< Return to Video

Stewart Brand: Aufbruch zur Umkehrung des Aussterbens. Sind Sie bereit?

  • 0:01 - 0:06
    Ausrottung ist Tod auf einer anderen Ebene.
  • 0:06 - 0:09
    Sie ist umfassender.
  • 0:09 - 0:12
    Das haben wir erst 1914 gemerkt,
  • 0:12 - 0:15
    als die letzte Wandertaube,
    ein Weibchen namens Martha,
  • 0:15 - 0:18
    im Zoo von Cincinnati starb.
  • 0:18 - 0:21
    Sie war einst die am weitesten
    verbreitete Vogelart weltweit,
  • 0:21 - 0:25
    und 6 Millionen Jahre lang
    in Nordamerika ansässig.
  • 0:25 - 0:28
    Plötzlich war sie weg.
  • 0:28 - 0:32
    Schwärme mit einer Breite von 1,5 km
    und einer Länge von 600 km
  • 0:32 - 0:35
    verdunkelten die Sonne.
  • 0:35 - 0:38
    Aldo Leopold bezeichnete sie
    als biologischen Sturm,
  • 0:38 - 0:41
    als geflügeltes Unwetter.
  • 0:41 - 0:43
    Und sie war tatsächlich eine Schlüsselart,
  • 0:43 - 0:47
    welche die östlichen Laubwälder bereicherte,
  • 0:47 - 0:50
    vom Mississippi zum Atlantik,
  • 0:50 - 0:53
    von Kanada bis hinunter zum Golf.
  • 0:53 - 0:56
    Aber in nur 2 Jahrzehnten schrumpfte
    die Art von 5 Milliarden auf Null.
  • 0:56 - 0:58
    Was war geschehen?
  • 0:58 - 1:00
    Sie wurde kommerziell gejagt.
  • 1:00 - 1:04
    Diese Vögel wurden wegen ihres Fleischs gejagt,
    das tonnenweise verkauft wurde.
  • 1:04 - 1:06
    Es war einfach. Wenn diese großen Schwärme
  • 1:06 - 1:08
    am Boden waren, waren sie so dicht,
  • 1:08 - 1:11
    dass hunderte von Jägern
    mit Flinten und Netzen kamen
  • 1:11 - 1:14
    und sie zu zehntausenden abschlachteten.
  • 1:14 - 1:17
    Die billigste Eiweißquelle in Amerika.
  • 1:17 - 1:19
    Am Ende des Jahrhunderts waren
  • 1:19 - 1:23
    diese wunderschönen Federkleider nur noch
    in den Schubladen der Museen zu finden.
  • 1:23 - 1:25
    Dieses Schicksal hat jedoch auch etwas Positives.
  • 1:25 - 1:27
    Man erkannte, dass den amerikanischen Bison
  • 1:27 - 1:30
    das gleiche Schicksal ereilen würde.
  • 1:30 - 1:33
    Somit retteten diese Vögel den Bison.
  • 1:33 - 1:35
    Aber viele weitere Tiere hatten weniger Glück.
  • 1:35 - 1:40
    Der Karolinasittich, z. B., eine Papageienart,
    erleuchtete die Gärten, bis er
  • 1:40 - 1:42
    wegen seiner Federn zu Tode gejagt war.
  • 1:42 - 1:45
    Es gab einen Vogel, den die Menschen
    an der Ostküste mochten, das Heidehuhn.
  • 1:45 - 1:48
    Es wurde geliebt. Man versuchte,
    es zu schützen. Es starb dennoch.
  • 1:48 - 1:51
    Eine lokale Zeitung schrieb:
    „Es gibt keine Überlebenden,
  • 1:51 - 1:56
    keine Zukunft, Leben wird in
    dieser Form nie wieder entstehen."
  • 1:56 - 1:59
    Mit diesen Vorfällen ist eine tiefe Tragik verbunden,
  • 1:59 - 2:01
    und es passierte mit vielen Vögeln,
    die die Menschen liebten.
  • 2:01 - 2:04
    Es passiert mit vielen Tieren.
  • 2:04 - 2:06
    Eine weitere Schlüsselart ist der berühmte
  • 2:06 - 2:08
    europäische Auerochse.
  • 2:08 - 2:11
    Kürzlich wurde ein Film über ihn gedreht.
  • 2:11 - 2:13
    Der Auerochse war wie der Bison.
  • 2:13 - 2:17
    Ein Tier, das dafür sorgte,
    dass die Wälder in Europa und Asien,
  • 2:17 - 2:22
    von Spanien bis nach Korea, mit Grasland
  • 2:22 - 2:24
    gemischt waren.
  • 2:24 - 2:26
    Belege für die Existenz dieses Tieres
  • 2:26 - 2:29
    reichen bis zu den Höhlenmalereien
    von Lascaux zurück.
  • 2:29 - 2:31
    Tiere sterben immer noch aus.
  • 2:31 - 2:34
    In Spanien gibt es
    den Pyrenäensteinbock.
  • 2:34 - 2:37
    Er starb im Jahr 2000 aus.
  • 2:37 - 2:40
    Es existierte ein tolles Tier, ein Beutelwolf,
  • 2:40 - 2:43
    genannt der Thylcinus oder Tasmanischer Tiger,
  • 2:43 - 2:45
    er lebte in Tasmanien.
  • 2:45 - 2:50
    Er wurde solange gejagt, bis nur noch
    ein paar in den Zoos übrig waren und starben.
  • 2:50 - 2:53
    Kurze Filmaufnahmen existieren.
  • 3:04 - 3:09
    Bedauern, Wut, Trauer.
  • 3:09 - 3:12
    Nicht trauern. Organisieren!
  • 3:12 - 3:16
    Stellen Sie sich vor, Sie fänden heraus,
    dass die DNA in den Museumsproben von
  • 3:16 - 3:19
    Fossilien, die bis zu 200.000 Jahre alt sind,
  • 3:19 - 3:21
    zur Wiederbelebung dieser Arten
    verwendet werden könnte.
  • 3:21 - 3:23
    Was würden Sie tun?
    Wo würden Sie anfangen?
  • 3:23 - 3:26
    Nun, zunächst müssen Sie wissen,
    ob die nötige Biotechnologie vorhanden ist.
  • 3:26 - 3:28
    Mein Ausgangspunkt war meine Frau, Ryan Phelan,
  • 3:28 - 3:31
    die das Biotechnologieunternehmen DNA Direct leitet,
  • 3:31 - 3:35
    sowie einer ihrer Kollegen, George Church,
  • 3:35 - 3:38
    einer der führenden Gentechniker,
  • 3:38 - 3:41
    der zufällig auch großer Fan
    der Wandertauben war,
  • 3:41 - 3:42
    und viel Vertrauen darin,
  • 3:42 - 3:44
    dass seine Methoden
  • 3:44 - 3:47
    tatsächlich ihren Zweck erfüllen würden.
  • 3:47 - 3:50
    Er und Ryan taten sich also
    zusammen und organisierten
  • 3:50 - 3:52
    eine Konferenz am Wyss-Institut in Harvard, an der
  • 3:52 - 3:57
    Wandertauben-Spezialisten,
    Vogelschützer und Bioethiker teilnahmen –
  • 3:57 - 4:01
    glücklicherweise war die DNA
    der Wandertaube bereits von einer
  • 4:01 - 4:04
    Molekularbiologin namens
    Beth Shapiro entschlüsselt.
  • 4:04 - 4:07
    Somit benötigte sie von
    den Proben im Smithsonian
  • 4:07 - 4:10
    nur ein bisschen Gewebe von den Fußzehen,
  • 4:10 - 4:13
    denn dort befindet sich die
    so genannte "ancient DNA".
  • 4:13 - 4:16
    Diese DNA ist sehr stark fragmentiert,
  • 4:16 - 4:21
    aber mit den guten Methoden heutzutage kann man
    im Grunde das ganze Genom zusammensetzen.
  • 4:21 - 4:23
    Die nächste Frage lautet: Lässt sich mit
  • 4:23 - 4:26
    diesem Genom der ganze Vogel nachbilden?
  • 4:26 - 4:28
    Laut George Church, ja.
  • 4:28 - 4:31
    In seinem Buch "Regenesis",
    das ich nur empfehlen kann,
  • 4:31 - 4:35
    schreibt er ein Kapitel über die Wissenschaft
    hinter der Wiederbelebung ausgestorbener Arten.
  • 4:35 - 4:36
    Er hat eine Maschine mit dem Namen
  • 4:36 - 4:40
    "Multiplex Automated Genome Engineering".
  • 4:40 - 4:41
    Es ist eine Art Evolutionsmaschine.
  • 4:41 - 4:44
    Man probiert Genkombinationen durch,
  • 4:44 - 4:47
    die auf Zellebene und dann in Organen
    auf einem Chip geschrieben werden.
  • 4:47 - 4:49
    Die richtigen können Sie dann in einen
  • 4:49 - 4:52
    lebenden Organismus geben. Es funktioniert.
  • 4:52 - 4:55
    Die Details hier auf einer von Georges
    berühmten unlesbaren Slides
  • 4:55 - 5:00
    zeigt dennoch, dass hier Präzision bis hinunter
  • 5:00 - 5:02
    zum individuellen Basenpaar herrscht.
  • 5:02 - 5:07
    Das Genom der Wandertaube
    enthält 1,3 Milliarden Basenpaare.
  • 5:07 - 5:10
    Jetzt können Sie eines der Gene
  • 5:10 - 5:13
    mit einer anderen Variation dieses Gens ersetzen.
  • 5:13 - 5:15
    Dies wird Allel genannt.
  • 5:15 - 5:18
    Das passiert bei der normalen Hybridisierung sowieso.
  • 5:18 - 5:21
    Wir haben hier also eine synthetische
    Hybridisierung des Genoms
  • 5:21 - 5:23
    einer ausgestorbenen Spezies
  • 5:23 - 5:26
    mit dem Genom des nächsten lebenden Verwandten.
  • 5:26 - 5:29
    George hat auch erwähnt, dass
  • 5:29 - 5:33
    seine Technologie, die der synthetischen Biologie,
  • 5:33 - 5:37
    gegenwärtig vier Mal schneller fortschreitet
    als nach Mooreschem Gesetz.
  • 5:37 - 5:41
    Dies ist der Fall seit 2005 und
    wird wohl auch so weiterlaufen.
  • 5:41 - 5:44
    Die nächste lebende Verwandte der Wandertaube
  • 5:44 - 5:47
    ist die Schuppenhalstaube. Sie sind zahlreich.
    Auch hier gibt es einige.
  • 5:47 - 5:51
    Genetisch betrachtet ist die
    Schuppenhalstaube zum Großteil
  • 5:51 - 5:53
    bereits eine lebende Wandertaube.
  • 5:53 - 5:56
    Nur einige Dinge sind rein für
    die Schuppenhalstaube spezifisch.
  • 5:56 - 5:59
    Ersetzt man diese mit denen der Wandertaube,
  • 5:59 - 6:03
    hat man das ausgestorbene Tier zurück, gurrend.
  • 6:03 - 6:05
    Hier ist Arbeit nötig.
  • 6:05 - 6:07
    Man muss genau die Gene finden, auf die es ankommt.
  • 6:07 - 6:10
    Man hat die Gene für den kurzen Schwanz
    bei der Schuppenhalstaube,
  • 6:10 - 6:13
    die Gene für den langen Schwanz bei der Wandertaube,
  • 6:13 - 6:16
    die für das rote Auge, die pfirsichfarbene Brust,
    das Schwarmverhalten usw.
  • 6:16 - 6:19
    Man addiert sie und das Ergebnis
    wird nicht perfekt sein.
  • 6:19 - 6:21
    Aber es sollte perfekt genug sein,
  • 6:21 - 6:24
    denn die Natur ist auch nicht perfekt.
  • 6:24 - 6:28
    Aus dieser Konferenz in Boston
    ergaben sich drei Dinge:
  • 6:28 - 6:32
    Ryan und ich gründeteten
    die gemeinnützige Organisation
  • 6:32 - 6:35
    "Revive and Restore", um das Aussterben
    generell weiter umzukehren
  • 6:35 - 6:38
    und dies auf verantwortungsvolle Weise.
  • 6:38 - 6:42
    Und unser Fokus liegt zunächst auf der Wandertaube.
  • 6:42 - 6:46
    Außerdem haben wir den jungen Akademiker Ben Novak,
  • 6:46 - 6:49
    der seit seinem 14. Lebensjahr
    von den Wandertauben fasziniert ist
  • 6:49 - 6:52
    und auch den Umgang mit aDNA
    gelernt hat und dann selbst
  • 6:52 - 6:55
    die Wandertaube mit finanzieller Unterstützung von
  • 6:55 - 6:58
    Familie und Freunden sequenzierte.
  • 6:58 - 7:00
    Wir haben ihn als Vollzeitkraft eingestellt.
  • 7:00 - 7:04
    In diesem Foto, das ich letztes Jahr
    am Smithsonian gemacht habe,
  • 7:04 - 7:06
    sieht er auf Martha herab,
  • 7:06 - 7:09
    die letzte lebende Wandertaube.
  • 7:09 - 7:12
    Hat er Erfolg, bleibt sie nicht die letzte.
  • 7:12 - 7:14
    Als drittes Ergebnis unserer Konferenz
    in Boston haben wir erkannt,
  • 7:14 - 7:16
    dass Wissenschaftler weltweit an
  • 7:16 - 7:18
    verschiedenen Formen zur Umkehrung
    des Aussterbens arbeiten,
  • 7:18 - 7:20
    sich aber nie kennengelernt hatten.
  • 7:20 - 7:22
    Auch National Geographic zeigte Interesse.
  • 7:22 - 7:25
    Denn National Geographic vertritt die Theorie, dass
  • 7:25 - 7:28
    es Entdeckung im letzten Jahrhundert
    hauptsächlich das Finden von Dingen beinhaltete.
  • 7:28 - 7:32
    In diesem Jahrhundert bedeutet Entdeckung
    das Herstellen von Dingen.
  • 7:32 - 7:34
    Die Umkehrung des Aussterbens
    fällt in diese Kategorie.
  • 7:34 - 7:38
    National Geographic hat diese Konferenz
    veranstaltet und gesponsert. Und 35 Wissenschaftler,
  • 7:38 - 7:41
    Umweltbiologen und Molekularbiologen,
  • 7:41 - 7:44
    trafen sich im Grunde erstmal,
    um ihre gegenseitige Arbeit kennenzulernen.
  • 7:44 - 7:47
    Einige dieser Umweltbiologen sind ziemlich radikal.
  • 7:47 - 7:50
    Drei von ihnen erschaffen nicht nur alte Arten wieder,
  • 7:50 - 7:53
    sondern ganze ausgestorbene Ökosysteme
  • 7:53 - 7:57
    in Nordsibirien, den Niederlanden und auf Hawaii.
  • 7:57 - 8:00
    Henri aus den Niederlanden,
  • 8:00 - 8:02
    seinen holländischen Nachnamen
    versuche ich gar nicht erst auszusprechen,
  • 8:02 - 8:04
    arbeitet an den Auerochsen.
  • 8:04 - 8:09
    Der Auerochse ist der Vorfahr aller Hausrinder
  • 8:09 - 8:14
    und dadurch ist sein Genom lebendig,
    nur ungleich verteilt.
  • 8:14 - 8:17
    Sie arbeiten also mit 7 Rassen primitiver,
  • 8:17 - 8:22
    robuster Rinder, wie dem Maremmana primitivo oben,
  • 8:22 - 8:25
    um mit der Zeit mithilfe
    der Kreuzungszucht zum Auerochsen
  • 8:25 - 8:27
    zu gelangen.
  • 8:27 - 8:30
    In Korea schreitet die Renaturierung schneller voran
  • 8:30 - 8:32
    als in Amerika
  • 8:32 - 8:36
    und daher ist geplant, diese zurückgewonnenen
    Wildgebiete in ganz Europa zu nutzen,
  • 8:36 - 8:39
    um den Auerochsen wieder einzuführen,
    damit er seine ursprüngliche Aufgabe erfüllen kann,
  • 8:39 - 8:41
    seine ökologische Rolle
  • 8:41 - 8:44
    innerhalb des etwas kahlen, dichten Waldes
  • 8:44 - 8:48
    artenreichere Lichtungen zu schaffen.
  • 8:48 - 8:50
    Eine weitere faszinierende Geschichte
  • 8:50 - 8:53
    hörten wir von Alberto Fernández-Arias.
  • 8:53 - 8:56
    Alberto arbeitete am Pyrenäensteinbock in Spanien.
  • 8:56 - 8:59
    Der letzte Pyrenäensteinbock, oder Bucardo,
    mit dem Namen Celia,
  • 8:59 - 9:04
    war noch lebendig, als sie gefangen wurde und
  • 9:04 - 9:06
    ihrem Ohr wurde Gewebe entnommen,
  • 9:06 - 9:09
    in flüssigem Stickstoff kryokonserviert,
  • 9:09 - 9:11
    und sie zurück in die Wildnis entlassen.
  • 9:11 - 9:15
    Einige Monate später wurde sie tot
    unter einem gefallenen Baum entdeckt.
  • 9:15 - 9:18
    Die DNA aus ihrem Ohr wurde entnommen,
  • 9:18 - 9:21
    als geklonte Einzelle in eine Ziege eingepflanzt,
  • 9:21 - 9:23
    die Schwangerschaft war erfolgreich
  • 9:23 - 9:25
    und ein lebender Baby-Pyrenäensteinbock war geboren.
  • 9:25 - 9:28
    Die erste Umkehrung des Aussterbens in der Geschichte.
  • 9:28 - 9:32
    (Applaus)
  • 9:32 - 9:33
    Es lebte nicht lange.
  • 9:33 - 9:37
    Zwischenartliche Klone leiden
    manchmal unter Atemproblemen.
  • 9:37 - 9:40
    Dieser hier hatte eine fehlgeformte Lunge
    und starb nach 10 Minuten,
  • 9:40 - 9:43
    aber Alberto war überzeugt davon,
  • 9:43 - 9:45
    dass das Klonen seitdem weiter fortgeschritten ist
  • 9:45 - 9:47
    und dass dieser Trend anhält, bis eines Tages
  • 9:47 - 9:49
    wieder Bucardos in den Bergen
  • 9:49 - 9:52
    Nordspaniens zu finden sein werden.
  • 9:52 - 9:56
    Ein eindrucksvoller Pioneer im Bereich
    der Kryokonservierung ist Oliver Ryder.
  • 9:56 - 9:58
    Im Zoo von San Diego, seinem gefrorenen Zoo,
  • 9:58 - 10:02
    hat er in den letzten 35 Jahren Gewebeproben von
  • 10:02 - 10:05
    über 1.000 Arten gesammelt.
  • 10:05 - 10:07
    Bei einer so niedrigen Temperatur
  • 10:07 - 10:10
    von -196 Grad Celsius
  • 10:10 - 10:12
    sind sowohl die Zellen als auch die DNS intakt.
  • 10:12 - 10:14
    Sie sind im Grunde wachstumsfähige Zellen.
  • 10:14 - 10:18
    Daher kann so jemand wie Bob Lanza
    von Advanced Cell Technology
  • 10:18 - 10:21
    eine Gewebeprobe einer bedrohten Art wie
  • 10:21 - 10:23
    dem Java-Banteng entnehmen, es einer Kuh einpflanzen,
  • 10:23 - 10:27
    die Kuh wird trächtig und geboren wird ein
  • 10:27 - 10:32
    lebendiger und gesunder kleiner Java-Banteng,
  • 10:32 - 10:35
    der sich bester Gesundheit erfreut und am Leben ist.
  • 10:35 - 10:38
    Das Aufregendste für Bob Lanza
  • 10:38 - 10:40
    ist die Möglichkeit, aus jeder Art von Zelle
  • 10:40 - 10:43
    mit induzierten, pluripotenten Stammzellen
  • 10:43 - 10:47
    Keimzellen wie Spermien und Eizellen zu schaffen.
  • 10:47 - 10:49
    Nun zu Mike McGrew,
  • 10:49 - 10:53
    einem Wissenschaftler am
    Roslin-Institut in Schottland,
  • 10:53 - 10:55
    und Mike vollbringt wahre Wunder an Vögeln.
  • 10:55 - 10:59
    Er entnimmt etwa einem Falken
    Hautzellen, sog. Fibroblast,
  • 10:59 - 11:01
    und wandelt sie in induzierte,
    pluripotente Stammzellen.
  • 11:01 - 11:05
    Sie sind so pluripotent,
    dass sie zu Keimplasma werden.
  • 11:05 - 11:07
    Dann pflanzt er das Keimplasma
  • 11:07 - 11:11
    in den Embryo eines Hühnereis
  • 11:11 - 11:14
    und das Huhn hat dann im Grunde
  • 11:14 - 11:16
    die Keimdrüsen eines Falken.
  • 11:16 - 11:18
    Hat man davon je eine männliche
    und eine weibliche,
  • 11:18 - 11:20
    erhält man Falken.
  • 11:20 - 11:22
    (Lachen)
  • 11:22 - 11:28
    Echte Falken aus leicht frisierten Hühnern.
  • 11:28 - 11:30
    Ben Novak war der jüngste
    wissenschaftliche Teilnehmer.
  • 11:30 - 11:32
    Er zeigte uns, wie all dies in Zusammenhang
    gebracht werden kann.
  • 11:32 - 11:35
    In dieser Abfolge: Er verbindet die Genome
  • 11:35 - 11:37
    der Schuppenhalstaube und der Wandertaube,
  • 11:37 - 11:40
    mit der Methode von George Church
  • 11:40 - 11:43
    erhält er die DNS der Wandertaube,
  • 11:43 - 11:45
    mit der Methode von Robert Lanza
    und Michael McGrew
  • 11:45 - 11:48
    pflanzt er diese DNS in
    die Keimdrüsen der Hühner ein
  • 11:48 - 11:52
    und aus diesen Keimdrüsen
    gewinnt er Taubeneier, Jungtauben,
  • 11:52 - 11:55
    und schließlich eine Population von Wandertauben.
  • 11:55 - 11:57
    Dabei kommt die Frage auf,
  • 11:57 - 11:59
    wie diese Wandertauben
    ihr spezifisches Verhalten lernen,
  • 11:59 - 12:02
    ohne Wandertauben als Eltern zu haben.
  • 12:02 - 12:04
    Wie geht man damit um?
  • 12:04 - 12:07
    Nun, Vögel sind ziemlich gut programmiert,
  • 12:07 - 12:09
    das meiste ist schon in ihrer DNS enthalten.
  • 12:09 - 12:12
    Aber zur Ergänzung schlug Ben vor,
  • 12:12 - 12:14
    Brieftauben zu verwenden,
  • 12:14 - 12:17
    um den jungen Wandertauben
    das Schwärmen zu zeigen,
  • 12:17 - 12:19
    und wie sie ihre alten Brutplätze
  • 12:19 - 12:23
    und Futterplätze finden.
  • 12:23 - 12:24
    Es gab einige Umweltschützer,
  • 12:24 - 12:27
    darunter wirklich berühmte, wie Stanley Temple,
  • 12:27 - 12:30
    einer der Begründer des Schutzes
    der biologischen Vielfalt,
  • 12:30 - 12:35
    und Kate Jones from IUCN,
    verantwortlich für die Rote Liste.
  • 12:35 - 12:37
    Sie sind von all dem hier sehr angetan,
  • 12:37 - 12:39
    aber sie äußerten auch Bedenken, dass dies
  • 12:39 - 12:42
    in Konflikt stehen könnte mit
    den sehr wichtigen Bemühungen,
  • 12:42 - 12:44
    noch lebende, bedrohte Arten zu schützen,
  • 12:44 - 12:46
    die noch nicht ausgestorben sind.
  • 12:46 - 12:49
    Man will zum Schutz der Arten dort draußen arbeiten.
  • 12:49 - 12:53
    Man will den Markt für Elfenbein in Asien auflösen,
  • 12:53 - 12:57
    damit nicht jedes Jahr
    25.000 Elefanten dafür getötet werden.
  • 12:57 - 13:00
    Gleichzeitig sind sich die Schützer
    der biologischen Vielfalt bewusst,
  • 13:00 - 13:02
    dass schlechte Nachrichten
    die Menschen deprimieren.
  • 13:02 - 13:05
    Daher ist die Rote Liste sehr wichtig,
    denn sie zeichnet auf,
  • 13:05 - 13:08
    welche Arten gefährdet,
    stark gefährdet usw. sind.
  • 13:08 - 13:11
    Aber sie werden in Kürze
    eine Grüne Liste erstellen,
  • 13:11 - 13:16
    auf dieser werden die Arten
    verzeichnet sein, denen es gut geht,
  • 13:16 - 13:18
    Arten, die einst gefährdet waren,
    so wie der Weißkopfseeadler,
  • 13:18 - 13:22
    aber die dank gemeinnütziger Arbeit
    wieder zahlreicher sind,
  • 13:22 - 13:24
    sowie geschützte Gebiete weltweit,
  • 13:24 - 13:26
    die sehr, sehr gut verwaltet werden.
  • 13:26 - 13:30
    Sie werden also lernen, wie man
    etwas auf guten Nachrichten aufbaut.
  • 13:30 - 13:33
    Und das Wiederbeleben ausgestorbener Arten
  • 13:33 - 13:36
    ist so eine gute Nachricht,
    auf der sich aufbauen lässt.
  • 13:36 - 13:39
    Ein paar Beispiele dazu:
  • 13:39 - 13:42
    Fortpflanzung in Gefangenschaft wird bei
    der Wiederbelebung dieser Arten wesentlich:
  • 13:42 - 13:46
    1987 gab es nur 22 Exemplare
    des kalifornischen Kondors.
  • 13:46 - 13:47
    Jeder dachte, es wäre vorbei mit ihm.
  • 13:47 - 13:50
    Aber dank eines Zuchtprogramms
    im Zoo von San Diego
  • 13:50 - 13:54
    gibt es jetzt 405 von ihnen,
    226 davon in der Wildnis.
  • 13:54 - 13:58
    Diese Technologie wird auch
    bei wiederbelebten Tieren Anwendung finden.
  • 13:58 - 14:02
    Eine weitere Erfolgsgeschichte:
    der Berggorilla in Zentralafrika.
  • 14:02 - 14:05
    1981 war sich Dian Fossey sicher,
    dass sie aussterben würden.
  • 14:05 - 14:07
    Nur 254 waren übrig.
  • 14:07 - 14:11
    Heute sind es 880.
    Ihre Bevölkerung wächst um
  • 14:11 - 14:13
    drei Prozent pro Jahr an.
  • 14:13 - 14:16
    Dahinter steckt ein Programm
    zum Öko-Tourismus,
  • 14:16 - 14:18
    das einfach brillant ist.
  • 14:18 - 14:21
    Dieses Foto wurde letzten Monat von Ryan mit
  • 14:21 - 14:23
    ihrem iPhone geschossen.
  • 14:23 - 14:28
    So wohl fühlen sich diese wilden
    Gorillas in der Nähe von Besuchern.
  • 14:28 - 14:31
    Ein weiteres interessantes Projekt,
    das noch etwas Unterstützung braucht,
  • 14:31 - 14:33
    ist das der Breitmaulnashörner.
  • 14:33 - 14:35
    Es sind keine Zuchtpaare mehr übrig.
  • 14:35 - 14:37
    Aber für dieses Tier
  • 14:37 - 14:42
    gibt es eine Reihe verschiedener DNS
    im gefrorenen Zoo.
  • 14:42 - 14:44
    Mit ein bisschen Klonen
    kann man sie zurückbringen.
  • 14:44 - 14:47
    Wohin nun?
  • 14:47 - 14:48
    Dies waren bisher alles private Treffen.
  • 14:48 - 14:51
    Es ist jetzt an der Zeit, dieses Thema
    der Öffentlichkeit vorzustellen.
  • 14:51 - 14:52
    Was denken die Leute darüber?
  • 14:52 - 14:54
    Wollen Sie ausgerottete Arten zurück haben?
  • 14:54 - 14:57
    Wollen Sie das?
  • 14:57 - 15:03
    (Applaus)
  • 15:03 - 15:05
    Goldlöckchen kommt gleich angeflattert.
  • 15:05 - 15:06
    Ein fast magischer Augenblick,
  • 15:06 - 15:09
    denn wovon sind die Leute hier so begeistert?
  • 15:09 - 15:11
    Welche Bedenken haben sie?
  • 15:11 - 15:13
    Wir werden also weiter
    an der Wandertaube arbeiten.
  • 15:13 - 15:17
    Ben Novak tritt in diesem Moment der Gruppe
  • 15:17 - 15:20
    von Beth Shapiro am UC Santa Cruz bei.
  • 15:20 - 15:22
    Sie arbeiten an den Genomen
  • 15:22 - 15:24
    der Wandertaube und der Schuppenhalstaube.
  • 15:24 - 15:28
    Die gewonnenen Daten werden
    dann an George Church gesendet,
  • 15:28 - 15:32
    er führt seine Tricks durch und
    erhält daraus die DNS der Wandertaube.
  • 15:32 - 15:35
    Dann werden wir mithilfe
    von Bob Lanza und Mike McGrew
  • 15:35 - 15:38
    die DNS in Keimplasma umwandeln,
    welches dann in Hühner
  • 15:38 - 15:40
    eingepflanzt wird, die Wandertauben ausbrüten,
  • 15:40 - 15:43
    die dann von Schuppenhalstauben
    herangezogen werden
  • 15:43 - 15:45
    und ab dann werden sich
    die Wandertauben selbst fortpflanzen,
  • 15:45 - 15:48
    vielleicht für die nächsten sechs Millionen Jahre.
  • 15:48 - 15:50
    Sobald der Prozess erschwinglicher wird,
    kann er auch mit dem
  • 15:50 - 15:54
    Karolinasittich, dem Riesenalk,
  • 15:54 - 15:56
    dem Heidehuhn, dem Elfenbeinspecht,
  • 15:56 - 15:59
    dem Eskimo-Brachvogel,
    der karibischen Mönchsrobbe
  • 15:59 - 16:01
    oder dem Wollhaarmammut wiederholt werden.
  • 16:01 - 16:04
    Denn in den letzten
    10.000 Jahren haben die Menschen
  • 16:04 - 16:07
    ein großes Loch in der Natur hinterlassen.
  • 16:07 - 16:09
    Jetzt haben wir die Möglichkeit,
  • 16:09 - 16:14
    und fast moralische Verpflichtung, diesen Schaden
    zumindest teilweise wieder zu beheben.
  • 16:14 - 16:18
    Dies wird zum Großteil durch die Ausweitung und
    den Schutz von Naturgebieten geschehen,
  • 16:18 - 16:20
    durch die Ausbreitung und den Schutz
  • 16:20 - 16:25
    des Bestands bedrohter Arten.
  • 16:25 - 16:27
    Aber einige Arten,
  • 16:27 - 16:32
    die wir ausgelöscht haben,
  • 16:32 - 16:35
    können wir vielleicht zurückbringen
  • 16:35 - 16:38
    in eine Welt, die sie vermisst.
  • 16:38 - 16:41
    Vielen Dank.
  • 16:41 - 16:52
    (Applaus)
  • 16:52 - 16:54
    Chris Anderson: Vielen Dank.
  • 16:54 - 16:55
    Ich habe eine Frage.
  • 16:55 - 17:00
    Dies ist ein emotionales Thema.
    Einige Leute sind aufgestanden.
  • 17:00 - 17:03
    Ich denke, dass hier draußen einige Leute sitzen
  • 17:03 - 17:06
    und sich quälende Fragen stellen, fast, über,
  • 17:06 - 17:08
    nun, waaaarten Sie mal kurz,
  • 17:08 - 17:11
    irgendetwas ist mit der Menschheit falsch,
  • 17:11 - 17:15
    wenn wir uns dergestalt in die Natur einmischen.
  • 17:15 - 17:18
    Das wird unbeabsichtigte Konsequenzen haben.
  • 17:18 - 17:21
    Wir werden eine Büchse der Pandora öffnen
    und darin befindet sich
  • 17:21 - 17:25
    wer-weiß-was. Ist da was dran?
  • 17:25 - 17:26
    Stewart Brandl: Wir haben uns zuerst
  • 17:26 - 17:30
    sehr stark eingemischt, indem
    wir diese Tiere ausgerottet haben,
  • 17:30 - 17:32
    von denen viele sehr wichtige Arten waren,
  • 17:32 - 17:35
    und wir haben ihr gesamtes Ökosystem zerstört,
  • 17:35 - 17:37
    indem wir sie haben aussterben lassen.
  • 17:37 - 17:39
    Jetzt haben wir ein leicht abgeändertes Grundproblem,
  • 17:39 - 17:41
    wenn diese Tiere nämlich zurückkommen,
  • 17:41 - 17:43
    könnten sie einige der dort vorhandenen Vögel ersetzen,
  • 17:43 - 17:46
    die die Menschen kennen und lieben.
  • 17:46 - 17:48
    Ich glaube, das ist Teil unserer Arbeitsweise.
  • 17:48 - 17:51
    Dies ist ein langer und langsamer Prozess.
  • 17:51 - 17:53
    Mir gefällt daran, dass es eine
    generationenübergreifende Aufgabe ist.
  • 17:53 - 17:55
    Wir werden das Wollhaarmammut zurückbringen.
  • 17:55 - 17:57
    C. A.: Sowohl das Gespräch als auch das
  • 17:57 - 18:00
    Potential hier sind sehr aufregend.
  • 18:00 - 18:01
    Vielen Dank für Ihren Vortrag. S. B.: Danke.
  • 18:01 - 18:04
    C. A.: Vielen Dank. (Applaus)
Title:
Stewart Brand: Aufbruch zur Umkehrung des Aussterbens. Sind Sie bereit?
Speaker:
Stewart Brand
Description:

Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben wir eine Art nach der anderen ausgerottet: die Wandertauben, den nordamerikanischen östlichen Puma, den Dodo, ... Aber jetzt, so Stewart Brand, verfügen wir über die Technologie (und Biologie), Tierarten, die von der Menschheit ausgerottet wurden, zurückzubringen. Sollen wir das wirklich tun? Und wenn ja, welche? Er stellt eine wichtige Frage, deren Antwort wir schon näher auf der Spur sind, als Sie vielleicht annehmen.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:24

German subtitles

Revisions