Nein danke: Ich bin nicht Ihre Inspiration!
-
0:00 - 0:02Ich wuchs in einer sehr kleinen Stadt
-
0:02 - 0:04in Victoria auf.
-
0:04 - 0:08Meine Kindheit verlief
normal und unauffällig. -
0:08 - 0:12Ich ging zur Schule,
hing mit Freunden ab, -
0:12 - 0:14stritt mich mit meinen
jüngeren Schwestern. -
0:14 - 0:16Es war alles ganz normal.
-
0:16 - 0:20Als ich 15 war, sprach
ein Gemeindemitglied -
0:20 - 0:21meine Eltern an:
-
0:21 - 0:23Die Gemeinde wollte mich
-
0:23 - 0:26für eine Auszeichnung
für besondere Leistungen nominieren. -
0:26 - 0:29Meine Eltern sagten:
„Hm, das ist wirklich sehr nett, -
0:29 - 0:32aber da gibt es
ein offenkundiges Problem: -
0:32 - 0:37Um ehrlich zu sein, hat sie
noch gar nichts erreicht.” (Gelächter) -
0:37 - 0:39Und sie hatten recht.
-
0:39 - 0:42Ich ging zur Schule, bekam gute Noten,
-
0:42 - 0:44half nach der Schule ein bisschen
-
0:44 - 0:46im Friseursalon meiner Mutter aus
-
0:46 - 0:48und verbrachte viel Zeit damit,
-
0:48 - 0:51„Buffy – Im Bann der Dämonen”
und „Dawson's Creek” zu schauen. -
0:51 - 0:55Ja, ich weiß. Was für ein Widerspruch.
-
0:55 - 0:56Aber sie hatten recht.
-
0:56 - 1:00Ich tat nichts Außergewöhnliches.
-
1:00 - 1:04Ich vollbrachte keine besondere Leistung,
-
1:04 - 1:07wenn man die Behinderung außer Acht lässt.
-
1:07 - 1:11Jahre später, während mein Lehrtätigkeit
-
1:11 - 1:13in einer High School in Melbourne,
-
1:13 - 1:18meldete sich nach 20 Minuten Unterricht
im Fach Rechtskunde -
1:18 - 1:20ein Junge und fragte:
-
1:20 - 1:24„Wann fangen Sie mit Ihrer Rede an?”
-
1:24 - 1:26„Welche Rede?”, wollte ich wissen.
-
1:26 - 1:27Ich hatte 20 Minuten
-
1:27 - 1:30über Verleumdung und
üble Nachrede gesprochen. -
1:30 - 1:32Er sagte: „Sie wissen doch, naja,
-
1:32 - 1:34Ihre Motivationsrede.
-
1:34 - 1:36Wenn jemand im Rollstuhl hierherkommt,
-
1:36 - 1:41erzählt diese Person
meistens inspirierendes Zeug.” -
1:41 - 1:42(Gelächter)
-
1:42 - 1:47„Normalerweise findet das
in der Aula statt.” -
1:47 - 1:49Da ging mir ein Licht auf:
-
1:49 - 1:52Dieser Junge hatte
Menschen mit Behinderung -
1:52 - 1:56bisher ausschließlich als
Inspirationsobjekte kennengelernt. -
1:56 - 1:58Für ihn sind wir das ...
-
1:58 - 1:59und dafür kann er nichts,
-
1:59 - 2:01es trifft auf viele zu.
-
2:01 - 2:04Für viele sind Behinderte nicht Lehrer,
-
2:04 - 2:07Ärzte oder Nagelpfleger.
-
2:07 - 2:13Wir sind keine echten Menschen.
Wir sollen inspirieren. -
2:13 - 2:16Und tatsächlich
sitze ich hier auf dieser Bühne -
2:16 - 2:19und sehe so aus, wie ich
im Rollstuhl nun mal aussehe -
2:19 - 2:23und Sie erwarten wahrscheinlich
irgendwie von mir, -
2:23 - 2:27dass ich Sie inspiriere.
Stimmt's? (Gelächter) -
2:27 - 2:30Ja. Genau.
-
2:30 - 2:32Meine Damen und Herren,
-
2:32 - 2:35ich muss Sie schrecklich enttäuschen.
-
2:35 - 2:37Ich bin nicht hier, um Sie zu inspirieren.
-
2:37 - 2:40Ich werde Ihnen sagen,
dass wir belogen wurden, -
2:40 - 2:42wenn es um Behinderung geht.
-
2:42 - 2:44Uns wurde vorgelogen,
-
2:44 - 2:50dass Behinderung sehr schlimm sei.
"Schlimm" großgeschrieben. -
2:50 - 2:52Und dass das Leben mit einer Behinderung
-
2:52 - 2:54uns außergewöhnlich mache.
-
2:54 - 2:57Behinderung ist nicht schlimm
-
2:57 - 3:00und sie macht uns nicht außergewöhnlich.
-
3:00 - 3:01In den letzten Jahren konnten wir
-
3:01 - 3:04diese Lüge in den sozialen Medien
-
3:04 - 3:06sogar noch weiter verbreiten.
-
3:06 - 3:08Sie haben vermutlich Bilder
wie dieses gesehen: -
3:08 - 3:12„Die einzige Behinderung im Leben
ist eine schlechte Einstellung.” -
3:13 - 3:17Oder: „Deine Ausrede ist behindert.”
-
3:17 - 3:22Oder: „Bevor du aufgibst, streng dich an!”
-
3:24 - 3:25Dies sind nur ein paar Beispiele;
-
3:25 - 3:27es kursieren viele solcher Bilder.
-
3:27 - 3:29Sie kennen vielleicht das
-
3:29 - 3:31von dem kleinen Mädchen ohne Hände,
-
3:31 - 3:34das mit dem Stift im Mund ein Bild malt.
-
3:34 - 3:36Sie haben vielleicht das Kind gesehen,
-
3:36 - 3:39das auf Carbon-Prothesen läuft.
-
3:39 - 3:41Und diese Bilder,
-
3:41 - 3:42es gibt viele,
-
3:42 - 3:46die nennen wir Inspirationspornografie.
-
3:46 - 3:48(Gelächter)
-
3:48 - 3:50Ich benutze das Wort
Pornografie absichtlich, -
3:50 - 3:53denn hier macht man
Menschen zu Objekten, -
3:53 - 3:56damit andere profitieren.
-
3:56 - 3:59Man macht Behinderte zu Objekten,
-
3:59 - 4:02damit Nichtbehinderte profitieren können.
-
4:02 - 4:04Solche Bilder haben den Zweck,
-
4:04 - 4:08zu inspirieren, zu motivieren,
-
4:08 - 4:10sodass man die Behinderten ansieht
-
4:10 - 4:13und denkt: „Wie schlimm
mein Leben auch ist, -
4:13 - 4:15es könnte schlimmer sein.
-
4:15 - 4:18Ich könnte dieser Mensch sein.”
-
4:18 - 4:22Aber was, wenn man dieser Mensch ist?
-
4:22 - 4:24Ich habe aufgehört zu zählen,
-
4:24 - 4:26wie oft Fremde mich angesprochen haben,
-
4:26 - 4:29um mir zu sagen, dass sie
mich tapfer fänden, -
4:29 - 4:31oder inspirierend.
-
4:31 - 4:33Das war lange, bevor meine Arbeit
-
4:33 - 4:35öffentlich bekannt wurde.
-
4:35 - 4:36Auf eine Weise gratulierte man mir,
-
4:36 - 4:38dass ich morgens aufstehen
-
4:38 - 4:42und mich an meinen Namen
erinnern konnte. (Gelächter) -
4:42 - 4:45So wird ein Mensch zum Objekt gemacht.
-
4:45 - 4:47All diese Bilder
-
4:47 - 4:49machen Behinderte zu Objekten,
-
4:49 - 4:51zum Wohle der Nichtbehinderten.
-
4:51 - 4:54Behinderte sind dazu da,
damit man sie ansehen kann, -
4:54 - 4:57sich selbst besser fühlt,
-
4:57 - 5:01und seine Sorgen relativieren kann.
-
5:01 - 5:04Das Leben mit Behinderung
-
5:04 - 5:06ist tatsächlich recht schwierig.
-
5:06 - 5:08Wir bewältigen so einiges.
-
5:08 - 5:10Aber was wir bewältigen,
-
5:10 - 5:13ist nicht das, was Sie vermuten.
-
5:13 - 5:16Es hat nichts mit unserem Körper zu tun.
-
5:16 - 5:19Ich gebrauche mit Absicht
den Begriff Behinderung, -
5:19 - 5:22denn ich unterstütze das
soziale Modell von Behinderung. -
5:22 - 5:24Wir sind eher behindert
-
5:24 - 5:28durch die Gesellschaft, in der wir leben,
-
5:28 - 5:31als durch unsere Körper und Diagnosen.
-
5:31 - 5:35Ich lebe seit langem in diesem Körper.
-
5:35 - 5:37Ich mag ihn sehr.
-
5:37 - 5:40Er tut, was nötig ist,
-
5:40 - 5:44und ich habe gelernt,
seine Fähigkeiten bestmöglich zu nutzen, -
5:44 - 5:45genauso wie Sie.
-
5:45 - 5:48Darum es geht es auch
bei den Kindern auf diesen Fotos: -
5:48 - 5:51Sie tun nichts Außergewöhnliches.
-
5:51 - 5:53Sie benutzen einfach ihre Körper,
-
5:53 - 5:56so gut es ihnen möglich ist.
-
5:56 - 5:59Ist es wirklich fair,
-
5:59 - 6:01wie sie zu Objekten gemacht
-
6:01 - 6:03und wie diese Fotos geteilt werden?
-
6:03 - 6:08Wenn Leute sagen
„Sie sind eine Inspiration”, -
6:08 - 6:11wollen sie ein Kompliment machen.
-
6:11 - 6:12Ich weiß, wieso.
-
6:12 - 6:15Wegen der Lüge, die uns aufgetischt wurde:
-
6:15 - 6:19dass Behinderung außergewöhnlich macht.
-
6:19 - 6:21Dies trifft nicht zu.
-
6:21 - 6:22Ich weiß, was Sie denken.
-
6:22 - 6:25Ich äußere mich sarkastisch
über Inspiration -
6:25 - 6:27und Sie denken: „Mensch, Stella,
-
6:27 - 6:31inspiriert dich nie etwas?”
-
6:31 - 6:33Doch, ja.
-
6:33 - 6:36Ich lerne ständig
von anderen Behinderten. -
6:36 - 6:41Ich lerne jedoch nicht, dass ich
mehr Glück hatte als sie. -
6:41 - 6:44Ich lerne, dass es eine tolle Idee ist,
-
6:44 - 6:46mit einer Grillzange
-
6:46 - 6:50heruntergefallene Sachen
aufzuheben. (Gelächter) -
6:51 - 6:54Ich lerne den raffinierten Trick,
-
6:54 - 6:58das Handy mit der Batterie
des Rollstuhls aufzuladen. -
6:58 - 6:59Genial!
-
6:59 - 7:02Wir lernen von der Stärke
und Ausdauer des anderen. -
7:02 - 7:05Nicht im Kampf gegen
unsere Körper und Diagnosen, -
7:05 - 7:07sondern gegen eine Welt,
-
7:07 - 7:10die uns zu besonderen Objekten macht.
-
7:10 - 7:13Meiner Meinung nach ist diese Lüge
-
7:13 - 7:17über Behinderung
eine schreiende Ungerechtigkeit. -
7:17 - 7:21Sie macht uns das Leben schwer.
-
7:21 - 7:25Und das Zitat „Die
einzige Behinderung im Leben -
7:25 - 7:27ist eine schlechte Einstellung”,
-
7:27 - 7:30ist großer Schwachsinn,
-
7:30 - 7:32weil das nicht stimmt
-
7:32 - 7:34wegen des sozialen Modells
von Behinderung. -
7:34 - 7:38Man kann die Treppe lange anlächeln,
-
7:38 - 7:43sie verwandelt sich trotzdem
nicht in eine Rampe. -
7:43 - 7:50Nie. (Gelächter)
-
7:50 - 7:52Den Fernseher anzulächeln,
-
7:52 - 7:54lässt keine Untertitel
-
7:54 - 7:55für Gehörlose erscheinen.
-
7:55 - 7:58Man kann sich lange in
einen Buchladen stellen -
7:58 - 8:00und positiv eingestellt sein,
-
8:00 - 8:02die Schrift verwandelt
sich nicht in Braille. -
8:02 - 8:07Das wird nie passieren.
-
8:07 - 8:09Ich möchte in einer Welt leben,
-
8:09 - 8:13in der Behinderung die Norm ist,
-
8:13 - 8:15in der ein 15-jähriges Mädchen,
-
8:15 - 8:17das in ihrem Zimmer
-
8:17 - 8:19„Buffy – Im Bann der Dämonen” guckt,
-
8:19 - 8:22nicht als Erfolgsmensch betrachtet wird,
-
8:22 - 8:24nur weil sie es im Sitzen tut;
-
8:24 - 8:26Ich möchte in einer Welt leben,
-
8:26 - 8:28in der man nicht so wenig
-
8:28 - 8:30von Behinderten erwartet,
-
8:30 - 8:32dass man ihnen zum Aufstehen
-
8:32 - 8:35und dem Erinnern an
ihre Namen morgens gratuliert. -
8:35 - 8:38Ich möchte in einer Welt leben,
in der tatsächliche Leistung -
8:38 - 8:40Behinderter gewürdigt wird;
-
8:40 - 8:42ich möchte in einer Welt leben,
-
8:42 - 8:45in der ein Schüler
der 11. Klasse in Melbourne -
8:45 - 8:48sich nicht wundert,
-
8:48 - 8:51dass seine neue Lehrerin
im Rollstuhl sitzt. -
8:51 - 8:54Nicht Behinderung macht
uns außergewöhnlich, -
8:54 - 8:57sondern das Hinterfragen
unserer Einstellung zu ihr. -
8:57 - 8:59Danke.
-
8:59 - 8:59(Applaus)
- Title:
- Nein danke: Ich bin nicht Ihre Inspiration!
- Speaker:
- Stella Young
- Description:
-
Stella Young ist Komikerin und Journalistin; sie verbringt den Tag zufällig im Rollstuhl. Diese Tatsache, das möchte sie deutlich sagen, macht sie nicht automatisch zu einer edlen Inspirationsfigur für die gesamte Menschheit. In diesem sehr unterhaltsamen Vortrag analysiert Young die Angewohnheit der Gesellschaft, Menschen mit Behinderung als "Inspirationspornografie" zu benutzen.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 09:16
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Retired user
Hallo Angela!
Hast du als einzige diesen Talk bearbeitet? Bei den Revisionen scheint nämlich kein Reviewer auf. Seltsam.
Ich wollte gerade das Approval machen, aber mir sind dabei noch einige Sachen aufgefallen, und ich bitte dich, das Video noch einmal zu überarbeiten. Ein paar Kommentare habe ich auch noch angefügt, die dir dabei vielleicht helfen könnten:
"Unauffällig" passt nicht zu Erziehung oder Schülerjob. Versuche, immer eine idiomatische (typisch deutsche) Wahl zu treffen. Der Sinn muss wiedergegeben werden, und manchmal muss man ein wenig suchen, bis man das passende Wort findet. Überlege dir in so einem Fall immer, wie du diesen Inhalt einer deutschen Bekannten erzählen würdest. Das ist dann meist die bessere Version.
00:00 Eine Erzählung erfolgt im Deutschen im Präteritum
00:15 "Und" am Satzanfang bitte weglassen. Bitte auch an anderen Stellen entfernen.
00:29 "deutliches Problem" klingt auf Deutsch nicht so gut (siehe ganz oben)
00:37 ganz kurze Zeilen bitte nicht umbrechen
01:07 "teaching round" ist nicht das zweite Jahr der Ausbildung, sondern heißt Lektionen, "Erklärungs-Runden"
01:12 "20 min" schreibt man getrennt
Ein eingeschobener Nebensatz muss auch am Ende ein Komma haben
01:25 00:54 etc. "you know" ist nur eine übliche Einleitungsfloskel. "Wissen Sie" wird im Deutschen viel seltener, aber dafür gezielter gesagt. Der Satz gehört auch in die Vorvergangenheit, da sie hier in der Erzählung im Präteritum einen Sprung zurück macht.
01:27 Bitte Fachbegriffe genau recherchieren. "defamation" -> Verleumdung.
Bei Zeilen über 42 Zeichen bitte an der passenden Stelle einen Zeilenumbruch einfügen. Die Regel, dass jeder Untertitel max. 21 Zeichen/Sekunde haben sollte, hast du, soweit ich gesehen habe, eingehalten.
Ich habe einige Flüchtigkeitsfehler entdeckt (das/dass, den/denn, normalerweiße), die beim Approval nicht mehr vorkommen sollten. Ich habe den Talk darum nicht fertig angeschaut, sondern bitte dich, den Rest noch einmal in diesem Sinne durchzugehen. Dann muss ich in deine Übersetzung weniger eingreifen, und das wäre sehr positiv.
Nachdem du die Übersetzung inhaltlich auf Vollständigkeit geprüft hast, lies dir den deutschen Text noch einmal ohne das englische Original durch. Im Idealfall klingt es so, als ob ein deutscher Muttersprachler den Vortrag gehalten hätte, ohne dass es ein fremdsprachiges Original gibt.
Übersetzen und gerade Untertiteln ist keine leichte Sache. Diese Tipps sollen dir für die Zukunft helfen, und nicht entmutigen. Ich hoffe, du kannst sie so aufnehmen. Ich freue mich jedenfalls auf deine weiteren Talks!
Glg, Johanna
Retired user
Hm, der Talk ist jetzt Marie zugewiesen. Marie, hast du den Review übernommen und dann wieder abgelehnt? Bitte schick den Talk im Editor durch Klick auf "Send back" wieder an Angela zurück, damit sie ihn überarbeiten kann.
Marie, du scheinst hier ganz neu zu sein, stimmt's? Erst einmal ein herzliches Willkommen :)
Für den Anfang solltest du zuerst einmal nur übersetzen (ca. 90 min an Talks), bevor du zum Review greifst. Dann hast du genug Erfahrung, um hilfreiche Reviews abzugeben.
Falls ihr Fragen habt oder etwas unklar ist, bitte mir eine Nachricht schreiben oder hier einen Kommentar abgeben.
Lg, Johanna