< Return to Video

Was ist ein "richtiges" Wort?

  • 0:01 - 0:05
    Ich muss mit ein paar Worten
    zu meinem Sozialleben anfangen,
  • 0:05 - 0:07
    was nicht relevant erscheinen mag,
  • 0:07 - 0:09
    aber das ist es.
  • 0:09 - 0:11
    Wenn Leute mich auf Partys treffen
  • 0:11 - 0:13
    und herausfinden,
    dass ich Englischprofessorin bin
  • 0:13 - 0:16
    und mich auf Sprache spezialisiert habe,
  • 0:16 - 0:19
    gibt es im Allgemeinen zwei Reaktionen.
  • 0:19 - 0:24
    Ein Teil der Leute schaut beängstigt --
    (Lachen) --
  • 0:24 - 0:26
    und sagt dann so etwas wie:
  • 0:26 - 0:29
    "Oh, da muss ich vorsichtig
    mit dem sein, was ich sage.
  • 0:29 - 0:32
    Sie finden sicher jeden Fehler,
    den ich mache."
  • 0:32 - 0:37
    Und dann hören sie auf zu reden.
    (Lachen)
  • 0:37 - 0:39
    Sie warten, dass ich weggehe
  • 0:39 - 0:41
    und mit jemand anderem rede.
  • 0:41 - 0:43
    Bei dem anderen Teil der Leute
  • 0:43 - 0:46
    leuchten die Augen auf
  • 0:46 - 0:47
    und sie sagen:
  • 0:47 - 0:51
    "Sie sind genau der Mensch,
    mit dem ich reden will."
  • 0:51 - 0:54
    Und danach erzählen sie mir,
  • 0:54 - 0:57
    was ihrer Meinung nach
    in der englischen Sprache schiefläuft.
  • 0:57 - 0:59
    (Lachen)
  • 0:59 - 1:01
    Vor ein paar Wochen
    war ich auf einer Dinner-Party
  • 1:01 - 1:03
    und der Mann zu meiner Rechten
  • 1:03 - 1:05
    begann darüber zu sprechen,
  • 1:05 - 1:08
    wie das Internet
    die englische Sprache herabwürdigt.
  • 1:08 - 1:12
    Er sprach von Facebook und sagte:
  • 1:12 - 1:17
    "To defriend [entfreunden].
    Ist das überhaupt ein 'richtiges' Wort?"
  • 1:17 - 1:21
    Bei dieser Frage möchte ich einhaken:
  • 1:21 - 1:25
    Was ist ein "richtiges" Wort?
  • 1:25 - 1:27
    Mein Gesprächspartner
    und ich wissen beide,
  • 1:27 - 1:30
    was das Verb "entfreunden" bedeutet,
  • 1:30 - 1:33
    aber wann wird ein neues Wort
    wie "entfreunden"
  • 1:33 - 1:35
    zu einem "richtigen" Wort?
  • 1:35 - 1:37
    Wer hat überhaupt die Autorität,
  • 1:37 - 1:41
    diese Art von offiziellen Entscheidungen
    über Wörter zu treffen?
  • 1:41 - 1:45
    Über diese Fragestellungen
    möchte ich heute reden.
  • 1:45 - 1:48
    Wenn Leute sagen,
    dass ein Wort kein "richtiges" Wort ist,
  • 1:48 - 1:50
    dann meinen sie damit oft,
  • 1:50 - 1:52
    dass es in keinem
    Standardwörterbuch steht.
  • 1:52 - 1:54
    Da kommen natürlich viele Fragen auf,
  • 1:54 - 1:58
    wie z. B. wer verfasst Wörterbücher?
  • 2:00 - 2:01
    Bevor ich darüber rede,
  • 2:01 - 2:03
    möchte ich Ihnen sagen,
    was ich damit zu tun habe.
  • 2:03 - 2:06
    Ich verfasse keine Wörterbücher.
  • 2:06 - 2:09
    Aber ich sammele neue Wörter,
  • 2:09 - 2:12
    wie es Redakteure von
    Wörterbüchern auch machen,
  • 2:12 - 2:13
    und das Großartige daran,
  • 2:13 - 2:15
    eine Historikerin des Englischen zu sein,
  • 2:15 - 2:18
    ist, dass ich es "Forschung" nennen darf.
  • 2:18 - 2:21
    Wenn ich die Geschichte
    des Englischen lehre,
  • 2:21 - 2:23
    verlange ich von den Studenten,
  • 2:23 - 2:27
    dass sie mir zwei neue Slang-Ausdrücke
    beibringen, bevor es losgeht.
  • 2:27 - 2:29
    So habe ich im Laufe der Jahre
  • 2:29 - 2:32
    einige tolle Slang-Ausdrücke gelernt,
  • 2:32 - 2:36
    wie "hangry", das ...
  • 2:36 - 2:40
    (Applaus)
  • 2:40 - 2:43
    bedeutet, dass Sie stinkig
    oder wütend sind,
  • 2:43 - 2:47
    weil Sie Hunger haben.
  • 2:47 - 2:52
    Oder "adorkable",
  • 2:52 - 2:53
    also wenn jemand liebenswert,
  • 2:53 - 2:56
    aber auch zugleich
    ein bisschen bekloppt ist.
  • 2:56 - 2:59
    Das sind eindeutig tolle Wörter,
  • 2:59 - 3:02
    die wichtige Lücken im Englischen füllen.
  • 3:02 - 3:04
    (Lachen)
  • 3:06 - 3:09
    Aber sind es "richtige" Wörter,
  • 3:09 - 3:11
    wenn wir sie nur als Slang benutzen
  • 3:11 - 3:15
    und sie noch nicht
    in einem Wörterbuch stehen?
  • 3:15 - 3:18
    Wenden wir uns also Wörterbüchern zu.
  • 3:18 - 3:20
    Ich mache das jetzt mit Handzeichen:
  • 3:20 - 3:22
    Wie viele von Ihnen nutzen noch regelmäßig
  • 3:22 - 3:26
    ein Print- oder Online-Wörterbuch?
  • 3:27 - 3:30
    Okay, die meisten von Ihnen.
  • 3:30 - 3:33
    Zweite Frage. Heben Sie wieder Ihre Hände:
  • 3:33 - 3:36
    Wie viele von Ihnen haben je nachgeschaut,
  • 3:36 - 3:39
    wer die Redakteure des Wörterbuchs sind,
    das sie nutzen?
  • 3:42 - 3:46
    Okay, viel weniger.
  • 3:46 - 3:49
    Wir wissen, dass zu einem
    bestimmten Grad Menschen
  • 3:49 - 3:51
    hinter diesen Wörterbüchern sind,
  • 3:51 - 3:55
    aber wir sind nicht sicher, wer das ist.
  • 3:55 - 3:58
    Und das fasziniert mich.
  • 3:58 - 4:00
    Selbst die kritischten Leute da draußen
  • 4:00 - 4:03
    sind bei Wörterbüchern
    nicht sehr kritisch,
  • 4:03 - 4:04
    sie unterscheiden nicht zwischen ihnen
  • 4:04 - 4:07
    und fragen auch nicht,
  • 4:07 - 4:09
    wer sie verfasst hat.
  • 4:09 - 4:10
    Denken Sie nur an den Satz:
  • 4:10 - 4:13
    "Schlagen Sie es im Wörterbuch nach",
  • 4:13 - 4:15
    was nahelegt,
  • 4:15 - 4:16
    dass alle Wörterbücher gleich sind.
  • 4:16 - 4:19
    Denken Sie an die Bibliothek
    hier auf dem Campus
  • 4:19 - 4:21
    und an den Lesesaal.
  • 4:21 - 4:23
    Da liegt ein riesiges Großwörterbuch
  • 4:23 - 4:27
    oben auf einem Podest,
    an jenem erhabenen Ort;
  • 4:27 - 4:29
    es liegt offen da,
  • 4:29 - 4:32
    damit wir davor stehen
    und Antworten bekommen können.
  • 4:32 - 4:34
    Verstehen Sie mich nicht falsch.
  • 4:34 - 4:37
    Wörterbücher sind fantastische Quellen,
  • 4:37 - 4:39
    aber sie sind von Menschen gemacht
  • 4:39 - 4:41
    und nicht zeitlos.
  • 4:41 - 4:43
    Mir fällt auf, dass wir als Lehrer
  • 4:43 - 4:46
    die Studenten ermuntern,
  • 4:46 - 4:50
    jeden Text, jede Website
    kritisch zu lesen,
  • 4:50 - 4:51
    außer Wörterbücher,
  • 4:51 - 4:55
    die wir so behandeln,
    als hätte sie niemand verfasst,
  • 4:55 - 4:58
    als kämen sie aus dem Nichts,
    um uns Antworten darüber zu geben,
  • 4:58 - 5:02
    was Wörter tatsächlich bedeuten.
  • 5:02 - 5:05
    Wenn man Wörterbuch-Redakteure fragt,
  • 5:05 - 5:06
    sagen sie einem,
  • 5:06 - 5:09
    dass sie nur versuchen,
    mit uns mitzuhalten,
  • 5:09 - 5:10
    da wir die Sprache ständig ändern.
  • 5:10 - 5:13
    Sie beobachten,
    was wir sagen und schreiben,
  • 5:13 - 5:15
    und versuchen herauszufinden,
  • 5:15 - 5:17
    was sich halten wird und was nicht.
  • 5:17 - 5:19
    Sie müssen spekulieren,
  • 5:19 - 5:21
    weil sie aktuell erscheinen wollen.
  • 5:21 - 5:23
    Dafür müssen sie Wörter aufnehmen,
  • 5:23 - 5:25
    die sich halten werden, wie LOL,
  • 5:25 - 5:28
    aber sie wollen auch nicht trendig wirken
  • 5:28 - 5:30
    und versuchen, bloße
    Modeerscheinungen zu vermeiden.
  • 5:30 - 5:32
    Zurzeit beobachten sie vermutlich das Wort
  • 5:32 - 5:36
    "YOLO", you only live once
    [Du lebst nur einmal].
  • 5:37 - 5:40
    Ich treffe viele Wörterbuch-Redakteure,
  • 5:40 - 5:41
    und Sie werden überrascht
  • 5:41 - 5:44
    von einem der Orte sein,
    an dem wir uns treffen.
  • 5:44 - 5:46
    Im Januar gehen wir immer
  • 5:46 - 5:49
    zur Jahresversammlung
    der American Dialect Society,
  • 5:49 - 5:50
    auf der wir unter anderem
  • 5:50 - 5:54
    das Wort des Jahres wählen.
  • 5:54 - 5:57
    Da kommen 200 oder 300 Leute,
  • 5:57 - 6:00
    einige der bekanntesten
    Sprachwissenschaftler der USA.
  • 6:00 - 6:02
    Damit Sie sich eine Vorstellung
    machen können --
  • 6:02 - 6:05
    die Wahl findet vor der Happy Hour statt.
  • 6:05 - 6:07
    Jeder, der kommt, kann wählen.
  • 6:07 - 6:08
    Die wichtigste Regel ist,
  • 6:08 - 6:11
    dass man nur mit einer Hand wählen kann.
  • 6:11 - 6:15
    In den vergangenen Jahren gab es Gewinner
  • 6:15 - 6:17
    wie "tweet" im Jahr 2009
  • 6:17 - 6:20
    oder "hashtag" im Jahr 2012.
  • 6:20 - 6:23
    "Chad" war das Wort des Jahres
    im Jahr 2000,
  • 6:23 - 6:27
    denn vor 2000 wusste niemand,
    was ein "chad" [Stanzrest] war,
  • 6:27 - 6:32
    und "WMD" [Massenvernichtungswaffen]
    im Jahr 2002.
  • 6:32 - 6:35
    Jetzt gibt es weitere Kategorien,
    in denen wir wählen können,
  • 6:35 - 6:36
    und meine Lieblingskategorie
  • 6:36 - 6:38
    ist "das kreativste Wort des Jahres".
  • 6:38 - 6:41
    Bisherige Gewinner
    in dieser Kategorie waren
  • 6:41 - 6:44
    "recombobulation area",
  • 6:44 - 6:47
    der Bereich auf dem Flughafen
    von Milwaukee,
  • 6:47 - 6:51
    wo man nach der Sicherheitsüberprüfung
    wieder alles zusammensammelt.
  • 6:51 - 6:52
    (Lachen)
  • 6:52 - 6:54
    Sie können Ihren Gürtel wieder anlegen,
  • 6:54 - 6:57
    den Laptop zurück in die Tasche tun.
  • 6:58 - 7:02
    Mein absolutes Lieblingswort
    in dieser Kategorie ist
  • 7:02 - 7:04
    "multi-slacking".
  • 7:04 - 7:06
    (Lachen)
  • 7:06 - 7:08
    "Multi-slacking" ist,
  • 7:08 - 7:12
    wenn man mehrere Fenster
    auf dem Bildschirm offen hat,
  • 7:12 - 7:14
    sodass es nach Arbeit aussieht,
  • 7:14 - 7:16
    obwohl man eigentlich nur
    im Internet surft.
  • 7:16 - 7:20
    (Lachen) (Applaus)
  • 7:21 - 7:25
    Werden sich alle diese Wörter halten?
    Auf keinen Fall.
  • 7:25 - 7:28
    Wir haben auch
    fragwürdige Entscheidungen getroffen,
  • 7:28 - 7:30
    wie zum Beispiel im Jahr 2006,
  • 7:30 - 7:32
    als das Wort des Jahres "Plutoed" war,
  • 7:32 - 7:34
    also "zurückstufen", "degradieren".
  • 7:34 - 7:36
    (Lachen)
  • 7:39 - 7:41
    Aber einige der bisherigen Gewinner
  • 7:41 - 7:44
    sind jetzt völlig unscheinbar,
  • 7:44 - 7:45
    wie "App",
  • 7:45 - 7:47
    das "e" als Vorsilbe
  • 7:47 - 7:50
    und "google" als Verb.
  • 7:50 - 7:54
    Ein paar Wochen vor unserer Entscheidung
  • 7:54 - 7:56
    veröffentlicht die
    Lake Superior State University
  • 7:56 - 8:01
    ihre Liste mit den
    verbannten Wörtern des Jahres.
  • 8:01 - 8:03
    Das Verblüffende daran ist,
  • 8:03 - 8:06
    dass es sehr oft viele Überschneidungen
  • 8:06 - 8:09
    zwischen dieser Liste und jener gibt,
  • 8:09 - 8:11
    die wir als Wörter des Jahres
    betrachten.
  • 8:11 - 8:15
    Und das alles,
    weil wir das Gleiche beobachten.
  • 8:15 - 8:18
    Wir beobachten Wörter, die herausstechen.
  • 8:18 - 8:20
    Es ist eine Frage der Einstellung.
  • 8:20 - 8:24
    Stören Sie die "Launen"
    und Änderungen der Sprache,
  • 8:24 - 8:27
    oder haben Sie Freude daran,
    finden Sie sie interessant,
  • 8:27 - 8:28
    möchten Sie mehr darüber wissen,
  • 8:28 - 8:31
    da sie Teil einer lebendigen Sprache sind?
  • 8:31 - 8:34
    Die Liste der
    Lake Superior State University
  • 8:34 - 8:36
    setzt eine sehr lange
    englische Tradition fort:
  • 8:36 - 8:39
    sich über neue Wörter beschweren.
  • 8:39 - 8:43
    1875 ist Dekan Henry Alford
    sehr über das Wort
  • 8:43 - 8:47
    "desirability" [Begehrtheit] besorgt,
    für ihn ein schreckliches Wort.
  • 8:47 - 8:50
    1760 schreibt Benjamin Franklin
  • 8:50 - 8:52
    einen Brief an David Hume,
  • 8:52 - 8:55
    in dem er das Wort "colonize"
    [kolonisieren] als schlecht abtut.
  • 8:55 - 8:58
    Im Laufe der Zeit machte man sich auch
  • 8:58 - 9:00
    über die Aussprache Sorgen.
  • 9:00 - 9:03
    1855 sorgt sich Samuel Rogers
  • 9:03 - 9:05
    über einige in Mode gekommene Aussprachen,
  • 9:05 - 9:07
    die er anstößig findet:
  • 9:07 - 9:11
    "Als ob 'contemplate' [nachdenken]
    nicht schon schlimm genug wäre,
  • 9:11 - 9:13
    'balcony' [Balkon] macht mich krank."
  • 9:13 - 9:17
    (Lachen)
  • 9:17 - 9:19
    Das aus dem Italienischen entlehnte Wort
  • 9:19 - 9:22
    wurde "bal-COE-nee" ausgesprochen.
  • 9:22 - 9:25
    Diese Beschwerden
    erscheinen uns heutzutage bizarr,
  • 9:25 - 9:30
    wenn nicht sogar "adorkable"
    -- (Lachen) --
  • 9:30 - 9:33
    aber die Sache ist die,
  • 9:33 - 9:37
    dass wir uns immer noch ziemlich
    über Sprachänderungen aufregen.
  • 9:37 - 9:40
    In meinem Büro steht ein ganzer Ordner
  • 9:40 - 9:43
    mit Zeitungsartikeln,
  • 9:43 - 9:45
    in denen sich jemand über
    unzulässige Wörter auslässt,
  • 9:45 - 9:47
    die nicht im Wörterbuch stehen sollten,
  • 9:47 - 9:49
    wie "LOL",
  • 9:49 - 9:51
    als es ins Oxford English Dictionary kam,
  • 9:51 - 9:52
    und "entfreunden",
  • 9:52 - 9:55
    das ins Oxford American Dictionary
    aufgenommen wurde.
  • 9:55 - 9:57
    Ich habe Artikel, in denen man sich Sorgen
  • 9:57 - 10:00
    über "invite" [einladen] als Substantiv
  • 10:00 - 10:02
    und "impact" [Einwirkung] als Verb macht,
  • 10:02 - 10:06
    weil nur Zähne "impacted"
    [festgeklemmt] werden können,
  • 10:06 - 10:08
    und "incentivize"
    [Anreiz bieten] wird als
  • 10:08 - 10:13
    "grober, bürokratischer Versprecher"
    beschrieben.
  • 10:13 - 10:15
    Wörterbuch-Redakteure
  • 10:15 - 10:17
    ignorieren diese Einstellungen
    zur Sprache nicht.
  • 10:17 - 10:20
    Sie versuchen uns einen Leitfaden
    zu Wörtern zu geben,
  • 10:20 - 10:22
    die aufgrund der Nutzung als "Slang",
  • 10:22 - 10:25
    umgangssprachlich oder beleidigend
    betrachtet werden,
  • 10:25 - 10:27
    aber sie sind in einem Dilemma,
  • 10:27 - 10:31
    weil sie versuchen zu beschreiben,
    was wir tun,
  • 10:31 - 10:34
    und sie wissen, dass wir oft
    in Wörterbüchern nachschlagen,
  • 10:34 - 10:36
    um Informationen über die
    angemessene Nutzung
  • 10:36 - 10:38
    eines Wortes zu erhalten.
  • 10:38 - 10:41
    Daher gibt es in den
    American Heritage Dictionaries
  • 10:41 - 10:43
    Nutzungshinweise für Wörter,
  • 10:43 - 10:48
    deren Anwendung Probleme bereitet,
  • 10:48 - 10:51
    z. B. wenn sich deren Bedeutung ändert.
  • 10:51 - 10:54
    Diese Nutzungshinweise beruhen
    auf menschlichen Entscheidungen,
  • 10:54 - 10:57
    und als Wörterbuch-Nutzer
  • 10:57 - 11:00
    ist uns das oft nicht ausreichend bewusst.
  • 11:00 - 11:03
    Dafür gebe ich Ihnen ein Beispiel,
  • 11:03 - 11:06
    aber zuvor möchte ich erklären,
    was Wörterbuch-Redakteure
  • 11:06 - 11:09
    mit diesen Nutzungshinweisen
    erreichen wollen.
  • 11:09 - 11:12
    Denken Sie an das Wort "peruse"
  • 11:12 - 11:15
    und daran, wie Sie das Wort verwenden.
  • 11:15 - 11:18
    Ich nehme mal an, dass viele von Ihnen
  • 11:18 - 11:22
    an "flüchtig lesen, überfliegen,
    schnell lesen" denken,
  • 11:22 - 11:25
    vielleicht auch an "herumlaufen",
  • 11:25 - 11:29
    weil Sie Lebensmittelregale
    durchgehen o. Ä.
  • 11:29 - 11:32
    Die meisten Definitionen
    der Standard-Wörterbücher
  • 11:32 - 11:33
    werden Sie überraschen,
  • 11:33 - 11:36
    denn die erste Bedeutung
    ist "sorgfältig lesen"
  • 11:36 - 11:39
    oder "genau studieren".
  • 11:39 - 11:42
    Das American Heritage Dictionary
    hat das als erste Bedeutung.
  • 11:42 - 11:45
    Danach folgt die Bedeutung "überfliegen"
  • 11:45 - 11:48
    und daneben steht "Verwendungsproblem".
  • 11:48 - 11:50
    (Lachen)
  • 11:50 - 11:52
    Und dann steht da ein Nutzungshinweis,
  • 11:52 - 11:54
    den man anschauen sollte,
  • 11:54 - 11:56
    denn er besagt:
  • 11:56 - 11:58
    "'Peruse' bedeutete lange Zeit
    'sorgfältig lesen',
  • 11:58 - 12:01
    aber das Wort wird oft im Sinne von
  • 12:01 - 12:02
    einfach nur 'lesen' benutzt.
  • 12:02 - 12:06
    Die erweiterte Bedeutung des Worts,
    'kurz überfliegen, flüchtig lesen',
  • 12:06 - 12:08
    wird als klassischer Fehler angesehen,
  • 12:08 - 12:10
    aber unsere Abstimmungsergebnisse zeigen,
  • 12:10 - 12:12
    dass es immer mehr akzeptiert wird.
  • 12:12 - 12:13
    Als es um den Satz ging,
  • 12:13 - 12:16
    'I only had a moment
    to peruse the manual quickly',
  • 12:16 - 12:18
    befanden es 66 %
    des [Verwendungs-] Ausschusses
  • 12:18 - 12:20
    1988 als inakzeptabel,
  • 12:20 - 12:23
    58 % im Jahr 1999
  • 12:23 - 12:26
    und 48 % im Jahr 2011."
  • 12:26 - 12:28
    Ah, der Verwendungsausschuss,
  • 12:28 - 12:31
    dieses vertrauenswürdige Gremium
    von Sprachverantwortlichen,
  • 12:31 - 12:34
    das nachsichtiger wird.
  • 12:34 - 12:36
    Ich hoffe, dass Sie jetzt denken:
  • 12:36 - 12:40
    "Moment mal, wer sitzt
    im Verwendungsausschuss?
  • 12:40 - 12:43
    Und was bedeuten ihre Äußerungen?"
  • 12:43 - 12:46
    Wenn Sie im American Heritage Dictionary
    vorne nachschauen,
  • 12:46 - 12:48
    finden Sie tatsächlich die Namen
  • 12:48 - 12:49
    der Personen in diesem Ausschuss.
  • 12:49 - 12:51
    Aber wer liest diesen Titelei-Abschnitt?
  • 12:51 - 12:54
    Etwa 200 Leute sitzen
    im Verwendungsausschuss.
  • 12:54 - 12:57
    Er schließt Akademiker, Journalisten,
  • 12:57 - 12:58
    kreative Schriftsteller ein.
  • 12:58 - 13:01
    Darunter sind auch
    ein Richter des Supreme Court
  • 13:01 - 13:02
    und ein paar Sprachwissenschaftler.
  • 13:02 - 13:07
    Seit 2005 schließt die Liste
    auch mich mit ein.
  • 13:07 - 13:11
    (Applaus)
  • 13:11 - 13:15
    Das können wir für Sie tun.
  • 13:15 - 13:17
    Wir können Ihnen ein Gespür
  • 13:17 - 13:20
    für das Spektrum an Meinungen
    über umstrittene Verwendung geben.
  • 13:20 - 13:23
    Das ist und sollte
    unser Zuständigkeitsbereich sein.
  • 13:23 - 13:27
    Wir sind keine Sprachakademie.
  • 13:27 - 13:30
    Einmal im Jahr bekomme ich
    einen Stimmzettel,
  • 13:30 - 13:33
    auf dem ich eintragen soll,
    ob neue Verwendungen,
  • 13:33 - 13:36
    neue Aussprachen, neue Bedeutungen
    akzeptabel sind.
  • 13:36 - 13:39
    Ich fülle den Stimmzettel
    folgendermaßen aus:
  • 13:39 - 13:43
    Ich achte darauf,
    was andere Leute sagen und schreiben.
  • 13:43 - 13:45
    Es geht nicht um meine Vorlieben
  • 13:45 - 13:48
    und Abneigungen in der englischen Sprache.
  • 13:48 - 13:50
    Ich bin mal ehrlich mit Ihnen:
  • 13:50 - 13:52
    Ich mag das Wort "impactful"
    [etwa "wirkungsvoll"] nicht,
  • 13:52 - 13:54
    aber das hat keinen Einfluss darauf,
  • 13:54 - 13:59
    ob "impactful" in den
    allgemeinen Sprachgebrauch übergeht
  • 13:59 - 14:01
    und in Prosatexten vertretbar ist.
  • 14:01 - 14:02
    Was tue ich also,
  • 14:02 - 14:05
    um verantwortungsbewusst zu handeln?
  • 14:05 - 14:06
    Ich schlage die Wörter
  • 14:06 - 14:09
    in Online-Datenbanken
    wie "Google Books" nach.
  • 14:09 - 14:12
    Wenn Sie also in "Google Books"
    nach "impactful" suchen,
  • 14:12 - 14:15
    finden Sie Folgendes:
  • 14:15 - 14:17
    Es sieht sehr danach aus,
    als ob sich "impactful"
  • 14:17 - 14:19
    für eine gewisse Anzahl von Autoren
  • 14:19 - 14:21
    als nützlich erweist,
  • 14:21 - 14:22
    und im Laufe der letzten 20 Jahre
  • 14:22 - 14:24
    ist es immer nützlicher geworden.
  • 14:24 - 14:26
    Es wird Änderungen in der Sprache geben,
  • 14:26 - 14:29
    die nicht alle von uns mögen.
  • 14:29 - 14:31
    Es wird Änderungen geben,
    bei denen Sie denken:
  • 14:31 - 14:32
    "Wirklich?
  • 14:32 - 14:36
    Muss sich die Sprache wirklich so ändern?"
  • 14:36 - 14:38
    Dazu sage ich Ihnen:
  • 14:38 - 14:40
    Wir sollten nicht so schnell
    darüber urteilen,
  • 14:40 - 14:43
    ob eine Änderung schrecklich ist;
  • 14:43 - 14:45
    wir sollten auch nicht
  • 14:45 - 14:48
    anderen Leuten unsere Vorlieben
    und Abneigungen über Wörter aufdrücken;
  • 14:48 - 14:51
    und wir sollten uns
    mit der Denkweise sehr zurückhalten,
  • 14:51 - 14:54
    dass die englische Sprache
    in Schwierigkeiten steckt.
  • 14:54 - 14:56
    Denn das stimmt nicht.
  • 14:56 - 14:58
    Sie ist reich, lebendig
  • 14:58 - 15:01
    und voller Kreativität der Sprecher,
    die sie sprechen.
  • 15:01 - 15:04
    Im Rückblick finden wir es faszinierend,
  • 15:04 - 15:07
    dass das Wort "nice" [nett]
    früher "silly" [doof] bedeutete,
  • 15:07 - 15:09
    und "decimate" [dezimieren]
  • 15:09 - 15:12
    einmal bedeutete,
    jeden zehnten Mann zu töten.
  • 15:12 - 15:16
    (Lachen)
  • 15:17 - 15:22
    Wir denken, dass es albern
    von Benjamin Franklin war,
  • 15:22 - 15:25
    sich über "notice" [Mitteilung]
    als Verb zu sorgen.
  • 15:25 - 15:26
    Und wissen Sie was?
  • 15:26 - 15:29
    In 100 Jahren
    wird es auch dumm aussehen,
  • 15:29 - 15:31
    dass wir uns über "impact" als Verb
  • 15:31 - 15:34
    und "invite" als Substantiv gesorgt haben.
  • 15:34 - 15:36
    Die Sprache ändert sich nicht so schnell,
  • 15:36 - 15:38
    dass wir nicht mehr mithalten können.
  • 15:38 - 15:41
    So funktioniert Sprache nicht.
  • 15:41 - 15:42
    Sie können Folgendes tun:
  • 15:42 - 15:45
    Sorgen Sie sich nicht
    um sprachliche Änderungen,
  • 15:45 - 15:47
    sehen Sie sie als lustig
    und faszinierend an,
  • 15:47 - 15:50
    so wie die Redakteure von Wörterbüchern.
  • 15:50 - 15:52
    Ich hoffe, es bereitet Ihnen Freude,
  • 15:52 - 15:58
    Teil der Kreativität zu sein,
    die stets unsere Sprache neu erfindet
  • 15:58 - 16:00
    und sie robust hält.
  • 16:00 - 16:03
    Wie kommt also ein Wort in ein Wörterbuch?
  • 16:03 - 16:06
    Es kommt hinein, weil wir es benutzen
  • 16:06 - 16:07
    und weiterhin benutzen
  • 16:07 - 16:12
    und Wörterbuch-Redakteure uns beobachten.
  • 16:12 - 16:15
    Wenn Sie jetzt denken:
    "Aber dann kann doch jeder entscheiden,
  • 16:15 - 16:16
    was Wörter bedeuten",
  • 16:16 - 16:20
    dann sage ich Ihnen: "Das stimmt,
  • 16:20 - 16:23
    und das war schon immer so."
  • 16:23 - 16:27
    Wörterbücher sind ein wunderbarer
    Leitfaden und eine tolle Quelle,
  • 16:27 - 16:30
    aber es gibt keine
    objektive "Wörterbuchbehörde" da draußen,
  • 16:30 - 16:34
    die das letzte Wort darüber hat,
    was Wörter bedeuten.
  • 16:34 - 16:37
    Wenn eine Sprachgemeinschaft
    ein Wort benutzt
  • 16:37 - 16:40
    und weiß, was es bedeutet,
    dann ist es ein "richtiges" Wort.
  • 16:40 - 16:42
    Das Wort kann "Slang" sein
  • 16:42 - 16:43
    oder umgangssprachlich,
  • 16:43 - 16:45
    es kann ein Wort sein,
    bei dem Sie denken,
  • 16:45 - 16:48
    es sei unlogisch oder unnütz,
  • 16:48 - 16:50
    aber das Wort, das wir benutzen,
  • 16:50 - 16:52
    ist ein "richtiges" Wort.
  • 16:52 - 16:55
    Vielen Dank.
  • 16:55 - 16:56
    (Applaus)
Title:
Was ist ein "richtiges" Wort?
Speaker:
Anne Curzan
Description:

Man könnte behaupten, dass "Slang"-Ausdrücke wie "hangry", "defriend" und "adorkable" wichtige Bedeutungslücken in der englischen Sprache füllen, selbst wenn sie nicht im Wörterbuch stehen. Wer entscheidet eigentlich, welche Wörter es in die ehrwürdigen Seiten schaffen? Die Sprachhistorikerin Anne Curzan zeigt auf charmante Weise die Menschen hinter den Wörterbüchern und welche Entscheidungen regelmäßig von ihnen gefällt werden.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
17:13
Retired user approved German subtitles for What makes a word "real"?
Retired user edited German subtitles for What makes a word "real"?
Retired user edited German subtitles for What makes a word "real"?
Retired user edited German subtitles for What makes a word "real"?
Tonia David accepted German subtitles for What makes a word "real"?
Nadine Hennig commented on German subtitles for What makes a word "real"?
Retired user commented on German subtitles for What makes a word "real"?
Nadine Hennig edited German subtitles for What makes a word "real"?
Show all
  • Hallo Johanna! Ich bin nicht mit allen Änderungen einverstanden. Bitte schicke die Übersetzung noch einmal an mich zurück. Tonia. Danke, Nadine

  • Hallo Nadine,
    ich finde deine Änderungen großteils gut, aber einige Stellen finde ich nicht ganz richtig.
    02:53 dorky ist nicht verrückt, sondern tatsächlich etwas dümmlich (bekloppt). Vorschlag: "doof".
    05:41 "one of the places" - also einem von vielen Orten, nicht "dem Ort". Da sie nur 1x pro Jahr dort sind, kann auch nicht von "dem" gesprochen werden
    08:27 Worauf bezieht sich das "es"? Davor im Satz kommen nur weibliche Nomen vor.
    10:00 "impact" ist vielmehr eine Auswirkung/ein Effekt als ein Eindruck (impression)
    15:07 "decimate" ist mit "mindern" viel zu milde ausgedrückt. "Dezimieren" wäre die korrekte Übersetzung.
    Lg, Johanna

  • Hallo Johanna,
    du hast ja recht mit deinen Kommentaren. Okay, dann ändere die betreffenden Stellen so ab, wie du denkst und mach aus dem "dorky" wieder ein "bekloppt". Bei "dorky" denke ich halt immer gleich an "dorky glasses", die von Nerds, Freaks oder Strebern getragen werden. Schließen wir die Übersetzung endlich ab.
    Lg, Nadine

German subtitles

Revisions