Jonathan Foley: Die andere unbequeme Wahrheit
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0:01 - 0:03Heute Abend will ich mich mit Ihnen
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0:03 - 0:05über dieses unglaubliche weltweite Problem unterhalten,
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0:05 - 0:09das am Schnittpunkt von Landnutzung, Ernährung und Umwelt ist,
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0:09 - 0:11etwas das uns alle betrifft,
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0:11 - 0:14und das ich die andere unangenehme
Wahrheit genannt habe. -
0:14 - 0:17Doch zuerst, will ich Sie auf eine kleine Reise mitnehmen.
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0:17 - 0:20Besuchen wir als Erstes unseren Planeten, aber bei Nacht
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0:20 - 0:21und vom Weltraum aus.
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0:21 - 0:24So sieht unser Planet nachts vom Weltall aus,
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0:24 - 0:26wenn man auf einem Satellit um ihn herum fliegen würde.
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0:26 - 0:29Und was man als Erstes bemerken würde,
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0:29 - 0:32natürlich, ist wie dominant die Gegenwart des Menschen
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0:32 - 0:34auf unserem Planeten ist.
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0:34 - 0:37Wir sehen Städte, wir sehen Ölfelder,
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0:37 - 0:40man kann sogar Fischerflotten ausmachen;
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0:40 - 0:43dass wir viel von unserem Planeten dominieren,
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0:43 - 0:45und hauptsächlich durch den Verbrauch von Energie,
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0:45 - 0:46das sehen wir hier nachts.
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0:46 - 0:49Aber kehren wir zurück und gehen ein bisschen tiefer
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0:49 - 0:51und schauen bei Tageslicht.
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0:51 - 0:54Was wir bei Tageslicht sehen sind unsere Landschaften.
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0:54 - 0:58Dies ist ein Teil des Amazonasbeckens,
ein Ort namens Rondônia -
0:58 - 1:02im südlich-mittleren Teil des brasilianischen Amazonas.
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1:02 - 1:04Wenn Sie die obere rechte Ecke
des Bildes genau betrachten, -
1:04 - 1:07werden Sie eine dünne weiße Linie erkennen,
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1:07 - 1:10die eine Straße aus den 70er-Jahren ist.
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1:10 - 1:14Wenn wir im Jahr 2001 zu diesem Ort zurückkommen,
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1:14 - 1:16werden wir erkennen, dass aus dieser Straße
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1:16 - 1:20mehr Straßen hervorgesprossen sind,
und aus denen noch mehr, -
1:20 - 1:23und am Ende haben wir eine kleine Lichtung im Regenwald,
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1:23 - 1:25mit ein paar Kühen.
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1:25 - 1:28Diese Kühe werden für Rindfleisch genutzt.
Wir werden diese Kühe essen. -
1:28 - 1:31Und gegessen werden diese Kühe in Südamerika,
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1:31 - 1:34in Brasilien und Argentinien.
Sie werden nicht zu uns verschifft. -
1:34 - 1:37Aber dieses Fischgrätenmuster der Entwaldung
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1:37 - 1:39bemerken wir sehr oft in den Tropen,
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1:39 - 1:41gerade in diesem Teil der Welt.
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1:41 - 1:45Gehen wir auf unserer Weltreise weiter Richtung Süden,
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1:45 - 1:47können wir zum bolivianischen Rand des Amazons gehen,
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1:47 - 1:51hier auch im Jahr 1975, und
wenn Sie sehr genau hinsehen, -
1:51 - 1:55da geht eine kleine weiße Linie
mittendurch, wie ein Gesteinsriss, -
1:55 - 1:56und da draußen ist ein einsamer Bauer,
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1:56 - 1:59in der Mitte des uralten Dschungels.
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1:59 - 2:03Kommen wir wieder zurück, ein paar Jahre später, 2003,
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2:03 - 2:06und wir werden sehen, dass diese Landschaft ehrlich gesagt
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2:06 - 2:09vielmehr nach Schleswig-Holstein aussieht als nach Regenwald.
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2:09 - 2:12Was sie hier vielmehr sehen, sind Sojabohnenfelder.
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2:12 - 2:15Diese Sojabohnen werden nach China und Europa geliefert,
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2:15 - 2:19als Tierfutter, besonders seit der Zeit der BSE-Angst
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2:19 - 2:21vor zehn Jahren, seit der wir keine
tierischen Proteine mehr füttern wollen, -
2:21 - 2:25weil sie Krankheiten übertragen können.
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2:25 - 2:27Stattdessen wollen wir pflanzliche Proteine als Tierfutter.
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2:27 - 2:29Die Sojabohnenproduktion ist explodiert,
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2:29 - 2:33was zeigt, dass Handel und Globalisierung
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2:33 - 2:36verantwortlich für die Verbindungen zum Regenwald
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2:36 - 2:38und Amazonas sind — eine unglaublich merkwürdige
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2:38 - 2:40und miteinander verbundene Welt, so wie sie heute ist.
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2:40 - 2:43Nun, wieder und wieder, was wir
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2:43 - 2:45auf unserer kleinen Weltreise erkennen, ist,
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2:45 - 2:49dass Landschaft für Landschaft
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2:49 - 2:51für Nahrungsmittel und andere Pflanzen
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2:51 - 2:54geräumt und verändert wird.
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2:54 - 2:56Also ist eine Frage, die wir gestellt haben:
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2:56 - 2:59Wie viel von der Welt wird für den Anbau von Essen genutzt,
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2:59 - 3:01und wo genau und wie können wir es
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3:01 - 3:03in der Zukunft verändern und was bedeutet das?
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3:03 - 3:06Nun, unser Team hat sich das Ganze
auf globaler Ebene angeschaut, -
3:06 - 3:09mittels Satelliten- und bodengestützer Daten
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3:09 - 3:11um sozusagen Landwirtschaft auf
einer globalen Ebene zu erforschen. -
3:11 - 3:15Was wir gefunden haben, ist alarmierend.
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3:15 - 3:18Diese Karte zeigt die Anwesenheit von Landwirtschaft
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3:18 - 3:20auf der Erde.
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3:20 - 3:23Grün zeigt die Bereiche mit Pflanzenanbau an,
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3:23 - 3:26wie Weizen, Soja, Mais, Reis oder was auch immer.
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3:26 - 3:30Das sind 16 Millionen Quadratkilometer Land.
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3:30 - 3:33Wenn man diese Landfläche vereint,
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3:33 - 3:35wäre sie so groß wie Südamerika.
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3:35 - 3:38Braun zeigt das Weide- und Grasland der Erde,
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3:38 - 3:40wo unsere Tiere leben.
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3:40 - 3:43Diese Fläche ist 30 Millionen Quadratkilometer groß,
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3:43 - 3:45so groß wie Afrika,
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3:45 - 3:48ein gewaltiger Betrag Land, und es ist das beste Land, natürlich,
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3:48 - 3:50welches sie hier sehen. Und was übrig bleibt, ist,
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3:50 - 3:52die Mitte der Sahara, oder Sibirien,
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3:52 - 3:54oder die Mitte eines Regenwalds und dergleichen.
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3:54 - 3:58Wir nutzen jetzt schon die Landmasse,
die auf einem Planeten vorhanden ist. -
3:58 - 4:01Schauen wir genau hin, sind es 40% der Erdoberfläche,
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4:01 - 4:03die der Landwirtschaft gewidmet sind,
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4:03 - 4:06und das ist 60 Mal mehr
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4:06 - 4:08als all die Gebiete, über die wir uns beschweren,
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4:08 - 4:12unsere wuchernden Vororte und
Städte in denen wir meistens leben. -
4:12 - 4:15Die Hälfte der Menschheit lebt heute in Städten,
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4:15 - 4:18aber eine 60 Mal so große Fläche wird für Nahrungsmittelanbau genutzt.
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4:18 - 4:20Das ist jetzt ein erstaunliches Ergebnis,
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4:20 - 4:23und es schockte uns wirklich, als wir es erkannten.
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4:23 - 4:25Wir nutzen also eine unglaubliche
Masse an Boden für Landwirtschaft, -
4:25 - 4:28aber wir nutzen auch eine Menge Wasser.
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4:28 - 4:30Dies ist eine Flugaufnahme über Arizona
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4:30 - 4:31Man fragt sich:
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4:31 - 4:32"Was bauen die an?" Es stellt sich heraus,
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4:32 - 4:35dass sie Salat in der Mitte der Wüste anbauen,
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4:35 - 4:38indem sie Wasser obendrüber sprühen.
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4:38 - 4:39Nun, die Ironie ist, dass sie wahrscheinlich
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4:39 - 4:42in unseren Supermarktregalen verkauft werden.
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4:42 - 4:44Was aber wirklich interessant ist, dieses Wasser muss
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4:44 - 4:47von irgendwo herkommen, und es kommt von hier;
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4:47 - 4:49dem Colorado River in Nordamerika.
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4:49 - 4:52Tja, der Colorado River an einem typischen Tag,
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4:52 - 4:54wissen Sie, keine Flut, keine Dürren
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4:54 - 4:57ein ganz durchschnittlicher Tag, so sieht der Fluss dann aus.
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4:57 - 5:00Aber kommen wir in's Heute zurück,
bei normalen Umständen, -
5:00 - 5:04zum genau gleichen Ort, ist das übergeblieben.
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5:04 - 5:07Der Unterschied liegt vor allem in
Bewässerungsanlagen in der Wüste, -
5:07 - 5:10oder vielleicht Golfplätze in Scottsdale, was immer Sie wollen.
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5:10 - 5:13Nun, das ist eine Menge Wasser,
und wieder leiten wir Wasser ab, -
5:13 - 5:15und gebrauchen es für den Anbau von Nahrungsmitteln,
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5:15 - 5:18und heutzutage, wenn man weiter
am Colorado River entlang reist, -
5:18 - 5:21trocknet er komplett aus und fließt nicht mehr in den Ozean.
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5:21 - 5:24Wir haben buchstäblich einen ganzen Fluss aufgebraucht
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5:24 - 5:27für Bewässerung.
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5:27 - 5:28Und das ist noch nicht mal das schlimmste Beispiel weltweit.
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5:28 - 5:31Wahrscheinlich ist es das hier: Der Aralsee.
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5:31 - 5:34Also, eine Menge von Ihnen werden sich
daran aus dem Erdkundeunterricht erinnern. -
5:34 - 5:36Er ist in der ehemaligen Sowjetunion
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5:36 - 5:39zwischen Kasachstan und Usbekistan,
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5:39 - 5:41einer der größten Binnenseen der Welt.
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5:41 - 5:43Wir haben hier aber irgendwie
ein Paradox, denn es sieht aus -
5:43 - 5:47als ob er von Wüste umgeben ist.
Warum ist dieser See hier? -
5:47 - 5:49Er ist hier, wegen der zwei kleinen Flüsse
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5:49 - 5:51die durch den Sand fließen,
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5:51 - 5:55und das Becken mit Wasser versorgen.
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5:55 - 5:58Diese Flüsse ziehen Schmelzwasser von Bergen
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5:58 - 6:00weit im Osten ab und bringen es durch die Wüste,
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6:00 - 6:04wo sie den großen Aralsee bilden.
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6:04 - 6:08Um 1950 entschieden die Sowjets, das Wasser abzuleiten,
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6:08 - 6:10um die Wüste für Baumwolle zu bewässern,
glauben Sie es oder nicht, -
6:10 - 6:14in Kasachstan, um Baumwolle
auf den internationalen Märkten zu verkaufen, -
6:14 - 6:16um fremde Währung in die Sowjetunion zu bringen.
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6:16 - 6:18Sie brauchten dringend Geld.
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6:18 - 6:20Nun, sie können sich vorstellen was passiert.
Die Wasserversorgung -
6:20 - 6:23zum Aralsee wird abgestellt, was geschieht?
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6:23 - 6:25Hier ist er 1973,
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6:25 - 6:271986
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6:27 - 6:301999
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6:30 - 6:332004
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6:33 - 6:38und vor ungefähr elf Monaten.
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6:38 - 6:40Es ist außergewöhnlich.
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6:40 - 6:43Nun, eine Menge von uns leben im Mittelwesten der USA,
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6:43 - 6:46Stellen sie sich vor das wäre der Obere See.
(Fläche entspricht der Bayerns) -
6:46 - 6:49Stellen sie sich vor das wäre der Huronsee.
( Fläche entspricht der Niedersachsens) -
6:49 - 6:51Ein unglaublicher Wandel.
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6:51 - 6:53Es geht nicht nur um das Wasser
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6:53 - 6:55und wo die Uferlinie ist, es geht um fundamentale Veränderungen
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6:55 - 6:58der Umwelt der Region.
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6:58 - 6:59Fangen wir hier an:
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6:59 - 7:01Die Sowjetunion hatte nicht wirklich einen Naturschutzbund,
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7:01 - 7:03sagen wir es mal so.
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7:03 - 7:06Was Sie also auf dem Boden des Aralsees
finden, ist nicht gerade schön. -
7:06 - 7:08Hier gibt es eine Menge giftigen Müll, eine Menge Dinge
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7:08 - 7:10die illegal entsorgt wurden und jetzt an der Luft sind.
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7:10 - 7:13Eine der kleineren, abgelegenen Inseln, zu der man
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7:13 - 7:14unmöglich kommen konnte, war ein
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7:14 - 7:17Testgebiet für sowjetische Biowaffen.
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7:17 - 7:18Da können sie heute hinlaufen.
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7:18 - 7:20Das Wettergeschehen hat sich verändert.
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7:20 - 7:2319 der 20 einzigartigen Fischarten, die man nur im Aralsee findet
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7:23 - 7:26sind von der Erdoberfläche verschwunden.
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7:26 - 7:29Das hier ist eine große Anklageschrift einer Umweltkatastrophe.
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7:29 - 7:30Schauen wir auf die Praxis.
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7:30 - 7:33Das ist ein Foto, das Al Gore
mir vor ein paar Jahren gegeben hat, -
7:33 - 7:35er hat es vor langer, langer Zeit
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7:35 - 7:36in der Sowjetunion aufgenommen.
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7:36 - 7:39Es zeigt die Fischerflotten des Aralsees.
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7:39 - 7:41Sehen Sie den Kanal, den sie gegraben haben?
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7:41 - 7:44Sie haben so verzweifelt versucht, die Boote irgendwie in die
verbleibenden Wasserbecken zu manövrieren, -
7:44 - 7:46aber sie mussten aufgeben,
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7:46 - 7:48weil die Stege und Ankerplätze nicht mithalten konnten
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7:48 - 7:51mit der sich zurückziehenden Uferlinie.
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7:51 - 7:53Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich habe schreckliche Angst, dass zukünftige Archäologen
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7:53 - 7:55das ausgraben werden, Geschichten über unsere Epoche
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7:55 - 7:58schreiben, und sich fragen : "Was haben die sich nur gedacht?"
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7:58 - 8:01Nun, das ist die Zukunft, die wir erwarten müssen.
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8:01 - 8:04Wir nutzen jetzt schon über 50% des nachhaltig verfügbaren Frischwassers der Erde
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8:04 - 8:06und die Landwirtschaft allein
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8:06 - 8:08braucht davon 70%.
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8:08 - 8:11Wir nutzen also eine Menge Wasser und
eine Menge Boden für die Landwirtschaft. -
8:11 - 8:15Wir nutzen auch eine Menge
der Atmosphäre für Landwirtschaft. -
8:15 - 8:17Wenn wir normalerweise über
die Atmosphäre nachdenken, -
8:17 - 8:20denken wir an Klimawandel und Treibhausgase
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8:20 - 8:22und hauptsächlich an Energie.
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8:22 - 8:24Doch es zeigt sich, dass
Landwirtschaft eine der größten -
8:24 - 8:27Erzeuger von Treibhausgasen ist.
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8:27 - 8:29Schaut man sich Kohlenstoffdioxidemissionen
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8:29 - 8:31vom Verbrennen des Regenwalds an,
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8:31 - 8:33oder Methan von Kühen und Reis,
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8:33 - 8:36oder Stickstoffoxide von zu viel Dünger,
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8:36 - 8:39stellt sich heraus, dass Landwirtschaft
30% der Treibhausgase ergibt, -
8:39 - 8:42die aus menschlichen Aktivitäten
in die Atmosphäre gelangen. -
8:42 - 8:44Das ist mehr als der Anteil des ganzen Verkehrs.
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8:44 - 8:46Mehr als der Anteil aller Elektrizität.
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8:46 - 8:48Mehr sogar, als der gesamte Ausstoss der Fabriken.
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8:48 - 8:51Es ist der größte Verursacher von Treibhausgasen,
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8:51 - 8:54den der Mensch weltweit verursacht.
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8:54 - 8:56Und dennoch reden wir bis jetzt wenig darüber.
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8:56 - 8:59Wir haben also heute diese unglaubliche
Präsenz der Landwirtschaft, -
8:59 - 9:01die unseren Planeten dominiert,
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9:01 - 9:04ob es 40% der Böden,
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9:04 - 9:0670% des Wassers, das wir nutzen
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9:06 - 9:09oder 30% der Treibhausgase sind.
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9:09 - 9:12Wir haben die Menge von Stickstoff und Phosphor
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9:12 - 9:14in der Welt verdoppelt, einfach nur durch Düngemittel,
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9:14 - 9:17die riesige Probleme bei der Wasserqualität
verursachen; in Flüssen, -
9:17 - 9:19Seen und sogar Ozeanen, und sie ist auch der wichtigste
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9:19 - 9:22Einzelfaktor für Artensterben.
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9:22 - 9:24Also ist Landwirtschaft ohne Zweifel
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9:24 - 9:28die mächtigste Kraft, die seit der Eiszeit auf den Planeten
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9:28 - 9:31losgelassen wurde. Fraglos.
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9:31 - 9:34Und sie macht dem Klimawandel Konkurrenz in Sachen Wichtigkeit.
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9:34 - 9:36Und sie passieren beide zur gleichen Zeit.
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9:36 - 9:39An dieser Stelle muss daran erinnert werden,
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9:39 - 9:42dass nicht alles schlecht ist.
Landwirtschaft ist keine schlechte Sache. -
9:42 - 9:44In der Tat, wir sind komplett abhängig von ihr.
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9:44 - 9:49Sie ist nicht optional. Sie ist kein Luxus.
Sie ist eine absolute Notwendigkeit. -
9:49 - 9:51Wir müssen Lebens- und Futtermittel liefern und, ja,
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9:51 - 9:55Fasern und sogar Biotreibstoff für
die rund 7 Milliarden Menschen, -
9:55 - 9:57die heute auf der Welt leben, und wenn überhaupt,
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9:57 - 9:59werden die Ansprüche an die Landwirtschaft
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9:59 - 10:02in Zukunft steigen. Sie werden nicht abnehmen.
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10:02 - 10:04Sie werden stark steigen, hauptsächlich wegen der
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10:04 - 10:07wachsenden Bevölkerung. Heute sind wir 7 Milliarden,
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10:07 - 10:09wir gehen auf mindestens 9 zu,
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10:09 - 10:12wahrscheinlich 9½, bevor wir fertig sind.
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10:12 - 10:15Noch wichtiger, die Essgewohnheiten verändern sich.
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10:15 - 10:18Mit höheren Lebensstandards
und höheren Bevölkerungszahlen -
10:18 - 10:21sehen wir mehr Konsum von Fleisch,
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10:21 - 10:24welches viel mehr Ressourcen verbraucht,
als eine vegetarische Ernährungsweise. -
10:24 - 10:28Mehr Menschen also, die mehr
und gehaltvolle Dinge essen, -
10:28 - 10:31und natürlich eine Energiekrise zur gleichen Zeit,
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10:31 - 10:35bei der wir Erdöl durch andere
Energiequellen ersetzen müssen, -
10:35 - 10:37die letztlich irgendeine Art von
Biotreibstoffen beinhalten müssen -
10:37 - 10:39und Bioenergiequellen.
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10:39 - 10:42Nimmt man die beiden zusammen,
ist es schwer auszumachen -
10:42 - 10:44wie wir den Rest des Jahrhunderts erreichen sollen
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10:44 - 10:49ohne die globale landwirtschaftliche
Produktion mindestens zu verdoppeln. -
10:49 - 10:51Nun, wie kriegen wir das hin?
Wie werden wir die globale -
10:51 - 10:53landwirtschaftliche Produktion verdoppeln?
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10:53 - 10:56Nun, wir könnten versuchen, mehr Land zu bestellen.
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10:56 - 10:59Dies ist eine Analyse, die wir gemacht haben,
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10:59 - 11:02links sind die Pflanzgebiete von heute,
rechts wie sie morgen sein könnten, -
11:02 - 11:05basierend auf Boden und Klima,
unter der Annahme, dass der Klimawandel -
11:05 - 11:07diese Entwicklung nicht zu sehr stört,
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11:07 - 11:09was keine gute Annahme ist.
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11:09 - 11:11Wir könnten mehr Land bestellen, aber das Problem ist,
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11:11 - 11:14dass das Freiland in empfindlichen Gebieten liegt.
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11:14 - 11:16Sie haben eine große Biodiversität,
eine Menge gespeichertes Kohlenstoffdioxid, -
11:16 - 11:19Dinge die wir beschützen wollen.
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11:19 - 11:21Mehr Essen durch mehr Land, so könnte man vorgehen,
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11:21 - 11:23aber wir tun das besser nicht,
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11:23 - 11:26denn es ist ökologisch sehr, sehr gefährlich.
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11:26 - 11:29Stattdessen möchten wir den Einfluss
der Landwirtschaft begrenzen, -
11:29 - 11:33und was wir haben, besser bewirtschaften.
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11:33 - 11:35Für dieses Projekt versuchen wir Regionen der Welt zu finden,
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11:35 - 11:38deren Erträge man erhöhen könnte,
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11:38 - 11:40ohne die Umwelt zu schädigen.
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11:40 - 11:42In den grünen Bereichen, sind die Erträge von Mais
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11:42 - 11:44— einfach nur als Beispiel —
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11:44 - 11:47schon sehr hoch, wahrscheinlich die höchsten, die man
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11:47 - 11:50weltweit für dieses Klima und diesen Boden findet.
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11:50 - 11:52Aber die braunen Bereiche zeigen Regionen,
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11:52 - 11:55die nur 20 oder 30 Prozent dessen erzielen,
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11:55 - 11:56was sie erbringen sollten.
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11:56 - 11:58Davon sieht man eine Menge in
Afrika, sogar in Lateinamerika, -
11:58 - 12:01aber interessanterweise ist in Osteuropa, wo früher die
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12:01 - 12:03Länder der Sowjetunion und Ostblockstaaten waren,
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12:03 - 12:06die Landwirtschaft immer noch grässlich.
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12:06 - 12:08Nun, hierfür bräuchte man Nährstoffe und Wasser.
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12:08 - 12:10Die Landwirtschaft wird entweder organisch oder konventionell
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12:10 - 12:12oder ein Mix sein, um sie damit zu versorgen.
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12:12 - 12:14Pflanze brauchen Nährstoffe und Wasser.
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12:14 - 12:18Aber wir können das und es gibt
Gelegenheiten es hinzubekommen. -
12:18 - 12:20Aber das muss sorgfältig geschehen,
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12:20 - 12:23um die Anforderungen an Nahrungsmittelsicherheit
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12:23 - 12:26und den Umweltschutz der Zukunft zu erfüllen.
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12:26 - 12:29Wir müssen herausfinden, wie der Spagat zwischen
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12:29 - 12:33Nahrungsmittelanbau und Umweltschutz besser gelingt.
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12:33 - 12:35Momentan ist es eine Entweder-Oder-Sache.
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12:35 - 12:37Wir können Nahrungsmittel anbauen —
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12:37 - 12:38im Hintergrund sehen Sie ein Sojafeld —
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12:38 - 12:42und in diesem Blumendiagramm sieht man,
dass wir eine Menge Erträge erzielen, -
12:42 - 12:44aber wir haben nicht viel sauberes Wasser. Wir speichern
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12:44 - 12:47kein CO2, wir haben nicht viel Artenvielfalt.
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12:47 - 12:49Im Vordergrund ist Prärie
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12:49 - 12:51wunderbar für die Umwelt,
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12:51 - 12:54aber nicht essbar. Was kann man da essen?
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12:54 - 12:56Wir müssen lernen, wie man
diese beiden zusammenbekommt -
12:56 - 13:01in einer neuen Form von Landwirtschaft, die alles zusammenbringt.
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13:01 - 13:03Nun, wenn ich darüber erzähle, fragen mich Leute oft,
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13:03 - 13:06"Ist nicht _ die Antwort?" — organische Nahrungsmittel,
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13:06 - 13:11regionale Produkte, neue Handelssubventionen,
neue Agrargesetze -
13:11 - 13:14und ja, das sind eine Menge gute Ideen,
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13:14 - 13:17aber keine ist die Wunderwaffe.
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13:17 - 13:20Ehrlich gesagt halte ich sie eher für Metallschrott.
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13:20 - 13:22Und ich mag Metallschrott. Man schmilzt es zusammen
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13:22 - 13:24und erhält etwas wirklich Mächtiges,
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13:24 - 13:27aber wir müssen sie erstmal zusammenschweißen.
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13:27 - 13:29Was wir also tun müssen, ist eine neue Form der
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13:29 - 13:32Landwirtschaft zu erfinden, die die besten Ideen der
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13:32 - 13:35kommerziellen Landwirtschaft und der grünen Revolution
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13:35 - 13:39mit den besten Ideen des organischen
Landbaus und der regionalen Produkten -
13:39 - 13:42und den besten Ideen des Umweltschutzes verbindet.
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13:42 - 13:44Nicht damit sie konkurrieren,
sondern damit sie zusammenarbeiten, -
13:44 - 13:48in einer neuen Form der Landwirtschaft,
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13:48 - 13:52eine die ich "Erdkultur" nenne oder
Landwirtschaft für einen ganzen Planeten. -
13:52 - 13:55Nun, dieser Vortrag war ziemlich kompliziert,
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13:55 - 13:57und wir haben hart daran gearbeitet,
diese Nachricht unters Volk zu bringen, -
13:57 - 14:00um die Kontoverse zu reduzieren
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14:00 - 14:01und die Zusammenarbeit zu fördern.
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14:01 - 14:04Ich möchte ihnen ein kurzes Video vorstellen, das unsere
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14:04 - 14:06Anstrengungen ein wenig zeigt, die beiden Seiten
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14:06 - 14:10an einen Tisch zusammenzubringen. Film ab.
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14:10 - 14:13(Musik)
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14:13 - 14:17( "Umweltinstitut der Universität von Minnesota: Getrieben zu Entdecken")
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14:17 - 14:19(Musik)
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14:19 - 14:20Die Weltbevölkerung wächst
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14:20 - 14:23jedes Jahr um 75 Millionen Menschen.
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14:23 - 14:26Fast so viele, wie in Deutschland leben.
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14:26 - 14:29Heute nähern wir uns 7 Milliarden Menschen.
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14:29 - 14:31Bei dieser Entwicklung erreichen wir 9 Milliarden um 2040.
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14:31 - 14:33Und wir brauchen alle Essen.
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14:33 - 14:34Aber wie?
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14:34 - 14:37Wie versorgen wir eine wachsende
Welt ohne den Planeten zu zerstören? -
14:37 - 14:41Wir wissen schon, dass der
Klimawandel ein grosses Problem ist. -
14:41 - 14:42Aber er ist nicht das einzige Problem.
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14:42 - 14:45Wir müssen uns der anderen
unangenehmen Wahrheit stellen. -
14:45 - 14:47Eine globale Krise der Landwirtschaft.
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14:47 - 14:54Bevölkerungswachstum + Fleischverzehr + Milchprodukte+ Energiekosten + Bioenergieproduktion = Belastung der natürlichen Ressourcen.
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14:54 - 14:57Mehr als 40% der Erdoberfläche ist
für Landwirtschaft geräumt worden. -
14:57 - 14:59Die globale Ackerfläche bedeckt
16 Millionen Quadratkilometer. -
14:59 - 15:02Das ist fast so groß wie Südamerika.
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15:02 - 15:04Das globale Weideland bedeckt
30 Millionen Quadratkilometer. -
15:04 - 15:06Das ist so groß wie Afrika.
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15:06 - 15:11Landwirtschaft braucht 60 mal mehr Land als städtische und vorstädtische Gebiete zusammen.
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15:11 - 15:14Bewässerung ist die grösste
Wasserverbraucherin auf dem Paneten. -
15:14 - 15:19Wir nutzen 2.800 Kubikkilometer
Wasser für Pflanzen pro Jahr. -
15:19 - 15:23Das ist genug um 7.305 Empire State Buildings pro Tag zu füllen.
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15:23 - 15:26Heutzutage führen viele Flüsse weniger Wasser.
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15:26 - 15:28Manche trocknen ganz aus.
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15:28 - 15:32Schauen Sie den Aralsee an, er ist jetzt Wüste.
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15:32 - 15:35Oder den Colorado River, der nicht mehr zum Ozean fließt.
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15:35 - 15:39Düngemittel haben den Betrag an Phosphor und Stickstoffin der Umwelt mehr als verdoppelt.
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15:39 - 15:40Die Konsequenz?
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15:40 - 15:42Weit verbreitete Wasserverschmutzung
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15:42 - 15:45und massives Falle der Wasserstände von Seen und Flüssen.
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15:45 - 15:49Überraschenderweise ist Landwirtschaft
die grösste Beiträgerin zum Klimawandel. -
15:49 - 15:51Sie erzeugt 30% der Treibhausgase.
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15:51 - 15:54Das sind mehr als alle Emissionen von Elektrizität und Industrie
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15:54 - 15:57oder von allen Flugzeugen, Zügen und Automobilen.
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15:57 - 15:59Die meisten Emissionen kommen durch Abholzung in den Tropen,
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15:59 - 16:01Methan von Tieren und Reisfeldern,
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16:01 - 16:03und Stickstoffoxide durch Überdüngung.
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16:03 - 16:06Nichts, was wir tun, verändert
die Welt mehr als die Landwirtschaft. -
16:06 - 16:09Und nichts, was wir tun ist wichtiger für unser Überleben
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16:09 - 16:11Hier ist das Dilemma...
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16:11 - 16:15Während die Welt um mehrere Milliarden Menschen wächst,
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16:15 - 16:20müssen wir die globale Nahrungsmittelproduktion verdoppeln, vielleicht sogar verdreifachen.
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16:20 - 16:21Wie geht es von hier aus weiter?
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16:21 - 16:24Wir brauchen ein umfassenderes
Gespräch, einen internationalen Dialog. -
16:24 - 16:26Wir müssen in reelle Lösungen investieren:
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16:26 - 16:30Anreize für Landwirte, präzise Landwirtschaft, neue Pflanzensorten, Tröpfchenbewässerung
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16:30 - 16:34Grauwasserrecycling, bessere
Bodenbearbeitung, schlauere Ernährung. -
16:34 - 16:36Wir brauchen alle am Tisch.
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16:36 - 16:38Fürsprecher der komerziellen Landwirtschaft,
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16:38 - 16:39des Umweltschutzes,
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16:39 - 16:41und der organischen Landwirtschaft
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16:41 - 16:43müssen zusammenarbeiten.
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16:43 - 16:44es gibt nicht die eine Lösung.
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16:44 - 16:46Wir brauchen Zusammenarbeit,
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16:46 - 16:47Vorstellungskraft,
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16:47 - 16:48Zielstrebigkeit,
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16:48 - 16:52denn Scheitern ist keine Option.
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16:52 - 16:55Wie ernähren wir die Welt, ohne sie zu zerstören?
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16:55 - 16:58Ja, wir stehen also vor einer der größten Herausforderung
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16:58 - 17:00der heutigen Geschichte:
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17:00 - 17:03Die Notwendigkeit neun Milliarden Menschen zu ernähren,
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17:03 - 17:07und das nachhaltig, fair und einwandfrei,
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17:07 - 17:08und zur gleichen Zeit den Planeten
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17:08 - 17:11für unsere und zukünftige Generationen zu beschützen.
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17:11 - 17:13Dies wird eins der schwierigsten Dinge sein,
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17:13 - 17:15die wir jemals in unserer Geschichte getan haben,
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17:15 - 17:18und wir müssen es richtig hinbekommen,
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17:18 - 17:22und das beim ersten und einzigen Versuch.
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17:22 - 17:26Vielen Dank, also. (Applaus)
- Title:
- Jonathan Foley: Die andere unbequeme Wahrheit
- Speaker:
- Jonathan Foley
- Description:
-
Ein sprunghaft angestiegener Bedarf an Nahrungsmitteln bedeutet, dass die Landwirtschaft der größte Antreiber des Klimawandels, der Abnahme der Biodiversität und der Umweltzerstörung geworden ist. Auf der TEDxTC zeigt Jonathan Foley, warum wir unbedingt mit "Erdkultur" anfangen müssen — Landwirtschaft für den ganzen Planeten. (Gefilmt auf der TEDxTC)
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 17:46
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