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Michael Dickinson: Wie eine Fliege fliegt

  • 0:01 - 0:04
    Ich bin mit Star Trek aufgewachsen.
    Ich liebe Star Trek.
  • 0:04 - 0:09
    Wegen Star Trek wollte
    ich Aliens sehen,
  • 0:09 - 0:11
    Kreaturen von einer weit
    entfernten Welt.
  • 0:11 - 0:14
    Aber dann fand ich heraus,
  • 0:14 - 0:17
    dass ich Aliens direkt auf
    der Erde finden konnte.
  • 0:17 - 0:19
    Ich studiere nämlich Insekten.
  • 0:19 - 0:23
    Ich bin besessen von Insekten,
    besonders von ihrem Flug.
  • 0:23 - 0:26
    Ich halte die Entwicklung
    des Insektenflugs
  • 0:26 - 0:28
    für eines der wichtigsten Ereignisse
    in der Geschichte des Lebens.
  • 0:28 - 0:31
    Ohne Insekten gäbe es keine
    blühenden Pflanzen.
  • 0:31 - 0:33
    Ohne blühende Pflanzen gäbe es keine
  • 0:33 - 0:36
    cleveren, fruchtessenden
    Primaten, die TEDTalks halten.
  • 0:36 - 0:38
    (Lachen)
  • 0:38 - 0:40
    Nun,
  • 0:40 - 0:43
    David, Hidehiko und Ketaki
  • 0:43 - 0:46
    erzählten eine fesselnde
    Geschichte über
  • 0:46 - 0:49
    die Gemeinsamkeiten von
    Fruchtfliegen und Menschen,
  • 0:49 - 0:51
    und da gibt es viele.
  • 0:51 - 0:54
    Und wenn sich beide ähnlich sind,
    könnte man denken,
  • 0:54 - 0:58
    dass eine Fruchtfliege vielleicht
    das hier am liebsten macht –
  • 0:58 - 1:00
    (Lachen)
  • 1:00 - 1:03
    aber in meiner Rede möchte ich
    nicht die Gemeinsamkeiten
  • 1:03 - 1:06
    von Menschen und Fruchtfliegen herausstelllen,
    sondern eher ihre Unterschiede
  • 1:06 - 1:11
    und mich auf die Verhaltensweisen konzentrieren,
    in denen Fruchtfliegen hervorragend sind.
  • 1:11 - 1:14
    Ich möchte Ihnen eine
    Hochgeschwindigkeits-Videosequenz zeigen,
  • 1:14 - 1:18
    in der man eine Fliege mit 7 000 Bildern
    pro Sekunde in Infrarotlicht sieht,
  • 1:18 - 1:22
    und rechts, außerhalb des Bildes,
    ist ein elektronisches Raubtier,
  • 1:22 - 1:24
    das die Fliege angreift.
  • 1:24 - 1:26
    Die Fliege nimmt
    den Räuber wahr.
  • 1:26 - 1:28
    Sie breitet ihre Beine aus
  • 1:28 - 1:30
    und huscht weg,
  • 1:30 - 1:32
    um einen weiteren Tag zu leben.
  • 1:32 - 1:35
    Diese Sequenz hat
    bewusst die Länge
  • 1:35 - 1:38
    eines menschlichen
    Augenblinzelns.
  • 1:38 - 1:41
    In der Zeit, die Sie zum Blinzeln brauchen,
  • 1:41 - 1:44
    hat die Fliege dieses
    bedrohliche Raubtier gesehen,
  • 1:44 - 1:50
    seine Position abgeschätzt
    und die Flucht eingeleitet,
  • 1:50 - 1:55
    während ihre Flügel 220 Mal
    pro Sekunde schlagen.
  • 1:55 - 1:57
    Ein faszinierendes Verhalten, das zeigt,
  • 1:57 - 2:00
    wie schnell die Fliege Informationen verarbeitet.
  • 2:00 - 2:03
    Was braucht man zum Fliegen?
  • 2:03 - 2:06
    Um zu fliegen, genau wie
    in der Luftfahrt,
  • 2:06 - 2:09
    braucht man Flügel, die ausreichende
    aerodynamische Kräfte entwickeln können,
  • 2:09 - 2:12
    man braucht einen Antrieb,
    der genug Energie zum Fliegen erzeugt
  • 2:12 - 2:14
    und man braucht Steuerung.
  • 2:14 - 2:17
    Und im ersten Flugzeug
    war die Steuerung
  • 2:17 - 2:21
    das Gehirn von Orville und
    Wilbur, die im Cockpit saßen.
  • 2:21 - 2:24
    Wie verhält sich das bei der Fliege?
  • 2:24 - 2:27
    Einen Großteil meiner frühen Karriere
    wollte ich herausfinden,
  • 2:27 - 2:31
    wie die Flügel der Insekten genug Kraft
    generieren, um sich in der Luft zu halten.
  • 2:31 - 2:33
    Vielleicht haben Sie
    vom Beweis gehört,
  • 2:33 - 2:36
    dass Hummeln
    nicht fliegen können.
  • 2:36 - 2:38
    Das Problem war die Annahme,
    dass Insektenflügel
  • 2:38 - 2:41
    so funktionieren wie Flugzeugflügel.
    Aber das ist nicht so.
  • 2:41 - 2:44
    Und wir bauten für dieses Problem
    einen dynamisch
  • 2:44 - 2:48
    skalierten Riesen-Insekten-Roboter,
  • 2:48 - 2:51
    der in riesigen Mineralölpools flatterte,
  • 2:51 - 2:53
    um die aerodynamischen Kräfte
    untersuchen zu können.
  • 2:53 - 2:55
    Wir fanden heraus, dass
    Insekten ihre Flügel
  • 2:55 - 2:58
    sehr intelligent schlagen,
    mit einem hohen Anstellwinkel,
  • 2:58 - 3:01
    der an der Vorderkante
    eine Struktur schafft,
  • 3:01 - 3:04
    eine tornadoartige Struktur,
    die Vorderkantenwirbel heißt.
  • 3:04 - 3:07
    Und dieser Wirbel lässt die Flügel
    genügend Kraft erzeugen,
  • 3:07 - 3:11
    damit das Tier sich in der Luft halten kann.
  • 3:11 - 3:13
    Aber das Faszinierendste
  • 3:13 - 3:16
    ist nicht die interessante
    Flügelmorphologie.
  • 3:16 - 3:20
    Das Clevere dabei
    ist das Flügelschlagen,
  • 3:20 - 3:23
    das letztendlich vom
    Nervensystem kontrolliert wird.
  • 3:23 - 3:26
    Und dies ermöglicht Fliegen diese
  • 3:26 - 3:28
    eindrucksvollen Flugmanöver.
  • 3:28 - 3:30
    Aber wie verhält es sich mit dem Motor?
  • 3:30 - 3:33
    Der Motor der Fliege
    ist absolut faszinierend.
  • 3:33 - 3:35
    Sie haben 2 Typen
    an Flugmuskulatur:
  • 3:35 - 3:38
    der Kraftmuskel wird
    durch Strecken aktiviert,
  • 3:38 - 3:42
    er aktiviert sich also selbst
    und bedarf nicht bei
  • 3:42 - 3:45
    jeder einzelnen Kontraktion
    die Steuerung des Nervensystems.
  • 3:45 - 3:49
    Er generiert die enorme Kraft,
    die für das Fliegen nötig ist,
  • 3:49 - 3:52
    und macht den mittleren Teil einer Fliege aus.
  • 3:52 - 3:53
    Bei einer Fliege auf Ihrer Windschutzscheibe
  • 3:53 - 3:55
    sehen Sie im Prinzip also ihren Kraftmuskel.
  • 3:55 - 3:58
    Aber an der Flügelbasis
  • 3:58 - 4:00
    ist ein Satz kleiner Kontrollmuskeln,
  • 4:00 - 4:04
    die gar nicht stark sind,
    aber dafür sehr schnell,
  • 4:04 - 4:07
    und die in der Lage sind,
    das Flügelscharnier
  • 4:07 - 4:09
    Schlag für Schlag
    zu rekonfigurieren
  • 4:09 - 4:12
    und das befähigt Fliegen dazu,
    ihre Flügel zu ändern
  • 4:12 - 4:15
    und die aerodynamischen
    Kräfte zu generieren,
  • 4:15 - 4:17
    die den Lauf der Flugbahn ändern.
  • 4:17 - 4:21
    Und das Nervensystem
    steuert natürlich alles.
  • 4:21 - 4:22
    Sehen wir uns die Steuerung an.
  • 4:22 - 4:25
    Fliegen haben Unmengen
    dieser Sensoren
  • 4:25 - 4:27
    zur Problemlösung.
  • 4:27 - 4:31
    Sie haben Antennen, die Düfte
    und Windströme wahrnehmen.
  • 4:31 - 4:33
    Ihr ausgeklügeltes Auge ist
  • 4:33 - 4:35
    das schnellste visuelle System
    unseres Planeten.
  • 4:35 - 4:38
    Auf dem Kopf haben sie
    noch einen Satz Augen.
  • 4:38 - 4:40
    Wir haben keine Ahnung, wozu.
  • 4:40 - 4:43
    Sie haben Sensoren auf ihren Flügeln.
  • 4:43 - 4:46
    Ihre Flügel sind mit Sensoren
    übersät, einige können auch
  • 4:46 - 4:48
    eine Flügeldeformation erkennen.
  • 4:48 - 4:50
    Sie können sogar
    mit ihren Flügeln schmecken.
  • 4:50 - 4:53
    Einer der ausgeklügeltsten
    Sensoren einer Fliege
  • 4:53 - 4:55
    ist eine Struktur namens "Halteren".
  • 4:55 - 4:57
    Halteren sind Gyroskope.
  • 4:57 - 5:01
    Sie schlagen während des Fluges
    mit einer Frequenz von 200 Hertz
  • 5:01 - 5:04
    und die Fliege kann damit ihre
    Körperdrehung erfühlen
  • 5:04 - 5:08
    und sehr schnell
    Korrekturmanöver einleiten.
  • 5:08 - 5:10
    Aber all diese sensorischen
    Informationen brauchen
  • 5:10 - 5:14
    ein Gehirn. Ja, Fliegen
    haben ein Gehirn
  • 5:14 - 5:17
    mit etwa 100.000 Nervenzellen.
  • 5:17 - 5:19
    Einige Konferenzteilnehmer
  • 5:19 - 5:24
    deuteten bereits an, dass Fruchtfliegen
    der Neurowissenschaft dienen können,
  • 5:24 - 5:27
    weil sie ein simples Modell
    einer Gehirnfunktion besitzen.
  • 5:27 - 5:29
    Das Verblüffende an meinem Vortrag ist aber,
  • 5:29 - 5:32
    dass ich das auf den Kopf stellen möchte.
  • 5:32 - 5:35
    Ich halte sie überhaupt nicht
    für ein simples Modell.
  • 5:35 - 5:37
    Fliegen sind ein großartiges Modell.
  • 5:37 - 5:40
    Ein großartiges Modell für Fliegen.
  • 5:40 - 5:42
    (Lachen)
  • 5:42 - 5:45
    Lassen Sie uns diese Vorstellung
    der Einfachheit untersuchen.
  • 5:45 - 5:48
    Unglücklicherweise sind
    viele der Neurobiologen
  • 5:48 - 5:49
    irgendwie narzisstisch.
  • 5:49 - 5:53
    Bei Gehirnen denken wir
    natürlich an unser eigenes.
  • 5:53 - 5:55
    Aber erinnert euch,
    dass diese Art Gehirn
  • 5:55 - 5:56
    viel, viel kleiner ist –
  • 5:56 - 5:59
    statt 100 Milliarden Nervenzellen
    hat es 100.000 –
  • 5:59 - 6:02
    aber es ist die häufigste
    Gehirnform auf der Erde,
  • 6:02 - 6:05
    und dies seit 400 Millionen Jahren.
  • 6:05 - 6:07
    Und ist es dann fair zu behaupten,
    dass es simpel ist?
  • 6:07 - 6:09
    Gut, es hat viel weniger Nervenzellen,
  • 6:09 - 6:11
    aber ist das ein faires Maß?
  • 6:11 - 6:13
    Nein, würde ich sagen, ist es nicht.
  • 6:13 - 6:16
    Überlegen wir mal.
    Wir müssen vergleichen ...
  • 6:16 - 6:18
    (Lachen)
  • 6:18 - 6:23
    wir müssen die Größe
    des Gehirns vergleichen
  • 6:23 - 6:25
    mit dem, was das Gehirn kann.
  • 6:25 - 6:28
    Ich schlage also eine Trump-Zahl vor,
  • 6:28 - 6:31
    also ist das Verhältnis
    des Verhaltensrepertoires
  • 6:31 - 6:35
    dieses Mannes im Vergleich
    zur Anzahl seiner Neuronen.
  • 6:35 - 6:37
    Wir kalkulieren die Trump-Zahl
    der Fruchtfliege.
  • 6:37 - 6:40
    Wie viele Leute denken hier,
    dass die Trump-Zahl
  • 6:40 - 6:42
    der Fruchtfliege größer ist?
  • 6:42 - 6:45
    (Applaus)
  • 6:45 - 6:48
    Ein sehr, sehr schlaues Publikum.
  • 6:48 - 6:52
    Ja, die Ungleichheit geht in diese Richtung.
  • 6:52 - 6:54
    Es ist natürlich ein bisschen absurd,
  • 6:54 - 6:58
    das Verhaltensrepertoire eines Menschen
    mit dem einer Fliege zu vergleichen.
  • 6:58 - 7:02
    Aber nehmen wir ein anderes Tier.
    Eine Maus zum Beispiel.
  • 7:02 - 7:06
    Eine Maus hat tausendmal mehr
    Nervenzellen als eine Fliege.
  • 7:06 - 7:08
    Früher erforschte ich Mäuse. Damals
  • 7:08 - 7:11
    sprach ich immer ganz langsam.
  • 7:11 - 7:13
    Aber dann, als ich mit Fliegen arbeitete ...
  • 7:13 - 7:16
    (Lachen)
  • 7:16 - 7:19
    Und die Naturgeschichte von
    Mäusen und Fliegen
  • 7:19 - 7:23
    ist wirklich vergleichbar.
    Sie müssen Futter suchen.
  • 7:23 - 7:25
    Sie müssen sich in der Balz einbringen.
  • 7:25 - 7:29
    Sie haben Sex. Sie verstecken sich vor Räubern.
  • 7:29 - 7:31
    Sie machen viele ähnliche Sachen.
  • 7:31 - 7:32
    Aber ich würde behaupten,
    Fliegen tun mehr.
  • 7:32 - 7:36
    Beispielsweise zeige ich
    Ihnen jetzt eine Sequenz
  • 7:36 - 7:40
    und ich muss gestehen,
    dass das Militär einiges finanziert,
  • 7:40 - 7:42
    Ich zeige also diese geheime Sequenz
  • 7:42 - 7:46
    und Sie dürfen außerhalb
    dieses Saals nicht darüber reden, ok?
  • 7:46 - 7:48
    Achten Sie auf den Ballast
  • 7:48 - 7:51
    am Hinterteil der Fruchtfliege.
  • 7:51 - 7:53
    Beobachten Sie ihn genau,
  • 7:53 - 7:57
    und Sie werden wissen,
    warum mein 6-jähriger Sohn
  • 7:57 - 8:02
    nun Neurowissenschaftler
    werden möchte.
  • 8:02 - 8:03
    Gleich kommt's ...
  • 8:03 - 8:05
    Pschiuuu!
  • 8:05 - 8:08
    Vielleicht sind Fliegen
    nicht so klug wie Mäuse,
  • 8:08 - 8:13
    aber doch mindestens so
    klug wie Tauben. (Lachen)
  • 8:13 - 8:17
    Es geht hier also nicht nur
    um reine Zahlen, sondern auch
  • 8:17 - 8:19
    um die Herausforderung für die Fliege,
  • 8:19 - 8:22
    wenn sie alles mit winzigen
    Nervenzellen berechnen muss.
  • 8:22 - 8:25
    Dies ist ein schönes Bild der optischen
    Interneurone einer Maus
  • 8:25 - 8:28
    vom Labor von Jeff Lichtman.
  • 8:28 - 8:31
    Sie können die wunderbaren
    Bilder von Gehirnen sehen,
  • 8:31 - 8:34
    die er in seinem Vortrag zeigte.
  • 8:34 - 8:37
    Aber in der rechten oberen Ecke sehen Sie
  • 8:37 - 8:41
    im gleichen Maßstab
    das optische Interneuron einer Fliege.
  • 8:41 - 8:43
    Und ich vergrößere dies.
  • 8:43 - 8:45
    Eine wunderbar
    komplexe Nervenzelle.
  • 8:45 - 8:48
    Sie ist superklein und beim es gibt viele
    biophysische Herausforderungen
  • 8:48 - 8:52
    beim Berechnen von Informationen
    mit winzigen Neuronen.
  • 8:52 - 8:56
    Wie klein kann eine Nervenzelle sein?
    Schauen Sie sich dieses Insekt an.
  • 8:56 - 8:58
    Sieht aus wie eine Fliege.
    Es hat Flügel, Augen,
  • 8:58 - 9:01
    Antennen, Beinchen,
    eine komplizierte Lebensgeschichte.
  • 9:01 - 9:04
    Dieser Parasit muss herumfliegen
    und Raupen finden,
  • 9:04 - 9:05
    um sie zu parasitieren.
  • 9:05 - 9:09
    Sein Gehirn ist nur so groß
    wie ein Salzkorn,
  • 9:09 - 9:11
    was mit dem der Fruchtfliege
    vergleichbar wäre.
  • 9:11 - 9:14
    Er ist so groß wie ein Salzkorn.
  • 9:14 - 9:18
    Hier sehen Sie andere Organismen
    im gleichen Maßstab.
  • 9:18 - 9:22
    Dieses Tierchen hat
    die Größe einer Amöbe
  • 9:22 - 9:26
    und ein Gehirn mit 7.000 Nervenzellen,
    das so klein ist –
  • 9:26 - 9:28
    Sie haben sicher schon mal
    von den Zellkörpern gehört,
  • 9:28 - 9:30
    worin sich der Kern
    der Nervenzelle befindet?
  • 9:30 - 9:33
    Dieses Tier hat keine, weil
    sie zu viel Platz verbrauchen.
  • 9:33 - 9:36
    Hier sind also die Grenzen
    der Neurowissenschaft.
  • 9:36 - 9:41
    Die Neurowissenschaft sollte erforschen,
    wie das Gehirn dieses Dings funktioniert.
  • 9:41 - 9:47
    Denken wir mal nach. Wie veranlassen
    wir wenige Nervenzellen, viel zu machen?
  • 9:47 - 9:49
    Aus einer Ingenieursperspektive denkt man
  • 9:49 - 9:51
    vielleicht an Mehrfachnutzung.
  • 9:51 - 9:54
    Man kann die Hardware verschiedene Dinge
  • 9:54 - 9:55
    zu verschiedenen Zeiten tun lassen.
  • 9:55 - 9:58
    Oder eine Hardware führt
    verschiedene Dinge aus.
  • 9:58 - 10:02
    Das sind die beiden Konzepte,
    die ich erforschen möchte.
  • 10:02 - 10:03
    Und sie sind mir nicht selbst eingefallen,
  • 10:03 - 10:08
    sondern anderen vor mir.
  • 10:08 - 10:11
    Eine Idee kommt vom Kauen der Krebse
  • 10:11 - 10:13
    und ich meine nicht, dass wir Krebse kauen.
  • 10:13 - 10:16
    Ich bin aus Baltimore und
    kann Krebse sehr gut zerkauen.
  • 10:16 - 10:19
    Aber ich rede von Krebsen,
    die selber kauen.
  • 10:19 - 10:21
    Das Kauen der Krebse ist faszinierend.
  • 10:21 - 10:24
    Krebse haben diese komplizierte
    Struktur unter ihrem Panzer,
  • 10:24 - 10:26
    die Magenmühle heißt
  • 10:26 - 10:28
    und ihre Nahrung auf
    verschiedenste Art zermalmt.
  • 10:28 - 10:33
    Hier sehen Sie einen endoskopischen
    Film dieser Struktur.
  • 10:33 - 10:36
    Am erstaunlichsten daran ist, dass sie
  • 10:36 - 10:39
    von einem minimalen Neuronensatz,
    etwa zwei Dutzend, kontrolliert werden,
  • 10:39 - 10:44
    die eine ganze Reihe verschiedener
    Bewegungsmuster produzieren,
  • 10:44 - 10:49
    und der Grund dafür ist
    dieser kleine Nervenknoten,
  • 10:49 - 10:53
    der von vielen Neuromodulatoren
    quasi überschwemmt wird.
  • 10:53 - 10:55
    Sie haben schon vorher
    von Neuromodulatoren gehört.
  • 10:55 - 10:57
    Es gibt mehr Neuromodulatoren,
  • 10:57 - 11:03
    die diese Struktur verändern,
    als es in ihr Nervenzellen gibt.
  • 11:03 - 11:07
    Und sie können eine Anzahl
    komplizierter Muster generieren.
  • 11:07 - 11:10
    Das ist die Arbeit von Eve Marder
    und ihrer vielen Kollegen,
  • 11:10 - 11:13
    die dieses faszinierende
    System erforscht haben.
  • 11:13 - 11:15
    Es zeigt, wie eine kleine Neuronengruppe
  • 11:15 - 11:17
    so viele Sachen machen kann,
  • 11:17 - 11:22
    wegen der Neuromodulation, die zu
    jedem Zeitpunkt stattfinden kann.
  • 11:22 - 11:24
    Grundsätzlich ist das eine
    zeitliche Mehrfachnutzung.
  • 11:24 - 11:27
    Nehmen wir ein Neuronennetzwerk
    mit einem Modulator.
  • 11:27 - 11:30
    Sie selektieren einen Zellsatz, um
    irgendein Verhalten auszulösen,
  • 11:30 - 11:33
    ein anderer Neuronenregler
    hat einen anderen Zellsatz
  • 11:33 - 11:35
    und Muster und Sie können sich denken,
  • 11:35 - 11:39
    dass dies in einem äußerst
    komplizierten System funktioniert.
  • 11:39 - 11:41
    Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte,
    dass Fliegen so etwas tun?
  • 11:41 - 11:44
    Lange Zeit wurde in meinem Labor
    und vielen anderen weltweit
  • 11:44 - 11:47
    das Verhalten der Fliegen in
    kleinen Flugsimulatoren erforscht.
  • 11:47 - 11:48
    Man bindet eine Fliege an ein Stöckchen
  • 11:48 - 11:51
    und misst die aerodynamischen Kräfte.
  • 11:51 - 11:53
    Sie können die Fliege
    ein Videospiel spielen lassen,
  • 11:53 - 11:57
    indem Sie sie in einer visuellen
    Anzeige herumfliegen lassen.
  • 11:57 - 12:00
    Hier sehen Sie eine kleine Sequenz.
  • 12:00 - 12:01
    Hier ist eine Fliege
  • 12:01 - 12:04
    und eine große Infrarotansicht
    der Fliege im Flugsimulator
  • 12:04 - 12:06
    und dieses Spiel hier findet die Fliege toll.
  • 12:06 - 12:09
    Sie lassen sie in die Richtung
    der kleinen Streifen bewegen
  • 12:09 - 12:11
    und sie wird es für immer tun.
  • 12:11 - 12:15
    Es ist Teil ihres visuellen
    Orientierungssystems.
  • 12:15 - 12:17
    Aber seit kurzem ist es möglich,
  • 12:17 - 12:22
    diese Verhaltensspielräume
    für die Physiologie zu modifizieren.
  • 12:22 - 12:25
    Diese Versuchsanordung hat eine
    meiner Postdoktoranden,
  • 12:25 - 12:27
    Gaby Maimon, jetzt an der
    Rockefeller University, entwickelt.
  • 12:27 - 12:29
    Es ist eigentlich ein Flugsimulator,
  • 12:29 - 12:32
    bei dem man eine Elektrode im Gehirn
  • 12:32 - 12:34
    der Fliege anbringen kann
    und dann eine Aufzeichnung
  • 12:34 - 12:38
    einer genetisch identifizierten
    Nervenzelle machen kann
  • 12:38 - 12:40
    Und so sieht ein solches Experiment aus:
  • 12:40 - 12:43
    Diese Sequenz ist von einer
    anderen Postdoktorandin,
  • 12:43 - 12:44
    Bettina Schnell.
  • 12:44 - 12:48
    Die grüne Spur unten ist das Membranpotential
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    einer Nervenzelle im Gehirn einer Fliege.
  • 12:50 - 12:53
    Die Fliege beginnt zu fliegen und man sieht sie
  • 12:53 - 12:56
    die Rotation des visuellen Musters mittels ihrer
  • 12:56 - 12:58
    Flügelbewegung kontrollieren.
  • 12:58 - 13:00
    Dieses visuelle Interneuron
  • 13:00 - 13:04
    reagiert auf die Flügelbewegung der Fliege.
  • 13:04 - 13:06
    Wir konnten also
    zum ersten Mal Nervenzellen
  • 13:06 - 13:09
    im Gehirn der Fliege aufzeichnen –
  • 13:09 - 13:13
    während sie ein anspruchsvolles
    Verhalten zeigt wie das Fliegen.
  • 13:13 - 13:15
    Und wir haben gelernt,
  • 13:15 - 13:18
    dass die Physiologie der Zellen,
    die wir jahrelang
  • 13:18 - 13:20
    bei ruhenden Fliegen erforschten,
  • 13:20 - 13:23
    nicht dieselbe wie bei den Zellen ist,
  • 13:23 - 13:25
    wenn die Fliegen sich aktiv verhalten,
  • 13:25 - 13:28
    also fliegen oder laufen usw.
  • 13:28 - 13:31
    Und warum ist diese Physiologie anders?
  • 13:31 - 13:33
    Wegen der Neuromodulatoren,
  • 13:33 - 13:37
    wie diese in den kleinen
    Nervenknoten der Krebse.
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    Hier sehen Sie das Octopamin-System.
  • 13:39 - 13:41
    Octopamin ist ein Neuromodulator,
  • 13:41 - 13:45
    der beim Flug und anderem Verhalten
    sehr wichtig zu sein scheint.
  • 13:45 - 13:48
    Aber dies ist nur einer von vielen
  • 13:48 - 13:49
    im Gehirn der Fliege.
  • 13:49 - 13:52
    Je mehr wir also von ihnen lernen,
  • 13:52 - 13:54
    desto mehr wird sich herausstellen,
    dass ihr Gehirn
  • 13:54 - 13:57
    nur eine große Version dieses
    Magennervenknotens ist.
  • 13:57 - 14:02
    Und das erklärt mit, warum es so viel
    mit so wenig Nervenzellen anstellen kann.
  • 14:02 - 14:04
    Eine andere Art von Mehrfachnutzung wäre
  • 14:04 - 14:06
    die räumliche Mehrfachnutzung:
  • 14:06 - 14:08
    verschiedene Teile der Nervenzelle
  • 14:08 - 14:10
    machen verschiedene Sachen gleichzeitig.
  • 14:10 - 14:12
    Hier sind zwei Arten von
    gewöhnlichen Nervenzellen
  • 14:12 - 14:14
    von Wirbeltieren und Wirbellosen,
  • 14:14 - 14:17
    eine menschliche pyramidenförmige
    Nervenzelle von Ramón y Cajal
  • 14:17 - 14:21
    und rechts davon eine
    nicht spikende Interneurone,
  • 14:21 - 14:25
    das Werk von Alan Watson
    und Malcolm Burrows.
  • 14:25 - 14:29
    Malcolm Burrows kam auf die interessante Idee,
  • 14:29 - 14:31
    die darauf basiert, dass
    die Nervenzelle einer Heuschrecke
  • 14:31 - 14:33
    keine Aktionspotentiale abfeuert.
  • 14:33 - 14:35
    Eine nicht spikende Zelle.
  • 14:35 - 14:38
    Eine typische Zelle wie die in unserem Gehirn
  • 14:38 - 14:41
    hat eine Region, die Dendriten,
    die den Input erhalten,
  • 14:41 - 14:43
    und dieser Input summiert sich
  • 14:43 - 14:46
    und wird Aktionspotentiale auslösen,
  • 14:46 - 14:48
    die dann unterhalb des Axons verlaufen und
  • 14:48 - 14:50
    all die Output-Areale der Nervenzelle aktivieren.
  • 14:50 - 14:53
    Aber nicht spikende Neuronen
    sind gerade sehr kompliziert,
  • 14:53 - 14:56
    denn sie können sowohl Input-
    als auch Output-Synapsen haben,
  • 14:56 - 15:00
    alle miteinander verzahnt
    und ohne alleiniges Aktionspotential,
  • 15:00 - 15:03
    das alle Outputs zur selben Zeit auslöst.
  • 15:03 - 15:07
    Vielleicht gibt es also Rechenabteilungen,
  • 15:07 - 15:11
    die den verschiedenen Teilen
    einer Nervenzelle erlauben,
  • 15:11 - 15:13
    verschiedene Dinge gleichzeitig zu tun.
  • 15:13 - 15:18
    Dies sind also Grundkonzepte
    der Mehrfachnutzung
  • 15:18 - 15:20
    sowohl zeitlich als auch räumlich.
  • 15:20 - 15:23
    Ich denke, diese Dinge treffen
    ebenso für unser Gehirn zu,
  • 15:23 - 15:26
    aber die Insekten sind
    darin die wahren Meister.
  • 15:26 - 15:29
    Ich hoffe also, dass Sie das nächste Mal
    anders über Insekten denken
  • 15:29 - 15:32
    und bitte denken Sie nach,
    bevor Sie sie zerquetschen.
  • 15:32 - 15:35
    (Applaus)
Title:
Michael Dickinson: Wie eine Fliege fliegt
Speaker:
Michael Dickinson
Description:

Die Flugfähigkeit eines Insektes ist vielleicht eine der größten Leistungen der Evolution. Michael Dickinson beobachtet, wie eine gewöhnliche Stubenfliege mit solch zarten Flügeln fliegt –einer cleveren Schlagbewegung sei dank und Flugmuskeln, die sowohl leistungsstark als auch wendig sind. Aber die geheime Zutat ist: das unglaubliche Gehirn der Fliege. (gefilmt in TEDxCaltech.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:55
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