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Wie das Gehirn Sprache verarbeitet - Gareth Gaskell

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    Im Schnitt kennt ein 20-Jähriger
    27.000 bis 52.000 Wörter.
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    Bis zum Alter von 60 Jahren pendelt sich
    diese Zahl zwischen 35.000 und 56.000 ein.
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    Ausgesprochen dauern die meisten
    dieser Wörter weniger als eine Sekunde.
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    Also muss das Gehirn bei jedem Wort
    eine schnelle Entscheidung treffen:
  • 0:29 - 0:32
    Welche der unzähligen Optionen
    passt zum Signal?
  • 0:32 - 0:36
    Das Gehirn entscheidet sich
    zu etwa 98 % für das richtige Wort.
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    Aber wie?
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    Sprachverstehen ist anders
    als Leseverstehen,
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    ähnelt aber dem Verständnis
    von Gebärdensprache --
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    obwohl gesprochene Sprache
    mehr als letztere erforscht ist.
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    Der Schlüssel zu unserem
    Verständnis von Gesprochenem
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    ist die Rolle des Gehirns
    als Parallelverarbeiter,
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    welches also mehrere unterschiedliche
    Dinge gleichzeitig tun kann.
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    Den meisten Theorien zufolge
    wird jedes bekannte Wort
  • 1:01 - 1:06
    von einer separaten, dafür abgestellten
    Verarbeitungseinheit dargestellt:
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    Diese misst allein die Wahrscheinlichkeit,
    dass genau dieses Wort gesagt wurde.
  • 1:11 - 1:15
    Im Kontext des Gehirns ist
    diese Verarbeitungseinheit für ein Wort
  • 1:15 - 1:20
    höchstwahrscheinlich ein
    Aktivitätsmuster einer Neuronengruppe
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    in der Großhirnrinde.
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    Wenn wir den Wortanfang hören,
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    werden mehrere tausend
    solcher Einheiten aktiviert,
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    denn allein durch den Wortanfang
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    ergeben sich viele mögliche Treffer.
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    Wenn das Wort dann weitergeht,
    registrieren immer mehr Einheiten,
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    dass eine wichtige Information fehlt
    und sie werden deaktiviert.
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    Vielleicht schon lange vor Wortende
  • 1:43 - 1:48
    ist nur noch ein Aktivitätsmuster aktiv,
    das einem einzigen Wort entspricht.
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    Das ist der sogenannte
    "Recognition Point".
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    Während sie sich auf ein Wort fokussieren,
  • 1:54 - 1:57
    unterdrücken die aktiven Einheiten
    die Aktivität der anderen,
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    und sparen dabei wertvolle Millisekunden.
  • 1:59 - 2:04
    Die meisten Menschen können
    bis zu 8 Silben pro Sekunde verstehen.
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    Doch das Ziel ist nicht nur,
    das Wort zu erkennen,
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    sondern auch, auf dessen
    gespeicherte Bedeutung zuzugreifen.
  • 2:10 - 2:14
    Das Gehirn greift gleichzeitig
    auf mehrere mögliche Wortbedeutungen zu,
  • 2:14 - 2:17
    noch bevor das Wort
    sicher identifiziert wurde.
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    Das wissen wir aus Studien, die zeigen,
    dass Hörer selbst bei einem Fragment --
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    wie "Kap" --
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    mehrere mögliche Bedeutungen registrieren,
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    beispielsweise "Kapitän" oder "Kapital",
    noch bevor das ganze Wort erklingt.
  • 2:32 - 2:35
    Das legt den Schluss nahe,
    dass bei jedem gehörten Wort
  • 2:35 - 2:38
    eine kurze Bedeutungsexplosion
    in unserem Kopf stattfindet,
  • 2:38 - 2:43
    bis sich das Gehirn am Recognition Point
    für eine Interpretation entscheidet.
  • 2:43 - 2:46
    Der Erkennungsprozess
    geht schneller vonstatten,
  • 2:46 - 2:51
    wenn es um einen Satz im Kontext
    statt einer zufälligen Wortfolge geht.
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    Kontext hilft uns auch dabei,
    die beabsichtigte Wortbedeutung
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    aus mehreren Möglichkeiten zu erkennen,
    wie bei "Bank" oder "Strauß",
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    oder bei Homophonen wie "man" und "Mann".
  • 3:03 - 3:07
    Für mehrsprachige Menschen ist
    die gehörte Sprache ein weiterer Hinweis,
  • 3:07 - 3:13
    der dabei hilft, mögliche Wörter aus
    dem falschen Sprachkontext auszusortieren.
  • 3:13 - 3:17
    Aber was passiert, wenn ganz neue Wörter
    dem System hinzugefügt werden?
  • 3:17 - 3:21
    Selbst als Erwachsene stoßen wir
    alle paar Tage auf ein neues Wort.
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    Doch wenn jedes Wort ein fein
    abgestimmtes Aktivitätsmuster darstellt,
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    das über viele Neuronen verteilt ist,
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    wie verhindern wir dann,
    dass neue Wörter alte überschreiben?
  • 3:32 - 3:34
    Wir glauben, dass
    dieses Problem vermieden wird,
  • 3:34 - 3:39
    indem neue Wörter zunächst
    im Hippocampus gespeichert werden,
  • 3:39 - 3:43
    einem Teil des Gehirns, der vom
    Hauptspeicher im Cortex weit entfernt ist,
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    sodass die neuen und alten Wörter
    sich keine Neuronen teilen.
  • 3:46 - 3:49
    Später, nach ein paar Mal Schlafen,
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    werden die neuen Wörter nach und nach
    übertragen und mit den alten verknüpft.
  • 3:54 - 3:58
    Forscher vermuten, dass dieser
    schrittweise Lernprozess
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    uns dabei hilft, die Störung
    vorhandener Wörter zu vermeiden.
  • 4:01 - 4:03
    Also ist es tagsüber so,
  • 4:03 - 4:07
    dass unterbewusste Bedeutungsexplosionen
    losgehen, während wir sprechen.
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    Und während wir nachts ruhen,
    integriert das Gehirn eifrig neues Wissen,
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    und zwar in das Wortnetzwerk.
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    Wenn wir aufwachen, garantiert
    dieser Prozess, dass wir bereit sind
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    für die sich stetig wandelnde
    Welt der Sprache.
Title:
Wie das Gehirn Sprache verarbeitet - Gareth Gaskell
Speaker:
Gareth Gaskell
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/how-do-our-brains-process-speech-gareth-gaskell

Im Schnitt kennt ein 20-Jähriger zwischen 27.000 und 52.000 unterschiedliche Wörter. Ausgesprochen dauern die meisten davon weniger als eine Sekunde. Also muss das Gehirn bei jedem Wort eine schnelle Entscheidung treffen: Welche der tausenden Möglichkeiten passt zum Signal? Das Gehirn liegt zu etwa 98% richtig. Wie kann das sein? Gareth Gaskell erforscht die Komplixität des Sprachverstehens.

Lektion von Gareth Gaskell, unter Regie von Art Shot.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:21

German subtitles

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