[Script Info] Title: [Events] Format: Layer, Start, End, Style, Name, MarginL, MarginR, MarginV, Effect, Text Dialogue: 0,0:00:05.82,0:00:14.04,Default,,0000,0000,0000,,Im Schnitt kennt ein 20-Jähriger \N27.000 bis 52.000 Wörter. Dialogue: 0,0:00:14.04,0:00:20.05,Default,,0000,0000,0000,,Bis zum Alter von 60 Jahren pendelt sich \Ndiese Zahl zwischen 35.000 und 56.000 ein. Dialogue: 0,0:00:20.05,0:00:24.33,Default,,0000,0000,0000,,Ausgesprochen dauern die meisten \Ndieser Wörter weniger als eine Sekunde. Dialogue: 0,0:00:24.33,0:00:28.54,Default,,0000,0000,0000,,Also muss das Gehirn bei jedem Wort \Neine schnelle Entscheidung treffen: Dialogue: 0,0:00:28.54,0:00:32.24,Default,,0000,0000,0000,,Welche der unzähligen Optionen \Npasst zum Signal? Dialogue: 0,0:00:32.24,0:00:36.34,Default,,0000,0000,0000,,Das Gehirn entscheidet sich \Nzu etwa 98 % für das richtige Wort. Dialogue: 0,0:00:36.34,0:00:37.48,Default,,0000,0000,0000,,Aber wie? Dialogue: 0,0:00:37.48,0:00:41.12,Default,,0000,0000,0000,,Sprachverstehen ist anders \Nals Leseverstehen, Dialogue: 0,0:00:41.12,0:00:44.38,Default,,0000,0000,0000,,ähnelt aber dem Verständnis \Nvon Gebärdensprache -- Dialogue: 0,0:00:44.38,0:00:48.86,Default,,0000,0000,0000,,obwohl gesprochene Sprache \Nmehr als letztere erforscht ist. Dialogue: 0,0:00:48.86,0:00:51.42,Default,,0000,0000,0000,,Der Schlüssel zu unserem \NVerständnis von Gesprochenem Dialogue: 0,0:00:51.42,0:00:54.69,Default,,0000,0000,0000,,ist die Rolle des Gehirns \Nals Parallelverarbeiter, Dialogue: 0,0:00:54.69,0:00:58.69,Default,,0000,0000,0000,,welches also mehrere unterschiedliche \NDinge gleichzeitig tun kann. Dialogue: 0,0:00:58.69,0:01:01.30,Default,,0000,0000,0000,,Den meisten Theorien zufolge\Nwird jedes bekannte Wort Dialogue: 0,0:01:01.30,0:01:05.77,Default,,0000,0000,0000,,von einer separaten, dafür abgestellten\NVerarbeitungseinheit dargestellt: Dialogue: 0,0:01:05.77,0:01:10.93,Default,,0000,0000,0000,,Diese misst allein die Wahrscheinlichkeit,\Ndass genau dieses Wort gesagt wurde. Dialogue: 0,0:01:10.93,0:01:15.14,Default,,0000,0000,0000,,Im Kontext des Gehirns ist \Ndiese Verarbeitungseinheit für ein Wort Dialogue: 0,0:01:15.14,0:01:19.80,Default,,0000,0000,0000,,höchstwahrscheinlich ein \NAktivitätsmuster einer Neuronengruppe Dialogue: 0,0:01:19.80,0:01:21.69,Default,,0000,0000,0000,,in der Großhirnrinde. Dialogue: 0,0:01:21.69,0:01:23.51,Default,,0000,0000,0000,,Wenn wir den Wortanfang hören, Dialogue: 0,0:01:23.51,0:01:27.29,Default,,0000,0000,0000,,werden mehrere tausend \Nsolcher Einheiten aktiviert, Dialogue: 0,0:01:27.29,0:01:29.35,Default,,0000,0000,0000,,denn allein durch den Wortanfang Dialogue: 0,0:01:29.35,0:01:31.53,Default,,0000,0000,0000,,ergeben sich viele mögliche Treffer. Dialogue: 0,0:01:31.53,0:01:35.54,Default,,0000,0000,0000,,Wenn das Wort dann weitergeht,\Nregistrieren immer mehr Einheiten, Dialogue: 0,0:01:35.54,0:01:40.67,Default,,0000,0000,0000,,dass eine wichtige Information fehlt\Nund sie werden deaktiviert. Dialogue: 0,0:01:40.67,0:01:43.13,Default,,0000,0000,0000,,Vielleicht schon lange vor Wortende Dialogue: 0,0:01:43.13,0:01:48.09,Default,,0000,0000,0000,,ist nur noch ein Aktivitätsmuster aktiv,\Ndas einem einzigen Wort entspricht. Dialogue: 0,0:01:48.09,0:01:50.83,Default,,0000,0000,0000,,Das ist der sogenannte \N"Recognition Point". Dialogue: 0,0:01:50.83,0:01:53.65,Default,,0000,0000,0000,,Während sie sich auf ein Wort fokussieren, Dialogue: 0,0:01:53.65,0:01:56.72,Default,,0000,0000,0000,,unterdrücken die aktiven Einheiten \Ndie Aktivität der anderen, Dialogue: 0,0:01:56.72,0:01:58.84,Default,,0000,0000,0000,,und sparen dabei wertvolle Millisekunden. Dialogue: 0,0:01:58.84,0:02:03.64,Default,,0000,0000,0000,,Die meisten Menschen können \Nbis zu 8 Silben pro Sekunde verstehen. Dialogue: 0,0:02:03.64,0:02:06.96,Default,,0000,0000,0000,,Doch das Ziel ist nicht nur, \Ndas Wort zu erkennen, Dialogue: 0,0:02:06.96,0:02:10.42,Default,,0000,0000,0000,,sondern auch, auf dessen \Ngespeicherte Bedeutung zuzugreifen. Dialogue: 0,0:02:10.42,0:02:14.20,Default,,0000,0000,0000,,Das Gehirn greift gleichzeitig \Nauf mehrere mögliche Wortbedeutungen zu, Dialogue: 0,0:02:14.20,0:02:16.88,Default,,0000,0000,0000,,noch bevor das Wort \Nsicher identifiziert wurde. Dialogue: 0,0:02:16.88,0:02:22.02,Default,,0000,0000,0000,,Das wissen wir aus Studien, die zeigen, \Ndass Hörer selbst bei einem Fragment -- Dialogue: 0,0:02:22.02,0:02:23.30,Default,,0000,0000,0000,,wie "Kap" -- Dialogue: 0,0:02:23.30,0:02:26.80,Default,,0000,0000,0000,,mehrere mögliche Bedeutungen registrieren, Dialogue: 0,0:02:26.80,0:02:31.97,Default,,0000,0000,0000,,beispielsweise "Kapitän" oder "Kapital",\Nnoch bevor das ganze Wort erklingt. Dialogue: 0,0:02:31.97,0:02:35.12,Default,,0000,0000,0000,,Das legt den Schluss nahe, \Ndass bei jedem gehörten Wort Dialogue: 0,0:02:35.12,0:02:38.48,Default,,0000,0000,0000,,eine kurze Bedeutungsexplosion \Nin unserem Kopf stattfindet, Dialogue: 0,0:02:38.48,0:02:43.29,Default,,0000,0000,0000,,bis sich das Gehirn am Recognition Point \Nfür eine Interpretation entscheidet. Dialogue: 0,0:02:43.29,0:02:46.22,Default,,0000,0000,0000,,Der Erkennungsprozess \Ngeht schneller vonstatten, Dialogue: 0,0:02:46.22,0:02:50.82,Default,,0000,0000,0000,,wenn es um einen Satz im Kontext \Nstatt einer zufälligen Wortfolge geht. Dialogue: 0,0:02:50.82,0:02:55.01,Default,,0000,0000,0000,,Kontext hilft uns auch dabei,\Ndie beabsichtigte Wortbedeutung Dialogue: 0,0:02:55.01,0:02:59.01,Default,,0000,0000,0000,,aus mehreren Möglichkeiten zu erkennen,\Nwie bei "Bank" oder "Strauß", Dialogue: 0,0:02:59.01,0:03:02.01,Default,,0000,0000,0000,,oder bei Homophonen wie "man" und "Mann". Dialogue: 0,0:03:03.01,0:03:07.39,Default,,0000,0000,0000,,Für mehrsprachige Menschen ist \Ndie gehörte Sprache ein weiterer Hinweis, Dialogue: 0,0:03:07.39,0:03:12.71,Default,,0000,0000,0000,,der dabei hilft, mögliche Wörter aus \Ndem falschen Sprachkontext auszusortieren. Dialogue: 0,0:03:12.71,0:03:16.71,Default,,0000,0000,0000,,Aber was passiert, wenn ganz neue Wörter \Ndem System hinzugefügt werden? Dialogue: 0,0:03:16.71,0:03:20.71,Default,,0000,0000,0000,,Selbst als Erwachsene stoßen wir \Nalle paar Tage auf ein neues Wort. Dialogue: 0,0:03:20.71,0:03:25.11,Default,,0000,0000,0000,,Doch wenn jedes Wort ein fein\Nabgestimmtes Aktivitätsmuster darstellt, Dialogue: 0,0:03:25.11,0:03:27.44,Default,,0000,0000,0000,,das über viele Neuronen verteilt ist, Dialogue: 0,0:03:27.44,0:03:31.99,Default,,0000,0000,0000,,wie verhindern wir dann, \Ndass neue Wörter alte überschreiben? Dialogue: 0,0:03:31.99,0:03:34.32,Default,,0000,0000,0000,,Wir glauben, dass \Ndieses Problem vermieden wird, Dialogue: 0,0:03:34.32,0:03:39.08,Default,,0000,0000,0000,,indem neue Wörter zunächst \Nim Hippocampus gespeichert werden, Dialogue: 0,0:03:39.08,0:03:42.69,Default,,0000,0000,0000,,einem Teil des Gehirns, der vom \NHauptspeicher im Cortex weit entfernt ist, Dialogue: 0,0:03:42.69,0:03:46.06,Default,,0000,0000,0000,,sodass die neuen und alten Wörter \Nsich keine Neuronen teilen. Dialogue: 0,0:03:46.06,0:03:49.07,Default,,0000,0000,0000,,Später, nach ein paar Mal Schlafen, Dialogue: 0,0:03:49.07,0:03:54.47,Default,,0000,0000,0000,,werden die neuen Wörter nach und nach \Nübertragen und mit den alten verknüpft. Dialogue: 0,0:03:54.47,0:03:57.99,Default,,0000,0000,0000,,Forscher vermuten, dass dieser \Nschrittweise Lernprozess Dialogue: 0,0:03:57.99,0:04:01.35,Default,,0000,0000,0000,,uns dabei hilft, die Störung\Nvorhandener Wörter zu vermeiden. Dialogue: 0,0:04:01.35,0:04:02.77,Default,,0000,0000,0000,,Also ist es tagsüber so, Dialogue: 0,0:04:02.77,0:04:07.30,Default,,0000,0000,0000,,dass unterbewusste Bedeutungsexplosionen \Nlosgehen, während wir sprechen. Dialogue: 0,0:04:07.30,0:04:12.30,Default,,0000,0000,0000,,Und während wir nachts ruhen, \Nintegriert das Gehirn eifrig neues Wissen, Dialogue: 0,0:04:12.30,0:04:14.12,Default,,0000,0000,0000,,und zwar in das Wortnetzwerk. Dialogue: 0,0:04:14.12,0:04:17.66,Default,,0000,0000,0000,,Wenn wir aufwachen, garantiert \Ndieser Prozess, dass wir bereit sind Dialogue: 0,0:04:17.60,0:04:20.70,Default,,0000,0000,0000,,für die sich stetig wandelnde\NWelt der Sprache.