehauen.
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    Ich wurde besessen von dem Ding,
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    nicht nur dem schönen Foto selbst
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    und der Farbe, der geringen Schärfentiefe, den sichtbaren Details,
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    dem Draht, den man dort am Schnabel sehen kann,
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    den der Konservator benutzt hat, um das Skelett zusammenzusetzen -
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    hier sieht man eine ganze Geschichte.
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    Und ich dachte mir:
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    Wäre es nicht toll,
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    wenn ich mein eigenes Dodoskelett hätte?
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    (Lachen)
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    Ich sollte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass
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    ich mein Leben lang besessen war
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    von gewissen Dingen und den Geschichten, die sie erzählen,
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    und dieses war mein jüngstes Beispiel dafür.
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    Also fing ich an zu suchen, um herauszufinden,
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    ob irgendjemand einen Baukasten verkaufte,
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    irgendein Modell, das ich kriegen könnte.
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    Ich fand jede Menge Referenzmaterial, viele wunderbare Fotos.
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    Vergiss es: kein Dodoskelett für mich. Aber der Schaden war angerichtet.
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    Ich hatte ein paar hundert Fotos von Dodo-Skeletten
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    in meinem Ordner für "kreative Projekte" gespeichert, meiner Gedächtnisablage
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    für alles, was mich möglicherweise interessieren könnte.
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    Immer wenn ich eine Internetverbindung habe
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    landet ein Haufen Zeug darin,
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    alles von schönen Ringen bis Cockpitfotos.
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    Der Schlüssel, den Lafayette an George Washington geschickt hat,
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    um den Sturm der Bastille zu feiern.
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    Startschlüssel für russische Kernwaffen.
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    Auf dem Bild oben ist der, den ich bei eBay gefunden habe;
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    der untere ist der, den ich mir selbst gemacht habe,
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    weil ich mir den von eBay nicht leisten konnte.
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    Sturmtrupp- Kostüme. Karten von Mittelerde -
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    diese habe ich selbst gezeichnet. Und dort der Ordner mit den Dodoskeletten.
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    In diesem Ordner sind 17.000 Fotos -
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    über 20 Gigabite an Daten -
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    und es werden immer mehr.
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    Eines Tages, ein paar Wochen oder vielleicht auch ein Jahr später,
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    war ich mit meinen Kinderm in einem Laden für Künstlerbedarf.
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    Ich wollte Tonwerkzeug kaufen -- wir hatten einen Bastel-Tag geplant.
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    Ich kaufte Modelliermasse, Draht, verschiedene Materialien.
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    Und ich guckte mir diese Modelliermasse an und dachte:
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    Vielleicht, ja vielleicht
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    kann ich mir meinen eigenen Dodoschädel basteln.
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    Ich sollte hier klarstellen, ich bin kein Bildhauer;
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    aber ich bin eingefleischter Modellbauer.
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    Gib mir eine Zeichnung, gib mir eine Requisite zum Nachbauen,
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    gib mir einen Kran, ein Gerüst, Teile aus "Star Wars" -
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    besonders Teile aus "Star Wars" -
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    das kann ich den ganzen Tag lang machen.
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    So habe ich 15 Jahre lang mein Geld verdient.
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    Gibt man mir aber so etwas hier -
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    mein Freund Mike Murnane hat das gemacht;
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    das ist ein Modell für "Star Wars", Episode Zwei -
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    dann ist das überhaupt nicht mein Ding.
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    Das ist etwas, das andere machen - Drachen, weiche Dinge.
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    Trotzdem, ich fand, ich hatte mir genug Bilder von Dodoschädeln angesehen,
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    um in der Lage zu sein,
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    deren Struktur zu verstehen und vielleicht nachzubilden -
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    ich meine, so schwer konnte das ja nicht sein.
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    Also begann ich mir die besten Fotos anzusehen, die ich finden konnte.
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    Ich bin allen Hinweisen nachgegangen,
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    und fand diesen wunderbaren Hinweis.
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    Jemand verkauft das hier bei eBay;
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    es war die Hand einer Frau - offensichtlich die Hand einer Frau, hoffentlich die einer Frau.
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    Davon ausgehend, dass sie ungefähr genauso groß war wie die Hand meiner Frau,
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    habe ich ihren Daumen vermessen und dann die Größenverhältnisse auf den Schädel übertragen.
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    Ich hab alles auf die tatsächliche Größe vergrößert und dann angefangen, damit zu arbeiten,
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    neben all den anderen Hinweisen, die ich hatte, und nahm es
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    als Größenmaßstab, um herauszufinden wie groß genau der Schnabel sein sollte,
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    wie lang und so weiter und so weiter.
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    Und nach ein paar Stunden, hatte ich tatsächlich
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    einen halbwegs vernünftigen Dodoschädel geschaffen. Ich hatte nicht vor, weiterzumachen.
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    Man kann ja bekanntlich ein total chaotisches Zimmer nur aufräumen,
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    indem man ein Teil nach dem anderen ordnet und nicht alles auf einmal will.
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    Ich dachte nicht an ein Dodoskelett;
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    ich stellte nur fest, dass ich den Schädel fertig hatte,
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    der Draht, den ich benutzte, um ihn zu hochzuhalten,
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    steckte hinten heraus, genau da wo das Rückgrat wäre.
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    Eine Sache, für die ich mich außerdem jahrelang interessiert hatte,
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    waren Rückgrate und Skelette, von denen ich schon mehrere Hunderte gesammelt hatte.
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    Ich verstand den Aufbau
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    von Wirbelsäulen gut genug, um ihn nachzubauen.
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    Also habe ich Stück für Stück,
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    Wirbel für Wirbel weitergebaut
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    und hatte am Ende des Tages tatsächlich einen ordentlichen Schädel,
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    ein mittelmäßiges Rückgrat und ein halbes Becken.
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    Und wieder habe ich weitergemacht, nach mehr Hinweisen gesucht,
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    jedem kleinen Hinweis, den ich finden konnte - Zeichnungen, schöne Fotos.
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    Dieser Typ - ich mag ihn sehr - hat die Beinknochen eines Dodo gescannt -
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    und zwar mit einem Lineal.
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    Das ist der Grad an Exaktheit, den ich wollte.
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    Ich habe jeden einzelnen Knochen
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    nachgemacht und eingesetzt.
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    Und nach ungefähr sechs Wochen
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    war es fertig, bemalt und aufgestellt:
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    mein eigenes Dodoskelett.
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    Wie man sieht, habe ich dafür sogar ein Museumsschild
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    mit einer kurzen Geschichte des Dodos hergestellt.
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    Und TAP Plastics hat mir - obwohl ich sie nicht fotografiert habe -
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    eine Museumsvitrine angefertigt.
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    Ich habe für so etwas keinen Platz in meinem Haus.
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    Aber ich musste das, was ich angefangen hatte, auch zu Ende bringen.
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    Das bedeutete eine grundlegende Veränderung für mich.
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    Wie ich schon sagte: in meinem Leben ging es bisher nur darum,
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    von Dingen fasziniert zu sein, von den Geschichten, die sie erzählen,
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    und auch darum, sie für mich selbst zu bauen, sie zu besitzen,
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    sie zu bewundern, mich in sie zu vertiefen.
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    In diesem Ordner für "kreative Projekte"
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    sind haufenweise Projekte, an denen ich gerade arbeite,
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    Projekte, an denen ich schon gearbeitet habe, Dinge, mit denen ich mich noch befassen will,
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    und Dinge, die ich vielleicht nur finden und kaufen und haben will
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    und anschauen und berühren.
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    Aber jetzt könnte es diese neue Kategorie von Dingen geben,
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    die ich selber modellieren kann.
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    Das war ein Unterschied.
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    Ich habe zwar meinen eigenen R2D2, aber, ehrlich gesagt,
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    das ist, im Vergleich zum Modellieren, einfach.
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    Also schaute ich nochmal durch meinen Ordner für "Kreative Projekte"
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    und stolperte über den Malteser Falken.
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    Ich finde das seltsam:
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    mich in ein Teil aus einem Hammett-Roman zu verlieben.
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    Denn wenn es stimmt, dass sich die Welt in zwei Arten von Menschen teilt,
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    in Chandler-Menschen und Hammet-Menschen, dann bin ich ganz klar ein Chandler-Mensch.
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    Aber in diesem Fall geht es nicht um den Autor.
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    nicht um das Buch oder den Film oder die Geschichte,
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    sondern es geht um das Ding an sich.
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    Und in diesem Fall
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    hat dieses Ding mehrere Ebenen.
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    Zunächst einmal gibt es das Ding in der Welt.
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    Das hier ist der "Kniphausen Habicht",
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    ein zeremonielles Gießgefäß,
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    das um 1700 für einen schwedischen Grafen angefertigt wurde.
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    Es ist wahrscheinlich der Gegenstand, von dem
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    Hammet sich für den Malteser Falken inspirieren lassen hat.
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    Dann gibt es den fiktiven Vogel, den Hammett für das Buch geschaffen hat.
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    Aus Wörtern gebaut, ist er der Motor,
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    der die Handlung des Buchs antreibt, und auch die des Films
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    in dem ein anderer Gegenstand kreiert wird:
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    eine Requisite, die das Ding repräsentieren muss, das Hammett aus Worten geschaffen hat,
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    inspiriert vom Kniphausen Habicht, und dies repräsentiert den Falken in dem Film.
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    Und dann gibt es noch diese vierte Ebene,
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    ein völlig neuer Gegenstand in der Welt:
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    die Requisite für den Film. Die Repräsentant des Gegenstandes
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    wird selbst
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    ein völlig neues Ding,
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    ein neues Objekt der Begierde.
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    Also war es an der Zeit, etwas zu recherchieren.
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    Ich hatte schon vor ein paar Jahren
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    etwas recherchiert - daher gab es den Ordner.
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    Ich kaufte bei eBay eine Kopie,
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    des Malteser Falken bei eBay.
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    und hatte schon genug Bilder heruntergeladen,
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    um eine brauchbare Vorstellung zu haben.
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    Aber ich habe herausgefunden,
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    als ich weiter gesucht habe,
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    weil ich wirklich genaue Informationen wollte, dass der Vogel -
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    einer der original Bleivögel
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    1994 bei Christie's verkauft wurde.
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    Also habe ich ein Antiquariat kontaktiert,
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    das den original Christie-Katalog hatte.
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    Darin fand ich dieses wunderbare Bild,
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    mit einer Größenangabe.
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    Ich konnte das Bild scannen, es auf die exakte Größe vergrößern.
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    Ich fand andere Hinweise. Avi Chekmayan,
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    ein Redakteur aus New Jersey, fand diesen
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    Malteser Falken aus Kunstharz
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    1991 auf dem Flohmarkt,
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    obwohl er 5 Jahre brauchte, um
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    diesen Vogel so zu authentifizieren,
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    dass es den Anforderungen des Auktionshauses entsprach,
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    weil es zu einer gewissen Kontroverse darüber kam.
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    Er war aus Harz, was zu der Zeit, als der Film gemacht wurde,
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    kein übliches Material für Filmrequisiten war.
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    Ich fand es lustig, dass es so lange gedauert hat, ihn zu authentifizieren,
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    weil ich ihn so mit diesem hier vergleichen konnte,
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    und ich kann Ihnen versichern - er ist echt,
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    er ist aus der exakt gleichen Form gegossen wie dieser hier.
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    Bei diesem, weil die Auktion so kontrovers war,
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    hat "Profiles in History", das Auktionshaus, das diesen verkaufte -
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    ich glaube 1995 für ungefähr 100.000 Dollar -
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    nicht nur, wie man hier unten sieht,
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    nicht nur eine Vorderansicht, sondern auch
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    eine Seiten- und Rückansicht
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    und eine Ansicht der anderen Seite abgebildet.
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    Also hatte ich jetzt die Topologie, die ich brauchte,
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    um den Malteser Falken nachzubilden.
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    Wie machen die das, wie fängt man mit so einer Arbeit an? Ich habe keine Ahnung.
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    Also habe ich es so gemacht wie mit dem Dodoschädel,
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    ich hab alles auf die volle Größe vergrößert,
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    and dann fing ich dann, die Negative auszuschneiden,
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    und benutzte sie als Vorlagen für die Form.
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    Ich nahm also Modelliermasse, baute einen großen Block daraus,
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    und arbeitete daran, bis die Profile gestimmt haben.
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    Und dann, langsam, Feder für Feder, Detail für Detail,
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    habe ich alles herausgearbeitet und hatte schließlich,
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    immer vorm Fernseher arbeitend, dank "Super Sculpey" Erfolg.
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    Hier sitze ich neben meiner Frau.
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    Es ist das einzige Foto, das ich von dem ganzen Prozedere gemacht habe.
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    Als ich mich durchgearbeitet hatte,
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    hatte ich tatsächlich eine sehr vernünftige Kopie des Malteser Falken.
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    Aber wie schon gesagt, ich bin kein Bildhauer,
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    also kenne ich nicht all die Tricks.
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    Ich weiß nicht, wie mein Freund Mike so schöne, glänzende Oberflächen mit Sculpey modelliert.
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    Ich war mir sicher, ich würde das nicht hinkriegen.
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    Also bin ich in meine Werkstatt gegangen,
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    habe einen Abdruck gemacht und ihn dann in Kunstharz gegossen,
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    denn bei Harz wusste ich, wie ich diese glatte Oberfläche hinkriege.
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    Es gibt viele Wege, eine so schöne glatte Oberfläche zu bekommen.
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    Mein Tipp: ungefähr 70 Schichten hiervon nehmen,
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    matt-schwarze Auto-Grundierung.
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    Ich sprühe ihn drei oder vier Tage lang auf. Es tropft wahnsinnig,
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    aber es ergibt eine wirklich schöne, angenehme Schleiffläche,
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    die ich wirklich auf Hochglanz kriegen kann.
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    Ach ja, und abschließend natürlich 000-Stahlwolle.
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    Das Tolle daran, so weit zu kommen, war, dass sie den Vogel
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    im Film, wenn sie am Ende endlich den Vogel zeigen
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    und auf den Tisch stellen, tatsächlich von allen Seiten zeigen.
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    Also konnte ich zu meiner Bestätigung richtige
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    Screenshots und Standbilder machen.
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    Also verfolge ich all die Lichtreflexionen und sorge dafür, dass ich, wenn ich das
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    das Licht in der gleichen Position halte, auch die gleiche Reflexion kriege -
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    so genau nehme ich die Sache.
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    Am Ende hatte ich das hier: meinen Malteser Falken.
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    Und er ist schön. Ich kann wirklich sagen, dass er
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    zu dem Zeitpunkt, als ich ihn fertiggestellt hatte,
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    von all den Kopien da draußen - und das sind nicht wenige -
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    die mit Abstand exakteste Nachbildung
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    des original Malteser Falken ist, die je modelliert wurde.
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    Ich sollte vielleicht noch hinzufügen, dass das Original
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    von einem Mann namens Fred Sexton gemacht wurde.
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    Und hier wird es seltsam.
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    Fred Sexton war nämlich ein Freund von diesem Kerl, George Hodel.
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    Furchteinflößender Kerl - wird von vielen für den Mörder
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    der Schwarzen Dahlie gehalten.
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    James Ellroy glaubt,
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    dass Fred Sexton, der Bildhauer des Malteser Falkens,
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    James Elroys Mutter ermordet hat.
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    Und es wird noch seltsamer: 1974,
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    während der Produktion einer unheimlichen Komödien-Fortsetzung zur "Spur des Falken"
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    Titel: "The Black Bird", mit George Segal,
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    wurde dem Los Angeles County Museum of Art
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    ein Gips-Original des Malteser Falken gestohlen -
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    einer von sechs Original-Gipsabgüssen, glaube ich, die für den Film gemacht wurden.
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    Viele Leute glaubten,
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    es wäre ein Werbegag für den neuen Film.
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    "John's Grill", das tatsächlich kurz
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    in der "Spur des Falken" zu sehen ist,
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    ist immer noch ein gut gehendes Lokal in San Francisco
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    und zählte Elisha Cook zu seinen Stammgästen,
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    der im Film den Wilmer Cook spielte.
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    Und der gab ihnen
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    einen seiner Originalabgüsse das Malteser Falken.
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    Sie bewahrten ihn 15 Jahre lang in ihrer Vitrine auf,
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    bis er im Januar 2007
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    gestohlen wurde.
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    Es sieht so aus, als ob das Objekt der Begierde
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    erst dann eines wird, wenn es immer wieder verschwindet.
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    Also hatte ich diesen Falken,
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    und er war toll. Er sah großartig aus,
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    so im Licht sah er wirklich toll aus,
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    und er war besser als alles, was ich auf Erden
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    sonst noch erreichen könnte.
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    Aber es gab ein Problem. Und das Problem war folgendes:
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    Ich wollte das Objekt mit allen seinen Einzelheiten.
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    Ich wollte auch sein echtes Gewicht.
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    Dieses war aus Kunstharz und zu leicht.
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    Es gibt da ein Onlineforum, das ich regelmäßig besuche,
  • 12:12 - 12:15
    eine Gruppe von Requisitenverrückten wie ich,
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    die sich das Replica Props Forum nennt. Es sind Leute, die
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    mit Filmrequisiten handeln, sie herstellen oder Informationen darüber sammeln.
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    Es stellte sich heraus, dass einer dieser Typen dort,
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    ein Freund von mir, den ich zwar noch nie getroffen, mit dem ich mich aber
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    über die Requisiten befreundet hatte, der Leiter einer Gießerei in der Nähe war.
  • 12:27 - 12:30
    Er nahm mein Urmodell vom Falken
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    und machte im Wachsausschmelzungsverfahren
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    eine Bronze für mich.
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    Dies hier ist die Bronze, die ich von ihm bekommen habe,
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    und das hier ist, nach ein bisschen Säuremattierung, das Endprodukt.
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    Es ist wirklich ein zutiefst befriedigendes Ergebnis für mich.
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    Ich werde es nachher hier ausstellen,
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    denn ich möchte, dass Sie es
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    hochheben und anfassen können.
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    Wollen Sie wissen, wie besessen ich
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    wirklich bin? Dieses Projekt ist nur für mich,
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    und trotzdem bin ich so weit gegangen, mir bei eBay
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    eine chinesische Zeitung von 1941 aus San Francisco zu kaufen,
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    um den Vogel damit vernünftig einpacken zu können ...
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    so wie im Film.
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    (Lachen)
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    Ja, ich weiß.
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    (Lachen) (Applaus)
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    Wie Sie sehen, bringt er 12 ½ Kilo auf die Waage.
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    Das ist die Hälfte dessen, was mein Hund Huxley wiegt.
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    Aber es gibt ein Problem.
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    Hier sieht man die letzten Entwicklungsstadien der Falken:
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    Ganz links ist Müll - eine Kopie die ich bei eBay gekauft habe.
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    Dann mein Falke aus Sculpey-Modelliermasse, leicht lädiert,
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    weil ich ihn wieder aus der Form kriegen musste. Dann mein erster Guss,
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    dann meine Gussvorlage und schlussendlich meine Bronze.
  • 13:42 - 13:45
    Wenn man etwas abformt und gießt, passiert allerdings Folgendes:
  • 13:45 - 13:47
    Jedesmal, wenn man es in Silikon formt und mit Harz ausgießt,
  • 13:47 - 13:50
    verliert es ein wenig an Volumen und ein wenig an Größe.
  • 13:50 - 13:53
    Und als ich meine Bronze mit dem Falken aus Modelliermasse verglich,
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    war sie an die zwei Zentimeter kleiner.
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    Ja, nein, wirklich, das war doch, auha!
  • 14:00 - 14:02
    Warum hatte ich daran nicht gedacht?
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    Warum habe ich sie am Anfang nicht größer gemacht?
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    Was ist da zu tun? Ich denke, ich habe zwei Optionen.
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    Erstens, ich kann sie mit einem Laser beschießen,
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    was ich schon getan habe,
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    um einen 3D-Scan zu machen - hier sehen Sie den 3D-Scan des Falken.
  • 14:15 - 14:18
    Ich hatte genau berechnet, wie stark er beim Übergang
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    von einer Wachsvorlage zur Bronze schrumpfen würde,
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    und ihn weit genug vergrößert,
  • 14:22 - 14:24
    um eine 3D-Lithografievorlage daraus zu machen.
  • 14:24 - 14:27
    Die werde ich ausbessern und mir dann eine Form davon machen lassen,
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    die ich mir dann in Bronze gießen lasse. Oder -
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    es gibt ja einige Leute, die Originale haben.
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    Mit denen habe ich versucht, Kontakt aufzunehmen,
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    in der Hoffnung, dass sie mir erlauben, ein paar Minuten in der Gegenwart
  • 14:38 - 14:40
    eines der echten Vögel zu verbringen und vielleicht ein Foto davon zu machen
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    oder sogar den kleinen Laserscanner herauszuholen,
  • 14:43 - 14:46
    den ich zufällig besitze und der in eine Müslipackung passt,
  • 14:46 - 14:48
    damit ich, ohne den Vogel zu berühren, ich verspreche es,
  • 14:48 - 14:51
    einen perfekten 3D-Scan machen könnte. Ich bin sogar bereit zu unterschreiben,
  • 14:51 - 14:54
    dass ich ihn nie jemand anderem überlassen werde, nur mir in meinem Büro, ich versprech's.
  • 14:54 - 14:57
    Ich gebe denen einen, wenn sie einen wollen.
  • 14:57 - 15:00
    Vielleicht kann ich dann endlich diese Aufgabe zum Abschluss bringen.
  • 15:00 - 15:02
    Wenn wir allerdings ganz ehrlich zu uns sind,
  • 15:02 - 15:04
    muss ich zugeben, dass der Abschluss dieser Aufgabe
  • 15:05 - 15:08
    doch eigentlich nie der ursprüngliche Zweck des Ganzen war.
  • 15:08 - 15:11
    Danke.
Title:
Adam Savages Obsessionen
Speaker:
Adam Savage
Description:

Adam Savage spricht von seiner Faszination für den Dodo, und wie diese ihn auf eine seltsame und überraschende Reise schickte. Es ist ein unterhaltsames Abenteuer durch den Verstand eines kreativen Zwangsneurotikers.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:13
Annemieke Huerter added a translation

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