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Warum großartige Architektur eine Geschichte erzählen sollte

  • 0:01 - 0:03
    Während des letzten Jahrhunderts
  • 0:03 - 0:06
    stand die Architektur im Bann
    einer berühmten Lehre.
  • 0:06 - 0:10
    "Form folgt Funktion" war das
    ehrgeizige Manifest der Moderne
  • 0:10 - 0:12
    und ein schädliches Korsett,
  • 0:12 - 0:15
    weil es die Architektur
    von der Ornamentik befreite,
  • 0:15 - 0:20
    aber es zu utilitaristischer Strenge
    und reduziertem Nutzen verurteilte.
  • 0:20 - 0:23
    Natürlich geht es bei
    Architektur um Funktion,
  • 0:23 - 0:27
    aber ich möchte an eine Neufassung
    dieser Phrase von Bernard Tschumi erinnern
  • 0:27 - 0:30
    und eine ganz andere
    Eigenschaft vorschlagen.
  • 0:31 - 0:33
    Wenn Form der Fiktion folgt,
  • 0:34 - 0:38
    könnten wir uns Architektur und Gebäude
    als Räume aus Geschichten denken --
  • 0:38 - 0:40
    Geschichten der Menschen, die dort leben,
  • 0:40 - 0:43
    der Menschen, die in
    diesen Gebäuden arbeiten.
  • 0:43 - 0:47
    Wir können uns die Erlebnisse vorstellen,
    die unsere Gebäude erschaffen.
  • 0:48 - 0:51
    In diesem Sinne
    interessiere ich mich für Fiktion,
  • 0:51 - 0:54
    nicht als das Unwahrscheinliche,
    sondern als das Wirkliche,
  • 0:54 - 0:57
    als die reale Bedeutung
    der Architektur für die Menschen,
  • 0:57 - 0:59
    die darin und damit leben.
  • 1:00 - 1:02
    Unsere Gebäude sind
    Prototypen, Vorstellungen,
  • 1:02 - 1:06
    wie anders Lebens- und
    Arbeitsräume sein können
  • 1:07 - 1:10
    und wie ein Kulturraum oder
    Medienraum heute aussehen kann.
  • 1:11 - 1:13
    Unsere Gebäude sind real;
    sie werden gebaut.
  • 1:13 - 1:15
    Sie sind eine klare Auseinandersetzung
  • 1:15 - 1:19
    mit physischer Realität und
    konzeptioneller Möglichkeit.
  • 1:20 - 1:24
    Ich betrachte unsere Architektur
    als organisatorische Strukturen.
  • 1:24 - 1:28
    In ihrem Inneren liegt,
    wie ein System, strukturelles Denken:
  • 1:28 - 1:31
    Wie können wir Dinge
    sowohl auf funktionelle
  • 1:31 - 1:34
    als auch experimentelle Weise ordnen?
  • 1:34 - 1:36
    Wie können wir Strukturen schaffen,
  • 1:36 - 1:40
    die eine Reihe von Beziehungen
    und Erzählungen hervorbringen?
  • 1:40 - 1:41
    Und wie können fiktive Geschichten
  • 1:41 - 1:44
    der Bewohner und Nutzer unserer Gebäude
  • 1:44 - 1:46
    die Architektur formen,
  • 1:46 - 1:50
    während die Architektur gleichzeitig
    diese Geschichten formt?
  • 1:50 - 1:52
    Hier kommt der zweite Begriff ins Spiel,
  • 1:52 - 1:55
    den ich "narrative Mischformen" nenne:
  • 1:55 - 1:57
    Strukturen mehrerer
    zeitgleicher Geschichten,
  • 1:57 - 2:01
    die sich durch die Gebäude
    entfalten, die wir schaffen.
  • 2:01 - 2:06
    Wir können uns Architektur als
    komplexe Beziehungssysteme vorstellen,
  • 2:06 - 2:08
    sowohl auf programmatische
    und funktionelle Weise
  • 2:09 - 2:14
    als auch auf empirische,
    emotionelle oder soziale Weise.
  • 2:15 - 2:18
    Das ist die Sendezentrale
    von Chinas Staatsfernsehen,
  • 2:18 - 2:21
    die ich zusammen mit Rem Koolhaas
    bei OMA entworfen habe.
  • 2:22 - 2:26
    Als ich 2002 zum ersten Mal in Peking war,
    zeigten uns die Stadtplaner dieses Bild:
  • 2:26 - 2:28
    ein Wald aus hunderten Wolkenkratzern,
  • 2:28 - 2:30
    der in der Innenstadt entstehen sollte.
  • 2:30 - 2:33
    Allerdings gab es damals
    erst wenige davon.
  • 2:33 - 2:37
    Wir mussten in einem Kontext planen,
    über den wir fast nichts wussten,
  • 2:37 - 2:40
    außer dass sich alles
    um Vertikalität dreht.
  • 2:40 - 2:43
    Natürlich sind Wolkenkratzer vertikal --
  • 2:43 - 2:45
    sie sind eine äußerst
    hierarchische Struktur --
  • 2:45 - 2:48
    an der Spitze immer das Beste,
    unten das Schlechteste,
  • 2:48 - 2:51
    und scheinbar je höher, desto besser.
  • 2:52 - 2:53
    Wir fragten uns,
  • 2:53 - 2:56
    ob es bei einem Gebäude um eine
    ganz andere Qualität gehen könnte.
  • 2:56 - 3:00
    Könnte diese die Hierarchie aufbrechen
    und ein System sein,
  • 3:00 - 3:03
    bei dem Zusammenarbeit
    wichtiger als Isolation ist?
  • 3:03 - 3:06
    Wir haben diese Nadel zurückgebogen
  • 3:06 - 3:09
    in eine Schleife verbundener Aktivitäten.
  • 3:10 - 3:13
    Unser Konzept war es, alles,
    was mit Fernsehen zu tun hat,
  • 3:13 - 3:17
    in einer einzigen Struktur unterzubringen:
    Nachrichten, Produktion, Sendung,
  • 3:17 - 3:19
    Recherche und Schulung, Verwaltung --
  • 3:19 - 3:23
    alles in einem Kreislauf
    miteinander verbundener Aktivitäten,
  • 3:23 - 3:27
    um sich durch Austausch und
    Zusammenarbeit begegnen zu können.
  • 3:28 - 3:30
    Ich mag dieses Bild immer noch sehr.
  • 3:30 - 3:33
    Es erinnert an Biologiestunden
    in der Schule, wo man den Körper
  • 3:33 - 3:36
    mit allen Organen und Kreisläufen sieht.
  • 3:36 - 3:40
    Plötzlich stellt man sich Architektur
    nicht länger als gebautes Material vor,
  • 3:40 - 3:42
    sondern als Organismus, als Lebensform.
  • 3:42 - 3:45
    Beim Zerlegen dieses Organismus
  • 3:45 - 3:50
    kann man eine Reihe hauptsächlich
    technischer Gruppen erkennen --
  • 3:50 - 3:53
    Programmerstellung,
    Sendezentrum und Nachrichten.
  • 3:53 - 3:56
    Diese sind eng mit sozialen
    Gruppen verflochten:
  • 3:56 - 3:59
    Konferenzräume, Kantinen,
    Kommunikationszonen --
  • 3:59 - 4:03
    informelle Räume, wo sich Leute
    treffen und austauschen können.
  • 4:03 - 4:07
    Die Organisationsstruktur dieses
    Gebäudes war eine Mischform
  • 4:08 - 4:10
    aus Technischem und Sozialem,
  • 4:10 - 4:12
    Menschlichem und Performativen.
  • 4:12 - 4:16
    Natürlich nutzten wir die Schleife
    des Gebäudes als Kreislaufsystem,
  • 4:16 - 4:20
    um alles zu verketten und es
    Besuchern und Mitarbeitern zu erlauben,
  • 4:20 - 4:24
    diese verschiedenen Funktionen
    in einer großen Einheit zu erleben.
  • 4:25 - 4:28
    Mit 473 000 Quadratmetern
  • 4:28 - 4:31
    ist es eines der größten Gebäude der Welt.
  • 4:31 - 4:34
    Dort halten sich über 10 000 Menschen auf.
  • 4:34 - 4:38
    Dieses Ausmaß übersteigt natürlich
    das Verständnis vieler Dinge
  • 4:38 - 4:40
    und das typische Ausmaß von Architektur.
  • 4:40 - 4:42
    Daher unterbrachen wir die Arbeit,
  • 4:42 - 4:46
    schnitten 10 000 kleine Stöckchen
    zurecht und klebten sie auf ein Modell,
  • 4:46 - 4:50
    nur um uns diese Menge zu verdeutlichen.
  • 4:51 - 4:53
    Aber natürlich ist es keine Zahl,
  • 4:53 - 4:58
    sondern es handelt sich um Menschen,
    um eine Gemeinschaft, die darin lebt.
  • 4:58 - 5:02
    Um beides zu begreifen und
    diese Architektur zu formen,
  • 5:02 - 5:05
    ermittelten wir fünf
    hypothetische Figuren,
  • 5:05 - 5:10
    folgten ihnen durch ihren Tag
    in diesem Gebäude und dachten uns aus,
  • 5:10 - 5:13
    wo sie sich treffen
    und was sie erleben würden.
  • 5:13 - 5:16
    Auf diese Weise konnte das Gebäude
    gescriptet und entworfen,
  • 5:16 - 5:18
    aber auch Erfahrung kommuniziert werden.
  • 5:18 - 5:21
    Dies gehörte zu einer Ausstellung
    im Museum of Modern Art
  • 5:21 - 5:24
    in New York und in Peking.
  • 5:25 - 5:27
    Dies ist der Hauptregieraum.
  • 5:27 - 5:29
    Diese technische Anlage ist so groß,
  • 5:29 - 5:33
    dass sie über 200 Sender
    gleichzeitig ausstrahlen kann.
  • 5:34 - 5:37
    Und so sieht das Gebäude
    heute in Peking aus.
  • 5:38 - 5:41
    Die erste Livesendung waren die
    Olympischen Spiele 2012 in London,
  • 5:41 - 5:46
    nachdem das Gebäude außen für
    die Spiele in Peking fertiggestellt war.
  • 5:46 - 5:50
    Sie können an der äußersten Spitze
    dieses 75 Meter langen Kragarms
  • 5:50 - 5:52
    drei kleine Kreise erkennen.
  • 5:52 - 5:55
    Sie gehören zu einem öffentlich
    zugänglichen Rundgang um das Gebäude.
  • 5:55 - 5:58
    Sie sind aus Glas, man kann darauf stehen
  • 5:58 - 6:02
    und beobachten, wie sich die Stadt
    langsam unter einem fortbewegt.
  • 6:04 - 6:07
    Das Gebäude wurde
    Teil des Alltags in Peking.
  • 6:07 - 6:08
    Es ist dort.
  • 6:08 - 6:11
    Es wurde auch zu einer beliebten Kulisse
  • 6:11 - 6:13
    für Hochzeitsfotos.
  • 6:13 - 6:16
    (Gelächter)
  • 6:18 - 6:22
    Der wichtigste Augenblick
    ist vielleicht immer noch dieser:
  • 6:22 - 6:24
    "That's Beijing" ähnelt "Time Out",
  • 6:24 - 6:29
    eine Zeitschrift, die wöchentlich über
    die Ereignisse in der Stadt berichtet.
  • 6:29 - 6:33
    Plötzlich erscheint das Gebäude
    nicht länger als etwas Physisches,
  • 6:33 - 6:35
    sondern als städtischer Akteur,
  • 6:35 - 6:40
    als Teil einer Reihe von Personen,
    die das Leben der Stadt bestimmen.
  • 6:41 - 6:46
    Architektur übernimmt plötzlich
    die Eigenschaften eines Akteurs,
  • 6:46 - 6:50
    von etwas, das Geschichten
    schreibt und aufführt.
  • 6:51 - 6:55
    Das könnte eine der Hauptbedeutungen sein,
  • 6:55 - 6:56
    an die wir glauben.
  • 6:56 - 6:59
    Aber zu diesem Gebäude gibt es
    noch eine andere Geschichte.
  • 6:59 - 7:02
    Es ist die Geschichte der Menschen,
    die es gebaut haben --
  • 7:02 - 7:05
    400 Ingenieure und Architekten,
    die ich geleitet habe,
  • 7:05 - 7:07
    über fast zehn Jahre
    gemeinsamer Arbeit hinweg,
  • 7:07 - 7:10
    in denen wir zusammen
    das Gebäude digital generiert,
  • 7:10 - 7:12
    seine Realität verbildlicht
  • 7:12 - 7:16
    und es schließlich in China
    fertiggestellt haben.
  • 7:18 - 7:22
    Dies ist ein großzügig angelegtes
    Wohnhausprojekt in Singapur.
  • 7:23 - 7:27
    In Singapur, wie in fast ganz Asien,
    und zunehmend auf der ganzen Welt
  • 7:27 - 7:30
    dominiert natürlich das Hochhaus.
  • 7:30 - 7:35
    Diese Typologie erzeugt
    eher Isolation als Verbundenheit.
  • 7:35 - 7:38
    Ich wollte wissen, wie wir über
    Wohnen nachdenken können,
  • 7:38 - 7:42
    nicht nur hinsichtlich Privatsphäre,
    unserer Individualität
  • 7:42 - 7:43
    und unserer Wohnung,
  • 7:43 - 7:46
    sondern als Konzept eines Kollektivs?
  • 7:46 - 7:50
    Wie können wir über die Schaffung
    eines gemeinsamen Umfeldes nachdenken,
  • 7:50 - 7:54
    in dem es genauso wichtig ist,
    Dinge zu teilen wie sie zu besitzen?
  • 7:55 - 7:59
    Die Standardantwort auf diese Frage --
    wir mussten 1 040 Wohnungen entwerfen --
  • 7:59 - 8:01
    hätte so ausgesehen:
  • 8:01 - 8:04
    eine von der Planungsbehörde
    erlassene Obergrenze von 24 Etagen,
  • 8:04 - 8:07
    12 Türme mit nichts
    als Restfläche dazwischen --
  • 8:07 - 8:10
    ein sehr dichtes System, das,
    auch wenn das Hochhaus einen isoliert,
  • 8:10 - 8:14
    keine Privatsphäre erlaubt,
    weil man so nahe beieinander wohnt,
  • 8:14 - 8:18
    dass die Qualität eines solchen
    Gebäudes fragwürdig wäre.
  • 8:18 - 8:23
    Daher schlug ich vor, die Hochhäuser
    zu kippen, sie horizontal auszurichten
  • 8:23 - 8:25
    und sie aufeinander zu stellen.
  • 8:25 - 8:27
    Von der Seite sieht es
    ein wenig willkürlich aus.
  • 8:27 - 8:30
    Aus der Vogelperspektive jedoch
  • 8:30 - 8:35
    kann man in der organisatorischen Struktur
    sechseckige Raster erkennen,
  • 8:35 - 8:38
    in denen diese horizontalen Bausteine
    aufeinander gestapelt sind,
  • 8:39 - 8:44
    um riesige Innenhöfe zu schaffen --
    zentrale Räume für die Gemeinschaft,
  • 8:44 - 8:47
    geplant mit einer Vielfalt
    an Einrichtungen und Funktionen.
  • 8:48 - 8:51
    Man sieht, dass diese Höfe keine
    hermetisch abgeschlossenen Räume sind.
  • 8:51 - 8:54
    Sind sind offen, durchlässig
    und miteinander verbunden.
  • 8:54 - 8:56
    Wir nannten das Projekt "The Interlace",
  • 8:56 - 8:59
    weil wir Menschen und Plätze
  • 8:59 - 9:02
    gleichsam miteinander
    verflechten und koppeln wollten.
  • 9:03 - 9:05
    Bei der genauen Qualität unserer Entwürfe
  • 9:05 - 9:09
    ging es darum, den Raum zu beleben
    und ihn den Bewohnern zu geben.
  • 9:09 - 9:11
    Eigentlich war es ein System,
  • 9:11 - 9:14
    in dem wir primär
    gemeinschaftlich genutzte Räume
  • 9:14 - 9:19
    zu überwiegend individuell und
    privat genutzten Räumen stapelten.
  • 9:19 - 9:21
    So würden wir ein Spektrum
  • 9:21 - 9:24
    zwischen Kollektiv und Individuum öffnen.
  • 9:24 - 9:25
    Ein wenig Mathematik:
  • 9:25 - 9:28
    Wenn wir von den gesamten
    Grünflächen am Boden
  • 9:28 - 9:30
    den Grundriss der Gebäude abziehen
  • 9:30 - 9:33
    und das Grün aller Terrassen
    wieder dazu zählen,
  • 9:34 - 9:36
    hätten wir 112 % Grünflächen,
  • 9:36 - 9:38
    also mehr Natur als ohne
    den Bau eines Gebäudes.
  • 9:38 - 9:42
    Natürlich zeigt Ihnen diese Rechnung,
  • 9:42 - 9:45
    dass wir den verfügbaren
    Raum multiplizieren.
  • 9:46 - 9:49
    Das ist der 13. Stock
    einer dieser Terrassen.
  • 9:49 - 9:54
    Sie sehen neue Bezugsebenen,
    neue Flächen für soziale Aktivitäten.
  • 9:55 - 9:58
    Wir haben sehr
    auf Nachhaltigkeit geachtet.
  • 9:58 - 10:02
    In den Tropen achtet man
    am meisten auf die Sonne
  • 10:02 - 10:05
    und man sucht regelrecht
    Schutz vor der Sonne.
  • 10:05 - 10:08
    Wir wiesen zuerst nach, dass alle
    Wohnungen das ganze Jahr über
  • 10:08 - 10:10
    genug Tageslicht haben.
  • 10:10 - 10:13
    Dann optimierten wir
    die Verglasung der Fassaden,
  • 10:13 - 10:15
    um den Energieverbrauch
    des Gebäudes zu minimieren.
  • 10:16 - 10:18
    Insbesondere aber konnten wir beweisen,
  • 10:18 - 10:21
    dass durch die Geometrie
    des Gebäudeentwurfs
  • 10:21 - 10:24
    das Gebäude selbst genug Schatten
    in den Höfen spenden würde,
  • 10:24 - 10:27
    sodass man sie das ganze Jahr
    über benutzen konnte.
  • 10:27 - 10:31
    Ferner platzierten wir Gewässer
    entlang der Hauptwindkorridore,
  • 10:31 - 10:35
    sodass die Verdunstungskühlung
    ein Mikroklima erzeugen würde,
  • 10:35 - 10:41
    das die Qualität der Räume
    für ihre Bewohner verbessern würde.
  • 10:42 - 10:46
    Es ging darum, diese Vielfalt
    an Wahlmöglichkeiten zu schaffen,
  • 10:46 - 10:50
    die Freiheit zu schaffen, wo man sich
  • 10:50 - 10:52
    in diesem komplexen Gebäude aufhalten
  • 10:52 - 10:55
    oder wohin man vielleicht flüchten möchte.
  • 10:57 - 10:59
    Jetzt von Asien nach Europa:
  • 10:59 - 11:03
    Ein Gebäude für eine deutsche
    Mediengesellschaft in Berlin,
  • 11:03 - 11:08
    die sich von traditionellen Printmedien
    ab- und digitalen Medien zuwandte.
  • 11:08 - 11:11
    Der Geschäftsführer stellte
    ein paar sehr wesentliche Fragen:
  • 11:11 - 11:14
    Warum sollte jemand heute
    noch ins Büro gehen wollen,
  • 11:14 - 11:16
    da man doch eigentlich
    überall arbeiten kann?
  • 11:16 - 11:19
    Wie könnte die digitale Identität
    eines Unternehmens
  • 11:19 - 11:21
    in einem Gebäude verkörpert werden?
  • 11:22 - 11:26
    Wir haben nicht nur ein Objekt,
    sondern in dessen Zentrum
  • 11:26 - 11:28
    einen riesigen Platz geschaffen.
  • 11:28 - 11:31
    Dabei ging es um
    die Erfahrung eines Kollektivs,
  • 11:31 - 11:35
    die Erfahrung von Zusammenarbeit
    und Zusammengehörigkeit.
  • 11:35 - 11:39
    Kommunikation, Interaktion
    als Zentrum eines Raums,
  • 11:39 - 11:43
    der selbst, als sogenannte
    gemeinschaftliche Cloud,
  • 11:43 - 11:45
    mitten im Gebäude schweben würde,
  • 11:45 - 11:49
    umgeben von einer Hülle
    von Standardmodulbüros.
  • 11:49 - 11:52
    Nur wenige Schritte
    vom ruhigen Arbeitsplatz entfernt
  • 11:52 - 11:56
    könnte man an der riesigen
    kollektiven Erfahrung
  • 11:56 - 11:57
    im Zentrum teilhaben.
  • 12:00 - 12:03
    Hier noch ein Projekt in London,
  • 12:03 - 12:07
    das von der London Legacy Development
    Corporation des Bürgermeisters
  • 12:07 - 12:08
    in Auftrag gegeben wurde.
  • 12:08 - 12:10
    Wir wurden gebeten,
    eine Studie zu erstellen
  • 12:11 - 12:13
    und das Potential eines Standortes
  • 12:13 - 12:16
    im Olympischen Park
    in Stratford zu untersuchen.
  • 12:16 - 12:20
    Im 19. Jahrhundert
    schuf Prinz Albert Albertopolis.
  • 12:21 - 12:24
    Und Boris Johnson wollte
    Olympicolopolis bauen.
  • 12:25 - 12:29
    Er wollte einige der bedeutendsten
    Institutionen Großbritanniens
  • 12:30 - 12:34
    und einige internationale vereinen
    und ein neues Synergiesystem schaffen.
  • 12:34 - 12:38
    Prinz Albert baute Albertopolis
    im 19. Jahrhundert mit der Absicht,
  • 12:38 - 12:41
    alle Leistungen der Menschheit zu zeigen
  • 12:41 - 12:44
    und Kunst und Wissenschaft
    näher zusammenzubringen.
  • 12:44 - 12:49
    Er baute die Exhibition Road, eine lineare
    Aneinanderreihung dieser Institutionen.
  • 12:50 - 12:54
    Aber natürlich hat sich die heutige
    Gesellschaft weiter entwickelt.
  • 12:54 - 12:56
    Wir leben nicht länger in einer Welt,
  • 12:56 - 12:58
    in der alles eindeutig definiert
  • 12:58 - 13:00
    oder voneinander getrennt ist.
  • 13:00 - 13:03
    Wir leben in einer Welt,
    in der allmählich Grenzen
  • 13:03 - 13:05
    zwischen den Bereichen verschwimmen
  • 13:05 - 13:09
    und in der Zusammenarbeit und Interaktion
    sehr viel bedeutsamer werden,
  • 13:09 - 13:11
    als Trennungen zu erhalten.
  • 13:11 - 13:14
    Wir dachten an eine
    riesige Kulturmaschine,
  • 13:14 - 13:19
    ein Gebäude, das die verschiedenen
    Bereiche organisiert und belebt
  • 13:19 - 13:23
    und dennoch Interaktion
    und Zusammenarbeit erlaubt.
  • 13:23 - 13:27
    Dem liegt ein sehr einfaches,
    ringförmiges Modul zugrunde.
  • 13:27 - 13:30
    Es kann als zweibündiger Flur dienen,
    es gibt Tageslicht und Belüftung.
  • 13:30 - 13:31
    Es kann verglast werden
  • 13:31 - 13:34
    und in einen riesigen Schauraum
    umgewandelt werden.
  • 13:34 - 13:36
    Diese Module wurden zusammengesteckt,
  • 13:36 - 13:40
    mit dem Gedanken, dass
    diese Module im Laufe der Zeit
  • 13:40 - 13:42
    jede Funktion erfüllen können.
  • 13:42 - 13:45
    Institutionen können schrumpfen,
  • 13:45 - 13:50
    da die Zukunft der Kultur
    die unsicherste von allen ist.
  • 13:51 - 13:54
    So liegt das Gebäude
    neben dem Aquatics Centre
  • 13:54 - 13:56
    und gegenüber dem Olympiastadium.
  • 13:57 - 13:59
    Sie können auch sehen,
    wie die auskragenden Teile
  • 13:59 - 14:02
    in den öffentlichen Raum ragen
    und ihn einbinden,
  • 14:02 - 14:06
    und wie die Höfe die Öffentlichkeit
    im Inneren beleben.
  • 14:07 - 14:11
    Es ging darum, ein komplexes
    System zu schaffen,
  • 14:11 - 14:15
    in dem institutionelle Einheiten
    ihre eigene Identität behalten können,
  • 14:15 - 14:18
    in dem sie nicht in einem einzelnen Raum
    zusammengefasst werden.
  • 14:18 - 14:22
    Hier ist ein Maßstabsvergleich
    mit dem Centre Pompidou in Paris.
  • 14:22 - 14:25
    Es zeigt sowohl den gewaltigen Maßstab
    und das Potenzial des Projektes
  • 14:25 - 14:26
    als auch den Unterschied:
  • 14:26 - 14:30
    Hier gibt es eine Vielfalt
    heterogener Strukturen,
  • 14:31 - 14:33
    in der verschiedene Einheiten
    interagieren können,
  • 14:33 - 14:36
    ohne ihre eigene Identität zu verlieren.
  • 14:36 - 14:40
    Dies war der Gedanke dabei:
    eine Organisationsstruktur zu schaffen,
  • 14:40 - 14:43
    die das Verfassen mehrerer
    Erzählungen ermöglicht --
  • 14:43 - 14:49
    für diejenigen im Bildungsbereich,
    die Kultur schaffen und denken;
  • 14:49 - 14:52
    für diejenigen, die visuelle Künste
    und Tanz präsentieren;
  • 14:52 - 14:54
    und für die Öffentlichkeit,
  • 14:54 - 14:58
    die dort überall mit einer Reihe
    möglicher Verläufe Zugang hat,
  • 14:58 - 15:00
    um ihre eigene Interpretation
    dieser Erzählstränge
  • 15:00 - 15:03
    und Erfahrung zu verfassen.
  • 15:04 - 15:08
    Ich möchte mit einem
    sehr kleinen Projekt schließen,
  • 15:08 - 15:10
    das auch ganz anders ist:
  • 15:10 - 15:12
    ein schwimmendes Kino in Thailand.
  • 15:12 - 15:16
    Freunde von mir
    hatten ein Filmfestival organisiert
  • 15:16 - 15:17
    und ich dachte,
  • 15:17 - 15:21
    wenn wir an die Geschichten und
    Erzählungen von Filmen denken,
  • 15:21 - 15:24
    sollten wir auch an die Erzählungen
    der Menschen denken, die sie sehen.
  • 15:24 - 15:27
    Daher entwarf ich eine kleine
    baukastenartige schwimmende Plattform,
  • 15:27 - 15:30
    die auf Techniken der
    Hummer- und Fischfarmen
  • 15:30 - 15:31
    der Fischer vor Ort beruhen.
  • 15:31 - 15:34
    Wir arbeiteten mir der
    Gemeinde vor Ort zusammen
  • 15:34 - 15:38
    und bauten aus ihren
    recycelten Materialien
  • 15:38 - 15:40
    diese fantastische schwimmende Plattform,
  • 15:40 - 15:42
    die sich sanft im Ozean bewegte,
  • 15:42 - 15:45
    während wir Filme aus
    dem britischen Filmarchiv sahen,
  • 15:45 - 15:48
    zum Beispiel Alice im Wunderland [1903].
  • 15:48 - 15:51
    Das Naturerlebnis der Zuschauer
  • 15:51 - 15:54
    verschmolz mit den Filmgeschichten.
  • 15:56 - 16:00
    Ich denke also, dass Architektur
    den Bereich der physischen Materie,
  • 16:00 - 16:02
    der gebauten Umwelt, übersteigt.
  • 16:02 - 16:05
    Aber tatsächlich geht es darum,
    wie wir unser Leben führen wollen,
  • 16:05 - 16:08
    wie wir unsere eigenen Geschichten
    und die anderer schreiben.
  • 16:09 - 16:10
    Vielen Dank.
  • 16:10 - 16:13
    (Applaus)
Title:
Warum großartige Architektur eine Geschichte erzählen sollte
Speaker:
Ole Scheeren
Description:

Für den Architekten Ole Scheeren sind die Menschen, die in einem Gebäude leben und arbeiten, ebenso Bestandteil des Gebäudes wie Beton, Stahl und Glas. Er stellt die Frage: Kann es bei Architektur um die Zusammenarbeit und das Geschichtenerzählen gehen anstatt um die Isolierung und Hierarchie eines typischen Wolkenkratzers? Besuchen Sie fünf von Scheerens Gebäuden – von einem verdrehten Turm in China hin zu einem schwimmenden Kino in Thailand – und lernen Sie die Geschichten kennen, die dahinter stecken.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:26
  • Hallo,
    nur ein kurzer Kommentar:
    Ich frage mich , ob die Verschiebung der UT zwischen 2:40 und 3:03 wirklich notwendig ?
    3:10 es heißt "alles, was", siehe Duden.
    3:23 hier ist es meiner Ansicht nach das Ziel, sich zu treffen, um sich dann auszutauschen und zusammenzuarbeiten, nicht andersrum

    Ich hatte versehentlich Johanna direkt kontaktiert. Hier ist ihre Antwort:
    02:40 - 02:48 Die Verschiebung war notwendig, da sich durch das "sie sind" (anstatt "es ist") - soweit ich mich erinnere - eine Überschreitung der maximalen Zeichen/Zeile ergab. Also musste ich den zweiten Satzteil in einen neuen UT verlegen, was auch Folgen für die beiden darauffolgenden hatte. Anschließend war das Timing zu korrigieren, damit die UT wieder zum gesprochenen Wort passten.
    Die weiteren UT bis 03:03 wurden von mir nicht verschoben, nur das Timing geringfügig angepasst.
    03:10 Ja, "alles, was" kann man sicher auch sagen. Ich kann nicht belegen, warum ich es zu "alles, das" geändert habe. Ich glaube, mir gefiel es einfach besser. Aber wenn du willst, ist ein Zurückändern noch möglich.
    03:23 Ich glaube, ich habe diese Struktur gewählt, weil sie kürzer ist. Ich finde aber nicht, dass sich dadurch eine Sinnveränderung zu deinem UT ergeben hat ("sich treffen können, um sich auszutauschen und zusammenzuarbeiten"), da durch das "um ... zu" ebenfalls der Austausch und Zusammenarbeit zum Hauptziel wird. Oder übersehe ich dabei etwas?

    Vielleicht könnte man die Stelle bei 03:23 in etwa so formulieren: "... um sich im Zuge von Austausch und Zusammenarbeit zu begegnen." (Johanna)

    "wo sich Menschen zum Zweck von Austausch und Zusammenarbeit treffen können." ? (Beatrice)

    LG Beatrice

German subtitles

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