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Alzheimer gehört nicht zum normalen Altern -- und wir können es heilen.

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    1901 wurde eine Frau namens Auguste
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    in eine medizinische Anstalt
    in Frankfurt gebracht.
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    Auguste hatte Wahnvorstellungen.
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    Sie konnte sich nicht an die
    einfachsten Details ihres Lebens erinnern.
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    Der Name ihres Doktors war Alois.
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    Alois wusste nicht,
    wie er Auguste helfen konnte,
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    aber er kümmerte sich um sie,
    bis Auguste 1906 leider verstarb.
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    Nach ihrem Tod
    nahm Alois eine Autopsie vor
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    und fand dabei merkwürdige Plaques
    und Neurofibrillen in Augustes Gehirn,
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    die er in dieser Art
    noch nie zuvor gesehen hatte.
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    Wirklich erstaunlich
    ist jedoch das Folgende.
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    Hätte Auguste heute gelebt,
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    wir hätten ihr genauso wenig helfen können
    wie Alois 114 Jahre zuvor.
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    Alois war Dr. Alois Alzheimer.
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    Auguste Deter die erste Patientin,
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    bei der eine Krankheit diagnostiziert
    wurde, die wir heute Alzheimer nennen.
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    Seit 1901 hat die Medizin
    große Fortschritte gemacht.
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    Wir haben Antibiotika und Impfungen
    entdeckt, die vor Infektionen schützen,
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    viele Krebsbehandlungen,
    antiretrovirale Medikamente gegen HIV,
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    Statine gegen Herzkrankheiten
    und vieles mehr.
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    In der Behandlung von Alzheimer haben
    wir jedoch kaum Fortschritte gemacht.
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    Ich gehöre zu einem Team
    von Wissenschaftlern,
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    das seit über 10 Jahren nach einem
    Heilmittel gegen Alzheimer sucht.
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    Daher denke ich ständig darüber nach.
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    Alzheimer betrifft jetzt 40 Millionen
    Menschen weltweit.
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    Bis 2050 wird es 150 Millionen
    Menschen betreffen --
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    was übrigens viele von Ihnen
    einschließen wird.
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    Wenn Sie hoffen 85 Jahre
    oder noch älter zu werden,
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    liegen Ihre Chancen an Alzheimer
    zu erkranken bei fast 50 %.
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    Anders gesagt, ist es wahrscheinlich,
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    dass Sie im Alter entweder
    selbst an Alzheimer leiden
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    oder einen an Alzheimer erkrankten Freund
    oder Angehörigen betreuen helfen.
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    Alleine in den USA verursacht Alzheimer
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    Kosten von 200 Milliarden Dollar pro Jahr.
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    Die amerikanische
    Krankenversicherung Medicare
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    gibt ein Fünftel ihres Geldes
    für Alzheimer aus.
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    Alzheimer ist heute schon
    die teuerste Krankheit
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    und durch das Altern
    der Babyboomer-Generation
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    sollen sich die Kosten
    bis 2050 verfünffachen.
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    Es mag Sie wundern, dass Alzheimer
    für unsere Generation, einfach gesagt,
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    eine der größten medizinischen und
    sozialen Herausforderungen darstellt.
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    Trotzdem haben wir relativ wenig
    dagegen unternommen.
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    Von den 10 häufigsten
    Todesursachen weltweit
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    ist Alzheimer die einzige, die wir nicht
    verhindern, heilen oder verzögern können.
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    Wir wissen weniger über Alzheimer
    als über andere Krankheiten,
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    weil wir weniger Zeit und Geld
    in ihre Erforschung investiert haben.
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    Die US-Regierung gibt pro Jahr 10-mal
    mehr für die Krebsforschung aus
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    als für die Erforschung von Alzheimer
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    und das obwohl Alzheimer uns mehr kostet
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    und ähnlich viele Todesopfer fordert.
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    Die fehlenden Ressourcen haben
    eine tieferliegende Ursache:
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    eine mangelnde Sensibilisierung.
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    Denn nur wenige Leute wissen,
    was jeder wissen sollte:
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    Alzheimer ist eine Krankheit
    und wir können sie heilen.
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    Fast die ganzen letzten 114 Jahre lang
    wurde Alzheimer von allen,
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    auch von Wissenschaftlern, fälschlich
    mit dem Alterungsprozess verwechselt.
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    Wir dachten, Senilität sei ein normaler
    und unvermeidbarer Teil des Alterns.
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    Wir müssen jedoch bloß Bilder
    eines gesund gealterten Gehirns
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    mit dem Gehirn eines
    Alzheimer-Patienten vergleichen,
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    um die tatsächlichen physischen Schäden
    zu erkennen, die Alzheimer verursacht.
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    Die Schädigung des Gehirns führt dabei
    nicht nur zu einem signifikanten Verlust
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    der geistigen Fähigkeiten
    und des Gedächtnisses,
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    sondern senkt auch die Lebenserwartung
    beträchtlich und ist immer tödlich.
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    Wie erwähnt, entdeckte Dr. Alzheimer
    vor hundert Jahren in Augustes Hirn
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    merkwürdige Plaques und Neurofibrillen.
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    Beinahe ein Jahrhundert
    wussten wir nicht viel darüber.
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    Heute wissen wir, dass diese
    aus Proteinmolekülen bestehen.
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    Ein Proteinmolekül kann man sich
    als ein Stück Papier vorstellen,
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    das gewöhnlich die Form eines aufwendig
    gefalteten Origamimodells annimmt.
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    Auf dem Papier befinden sich
    haftende Punkte.
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    Wenn es richtig gefaltet wird, befinden
    sich diese Punkte zum Schluss im Inneren.
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    Manchmal läuft es jedoch schief
    und einige Punkte befinden sich außen.
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    Das führt dazu, dass die
    Proteinmoleküle aneinanderhaften
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    und Klumpen formen, die letztendlich zu
    großen Plaques und Neurofibrillen werden.
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    Das sehen wir in den Gehirnen
    von Alzheimer-Patienten.
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    Die letzten 10 Jahre haben wir an der
    Universität von Cambridge damit verbracht,
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    zu verstehen,
    wie diese Störung funktioniert.
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    Herauszufinden welche der vielen
    Schritte blockiert werden sollten,
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    ist so komplex wie die
    Entschärfung einer Bombe.
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    Das Zerschneiden eines Drahts
    ändert vielleicht gar nichts,
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    während das eines anderen
    zur Explosion führen kann.
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    Wir müssen den richtigen Schritt finden
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    und dann das Medikament,
    das ihn blockiert.
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    Bis vor Kurzem haben wir Drähte
    zerschnitten und auf das Beste gehofft.
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    Jetzt haben wir jedoch
    ein heterogenes Team:
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    Mediziner, Biologen, Genetiker, Chemiker,
    Physiker, Ingenieure und Mathematiker.
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    Zusammen konnten wir einen
    wichtigen Prozessschritt identifizieren
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    und testen jetzt eine
    neue Art von Medikamenten,
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    die genau diesen Schritt blockieren
    und somit die Krankheit stoppen.
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    Dies sind einige unserer
    aktuellsten Ergebnisse.
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    Niemand außerhalb unseres
    Labors hat sie je gesehen.
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    In diesen Videos können Sie sehen, welche
    Effekte das Medikament bei Würmern hatte.
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    Das sind alles gesunde Würmer.
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    Sie können erkennen, dass sie sich
    normal bewegen.
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    Ganz im Gegenteil zu diesen Würmern.
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    Bei ihnen kleben Proteinmoleküle zusammen
    wie bei Menschen mit Alzheimer.
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    Sie können erkennen,
    dass sie eindeutig krank sind.
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    Geben wir diesen Würmern jedoch
    schon frühzeitig das neue Medikament,
  • 6:03 - 6:06
    können wir sehen, dass sie gesund sind
    und eine normale Lebenserwartung haben.
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    Das ist nur ein erstes positives Resultat.
    Trotzdem zeigt uns diese Forschung,
  • 6:11 - 6:16
    dass Alzheimer eine Krankheit ist,
    die wir verstehen und heilen können.
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    Nach 114 Jahre langem Warten
    gibt es endlich eine reale Hoffnung
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    auf neue Errungenschaften
    in den nächsten 10 bis 20 Jahre.
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    Damit die Hoffnung,
    Alzheimer endlich zu besiegen,
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    weiterwachsen kann, brauchen wir Hilfe.
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    Dabei geht es nicht
    um Wissenschaftler wie mich --
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    es geht um Sie.
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    Wir bitten Sie, das Bewusstsein
    für Alzheimer zu fördern;
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    es ist eine Krankheit und wir können
    sie heilen, wenn wir es versuchen.
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    Bei anderen Krankheiten
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    haben die Patienten und ihre Angehörigen
    die Forschung vorangetrieben,
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    in dem sie Druck auf die Regierung,
    die Pharmaindustrie,
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    Wissenschaftler und
    Aufsichtsbehörden ausgeübt haben.
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    Dies war entscheidend, um die Behandlung
    von HIV in den späten 80ern zu verbessern.
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    Heutzutage sehen wir denselben Einsatz
    im Kampf gegen Krebs.
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    Alzheimer-Patienten sind oft nicht
    in der Lage, für sich selbst zu plädieren
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    und ihre Familien, die unsichtbaren Opfer,
    die Tag und Nacht ihre Lieben betreuen,
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    sind oft zu erschöpft, um sich
    für einen Wandel einzusetzen.
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    Es liegt also ganz bei Ihnen.
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    Alzheimer ist zum größten Teil
    keine erbliche Krankheit.
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    Wer ein Gehirn hat, ist gefährdet.
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    Heute gibt es 40 Mio.
    Patienten wie Auguste,
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    die den notwenigen Wandel
    nicht selbst in Gang bringen können.
  • 7:30 - 7:31
    Geben Sie Ihnen eine Stimme
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    und fordern Sie ein Heilmittel.
  • 7:35 - 7:36
    Danke.
  • 7:37 - 7:40
    (Applaus)
Title:
Alzheimer gehört nicht zum normalen Altern -- und wir können es heilen.
Speaker:
Samuel Cohen
Description:

Weltweit leiden mehr als 40 Millionen Menschen an Alzheimer und es wird erwartet, dass diese Zahl in den nächsten Jahren drastisch ansteigen wird. Seit Alzheimer vor über hundert Jahren das erste Mal erwähnt wurde, sind jedoch kaum Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit gemacht worden. Der Wissenschaftler Samuel Cohen berichtet von einem neuen Durchbruch in der Alzheimerforschung seines Labors und weckt damit neue Hoffnung. "Alzheimer ist eine Krankheit und wir können sie heilen."

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English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
07:53

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