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Die Lügen unserer Kultur über das, was zählt - und eine bessere Art zu leben.

  • 0:01 - 0:04
    Wir alle hatten schon
    schlechte Phasen im Leben.
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    Ich hatte eine im Jahr 2013.
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    Meine Ehe war am Ende
  • 0:08 - 0:10
    und dieses Scheitern demütigte mich.
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    Meine Kinder studierten
    oder zogen gerade von zu Hause weg.
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    Mein Leben war vom
    Konservatismus geprägt,
  • 0:16 - 0:18
    aber der hatte sich verändert,
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    so verlor ich auch hier viele Freunde.
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    Ich zog allein in eine Wohnung
    und konzentrierte mich aufs Arbeiten.
  • 0:25 - 0:29
    In der Küchenschublade,
    wo Besteck sein sollte,
  • 0:29 - 0:30
    waren Haftnotizen.
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    In anderen Schubladen
    waren statt der Teller Briefumschläge.
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    Ich hatte Freunde für Arbeit und Alltag,
    aber nicht fürs Wochenende.
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    Meine Wochenenden
    waren lang und dröhnend still --
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    und ich war einsam.
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    Die Einsamkeit zeigte sich unerwartet:
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    als Angst, als Brennen im Magen.
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    Das war in etwa wie Trunkenheit,
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    also schlecht getroffene Entscheidungen,
    Unbestimmtheit, Mangel an Stabilität.
  • 1:02 - 1:05
    Das Schmerzhafte daran
    war die Erkenntnis,
  • 1:06 - 1:10
    dass die Leere in der Wohnung
    nur die Leere in mir selbst spiegelte
  • 1:10 - 1:14
    und ich auf einige Lügen
    unserer Kultur hereingefallen war.
  • 1:15 - 1:18
    Lüge Nummer 1 lautet:
    Erfolg im Beruf bringt Erfüllung.
  • 1:19 - 1:20
    Ich bin beruflich recht erfolgreich.
  • 1:20 - 1:25
    Dadurch vermeide ich zwar die Scham,
    mich als Versager fühlen zu müssen,
  • 1:25 - 1:28
    aber der Erfolg hat mir
    nichts Positives gebracht.
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    Lüge Nummer 2 lautet:
    Ich kann mich selbst glücklich machen.
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    Wenn ich noch mehr Erfolg habe,
    7 Kilo abnehme, mehr Yoga mache,
  • 1:38 - 1:39
    dann werde ich glücklich.
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    Das ist die Lüge der Autarkie.
  • 1:42 - 1:45
    Doch jeder Sterbende wird Ihnen sagen:
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    Was uns Menschen glücklich macht,
    sind enge Beziehungen im Leben
  • 1:48 - 1:52
    und der Verzicht auf Autarkie.
  • 1:52 - 1:55
    Die dritte Lüge ist
    die der Leistungsgesellschaft.
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    "Du bist, was du erreichst",
    lautet ihre Botschaft.
  • 1:59 - 2:04
    Ihr Mythos ist Würde
    durch Nutzen renommierter Marken.
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    Ihre Emotion ist Liebe unter Vorbehalt;
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    man kann Liebe "verdienen".
  • 2:09 - 2:12
    Demnach ist der Mensch
    nicht eine zu läuternde Seele,
  • 2:12 - 2:15
    sondern ein Satz Kompetenzen,
    die maximiert werden müssen.
  • 2:15 - 2:17
    Das Üble daran ist:
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    Menschen, die etwas mehr
    als andere erreicht haben,
  • 2:19 - 2:21
    sind auch etwas mehr wert.
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    Der Lohn der Sünde ist also Sünde.
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    Meine Sünden waren die der Unterlassung:
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    Ich half keinem, vermied Konflikte,
    war nicht für meine Freunde da.
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    Das Seltsame war:
    Das Tal, in das ich fiel,
  • 2:35 - 2:36
    war ein Tal der Abschottung;
  • 2:36 - 2:38
    viele andere taten das Gleiche.
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    Das scheint das Geheimnis meiner Laufbahn:
  • 2:41 - 2:44
    Vieles, was mir passiert,
    passiert auch anderen.
  • 2:44 - 2:48
    Ich bin Durchschnitt, kann aber
    überdurchschnittlich gut reden.
  • 2:48 - 2:49
    (Lachen)
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    Ich war also abgekoppelt.
  • 2:51 - 2:54
    Gleichzeitig waren auch
    viele andere abgekoppelt,
  • 2:54 - 2:57
    isoliert und voneinander getrennt.
  • 2:57 - 3:00
    35 % der Amerikaner über 45
    sind chronisch einsam.
  • 3:00 - 3:04
    Nur 8 % führen regelmäßig
    gute Gespräche mit ihren Nachbarn.
  • 3:05 - 3:09
    Nur 32 % vertrauen ihren Nachbarn,
    bei der Generation Y sind es nur 18 %.
  • 3:10 - 3:14
    Die am schnellsten wachsenden Gruppen
    sind die Partei- und die Religionslosen.
  • 3:14 - 3:18
    Depressionen und psychische
    Krankheiten nehmen zu.
  • 3:18 - 3:21
    Die Selbstmordrate
    ist seit 1999 um 30 % gestiegen,
  • 3:21 - 3:26
    bei Jugendlichen stieg sie
    in den letzten Jahren sogar um 70 %.
  • 3:27 - 3:30
    Jährlich begehen
    45.000 Amerikaner Selbstmord;
  • 3:30 - 3:32
    72.000 sterben an Opioidabhängigkeit;
  • 3:32 - 3:35
    die Lebenserwartung
    steigt nicht, sondern sinkt.
  • 3:37 - 3:40
    Ich bin heute hier, um Ihnen zu sagen:
  • 3:40 - 3:43
    Wir haben eine Wirtschafts-,
    Umwelt- und politische Krise;
  • 3:43 - 3:46
    dazu eine soziale
    und eine Beziehungskrise,
  • 3:46 - 3:47
    wir sind im Tal.
  • 3:47 - 3:49
    Wir sind völlig zersplittert,
  • 3:49 - 3:51
    aus Washington kommen lauter Lügen,
  • 3:51 - 3:53
    wir sind im Tal.
  • 3:54 - 3:57
    So lebte ich die letzten fünf Jahre --
    wie kommt man aus dem Tal heraus?
  • 3:57 - 4:01
    Die Griechen sagten:
    "Weisheit entsteht durch Leiden".
  • 4:01 - 4:05
    In meiner dunklen Zeit
    habe ich einiges begriffen.
  • 4:05 - 4:08
    Erstens: Freiheit ist ätzend.
  • 4:09 - 4:12
    Ökonomische Freiheit ist okay,
    politische Freiheit ist toll,
  • 4:12 - 4:14
    soziale Freiheit ist ätzend.
  • 4:14 - 4:16
    Ein Mensch ohne Wurzeln hat keinen Halt.
  • 4:16 - 4:20
    Er wird vergessen,
    da er sich zu nichts verpflichtet hat.
  • 4:21 - 4:24
    Die Freiheit ist kein Ozean,
    in dem man schwimmen will.
  • 4:24 - 4:29
    Sie ist ein Fluss, den man überquert,
    um sich drüben niederzulassen.
  • 4:29 - 4:31
    Zweitens habe ich gelernt:
  • 4:31 - 4:35
    In schlechten Lebensphasen
    kann man entweder zerbrechen
  • 4:35 - 4:37
    oder man wird aufgebrochen.
  • 4:37 - 4:38
    Wir alle kennen gebrochene Menschen.
  • 4:38 - 4:41
    Sie erleiden Schmerzen
    und Kummer, werden kleiner.
  • 4:41 - 4:44
    Sie werden wütender, gereizter,
    und schlagen um sich.
  • 4:44 - 4:45
    Ein Sprichwort sagt:
  • 4:45 - 4:48
    "Nicht verwandelter Schmerz
    wird übertragen."
  • 4:48 - 4:50
    Doch andere werden aufgebrochen.
  • 4:51 - 4:54
    Die große Macht des Leids ist:
    Es unterbricht das Leben.
  • 4:54 - 4:57
    Es erinnert daran:
    Man ist nicht, wofür man sich hielt.
  • 4:57 - 4:58
    Der Theologe Paul Tillich sagte,
  • 4:58 - 5:03
    dass Leiden das durchbohrt, was man
    für den Kellerboden der Seele hielt.
  • 5:03 - 5:06
    Es bohrt sich dadurch
    und darunter öffnet sich ein Raum.
  • 5:06 - 5:08
    Es bohrt tiefer
    und es zeigt sich ein weiterer Raum.
  • 5:08 - 5:11
    Man entdeckt ungeahnte Tiefen in sich.
  • 5:11 - 5:16
    Nur spirituelle Nahrung
    und gute Beziehungen können sie füllen.
  • 5:16 - 5:19
    Wenn man unten ankommt,
    verlässt man das Ego im Kopf
  • 5:19 - 5:22
    und gelangt ins Herz mit seinen Wünschen.
  • 5:23 - 5:26
    Wir sehnen uns im Grund
    nach Verlangen und Liebe füreinander,
  • 5:26 - 5:31
    wie es Louis de Bernières
    im Buch "Corellis Mandoline" beschrieb.
  • 5:31 - 5:35
    Ein alter Mann sprach mit seiner Tochter
    über seine tote Frau.
  • 5:35 - 5:40
    Er sagte: "Liebe ist das, was bleibt,
    wenn das Verliebtsein verbrannt ist.
  • 5:40 - 5:44
    Das ist zugleich eine Kunst
    und ein glücklicher Zufall.
  • 5:44 - 5:45
    Deine Mutter und ich hatten sie.
  • 5:45 - 5:48
    Unsere Wurzeln wuchsen aufeinander zu
  • 5:48 - 5:51
    und als all die schönen Blüten
    von den Zweigen fielen, merkten wir:
  • 5:51 - 5:54
    Wir waren ein Baum, nicht zwei."
  • 5:54 - 5:55
    Danach sehnt sich das Herz.
  • 5:55 - 5:58
    Als zweites entdeckt man seine Seele.
  • 5:59 - 6:03
    Es geht mir nicht um den Glauben an Gott,
    sondern um ein Teil in Ihnen,
  • 6:03 - 6:06
    das weder Form, Größe,
    Farbe noch Gewicht hat,
  • 6:06 - 6:09
    Ihnen aber unendlich viel
    Würde und Wert gibt.
  • 6:09 - 6:14
    Reiche und erfolgreiche Menschen haben
    nicht mehr davon als weniger erfolgreiche.
  • 6:14 - 6:17
    Sklaverei ist falsch,
    weil sie Seelen vernichtet.
  • 6:17 - 6:20
    Eine Vergewaltigung greift
    nicht nur Körpermoleküle an,
  • 6:20 - 6:23
    sie versucht, eine Seele zu verletzen.
  • 6:23 - 6:26
    Die Seele sehnt sich nach Gerechtigkeit,
  • 6:26 - 6:29
    Herzen sehnen sich nach Vereinigung,
    die Seele nach Gerechtigkeit.
  • 6:30 - 6:33
    So kam ich zur dritten,
    von Einstein geborgten Erkenntnis:
  • 6:34 - 6:37
    Sie können Ihr Problem nicht
    auf der Bewusstseinsebene lösen,
  • 6:37 - 6:39
    auf der Sie es geschaffen haben.
  • 6:39 - 6:42
    Man muss auf ein anderes
    Bewusstseinsniveau gehen.
  • 6:43 - 6:44
    Was ist zu tun?
  • 6:44 - 6:46
    Stürzen Sie sich als Erstes
    auf Ihre Freunde
  • 6:46 - 6:49
    und führen Sie tiefere
    Gespräche als je zuvor.
  • 6:49 - 6:52
    Gehen Sie zweitens
    allein irgendwohin in die Natur,
  • 6:52 - 6:55
    wo Sie nichts darstellen müssen,
  • 6:55 - 6:58
    wo das Ego nichts zu tun hat
    und sich auflöst.
  • 6:58 - 7:01
    Erst dann sind Sie fähig,
    geliebt zu werden.
  • 7:02 - 7:06
    Eine Freundin sagte,
    seit der Geburt ihrer Tochter wisse sie,
  • 7:06 - 7:09
    dass sie sie mehr liebe
    als von der Evolution vorgesehen.
  • 7:09 - 7:10
    (Gelächter)
  • 7:10 - 7:12
    Ich finde das großartig,
  • 7:12 - 7:13
    (Applaus)
  • 7:13 - 7:16
    denn es beschreibt
    den Frieden tief in uns,
  • 7:16 - 7:18
    unsere unerklärliche Fürsorge füreinander.
  • 7:19 - 7:22
    Wenn Sie so weit sind,
    ist Rettung in Sicht.
  • 7:22 - 7:27
    Wenn Sie unten im Tal sind,
    schaffen Sie es nicht allein heraus;
  • 7:27 - 7:28
    jemand muss Ihnen hinaufhelfen.
  • 7:29 - 7:30
    Das ist mir passiert.
  • 7:30 - 7:34
    Ich wurde zum Glück von einem Paar
    namens Kathy und David eingeladen
  • 7:34 - 7:36
    und sie waren --
  • 7:36 - 7:39
    Ihr Sohn Santi ging
    in Washington zur Schule.
  • 7:39 - 7:42
    Sein Freund brauchte eine Bleibe,
    da die Mutter nicht gesund war.
  • 7:42 - 7:46
    Das Kind hatte einen Freund,
    der hatte wieder einen usw.
  • 7:46 - 7:48
    Als ich vor 6 Jahren dort war,
  • 7:48 - 7:50
    saßen rund 25 Menschen am Küchentisch,
  • 7:50 - 7:53
    etliche schliefen unten im Keller.
  • 7:53 - 7:56
    Als ich einen Jungen
    begrüßen wollte, sagte er:
  • 7:56 - 7:58
    "Wir geben uns hier nicht die Hand.
  • 7:58 - 8:00
    Wir umarmen uns."
  • 8:00 - 8:03
    Ich bin nicht so der Typ für Umarmungen,
  • 8:03 - 8:07
    aber jeden Donnerstagabend,
    wenn ich in der Stadt bin, gehe ich hin
  • 8:07 - 8:08
    und umarme all diese Kinder.
  • 8:08 - 8:10
    Sie wollen Intimität.
  • 8:10 - 8:14
    Sie wollen, dass du authentisch bist.
  • 8:14 - 8:19
    Sie lehren dich eine neue Lebensart,
    das Heilmittel aller Übel unserer Kultur:
  • 8:19 - 8:21
    Beziehungen haben Vorrang --
  • 8:21 - 8:24
    nicht nur als Wort, sondern ganz real.
  • 8:26 - 8:27
    Das Schöne ist:
  • 8:27 - 8:30
    Diese Gemeinschaften gibt es überall.
  • 8:30 - 8:32
    Ich startete am Aspen Institute
    "Weave: The Social Fabric".
  • 8:32 - 8:34
    Hier unser Logo.
  • 8:34 - 8:38
    Wir gehen irgendwohin
    und finden Weber -- überall.
  • 8:39 - 8:44
    Wir finden Menschen wie Asiaha Butler
    aus Englewood in Chicago,
  • 8:44 - 8:45
    einer schlechten Gegend.
  • 8:45 - 8:47
    Wegen der Gefahren
    wollte sie gerade wegziehen,
  • 8:47 - 8:49
    schaute über die Straße und sah,
  • 8:49 - 8:53
    wie zwei Mädchen im Ödland
    mit kaputten Flaschen spielten.
  • 8:53 - 8:56
    Da sagte sie zu ihrem Mann: "Wir bleiben.
  • 8:56 - 8:59
    Wir sind keine der Familien,
    die einfach geht."
  • 8:59 - 9:01
    Sie googelte "Freiwillige in Englewood",
  • 9:01 - 9:04
    heute leitet sie "R.A.G.E",
    das große Gemeinschaftsprojekt dort.
  • 9:04 - 9:07
    Manche gehen durch tiefe Täler.
  • 9:07 - 9:11
    In Ohio traf ich Sarah;
    sie kam gerade von einer Antiquitätenjagd.
  • 9:11 - 9:15
    Ihr Mann hatte inzwischen
    sich und beide Kinder umgebracht.
  • 9:16 - 9:19
    Heute leitet sie eine Gratis-Apotheke,
    engagiert sich gemeinnützig,
  • 9:19 - 9:22
    hilft Frauen, mit Gewalt
    umzugehen und unterrichtet.
  • 9:22 - 9:25
    Sie sagte: "Die Wut
    ließ mich innerlich wachsen.
  • 9:25 - 9:28
    Ich wehrte mich gegen das,
    was er mir antun wollte,
  • 9:28 - 9:30
    und entschied mich, die Welt zu verändern.
  • 9:30 - 9:32
    Er hat mich nicht umbringen können.
  • 9:32 - 9:33
    Meine Antwort ist:
  • 9:33 - 9:37
    'Egal was du mir antun wolltest,
    verdammt, du schaffst es nicht.' "
  • 9:38 - 9:41
    Diese Weber führen
    kein individualistisches Leben,
  • 9:41 - 9:44
    sondern ein beziehungsorientiertes,
    mit anderen Werten.
  • 9:44 - 9:46
    Sie haben moralische Beweggründe.
  • 9:46 - 9:49
    Sie fühlen sich berufen, sind geerdet.
  • 9:49 - 9:52
    Auf dem Markt in Youngstown, Ohio,
    hielt ein Mann ein Schild hoch:
  • 9:52 - 9:54
    "Schützt Youngstown."
  • 9:54 - 9:56
    Sie leben radikale Gegenseitigkeit
  • 9:56 - 9:59
    und sind wahre Beziehungskünstler.
  • 9:59 - 10:03
    Eine Frau namens Mary Gordon
    leitet "Wurzeln der Empathie".
  • 10:03 - 10:06
    Sie nehmen Kinder einer achten Klasse,
  • 10:06 - 10:08
    dazu eine Mutter und ein Baby.
  • 10:08 - 10:11
    Die Schüler müssen raten,
    was das Baby denkt --
  • 10:11 - 10:12
    als Empathie-Schulung.
  • 10:12 - 10:16
    Ein Junge in einer Klasse
    war größer als die anderen.
  • 10:16 - 10:19
    Er war sitzen geblieben,
    im Pflegekind-System gelandet,
  • 10:19 - 10:21
    hatte den Mord an seiner Mutter erlebt.
  • 10:21 - 10:22
    Er wollte das Baby halten.
  • 10:23 - 10:25
    Die Mutter war nervös,
    denn er wirkte unheimlich.
  • 10:25 - 10:28
    Doch sie gab ihm Darren, ihr Baby.
  • 10:28 - 10:30
    Er machte seine Sache wunderbar.
  • 10:31 - 10:34
    Als er das Baby zurückgab,
    stellte er Fragen zur Elternschaft.
  • 10:35 - 10:36
    Seine letzte Frage war:
  • 10:37 - 10:41
    "Wenn dich nie jemand geliebt hat,
    kannst du dann ein guter Vater sein?"
  • 10:41 - 10:44
    "Wurzeln der Empathie"
    holt Menschen aus dem Tal.
  • 10:44 - 10:47
    So handeln die Weber.
  • 10:49 - 10:54
    Manche wechseln ihren Arbeitsplatz,
    manche bleiben ihm treu.
  • 10:55 - 10:57
    Aber alle sind intensiv bei der Sache.
  • 10:58 - 11:01
    E. O. Wilson schrieb über seine Kindheit
  • 11:01 - 11:05
    ein großartiges Buch
    mit dem Titel "Des Lebens ganze Fülle".
  • 11:06 - 11:08
    Als er 7 war, ließen sich
    seine Eltern scheiden.
  • 11:09 - 11:12
    Sie schickten ihn nach
    Paradise Beach in Nordflorida.
  • 11:12 - 11:17
    Er hatte noch nie das Meer
    und noch nie eine Qualle gesehen.
  • 11:17 - 11:19
    Er schrieb: "Ein erstaunliches Tier --
  • 11:19 - 11:22
    bisher unvorstellbar für mich."
  • 11:22 - 11:23
    Eines Tages saß er am Kai
  • 11:23 - 11:26
    und sah unter sich
    einen Stachelrochen schwimmen.
  • 11:26 - 11:30
    In diesem Moment des Staunens
    war ein Naturforscher geboren.
  • 11:30 - 11:32
    Er bemerkt:
  • 11:33 - 11:37
    "Als Kind erscheinen einem die Tiere
    doppelt so groß wie als Erwachsener."
  • 11:38 - 11:45
    Das hat mich immer beeindruckt,
    denn Kinder wollen moralische Kraft,
  • 11:45 - 11:48
    sich einer Sache völlig hingeben
  • 11:48 - 11:50
    und diesen Grad der Berufung finden."
  • 11:50 - 11:55
    Auch die Weber sehen andere Menschen
    doppelt so groß wie normale Menschen.
  • 11:55 - 11:58
    Sie sehen tiefer in sie hinein
  • 11:58 - 12:00
    und entdecken dort Freude.
  • 12:01 - 12:05
    Auf dem ersten Berg unseres Lebens,
    beim Start der Karriere,
  • 12:05 - 12:07
    streben wir nach Glück.
  • 12:08 - 12:10
    Glück ist gut, es erweitert das Selbst.
  • 12:11 - 12:16
    Du hast Erfolg, wirst befördert,
    dein Team gewinnt den Super Bowl,
  • 12:16 - 12:17
    du bist glücklich.
  • 12:18 - 12:22
    Freude ist keine Erweiterung des Selbst,
    sondern seine Auflösung.
  • 12:23 - 12:27
    In diesem Moment schwindet
    die Grenze zwischen Mutter und Kind.
  • 12:27 - 12:30
    In diesem Moment fühlt sich
    ein Naturforscher frei in der Natur.
  • 12:31 - 12:34
    In diesem Moment ist man so vertieft,
  • 12:34 - 12:36
    dass man sich selbst vergisst.
  • 12:37 - 12:39
    Freude ist ein besseres Ziel als Glück.
  • 12:40 - 12:43
    Ich sammle Freudenmomente,
    bevor sie entgleiten.
  • 12:43 - 12:45
    Ein Favorit stammt von Zadie Smith.
  • 12:45 - 12:48
    1999 war sie in einem Londoner Nachtclub.
  • 12:48 - 12:51
    Sie schaute nach ihren Freunden,
    ihrer Handtasche.
  • 12:51 - 12:53
    Und plötzlich, schreibt sie,
  • 12:53 - 12:56
    "reicht mir ein spindeldürrer Mann
    mit riesigen Augen
  • 12:56 - 12:58
    mitten im Gewühl die Hand.
  • 12:58 - 13:01
    Er fragte mich immer wieder:
    'Fühlst du es?'
  • 13:02 - 13:06
    Meine High Heels quälten mich,
    ich hatte Angst zu sterben.
  • 13:06 - 13:08
    doch gleichzeitig war ich überglücklich,
  • 13:08 - 13:12
    denn genau in diesem Moment
    der Weltgeschichte
  • 13:12 - 13:16
    dröhnte 'Can I Kick It?' aus der Anlage
    und ging in 'Teen Spirit' über.
  • 13:16 - 13:19
    Ich nahm die Hand des Mannes,
    mein Kopf explodierte.
  • 13:19 - 13:23
    Wir tanzten und tanzten,
    wir gaben uns der Freude hin."
  • 13:24 - 13:27
    Ich versuche, zwei Einstellungen
    für das Leben zu beschreiben.
  • 13:28 - 13:32
    Die erste handelt von individuellem Glück
    und Erfolg in der Karriere.
  • 13:32 - 13:35
    In Ordnung, ich habe nichts dagegen.
  • 13:35 - 13:37
    Aber unser Land ist in einem Tal,
  • 13:37 - 13:40
    da wir diese Einstellung
    nicht ausgleichen können.
  • 13:40 - 13:43
    Wir haben als Volk
    kein Selbstwertgefühl mehr,
  • 13:43 - 13:46
    keinen Glauben
    in die Gestaltung der Zukunft,
  • 13:46 - 13:49
    befassen uns kaum miteinander,
    behandeln einander nicht gut.
  • 13:50 - 13:52
    Wir brauchen eine Menge Wandel:
  • 13:52 - 13:54
    Wandel in Wirtschaft und Umwelt,
  • 13:55 - 13:58
    aber auch eine Revolution
    in Kultur und Beziehungen.
  • 13:58 - 14:02
    Wir müssen die Sprache einer
    gesundeten Gesellschaft bestimmen.
  • 14:03 - 14:05
    Und ich glaube,
    die Weber haben sie gefunden.
  • 14:06 - 14:09
    Meiner Meinung nach
    ändert sich die Gesellschaft,
  • 14:09 - 14:11
    wenn einige wenige
    eine bessere Lebensart finden
  • 14:11 - 14:13
    und wir anderen ihnen folgen.
  • 14:14 - 14:16
    Die Weber haben eine bessere Lebensart.
  • 14:16 - 14:18
    Da gibt es nichts zu theoretisieren.
  • 14:18 - 14:22
    Sie bilden im ganzen Land Gemeinschaften.
  • 14:22 - 14:25
    Wir müssen unser Leben nur etwas ändern,
  • 14:25 - 14:27
    um sagen zu können: "Wir sind Weber."
  • 14:28 - 14:32
    Dann füllt sich die Leere in uns,
  • 14:32 - 14:36
    und -- noch wichtiger --,
    das Sozialgefüge wird repariert.
  • 14:36 - 14:37
    Vielen Dank.
  • 14:37 - 14:41
    (Applaus)
Title:
Die Lügen unserer Kultur über das, was zählt - und eine bessere Art zu leben.
Speaker:
David Brooks
Description:

Laut David Brooks, unabhängiger Kolumnist und Autor, befindet sich unsere Gesellschaft in einer sozialen Krise, gefangen in einem Tal der Isolation und Zerrissenheit. Wie finden wir einen Ausweg? Ausgehend von seinen Reisen durch die Vereinigten Staaten und seinen Treffen mit unterschiedlichen Menschen, die er "Weber" nennt, stellt Brooks seine Vision einer kulturellen Revolution vor, die es uns allen ermöglicht, unserem Leben mehr Bedeutung, Sinn und Freude zu geben.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:54

German subtitles

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