Sprechakte: Konstative und performative Aussagen – Colleen Glenney Boggs
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0:06 - 0:07Hast du je
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0:07 - 0:10ein großes rotes „Nicht Rennen“-Schild
in einem öffentlichen Schwimmbad gesehen? -
0:10 - 0:11Zum größten Teil
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0:11 - 0:13reflektiert das Tempo der Leute
diese Aussage. -
0:13 - 0:16Aber während das Schild
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0:16 - 0:17die Bewegungen der Badegäste
ganz genau beschreibt, -
0:17 - 0:18stimmt es,
dass die Leute langsam laufen, -
0:18 - 0:21weil das Schild es ihnen so vorschreibt?
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0:21 - 0:24Stellt das Schild also
das Schwimmbadgelände dar -
0:24 - 0:26oder tut es etwas anderes,
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0:26 - 0:28etwas mit viel mehr Wirkung?
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0:28 - 0:31Der Unterschied zwischen
einer Aussage, die beschreibt, -
0:31 - 0:32und einer,
die zu etwas auffordert, -
0:32 - 0:36ist eine Theorie, die von dem britischen
Sprachwissenschaftler J. L. Austin entwickelte wurde. -
0:36 - 0:37Er definiert diesen Unterschied
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0:37 - 0:39als zwei separate Sprachhandlungen:
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0:39 - 0:40konstative
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0:40 - 0:42und performative Aussagen.
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0:42 - 0:43Konstative Aussagen beschreiben etwas
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0:43 - 0:45als wahr oder falsch,
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0:45 - 0:47und performative Aussagen
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0:47 - 0:49bezeichnen eine Handlung.
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0:49 - 0:51Anders ausgedrückt,
konstative Aussagen „sind“, -
0:51 - 0:53performative Aussagen „tun“.
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0:53 - 0:55Um diese zwei Sprachhandlungen
zu unterscheiden, -
0:55 - 0:57lasst uns im Park,
in der Nähe des Schwimmbads -
0:57 - 0:59konstative Aussagen untersuchen.
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0:59 - 1:02Auf dem ersten Schild,
das uns begegnet, steht: -
1:02 - 1:04„Der Park schließt um 18 Uhr.“
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1:04 - 1:06Nachdem wir den freundlichen Parkwächter
gefragt haben -
1:06 - 1:09und er uns versichert hat,
dass der Park um 6 Uhr schließt, -
1:09 - 1:10können wir diese konstative Aussage
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1:10 - 1:12als wahr bestätigen.
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1:12 - 1:14In der Nähe sitzt ein Mann
mit einer Zeitung -
1:14 - 1:16auf einer Bank und die Schlagzeile besagt:
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1:16 - 1:17„Hitzewelle!“
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1:17 - 1:20Der Himmel ist jedoch bewölkt
und es ist ziemlich kühl. -
1:20 - 1:23Die Schlagzeile von heute
ist eine falsche konstative Aussage, -
1:23 - 1:25da sie sich als falsch erwiesen hat.
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1:25 - 1:27Bevor es regnet,
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1:27 - 1:28werfen wir unsere Cola-Dose
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1:28 - 1:31in den blauen Mülleimer,
worauf „Recycling" steht. -
1:31 - 1:32Das ist eine performative Aussage.
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1:32 - 1:34Performative Aussagen
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1:34 - 1:36sollen Handlungen herbeiführen.
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1:36 - 1:38Sie transportiert nicht nur die Nachricht,
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1:38 - 1:39sondern sie wirkt auf die Welt,
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1:39 - 1:41sie tut etwas.
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1:41 - 1:43Die performative Aussage ist
in diesem Fall das Wort „Recycling“, -
1:43 - 1:45das die Leute dazu auffordert,
ihren Abfall -
1:45 - 1:47in den entsprechenden Behälter
zu werfen. -
1:47 - 1:49Worte rufen nicht nur Handlungen hervor,
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1:49 - 1:52manchmal sind sie die Handlungen selbst.
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1:52 - 1:54Dies wird als „Sprechakt“ bezeichnet.
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1:54 - 1:57Diese Handlungen schließen ein,
beschränken sich aber nicht auf: -
1:57 - 1:58befehlen,
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1:58 - 1:58versprechen,
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1:58 - 1:59entschuldigen,
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1:59 - 2:00warnen,
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2:00 - 2:01bestrafen oder verurteilen,
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2:01 - 2:02taufen
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2:02 - 2:04und sogar verheiraten.
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2:04 - 2:06Schauen wir uns die Hochzeit
unter dem Pavillon an. -
2:06 - 2:09Das Brautpaar sagt die Worte: „Ich will.“
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2:09 - 2:11Der Sprechakt sind hier die Worte: „Ich will.“
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2:11 - 2:14Denn diese Worte führen
die Ehe der beiden herbei. -
2:14 - 2:16„Ich will“ hat auf sie gewirkt
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2:16 - 2:18und ihr Leben grundlegend verändert.
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2:18 - 2:20Performative Aussagen hängen jedoch
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2:20 - 2:21vom Kontext und der Rezeption ab.
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2:21 - 2:24Sie werden als
„Glücksbedingungen“ bezeichnet. -
2:24 - 2:26Stell dir vor, der Bürgermeister würde
auf der Hochzeit auftauchen -
2:26 - 2:28und sagen:
„Kraft des mir verliehenen Amtes -
2:28 - 2:29als Bürgermeister der Stadt
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2:29 - 2:32nenne ich diesen Pavillon
‚Des Bürgermeisters Pizza-Palast‘.“ -
2:32 - 2:34Seine Worte wären ein Sprechakt,
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2:34 - 2:36nämlich indem er dem Pavillon
einen Namen gibt. -
2:36 - 2:38Und weil er der Bürgermeister ist,
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2:38 - 2:40ist der Pavillon nun unter
seinem neuen Namen bekannt. -
2:40 - 2:41Aber wenn eine andere Person,
nicht der Bürgermeister, -
2:41 - 2:43sondern ein normaler Fußgänger,
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2:43 - 2:46den Pavillon nach seiner Lieblingskatze
benennen will, -
2:46 - 2:48sind die Chancen nicht groß,
dass sich der Name ändert. -
2:48 - 2:51Das sind die Regeln,
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2:51 - 2:53unter denen performative Aussagen
ausgeführt werden können. -
2:53 - 2:55Sie sind recht logisch.
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2:55 - 2:57Performative Aussagen sollten
Gesetzeskraft haben, -
2:57 - 2:58verständlich sein,
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2:58 - 2:59klar und deutlich geäußert werden
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2:59 - 3:01und ausgeführt werden können.
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3:01 - 3:04Erfüllen performative Aussagen
diese Bedingungen nicht, -
3:04 - 3:05haben sie nicht die Kraft,
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3:05 - 3:07eine Handlung zu symbolisieren.
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3:07 - 3:10Jedoch nur weil eine performative Aussage
die Bedingungen erfüllt -
3:10 - 3:11und deutlich dargelegt ist,
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3:11 - 3:14heißt das nicht,
dass sie auch befolgt wird. -
3:14 - 3:15Denn im Schwimmbad
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3:15 - 3:17rennt jetzt eine Gruppe Jugendlicher
zum Sprungbecken. -
3:17 - 3:19Das „Nicht rennen”-Schild scheint
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3:19 - 3:20keine Wirkung auf sie zu haben,
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3:20 - 3:22also müssen sie
mit Konsequenzen rechnen, -
3:22 - 3:24weil sie die performative Aussage
nicht beachtet haben. -
3:24 - 3:25Sie müssen sich wahrscheinlich selbst
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3:25 - 3:28zu ein paar performativen Aussagen zwingen,
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3:28 - 3:29wie die Entschuldigung beim Bademeister
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3:29 - 3:31und das Versprechen, nie wieder zu rennen.
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3:31 - 3:32Vielleicht bedient sich der Bademeister
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3:32 - 3:34einer weiteren performativen Aussage,
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3:34 - 3:36indem er sie bestraft
und sie für den Rest des Tages -
3:36 - 3:37des Schwimmbades verweist.
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3:37 - 3:39Schließlich müssen diese Jugendlichen lernen,
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3:39 - 3:42die Kraft der Wörter zu respektieren.
- Title:
- Sprechakte: Konstative und performative Aussagen – Colleen Glenney Boggs
- Description:
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Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/speech-acts-constative-and-performative-colleen-glenney-boggs
http://www.ingwi.de/html/redewendungen.html
Wann sind Wörter nur Wörter und wann fordern sie zum Handeln auf? Sprachwissenschaftler J. L. Austin unterteilte Wörter in zwei Kategorien: konstative Aussagen (die eine Situation beschreiben) und performative Aussagen (die eine Handlung herbeiführen). Beschreibt zum Bespiel ein „Nicht rennen“-Schild dein Lauftempo oder rennst du nicht, weil es das Schild verbietet? Colleen Glenney Boggs erklärt, wie diese Kategorisierungen erst Wörtern und letztendlich deinen Handlungen Aussagekraft verleihen.Lektion von Colleen Glenney Boggs, Animation von Lou Webb.
- Video Language:
- English
- Team:
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- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 03:58
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Angelika Lueckert Leon
Hallo Nadine,
alles gut, bin nur über das "parts of speech" (0:52) gestolpert. Die normale Übersetzung heißt ja "Wortarten", du hattest "Teile des Sprechens" gewählt, was etwas sperrig ist. Ich habe in der Fachliteratur geschaut, aber bin mir nicht sicher, ob "Satzteile" passender wäre.
2:21 Wieso verwendest du nicht den fachlich geläufigen Begriff "Glücksbedingungen"?
3:17 Hier hat sich ein falsches Zeichen eingeschlichen: „Nicht rennen”“Schild
Titel: Verwendest du, trotz dem Problem der Darstellung, noch den dt. Gedankenstrich, statt dem --?
LG, Anlu
Judith Matz
alles klar