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Sprechakte: Konstative und performative Aussagen – Colleen Glenney Boggs

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    Hast du je
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    ein großes rotes „Nicht Rennen“-Schild
    in einem öffentlichen Schwimmbad gesehen?
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    Zum größten Teil
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    reflektiert das Tempo der Leute
    diese Aussage.
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    Aber während das Schild
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    die Bewegungen der Badegäste
    ganz genau beschreibt,
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    stimmt es,
    dass die Leute langsam laufen,
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    weil das Schild es ihnen so vorschreibt?
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    Stellt das Schild also
    das Schwimmbadgelände dar
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    oder tut es etwas anderes,
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    etwas mit viel mehr Wirkung?
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    Der Unterschied zwischen
    einer Aussage, die beschreibt,
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    und einer,
    die zu etwas auffordert,
  • 0:32 - 0:36
    ist eine Theorie, die von dem britischen
    Sprachwissenschaftler J. L. Austin entwickelte wurde.
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    Er definiert diesen Unterschied
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    als zwei separate Sprachhandlungen:
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    konstative
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    und performative Aussagen.
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    Konstative Aussagen beschreiben etwas
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    als wahr oder falsch,
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    und performative Aussagen
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    bezeichnen eine Handlung.
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    Anders ausgedrückt,
    konstative Aussagen „sind“,
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    performative Aussagen „tun“.
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    Um diese zwei Sprachhandlungen
    zu unterscheiden,
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    lasst uns im Park,
    in der Nähe des Schwimmbads
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    konstative Aussagen untersuchen.
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    Auf dem ersten Schild,
    das uns begegnet, steht:
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    „Der Park schließt um 18 Uhr.“
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    Nachdem wir den freundlichen Parkwächter
    gefragt haben
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    und er uns versichert hat,
    dass der Park um 6 Uhr schließt,
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    können wir diese konstative Aussage
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    als wahr bestätigen.
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    In der Nähe sitzt ein Mann
    mit einer Zeitung
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    auf einer Bank und die Schlagzeile besagt:
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    „Hitzewelle!“
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    Der Himmel ist jedoch bewölkt
    und es ist ziemlich kühl.
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    Die Schlagzeile von heute
    ist eine falsche konstative Aussage,
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    da sie sich als falsch erwiesen hat.
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    Bevor es regnet,
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    werfen wir unsere Cola-Dose
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    in den blauen Mülleimer,
    worauf „Recycling" steht.
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    Das ist eine performative Aussage.
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    Performative Aussagen
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    sollen Handlungen herbeiführen.
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    Sie transportiert nicht nur die Nachricht,
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    sondern sie wirkt auf die Welt,
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    sie tut etwas.
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    Die performative Aussage ist
    in diesem Fall das Wort „Recycling“,
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    das die Leute dazu auffordert,
    ihren Abfall
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    in den entsprechenden Behälter
    zu werfen.
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    Worte rufen nicht nur Handlungen hervor,
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    manchmal sind sie die Handlungen selbst.
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    Dies wird als „Sprechakt“ bezeichnet.
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    Diese Handlungen schließen ein,
    beschränken sich aber nicht auf:
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    befehlen,
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    versprechen,
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    entschuldigen,
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    warnen,
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    bestrafen oder verurteilen,
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    taufen
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    und sogar verheiraten.
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    Schauen wir uns die Hochzeit
    unter dem Pavillon an.
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    Das Brautpaar sagt die Worte: „Ich will.“
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    Der Sprechakt sind hier die Worte: „Ich will.“
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    Denn diese Worte führen
    die Ehe der beiden herbei.
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    „Ich will“ hat auf sie gewirkt
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    und ihr Leben grundlegend verändert.
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    Performative Aussagen hängen jedoch
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    vom Kontext und der Rezeption ab.
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    Sie werden als
    „Glücksbedingungen“ bezeichnet.
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    Stell dir vor, der Bürgermeister würde
    auf der Hochzeit auftauchen
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    und sagen:
    „Kraft des mir verliehenen Amtes
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    als Bürgermeister der Stadt
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    nenne ich diesen Pavillon
    ‚Des Bürgermeisters Pizza-Palast‘.“
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    Seine Worte wären ein Sprechakt,
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    nämlich indem er dem Pavillon
    einen Namen gibt.
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    Und weil er der Bürgermeister ist,
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    ist der Pavillon nun unter
    seinem neuen Namen bekannt.
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    Aber wenn eine andere Person,
    nicht der Bürgermeister,
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    sondern ein normaler Fußgänger,
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    den Pavillon nach seiner Lieblingskatze
    benennen will,
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    sind die Chancen nicht groß,
    dass sich der Name ändert.
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    Das sind die Regeln,
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    unter denen performative Aussagen
    ausgeführt werden können.
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    Sie sind recht logisch.
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    Performative Aussagen sollten
    Gesetzeskraft haben,
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    verständlich sein,
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    klar und deutlich geäußert werden
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    und ausgeführt werden können.
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    Erfüllen performative Aussagen
    diese Bedingungen nicht,
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    haben sie nicht die Kraft,
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    eine Handlung zu symbolisieren.
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    Jedoch nur weil eine performative Aussage
    die Bedingungen erfüllt
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    und deutlich dargelegt ist,
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    heißt das nicht,
    dass sie auch befolgt wird.
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    Denn im Schwimmbad
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    rennt jetzt eine Gruppe Jugendlicher
    zum Sprungbecken.
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    Das „Nicht rennen”-Schild scheint
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    keine Wirkung auf sie zu haben,
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    also müssen sie
    mit Konsequenzen rechnen,
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    weil sie die performative Aussage
    nicht beachtet haben.
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    Sie müssen sich wahrscheinlich selbst
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    zu ein paar performativen Aussagen zwingen,
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    wie die Entschuldigung beim Bademeister
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    und das Versprechen, nie wieder zu rennen.
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    Vielleicht bedient sich der Bademeister
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    einer weiteren performativen Aussage,
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    indem er sie bestraft
    und sie für den Rest des Tages
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    des Schwimmbades verweist.
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    Schließlich müssen diese Jugendlichen lernen,
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    die Kraft der Wörter zu respektieren.
Title:
Sprechakte: Konstative und performative Aussagen – Colleen Glenney Boggs
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/speech-acts-constative-and-performative-colleen-glenney-boggs
http://www.ingwi.de/html/redewendungen.html
Wann sind Wörter nur Wörter und wann fordern sie zum Handeln auf? Sprachwissenschaftler J. L. Austin unterteilte Wörter in zwei Kategorien: konstative Aussagen (die eine Situation beschreiben) und performative Aussagen (die eine Handlung herbeiführen). Beschreibt zum Bespiel ein „Nicht rennen“-Schild dein Lauftempo oder rennst du nicht, weil es das Schild verbietet? Colleen Glenney Boggs erklärt, wie diese Kategorisierungen erst Wörtern und letztendlich deinen Handlungen Aussagekraft verleihen.

Lektion von Colleen Glenney Boggs, Animation von Lou Webb.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
03:58
  • Hallo Nadine,

    alles gut, bin nur über das "parts of speech" (0:52) gestolpert. Die normale Übersetzung heißt ja "Wortarten", du hattest "Teile des Sprechens" gewählt, was etwas sperrig ist. Ich habe in der Fachliteratur geschaut, aber bin mir nicht sicher, ob "Satzteile" passender wäre.
    2:21 Wieso verwendest du nicht den fachlich geläufigen Begriff "Glücksbedingungen"?
    3:17 Hier hat sich ein falsches Zeichen eingeschlichen: „Nicht rennen”“Schild

    Titel: Verwendest du, trotz dem Problem der Darstellung, noch den dt. Gedankenstrich, statt dem --?

    LG, Anlu

  • alles klar

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