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Die Wahrheit über Elektrokonvulsionstherapie (EKT) – Helen M. Farrell

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    1982 klagte eine junge Krankenschwester
    über schwere, hartnäckige Depressionen.
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    Arbeit und Kontakte litten
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    und die Konzentration reichte
    nicht einmal zum Zeitunglesen.
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    Doch eine Behandlung änderte alles.
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    Nach zwei Sitzungen Elektrokrampftherapie,
    kurz EKT, verschwanden ihre Symptome.
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    Sie ging wieder arbeiten und schloss
    ein Aufbaustudium mit guten Noten ab.
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    Zunächst sprach sie offen
    über die Behandlung,
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    die ihr Leben veränderte.
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    Aber als sie feststellte,
    dass viele sehr negativ über EKT dachten,
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    hörte sie auf, darüber zu berichten.
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    Die EKT war stark stigmatisiert,
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    ein Überbleibsel ihrer Geschichte,
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    die mit der heutigen Praxis
    wenig zu tun hat.
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    Die Therapie wurde in der Medizin
    erstmals 1938 angewendet.
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    In den Anfangsjahren setzten Ärzte
    das Gehirn einem starken Stromfluss aus.
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    Das führte zu Krampfanfällen,
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    in deren Verlauf sich Patienten
    auf die Zunge beißen
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    oder sogar Knochen brechen konnten.
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    Die moderne EKT ist ganz anders.
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    Während der Patient
    unter Vollnarkose steht,
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    fügen Elektroden dem Gehirn
    schwache Stromschläge zu.
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    Das führt zur gleichzeitigen Aktivierung
    einer großen Zahl Neuronen --
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    also einem kurzen,
    kontrollierten Krampfanfall.
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    Ein Muskelrelaxans hält Krämpfe
    vom restlichen Körper fern.
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    Das einzige Anzeichen dafür,
    dass Elektrizität das Gehirn durchflutet,
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    ist ein zuckender Fuß.
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    Die Behandlung dauert etwa eine Minute
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    und die meisten Patienten sind nach
    einer Stunde wieder fit für den Alltag.
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    EKT wird oft bei schweren Depressionen
    oder bipolaren Störungen angewendet,
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    wenn Patienten nicht
    auf andere Therapien ansprechen
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    oder eine Unverträglichkeit
    gegen Medikamente vorliegt.
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    Bei über der Hälfte
    der behandelten Patienten
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    zeigt sich eine Linderung der Symptome.
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    Meist werden für eine gewisse Zeit
    2 bis 3 Sitzungen pro Woche angeordnet.
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    Manche Patienten verspüren
    schon nach einer Sitzung Linderung,
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    bei anderen dauert es länger.
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    Viele setzen die Behandlung
    in Intervallen bis zu einem Jahr fort;
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    einige brauchen lebenslang
    gelegentliche Nachbehandlungen.
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    Die moderne EKT
    ist viel sicherer als früher,
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    aber bei manchen Patienten
    zeigen sich Nebenwirkungen.
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    Nach der Behandlung klagen sie
    über Schmerzen, Müdigkeit oder Übelkeit.
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    Manche erinnern sich nicht
    an das Geschehen vor der Sitzung,
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    etwa daran, was sie
    am Vorabend gegessen haben.
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    Selten reichen die Erinnerungslücken
    Wochen oder sogar Monate zurück.
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    Die meisten Patienten gewinnen jedoch
    mit der Zeit ihr Gedächtnis zurück.
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    Es ist faszinierend,
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    dass wir trotz nachweisbarer Wirkung
    immer noch nicht wissen,
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    warum EKT wirkt.
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    Neuronen im Gehirn kommunizieren
    über elektrische Signale.
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    Sie beeinflussen die Chemie im Gehirn
    und steuern Stimmung und Verhalten.
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    Die Flut von elektrischer Aktivität
    durch EKT verändert diese Chemie.
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    Zum Beispiel setzt die EKT
    bestimmte Neurotransmitter frei,
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    Moleküle, die Signale zwischen Neuronen
    übertragen und die Psyche beeinflussen.
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    EKT stimuliert auch Hormone,
    die Depressionen lindern könnten.
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    Die EKT-Erhaltungstherapie funktioniert
    besser in Verbindung mit Medikamenten,
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    auch bei Patienten, die zuvor
    nicht auf diese reagierten.
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    Je besser wir das Gehirn erforschen,
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    desto wirksamer werden wir wohl
    EKT einsetzen können.
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    1995, mehr als ein Jahrzehnt
    nach ihrer ersten EKT-Behandlung,
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    veröffentlichte die Krankenschwester
    dennoch einen Erfahrungsbericht.
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    Wegen des Stigmas um die Behandlung
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    fürchtete sie negative Auswirkungen
    auf ihr Privat- und Berufsleben.
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    Sie wusste aber, dass EKT
    als Ultima Ratio helfen konnte.
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    Zwar wird die EKT noch immer verkannt,
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    aber solche Berichte
    machen Ärzte und Patienten
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    auf die lebensverändernden Möglichkeiten
    dieser Behandlung aufmerksam.
Title:
Die Wahrheit über Elektrokonvulsionstherapie (EKT) – Helen M. Farrell
Speaker:
Helen M. Farrell
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/the-truth-about-electroconvulsive-therapy-ect-helen-m-farrell

1982 litt eine junge Krankenschwester unter schweren, nicht nachlassenden Depressionen. Sie konnte weder arbeiten noch Kontakte pflegen oder sich konzentrieren. Eine kontroverse Therapiemethode änderte jedoch alles: Nach zwei Sitzungen Elektrokonvulsionstherapie (auch Elektrokrampftherapie, kurz EKT) legten sich ihre Symptome. Was genau ist Elektrokonvulsionstherapie also und warum wird sie so stigmatisiert? Helen M. Farrell erläutert Geschichte und Entwicklung der EKT.

Lektion von Helen M. Farrell, unter Regie von Artrake Studio.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:15

German subtitles

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