Navigating the Age of Democratized Media conference keynote
-
0:01 - 0:04Danke, Tom, es es freut mich sehr, dass ich hier sein kann
-
0:04 - 0:07Ich bin sehr froh über die Möglichkeit
-
0:07 - 0:10über mein größtes Anliegen zu sprechen
-
0:10 - 0:14in einem Kontext, der mir erlaubt ein bisschen über
-
0:14 - 0:17Journalismus zu reden und ein bisschen über Unkenntnis
-
0:17 - 0:21und ein bisschen über den Mißbrauch von Macht.
-
0:21 - 0:25Das Problem, welches die Presse darstellt
-
0:25 - 0:28sozusagen die Maschinerie der Kommunikation
-
0:28 - 0:32seitdem wir mit der Industrialisierung der Kommunikation angefangen haben
-
0:32 - 0:34und gegen die Unkenntnis in Europa kämpften
-
0:34 - 0:36im 15. Jahrhundert
-
0:36 - 0:38Das Problem der Presse
-
0:38 - 0:44ist seine ungeheure Verstrickung mit Macht.
-
0:44 - 0:47Presse und Macht zu trennen ist schwierig,
-
0:47 - 0:49noch schwieriger als Erdnussbutter
-
0:49 - 0:50und Marmelade zu trennen, noch schwieriger als
-
0:50 - 0:53Tag und Nacht zu trennen.
-
0:53 - 0:56Presse und Macht gehörten von jeher
-
0:56 - 0:57zu einander,
-
0:57 - 1:00da von Beginn an klar war,
-
1:00 - 1:02dass die Alternative zur Vereinigung
-
1:02 - 1:04von Presse und Macht
-
1:04 - 1:07andauernde Revolution ist, befeuert durch den menschlichen Wunsch
-
1:07 - 1:10nach Wissen und Freiheit,
-
1:10 - 1:12nach bestem Wissen zu handeln,
-
1:12 - 1:16ohne Rücksicht auf die Interessen des Staates.
-
1:16 - 1:19Die Einführung der Presse in Europa
-
1:19 - 1:21führte zum Zusammenbruch der Einheit
-
1:21 - 1:23der christlichen Welt und zum Ende des Systems
-
1:23 - 1:25der mentalen Manipulation,
-
1:25 - 1:27das die katholische Einheitskirche war
-
1:27 - 1:30im Zuge dieser großartigen intellektuellen, politischen
-
1:30 - 1:34moralischen Revolution, die wir Reformation nennen.
-
1:34 - 1:37Die Antwort auf die Reformation war
-
1:37 - 1:40dass alle europäischen Gesellschaften, protestantische
-
1:40 - 1:43wie katholische, daraus den Schluss zogen, dass
-
1:43 - 1:44die Presse nicht frei sein darf
-
1:44 - 1:47und das Ergebnis war eine Zensur, die fast
-
1:47 - 1:49überall hunderte von Jahren bestand.
-
1:49 - 1:52In den wenigen Gebieten - in Holland
-
1:52 - 1:54und in Großbritannien -- genauer gesagt, in England
-
1:54 - 2:00nach 1650 und dann wieder nach 1695 --
-
2:00 - 2:03in diesen wenigen Gebieten, in denen die Presse frei war,
-
2:03 - 2:06unkontrolliert zu drucken, gab es die
-
2:06 - 2:08intellektuelle, politische und moralische Revolution,
-
2:08 - 2:10die wir Aufklärung nennen und die
-
2:10 - 2:12Französische Revolution, das heißt
-
2:12 - 2:16eine weitere Demonstration der Tatsache, dass, wenn es Menschen erlaubt ist,
-
2:16 - 2:19zu wissen, zu lernen, einander zu unterrichten,
-
2:19 - 2:22und ihren Willen zu teilen, eine
-
2:22 - 2:26Dezentralisierung von Macht mit sich bringt und eine
-
2:26 - 2:30Bedrohung jedes "ancien régime" darstellt.
-
2:30 - 2:32Aber im Zeitalter kapitalistisch-industrieller Medien,
-
2:32 - 2:35das wir im Moment verlassen,
-
2:35 - 2:38war die Ehe zwischen Presse und Macht
-
2:38 - 2:41wieder eine Konsequenz magnetischer Anziehung.
-
2:41 - 2:45Die Presse, das heißt, die industrielle Produktion und
-
2:45 - 2:49Verbreitung organisierter Informationen,
-
2:49 - 2:52die Presse wurde zur Dienstbotin der
-
2:52 - 2:54besitzenden Klasse.
-
2:54 - 2:56Pressefreiheit
-
2:56 - 2:57Der große amerikanische Pressekritiker
-
2:57 - 2:59A. J. Liebling schrieb
-
2:59 - 3:02"Die Pressefreiheit gehört demjenigen, der eine Presse besitzt"
-
3:02 - 3:04und während des ganzen 20. Jahrhunderts,
-
3:04 - 3:06traf dies sowohl im Hinblick auf die Presse
-
3:06 - 3:09als auch im Hinblick auf ihren Lieblingsvetter, den Rundfunk,
-
3:09 - 3:14in höchstem Maße zu.
-
3:14 - 3:16Wir verlassen jetzt das Zeitalter
-
3:16 - 3:17der Presse,
-
3:17 - 3:20genauso wie wir den Wirkungsbereich der Idee verlassen,
-
3:20 - 3:23dass es EINE Maschine gibt, die Information
-
3:23 - 3:25von ihrer lokalen und temporären Form
-
3:25 - 3:29in etwas Permanentes und überall Verfügbares verwandelt.
-
3:29 - 3:31Wir beginnen stattdessen, innerhalb
-
3:31 - 3:33eines digitalen Nervensystems zu leben, das
-
3:33 - 3:36jedes menschliche Wesen auf der Welt
-
3:36 - 3:38mit jedem anderen menschlichen Wesen auf der Welt
-
3:38 - 3:40tatsächlich oder potenziell
-
3:40 - 3:43ohne jegliche Zwischenglieder verbindet.
-
3:43 - 3:46In der Zeitspanne einer Generation,
-
3:46 - 3:49unabhängig davon, welche Schrecken oder Siege
-
3:49 - 3:49in der Zwischenzeit passieren,
-
3:49 - 3:52am Ende der nächsten Generation,
-
3:52 - 3:53werden wir in dieser Welt leben.
-
3:53 - 3:57In einer Welt allgegenwärtiger menschlicher sozialer Verbindung,
-
3:57 - 3:58was dem entspricht, das wir wirklich
-
3:58 - 4:02meinen, wenn wir über "das Internet" sprechen.
-
4:02 - 4:06Jede Faxmaschine -- nun ja, diejenigen wenigen, die es noch gibt --
-
4:06 - 4:09jeder Scanner, jeder Drucker, jedes Telefon,
-
4:09 - 4:11jeder Fotoapparat, jede Videokamera
-
4:11 - 4:13-- sagte ich schon Telefon? Telefon, Telefon -
-
4:13 - 4:16Telefon?
-
4:16 - 4:19Jedes Objekt mit elektrischem Anschluss
-
4:19 - 4:21wird ein informationssammelndes und
-
4:21 - 4:23informationsverbreitendes System werden, das durch
-
4:23 - 4:25ein menschliches Wesen irgendwo,
-
4:25 - 4:28am einen oder anderen Ende, kontrolliert wird.
-
4:28 - 4:29Wenn es an dem Ende kontrolliert wird, wo die
-
4:29 - 4:32Menschen sind, wo sie kämpfen,
-
4:32 - 4:35wo sie ihr Gemüse verkaufen,
-
4:35 - 4:38wo sie mit einem Polizisten konfrontiert sind,
-
4:38 - 4:41der ihnen nicht erlaubt, ihr Gemüse zu verkaufen,
-
4:41 - 4:43wo sie auf der Straße handeln, um sich mit den Folgen davon auseinanderzusetzen,
-
4:43 - 4:46dass ein Gemüsehändler von einem offiziösen Polizisten
-
4:46 - 4:48daran gehindert wurde,
-
4:48 - 4:50sein Gemüse zu verkaufen,
-
4:50 - 4:53überall werden wir Wissen haben,
-
4:53 - 4:55das von Menschen erzeugt wird,
-
4:55 - 4:57um sich zu befreien.
-
4:57 - 5:01Denken Sie über Folgendes einmal nach: In diesem Moment
-
5:01 - 5:04haben die Ärmsten der Armen in Indien Handys,
-
5:04 - 5:07und auf diesem Handy - auf dem Handy
-
5:07 - 5:11jedes Menschen - könnte jedes Buch, jedes Musikstück
-
5:11 - 5:13jeder Videofilm, jede Karte, jedes
-
5:13 - 5:16wissenschaftliche Experiment, alle Arten von Information,
-
5:16 - 5:19die nützlich und schön ist,
-
5:19 - 5:22jeder einzelnen Person zur Verfügung gestellt werden,
-
5:22 - 5:26gäbe es die Regeln gegen das Teilen nicht.
-
5:26 - 5:29Alles, was es in diesem großartigen Nervensystem der
-
5:29 - 5:32Menschheit noch gibt -- alles was Unwissenheit
-
5:32 - 5:35noch notwendig macht sind die Regeln gegen
-
5:35 - 5:36das Teilen.
-
5:36 - 5:39Wenn die Regeln gegen das Teilen verschwunden sind
-
5:39 - 5:41-- und sie werden verschwinden --
-
5:41 - 5:43wird Unwissenheit, zum ersten Mal
-
5:43 - 5:45in der Geschichte der Menschheit,
-
5:45 - 5:49überall völlig vermeidbar sein.
-
5:49 - 5:51SIe sehen die Welt in diesem Moment
-
5:51 - 5:53während junge Menschen zeigen, dass
-
5:53 - 5:56sie willens sind, sich vor Gewehrkugeln zu stellen
-
5:56 - 5:57für Freiheit.
-
5:57 - 5:59Später in diesem Jahrhundert werden Sie
-
5:59 - 6:02junge Menschen auf der ganzen Welt demonstrieren sehen.
-
6:02 - 6:03Sie werden ihr Leben aufs Spiel setzen,
-
6:03 - 6:07für die Freiheit zu Lernen.
-
6:07 - 6:10Wenn dies geschieht, wird die Menschheit
-
6:10 - 6:14die wichtigste Revolution seit 1789 erleben,
-
6:14 - 6:17und ein "ancien régime", das es verdient, unterzugehen,
-
6:17 - 6:20wird auf der ganzen Welt zugrunde gehen.
-
6:20 - 6:24Hier und Heute diskutieren wir einige einfache
-
6:24 - 6:28Teile der Vorbereitung für diese enorme Revolution.
-
6:28 - 6:30Der Abbau der Zwischenglieder, der Systeme
-
6:30 - 6:33kontrollierter Informationsproduktion und -verteilung,
-
6:33 - 6:36die uns schon seit
-
6:36 - 6:39Gutenberg - seit der Erfindung des Buchdrucks - begleiten,
-
6:39 - 6:41ist der nächste große Schritt
-
6:41 - 6:44nach Gutenberg.
-
6:44 - 6:46Dies ist der Moment, in dem die Ungleichheiten der Macht
-
6:46 - 6:49und die Ungleichheiten im Zugang zu Informationen
-
6:49 - 6:52sich aufzulösen beginnen.
-
6:52 - 6:54Uns stehen in diesem Moment
-
6:54 - 6:57fast alle Regierungen,
-
6:57 - 6:59fast die gesamte Presse,
-
6:59 - 7:02und alle Amtsinhaber gegenüber,
-
7:02 - 7:09die die Veränderung der Welt verhindern wollen.
-
7:09 - 7:10Ich habe in dieser Woche mit einem Vertreter
-
7:10 - 7:13der Regierung in Washington, D.C. zu Mittag gegessen,
-
7:13 - 7:16und ich sagte zu ihm: "Weisst du, dass etwa die Hälfte der
-
7:16 - 7:19europäischen Fernsehsender mich für
-
7:19 - 7:22ein Interview wollen, um die
-
7:22 - 7:24Scheinheiligkeit der Amerikanischen Regierung zum
-
7:24 - 7:27Thema "Internet freedom policy" zu besprechen?"
-
7:27 - 7:30Ich sagte: "Und wenn die Hälfte der europäischen Fernsehsender mit mir über
-
7:30 - 7:32die Scheinheiligkeit der amerikanischen "Internet freedom policy"
-
7:32 - 7:34sprechen will, dann heisst das, dass das
-
7:34 - 7:35amerikanische Aussenministerium
-
7:35 - 7:37ein Problem hat."
-
7:37 - 7:39Er sagte: "Ja, die wissen, dass sie ein Problem haben.
-
7:39 - 7:40Und sie wollen etwas dagegen tun."
-
7:40 - 7:42Und sie sollten etwas dagegen tun,
-
7:42 - 7:44aber jede Regierung auf der Erde
-
7:44 - 7:46hat Probleme damit, über die Freiheit des Internets zu sprechen,
-
7:46 - 7:49da jede Regierung der Erde
-
7:49 - 7:51Teil der Machtstrukturen ist, die auf die eine oder andere Weise
-
7:51 - 7:53etwas verlieren werden, wenn Information frei fließen
-
7:53 - 7:58kann, genau wie die großen wirtschaftlichen Institutionen,
-
7:58 - 8:01die unserer Zeitalter beherrschen, die großen Institutionen
-
8:01 - 8:04der Überwachung, die Ihnen die Möglichkeit geben, nach Informationen zu suchen,
-
8:04 - 8:07so lange Sie alles mit ihnen teilen, das Sie suchen,
-
8:07 - 8:10und die kostenlose E-Mails ermöglichen, solange sie sie mitlesen dürfen,
-
8:10 - 8:12und kostenlose Telefongespräche, solange sie
-
8:12 - 8:15mithören können -- natürlich nur für den Zweck der Werbung,
-
8:15 - 8:16ich bitte Sie.
-
8:16 - 8:18"Bitte, bringt mir eine halbe Million Leute"
-
8:18 - 8:20"und lebt euer Leben innerhalb meines"
-
8:20 - 8:25"Überwachungssystem. Ich werde gut für euch sorgen!"
-
8:25 - 8:27"Das gilt natürlich nur, bis Sie auf die Straße gehen"
-
8:27 - 8:30"und gegen eine Diktatur protestieren. In diesem"
-
8:30 - 8:32"Fall werden wir euch sagen: Unser großartiges soziales Netzwerk"
-
8:32 - 8:35"ist felsenfest neutral zwischen Diktatoren und denjenigen,"
-
8:35 - 8:37"die gegen sie auf der Straße kämpfen...."
-
8:37 - 8:42"das geht uns hier, bei na-sie-wissen-schon nichts an."
-
8:42 - 8:47Sie müssen verstehen, dass dies eine Übergangsphase ist.
-
8:47 - 8:50Ich habe Ihnen schon gesagt, wohin wir uns bewegen. Jetzt stellt sich die Frage,
-
8:50 - 8:51wie wir dorthin kommen.
-
8:51 - 8:55Ich sage Ihnen, wie wir dort hin kommen:
-
8:55 - 8:59In der Welt werden nach und nach überall billige, kleine
-
8:59 - 9:02Geräte mit niedrigem Stromverbrauch auftauchen, die die meisten
-
9:02 - 9:05Computer, die Sie kennen, ersetzen werden.
-
9:05 - 9:09Die großen Computer auf Schreibtischen und in Schränken,
-
9:09 - 9:13und die, die in Hallen voll Servern irgendwo stehen, werden durch
-
9:13 - 9:16Geräte ersetzt werden, die nicht viel größer sind als ein Handyladegerät
-
9:16 - 9:19und die viel, viel, viel mehr können
-
9:19 - 9:21als der erste Computer, den Sie hatten,
-
9:21 - 9:23welcher auch immer das war,
-
9:23 - 9:24oder vielleicht sogar als der Computer,
-
9:24 - 9:26den Sie im Moment benutzen.
-
9:26 - 9:28Diese Geräte werden fast nichts kosten,
-
9:28 - 9:32und sie werden überall sein, und
-
9:32 - 9:35wir werden Software programmieren, die auf ihnen allen
-
9:35 - 9:38läuft, die ein Zwölfjähriger installieren kann
-
9:38 - 9:41und die ein Sechsjähriger benutzen kann.
-
9:41 - 9:43Diese Software wird es Menschen erlauben, frei zu kommunizieren
-
9:43 - 9:47überall, immer, ohne staatliche Kontrolle,
-
9:47 - 9:49ohne die Kontrolle durch Profitinteressen,
-
9:49 - 9:53ohne Kontrolle - es werden Freedom Boxes sein.
-
9:53 - 9:55Sie werden Freiheit produzieren.
-
9:55 - 9:57Wir müssen die Geräte nicht herstellen, solche Geräte
-
9:57 - 9:58werden sich überall durchsetzen. Wir müssen nur
-
9:58 - 10:01die Software machen. Und die gute Nachricht ist, dass
-
10:01 - 10:05wir diese Software nicht neu herstellen müssen, wir stellen sie bereits jetzt her.
-
10:05 - 10:07Jeder in diesem Raum, der ein Android-Handy hat,
-
10:07 - 10:09benutzt sie. Jeder in diesem Raum, der
-
10:09 - 10:12heute Facebook benutzt hat, hat diese Software
-
10:12 - 10:13von der anderen Seite her benutzt.
-
10:13 - 10:15Jeder, der eine Bank, oder einen Supermarkt,
-
10:15 - 10:18oder eine Versicherungsgesellschaft oder einen Bahnhof
-
10:18 - 10:21in der letzten Woche benutzt hat, hatte Kontakt mit unserer Software.
-
10:21 - 10:24Sie ist überall. Wir haben dafür gesorgt, dass sie überall ist.
-
10:24 - 10:25Es ist "Freie Software".
-
10:25 - 10:26Das heißt, man darf sie kopieren, sie verändern,
-
10:26 - 10:28und sie frei weiterverteilen.
-
10:28 - 10:30Das heißt auch, dass sie für die Menschen arbeitet,
-
10:30 - 10:31nicht für Firmen.
-
10:31 - 10:34All das ist bereits erledigt. Dies ist das Ergebnis
-
10:34 - 10:36von 25 Jahren Arbeit von unserer Seite.
-
10:36 - 10:40Jetzt, in diesem Moment, auf den Straßen, genau jetzt,
-
10:40 - 10:42fangen wir damit an, zu zeigen, wieso sie Freiheit schützt,
-
10:42 - 10:44und warum Menschen sie brauchen.
-
10:44 - 10:49Und wir beginnen uns darauf vorzubereiten, ihnen diese Software zu geben.
-
10:49 - 10:51A. J. Liebling, der Pressekritiker, den ich
-
10:51 - 10:52bereits erwähnt habe, schrieb einmal:
-
10:52 - 10:55"Die amerikanische Presse erinnert mich an
-
10:55 - 11:01eine 12 Milliarden teure, überhitzt, absolut moderne
-
11:01 - 11:02Fischdosenfabrik, die für ihren gesamten Fisch
-
11:02 - 11:05von 6 Jungs in löchrigen Ruderbooten abhängt."
-
11:05 - 11:07Was er damit meinte, war natürlich, dass die große
-
11:07 - 11:09monolithische Presseindustrie des 20. Jahrhunderts
-
11:09 - 11:13alles hervorragend konnte, außer über Informationen zu berichten.
-
11:13 - 11:15Das konnte sie nur schlecht, weil berichtender Journalismus
-
11:15 - 11:17sozusagen die kostenlosen Snacks in der Kneipe waren, und
-
11:17 - 11:22immer, wenn der Wirt an ihnen sparen konnte, hat er das auch getan.
-
11:22 - 11:23Ich muss Ihnen nicht erzählen, dass diese Entwicklung
-
11:23 - 11:30sich seit 1975, als A. J. Liebling starb, beschleunigt hat.
-
11:30 - 11:32Daher leben wir jetzt in einer Welt, wo wir
-
11:32 - 11:35eine Lücke im Journalismus füllen müssen.
-
11:35 - 11:37Sie wissen, was diese journalistische Lücke füllt, wir haben
-
11:37 - 11:41bereits in unseren früheren Gesprächen darauf angespielt.
-
11:41 - 11:45Es sind all diese Handys, all diese Videokameras, all diese Tweets.
-
11:45 - 11:47Mit anderen Worten, wir haben das System des journalistischen
-
11:47 - 11:50Berichtens bereits demokratisiert.
-
11:50 - 11:52Wovor das Establishment Angst hat,
-
11:52 - 11:55wenn es um Wikileaks geht, ist, dass Wikileaks
-
11:55 - 11:58das Gleiche für das Sammeln von Nachrichten erreicht, das Craigslist
-
11:58 - 12:02für Kleinanzeigen erreicht hat.
-
12:02 - 12:05Wikileaks verändert die Ökonomie des Geheimnisverrats.
-
12:05 - 12:07Ich korrigiere Leute nur ungern,
-
12:07 - 12:09aber ich sollte darauf hinweisen, dass Wikileaks
-
12:09 - 12:12keineswegs 250.000 interne Nachrichten des Aussenministeriums
-
12:12 - 12:15veröffentlicht hat. Wikileaks BESITZT 250.000 interne Nachrichten des Aussenministeriums
-
12:15 - 12:20und hat etwa 2.000 davon veröffentlicht.
-
12:20 - 12:22Das ist etwa die Anzahl interner Nachrichten, die
-
12:22 - 12:24auf der Welt den außenpolitischen Korrespondenten
-
12:25 - 12:29großer Zeitschriften an einem Tag zugespielt werden.
-
12:29 - 12:31Aber dabei sagt niemand, dass dies Hochverrat wäre, weil das
-
12:31 - 12:34die offizielle Wirtschaft des Geheimnisverrats ist, von der
-
12:34 - 12:37Regierungsbeamte und Pressemogule und
-
12:37 - 12:40die Besitzenden überall auf der Welt jeden
-
12:40 - 12:41Tag profitieren.
-
12:41 - 12:44Ökonomische Macht, politische Macht
-
12:44 - 12:48und die Macht, Menschen in Unwissenheit zu halten.
-
12:48 - 12:50Was jetzt im Moment im Netz geschieht,
-
12:50 - 12:54in diesen Handys, in diesen Tor-Endpunkten,
-
12:54 - 12:56und was bald hundertfach auf der Welt
-
12:56 - 12:59geschehen wird,
-
12:59 - 13:01in all diesen Freedom Boxes, das ist
-
13:01 - 13:05die Befreiung von Informationen zum Nutzen derer,
-
13:05 - 13:09die sie brauchen.
-
13:09 - 13:12Fragen Sie sich, was geschehen wird, wenn
-
13:12 - 13:15jeder, der etwas braucht, es haben kann,
-
13:15 - 13:18und jeder, der etwas herstellen kann, es zur Verfügung stellt.
-
13:18 - 13:22Was wird in Stadtvierteln geschehen?
-
13:22 - 13:23Was wird auf Polizeiwachen geschehen?
-
13:23 - 13:25Was wird geschehen, wenn es brennt,
-
13:25 - 13:28oder wenn es ein Erdbeben gibt, was wird geschehen, wenn
-
13:28 - 13:32ein Diktator gestürzt wird?
-
13:32 - 13:34Diese kleinen Kästchen, von denen ich rede,
-
13:34 - 13:39werden auch Mesh-Networking beherrschen [die automatische Vernetzung untereinander ohne zentralen Server],
-
13:39 - 13:41das heißt, wenn jemand das Kommunikationsnetzwerk
-
13:41 - 13:44in einem Viertel abschaltet,
-
13:44 - 13:48wird dieses Viertel weiter funktionieren.
-
13:48 - 13:52Was Herr Mubarak und die Leute um ihn herum
-
13:52 - 13:54falsch verstanden haben: Der Grund, weshalb er jetzt
-
13:54 - 13:58in Sharm-el-Sheikh ist, und zweifellos hofft, dass er sich eine Wohnung
-
13:58 - 14:00in einem der Hochhäuser, die in Mekka gebaut werden, kaufen kann,
-
14:01 - 14:02der Grund, aus dem das passierte ist,
-
14:02 - 14:05dass Herr Mubarak und seiner Berater dachten,
-
14:05 - 14:08dass man die Internet-Generation abschalten kann,
-
14:08 - 14:11wenn man das Internet abschaltet.
-
14:11 - 14:15Das war ein Irrtum. Denn es ist nicht
-
14:15 - 14:19ein besonderes Telekommunikationssystem,
-
14:19 - 14:22oder ein bestimmtes soziales Netzwerk,
-
14:22 - 14:26eine bestimmte Datenbank von "Twats" oder "Twuts"
-
14:26 - 14:28oder "Twuhts" oder wie auch immer das heißt,
-
14:29 - 14:35es ist nicht die Technologie, die die Sache funktionieren lässt,
-
14:35 - 14:38es sind die Menschen, die etwas über die
-
14:38 - 14:41Gesellschaft begriffen haben, wenn sie mit dem
-
14:41 - 14:43Internet aufgewachsen sind.
-
14:43 - 14:45Die meisten Menschen über die meiste Zeit
-
14:45 - 14:48in den meisten sozialen Kontexten glauben, dass
-
14:48 - 14:51das soziale Netzwerk, das für sie wertvoll ist, die Leute sind,
-
14:51 - 14:54die sie jeden Tag sehen, und die Leute, mit denen
-
14:54 - 14:57sie enge emotionale Bindungen haben.
-
14:57 - 15:00Das ist die Weise, in der die meisten Leute, fast immer,
-
15:00 - 15:01über die soziale Realität denken.
-
15:01 - 15:04Der Grund dafür ist, dass wir über Millionen von Jahren eine Evolution durchlaufen haben, die uns so denken lässt.
-
15:04 - 15:09Als Teile von kleinen Gruppen aus ein paar Dutzend
-
15:09 - 15:13Primaten, die auf dem Boden leben.
-
15:13 - 15:15Unser Nervensystem wurde durch die Evolution dafür geformt,
-
15:15 - 15:19unsere sozialen Heuristiken sind dafür ausgelegt,
-
15:19 - 15:22dass wir denken, dass das soziale Netzwerk, das stabil genug ist,
-
15:22 - 15:24um uns zu stützen, aus den Leuten besteht,
-
15:24 - 15:27die wir um uns herum sehen, und aus den Leuten, die für uns wichtig sind,
-
15:27 - 15:30und für die wir wichtig sind.
-
15:30 - 15:32Aber die Generation, die im Internet aufgewachsen ist
-
15:32 - 15:39weiß intuitiv, weiß die ganze Zeit,
-
15:39 - 15:42schon aus Gewohnheit, dass das soziale Netzwerk,
-
15:42 - 15:44das stabil genug ist, um die Welt um uns
-
15:44 - 15:47herum zu ändern, Tausende von Personen umschließt,
-
15:47 - 15:50die nicht in unserer Nähe leben, und mit denen wir
-
15:50 - 15:53keine direkte emotionale Verbindung haben,
-
15:53 - 15:55die aber das glauben, was wir
-
15:55 - 16:00glauben und die auch danach handeln wollen.
-
16:00 - 16:02Das, was wir am Ende des 20. Jahrhunderts gelernt haben,
-
16:02 - 16:04erst in Polen und dann in anderen Ländern, ist, dass
-
16:04 - 16:08Revolutionen aus Solidarität gemacht sind.
-
16:08 - 16:11Die Fähigkeit von Menschen, die nicht nahe
-
16:11 - 16:14beeinander leben, sei es in geographischer oder sozialer Hinsicht,
-
16:14 - 16:17die keine direkten persönlichen Bindungen untereinander haben,
-
16:17 - 16:20die es ihnen ermöglichen diese Fähigkeit zu erleben,
-
16:20 - 16:23sich selbst für die plötzliche Durchsetzung
-
16:23 - 16:25sozialer Ziele mit einer tief erlebten Bedeutung zu organisieren.
-
16:25 - 16:30Das ist es, was das Netzwerk ermöglicht, was das Leben mit dem Netzwerk ermöglicht,
-
16:30 - 16:34es lehrt Menschen, dass der Aufwand, Solidarität herzustellen,
-
16:34 - 16:36stark gesunken ist.
-
16:36 - 16:40Dass es einfacher und schneller geht, Solidarität zu erreichen
-
16:40 - 16:42als es jemals möglich war. Und wenn Sie eine Gruppe
-
16:42 - 16:45von Menschen haben, die diese Lektion gelernt haben,
-
16:45 - 16:48und wenn Sie dann das Netzwerk abschalten, werden diese Menschen sofort beginnen,
-
16:48 - 16:51die Solidarität auf die beste Weise herzustellen, die sie kennen.
-
16:51 - 16:53Sie werden Flugblätter auf den Straßen verteilen, sie
-
16:53 - 16:55werden Brieftauben einsetzen, sie werden Telefonlisten organisieren.
-
16:55 - 16:58Sie werden alles tun, was nötig ist, weil die wirkliche Fähigkeit,
-
16:58 - 17:01die von der Menschheit erlernt wurde, die Fähigkeit ist,
-
17:01 - 17:04sich selbst zu organisieren. Und was wir jetzt im Moment
-
17:04 - 17:06im Maghreb sehen, in diesem Moment, heute,
-
17:06 - 17:09gerade in diesem Moment, jetzt, ist, dass Solidarität, die
-
17:09 - 17:11durch Selbstorganisation hergestellt wird, stärker ist als
-
17:11 - 17:16die Kugeln von Maschinengewehren.
-
17:16 - 17:18Überall auf der Welt betont die Diktatur gerne
-
17:18 - 17:21"die Alternative zu uns ist Chaos" und überall
-
17:21 - 17:25auf der Welt kann jeder sehen, dass das nicht wahr ist.
-
17:25 - 17:27Also, was wir tun werden, ist Folgendes: Wir werden
-
17:27 - 17:30billige Geräte herstellen und wir werden sie mit
-
17:30 - 17:32Freier Software füllen und wir werden sie allen Menschen
-
17:32 - 17:33zur Verfügung stellen und wir werden sagen,
-
17:33 - 17:37"Hier. Das stellt Solidarität her. Benutzt es. Viel Glück!"
-
17:37 - 17:41"Seid frei!"
-
17:41 - 17:43Das wird funktionieren.
-
17:43 - 17:46Es gibt keinen Grund dafür, auf der Seite
-
17:46 - 17:49der Presse zu stehen, genauso, wie es keinen Grund gibt,
-
17:49 - 17:53auf der Seite der Macht zu stehen. Es ist jetzt eine einfache Sache.
-
17:53 - 17:57Die Machtverhältnisse haben sich zugunsten der Ränder des Netzwerks verschoben,
-
17:57 - 17:58und so wird es eine Generation lang
-
17:58 - 17:59weitergehen.
-
17:59 - 18:01Daraus wird eine große Revolution entstehen, und es wird
-
18:01 - 18:05das Schicksal von Milliarden von Menschen verändern.-
-
18:05 - 18:08Es wird Unwissenheit unnötig machen, und wenn es
-
18:08 - 18:10Unwissenheit unnötig macht, wird es damit die Zukunft
-
18:10 - 18:14der menschlichen Situation verändern.
-
18:14 - 18:15Die Presse wird das nicht ermöglichen. Die Macht wird
-
18:15 - 18:18das nicht ermöglichen.
-
18:18 - 18:20Menschen werden es möglich machen.
-
18:20 - 18:23Die Technologie, die Menschen in die Lage versetzt, dies zu tun,
-
18:23 - 18:26existiert bereits. Sie braucht nur ein bisschen
-
18:26 - 18:28Feineinstellung.
-
18:29 - 18:34Wir sind die Leute, die diese Feineinstellungen und Verbesserungen vornehmen werden. Wir sind nicht auf der Suche
-
18:34 - 18:35nach Geld. Wir sind nicht auf der Suche nach Macht. Wir wollen nur
-
18:35 - 18:39teilen.
-
18:39 - 18:43Alle wollen über Freiheit im Internet reden,
-
18:43 - 18:45außer uns.
-
18:45 - 18:48Wir wollen nicht über Freiheit im Internet reden,
-
18:48 - 18:50wir wollen sie nur durchsetzen.
-
18:50 - 18:51Machen Sie mit uns mit.
-
18:51 -Vielen Dank.
- Title:
- Navigating the Age of Democratized Media conference keynote
- Description:
-
Eben Moglen gives this keynote at the Feb 25, 2011 Morningside Post Conference on Digital Media, the theme of which was "Navigating the Age of Democratized Media".
Eben talks about the FreedomBox, a project to return control of digital communications to individuals
and take it away from the corporations that spy on people as a way of
life and the governments that use control over communications to stifle
political organization and dissent.This project serves as a particular example of his larger theme that the digital networking of each person to each other person through the internet will level the media landscape of the 21st century and make ignorance obsolete, something we could make a technical reality today if not for the "rules against sharing."
- Video Language:
- English
Blooper edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
Blooper edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
Blooper edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
Blooper edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
mrbiber edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
mrbiber edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
mrbiber edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote | ||
mrbiber edited German subtitles for Navigating the Age of Democratized Media conference keynote |