Robert Lang faltet vollkommen neues Origami
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0:00 - 0:03Mein Vortrag heißt "Flatternde Vögel und Weltraumteleskope".
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0:03 - 0:05Und Sie denken, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun,
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0:05 - 0:08aber ich hoffe, dass Sie nach diesen 18 Minuten
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0:08 - 0:10eine gewisse Verbindung sehen.
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0:11 - 0:12Es hängt mit Origami zusammen. Also los.
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0:12 - 0:14Was ist Origami?
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0:14 - 0:17Die meisten Leute denken, sie wüssten, was Origami ist, nämlich:
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0:17 - 0:20flatternde Vögel, Spielzeuge, "Himmel-und-Hölle", solche Sachen.
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0:20 - 0:22Und das ist es auch, was Origami früher einmal war.
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0:22 - 0:24Aber es ist etwas anderes geworden.
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0:24 - 0:26Es ist zu einer Kunstform geworden, einer Art der Bildhauerei.
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0:26 - 0:28Die große Gemeinsamkeit – das, was es zu Origami macht –
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0:28 - 0:32ist das Falten, die Art, wie wir die Form herstellen.
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0:32 - 0:35Wissen Sie, es ist sehr alt. Diese Bildtafel ist von 1797.
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0:35 - 0:37Sie zeigt diese Frauen beim Spielen mit diesen Spielzeugen.
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0:37 - 0:40Wenn Sie genau hinsehen, ist es diese Form, Kranich genannt.
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0:40 - 0:42Jedes japanische Kind lernt,
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0:42 - 0:44diesen Kranich zu falten.
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0:44 - 0:46Diese Kunst gibt es seit Hunderten von Jahren,
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0:46 - 0:48Und man sollte meinen, dass bei etwas,
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0:48 - 0:51das es schon so lange gibt, das so beschränkt ist – es darf nur gefaltet werden –,
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0:51 - 0:54schon vor langer Zeit alles geschaffen wurde, was möglich ist.
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0:54 - 0:56Und so hätte es sein können.
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0:56 - 0:58Aber im 20. Jahrhundert
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0:58 - 1:01erschien ein japanischer Falter namens Yoshizawa auf der Bildfläche
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1:01 - 1:04und erschuf Zehntausende neuer Formen.
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1:04 - 1:07Noch wichtiger, er erfand eine Sprache,
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1:07 - 1:09eine Art, wie wir kommunizieren können,
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1:09 - 1:11einen Code von Punkten, Strichen und Pfeilen.
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1:11 - 1:13Um auf Susan Blackmores Vortrag zu verweisen:
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1:13 - 1:15Wir verfügen nun über eine Möglichkeit, Informationen zu übermitteln,
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1:15 - 1:18mit Vererbung und Selektion
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1:18 - 1:20und wir wissen ja, wohin das führt.
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1:20 - 1:22Und wozu es in Origami geführt hat,
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1:22 - 1:24ist zu solchen Dingen.
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1:24 - 1:26Dies ist eine Origami-Figur:
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1:26 - 1:30ein Blatt, keine Schnitte, nur Falten, hunderte Male Falten.
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1:32 - 1:34Das ist auch Origami,
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1:34 - 1:37und das hier zeigt, wohin wir in den modernen Welt gekommen sind.
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1:37 - 1:39Naturalismus. Detailreichtum.
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1:39 - 1:41Sie können Hörner machen, Geweihe –
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1:41 - 1:43sogar, wenn Sie genau hinschauen, gespaltene Hufe.
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1:43 - 1:46Und es stellt sich die Frage: Was hat sich verändert?
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1:46 - 1:48Und was sich verändert hat, ist etwas,
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1:48 - 1:51das man in der Kunst nicht erwartet,
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1:51 - 1:53nämlich Mathematik.
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1:53 - 1:55Menschen wandten mathematische Prinzipien
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1:55 - 1:58auf die Kunst an
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1:58 - 2:00um die zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten zu verstehen.
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2:00 - 2:03Das führt zu einem sehr mächtigen Instrument.
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2:03 - 2:05Der Schlüssel zu Produktivität in so vielen Bereichen –
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2:05 - 2:07und in Origami –
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2:07 - 2:10ist es, tote Leute die Arbeit für Sie machen zu lassen.
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2:10 - 2:11(Gelächter)
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2:11 - 2:13Denn was Sie tun können, ist,
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2:13 - 2:15das Problem zu nehmen
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2:15 - 2:18und es auf ein Problem zurückzuführen, das jemand anderes gelöst hat
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2:18 - 2:20und ihre Lösungen zu benutzen.
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2:20 - 2:23Und ich möchte Ihnen erzählen, wie wir das mit Origami gemacht haben.
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2:23 - 2:25Beim Origami geht es um Faltmuster.
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2:25 - 2:27Dieses Faltmuster hier ist die Vorlage
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2:28 - 2:30einer Origami-Figur.
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2:30 - 2:32Und man kann sie nicht einfach beliebig zeichnen.
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2:32 - 2:35Sie müssen vier einfachen Regeln gehorchen.
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2:35 - 2:37Und die sind sehr einfach, leicht zu verstehen.
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2:37 - 2:40Die erste Regel ist die "Zwei-Einfärbbarkeit". Man kann jedes Faltmuster
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2:40 - 2:42mit nur zwei Farben einfärben,
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2:42 - 2:45ohne dass sich zwei gleichfarbige Flächen berühren.
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2:45 - 2:48Die Faltrichtungen an jeder Ecke,
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2:48 - 2:51die Anzahl der Bergfalten und die Anzahl der Talfalten,
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2:51 - 2:53weicht immer um zwei voneinander ab. Zwei mehr oder zwei weniger.
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2:53 - 2:55Sonst nichts.
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2:55 - 2:57Wenn Sie die Winkel um den Knick ansehen,
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2:57 - 2:59sehen Sie, dass, wenn Sie die Winkel an einer Ecke im Kreis durchnummerieren,
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2:59 - 3:02alle geradzahligen Winkel aufsummiert eine gerade Linie ergeben.
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3:02 - 3:05Alle ungeradzahligen Winkel ergeben eine gerade Linie.
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3:05 - 3:07Und wenn Sie sich ansehen, wie die Ebenen geschichtet sind,
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3:07 - 3:10werden Sie feststellen, dass, egal wie Sie Faltungen und Ebenen schichten,
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3:10 - 3:12eine Ebene niemals eine Faltung
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3:12 - 3:14durchdringen kann.
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3:14 - 3:17Das sind vier einfache Regeln. Das ist alles was Sie für Origami brauchen.
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3:17 - 3:19Das gesamte Origami kommt daher.
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3:19 - 3:21Und Sie könnten sich fragen: "Können vier so einfache Regeln
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3:21 - 3:23eine derartige Komplexität hervorbringen?"
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3:23 - 3:25Aber auch die Gesetze der Quantenmechanik
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3:25 - 3:27passen auf eine Papierserviette
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3:27 - 3:29und doch beherrschen sie die gesamte Chemie,
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3:29 - 3:31das Leben, die Geschichte.
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3:31 - 3:33Wenn wir diese Regeln befolgen,
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3:33 - 3:35können wir erstaunliche Dinge tun.
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3:35 - 3:37Um diese Regeln in Origami zu befolgen,
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3:37 - 3:39können wir einfache Muster,
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3:39 - 3:42wie dieses sich wiederholende Faltmuster, genannt Texturen, nehmen,
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3:42 - 3:44das für sich alleine genommen nichts ist.
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3:44 - 3:46Aber wenn wir den Origamiregeln folgen,
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3:46 - 3:49können wir diese Muster in andere Muster einfügen,
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3:49 - 3:51die selber sehr, sehr einfach sein können,
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3:51 - 3:53aber wenn wir sie zusammenbringen,
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3:53 - 3:55bekommen wir etwas ein wenig anderes.
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3:55 - 3:58Dieser Fisch, 400 Schuppen,
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3:58 - 4:01nochmal, das ist ein ungeschnittenes Quadrat, ausschließlich gefaltet.
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4:02 - 4:04Und wenn Sie nicht 400 Schuppen falten wollen,
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4:04 - 4:06können Sie sich zurückhalten und nur ein paar Dinge tun,
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4:06 - 4:09und Platten eines Schildkrötenpanzers hinzufügen, oder Zehen.
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4:09 - 4:12Oder Sie treiben es auf die Spitze und machen 50 Sterne
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4:12 - 4:15auf eine Flagge mit 13 Streifen.
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4:15 - 4:18Und wenn Sie's wirklich wissen wollen,
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4:18 - 4:201000 Schuppen an eine Klapperschlange.
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4:20 - 4:22Die hier ist unten ausgestellt,
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4:22 - 4:25schauen Sie es sich an, wenn Sie dazu kommen.
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4:25 - 4:27Die mächtigsten Werkzeuge in Origami
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4:27 - 4:30beziehen sich darauf, wie wir Teile von Lebewesen bekommen.
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4:30 - 4:32Und ich kann es in diese einfache Gleichung einfügen.
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4:32 - 4:34Wir nehmen eine Idee,
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4:34 - 4:37kombinieren sie mit einem Quadrat, und bekommen eine Origamifigur.
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4:37 - 4:41(Gelächter)
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4:41 - 4:43Wichtig ist, was wir mit diesen Symbolen meinen.
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4:43 - 4:46Und Sie könnten sagen: "Kann man es wirklich so genau machen?
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4:46 - 4:48Ich meine, ein Hirschkäfer – er hat zwei Punkte als Kiefer,
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4:48 - 4:52er hat Antennen. Kann man es wirklich so detailgetreu machen?"
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4:52 - 4:55Und ja, man kann es wirklich.
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4:55 - 4:58Also, wie machen wir das? Wir brechen es runter
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4:58 - 5:00auf ein paar kleinere Schritte.
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5:00 - 5:02Also lassen sie mich die Gleichung erweitern.
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5:02 - 5:05Ich beginne mit meiner Idee. Ich abstrahiere sie.
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5:05 - 5:08Was ist die abstrakteste Form? Es ist ein Strichmännchen.
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5:08 - 5:11Und aus diesem Strichmännchen muss ich irgendwie eine gefaltete Form erhalten,
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5:11 - 5:14die einen Teil für jedes Stück der Vorlage hat.
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5:14 - 5:16Eine Lasche für jedes Bein.
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5:16 - 5:19Und dann, wenn ich diese gefaltete Form habe, die wir die Basis nennen,
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5:19 - 5:22kann man die Beine schmaler machen, man kann sie biegen,
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5:22 - 5:24man kann sie in die fertige Form bringen.
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5:24 - 5:26Jetzt der erste Schritt: ziemlich einfach.
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5:26 - 5:28Nehmen Sie eine Idee, zeichnen Sie ein Strichmännchen.
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5:28 - 5:31Der letzte Schritt ist nicht so schwer, aber der mittlere,
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5:31 - 5:34von der abstrakten Beschreibung zur gefalteten Form,
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5:34 - 5:36der ist schwer.
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5:36 - 5:38Aber das ist die Stelle, wo uns die mathematischen Ideen
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5:38 - 5:40über den Berg bringen können.
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5:40 - 5:42Und ich zeige Ihnen allen, wie das geht,
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5:42 - 5:44so dass Sie gehen und selber etwas falten können.
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5:44 - 5:46Aber wir fangen klein an.
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5:46 - 5:48Diese Basis hat viele Laschen.
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5:48 - 5:51Wir werden lernen, eine Lasche zu machen.
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5:51 - 5:53Wie würden Sie eine einzelne Lasche machen?
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5:53 - 5:56Nehmen Sie ein Quadrat. Falten Sie es halb, falten es halb, falten Sie es nochmal,
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5:56 - 5:58bis es lang und schmal wird,
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5:58 - 6:00und dann sagen wir am Ende, das ist eine Lasche.
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6:00 - 6:03Ich könnte sie als Bein verwenden, als Arm, all sowas.
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6:03 - 6:05Welches Papier kam in diese Lasche?
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6:05 - 6:07Wenn ich es auseinander falte und zurück zum Faltmuster gehe,
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6:07 - 6:10können Sie sehen, dass die obere linke Ecke dieser Form
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6:10 - 6:12das Papier ist, das in die Lasche kam.
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6:12 - 6:15Also, das ist die Lasche und der Rest des Papiers ist übrig.
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6:15 - 6:17Ich kann es für etwas anderes verwenden.
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6:17 - 6:19Es gibt andere Möglichkeiten, eine Lasche zu machen.
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6:19 - 6:21Es gibt andere Laschenformen.
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6:21 - 6:24Wenn ich die Lasche schmaler mache, dann brauche ich weniger Papier.
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6:24 - 6:27Mache ich die Lasche so schmal wie möglich,
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6:27 - 6:30so erreiche ich das Minimum des benötigten Papiers.
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6:30 - 6:33Und Sie können sehen, es reicht ein Viertelkreis Papier, um eine Lasche zu machen.
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6:34 - 6:36Es gibt andere Möglichkeiten, Laschen zu formen.
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6:36 - 6:39Mache ich die Lasche an der Kante, verbraucht sie einen Halbkreis Papier.
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6:39 - 6:42Und wenn ich eine Lasche in der Mitte mache, so braucht sie einen ganzen Kreis.
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6:42 - 6:44Also, egal wie ich eine Lasche mache,
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6:44 - 6:46braucht sie einen Teil
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6:46 - 6:48eines kreisförmigen Bereichs des Papiers.
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6:48 - 6:50Jetzt sind wir bereit, die Sache auszubauen.
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6:50 - 6:53Was, wenn ich etwas machen will, das viele Laschen hat?
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6:53 - 6:56Was brauche ich? Ich brauche viele Kreise.
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6:57 - 6:59In den 90er Jahren
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6:59 - 7:01entdeckten Origamikünstler diese Prinzipien
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7:01 - 7:04und stellen fest, dass wir beliebig komplizierte Figuren machen können,
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7:04 - 7:07indem wir einfach Kreise packen.
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7:07 - 7:10Und hier können uns die toten Leute aushelfen.
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7:10 - 7:13Denn viele Leute haben das Problem,
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7:13 - 7:15Kreise zu packen, untersucht.
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7:15 - 7:18Ich kann mich auf diese lange Reihe von Mathematikern und Künstlern stützen,
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7:18 - 7:21die Kreispackungen und Anordnungen untersucht haben.
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7:21 - 7:24Und ich kann diese Muster heute nutzen, um Origamiformen zu erschaffen.
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7:25 - 7:27Wir haben diese Regeln herausgefunden mit denen man Kreise packt,
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7:27 - 7:30man bedeckt die Kreismuster mit Linien,
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7:30 - 7:32die zusätzlichen Regeln gehorchen. Das ergibt die Faltmuster.
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7:32 - 7:35Aus diesen faltet man die Basis. Man formt die Basis.
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7:35 - 7:38Man erhält eine gefaltete Form, in diesem Fall eine Kakerlake.
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7:39 - 7:41Es ist so einfach.
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7:41 - 7:44(Gelächter)
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7:44 - 7:47Es ist so einfach, dass ein Computer es tun könnte.
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7:47 - 7:49Und Sie fragen: "Ach. Und wie einfach ist das?"
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7:49 - 7:51Aber Computern muss man Dinge beschreiben können,
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7:51 - 7:54in sehr einfachen Ausdrücken, und hiermit konnten wir das.
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7:54 - 7:56Ich schrieb vor Jahren ein Computerprogramm
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7:56 - 7:58namens TreeMaker, und Sie können es von meiner Website downloaden.
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7:58 - 8:01Es ist gratis. Es läuft auf allen gängigen Plattformen, sogar Windows.
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8:01 - 8:03(Gelächter)
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8:03 - 8:05Und Sie können einfach ein Strichmännchen zeichnen
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8:05 - 8:07und es berechnet das Faltmuster.
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8:07 - 8:10Es packt die Kreise, berechnet das Faltmuster,
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8:10 - 8:12und wenn Sie das Strichmännchen nehmen, das ich gerade gezeigt habe,
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8:12 - 8:15was, wie Sie schon sehen können, ein Hirsch ist – es hat ein Geweih –,
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8:15 - 8:17erhalten Sie dieses Faltmuster.
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8:17 - 8:19Und wenn Sie das Faltmuster nehmen, es entlang der gepunkteten Linien falten,
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8:19 - 8:22bekommen Sie eine Basis, die Sie zu einem
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8:22 - 8:24Hirsch formen können,
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8:24 - 8:26mit genau dem gewünschten Faltmuster.
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8:26 - 8:28Und wenn man einen anderen Hirsch will,
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8:28 - 8:31keinen Virginiahirsch,
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8:31 - 8:33ändert man die Packung
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8:33 - 8:35und kann einen Wapitihirsch machen.
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8:35 - 8:37Oder einen Elch.
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8:37 - 8:39Oder wirklich jede andere Hirschart.
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8:39 - 8:42Diese Techniken revolutionierten diese Kunst.
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8:42 - 8:44Wir stellten fest, dass wir Insekten machen konnten,
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8:44 - 8:46Spinnen, die ähnlich gehen,
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8:46 - 8:49Dinge mit Beinen, Dinge mit Beinen und Flügeln,
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8:50 - 8:52Dingen mit Beinen und Antennen.
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8:52 - 8:55Und wenn das Falten einer einzelnen Gottesanbeterin aus einem ungeschnittenen Quadrat
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8:55 - 8:57nicht interessant genug war,
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8:57 - 8:59dann kann man zwei Gottesanbeterinnen
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8:59 - 9:01aus einem einzigen ungeschnittenen Quadrat machen.
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9:01 - 9:03Sie frisst ihn.
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9:03 - 9:06Ich nenne es "Snack Time."
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9:06 - 9:08Und man kann mehr als bloß Insekten machen.
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9:08 - 9:10Hier, man kann Details hinzufügen:
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9:10 - 9:13Zehen und Krallen. Ein Grizzlybär hat Krallen.
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9:13 - 9:15Dieser Laubfrosch hat Zehen.
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9:15 - 9:18Viele Origamifalter bauen heutzutage Zehen in ihre Modelle ein.
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9:18 - 9:20Zehen sind zu einem Origami-Mem geworden.
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9:20 - 9:23Denn jeder macht sie.
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9:23 - 9:25Man kann viele Dinge machen.
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9:25 - 9:27Dies sind ein paar Instrumentalisten.
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9:27 - 9:30Der Gitarrenspieler aus einem einzigen Quadrat,
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9:30 - 9:32der Bassist aus einem einzigen Quadrat.
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9:32 - 9:34Und wenn Sie sagen: "Naja, Gitarrenspieler, Bassist –
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9:34 - 9:36das ist nicht so toll.
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9:36 - 9:38Machen Sie ein etwas komplizierteres Instrument!"
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9:38 - 9:40Dann könnten Sie eine Orgel machen.
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9:40 - 9:43(Gelächter)
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9:43 - 9:45Hierdurch ist
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9:45 - 9:47Origami auf Bestellung möglich.
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9:47 - 9:50Jetzt können Leute sagen, "Ich will genau das und das und das",
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9:50 - 9:53und man kann es falten.
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9:53 - 9:55Manchmal kann man hohe Kunst kreieren.
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9:55 - 9:58und manchmal bezahlt man seine Rechnungen durch Werbung.
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9:58 - 10:00Ich will Ihnen ein paar Beispiele zeigen.
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10:00 - 10:02Alles, was Sie hier sehen,
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10:02 - 10:05mit Ausnahme des Autos, ist Origami.
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10:05 - 10:33(Video)
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10:33 - 10:36(Applaus)
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10:36 - 10:39Nur um es Ihnen zu zeigen, das war echt gefaltetes Papier.
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10:39 - 10:41Computer haben für die Bewegung der Dinge gesorgt,
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10:41 - 10:44aber diese waren alle reale gefaltete Objekte, die wir gemacht haben.
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10:45 - 10:48Und wir können das nicht nur zum Anschauen machen,
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10:48 - 10:51sondern es ist sogar auch nützlich in der realen Welt.
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10:51 - 10:52Überaschenderweise stellt sich heraus,
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10:52 - 10:55dass Origam und die Strukturen, die wir in Origami entwickelt haben,
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10:55 - 10:58Anwendungen in der Medizin, in der Wissenschaft,
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10:58 - 11:01im Weltall, im Körper, in Unterhaltungselektronik und anderswo haben.
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11:01 - 11:04Ich will Ihnen ein paar dieser Beispiele zeigen.
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11:04 - 11:06Eines der ersten war dieses Muster:
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11:06 - 11:08dieses gefaltete Muster,
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11:08 - 11:11untersucht von Koryo Miury, einem japanischen Ingenieur.
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11:11 - 11:13Er untersuchte ein Faltmuster und bemerkte,
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11:13 - 11:16dass es zu einem extrem kompakten Paket gefaltet werden kann,
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11:16 - 11:19das eine sehr einfache Öffnungs- und Schließstruktur hat.
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11:19 - 11:22Er nutzte es, um dieses Solarsegel zu entwickeln.
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11:22 - 11:25Dies ist die Darstellung eines Künstlers, aber es flog 1995
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11:25 - 11:27in einem japanischen Teleskop.
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11:27 - 11:29Es steckt ein bisschen Origami
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11:29 - 11:32in dem James Webb Weltraumteleskop, aber es ist sehr einfach.
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11:32 - 11:34Das Teleskop, das ins Weltall geschossen wird,
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11:34 - 11:37entfaltet sich an zwei Stellen.
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11:37 - 11:39Es ist in Dritteln gefaltet, ein sehr einfaches Muster,
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11:39 - 11:41man würde es nicht mal Origami nennen.
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11:41 - 11:44Die mussten sicherlich nicht mit Origamikünstlern reden.
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11:44 - 11:47Aber, wenn man es größer machen will,
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11:47 - 11:49dann könnte man etwas Origami brauchen.
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11:49 - 11:51Ingenieure des Lawrence Livermore National Lab
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11:51 - 11:54hatten eine Idee für ein viel größeres Teleskop.
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11:54 - 11:56Sie nannten es "The Eyeglass."
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11:56 - 11:58Das Design verlangte nach einem geostationären Orbit
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11:58 - 12:00in 26.000 Meilen Höhe,
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12:00 - 12:03einer Linse von 100 Metern Durchmesser.
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12:03 - 12:06Stellen Sie sich eine Linse von der Größe eines Footballfeldes vor.
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12:06 - 12:08Es gab zwei Gruppen von Leuten, die daran interessiert waren:
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12:08 - 12:11Astronomen, die nach oben schauen wollten
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12:11 - 12:14und dann andere Leute, die nach unten schauen wollten.
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12:15 - 12:17Egal, ob man nach oben oder nach unten schaut,
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12:17 - 12:20wie bekommt man es ins Weltall? Man muss es in einer Rakete hochbringen.
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12:20 - 12:23Und Raketen sind klein. Also muss man es kleiner machen.
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12:23 - 12:25Wie macht man ein große Glasplatte kleiner?
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12:25 - 12:28Tja, der einzige Weg ist, sie irgendwie zu falten.
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12:28 - 12:30Also muss man irgendwie sowas tun...
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12:30 - 12:32das war ein kleines Model.
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12:33 - 12:35Für die Linse unterteilt man die Segel und fügt biegsame Verbindungen hinzu.
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12:35 - 12:38Aber diese Methode schafft es nicht
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12:38 - 12:41etwas von 100 Metern auf ein paar Meter zu verkleinern.
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12:41 - 12:43Also sagten die Livermore-Ingenieure,
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12:43 - 12:45die die Arbeit toter Menschen oder
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12:45 - 12:48vielleicht lebender Origamisten nutzen wollten:
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12:48 - 12:51"Schauen wir mal, ob jemand anders so etwas tut."
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12:51 - 12:54Also sahen sie sich in der Origami-Community um,
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12:54 - 12:56wir setzten uns mit ihnen in Verbindung und begannen mit ihnen zu arbeiten.
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12:56 - 12:58Wir entwickelten zusammen ein Muster,
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12:58 - 13:00das sich auf beliebige Größe erweitern lässt,
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13:00 - 13:04aber gleichzeitig erlaubt, beliebige flache Ringe oder Scheiben
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13:04 - 13:07in einen ordentlichen, kompakten Zylinder zu packen.
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13:07 - 13:09Und sie nutzten es für ihre erste Generation,
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13:09 - 13:11die nicht 100 Meter groß war, sondern fünf.
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13:11 - 13:13Dies ist ein fünf-Meter-Teleskop,
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13:13 - 13:15hat etwa eine Viertelmeile Brennweite.
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13:15 - 13:17Und funktioniert perfekt in seinem Testbereich
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13:17 - 13:20und lässt sich in der Tat in ein feines, kleines Bündel zusammenfalten.
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13:21 - 13:23Es gibt noch mehr Origami im Weltall.
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13:23 - 13:26Die Japan Aerospace [Exploration] Agency flog ein Solarsegel,
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13:26 - 13:29und man kann hier sehen, wie das Segel sich entfaltet
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13:29 - 13:31und man kann immer noch die Faltlinien sehen.
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13:31 - 13:34Das Problem, das hier gelöst ist, ist,
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13:34 - 13:37dass etwas am Ziel groß und blattähnlich sein muss,
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13:37 - 13:39aber klein für die Reise.
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13:39 - 13:42Und das funktioniert egal, ob man ins Weltall
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13:42 - 13:45oder ob man in einen Körper geht.
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13:45 - 13:47Dies ist ein Beispiel für letzteres.
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13:47 - 13:50Dies ist ein Herz-Stent, entwickelt von Zhong You
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13:50 - 13:52an der Oxford-Universität.
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13:52 - 13:55Es hält eine verstopfte Arterie offen, wenn es an seinem Ziel ist,
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13:55 - 13:58aber es muss viel kleiner sein, für die Reise dorthin
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13:58 - 14:00durch die Blutgefäße.
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14:00 - 14:03Und dieser Stent faltet sich zusammen mittels eines Origami-Musters,
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14:03 - 14:06basierend auf einem Model namens "Wasserbomben-Grundform".
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14:07 - 14:09Airbag-Designer haben auch das Problem
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14:09 - 14:11flache Stoffstücke
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14:11 - 14:14in einen kleinen Raum zu bekommen.
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14:14 - 14:16Sie wollen ihr Design mittels Simulation erstellen.
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14:16 - 14:18Sie müssen herausfinden wie man – in einem Computer –
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14:18 - 14:20einen Airbag flach macht.
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14:20 - 14:22Und die Algorithmen, die wir entwickelten,
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14:22 - 14:24um Insekten zu machen,
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14:24 - 14:27entpuppten sich als Lösung für Airbags,
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14:27 - 14:29um ihre Simulationen durchzuführen.
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14:29 - 14:32So können sie eine Simulation wie diese machen.
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14:32 - 14:34Jenes sind die formenden Origamifalten
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14:34 - 14:36und jetzt kann man sehen, wie sich der Airbag aufbläht
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14:36 - 14:39und herausfinden, ob er funktioniert.
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14:39 - 14:41Und das führt
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14:41 - 14:43zu einer wirklich interessanten Idee.
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14:43 - 14:46Wissen Sie, wo diese Dinge herkommen?
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14:46 - 14:48Also, der Herz-Stent
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14:48 - 14:50kam von dieser kleinen "Blow-up-Box",
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14:50 - 14:53die Sie vielleicht aus der Grundschule kennen.
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14:53 - 14:56Es ist dasselbe Muster, die "Wasserbomben-Grundform".
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14:56 - 14:58Der Airbag-Verflachungs-Algorithmus
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14:58 - 15:00entstand aus all den Entwicklungen
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15:00 - 15:03der Kreispackung und der mathematischen Theorie,
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15:03 - 15:05die eigentlich entwickelt wurde,
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15:05 - 15:08um Insekten zu kreieren, Dinge mit Beinen.
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15:09 - 15:11Die Sache ist die, dass so etwas oft passiert
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15:11 - 15:13in Mathematik und Wissenschaft.
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15:13 - 15:16Wenn man es mit Mathe zu tun bekommt, stellt sich bei Problemen,
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15:16 - 15:18die man ausschließlich für ihren ästhetischen Wert löst,
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15:18 - 15:20oder um etwas Schönes zu kreieren,
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15:20 - 15:22heraus,
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15:22 - 15:25dass sie Anwendung in der realen Welt haben.
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15:25 - 15:28Und so merkwürdig und überraschend es klingen mag,
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15:28 - 15:31Origami kann eines Tages sogar ein Leben retten.
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15:32 - 15:34Danke.
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15:34 - 15:36(Applaus)
- Title:
- Robert Lang faltet vollkommen neues Origami
- Speaker:
- Robert Lang
- Description:
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Robert Lang ist ein Pionier der neusten Art von Origami. Er nutzt Mathematik und ingenieurwissenschaftliche Prinzipien, um überwältigend komplexe Formen zu falten, die schön sind und manchmal auch sehr nützlich.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 15:36